It's cold outside. von robin-chan ================================================================================ For auld lang syne ♫ -------------------- Robin Nikolaev blinzelte und war leicht desorientiert. Ihr Plan, sich für eine entspannte Stunde Lesen zurückzuziehen, schien augenscheinlich nach hinten losgegangen zu sein. Als sie das von Sonnenlicht durchflutete Zimmer betrachtete, wurde ihr bewusst, dass sie länger geschlafen hatte als beabsichtigt. Die hartnäckige Wolkendecke von vorhin, ein Überbleibsel des Schneetreibens, schien sich glücklicherweise verzogen zu haben. Ihr Mitgefühl galt den Kollegen, die ihre Ohrstöpsel wohl unentbehrlich fanden, um Namis Traum von einem klaren Silvesterhimmel aufrechtzuerhalten. Seit gestern Vormittag hatte sie ihnen ununterbrochen die Ohren abgekaut. Das, worauf sie sich eigentlich freuen sollte, verblasste in ihrer momentanen Verfassung. Tagsüber zu schlafen war nicht ihr Ding, denn das hatte absolut nichts mit einem erfrischenden Power-Nap zu tun. So erschöpft, wie sie sich jetzt fühlte, hätte man sie wohl besser rechtzeitig geweckt. Ein Seufzen entrang sich ihrer Kehle, und sie rieb die müden Augen. Bei genauerer Betrachtung war ihre übermäßige Müdigkeit eine vorhersehbare Reaktion. Der Schlafmangel war ein stummer Zeuge der stetig steigenden Belastung der letzten Monate. Wenn der Schlaf dann endlich kam, war es oft in Form eines unruhigen, kurzen Vergnügens. Meist blieb sie wach, bis ihr Körper sich gegen ihren Willen stellte. Robins Kopf wusste genau, wie er sie bei Bewusstsein halten und quälen konnte. In Kombination mit dem Vergessen zu essen, wurde es irgendwann beinahe fatal. Allerdings sollte man das Vergessen nicht wortwörtlich nehmen. Es kam vor, aber oft waren ihre Gefühle ausschlaggebend und brachten eine Übelkeit mit sich, die das Essen unmöglich machte. In der Vergangenheit hatte sie so manches Problem auf diese Weise bewältigt, zum eigenen Leidwesen und dem ihrer Mutter. Seitdem sie jedoch wieder begonnen hatten, miteinander zu sprechen und ernsthafte Schritte unternahmen, um ihre Beziehung zu retten, wurde Robin bewusst, wie sehr ihr Körper unter der Belastung gelitten hatte. Sie genehmigte sich jetzt schon wesentlich längere Schlafphasen. Zum Teil war es aber auch der Berg selbst. Hier oben lief alles anders ab. Dann vernahm sie das vertraute Rascheln von Seiten, die umgeblättert wurden. Sie war nicht allein. »Warum hast du mich nicht geweckt?«, fragte sie. »Es ist erst Mittag vorbei. Außerdem tut er dir gut.« Robin drehte sich auf den Rücken und schaute auf. Neben ihr saß ihre Freundin, die Beine angewinkelt, vertieft in ihr Buch. Ein ungewohnter Anblick. Ab und zu überflog sie ein paar Zeilen, aber der Fokus auf ihre Bücher war neu. Namis Mundwinkel zuckten vergnügt. »Wenn Olvia herausfindet, wofür du dich entschieden hast«, tadelte sie verspielt und entlockte Robin ein genervtes Stöhnen. Ihr Soll war erfüllt. Zwei Liebesromane reichten und zeigten ihre Bereitschaft zum Einlenken. Natürlich hatte sie genau gewusst, wie sie Olvia die Bücher förmlich unter die Nase schob, als Beweis. »Wehe, du verrätst mich«, murmelte Robin wenig überzeugend. »Ich habe langsam das Gefühl, Mutter hat absichtlich sämtliche Thriller und Krimis entsorgt.