Das Robinet von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 1: 🕱 ------------ Am häufigsten kam es nach den Mittagessen vor, dass sich einer der Gefangenen auf die Krankenstation trollte, natürlich in Begleitung einer Wache, um eine zugefügte Verletzung während der Essenszeit, die irgendwie öfters ausartete, behandeln zu lassen. Rosalie, behandelnde Krankenschwester im Robinet hatte zu dieser Zeit schon immer ihren Notfallkasten heraus geholt und rätselte mit ihren Kolleginnen darüber, was sie heute behandeln durften. Sie dachten sich die verrücktesten Sachen aus, wie zum Beispiel Gabeln in den Knien oder ein Gesicht voll Kratzer, die von den Plastikmessern stammten, kicherten und verstummten sofort, als der Oberarzt an ihnen vorbei stolzierte. Er bedachte sie mit einem arroganten Blick, eine Augenbrauen hochgezogen und ließ eine Krankenakte auf ihrem Tresen liegen, ehe er wortlos wieder verschwand. „Der werte Doktor könnte auch mal ein bisschen was vertragen“, sie lachten und Rosalie blickte zu der Sprecherin, welche ihre Zunge gegen die Innenseite ihrer Wange drückte. Ein müdes Lachen kam über ihre Lippen, ehe sie sich die Akte nahm und durchging. Sie arbeitete noch nicht allzu lange hier, knapp drei Monate und noch immer hatte sie sich mit kaum einer der anderen Schwestern richtig gut angefreundet. Natürlich kamen sie miteinander aus, solange sie sich auf der Arbeit befanden, doch Privat hätten sie nie etwas zusammen unternommen. Gerade als sie die Akte wieder einsortieren wollte, hörte sie schon das Getuschel der Anderen und drehte sich um, ehe sie die Worte richtig vernahm: „Pass auf Rose, da kommt er wieder.“ Alle wandten sich irgendwelchen anderen Aufgaben zu, oder taten zumindest so, als wären sie beschäftigt, da beugte sie sich bereits über den Tresen und sah mit hochgezogener Augenbraue ihren Schützling an. „Spence.“ Der Häftling hatte schon das amüsierte Schmunzeln im Gesicht eingebrannt, wann immer er sie sah. Die Hände waren auf seinem Rücken gefaltet, in Handschellen gelegt, die Wache direkt hinter ihm. Das grelle orange des Overalls hob sich beißend von dem blau der Uniform des Wachtmeisters ab und wirkte noch schriller zwischen den sterilen, weißen Wänden des Krankenflügels. „Was simulieren wir denn heute?“, Rose faltete ihre Hände und wartete die Antwort ab, die er sich sicher wieder zurechtgelegt hatte. Spence war der Eine unter Hunderten, der ihnen fast täglich einen Besuch abstattete, sich nur von Rosalie behandeln lassen wollte und sich immer wieder was Neues ausdachte. „Bauchschmerzen, Ma'am“, er legte den Kopf schief und grinste sie an, doch seine grauen Augen wirkten noch immer eiskalt, „Ich sag Ihnen, der Fraß ist es. Daran liegt's“, er machte Anstalten, sich weiter vor zu beugen, doch der Wärter hielt ihn bei der Stange und rügte ihn für sein Verhalten. „Ich werde mal sehen, was ich da habe.“ Schwungvoll drehte sie sich, sodass ihre blonden Locken von einer Schulter auf die andere schwangen, langte an das Medizinschränkchen, um ihm eine niedrig dosierte Schmerztablette zu geben. Doch mitten in der Bewegung stockte sie. Auch die Schwester neben ihr schien es gehört zu haben, denn sie erhob sich von ihrem Sitz und beugte sich weiter vor, um besser sehen zu können. Laute Schritte und aufgeregte Rufe drangen zu ihnen durch. Es war lautes Fluchen, Anweisungen und immer wieder mischte sich ein Knurren darunter. Verwirrt runzelte sie die Stirn und stellte das kleine Döschen mit den Tabletten auf dem Tresen ab, während sie ebenso neugierig, wie die anderen Schwestern darauf wartete, wer durch die Tür kam. Mit einem lauten Knall schlugen die Türen gegen die Wand. Schuhe quietschten auf dem Boden. Nun verstanden sie auch die Worte. „Verdammt, halt ihn endlich ruhig!“ „Wie denn? Er-“, der zweite Wärter brach ab und fluchte nur noch lauter vor sich hin. