Abseits der Wege von Ana1993 (Eine kleine Vorweihnachtsgeschichte) ================================================================================ Epilog: --------     ~ Epilog ~     Amir erwachte, weil sich der Körper neben ihm unruhig bewegte. Grummelnd umfasste er die unerwartet schlanke Gestalt und drückte sie an seinen Körper, bis wieder Ruhe enkehrte und das leise Kichern verebbte. „Noch fünf Minuten”, nuschelte er gähnend und grub sich tiefer in die Kissen, weg von den gemeinen Sonnenstrahlen, die sich durch die Vorhänge stahlen und ihn mit falschen Versprechungen von Wärme und Helligkeit locken wollten. Er war einfach weder ein Winter- noch ein Morgenmensch. Er drohte gerade wieder ins Land der Träume abzugleiten, als mit einem Mal die Tür zum Schlafzimmer aufgerissen wurde und mit einem Knall an die Wand prallte. Paula hüpfte dumpf bellend ins Zimmer und sprang auf das große Bett, auf die beiden Menschen darin. „Paula, runter!”, schimpfte Jakob vom Flur aus mit eher wenig Erfolg. Seufzend richtete Amir sich im Bett inmitten des beginnenden Chaos' auf und rieb sich über Augen und Wangen. „Daddy, Daddy, es hat geschneit! Papa sagt, wir gehen nachher mit Bruno Schlitten fahren!” Eine zweite, kleine Gestalt krabbelte geschwind auf ihn drauf und drückte ihre viel zu kalten Finger heimtückisch auf seine nackte Haut. Unschwer zu erraten, wer dem kleinen Sechsjährigen diese Gemeinheit beigebracht hatte. Neben ihnen regte sich der Berg aus Decken und ein verstrubbelter brauner Haarschopf erschien. „Kilian, es is' viel su früh...”, nuschelte das kleine Mädchen mit mühsam geöffneten Augen, nur um sich direkt danach an Amirs Seite zu kuscheln und den Kopf unter seinem Arm zu verstecken. Wenigstens einer in diesem Haushalt, der seine Einstellung zu morgendlichen Überfällen teilte. „Pia hat recht, es ist noch nicht mal halb Acht, Kilian. Komm, wir machen Frühstück für Daddy und deine Schwester”, versuchte Jakob die Situation reichlich spät zu beruhigen. Immerhin hatte er den Hund schon vom Bett entfernt. „Frühstück klingt super”, stimmte Amir zu, wohlwissend, dass er gar nicht erst versuchen brauchte, jetzt noch einmal zu schlafen. „Mit viel Kaffee.” Fordernd reckte er sich Jakob entgegen, der keine weitere Aufforderung brauchte um sich zu ihm vorzubeugen. Der Kuss war lang aber keusch, die Wärme der Hand in seinem Nacken stand im Kontrast zu der Kälte des kleinen Metallrings, den Jakob sich weigerte jemals abzulegen. „Ich will Kakao”, jammerte die kleine Pia von unten und brachte sie beide zum Schmunzeln. „Zu Befehl, Prinzessin.” Der Blonde beugte sich zu ihr hinab und drückte auch ihr einen Kuss auf die Stirn. „Papa!”, rief Kilian aus Richtung Küche. „Komme ja schon”, antwortete Jakob und ließ einen tiefen Seufzer hören.   Amir knöpfte sich den letzten Hemdknopf zu, als er die Küche betrat. Die beiden Kinder saßen in ihren Stühlen und schaufelten Müsli aus ihren Schüsseln, Paulas graue Schnauze zwischen ihnen am Boden geparkt, denn es könnte ja etwas herunterfallen. Die Zeiten, in denen sich die Hündin von den Essensresten der Kinder ernährte, waren zum Glück vorbei. „Und wir gehen heute also mit Bruno Schlitten fahren?”, neckte der Schwarzhaarige Jakob, kaum dass er die Arme um ihn gelegt hatte. „Wenn du Zeit hast?” Fragend sah der ihn an. „Für euch? Immer. Ich muss nur gleich noch eine Mail schreiben und dann gehöre ich den ganzen Tag lang euch.” Er zwinkerte ihm zu. „Musst du gleich wieder in deinem Büro arbeiten?”, fragte die Vierjährige neugierig. „Nur ganz kurz, versprochen”, versicherte Amir ihr. „Und dann gehen wir Schlitten fahren?”, wollte Kilian sichergehen. „Ja, dann gehen wir Schlitten fahren”, versprach er auch das. Zufrieden lächelnd legte er den Kopf auf die Schulter seines Mannes, den Blick auf die weiße Schneelandschaft dort draußen gerichtet. Dankbar, dass ihm ausgerechnet das verhasste Weiß das größte Glück seines Lebens beschert hatte.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)