« Bei der Suche hatte sie fast alles auf den Kopf gestellt. Romanzen und Weihnachtsgeschichten fand sie zuhauf. Vom Rest fehlte jede Spur, und wenn ihr Gedächtnis nicht trog, hatte sie beim letzten Besuch durchaus andere Genres in der Büchersammlung gefunden. Belustigt neigte Nami den Kopf. »Wenn das wirklich so ist, hat sie einen verdammt guten Riecher.« Ihre Fingerspitzen tippten nachdenklich auf das Papier. »Nein, sagen wir lieber, sie möchte hier oben eine verträumte Atmosphäre schaffen.« Nami schüttelte den Gedanken ab, der ihr genauso unbehaglich sein musste. Überhaupt war Romantik ungewohnt. Früher hätte sie ihre Mutter nie als solche eingeschätzt. Kein Wunder. Ihr Vater starb, als Robin drei Jahre alt war und über Jahre hatte Olvia nie einen anderen Mann vorgestellt. Abgesehen von Kuzan wusste sie nur von einem. »Der Admiral tut ihr gut«, sagte sie, und der Umgang ihrer Mutter mit ihm irritierte Robin heute noch oft. Ganz gleich, wie alt sie war, ihre Mutter so zu sehen, war in mancher Situation einfach merkwürdig. Wobei sein Getue eindeutig beitrug. »Und dennoch haben wir Zweifel«, seufzte Nami, und das Buch wurde endgültig zur Seite gelegt. »Ich kenne meine Mutter und verstehe ihre subtilen Andeutungen.« »Wir sind aufgeflogen«, stellte Robin nüchtern fest, woraufhin ihre Blicke sich trafen. Dieser kurze Augenblick genügte, um beide zum Lachen zu bringen. »Bellemeres Geburtstag?« »Möglich.« Wäre es nicht der erste Advent gewesen, hätte Robin zahlreiche Ausreden gefunden, um nicht hinzugehen. Immerhin hatten sie zwei Tage zuvor eine etwas nervenaufreibende Diskussion geführt, und dementsprechend waren sie beim Besuch wesentlich distanzierter gewesen. Anders als für die Woche hatten sie für diesen Tag keinen Plan gehabt. »Ich habe den Stress vorgeschoben. Keine allzu große Lüge. Eigentlich.« »Stress ist ein breites Feld«, seufzte Robin und schloss einen Moment die Augen. »Sie telefonieren regelmäßig. Spinne wir weiter, ist ein Gespräch über uns realistisch.« »Und wir mussten uns in einer Mistelzweigschlacht duellieren. Wenn wir alle beisammen waren, hat er uns am ehesten genervt.« Das war definitiv ein berechtigter Punkt. Robin hatte den Unterschied sehr wohl bemerkt. Andererseits hatte Nami ihn genauso herausgefordert. Sie eiskalt erwischen wurde seine liebste Beschäftigung. »Könnte aber auch an deinem schlechten Schauspiel liegen.« »Wiederhol das!«, forderte Nami und gab ihr einen entrüsteten Klaps in die Seite. Mit einem unterdrückten Lachen sah Robin wieder auf. »Du warst ein paar Mal recht ... eingerostet?« Ein kurzer Moment des Schweigens folgte, während sich ihre Blicke ineinander verfingen. Dann, als die Spannung zu zerbersten schien, schnaubte Nami und ließ sich breitbeinig auf Robins Schoß nieder. Ihre Hände stützten sie neben dem Kopf ab, während ein selbstsicheres Grinsen ihre Lippen zierte. »Ich? Wenn ich mich recht erinnere, hast du dich beim ersten Kuss übertrieben verspannt. Als wäre er eine Strafe gewesen.« Erst blinzelte sie, dann zeigte sie offene Skepsis, ehe sie nicht länger ernst bleiben konnte. »Ich wusste, du würdest ihn falsch deuten!«, prustete Robin. Sie spürte den intensiven Blick von oben, als Nami sie fragend ansah. Spielerisch zog sie sie näher und flüsterte dann mit einem verschmitzten Lächeln: »Was hast du erwartet? Dass ich ungerührt bleibe? Ich war in dem Moment einfach komplett von den hochgekommenen Emotionen überfordert. Es war eine Weile her.