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie man Spence beiseite zog, um Platz zu machen. Die beiden Wärter hatten allerhand zu tun, um den verwahrlost aussehenden Häftling festzuhalten. Dieser trat um sich, hatte die Hände zu Krallen verformt und suchte nach den Gesichtern der Wärter, um sie zu kratzen, während sein Kopf von einer Seite zur anderen zuckte. Dieser Anblick allein war noch nicht das Sinnbild des Schreckens. Was viel furchteinflößender war, war sein Kiefer. Immer wieder wollte der Fremde zuschnappen, neigte den Kopf so weit zurück, dass es wie ein abartiger Winkel aussah und versuchte den einen Wärter zu beißen, wenn er es nicht schaffte, widmete er sich dem Nächsten. Schaffte er es dort nicht, schien er einen Wutausbruch zu kriegen und trat um sich, sein Kopf zuckte noch wilder von einer Seite zur anderen. Die Männer blieben vor dem Empfang stehen und sie hörte die dumpfen Tritte des Insassen gegen den Tisch. Er warf sich vor und zurück. Sein Speichel tropfte auf das Holz der Theke und die Unterlagen, das Schlimmste jedoch, war sein fauliger Atem, der ihnen entgegenschlug, als der Fremde sich zu weit über den Tresen beugte. „Wir brauchen Beruhigungsmittel und eine Erstversorgung“, Wärter Sewell hatte immer größere Probleme den Mann festzuhalten, doch die Schwester neben Rose reagierte sofort, war aufgesprungen und das Klimpern des Schlüsselbundes, verriet ihr, das sie bereits den Schlüssel für das Notfallzimmer suchte. Rosalie hingegen hatte nun erst begriffen, weswegen der Mann eine Erstversorgung brauchte. Sicher nicht wegen seiner Raserei, aber wegen einer Wunde, die er sich aller Wahrscheinlichkeit nach wegen dieser zugezogen hatte. Sein zerknittertes und verdrecktes Hemd war an der rechten Schulter vollgesogen mit Blut – wobei sie jetzt anfing zu hoffen, das es nicht das eines Unschuldigen war. Ihre Kollegin hatte bereits das Notfallzimmer aufgeschlossen und die drei Männer folgten ihr, kurz darauf kam auch die Blonde in den Raum. Mit aller Macht versuchten die Wärter den Fremden an das Bett zu fesseln, während die andere Schwester an dem Medizinschränkchen eine Beruhigungsspritze vorbereitete. Die Männer hatten wirklich reichlich Mühe, den neuen Häftling unter Kontrolle zu kriegen, aber nach einigen Minuten hatten sie es endlich geschafft und der Mann war an der Liege festgezurrt. Argwöhnisch beobachtete sie das ganze – noch immer schnappte er um sich, nur jetzt wo er nicht mehr allzu viel Bewegungsfreiheit hatte, wurde das tiefe Knurren aus seiner Kehle immer lauter und er fing schier an zu Bellen, wie ein Hund. Die Schwester legte das kleine Silbertablett auf dem Tischchen neben der Liege ab und sog die Flüssigkeit aus dem winzigen Glas in die Spritze auf. Rose war bereits damit beschäftigt den Ärmel hochzukrempeln und wenigstens den Arm still zu halten. Es war ein Kampf für sich, weil der Kerl wohl nun ein Augenmerk auf ihr Fleisch gelegt hatte und versuchte nach ihr zu schnappen. Glücklicherweise wurde sie alsbald abgelöst, als ihre Kollegin die Spritze setzen wollte. Mit einem fragenden Blick wandte Rose sich an die beiden Wärter, die den Mann hergebracht hatten: „Wo haben Sie den denn aufgegabelt?“ Die beiden tauschten einen Blick aus und versuchten dann zu erklären: „Im Hauptteil, in der Kantine kam es beim Essen zu einem Aufstand. Er war einer der Hauptbeteiligten und als er sich verletzte, haben wir ihn sofort hierher gebracht und-“ Weiter kam er nicht, da durchschnitt ein schriller Schrei die Konversation. Panisch drehte Rose sich um und sah sofort das ganze Blut, das sich auf den Boden ergoss. Im Nachhinein werden sich sicher viele fragen, wie dies eigentlich möglich gewesen war – aber sie konnte es einfach nicht sagen, geschweige denn rekonstruieren. Der Häftling hatte sich befreit und sein rechter Arm schwang wild durch die Gegend. Anscheinend machte ihm die Wunde an der Schulter gar nicht zu schaffen. Und mit seinem schnappenden Kiefer hatte er es geschafft, der behandelnden Schwester den Finger abzubeißen. Während die beiden Wärter versuchten den Mann zu beruhigen und wieder zu fesseln, kam eine weitere Schwester ins Zimmer. Augenblicklich wich dieser jegliche Farbe aus dem Gesicht, doch vollkommen professionell eilte sie ihnen zu Hilfe. „Rose, hilf uns!“, in dem ganzen Durcheinander war ihr gar nicht aufgefallen, das sie wie erstarrt war und musste tief durch atmen, bevor sie sich daran machte den beiden Frauen zu helfen. „Wir müssen sie weg von diesem Spinner bringen, in ein anderes Zimmer. Los!“ „Holt einen Arzt!