Tantei Ken - Die Tote im Park von Hotepneith (Lord Inu Yasha ermittelt) ================================================================================ Kapitel 2: Privatermittlung --------------------------- Inu Yasha war definitiv beleidigt, dass ihm der hauseigene Ermittler seitens seines Halbbruders vorgezogen wurde, aber er wusste auch, dass der stur wie ein Muli war. Um den umzustimmen, müsste er sich ein Duell liefern und der Tessaiga an der Kehle haben. Und selbst dann wäre noch nicht gesagt, dass er zustimmen würde, dass der kleine Bastardbruder wirklich etwas konnte. Mist. Dabei hatte er doch wirklich geglaubt, sie seien sich ein wenig näher gekommen. Waren sie wohl. Vor fünfhundert Jahren hätte der sicher nicht noch einmal abgehoben. Naja, was sollte es. Er hatte auch so genug zu tun. Immer wieder bewarben sich Leute bei Tantei Ken und er behielt sich doch immer das letzte Wort vor. Er sollte sich das mal ansehen, immerhin war die Hälfte des Monats schon um. Überdies hatte seine Idee mit seiner Schwiegermutter geklappt und der Anbau im Higurashi-Schrein wurde demnächst von den Hasebes bezogen. Ein älteres Ehepaar, sicher ruhig und recht glücklich eine günstige Wohnung bekommen zu haben. Schwiegermutter wäre nicht mehr so allein und hätte Hilfe, dazu auch etwas mehr Geld. So gesehen hatte seine letzte Ermittlung durchaus auch etwas Gutes gehabt.   So war es schon fast nach Mitternacht, als sich der Halbdämon in den kleinen Anbau hinter dem Haupthaus zurückzog, in dem er selbst wohnte. Er bestand nur aus einem Zimmer und einem Bad, mehr war ihm schon im 19. Jahrhundert zu viel vorgekommen. Eine Küche benötigte er nicht. Falls er essen wollte, was ja doch immer wieder vorkam, ließ er es sich bringen oder holte es. Aber hier konnte er auch seine Abende in Ruhe verbringen, selbst die als Mensch. Er warf einen Blick zu Tessaiga, das so schmal und harmlos fast wie eine Dekoration an der Wand hing. Heutzutage benötigte er es ja nicht mehr. In gewisser Hinsicht ein Vorteil. Nur, als er nach der letzten Ermittlung das Buch des Sato Sesshoumaru zurückgegeben hatte, hatten sie sich einen langen, ausgiebigen, Trainingskampf geliefert, was zugegeben selbst dem Herrn Halbbruder Spaß gemacht hatte. Nicht, dass der das gezeigt hatte, aber diese Übung war bis zum Morgengrauen gegangen und das besagte doch viel. Mehr aus Gewohnheit denn tatsächlicher Neugierde schaltete er den Fernseher mit dem Informationskanal ein. Und erstarrte als er die Breaking News Schlagzeile unten am Bildschirm durchlaufen sah. Na, das war ja mal was. Toter Hundedämon aus dem Hafenbecken gezogen? Bruderherz würde ziemlich sauer sein, wenn da irgend ein Vollidiot sich daran machte dessen Leute zu dezimieren. Aber, da ihm klar gesagt worden war, dass ihn das nichts anzugehen hatte, sparte er sich das nächste Hilfsangebot und ging duschen.   Noch unbekleidet und mit nassen Haaren hörte er sein Handy und war mit einem Sprung dran. Sieh einer an. „Was gibt es denn, großer Bruder?“ Oh, da knirschten Fangzähne. Ja, der war sauer. „Schon gut. Der nächste Tote. Geht mich das jetzt etwas an?“ „Dein Auftrag. Naohiro war der Leiter meiner Sicherheitsabteilung.“ Also derjenige, der gestern diese mangelnden Ermittlungsergebnisse gemeldet hatte. Offenbar war der näher an den Täter geraten als gesund für ihn war. „Tja, so nett ich es finde, dass du mir plötzlich etwas zutraust ...Ich liebe Fälle, in denen mein Vorgänger ermordet wurde. Zufällig ein neuer Trick um mich loszuwerden?“ „Kouga wird dir alles sagen. Komm morgen früh in die NiKa.“ Wenn der nicht auf kleine Provokationen einstieg war wirklich keine Zeit zum spaßen. „Ich bin um neun da.“ Und er würde mit dem Auto fahren, um Tessaiga mitnehmen zu können. Es konnte ja sein, dass dieser Auftrag ein wenig abenteuerlich wurde, das zeigte nicht zuletzt der tote Naohiro, denn Inu Yasha vermutete keine Sekunde, dass Sesshoumaru den so ganz ohne Grund zum Leiter der Sicherheit gemacht hatte.   