« Betrachtete sie den überforderten Blick ihrer Freundin, hatte ihre Reaktion genau den falschen Gedanken ausgelöst. »Und du hast mir letztens nicht zugehört.« Ein theatralisches Seufzen später, strich sie Namis herabhängende Strähnen zurück. »Du hast allgemein über die Mistelzweige gesprochen«, verteidigte sie sich. Dennoch hatte sie gesagt, was sie dabei empfand. Vielleicht der perfekte Vorwand, obgleich sie Kuzan oft genug verflucht hatte. Für Robin war es spätestens da klar: Nichts war verloren, zumindest nicht von ihrer Seite aus. »Du solltest wissen, wie ich in dem Fall reagiere. Die heiße Schokolade war eine Bestrafung.« Nami verdrehte die Augen. »Ein netter Vergleich.« Leicht beugte sie sich hinunter und küsste Robin, bevor sie sich vollends auf ihr niederließ und den Kopf auf ihre Brust legte. »Du bist nervös«, stellte Nami neckend fest. »Koffeinentzug, bilde dir nichts ein.« Das leise Lachen, das daraufhin folgte, half ihrem Herzschlag nicht wirklich zu beruhigen. Ihre Finger strichen zärtlich über Namis Rücken, eine liebevolle Geste in diesem ruhigen Moment, in dem sie die Wärme ihrer Nähe genossen. Es war wie ein Innehalten inmitten des Sturms, eine kurzzeitige Flucht vor den Herausforderungen, die das Leben und ihre Beziehung mit sich brachten. Die vergangenen drei Tage hatten sich wie eine emotionale Berg- und Talfahrt angefühlt. Seit ihrer Aussprache fanden Robin und Nami sich in einem ständigen Wechsel zwischen verspielten Momenten und ernsthaften Gesprächen wieder. Die Vertrautheit ihrer Berührungen und die Leichtigkeit ihrer neckischen Bemerkungen ließen die Welt wieder leicht erscheinen. Doch dann gab es diese Momente der Stille, in denen der Ernst der Probleme zwischen ihnen aufleuchtete. Robin hatte versucht, ihre Gefühle und Unsicherheiten auszudrücken, während Nami versuchte, die Mauern abzubauen, die zwischen ihnen gewachsen waren. Zwischen diesen ernsten Gesprächen gelang es ihnen jedoch, sich aneinander festzuhalten und den Raum mit Verspieltheit und einer fast vergessen geglaubten Liebe zu füllen. Noch standen sie am Beginn, aber bislang durfte sie hoffen. Vor ihrer Ankunft schien all das undenkbar. »Ich will das wieder«, hörte sie Nami dann sagen. »Einfach da liegen … die Kleinigkeiten eben.« Ja, es waren die einfachen Momente, an denen es bereits haperte. Und die holten sie nach und nach zurück. »Bist du deshalb hier und nicht unten?« »Bilde dir nichts darauf ein, Robin. Vielleicht sind sie mir gehörig auf die Nerven gegangen und ich habe Ruhe gesucht.« »Und in deiner puren Verzweiflung hast du gelesen?« Nami hob den Kopf an. »Ich will wissen, wofür du mich versetzt.« Das war einer dieser Momente, in denen Robin ahnte, dass sie wiederum auf einem schmalen Grat wanderten. Erst das warme Lächeln beruhigte sie. »Kein Vorwurf, okay? Ich war neugierig. Früher hast du öfter erzählt, was du so treibst. Oder von deinen neuesten Erkenntnissen.« Punktgewinn. Hatte Robin tatsächlich. Heute war sie verschwiegen. Es hatte sich eben eingependelt, wie das sonstige Schweigen. »Ich würde dir gerne ein paar Einblicke geben, aber mir wurde gesagt, ich muss abschalten.