“ Einer der Wächter war schon hinaus gestürzt um sich auf die Suche zu machen, während sein Partner die Verletzte stützte und in ein anderes Zimmer geleitete. Rose versuchte die Hand des Fremden zu schnappen und ihn wieder fest zu binden, doch er wehrte sich so heftig gegen jegliche Berührungen, dass es unmöglich war. Beinahe hätte die Angst, dass er sich völlig von den Fesseln losreißen könnte, sie übermannt, doch war es etwas anderes, dass sie wieder zurück in die Realität riss. Ein dumpfer Schlag gegen die Schulter ließ sie zurück taumeln, als Doktor Duprais an ihr vorbei rauschte, dem Wächter, der mit ihm zurückgekehrt war, irgendwelche Anweisungen zu rufend. Sie versuchten den Häftling nieder zu kämpfen. Noch immer wehrte er sich heftigst, schnappte mit seinem geifernden Kiefer nach den Behandelnden und versuchte sich loszureißen, doch allmählich schien die Beruhigungsspritze zu wirken. Seine Beine lagen schlaff, die Arme schienen auch schwerer zu werden und auch sein Kopf zuckte nicht mehr so wild von einer Seite zur anderen. Doktor Duprais entließ den Wachmann und machte sich selbst daran, die Vitalfunktionen zu überprüfen. Rosalie stand noch immer verängstigt an der Wand, die Faust über ihrem Herzen geballt, das wie wild in ihrer Brust schlug. Der fremde Häftling starrte mit leeren Augen hinauf an die Decke. Kaum merklich öffnete er immer wieder den Mund, Speichel lief über seine Wange. Er schien mehr tot, als lebendig. Ein Anblick, bei dem es ihr eiskalt den Rücken hinunter lief. Die Uhr tickte viel zu laut. Jedes einzelne Vorrücken des Zeigers dröhnte in ihren Ohren, wie der Schlag einer Glocke. Man hatte ihr gesagt, sie sähe kreidebleich aus, sie solle sich hinsetzen, damit sie wieder zur Ruhe fand, doch Rosalie musste sich ablenken und am besten ging das mit Arbeit. Auch wenn sie nun mehr an dem Schreibtisch hing, statt wirklich zu sitzen. Sie versuchte, Akten zu sortieren, Krankenblätter aus zu füllen und suchte vor allem nach der Akte des ihr fremden Häftlings. Als der Doktor gerade an ihr vorbei lief, die Hände tief in den Taschen seines Kittels versteckt, hielt sie ihn sofort an: „Doktor Duprais?“ Er blieb abrupt stehen und drehte sich langsam zu ihr um, wobei er sich mit einer Hand durch seine kurzen, rotblonden Haare fuhr. Er sah nicht gerade erfreut darüber aus, sie hier sitzen zu sehen, wo er selbst schon mehrere Male zu ihr sagte, sie solle doch eine verdammte Pause machen. „Können Sie mir den Namen des Patienten geben, damit ich die Akte-?“ Sie hatte noch nicht ein mal richtig angefangen, da hob er schon die Hand, um sie zu unterbrechen: „Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen machen, ich habe bereits eine andere Schwester damit beauftragt und will, dass Sie jetzt eine Pause machen.“ Sie öffnete den Mund, um Luft zu holen, doch ließ man sie abermals nicht zu Wort kommen. „Keine Widerworte. Machen Sie eine Pause.“ Er klopfte auf den Tresen und seine Mundwinkel zuckten, doch brachte er kein richtiges Lächeln zu Stande und ging dann schließlich, ohne ein Wort des Abschieds. Mit einem genervten Seufzen ließ sie die Arme auf den Tisch sinken und sah sich nach ihren Kolleginnen um. Diejenige, die ihr am nächsten saß, hob nur die Augenbraue und neigte den Kopf leicht in ihre Richtung, mit der deutlichen Botschaft, dass der werte Doktor Recht hatte. So erhob sie sich und nahm ihre Sachen, mit dem Gedanken, dass sie sich vielleicht etwas zu Essen holen sollte um ihren Magen zu beruhigen und an die frische Luft gehen, um ihren Kopf frei zu kriegen. Rosalie holte sich ihre Jacke und zog sie schlicht über die Arbeitstracht. Weit weg gehen würde sie eh nicht können, so abgelegen, wie das Robinet lag, doch immerhin gab es draußen eine wunderschöne Landschaft, in der man für die wenigen Minuten Pause, die man am Tag hatte, seinen Kopf ausschalten und die Natur genießen konnte. „Bis später“, die Schwester hinter der Theke hob kurz die Hand zum Abschied und da fiel Rosalies Blick auf das kleine Döschen mit den Schmerztabletten, die sie doch eigentlich Spence hatte geben wollen. So beschloss sie, die Tabletten einzustecken und noch ein mal einen kurzen Abstecher zu Spence zu machen. Wenn er denn solch heftige Bauchschmerzen hatte. Doch nur einen Moment blieb sie vor der Tür, die sie aus der Krankenstation hinaus führte stehen und blickte zu dem kleinen Notfallzimmer, in das man die verletzte Krankenschwester verlegt hatte. Sie war in Ohnmacht gefallen und bis dato noch nicht wieder aufgestanden. Die