Vom Schicksal erwählt! von Miyu94 ================================================================================ Kapitel 20: Rückzug! -------------------- Rückzug! Erleichtert schloss Kagome die Haustür hinter sich, als sie endlich zu Hause angekommen war, da sie zuvor bei Naraku gewesen war. Der kleine Kuss mit Inuyasha beschäftigte sie immer noch sehr. Inuyasha hatte kein Wort mehr mit ihr gesprochen und auch seine Familie sagte zu dem Geschehen nichts. Sie hoffte, dass sie nichts mitbekommen hatten, denn es würde ihr doch nur noch peinlicher sein, sollten sie es bemerkt haben. Vermutlich empfand er es selbst als eine Schande die Lippen einer solch versauten Frau berührt zu haben. Die ganze Situation stellte die anfängliche Freundschaft wirklich auf die Probe. „Kagome“, nuschelte Sota, der soeben im Türrahmen seines Zimmers erschien war und sich die Augen rieb. „Sota… geh wieder ins Bett“, lächelte sie ihren kleinen Bruder an. Es war noch ziemlich früh. Am Sonntag musste ihr Bruder nicht schon um sieben aufstehen. „Ist irgendwas?“, kam es nun deutlicher von ihm. Dass sie aufgewühlt war, schien sie nicht ganz verbergen zu können. „Nein, mach dir keinen Kopf.“ Langsam ging sie auf Sota zu und strich ihrem Bruder sanft über die Wange. Scheinbar glaubte Sota ihr absolut nicht. Doch der Teenager war brav und vermutlich noch ziemlich müde, um nach zu haken. Artig ging er in sein Zimmer zurück. Kagome würde sich noch einen Tee machen und anschließend selbst versuchen zu schlafen. Ob ihr dies gelingen würde, konnte sie noch nicht sagen. Immerhin ging ihr im Moment so einiges durch den Kopf. Allen voran ein junger Mann, der ihr eigentlich egal sein sollte. Kurz sah Inuyasha zu den Keksen, die er von Kagome bekommen hatte. Den Blick wendete er jedoch schnell wieder ab. Seit dem Kuss waren einige Tage vergangen. Kagome und er hatten seither weder gesprochen noch sich gesehen. Ein Seufzen drang aus seiner Kehle. Er war verwirrt und konnte nicht einordnen, ob der Kuss ihm gefallen hatte oder nicht. Sie war eine bezahlte Frau und dennoch hatten sich ihre Lippen auf seinen wirklich gut angefüllt. Die Berührung war kurz und ziemlich intensiv. Ob sie dieses Gefühl ebenfalls gespürt hatte? Die junge Frau hatte ihn nur geschockt angesehen. Dass sie den Kuss sofort unterbrochen hatte, zeigte eigentlich deutlich, was sie davon gehalten hatte. Nur Inuyasha selbst war so dumm gewesen, etwas mehr in diese Geste zu interpretieren. „Na wieder am Grübeln?“, kam Rin mit einem Lächeln in sein Büro. Dass sie zuvor geklopft haben musste, hatte er nicht mitbekommen. „Nein. Ich überlege nur, wie ich das Projekt bestmöglich voran bringen kann.“ Eine Ausrede, die er in den letzten Tagen wirklich oft benutzt hatte, wenn er vollkommen in Gedanken versunken war. „Willst du mir vielleicht erzählen, was dich wirklich beschäftigt?“, wollte sie ihm etwas Erleichterung verschaffen. Doch Inuyasha wollte nicht über seine Gefühle sprechen. Kagome und er passten einfach nicht zusammen. Sie hatte ihr Leben und er seins. „Du solltest mit Kagome reden.“ Überrascht sah er zu Rin. „Von was redest du?“, fragte Inuyasha nach. Dass seine Gedanken mit ihr zu tun hatten, konnte sie schließlich nicht wissen. „Ich habe den Kuss gesehen. Eure Reaktion war leider ziemlich eindeutig. Dass ihr beide es einfach ignorieren wollt, wird weder dir noch ihr helfen.“ Inuyasha hörte ihr zu und verstand, was sie gesagt hatte. „Rin... lass es gut sein. Der Kuss war ein Versehen und mehr nicht. Mach also nicht aus einer Mücke einen Elefanten.“ Mit einem Lächeln sprach er diese Worte aus. Das schmerzhafte Gefühl in seinem Herzen ignorierte Inuyasha dabei einfach. Es hatte ohnehin keinen Sinn, einer Frau nach zu laufen, die er niemals haben könnte. Zumindest nicht so wie er es wollte. „Was willst du jetzt machen?“, fragte Sango, nachdem Kagome sich dazu entschlossen hatte, mit ihr über die pikäre Situation zu sprechen. Tagelang hatte sie sich schon ihren Kopf über die Sache zerbrochen, weshalb sie nun endlich darüber sprechen musste. Mit ihrer besten Freundin konnte sie dies am besten. Sie hatte ihr die ganze Situation geschildert. Sango hatte ihr aufmerksam zugehört. Bei Sangos Frage konnte Kagome nur seufzen. Die letzten Tage hatte sie immer wieder darüber nachgedacht. Sie hatte Angst Inuyasha wieder zu sehen. Doch die nächste Veranstaltung stand schon bald vor der Tür. Ewig konnte sie den jungen Mann also nicht mehr aus dem Weg gehen. „Ich weiß es nicht“, schloss sie ihre Augen und atmete einmal tief durch. Es war wirklich schwierig diese Frage zu beantworten. „Aber du magst ihn doch?