« ❄ Die Waldlandschaft lag in glitzerndem Weiß, als Robin und Nami Hand in Hand einen Pfad hinter der Berghütte entlang schlenderten. Die Sonne brach durch die schneebedeckten Baumwipfel, während frischer Schnee unter ihren Stiefeln knirschte. Nach einem kleinen Snack hatten sich die beiden heimlich davongeschlichen, um vor ihren Familien sicher zu sein, wenigstens bis zum Abend. Mit einem Essen und Spiele Richtung Neujahr. Das könnte durchaus wieder für Wirbel sorgen. »Okay«, begann Nami und blickte grinsend auf, »hast du ein Lieblingsdate?« »Oh, das ist leicht. Mein liebstes Date war definitiv das, bei dem du nur mit einer roten Schleife bekleidet auf mich gewartet hast«, erzählte Robin verträumt und bemerkte beim Weitergehen einen Widerstand. Mit ernster Miene blickte sie zurück und wurde mit einem vielsagenden Blick bestraft. »Du kannst nicht aufhören, was?« »Was? Du hast nicht gefragt, ob es ein echtes Date oder in meiner Fantasie war? Außerdem bist du mir das seit knapp drei Jahren schuldig.« Nami stöhnte genervt und wollte bereits ihre Hand zurückziehen, aber Robin hielt sie fest. Mit einem spitzbübischen Grinsen legte sie nach: »Schuldgefühle?« Die Bemerkung brachte plötzlich eine unerwartete Wendung. Nami versuchte, auf die spielerische Art zu lächeln, die sie normalerweise an den Tag legte, aber ihre Augen wirkten geschockt und überrascht. Das Grinsen auf Robins Gesicht verblasste, und Verwirrung breitete sich in ihrem Blick aus. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Als ihre Nachfrage unbeantwortet blieb und Nami lediglich den Kopf senkte, sich dabei angestrengt die Augen rieb, trat Robin näher. »Hey, Солнышко«, versuchte sie erneut, ein Reflex. Sonnenschein. Es war einer der Kosenamen, der sich nach einigen Dates einschlich. Er war Namis Art geschuldet gewesen, und gleichzeitig hatte Robin damals das Gefühl gehabt, als wäre mit ihr die triste, graue Wolkendecke von Licht durchbrochen worden. In der Zeit des Kennenlernens hatte ein Tief Robin begleitet, und zwischendurch zog sie Nami damit genauso gerne auf oder durchbrach damit manchmal einige ihrer minütigen Schimpftiraden. Nun blieb sie stummt. Robin legte behutsam die Hände auf Namis Schultern und versuchte, den Schleier des Schweigens zu durchbrechen. »Was ist los?«, fragte sie sanft. Bemüht die Besorgnis zu verbergen, obwohl die eigenen Emotionen tobten. Das war nie ein gutes Zeichen. Schon gar nicht, dass Nami jeden Blickkontakt vermied und Robin durchaus eine Anspannung spürte. Eine schwer greifbare Melancholie schien durch Namis Züge zu ziehen, und Robin konnte spüren, dass hier mehr im Verborgenen lag. Vielleicht war es ein Echo der Vergangenheit, das gerade wieder aufkam. Oder etwas, das Nami bisher verschwiegen hatte. Schließlich hob sie den Kopf, und in ihren Augen kämpften aufkommende Tränen. Erst nach einem tiefen Luftholen erklärte sie sich. »Es tut mir leid. Irgendwie lief alles auf unsere Trennung hinaus. Ich wollte dem Miteinander entfliehen, endgültig. Dann kommen wir hierher, und... wir reden, wir nähern uns an. Wir sind auf einem guten Weg, sind wir doch, oder? Eigentlich könnte ich es für mich behalten. Totschweigen. Es sei denn, wir erleben hier doch nur ein kurzes, letztes Aufbäumen. Abseits unseres Alltags, aber...« Robin konnte ihren Worten nur schwer folgen. Und genauso musste sie aussehen. Denn Nami atmete nochmal tief ein und sprach schließlich klarer aus, was sie meinte: »Ich habe eine Wohnung gefunden.