Blutung war gestillt worden und den Finger hatte man Gott sei Dank wieder annähen können. Man würde sie noch weiter überwachen und dann so bald es ging nach Hause schicken, oder in ein ruhigeres Krankenhaus überweisen, sodass sie nicht auch noch psychisch gestresst wurde. Ein verrückter Tag, wenn man es sich genauer überlegte. Ab und zu kam es natürlich vor, dass sie schwere Verletzungen zu behandeln hatten, doch so etwas, war noch nie passiert. Zumindest nicht in der Zeit, in der Rosalie hier tätig war. Und das dann sogar noch eine Schwester dermaßen involviert wurde, ließ sie auch nur den Kopf schütteln. Mit einem leisen Seufzen verließ sie die Station und ging den langen Trakt hinunter, der sie zu den Zellen führte, die quasi als Krankenzimmer fungierten. 12-B. Dort hatte man Spence untergebracht. Sie grüßte den Wachmann, der ihr nur brummelnd zunickte und für sie die Tür öffnete. Ihre Schuhe quietschten mit jedem Schritt auf dem Linoleum. Viele der Zellen, an denen sie vorbei kam, waren geöffnet, weil sie im Moment keiner bewohnte. Die wenigen, die geschlossen waren, waren zur Zeit von Insassen belegt, die sich über kleinere Übel beschwerten, wie Migräne, Bauchschmerzen und derlei Dinge. Als sie die Zelle von Spence erreichte, wartete dieser bereits an der Tür auf sie und streckte verlangend die Hände nach der Tablette aus. Rosalie verzog den Mund über diese Geste, schüttelte jedoch eine der weißen Pillen aus der Dose und legte sie auf die kleine, metallene Oberfläche in der Tür, durch die die Gefangenen Sachen entgegen nehmen konnten. „Vielen Dank, Sweetie“, antwortete er und schluckte die Tablette prompt, ohne noch ein Mal mit Wasser nachzuspülen. „Gerne. So lange ich dich hier morgen nicht noch ein mal sehen muss.“ „Oh, schade. Ich wollte Sie so gerne zum Essen ausführen“, antwortete er mit einer Entrüstung, von der sie nicht sagen konnte, ob sie gespielt war, „Nun ja, jedenfalls wird das meine erste gute Tat sein, sobald ich hier raus bin.“ Er entblößte eine Reihe weißer, doch schiefer Zähne. Schnell wandte Rose sich ab um zu gehen, mit dem Verweis, dass sie nun wirklich Pause machen würde, als der Insasse sie davon abhielt: „Hey, warte mal. Der Kerl vorhin, was ist da passiert?“ Sie bedachte ihn mit einem fragwürdigen Blick und antwortete trocken: „Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“ „Oh, ich glaube aber schon. Der Kerl kam mir die ganze Zeit schon nicht ganz koscher vor und jetzt das? Wenn ich mich recht entsinne hat er früher in irgendwelchen tropischen Regionen gelebt. Ich war da auch mal, wissen Sie? So was hab ich schon mal gesehen, wissen Sie? Eigentlich hätte der Kerl sich gar nicht mehr so wehren können, mit so einer Wunde, aber-“ „Okay, solche Sachen, sollten Sie womöglich besser dem Doktor erzählen und nicht mir“, sie schüttelte sich und ging mit schnellen Schritten zurück zum Eingang des Traktes, wo ihr der Sicherheitsmann einen schrägen Blick hinter her warf. Es kümmerte sie nicht und schnell versuchte sie an die frische Luft zu kommen. Die brauchte sie nun nämlich ganz dringend, nach allem, was heute passiert war. Sie setzte sich auf eine der Bänke, welche vor dem Eingang der Krankenstation aufgebaut worden waren und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Es war kühl geworden, doch in diesem Moment tat es mehr als gut und sie freute sich tatsächlich ein wenig, endlich ihre Ruhe zu haben, die für mehrere Minuten sogar anhielt. Bis ein Taxi vorgefahren kam und nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür zum Krankenhaus. Heraus kam die Schwester, der zuvor der Finger abgebissen wurde. Doktor Duprais stützte sie und trug ihr sogar die Tasche hinterher, was Rosalie nicht von ihm erwartet hätte. Sie beobachtete, wie er sie auf die Rückbank setzte, sich mit dem Fahrer unterhielt und sah schließlich das Taxi davon fahren. Der Doktor blieb einen Moment am Straßenrand stehen, ehe er in seine Hosentasche griff und eine Packung Zigaretten hervor holte, wovon er sich eine ansteckte. Eine Eigenschaft die sie nicht an ihm mochte, doch musste sie zugeben, dass es etwas hatte, ihn dort so stehen zu sehen. Anscheinend hatte er sie bemerkt, während sie noch ihren Gedanken nach hing und kam auf sie zu. „Sie sollten gehen, sobald die Nachtschicht antritt. Sie sehen noch immer ziemlich mitgenommen aus.