holding out for christmas von BurglarCat (Nami x Robin) ================================================================================ Kapitel 1: christmas eve ------------------------ 24. Dezember Runmarö - Schweden „Und, was denkst du? Hey, Nami!“ Der Blick zuckte hinauf. Etwas fragend sah sie zu ihrer Schwester, die sie fast schon vorwurfsvoll ansah. Vermutlich hatte sie die letzten Minuten mit ihr gesprochen und Nami hatte das alles doch eher ignoriert. Abgelenkt. Nun ließ sie ihr Handy sinken und legte es auf den Wohnzimmertisch. Sie selbst hockte in einem Sessel, saß seitlich darin und hatte die Beine über über die Armlehne gelegt. „Reicht das?“ Nojiko deutete auf den Baum, den sie gerade dabei war zu schmücken. Lichterketten waren bereits drinnen, nun ging es darum die Kugeln gut zu verteilen und ein schönes Bild zu kreieren. Wir immer würde es sicherlich sehr viel Schmuck in ihrem Baum geben. Nami mochte es, das hatte sie schon immer getan. Schon früher hatte sie mit leuchtenden Augen vor dem funkelnden Baum gestanden und heute? Da war es eine Familiensache sich einen Tag Zeit zu nehmen und den Baum zu gestalten. Dann, wenn sie alle nach Runmarö kamen, um die Feiertage im Haus ihrer Mutter zu verbringen. Das Grundstück auf der kleinen Insel in der Nähe von Stockholm war so etwas wie Nami’s Idylle. Sie selbst lebte nicht mehr auf der Insel, hatte eine Wohnung in Stockholm und reiste wegen ihrem Job recht viel. Dennoch war die Zeit hier für sie wichtig. „Nein. Auf der anderen Seite fehlt noch etwas.“ „Und hast du vor mir dabei zu helfen oder willst du weiter da sitzen und mir Anweisungen geben?“ „Ich finde du machst das ziemlich gut bisher“, wandte Nami ein und grinste schief. Sie selbst blieb weiter sitzen und machte es sich noch gemütlicher. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik, der Geruch von frisch gebackenen Keksen und Orangen lag in der Luft. Ihre Mutter war in der Küche und dabei Plätzchen zu backen und alles für das gemeinsame Essen vorzubereiten. Nami hatte eine geeignete Playlist erstellt und sich darum gekümmert sie alle mit den passenden Getränken zu versorgen. „Und du bist ziemlich abwesend. Was ist los, mit wem schreibst du?“ „Vivi, sie muss auf irgendeine offizielle Veranstaltung und hat keine Lust.“ Das stimmte nicht ganz. Zwar schrieb sie auch mit Vivi, doch diese schien sogar ganz gerne mit ihrem Vater unterwegs zu sein. Irgendwann würde sie wohl auch in die Politik gehen oder in seine Fußstapfen als Diplomatin treten. So oder so war ihre Lage nicht so schlimm wie Nami es sagte. Doch ihre Schwester musste nicht alles wissen. Noch nicht zumindest. Denn das Nami gerade mit einer Frau schrieb, die sie seit einigen Monaten kannte. Nami würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie sich verliebt hatte und man seit wenigen Wochen von einer Beziehung sprechen konnte. Und doch war das alles bisher nur eine kleine Pflanze, die erst noch richtig anwachsen musste. Natürlich hätte Nami die Feiertage gerne mit Robin verbracht. Doch zum einen musste ihre Freundin arbeiten und zum anderen waren sie sich beide nicht sicher gewesen, ob es ein passender Zeitpunkt wäre die Familie kennenzulernen. Am Ende hatte man sich darauf geeinigt, dass sie das verschieben und wenigstens Silvester gemeinsam verbringen würden. Die Aussicht darauf war das einzige, was Nami bei Laune hielt und dennoch versuchte man so viel Kontakt wie nur möglich zu halten. „Gut. Aber wir sind jetzt hier und wir wollten die Zeit zusammen genießen.“ „Ich weiß.