« Ein Schauer durchfuhr Robin bei dieser Offenbarung. Die Worte hallten in ihrem Inneren wider, und das Gefühl der Hilflosigkeit wuchs. Sie war schockiert, von der Tatsache, dass Nami bereits so weit gegangen war, eine Wohnung zu finden, ohne es mit ihr zu besprechen. Die Luft schien für einen Moment stehen zu bleiben, und Robin kämpfte damit, die plötzliche Wende zu verstehen. Die Winterlandschaft, die vor ihnen lag, verlor für einen Augenblick ihre Magie, und die Stille des Waldes wurde von der Schwere der Enthüllung durchzogen. Robin spürte, wie sich eine ungewisse Zukunft vor ihr ausbreitete, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. »Warum?«, brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Doch die Frage hing schwer. Nami sah sie mit tränennassen Augen an, und in diesem Moment spiegelten sich eine Mischung aus Schmerz und Reue in ihren Blicken wider. »Warum nicht früher was gesagt habe?«, unterbrach sie und lächelte gequält. »Wann? In den fünf Minuten, die wir uns gesehen haben? Wenn überhaupt? Wie gesagt, ich dachte, es ist aus ... bis jetzt. Und wir haben uns versprochen, offen miteinander zu sein. Es tut mir leid, dass ich nicht früher darüber gesprochen habe, schon weit vor dem Familientreffen. Ich will nicht, dass wir uns wegen meiner Entscheidung erneut entfremden, aber es muss raus. Ich versuche seit Tagen, dir irgendwie zu gestehen, dass ich das getan habe, aber ohne, dass du denkst, ich gebe auf. Irgendwie habe ich das. Also davor – Scheiße!« »Nami.« »Warte!« Wild gestikulierte sie mit den Armen. »Kannst du bitte einfach nur hören, dass ich Mist gebaut habe und es mir leidtut, weil es nicht mehr das ist, was ich möchte? Ich will keine Trennung. Ich will bei dir sein und dieses beschissene Jahr hinter uns lassen – Ich. Liebe. Dich. Und egal, wie sehr ich dich verflucht habe, die letzten Monate, so sehr habe ich dich verdammt noch einmal vermisst! Ich kann ohne dich leben, aber ich will es einfach nicht!« In diesem emotional aufgeladenen Moment konnte Robin nicht anders, als ihre Freundin einfach an sich zu ziehen und ihre Lippen auf die ihren zu legen. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust, ein rhythmisches Trommeln, das den Takt des aufgewühlten Gefühls widerspiegelte. Die bittere Erkenntnis, die zuvor noch in der Luft lag, schien für einen Augenblick in den Hintergrund zu treten. Nami klammerte sich instinktiv an sie, als ob sie in diesem Kuss nach Trost und Halt suchte. Robins Hände legten sich fest um ihre Taille, und sie spürte, wie die Wärme ihrer Umarmung die kalte Winterluft durchdrang. Das alles war, was Robin in diesem Moment hören wollte. Die Gewissheit, dass Nami bei ihr bleiben wollte, dass ihre Beziehung nicht gescheitert war, wurde wichtiger als alles andere. »Bist du jetzt fertig, oder möchtest du noch etwas sagen?«, flüsterte Robin sowie sie sich lösten. Nami, mit geröteten Wangen und einem leichten Lächeln auf den Lippen, schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke, das war es. Es tut mir leid, dass ich es nicht früher gesagt habe, aber ich wollte sicherstellen, dass es nicht wie eine endgültige Entscheidung klingt.« »Mit ein paar Getränken verhandelt und den Deal beim Tanzen besiegelt?« Carina war Immobilienmaklerin und gut darin. Verständlich, dass es keine allzu große Kunst für sie war etwas aufzutreiben. Nami seufzte gegen ihre Schulter. »Willst du wirklich die Details?