“ Rose konnte ihn nur ansehen, nicht ein Wort kam aus ihrem Mund, doch der Doktor schien sich daran nicht zu stören und trat die Zigarette auf dem Asphalt aus, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und ohne ein weiteres Wort wieder im Gebäude verschwand. Sie sah ihm nicht nach und blieb noch wenige Minuten sitzen, ehe sie sich erhob und ihre Pause für beendet erklärte. Als sie sich auf den Rückweg machte, war sie am überlegen, ob sie den Doktor zu Spence schicken sollte, doch dazu kam sie nicht ein mal, weil sie direkt in den nächsten Tumult stolperte. Sofort eilte sie zum Empfang und fragte ihre Kollegin: „Was ist hier los?“ Alle schienen mehr als aufgebracht, doch keine der Schwestern regte sich von ihrem Platz. „Die Typen in der Geschlossenen machen einen Aufstand, Sicherheitskräfte sind bereits da und versuchen das zu regeln.“ Rosalie hob den Blick und sah auf die schwere Eisentür, die den sicheren Bereich mit den Einzelzellen und ihrem Empfang abtrennte von dem Bereich, in dem die wirklich schlimmen Kerle untergebracht wurden. Sie selbst konnte hinter der Tür nicht wirklich etwas hören, doch dem Verhalten der anderen nach zu urteilen schien es etwas wirklich Schlimmes zu sein. „Wie konnte das passieren?“ „Vielleicht mehrere Leute auf einmal in dem kleinen Aufenthaltsraum und sie sind irgendwie aneinander geraten.“ „Weiß Doktor Duprais etwas davon?“ Die Schwester, mit der Rosalie sich gerade unterhielt, sah sie an und nickte leicht, ehe sie sagte: „Ja, er ist auch dort drinnen, vermutlich um direkt erste Hilfe zu leisten, sollte etwas Schlimmeres passieren.“ Und kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, ertönte ein dunkles Summen und die Tür öffnete sich. Der Doktor trat heraus und stützte einen der Wachmänner, zusammen mit einem weiteren Mann. Besorgnis zeichnete sich auf den Gesichtern der Anwesenden ab und ein leises Tuscheln ging durch den Raum. Die Männer brachten den Mann zu einem Stuhl, sodass er sich setzen konnte und erst als sie sein Hosenbein hoch krempelten, sahen sie den Grund, warum er so humpelte und vor Schmerz das Gesicht verzog; eine ovale Wunde, vielleicht so groß wie ein Ei. Es wirkte schon fast, als wäre ihm ein ganzes Stück Fleisch einfach herausgerissen worden. „Oh mein Gott, was ist passiert?“, die Frau, mit der Rosalie sich gerade noch unterhalten hatte, beugte sich neugierig über die Theke, während sie selbst versuchte ein wenig hilfreich zu sein und Schmerztabletten, sowie Desinfektion und Binden holte, damit sie die Wunde versorgen konnten. Der Verletzte seufzte schwer und verzog vor Schmerz das Gesicht, als der Doktor anfing die Wunde zu desinfizieren: „Der Kerl, von heute Mittag, frag mich nicht, wie er es geschafft hat, wieder auf den Beinen zu sein, hat wohl wahllos weitere Insassen angegriffen und schließlich mich gebissen. Der Wichser hat mir ein Stück Bein raus gebissen!“ Die Blondine betrachtete ihn genauer und stellte fest, dass er tatsächlich einer der Wachen war, die den Wahnsinnigen heute Mittag auf die Station gebracht hatten. Anscheinend war der Häftling allen nicht ganz koscher und das Verhalten, das er an den Tag legte, schien auch nicht besser zu werden. Aber was war sein Problem? Die Worte von Spence fielen ihr wieder ein und sie sah zu dem Doktor auf, der gerade einen Druckverband anlegte. Sollte sie es ihm sagen? Am Ende war es nur Nonsens, was ihr Stammpatient hatte loswerden wollen. So verkniff sie es sich, den Doktor anzusprechen. Er war letzten Endes auch schneller wieder weg, als ihr lieb war, um einen erneuten Rundgang mit dem anderen Wächter auf der anderen Seite der Eisentür zu machen. Als diese sich dieses Mal öffnete, war es vollkommen ruhig dahinter. „Heute ist wirklich ein komischer Tag“, murmelte die Schwester hinter dem Tresen und nahm wieder Platz, damit sie sich wieder ihrer Arbeit widmen konnte. Ein unruhiger Ausdruck machte sich auf Rosalies Gesicht breit. Da sagte sie aber was. