Vom Schicksal erwählt! von Miyu94 ================================================================================ Kapitel 1: Hoffnungslos! ------------------------ Hoffnungslos! Leise öffnete Kagome die Tür. Wieder einmal hatte sie eine harte Nacht hinter sich gebracht. Eigentlich fühlte sie sich furchtbar, dennoch musste sie stark sein. Wie immer, wenn sie nach Hause kam, warf sie einen kurzen Blick in das Zimmer ihres kleinen Bruders. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss sie leise die Tür wieder. Sie würde ihn ein wenig länger schlafen lassen. Sodass sie schnell ins Wohnzimmer lief. Ihre Wohnung war nicht groß. Sie hatte nur zwei kleine Räume, eine Küche und ein Bad. Seit ihre Eltern vor mittlerweile fünf Jahren bei einem Autounfall gestorben waren, kümmerte sie sich allein um ihren kleinen Bruder. Sie hatten nicht viel. Dennoch war sie weites gehend glücklich, zumindest wenn sie zusammen waren. Auch wenn sie sich nicht viel leisten konnten, versuchte sie immer das Gute zu sehen. Zugunsten ihres Bruders verzichtete sie sogar auf ein eigenes Zimmer und schlief auf der hellen Couch, die an der Wand im Wohnzimmer stand. Neben dieser stand ein kleiner Schrank, in dem sie ihr Hab und Gut verstaut hatte. Zu diesem lief sie soeben geschwind. Schnell hatte sie sich neue Sachen zum Anziehen geschnappt und lief in das kleine Bad. Es war nicht besonders groß. Darin waren eine kleine Dusche und ein Waschbecken. Unter diesem befand sich ein kleiner Schrank. In diesem hatte sie ihre ganzen Kosmetiksachen verstaut. Über dem Waschbecken hing ein kleiner Spiegel. Seufzend sah sie in diesen. Meist konnte sie ihr Ebenbild nicht ertragen nach so einer Nacht. Sie fand dieses übertriebene geschminkte Gesicht, die auffälligen Haare und ihre Kleidung einfach nur beschämend. Dennoch hatte sie keine andere Wahl. Sie musste alles tun, um sich und ihren Bruder durchzubekommen. Langsam wand sie ihren Blick ab und entledigte sich ihrer Kleidung. Diese warf sie sofort in die Waschmaschine, ehe sie in die Dusche stieg und sich den Schmutz der letzten Nacht vom Körper wusch. Eine Stunde später fühlte sich Kagome um einiges wohler und frischer. Stand bereits in der Küche und versuchte so gut wie möglich Sota ein köstliches Frühstück zu zaubern. Sie wollte ihrem kleinen Bruder nicht zeigen, wie schlecht es ihnen wirklich ging. So viel wie möglich hielt sie von ihm fern. Schließlich sollte er nie erfahren, mit was für einer Arbeit sie ihren Lebensunterhalt verdienen musste. Nachdem sie den Speck fertig geschnitten hatte, die Eier geschlagen und die Gurke geschnitten hatte, machte sie sich auf den Weg zum Zimmer ihres Bruders. Leise schlich sie an sein Bett und setzte sich wie immer vorsichtig an die Kante seines Bettes. „Sota… aufstehen. Du musst zur Schule“, flüsterte sie leise. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange. Wie erwartet grummelte er wenige Sekunden später etwas Unverständliches. Bevor er schwerfällig seine Augen öffnete. „Du bist ja wieder da“, murmelte er leise, da er wusste, dass sie jede Nacht arbeiten musste, damit sie wenigstens etwas Leben konnten. „Denkst du ich komm nicht wieder?“, belächelte sie die Situation und versuchte möglichst glücklich zu wirken. „Nein. Ich mache mich fertig und dann können wir frühstücken“, sagte er ein wenig wacher und hatte sich bereits in seinem Bett aufgesetzt. „Gern.“ Lächelnd stand sie wieder auf und lief wieder in die Küche, um ihrem Bruder Rührei und Speck anzubraten. Nach wenigen Minuten stand ihr Bruder angezogen vor ihr, ging an ihr vorbei und nahm sich zwei Teller aus dem Küchenschrank. „Willst du einen Orangensaft?“, fragte er sie, nachdem er diese auf den kleinen Tisch platziert hatte. „Gern. Essen ist auch gleich fertig. Dein Bento steht bereits im Kühlschrank“, teilte sie ihrem Bruder mit. Schließlich legte sie viel Wert auf eine gesunde Ernährung bei ihrem Bruder. „Danke.