“ Ja, man war sich einig gewesen. Zwar versuchte man als Familie so viel Zeit wie nur wirklich möglich zusammen zu verbringen und doch war es viel zu selten. Auch Nojiko arbeitete viel und so kamen sie oft alleine her, um ihre Mutter abwechselnd zu besuchen. Nami raffte sich auf und kam zu ihrer Schwester, die ihr eine der Kugeln reichte, damit Nami sich an die Arbeit machen und den Baum weiter bestücken konnte. Wenn die Kugeln alle verteilt wären würde noch etwas Schnee dazukommen, den man auf den Zweigen verteilte und dann das Werk vollenden konnte. Bis dahin würde es aber doch noch etwas dauern, aber sie hatten noch den Rest das Tages Zeit. „Denkst du sie wird uns bald sagen was los ist?“ Nami schielte zu ihrer Schwester, die die Stimme gesenkt hatte. Ein wenig verschwörerisch schielte sie in Nami’s Richtung, die nur mit den Schultern zuckte. Sie selbst war durch die Arbeit und durch das Kennenlernen von Robin in den letzten Monaten nicht so oft hier gewesen, wie sonst. Das allerdings etwas im Busch zu sein schien, das hatte Nojiko schon verlauten lassen. Laut ihr benahm ihre Mutter sich merkwürdig. Etwas das Nami bisher nicht bestätigen konnte. Sie hatte einfach gute Laune aber das lag aus Nami’s Sicht einfach daran, dass Weihnachten vor der Tür stand und sie dieses als Familie feiern würden. „Findest du nicht, dass du übertreibst? Sie hat einfach gute Laune.“ „Nein. Irgendwas ist los. Ich sag’s dir.. sie wirkt anders.“ „Du spinnst“, murmelte sie nur. Nami verstand es nicht aber sei es drum. Lieber ließ sie sich eine weitere Kugel geben und würde die weiter anbringen. Was spielte es am Ende auch für eine Rolle? Das wichtigste war doch, dass ihre Mutter einfach glücklich und zufrieden war. Nami konnte sich an ganz andere Zeiten erinnern. Als sie klein gewesen waren hatte sie viele Sorgen gehabt, vor allem aus finanziellen Gründen. Es hatte oft für vieles nicht gereicht und ihre Mutter hatte viel gearbeitet. Heute war das glücklicherweise anders und Nami war sehr dankbar dafür. „Das sieht wunderbar aus!“ Bellemere war zu ihnen gestoßen und betrachtete das Werk ihrer Kinder. Nami lehnte sich zurück und stemmte die Hände in die Hüfte, bis sie den Teller in der Hand ihrer Mutter entdeckte. Da löste sie sich gleich von ihrer eigentlichen Arbeit und schob sich an ihrer Schwester vorbei, um dann nach dem Gebäck zu greifen, welches dort frisch und warm lag. Ein Keks schob sie sich in den Mund und schmeckte gleich Vanille und Orange. Herrlich! „Dann haben wir ja bald alles. Wie wäre es, wenn ihr euch ein bisschen stärkt und ich das Abendessen fertig mache?“ „Kommt Genzo heute nicht?“ „Nein. Er muss arbeiten aber er wird morgen zum Frühstück da sein.“ Genzo war ihr Onkel und arbeitete für die hiesige Polizei. Das sie vier gemeinsam Zeit hatten kam noch seltener vor und umso mehr freute man sich auf die Feiertage. Nami hatte ihn auch schon ewig nicht mehr gesehen. Manchmal stimmte sie dieser Umstand traurig, denn während früher alles noch so eng gewesen war und man sich fast jeden Tag gesehen hatte wurden die Abstände inzwischen immer länger. Momente wie diese sorgten zumeist dafür, dass Nami das Erwachsensein nicht immer leiden konnte. „Hoffentlich bringt er Brötchen mit“; war Nojiko’s Kommentar dazu. Ihre Mutter lachte leise und würde den Teller bei ihnen abstellen, bevor sie sich auf den Weg zurück in die Küche machte. Nami folgte ihr mit dem Blick, doch nein, noch verstand sie nicht was genau ihre Schwester meinte. *** „Und, wie ist es?“ „Gut.. Nojiko denkt mit unserer Mutter sei etwas aber.. wenn du mich fragst wirkt sie einfach glücklich.