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Es war schon später Abend und langsam wurde es Zeit für die Essensausteilung. Etwas, was sie heute garantiert nicht machen würde. Glücklicherweise kamen einige der Schwestern, die Nachtschicht hatten und lösten sie ab. Mit einem mulmigen Gefühl machte sie nun auch Feierabend, was nach dieser Schicht dringend nötig war und ein letzter Blick auf die Tür hinter ihrem Empfang ließ ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Selbst der längste, tiefste und erholsamste Schlaf hätte sie nicht auf das vorbereiten können, was sie vorfand, als sie am nächsten Tag zur Arbeit kam. Es war, als würde sie wie Alice von einem Unheil ins Nächste stürzen. „Was ist nun schon wieder?“, sofort war Erschöpfung aus ihrer Stimme heraus zu hören, als sie ihre Handtasche unter dem Tresen versteckte und Platz nahm. „Gestern Nacht sind schon wieder Krawalle ausgebrochen“, murmelte die Krankenschwester, die neben ihr saß, „Keine Ahnung, was in deren Köpfen los ist.“ Rosalie runzelte die Stirn und beobachtete, wie die anderen Schwestern eilig herum wuselten und Medikamente und Verbände zusammen sammelten, ehe sie mit mehreren Wachmännern durch die metallene Tür hinter ihnen verschwanden. Mittlerweile schien dort wieder alles ruhig zu sein. Eine Sache, die sie ebenso beängstigte und der anbrechende Abend machte es auch nicht besser. Sie hoffte, dass die Insassen einfach schlafen gehen würden und Ruhe gaben. Normalerweise waren Nachtschichten immer ruhig gewesen, doch das konnte sich anscheinend schnell ändern, wenn alle nun so am durchdrehen waren. Rosalie beschloss schließlich damit anzufangen die Tabletts von der Essensausgabe wieder einzusammeln und garantiert würde sie nicht in dem Trakt beginnen, in dem anscheinend der Wahnsinn ausgebrochen war. Stattdessen ging sie zu dem Trakt, in dem die Häftlinge saßen, die sie für einen Tag beobachteten und musste dort feststellen, dass der gute Spence noch immer in seiner Zelle verweilte. „Guten Abend, Mylady“, grüßte er sie, als sie an die Gitter trat. Genervt verdrehte sie die Augen und verlangte nach seinem Tablett. „Und wie geht es unserem Neuankömmling von gestern? Hat der gute Doktor schon mit ihm gesprochen? Hier kriegt man wirklich gar nichts mit“, beschwerte er sich, als er sich wieder von der Tür entfernte und zu dem kleinen Nachttisch ging, um das Tablett zu holen. „Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht. Daher ist es ganz gut, dass Sie nichts mitkriegen“, konterte sie, vielleicht ein bisschen zu zickig für ihren Geschmack, aber diese Schleimerei von Spence konnte sie nun gerade gar nicht gebrauchen. „Ich meine es aber ernst“, und genauso klang er auch, als er mit einem Mal wieder an der Zellentür stand und das graue Plastik mit den leeren Tellern zu ihr hinüber schob. Sie erwiderte seinen eindringlichen Blick und versuchte zu ergründen, was genau in ihm vorging. „Ich auch“, patzte sie stattdessen heraus und handelte sich ein tückisches Grinsen von dem Insassen ein. „Wirklich, kleine Rose, Sie sollten sich von dem Kerl fernhalten. Am besten bringen Sie ihn auf der Stelle um, bevor er noch Schlimmeres anstellen kann.“ Sie runzelte die Stirn und wollte sich das Tablett schnappen, doch seine Hände schnappten sofort nach ihrem Armen und vor Schreck ließ sie es fallen. Klappernd fielen die Sachen zu Boden und einer der Teller rollte einige Meter den Flur hinunter. „Sagen Sie es dem Doktor. Der Kerl muss sterben, ehe es zu spät ist.“ Sie sah ein Funkeln in seinen Augen, eines, das ihr eiskalte Schauer den Rücken hinunter jagte, denn sie hatte es schon viele Male hier gesehen. Er verspürte Blutlust. Ihr Herz setzte einen Moment aus, ehe es zu einem irren Galopp ansetzte, sie versuchte sich loszureißen, schaffte es aber nicht und die Panik begann ihre Kehle zu zuschnüren, während Spence immer weiter auf sie einredete. Sein Wortschwall vermischte sich mit dem Rauschen ihrer Gedanken in ihrem Kopf, Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie wollte schon schreien, als der Druck zu groß wurde und nichts mehr an sie heranzukommen schien, als ein weiteres Paar Hände sich um ihre Arme legte und sie von dem festen Griff befreite. Wie durch einen dumpfen Schleier hörte sie Worte, verstand sie jedoch nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihre aufgestiegene Panik zu unterdrücken, sich selbst zu beruhigen. Fahrig fuhr sie sich über die Augen, um die schwimmende Sicht weg zu bekommen und erkannte nun Doktor Duprais, der sich eingehend mit Spence unterhielt. Allmählich fing sie an, einzelne Wortfetzen mitzukriegen und runzelte die Stirn. Anscheinend nutzte der Insasse nun seine Chance und versuchte dem Doktor alles zu berichten, was er wusste, doch dieser schien genauso drein zu gucken, wie Rosalie selbst und nicht wirklich zu glauben, was man ihm da gerade auftischte. Schließlich wandte er sich ab und Rosalie zu, sagte jedoch nichts und begann stumm das Tablett und jegliche Teller aufzusammeln, die hinunter gefallen waren. Zusammen verließen sie den Trakt und hörten, wie Spence ihnen noch hinter her rief: „Öffnet nie wieder diese verdammte Tür!