Eiskalte One-Shots von loire ================================================================================ Schneesturm ----------- Ein eiskalter Wind fegte Emma einen schier endlosen Schwall an Schneeflocken ins Gesicht. Die Sicht war mehr als schlecht und… war da was? Eine Bewegung irgendwo zwischen Dunkelheit und Schneegestöber. Oder war es nur Einbildung? Emma hatte innegehalten, die Hand vor dem Gesicht erhoben um die Augen zu schützen und den verschwommenen Fleck besser zu fixieren. Doch, dort zwischen den jungen Fichten bewegte sich etwas, musste sich etwas bewegen. Langsam, um nicht über eine verborgene Wurzel zu stolpern, stapfte sie durch den Schnee darauf zu. Vielleicht sollte sie das blöde Ding nochmal rufen? Wenn es denn auf mehr als seinen verflixten Namen hören würde… Nein, sie wagte es nicht. Es schien als würde der Schnee noch dichter fallen mit jedem Schritt den sie auf die Fichten zuging. Wie war sie bloss plötzlich in diesen Schneesturm geraten? Am Vormittag hatte die Sonne vom Himmel gelacht und die dünne Schneeschicht glitzern lassen. Die Umgebung sah nach den grauen Vortagen endlich einladend aus. Meisen schwärmten lebhaft von einem Baum zum nächsten. Ihr zwitschern klang wie ein fröhliches Lied. Davon in Hochstimmung versetzt hatte Emma auch ihren Tieren den Stall geöffnet. Die Hühner hatten einen kritischen Blick auf den Schnee geworfen, waren vorsichtig ein paar Schritte hinaus gelaufen. Nur um sofort wieder umzukehren. Diese faulen Vögel waren zu verwöhnt geworden. Dabei schliefen sie im Sommer viel lieber in den Bäumen und versteckten die Eier an den unmöglichsten Orten. Für so kleine Tiere machten sie viel Arbeit. Nun, die Ziegen waren viel ärger, dachte sie seufzend. Die Fichten standen dicht beieinander. Obwohl Emma während des Grübelns ein gutes Stück näher gekommen war, konnte sie nicht erkennen was sich dort verbarg. Oder ob sich überhaupt etwas verbarg. Die Bäume würden ihr Schutz geben. Sie könnte sich darunter einen Moment ausruhen und ihren Plan überdenken. Besser wäre natürlich, wenn ihre Suche da enden würde. Die letzten Schritte zu den Bäumen rannte sie fast. Der Schnee fiel nun so dicht wie eine winterliche Hecke. Sie nahm keine Rücksicht auf ihre Augen mehr, in die Schneeflocken wie eisige Nadeln stachen, während sie mit beiden Händen ihr Schultertuch umklammerte. Der Wind zerrte in einem Moment von der Seite daran, um im nächsten Schneeflocken von unten hinein zu treiben. Emma wollte nur noch aus diesem Treiben entkommen. Den Mund zu öffnen und nach dem Untier zu rufen, kam ihr nicht mehr in den Sinn. An die wilden Tiere, denen sie schon im Wald begegnet war, mochte sie keinen Gedanken verlieren. Es war ein Fehler gewesen blind zu eilen, ging ihr einen kurzen Moment durch den Kopf. Denn gleichzeitig verfing sich ihr Schuh an etwas. Sie verlor das Gleichgewicht, stolperte vorwärts, Äste schlugen ihr ins Gesicht, einer traf sie zusätzlich am Hinterkopf. Ihr wurde schwarz vor Augen, die ausgestreckten Hände trafen auf Stoff,… Die Schwärze lichtete sich nur langsam, aber trotzdem fühlte es sich an, als würden schlagartig viele Eindrücke gleichzeitig auf Emma zukommen. Zu erst war da der Geruch von Erde. Und Tannennadeln drückten in ihre Wange. Fichten, korrigierte Emma sich. Sie war auf Fichten zu gelaufen um Schutz zu suchen. Dann war da Kälte an ihren Beinen. Ihr Rock musste hoch gerutscht sein als sie fiel, dachte sie. Gleich danach kam die Erinnerung an den Stoff, den sie gefühlt hatte. Sie zuckte zusammen bei der Frage, woher der Stoff hier im Wald kam. Die Bewegung ließ ihren Kopf schmerzen. Dennoch versuchte sie die Augen zu öffnen. Die Augen wollten nicht wirklich offen bleiben. Jedes Bild war hart erkämpft. Blendende Helligkeit und brauner Waldboden. Grüne Nadeln und ein rauer Stamm. Brauner Stoff und abgewetzte Stiefelspitzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)