Als er auf den Besucherparkplatz einbog, konnte er nicht umhin sich zu denken, dass er in den letzten zwei Tagen hier öfter gewesen war als in den vergangenen fünfzehn Jahren zusammen. Als er sich an der Rezeption zeigte, wurde er prompt erkannt und hoch in die Geschäftsleitung gebracht, wo Kouga ihn in seinem Büro erwartete. Der Wolfsdämon atmete etwas aus. „Du bist immerhin pünktlich.“ Der Halbdämon setzte sich uneingeladen. „Ich habe einen offiziellen Auftrag. Was mich übrigens zu der Frage bringt, wem ich die Rechnung geben soll. Spesen und so. Dir oder soll ich das in den Westen schicken?“ „Gib es mir. - Du weißt, dass Kenko ermordet wurde.“ „Ja, und als nächstes der ermittelnde Leiter der Sicherheit.“ „Stimmt. Und, das solltest du dir merken, der war kein Anfänger. Vielleicht nicht so... fähig... im Ermitteln wie du, Berater der Polizei, das weiß ich nicht, aber er war kampferfahren.“ „Ich werde es mir merken. Also, was war mit Kenko? Sie arbeitete hier in der Geschäftsleitung?“ „Ja. Sie war Assistentin der Geschäftsleitung, genauer die Leiterin dieses Büros. Bis auf Sesshoumaru und mir konnte ihr keiner Anweisungen geben. Sie war extrem zuverlässig. Darum bekam sie auch manchmal besondere Aufträge.“ „Schon gut. Bruderherz ließ da was von fünf Millionen US-Dollar fallen.“ „Dann kann ich offen sein, Ja. Sie sollte damit … nun, du kennst Industriespionage. - Es ist uns allerdings schleierhaft, warum sie das Geld dorthin mitnahm, das Treffen hätte eigentlich übermorgen stattfinden sollen. Das wird jetzt ein wenig schwierig, aber gut. - Sie wurde von Takeshi, das ist der Heiler im Westen, abgeholt und untersucht. Vier Stiche, offenbar mit einem Katana in den Rücken.“ „Auf der Flucht erstochen?“ Katana, Schwert ….Mensch? Dämon? Er müsste mit dem Heiler sprechen. „Das ist dein Auftrag, unter anderem.“ „Schon gut. Die Telefonnummer des Heilers?“ „Keine. Er ist im Schloss. Das wird wohl für dich eine Fahrt in den Westen.“ „Keh, das geht auf Spesen. - Apropos: ist dieser Naohiro jetzt auch im Westen?“ „Noch nicht. Die Hafenpolizei fischte ihn aus dem Wasser und brachte ihn erst einmal in die menschliche Gerichtsmedizin. Er soll aber überführt werden, wie es sich gehört.“ Ah, dann würde er wenigstens da Professor Mine anrufen können. Der würde ihm schon Auskunft geben. „Hat Naohiro schon mit den anderen Leuten in dieser Assistenz der Geschäftsleitung gesprochen? Schriftliche Berichte?“ „Nicht, das ich wüsste. Willst du mit ihnen reden?“ „Muss ich ja wohl, oder?“ „Ich lasse dir einen Besprechungsraum freihalten und die Leute einzeln zu dir schicken. Es sind fast alles Dämonen. Du kennst ja deinen Halbbruder.“ Ja, und eigentlich war erstaunlicher, dass es wohl auch Menschen darunter gab. Aber in dem Firmenkonglomerat, das die NiKa verwaltete, gab es auch doch so einige Firmen, die mit menschlichen zusammenarbeiteten oder gar von Menschen gegründet worden waren. „Wie viele Mitarbeiter?“ „Der gesamte Stab? Fünfundzwanzig. Minus Kenko.“ „Gut.“ Das war eine Menge. „Fällt dir noch was zu ihr ein? Privatleben?“ „Wie gesagt, sie war sehr sachlich, tüchtig und diskret. Privatleben einer Mitarbeiterin geht mich nichts an, da würde mir Ayame ganz schnell die Hölle heiß machen. Nach den Unterlagen war sie jedenfalls unverheiratet.“   Nach zwanzig Verhören hatte Inu Yasha noch immer nichts Neues gefunden. Alle Mitarbeiter schätzten Kenko als ruhige, sachliche Kraft, die auch den Stab auftragsgemäß führte. Keine Hobbies, anscheinend kein Privatleben, dafür stets zur Verfügung der Geschäftsleitung, auch Überstunden. Noch fünf. Er warf einen Blick auf den Zettel – und entdeckte einen bekannten Namen. Nicht, dass er Aoko Kagawa persönlich kannte, aber sie war die engste Mitarbeiterin der Toten gewesen, praktisch eine Art Sekretärin für sie. Und sie war ein Mensch. Vielleicht wusste sie etwas. Er musste weiterkommen, sonst lieferte er Bruderherz ja eine Steilvorlage zum Thema unfähiger Bastard.   