“ Es war spät und Nami hatte sich in ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen. Inzwischen war es ein Arbeitszimmer in dem ein Schlafsofa stand. Nichts erinnerte mehr daran, dass es früher ihr Zimmer gewesen war. Abgesehen von ein paar Kinderzeichnungen, die Nami direkt auf die Wand gezeichnet hatte. Ihre Mutter hatte sich nie darum bemüht sie zu überstreichen und so blieben diese Überreste ihrer Kindheit bestehen. Jetzt stand sie am Fenster, das Licht war ausgeschaltet, so dass sie hinaus in die Schneelandschaft blicken konnte, während sie mit Robin sprach. Es entspannte Nami ihre Stimme zu hören und sie fühlte sich weniger entfernt an auch, wenn sie momentan hunderte von Kilometern trennten. „Vielleicht hat ihr Glück einen besonderen Grund?“ „Ja, vielleicht.“ Nami zuckte mit den Schultern auch, wenn Robin das nicht sehen konnte. Ob sie recht hatte oder nicht, das konnte Nami nicht sagen. Denn am Ende kam es nur für sie darauf an, was ihre Mutter ihnen sagte oder auch nicht. Und wenn sie nichts sagte, dann gab es da wohl auch nichts, was sie wissen mussten. „Lass uns lieber über etwas anderes reden.“ „Hier läuft alles wie geplant es wird keine Verzögerungen geben. Wir werden uns bald sehen.“ Worte, die Nami lächeln ließen, während sie den Kopf an die kühle Fensterscheibe lehnte. Langsam begann es draußen zu schneien. Ja, es war friedlich und wunderschön. Noch schöner war allerdings der Gedanke daran, dass Robin und sie sich vorgenommen hatten sich nach Weihnachten in Robin’s Wohnung zu treffen. Nami hatte die vergangenen zwei Wochen damit zugebracht dort alles für ein nachträgliches Weihnachtsfest vorzubereiten. Der Gedanke daran erfüllte sie mit Wärme. „Ich freue mich auf dich. Auch wenn es mir lieber wäre wir könnten jetzt gemeinsam feiern.“ „Mit feiner Familie? Ich glaube wir würden kaum unsere Ruhe haben.“ Nami schnaufte. Sicherlich hatte Robin recht. Wenn sie hier an Weihnachten gemeinsam aufgetaucht wären, dann wäre das ein gefundenes Fressen gewesen. Sicherlich hätten sie sich nur auf Robin gestürzt und versucht alles aus ihr herauszubekommen, was möglich war. Potentielle Partner wurden eben doch durchleuchtet. Das konnte abschreckend wirken. Ein Grund mehr, warum Nami nicht gewollt hätte, dass man sich unter solchen Umständen kennenlernte. Da reichte es durchaus, wenn man mit einem einfachen Abendessen anfangen würde. „Ich weiß. Aber deswegen darf ich dich dennoch vermissen.“ „So kenn ich dich ja nicht. Wirst du nun sentimental?“ „Bild dir nichts ein“, brummte Nami doch etwas verstimmt. Sie wusste durchaus woher das kam. Schon immer war Nami gut darin sich unnahbar zu zeigen. Allerdings hatte sie es getan, weil sie Robin zu Beginn nicht hatte lesen können. Sie hatte kein Gefühl für sie gehabt und geglaubt, dass diese unnahbare Frau es nicht leiden könnte, wenn man ihr etwas von Gefühlen erzählte. Man wollte nicht verletzt werden und lehnte sich daher auch nicht zu weit aus dem Fenster. Entsprechend holprig war der Anfang zwischen ihnen auch gewesen, bis sie schließlich auf einen Nenner gekommen waren. Umso schwerer fiel nun aber auch die Trennung. Immerhin wollte man eigentlich die Zweisamkeit und das gemeinsame Glück genießen. „Ich vermisse dich auch. Und ich freue mich sehr auf unsere Zeit.“ Versöhnliche Worte, die Nami lächeln ließen. Natürlich freute sie sich darauf. Noch nie hatte sie sich so sehr gefreut mit einer Partnerin diese Zeit zu verbringen und zu zelebrieren. Noch nie war es so leicht gewesen. Und das zeugte doch auch davon, dass es mit der richtigen Partnerin einfach anders sein konnte. Ein Gefühl, welches ihr zu Anfang Angst gemacht hatte, weil sie schrecklich unsicher gewesen war. Ein Grund, warum es ihr schwer gefallen war sich auf Robin einzulassen. Doch nun, nachdem sie es getan hatte? Da könnte sie nicht glücklicher sein. *** „Und, bist du zufrieden?