“ Wortlos schob Doktor Duprais das graue Tablett in den Essenswagen. „Es tut mir leid, Doktor“, brachte sie schließlich über die Lippen und sah beschämt zu Boden, sie konnte ihm einfach nicht ins Gesicht sehen. „Gut, ich hoffe Sie verstehen nun, dass Sie sich nicht mit Häftlingen anfreunden sollten“, als er diese Worte sprach hob sie den Blick. Auf seinen glatten Zügen zeigte sich keine Regung, nicht ein mal ein überhebliches Lächeln á la Ich habe es Ihnen doch von Anfang an gesagt. Kleinlaut nickte sie und entschuldigte sich abermals, ehe der Doktor ging. Ihre blauen Augen fielen auf den breiten Essenswagen. Sicherlich hatte sie noch nicht alle Tabletts eingesammelt, doch sie wollte auch nicht noch ein mal in diesen Trakt gehen. Die Worte von Spence hallten ihr noch immer im Kopf nach und sie schüttelte sich leicht, als wenn sie sie so loswerden konnte. Doch das nagende Gefühl in ihrem Bauch ließ sich nicht abschütteln und mit gesenktem Blick trollte sie sich zurück an den Counter. „Was war denn los?“, fragte die junge Frau, die dort noch immer saß und sah sie besorgt an, „Der Duprais sah ziemlich verärgert aus, als er hier vorbei gerauscht ist-“ Rosalie hob eine Hand und schüttelte den Kopf, um sie so zum Schweigen zu bringen, denn sie wollte nicht darüber reden und anscheinend verstand sie diesen Wink auch, denn sie schluckte die nächsten Worte hinunter und richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. Mit einem schweren Seufzen ließ Rose sich auf den Stuhl neben ihr fallen und versuchte das ganze zu verdauen, allerdings schien ihre Kollegin doch nicht lange den Mund halten zu können. „Ich hab vorhin bei Esther angerufen, um mich zu erkundigen, wie es ihr geht“, begann sie und sofort war Rosalie aufmerksam, als sie sich daran erinnerte, was der Guten gestern passiert war – man hatte ihr einfach den Finger abgebissen, unglaublich, „Man hat sie in ein anderes Krankenhaus verlegt und so wie es sich angehört hat, geht es da auch gerade ziemlich rund. Sie wissen nicht, was mit ihr los ist, aber erst war es nur Fieber und solche Symptome, dann soll sie komplett ausgerastet sein und man musste sie still legen.“ Verschwörerisch beugte die Schwester sich zu ihr herüber und studierte ihr Gesicht genaustens, als Rose selbst ein wenig an Farbe verlor. Das ganze klang viel zu Unglaublich, als das sie es wirklich, nun ja, glauben konnte. „Aber sie ist doch gar nicht so“, brachte sie stumpfsinnig hervor und runzelte die Stirn. Das sah ihr absolut nicht ähnlich und erinnerte sie wieder viel zu sehr an den Vorfall von gestern. Automatisch drehte sie ihren Kopf ein wenig, um aus dem Augenwinkel zur schweren Eisentür hinter ihr schielen zu können. Es war komplett ruhig. „Sind die Wachen schon wieder weg?“ Die Frau zuckte mit den Schultern und lehnte sich in ihrem Stuhl wieder zurück: „Keine Ahnung, ich hab niemanden gesehen, aber der Doktor ist wieder draußen, also gehe ich mal davon aus.“ Ungläubig sah Rosalie ihr ins Gesicht und schüttelte den Kopf: „Hast du deinen Arbeitsplatz wieder verlassen? Was hast du gemacht, warst du pinkeln oder eine rauchen?“ Anstatt eine konkrete Antwort zu geben, kicherte sie nur leise in ihre Hand. Rosalie versuchte sich wieder auf ihre Arbeit zu besinnen, doch lange blieb sie dieses Mal auch nicht ungestört. Zuerst war es nur ein leises Klackern in unregelmäßigen Abständen und sie sprach ihre Kollegin darauf an, ob sie es auch hörte, doch verneinte sie nur und tippte fröhlich weiter auf ihrem PC herum. Normalerweise würde Rosalie es dabei auch belassen und sich ebenfalls wieder ihrer Arbeit widmen, doch die letzte Zeit war so seltsam, dass es ihr den Magen umdrehte, wenn sie auch nur einem gruseligen Gedanken daran nach hing. Sie warf einen Blick zur Vordertür. Mittlerweile war es pechschwarze Nacht und die grellen Neonleuchten blendeten, ein Kontrast, bei dem ihr immer ein wenig übel wurde. Vielleicht ließ sie das eklige Licht auch ein wenig halluzinieren, denn aus dem leisen Klappern wurde schließlich ein ekliges Kratzgeräusch. „Du kannst mir aber nicht sagen, dass du das jetzt nicht hörst, oder?