“ Wie immer bedankte er sich bei ihr, was sie doch zum Schmunzeln brachte. Tat sie dies doch gern für ihn. „Nicht dafür“, flüsterte sie und drückte kurz ihre Lippen auf seine Wange, bevor sie am Tisch Platz nahm und die Pfanne auf den Tisch stellte. „Guten Appetit“, kam es freudig von Sota, der wie immer ein Lächeln auf den Lippen trug. „Guten Appetit“, stimmte sie ihm zu. Anschließend nahm sie ein wenig auf ihren Teller und freute sich darüber, weil sie gerne gemeinsame Mahlzeiten mit ihrem Bruder ein nahm. Nach einer halben Stunde hatten sie das Essen auch beendet. Kagome räumte das Geschirr weg und fing an zu spülen, während Sota seine Schultasche holte. „Ich bin dann mal unterwegs. Bis später“, verabschiedet sich ihr Bruder wie immer von ihr. „Viel Glück bei der Prüfung!“, wünschte sie ihm. Er hatte heute eine kleine Zwischenprüfung und wie jedes Mal hoffte sie, dass er gute Noten schreiben würde. „Danke“, bedankte er sich und verlies danach schnell die Wohnung, da er doch wirklich schon spät dran war. Nachdem ihr Bruder die Wohnung verlassen hatte, ließ sie ihre Hand ins Waschbecken sinken. Sofort fühlte sie dieses unangenehme Gefühl des Alleinseins. Solang ihr Bruder da war, zeigte sie ein Lächeln. Dieses verschwand schlagartig, wenn er sie alleine ließ. Sie hasste ihr Leben. Wie alles verlaufen war. Doch aus eigener Kraft schaffte sie es einfach nicht aus diesem Teufelskreis herauszukommen, etwas zu ändern. Deshalb löste sie mit gesenktem Blick den Sauger vom Abfluss, damit das Wasser ablaufen konnte, und hängte den Waschlappen ordentlich auf. Müde lief sie zu ihrem Schlafplatz und wie jeden Morgen versuchte sie wenigstens für ein paar Stunden einen erholsamen Schlaf zu finden. Genervt lag Inuyasha auf der Liege und wurde wie so oft in den letzten Monaten von seinem behandelten Arzt untersucht. „Spüren sie das?“, hörte er zum tausendsten Mal diese Frage. Eine Frage, die er einfach nicht mehr hören konnte. „Nein. Nein und nochmals Nein. Ich spüre nichts!“, fauchte er den Arzt an. Er wusste, dass er keine Schuld an seinem Zustand hatte. Dennoch konnte er nicht anders. „Herr Takahashi… ich weiß es ist nicht einfach für sie. Dennoch sollten sie nicht aus den Augen verlieren, dass es heilbar sein kann. Sie müssen ihren Körper nur Geduld entgegenbringen und ihre Übungen fleißig weitermachen“, versuchte der Arzt ihn zu ermutigen. Doch für ihn war bereits sämtliche Hoffnung vergebens. „Wem machen sie denn hier etwas vor?“, wollte er von ihm wissen, denn er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. „Ich weiß, es ist schwer. Aber sie haben einen schweren Unfall überstanden. Solch schwere Verletzungen heilen nun mal nicht von heute auf morgen. Wir können von Glück reden, dass sie überhaupt überlebt haben.“ Doch genau das zu hören, brachte ihn förmlich zum Schäumen vor Wut. „Froh sein? Sehen sie mich an. Ich bin ein Krüppel. Keiner will auch nur irgendwas mit mir zu tun haben!“, fauchte Inuyasha und richtete sich schwerfällig auf der Liege auf. Den Rollstuhl zog er sich näher heran. Unter Anstrengung schaffte er es seine Beine von der Liege hängen zu lassen. So gut es ihm möglich war, versuchte er in den Rollstuhl zu kommen. „Herr Takahashi seien sie doch vernünftig“, wollte der Arzt ihn aufhalten. Doch seine Hand schlug er gekonnt weg. „Lass sie mich!“, murrte er und hatte es schwer atmend in den Rollstuhl geschafft. „Ich will nichts mehr von ihnen hören“, schrie er noch, bevor er wütend aus dem Raum rollte. Inuyasha hatte einfach die Schnauze voll. Konnte das den niemand verstehen. Frustriert sah Inuyasha aus dem Fenster und beobachtete all die Menschen, Gebäude und Landschaften, die an ihm vorbeizogen. Doch all das war für ihn bedeutungslos geworden. Genauso wie sein Leben es für ihn geworden war. Seit seinem Unfall hatte er einiges aushalten müssen. Öfter hatte er sich gewünscht bei dem Unfall gestorben zu sein, als ein gefangener seines Körpers zu sein. Zusammen mit seinem Bruder war er unterwegs zu einem Firmentreffen seines Vaters gewesen. Sesshomaru war gefahren. An einer Kreuzung kam es aber zum fatalen Unfall. Sesshomaru war in die Kreuzung eingefahren. Doch ein betrunkener Fahrer hatte sie und auch die rote Ampel nicht gesehen, dadurch hatte er den Wagen so mit voller Wucht auf der