« Nein, eigentlich nicht. Nicht in dem Moment. Vielleicht griff sie das Thema in den nächsten Tagen nochmal in Ruhe auf. Vorerst wollte sie sich damit begnügen, dass sie an einem Strang zogen, dass sie beide das Leben miteinander noch immer wollten. Obgleich ein Stück vor ihnen lag. »Robin?« Sie wurde etwas auf Abstand gedrückt. »Alles in Ordnung?« Ja und nein. Sie seufzte. »Versprich mir einfach, dass wir so etwas in Zukunft rechtzeitig bereden, okay?« Die Unsicherheit mochte noch nicht vollständig verschwunden sein, aber die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft war gestärkt. Es war ein Versprechen, das tiefer ging als Worte, und Robin war bereit, es zu halten. »Versprochen«, nickte Nami und musste lachen. Nicht nur der Erleichterung wegen. Ein paar Tränen glänzten in ihren Augen. Die vergangenen Monate waren zu viel geworden, und all die aufgestaute Emotion brach sich nun Bahn. »Es war alles einfach zermürbend.« Robin, mit liebevoller Sorge, strich sanft über ihre Wange. »Wir schaffen das.« Sie küsste die Tränen weg und zwinkerte dann mit einem leicht schelmischen Lächeln. »Aber bevor du weiter weinst, könntest du mir vielleicht nochmal alles aufzählen, was du vorhin gesagt hast? Ich will sicherstellen, dass ich nichts verpasst habe.« Die Antwort kam prompt in Form eines Schubsers, der Robin leicht aus dem Gleichgewicht brachte. »Warum musst du jedes Mal einen Moment zerstören?« Und doch schwang ein neckender Tonfall mit, und das helle Lächeln, das Robin liebte, kehrte zurück. »Weil dir das Lachen besser steht und ich wirklich nichts überhört haben will.« Kopfschüttelnd wandte Nami sich ab und machte ein paar Schritte, wobei sie Schnee sammelte. Mit einem verschmitzten Lächeln warf sie einen Schneeball auf Robin. Er zerplatzte in der Luft, als diese ihn rechtzeitig mit der Hand abwehrte. »Ist das deine Antwort?«, neckte Robin. Da warf Nami bereits den nächsten. Die Schneeballschlacht nahm Fahrt auf, begleitet von fröhlichem Gelächter. Nami schoss lachend einen nach dem anderen auf Robin, die sich versuchte zu verteidigen. In einem spielerischen Wettlauf durch den höheren Schnee versuchte Robin, Nami einzuholen. Die beiden alberten ausgelassen durch die winterliche Landschaft. Plötzlich verlor Nami das Gleichgewicht im tieferen Schnee und riss Robin mit sich. Lachend landeten sie gemeinsam. Robin lag schließlich auf Nami. »Das hast du davon!« »Ich habe Schnee im Nacken!«, rief Nami lachend und versuchte sich zu befreien. »Geh runter, es ist kalt!«, jammerte sie zugleich. Robin, mit einem frechen Funkeln in den Augen, griff in den Schnee neben sich. »Dann pass auf, was passiert!« »Wehe!« Nami lachte weiter, sträubte sich jedoch spielerisch dagegen. Sie versuchte aufzustehen, doch Robin hielt sie fest. Schließlich gab sich Nami geschlagen und schaute ihr tief in die Augen. »Ich liebe dich, Robin«, sagte sie mit einem warmen Lächeln. »Besser?« ❄ Robin trat leise von hinten an Nami heran und schlang behutsam ihre Arme um sie. Die Wärme ihres Atems streifte Namis Wange, als Robin sanft sagte: »Dein Wille hat gewonnen.« Die Terrasse bot eine perfekte Aussicht auf das Tal, das sich unter ihnen erstreckte. Die winterliche Nacht war klar und ruhig, und die Sterne funkelten am Himmel, während das Mondlicht das Panorama erhellte. Nami entspannte sich gegen Robins Umarmung. »Hast du anderes erwartet?