“ Nami schielte ihre Mutter an. Inzwischen war es wieder Abend, sie hatten einen wunderbaren, entspannten Tag mit der Familie verbracht. Nachdem Genzo am Morgen gekommen war, hatten sie gegessen, die Bescherung zelebriert und sich am Nachmittag mit Gesellschaftsspielen beschäftigt. Jetzt, nach dem Abendessen, würde man den Tag einfach ausklingen lassen. Wobei Nami sich mit dem Geschirr kurz in die Küche zurückgezogen hatte, um einen Blick auf ihr Handy zu werfen und Robin eine Nachricht zu schicken. „Du nicht?“ „Doch. Ich freue mich, dass ihr alle hier seid.“ Sie stellte etwas von dem Geschirr ab, welches man später wohl in die Spülmaschine einräumen konnte. Dann wäre dieser lästige Teil wenigstens schnell erledigt und man müsste sich nicht zu lange damit aufhalten. Und, da sie es nun wohl auch nicht mehr schaffen würde Robin noch ein Foto zu schicken würde sie das Handy lieber ganz wegstecken und sich dann doch dem Einräumen zuwenden. Was getan war, war eben getan. Das alles geschah unter dem prüfenden Blick ihrer Mutter, die sie da so forschend ansah und es wohl nicht ganz lassen konnte. Warum auch immer, doch Nami ignorierte es gekonnt und würde irgendwann hören, wie sie sich daran machte etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Vermutlich den Nachtisch. „Feiert sie auch gerade mit ihrer Familie?“ „Wer? Vivi? Ja, so in der Art. Ihr Vater muss immer arbeiten, das weißt du doch..“ Ja, wusste sie. Seit sie Teenager waren, waren sie befreundet und die beiden Familien verstanden sich gut. Da sollte diese Frage doch eigentlich keine wirkliche Rolle spielen, oder? „Ich meinte die Frau, mit der du schreibst.“ Nami atmete tief durch und räumte die letzten Teller ein, bevor sie sich wieder aufraffte und die Spülmaschine dabei schloss. War doch nicht zu glauben. Entgegen ihrer Schwester schien ihre Mutter einen sechsten Sinn für solche Sachen zu haben. Oder aber sie riet einfach nur, was sich Nami allerdings nicht wirklich vorstellen konnte. Warum auch? Wenn sie keine Anhaltspunkte haben würde, dann würde so eine Frage doch recht wenig Sinn machen. „Wieso..?“ „Weil es dir heute wohl besonders schwer fällt dein Handy einfach mal liegen zu lassen. Und gestern auch schon.“ Und dabei hatte Nami geglaubt sich bereits sehr zu bremsen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es nur das war aber was brachte es? Ihre Mutter lächelte sie wissend an und Nami könnte sie nun bewusst anlügen oder einfach einlenken. Da ersteres in ihrer Familie keinen Platz hatte müsste sie wohl in den sauren Apfel beißen. „Nein, sie muss arbeiten.“ Sie seufzte und zuckte etwas ratlos mit den Schultern. Was sollte sie auch sagen? Es war wohl nie geplant gewesen das ganze so anzubringen und nun stand sie hier vor ihrer Mutter, während sie Genzo und Nojiko im Wohnzimmer lachen hörte. Was wäre nur los, wenn die beiden Wind davon bekommen würden? Das mochte sie sich wirklich nicht vorstellen und dem hatte sie auch eigentlich noch etwas aus dem Weg gehen wollen. Doch wenn das alles nun auf dem Tisch war? Dann wäre es wohl nur fair, wenn sie ihrer Mutter wenigstens ein paar Antworten geben würde. „Wir.. kennen uns noch nicht so lange. Und ich wollte einfach noch etwas Zeit mit ihr haben, bevor ich sie euch vorstelle. Du weißt, wie er ist..“ Genzo. Ein Gedanke, der ihre Mutter allerdings nur leise zum lachen brachte. „Er macht sich nur Sorgen, das weißt du.“ „Ich bin aber kein Kind mehr. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Besonders wenn es darum geht, mit wem ich zusammen bin.