“ Die Angesprochene hob den Kopf und lauschte, man konnte genau erkennen, wie sich ihr Gesicht verzog und sie schließlich fragte: „Was ist das?“ Ihr Stuhl quietschte leise, als sie sich umdrehte und versuchte, heraus zu finden, von wo genau das Geräusch kam. Schließlich fiel ihr Blick auf die große Eisentür. Wie aufs Stichwort verwandelte sich das Kratzen in lautes Poltern und unheilvolles Stöhnen, Krächzen und Kreischen drang gedämpft zu ihnen durch. Schockiert sprangen sie beide auf und stolperten gegen den Empfangstisch. „Geht das schon wieder los?“, Rosalies Kollegin sah mehr als verärgert aus, als sich augenscheinlich weitere Krawalle ankündigten. Während sie nach dem Telefon griff, um sowohl den Sicherheitsdienst, als auch den Doktor zu informieren, stierte Rosalie mit Argusaugen auf die Tür, als würde sie jeden Moment nachgeben und aufbrechen. Doch natürlich geschah nichts dergleichen. Wenn sie ehrlich war, klang es auch nicht so, als würden die Insassen sich wieder gegenseitig an die Gurgel gehen. Mit einem lauten Knall, der Rose aufschrecken ließ, legte ihre Kollegin das Telefonat auf und es brauchte auch nicht lange, da kam schon Doktor Duprais um die Ecke. „Was ist nun schon wieder?“, er musterte die beiden mit gerunzelter Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die sind da drinnen schon wieder am durchdrehen.“ „Nein, das klingt anders“, brachte Rosalie sofort ein und sah den Doktor flehend an, der daraufhin nur die Augenbraue hoch zog. „Wir werden auf den Sicherheitsdienst warten“, antwortete er bestimmt und ging hinüber zu der Tür, um an ihr zu lauschen. Das, was auch immer dahinter passierte, klang garantiert nicht wie einer der üblichen Aufstände. Es klang gequält und eher so, als verlangten sie nach etwas. Das Geräusch ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen und ihr Herz begann schneller zu klopfen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihr war eisig kalt und doch spürte sie, wie sich Schweiß auf ihrer Stirn bildete. Sie hatte Angst. Wahnsinnige Angst. Bei ihrer Kollegin schien es auch nicht anders zu sein und selbst der Doktor wandte sich mit einem mulmigen Gefühl wieder von der Tür ab. „Das ist seltsam“, murmelte er zu sich selbst und warf einen fragenden Blick zu den beiden Schwestern, die in ihrer Angst näher aneinander gerückt waren, „Das ist anders, als die letzten Male.“ Sie alle zuckten zusammen, als ein lauter Knall zu hören war und eine handvoll Wachmänner in den Raum traten. Sie alle sahen nicht sonderlich begeistert aus und einer von ihnen grummelte haltlos: „Ich hab keinen Bock mehr auf diese Irren“, und schließlich wurde er sogar etwas lauter, als wolle er sich direkt an den Doktor wenden und ihn anschuldigen, „Wir haben so viel Betäubungen in die rein gejagt, das hätte sogar das stärkste Pferd umgeworfen, warum also die nicht?“ „Die sind wirklich nicht normal. So was hab ich noch nie erlebt“, fügte ein anderer Mann hinzu. Langsam aber sicher begann es in Rosalies blondem Köpfchen zu rattern. „Machen Sie einfach die Tür auf“, Doktor Duprais fauchte ihm diese Worte schon fasst entgegen, eine Eigenart, die man ihm nicht zugetraut hätte und der Wachmann, der anscheinend die Führung hatte, schüttelte mit einem bitteren Ausdruck das Gesicht, kam diesem Befehl aber nach. Just in diesem Moment machte es in Rosalies Kopf Klick, gerade als sie an die Worte von Spence dachte und sie stolperte nach vorne: „Oh Gott, macht nicht diese Tür auf, bitte!“ Blanke Panik spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder und Hilfe suchend sah sie sich nach dem Doktor um. Er musste doch wissen, was hier geschah, er hatte doch auch mit Spence gesprochen! Doch als sie seinen Blick fand, sah sie dieses seltsame Funkeln in den braunen Augen und unmerklich hoben sich seine Mundwinkel zu einem mysteriösen Lächeln. Und als sie endlich verstand, war es bereits zu spät und die Tür wurde geöffnet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)