«, fragte sie schelmisch und lehnte ihren Kopf leicht an ihre Schulter. »Die einzige Nacht im Jahr, in der dich Minusgrade nach draußen treiben.« Nami lachte leicht und winkte ab. »Mit der richtigen Gesellschaft geht alles.« Robin drückte sie etwas fester an sich. »Irgendwelche Vorsätze?« Da überlegte sie einen Moment, während sie ihren Blick über das verschneite Tal schweifen ließ. Dann hob sie den Kopf und schaute Robin an. »Du weißt, ich bin nicht so der Fan von Vorsätzen. Aber wenn ich etwas ändern möchte …« Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr. »Ich wünsche mir mehr Zeit miteinander. Dass wir wieder ein Gleichgewicht finden. Und meine verbockte Urlaubsreise nachholen.« »Klingt nach einem Plan.« »Und ich warne dich. Noch so ein einmonatiges Verschwinden und es setzt was.« Robin seufzte und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Darüber hatten sie gestern erst gesprochen. In erster Linie ging es Nami um die Art und Weise. »Solange du dir nicht wieder eine Wohnung suchst.« Die Zweisamkeit wurde von den fröhlichen Geräuschen der Familie durchdrungen, sowie die Türe aufschwang. Ace und Kuzan lachten miteinander, während sie mit einer großen Musikbox, die eindeutig Ace gehörte, nach draußen traten. Dicht gefolgt von Nojiko. Vollgepackt mit Gläsern, aber ausgelassener Stimmung. Robin und Nami konnten sehen, wie ihre Mütter, Olvia und Bellemere, sie wissend angrinsten. Es schien, als ob sie die gemeinsamen Momente ihrer Töchter genau verstanden. Nami schüttelte lächelnd den Kopf, während Robin seufzte. »Mütter«, murmelten sie zusammen. Die klare, kalte Luft fühlte sich erfrischend an, während sie das bunte Treiben der Familie beobachteten. Robin legte das Kinn auf Namis Schulter, die den Kopf gegen ihren lehnte. Gemeinsam genossen sie die fröhlichen Klänge und das Lachen, das die winterliche Nacht erfüllte. Der Countdown näherte sich dem Nullpunkt, während die festliche Stimmung des Silvesterabends die Umgebung erfüllte. Die Kälte des Winterabends wurde von den herzlichen Lichtern und dem Jubel der Menschen um sie herum aufgehoben. Nami und Robin standen eng aneinander geschmiegt, ihre Blicke voller Erwartung auf den letzten Augenblicken des Jahres. Die letzten Sekunden verstrichen. »Zehn, neun, acht«, zählte Kuzan aufgeregt. Es war der Moment, in dem Nami ihren Blick zu Robin wandte. Da war mehr als nur die Vorfreude auf das neue Jahr. Und ohne ein weiteres Wort zog Nami sanft an Robins Schal, brachte sie näher. »Sieben, sechs, fünf ...« Die Welt um sie herum schien zu verblassen, als sich ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss trafen. Der Moment, in dem das Alte endete und das Neue begann, wurde durch ihre Liebe für einen kostbaren Augenblick eingefangen. »Vier, drei, zwei, eins... Frohes neues Jahr!« Die Neujahrsfeuerwerke explodierten über ihnen, und Robin spürte die Wärme und Nähe von Nami in ihren Armen. Der Kuss war nicht nur ein symbolischer Übergang; er war ein Versprechen, dass sie gemeinsam durch das kommende Jahr gehen würden. In diesen Sekunden schien die Zeit stillzustehen, und alle Unsicherheiten des vergangenen Jahres verschwanden im Licht der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Der Beginn des neuen Jahres war nicht nur ein äußerlicher Wandel, sondern auch eine innere Veränderung, die sie beide mit Zuversicht erfüllte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)