“ Durchaus. Und Genzo galt sicher als der schräge Teil der Familie auf die man eine potentielle Partnerin besser vorbereiten musste. Robin war zwar eine Frau, die sich niemals die Butter vom Brot nehmen ließ und, die so etwas mit Leichtigkeit durchstehen konnte, doch darum ging es nicht. Er konnte manchmal durchaus unmöglich sein. Wobei das eben nicht der Ausschlaggebende Punkt war. „Das weiß er. Also.. wirst du sie uns vorstellen? Du hast schon lange niemanden mehr mit nach hause gebracht.“ Nami grinste schief. Das stimmte durchaus. Es war lange her, dass sie eine wirklich ernste Beziehung gehabt hatte. Kleine Affären, kurze Bekanntschaften. Doch nie hatte sich in der letzten Zeit mehr daraus ergeben. Bei Robin war es anders und vielleicht hatte sie deswegen auch sorge, dass jede noch so kleine Veränderung sich negativ auf das Konstrukt auswirken könnte, was sie eigentlich aufbauen wollten. Was, wenn Robin sich mit ihrer Familie nicht verstand? Wenn es sie abschrecken würde? Wenn es doch zu schnell ging? „Was macht sie beruflich?“ „Ähm.. Archäologin.. sie unterstützt Ausgrabungen und ist Dozentin an der Uni. Gerade ist sie unterwegs, um einen wichtigen Vortrag zu halten und einem alten Professor einen Gefallen zu tun.“ „Über Weihnachten?“ Nami zuckte mit den Schultern. Sicher nicht genau an den Tagen aber Robin hatte sich dazu entschieden länger zu bleiben und die alten Kontakte zu pflegen. Immerhin kam sie nicht so oft in die Heimat und da wollte jede Gelegenheit genutzt werden. Besonders nachdem man sich einig gewesen war, dass es noch keine Option war sie der Familie vorzustellen. Das machte es dennoch nicht einfacher. „Wir holen das nach.. und.. ich werde sie euch auch vorstellen. Nächsten Jahr. Okay?“ Ihre Mutter lächelte und würde auf sie zukommen. Liebevoll umfasste sie Nami’s Gesicht und würde ihr einen Kuss auf die Stirn geben. Es ließ Nami lächeln, die sich gleich ein wenig leichter fühlte. Zwar war ihre Mutter nie eine Frau gewesen, die ihren Töchtern viele Regeln auferlegt hatte und doch war ihre Meinung für Nami eben besonders wichtig. Es war ihr einfach nicht egal und sie zu enttäuschen war durchaus etwas, das für Nami nur schwer zu ertragen gewesen wäre. „Tu es in deinem Tempo. Mir ist nur wichtig, dass du glücklich bist.“ „Ich weiß.“ „Gut.. und jetzt schreib ihr und hilf mir dann mit dem Nachtisch.“ Nami schmunzelte und würde ihrer Mutter noch einmal in die Augen sehen, bevor sie doch wieder nach ihrem Handy griff. Ganz lassen konnte und wollte sie es einfach nicht und ein kurzer Blick in den Chat sagte ihr, dass es Robin ähnlich ging. Sie hatte ihr ein Foto von einem eher hässlichen Weihnachtsbaum geschickt von dort, wo sie sich wohl gerade aufhielt. Und Nami? Die erwiderte das ganze allerdings mit einem Foto, welches sie schon am Morgen gemacht hatte. Aus einem spontanen Impuls heraus und sie war sich auch nicht sicher gewesen, ob sie es überhaupt an sie schicken sollte. Nun tat sie es doch ohne einen weiteren Kommentar dazu. Das Foto zeigte Nami, wie sie nichts weiter trug, als einen Weihnachtspulli, der vielleicht etwas zu hoch gerutscht war. Mit Hilfe des Spiegels hatte sie sich selbst von hinten fotografiert, wobei es wohl eher darum ging Robin ein wenig von ihren Beinen zu zeigen. Und, um ihr klar zu machen, was hier auf sie wartete. Mit einem leichten Grinsen biss sie sich auf die Unterlippe, musste aber doch grinsen und würde dann das Handy wieder wegstecken. Ein paar Tage noch, dann würden sie das alles nachholen. Sollte Robin mit diesem Vorgeschmack auskommen. Ein Ball, den man sich vielleicht noch das ein oder andere Mal hin und her spielen würde. Bis dahin hieß es für Nami allerdings ihrer Mutter dabei zu helfen den Nachtisch ins