“, wollte Sango wissen. Doch Kagomes Gefühle spielten keine Rolle. Inuyasha war ein Mann, der einiges durchgemacht hatte. Sie war keine gute Frau für ihn, konnte ihm also nicht sagen, dass sie ein bisschen mehr in dem jungen Mann sah als einen guten Freund. „Ich kann ja verstehen, dass du im Moment nicht weiter weißt. Aber früher oder später siehst du ihn wieder. Glaubst du wirklich, dass du es schaffst deine Gefühle zu verbergen?“, hakte Sango nach. Kagome wusste, dass es schwer werden würde. Doch Inuyasha durfte auf keinen Fall erfahren, dass sie Gefühle entwickelt hatte. Er hatte ihr so oft aus der Patsche geholfen, noch mehr konnte sie ihm einfach nicht zumuten. „Er darf nichts von meinen Gefühlen erfahren. Inuyasha hat es verdient glücklich zu sein.“ Kagome glaubte nicht daran, dass sie gut für ihn war. Ihr Leben war der reinste Scherbenhaufen. Sie würde ihn nur noch mehr aufbürden und das konnte sie ihm keineswegs zumuten, egal wie sehr sie darunter leiden würde. „Willst du noch etwas trinken?“, wendete sich Inuyasha Kagome zu. Am heutigen Abend begleitete sie ihn wieder zu einer Gala. Diesmal für den guten Zweck. Es wurden Spenden für Waisen gesammelt. Eigentlich sollte sich Kagome darüber freuen. Auch sie war eine Waise. Das Geld würde Kindern und jungen Erwachsenen wie ihr zu Gute kommen. Doch irgendwie wirkte die junge Frau im Moment nicht gerade bei der Sache. Sie redete kaum ein Wort mit ihm und saß einfach nur tatenlos da. „Nein danke, ich habe noch“, kam es leise von ihr. Um ihrer Antwort Nachdruck zu verleihen, griff sie nach ihrem Wasserglas, an welchem sie schon den ganzen Abend nippte. „Dann wäre das alles“, teilte er deshalb dem jungen Kellner mit. Er hatte seine Bestellung bereits abgegeben, im Moment wünschte er sich jedoch etwas Härteres als die Flasche Wein, die er bestellt hatte. Kagomes Verhalten machte dem jungen Mann schwer zu schaffen. Die sonst so fröhliche junge Frau gab ihm wirklich einige Rätsel auf. „Geht es dir nicht gut?“, schien auch seine Mutter zu bemerken, dass Kagome sich merkwürdig verhielt. „Mach dir keine Sorgen, mit mir ist alles ok“, winkte sie jedoch mit einem Lächeln ab. Dieses erreichte ihre Augen gar nicht. Warum sie ihm nicht anvertraute, was los war, konnte er sich nicht erklären. Vielleicht hatte sie wieder Ärger mit ihrem Zuhälter oder aber einen Freier gehabt, der nicht ganz so nett zu ihr gewesen ist. „Würdet ihr mich kurz entschuldigen?“ Die Serviette, die eben noch auf ihrem Schoß lag, legte Kagome in ihrem Teller ab und erhob sich anschließend von ihrem Sitzplatz. Mit schnellen Schritten lief sie durch den großen Saal. Ein Seufzen drang aus seiner Kehle. „Habt ihr euch gestritten?“, wollte seine Mutter auch noch von ihm wissen. „Nein… ich weiß auch nicht, was mit ihr los ist.“ Inuyasha sah ihr nach, wie sie den Saal nun endgültig verlassen hatte. „Aber irgendwas stimmt doch nicht mit ihr“, kam es besorgt von seiner Mutter. Sie hatte die junge Frau wirklich schon in ihr Herz geschlossen. Vermutlich hatte sie all die Wochen gehofft, dass aus Kagome und ihm mehr entstehen würde, genau wie Rin. Inuyasha konnte ihr nicht sagen, dass ihre Hoffnungen in diese Richtung vergebens sein würden. Er wollte nicht, dass sie erfuhr, in welchem Gewerbe Kagome wirklich tätig war. Sie sollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie sie kennengelernt hatte. Freundlich und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. In wenigen Wochen hatte Kagome ihren Vertrag erfüllt, dann würde sie sowieso nicht mehr bei ihm sein. So sehr Inuyasha sich dies mittlerweile auch wünschen würde. Tief atmete Kagome durch. Sie hatte es einfach nicht mehr in diesem großen Saal ausgehalten. Sie schaffte es einfach nicht, so zu tun, als wäre dieser Kuss nie passiert. Mit leichten Tränen in den Augen wühlte sie in ihrer Handtasche herum. Sie musste dringend mit jemanden sprechen. Nachdem sie ihr Handy gefunden hatte, wählte sie die gewünschte Nummer. Einige Signaltöne waren zu hören. „Ja?