Beifahrerseite getroffen. Ausgerechnet auf der Seite, wo er saß. Der Wagen wurde von der Straße gefegt und in den Graben geschleudert. Den Überschlag hatte er nicht mehr mitbekommen, da der Aufprall ziemlich heftig gewesen war. Auch konnte er sich nicht erinnern, wie die Feuerwehr ihn aus den Wagen geschnitten hatte. Die Ärzte hatten über Stunden um sein Leben gekämpft. Ebenso hatten sie ihn ins künstliche Koma versetzt, weil sie seinem Körper so die Chance geben wollten in Ruhe zu heilen. Erst zwei Monate später hatten sie ihn wieder aufgeweckt. Die Ärzte hatten ihn in eine Reha geschickt. In dieser Zeit hatte Kikyo seine damalige Freundin ihn verlassen. Sie hatte die Möglichkeit zu gehen anders als seine Familie. Ihm war klar, dass die zwei Monate, die er im Koma gelegen hatte, und auch die Zeit danach für seine Familie wohl die Hölle gewesen sein mussten. Er wusste zu gut, dass sein Bruder sich selbst die Schuld an diesem Unfall gab. Er hingegen versuchte ihm immer wieder zu sagen, dass es nicht seine Schuld war. Es einfach ein blöder Unfall gewesen war. Um wenigstens ihn wieder glücklich zu sehen, obwohl er in dem Moment nur Dunkelheit sah. Doch die Zeit, seitdem er wieder wach war… verstehen musste, was passiert war… war für ihn ein Leben im Gefängnis. Seine Eltern versuchten alles, damit es ihm bald besser ging. Seine Mutter hatte ihre Arbeit zurückgestellt, um ihn zu unterstützen und zu pflegen. Sein Bruder lenkte ihn mit Unternehmungen ab. Doch all das nutzte nichts. Sie saßen nicht in seinem Körper fest und mussten nicht ertragen eine langjährige Beziehung zu verlieren. Nur weil sie nicht mit ihm umgehen konnte. Er jedoch, fühlte sich wahnsinnig einsam, auch wenn sich seine Familie bemühte. „Wir sind da, Herr Takahashi“, hörte er den Chaffeur sagen, welcher bereits die Tür geöffnet hatte. Den Rollstuhl hatte dieser so gestellt, dass er darin Platz nehmen konnte. „Warten sie ich helfe ihnen“, kam es sofort von dem jungen Mann. Er half ihm dabei aus dem Auto zu kommen. „Soll ich sie hinein bringen?“, fragte er sicherheitshalber nach. Doch Inuyasha verneinte dies sofort. „Danke. Das schaff ich noch alleine“, kam es niedergeschlagen von ihm. Immerhin hatten seine Eltern sofort alles dafür getan, um das Haus behindertengerecht zu machen. Eine kleine Rampe am Eingang sorgte dafür, dass er ohne fremde Hilfe ins Haus kam. Bei der Eingangstür angekommen, wurde diese sofort aufgerissen. Seine Mutter sah ihn wie so oft liebevoll an. „Hallo, mein Schatz“, begrüßt sie ihn gleich und umarmte ihn kurz. „Hallo“, kam es monoton von ihm. Er konnte sich einfach nicht freuen. „Wie ist es gelaufen?“, wollte sie wissen und schob ihn vorsichtig ins Wohnzimmer, nachdem sie ihn umrundet hatte. „Was willst du hören?“, stellte Inuyasha seine Gegenfrage. „Du darfst nicht aufgeben!“, wollte sie ihm Mut machen. „Inuyasha, du bist stark. Das wird schon wieder!“, hörte er die Stimme seines Bruders. „Könnt ihr alle bitte mal aufhören? Immer du bist stark… du schaffst das… du musst nur Geduld haben. Ich habe es so satt. Seht es endlich ein. Ich bin und bleibe ein Krüppel!“, schrie er seine Familie an. Wütend griff er nach den Rädern seines Rollstuhls und wollte einfach nur noch weg von dieser friedlichen Idylle. „Inuyasha. Jetzt warte doch mal bitte“, versuchte sein Bruder ihn zu stoppen. Doch er wollte einfach nur noch seine Ruhe. Allein sein, so wie er es schon die letzten Monate war. „Lass einfach gut sein, Sesshomaru… Ich will heute nichts mehr sehen oder hören“, stellte Inuyasha klar und fuhr weiter auf die Treppe zu. „Inu bitte.“ „Lass es einfach. Ich hab genug!“, murmelte er und rief schnellstmöglich den Aufzug, der an der Treppe montiert worden war. Er stellte sich auf die Plattform, um so schnell wie möglich in sein Zimmer zu kommen. Endlich seine Ruhe zu haben… auch wenn er sich im Moment eigentlich nicht so allein fühlen wollte. So war er es doch seit seinem Unfall. Selbst mit hunderten Menschen um sich herum, war er doch jetzt anders. Und anders zu sein bedeutete eben auch alles zu verlieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)