Wohnzimmer zu bringen, damit man dort den Rest des Abends gemeinsam zelebrieren würde. Nachtisch und ein paar Kartenspiele. Natürlich ging es darum Ruhm und Ehre zu erhalten und natürlich konnte man Nami dahingehend nichts vormachen. Sie war ungeschlagen. Und die Freude darüber würde ihr zumindest die Zeit ein wenig leichter machen, bis sie Robin endlich wiedersehen würde. Kapitel 2: bittersweet holidays ------------------------------- 26. Dezember Stockholm - Schweden „Nein, schon gut. Es ist nicht deine Schuld und wir hätten damit rechnen können, dass das passiert.“ Durchaus. Denn das das Wetter im Winter auch mal den Flugverkehr lahmlegen konnte war als solches wirklich keine besonders große Überraschung. Nami selbst hatte sich sicherlich schon oft gefragt, warum Menschen überhaupt auf die Idee kamen um diese Zeit in Urlaub zu fliegen und sich dann auch noch wunderten, wenn es zu Verspätungen kam. Nun musste sie selbst die Erfahrung machen, dass man manchmal einfach nicht die Wahl hatte. „Vielleicht.“ „Hör zu, sie werden das sicher bald in den Griff bekommen. Du solltest dir lieber einen gemütlichen Platz suchen und mir dann einfach bescheid sagen, sobald du etwas weißt. Okay?“ Nami versuchte optimistisch zu klingen auch, wenn es ihr schwer fiel. Vor allem deswegen, weil sie Robin deutlich anhören konnte, wie sehr ihr die Situation missfiel. Selten kam es vor, dass die andere ihren Unmut deutlich machte oder, dass es ihr schwer fiel eine passende Alternative oder Lösung für Probleme zu finden. Manchmal glaubte Nami, dass diese Frau nichts aus der Ruhe bringen konnte. Nicht, dass Robin nun aufgebracht wäre. Nein. Sie war ruhig, nachdenklich. Und ja, es schwang auch ein Hauch von Enttäuschung mit. „Okay. Versuch einfach dir einen schönen Tag bis dahin zu machen. Wenn wir Glück haben, dann verzögert sich das alles nur um ein paar Stunden.“ „Gut. Wir sprechen uns später.“ Sie würde das Gespräch beenden und das Handy auf den Tisch legen. Schwer atmete Nami durch und sank auf den Stuhl, während sie den Blick durch die Wohnung schweifen ließ. Robin hatte am Vorabend noch eine Veranstaltung gehabt und sich deswegen dazu entschieden erst an diesem Morgen von St. Petersburg zurück nach Stockholm zu fliegen. Ein Flug der unter normalen Umständen keine zwei Stunden dauerte und nur einen Katzensprung darstellte. Sofern das Flugzeug denn in der Lage war abzuheben. Und genau das schien nun nicht möglich zu sein auf Grund der schlechten Wetterverhältnisse. Wie lange es dauern würde, bis die Vereisung aufgehoben war und die Maschinen wieder sicher abheben konnten? Ungewiss. Hinzu kam, dass der dichte Schneefall in Russland gerade ohnehin nicht dazu beitrug, dass es besser wurde. Und zu ihrem Unmut musste Nami zugeben, dass dieser Zustand nichts war, was man in einer halben Stunde hinter sich brachte. Sie kannte die Daten zwar nicht, würde aber schätzen das es mit viel Pech noch ein oder zwei Tage länger dauern könnte, bis der Flugverkehr wieder freigegeben wurde. Ganz zu schweigen davon, wie viele Flüge nun nachgeholt werden müssten. Seufzend fiel ihr Blick auf den Weihnachtsbaum. Robin hatte ihr bei ihrer Abreise den Schlüssel für die Wohnung überlassen mit der Bitte sich um die Pflanzen zu kümmern. Nami hatte sie gefragt, ob sie die Wohnung ein wenig dekorieren könnte, was ihre Freundin mit einem skeptischen heben der Augenbrauen kommentiert hatte. Sie solle nicht übertreiben hatte Robin gesagt. Weihnachten schien ihr als solches eher suspekt zu sein, was sicherlich der Grund war, warum Nami keinerlei Weihnachtsdeko in dieser Wohnung gefunden hatte. Und auch, warum Robin überhaupt schon geplant