“, hörte sie die verschlafe Stimme ihrer besten Freundin. „Ich kann das nicht, Sango“, hauchte sie in den Hörer. Langsam begannen die Tränen über ihre Wangen zu laufen. „Ach, Kagome…“, flüsterte Sango. Sie hatte ihr immer wieder gesagt, dass es keine gute Idee war, alles zu verdrängen. Doch langsam wurde Kagome klar, dass mit jedem weiteren Treffen der Tag näher rückte, an dem sie ihn irgendwann nicht mehr sehen würde. „Soll ich dich abholen?“, bot ihr Sango an. Kurz überlegte Kagome. Mit dem verheulten Gesicht konnte sie sich ohnehin nicht mehr auf dieser Feier blicken lassen. Sie würde Inuyasha nur in Schwierigkeiten bringen und das wollte sie nicht. „Ja… hol mich bitte ab“, bat sie deshalb ihre Freundin. „Ich bin in einer halben Stunde da. Warte auf mich.“ Sango legte nach diesen Worten auf. Kagome war ihr unendlich dankbar. Vielleicht war es nicht richtig Inuyasha und seine Familie so hängen zu lassen. Doch sie konnte diese Rolle nicht mehr spielen. Diese schönen Kleider, das teure Essen und das viele Geld. All das war nicht ihre Welt, sie fühlte sich verkleidet, noch mehr als in ihren knappen Klamotten. „Hier bist du ja.“ Erleichtert fuhr Inuyasha auf Kagome zu. Sie saß auf einer kleinen Bank vor der großen Halle. „Was machst du denn hier?“, sprach sie ihn leise an. Ihren Blick hob sie jedoch nicht. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du warst lange weg.“ Er hatte ihr wirklich etwas Ruhe gönnen wollen. Doch nach geschlagenen fünfzehn Minuten war seine Sorge einfach unerträglich geworden. Er war sie suchen gegangen und war froh, als er sie endlich erblickt hatte. „Das solltest du nicht.“ Kurz sah Kagome ihn an. Inuyasha verengte seine Augen. Auch wenn das Licht hier draußen nicht das Beste war, hatte er deutlich gesehen, dass sie geweint haben musste. „Was ist heute mit dir los?“, wollte er deshalb von ihr wissen. Kagome benahm sich einfach so seltsam. „Ich will nicht darüber reden.“ Geräuschvoll atmete sie aus. Irgendwas schien ihr schwer zu schaffen zu machen. „Inuyasha… ich kann das nicht mehr.“ Verwundert runzelte er seine Stirn. „Was kannst du nicht mehr?“, hakte er daher nach. War ihr alles zu viel? Oder wollte sie nicht mehr anschaffen gehen? „Ich möchte, dass du den Vertrag löst. Ich werde dich nicht mehr zu Veranstaltung begleiten!“ Vollkommen überfordert wurden seine Augen groß. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet, auch wenn der Abend dieses Mal wirklich miserabel lief. „Warum?“, fragte er nach und wollte ihre Entscheidung verstehen. „Sieh mich doch mal an? Dieses Kleid, die Umgebung hier… das bin nicht ich. Ich will diese Rolle nicht mehr spielen. Ich will dich nicht mehr sehen“, wurde sie immer leiser. Für Inuyasha war es ein Schlag ins Gesicht, diese Worte hören zu müssen. Er wusste, dass ihre Treffen nur auf Zeit spielten, dass sie jedoch jetzt schon enden sollte, sah er nicht ein. „Du hast den Vertrag unterschrieben. Ich könnte dich zwingen ihn einzuhalten“, stellte er nun auf stur. Nur noch drei Veranstaltung und doch wollte er sie an seiner Seite haben. „Mach doch, was du willst. Was willst du mir wegnehmen? Ich habe nichts Inuyasha… das Geld, das du mir gezahlt hast, bekommst du natürlich zurück und auch das Kleid werde ich gereinigt zurückgeben. Aber für mich ist diese Reise hier an deiner Seite zu Ende.“ Inuyasha sah, dass ein Auto am Straßenrand stehen blieben. Kagome atmete kurz durch und stand anschließend auf. „Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir so oft geholfen hast. Es war wirklich schön dich kennenzulernen, aber wir wussten beide, dass es nur auf Zeit ist.“ Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sah, dass Kagome auf das Auto zuging. Kurz trafen sich ihre Blicke noch einmal, während sie in den Wagen einstieg. Für Inuyasha stand in diesem Moment die Zeit still. Kikyos Verrat tat nicht annähernd so weh, wie das soeben geschehene. Er hatte sein Herz Stück für Stück wieder geöffnet. Doch am Ende wurde er wieder enttäuscht. Kagome hatte ihn allein zurückgelassen. Miroku hatte recht gehabt. Das Glück, das er so oft in ihrer Nähe verspürt hatte, war verflogen und zurück blieb nur noch Enttäuschung und Schmerz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)