Frau Kagawa verneigte sich höflich an der Tür. Sie war eine schlanke Frau um die Fünfzig, im dunkelblauen Kostüm wie es hier fast alle Frauen trugen. „Bitte nehmen Sie Platz. Sie wissen, warum ich Sie sprechen möchte?“ „Ja, Lord Inu Yasha. Danke.“ „Mir wurde gesagt, Sie seien praktisch die engste Mitarbeiterin der verstorbenen Kenko. Können Sie das bestätigen?“ „Ich habe ihr zugearbeitet, ja. Aber, wenn Sie denken, dass wir Freundinnen waren, eher nein. Frau Kenko war auch in ihren Privatdingen überaus diskret.“ „So haben Sie auch keine Ahnung, warum sie an diesem Abend zu diesem doch etwas abseits gelegenen Aussichtsberg über den Pazifik ging?“ „Nein. Und ich gebe zu, dass mich das überraschte.“ „Warum?“ „Wir befinden uns hier in Minamoto,“ erklärte Frau Kagawa etwas erstaunt. „Und Frau Kenko wohnte drüben in Shinjuku. Das liegt … lag doch abseits des gewöhnlichen Heimwegs. Aber ich dachte, sie wäre vielleicht...“ „Nun? Frau Kagawa, Frau Kenko wurde ermordet. Und ich ermittle im Auftrag meines Halbbruders, Kenkos Fürsten und Chefs.“ Sie wurde rot. „Es ist ja nur eine Vermutung, Lord Inu Yasha. Aber ab und an schien es mir, wie erwähnt, sie war sehr diskret, als habe sie ein... Rendezvous des Abends.“ „Sie wissen aber nicht mit wem.“ „Nein. Aber an solchen Tagen achtete sie stets darauf sehr gut frisiert und geschminkt die Firma zu verlassen. Daher meine Vermutung. Und, es war stets Freitags.“ Sie starb an einem Donnerstag. Hatte das etwas zu bedeuten? Und da war auch noch die Erwähnung des toten Ermittlers Kenko habe mit einem Mann zusammen gegessen. „Sie können natürlich nicht sagen ob Dämon oder Mensch.“ „Ich dachte Dämon. Ich meine....“ Ihr Gesicht hellte sich auf. „Aber, warten Sie. Auf ihrem Schreibtisch liegt doch ihr Terminkalender. Nicht, dass sie da den Namen eintrug oder so, sicher nicht. Aber hinten stehen Telefonnummern. Vielleicht auch ein Lokal?“ „Eine ausgezeichnete Idee, Frau Kagawa. Bitte sehen Sie nach und bringen den Kalender her.“ Als sie kurz darauf zurückkehrte war ihr Gesicht ein einziges Fragezeichen. „Was ist? Nehmen Sie doch wieder Platz.“ „Der Terminkalender ist verschwunden. Ich habe gefragt, aber niemand nahm ihn, natürlich, ohne Anweisung der Geschäftsleitung...“ Ja, das war klar. Der Herr Hundefürst konnte ziemlich unangenehm werden,wenn wer was gegen seinen Willen tat. Das konnte wiederum nur bedeuten, dass entweder seit Neustem in Sesshoumarus direkter Umgebung geschlampt wurde – oder das der Mörder Zugang hier hatte. Das wurde ja immer besser. „Aber ich fand in der Schublade das hier.“ Sie reichte ihm eine Visitenkarte. Inu Yasha nahm sie. „Danke. Meiji-Palace?“ Er musste nachdenken Das war ein sehr gutes, teures Lokal mit Blick auf den Park, der den Meiji-Schrein umschloss. „Danke. Das ist immerhin ein Anhaltspunkt. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, sagen Sie es Kouga, der wird es mir weiterleiten, wo auch immer ich bin.“ Dieser Satz zeigte Frau Kagawa noch einmal sehr deutlich, an welchem Punkt der Hierarchie sich der Halbdämon sah – und wohl auch tatsächlich stand. Natürlich, dachte sie dann. Der Bruder des Fürsten. Und der besaß noch keinen Sohn und Erben. Also war der junge Mann hier sicher die Nummer Zwei im Westen. Ihre Verneigung fiel daher noch etwas tiefer aus, als sie ging. Tja, dachte Inu Yasha. Eine sehr diskrete Mitarbeiterin. Das war schlecht bei Ermittlungen. Also sollte er erst einmal in den Westen fahren und den Heiler dort aufsuchen. Zu seinem zweiten Mord könnte er unterwegs ja Professor Mine befragen, dann hatte er beide medizinischen Gutachten auf einmal. Danach sollte er heute Abend mal in diesem Meiji-Palace aufschlagen. Vielleicht fand er heraus, mit wem der ermordete Sicherheitschef da gesprochen hatte. Und hoffentlich mehr als der. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)