hatte über Weihnachten zu arbeiten. Zwar hatte sie auch Familie in Russland, doch Nami wusste das sie diese nicht besuchen würde. Warum genau konnte sie nicht sagen. Auch hier hatte Robin sich eher wortkarg gegeben und nur gesagt, dass es kompliziert sei. Mit all dem hatte Nami sich abgefunden und dann ihre eigene Mission gestartet. Sie hatte sich vorgenommen Robin den Zauber von Weihnachten zu zeigen und mit ihr ein paar schöne Feiertage zu verbringen, sobald sie beide wieder in der Stadt waren. Dazu hatte Nami einen Weihnachtsbaum angeschleppt, der nun im Wohnzimmer vor der Fensterfront stand. Dieses Monster an Baum war auch der Grund, warum sie bei ihrer eigenen Familie eher weniger Lust dazu gehabt hatte zu schmücken. Sie hatte ihre besten Freunde dazu genötigt ihr zu helfen und gemeinsam mit Vivi und Zorro hatte sie fast zwei Tage gebraucht, um dieses Wunder zu vollbringen. Sie waren losgefahren, hatte den Baum selbst geschlagen, während Zorro daneben gestanden und blöde Kommentare gegeben hatte. Den baum hier herauf zu bekommen war ein Kraftakt gewesen und das schmücken.. Nami hatte extra noch einmal losfahren und neue Deko kaufen müssen. Lichterketten waren an den passenden Stellen in der Wohnung verteilt worden. Tannengrün, Weihnachtssterne, Kerzen. Nami hatte es nicht übertrieben und doch hatte sie es geschmackvoll machen wollen und das brauchte eben seine Zeit. Nun würden sie weitere Zeit zusammen verlieren und das Geschenk unter dem Weihnachtsbaum wirkte eher wie ein Mahnmal, als wie etwas auf das man sich freuen könnte. „Schlechte Nachrichten?“ Sie blickte auf und musterte Sanji, der sie fragend ansah. Nami hatte Robin mit einem Weihnachtsessen überraschen wollen. Doch da sie selbst nicht besonders gut in der Küche war hatte sie ihn gebeten ihr bei den Vorbereitungen zu helfen, so dass Nami das alles später nur zum passenden Zeitpunkt wieder aufwärmen musste. Sie hatte etliches eingekauft und stand mit ihm schon seit dem frühen Morgen in der Küche, damit alles getan war, bevor Robin landen würde. „Der Flug wird nicht gehen. Sie wissen nicht, wann wieder eine Maschine starten kann, das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung.“ „Keine Aussicht auf baldige Besserung?“ Nami zuckte mit den Schultern und stand wieder auf. Das brachte so doch nichts. Sicherlich könnte sie Hoffen und an ein Wunder glauben. Und doch gab es schlichtweg Dinge, die man nicht beeinflussen konnte. Das Wetter gehörte definitiv dazu. „Ich kenne die Datenlage nicht aber..“ Sie griff nach ihrem Handy und würde eine App öffnen, um sich das ganze anzusehen. „Wenn selbst die einfachen App’s sagen, dass der Schneefall noch bis morgen anhalten wird..“ Dann würde alles weitere sie nur bestätigen. Und selbst, wenn es morgen aufhören würde zu schneien, bis das Chaos beseitigt war würde es noch einmal Zeit kosten. „Was machen wir jetzt mit dem Essen.. kann ich das so aufbewahren?“ Für heute war das Thema sicherlich durch. Besser man bereitete sich lieber darauf vor dieses Essen zu verschieben und deswegen würde sie nun nur noch mehr seine Hilfe brauchen. Gemeinsam ging es wieder in die Küche. Hier war bereits alles für einen Snack am Mittag vorbereitet worden und auch die Töpfe für das Abendessen standen bereit. Weihnachtliche Düfte erfüllten die Wohnung. Ja, sie hatte alles bis in das kleinste Detail geplant und nun sah Nami dieses filigrane Kartenhaus einfach in sich zusammenfallen. „Wir werden alles fertig machen und dann wirst du Platz im Kühlschrank machen müssen. Das wird schon werden okay?“ Sanji lächelte sie aufmunternd an und legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter. Eine Geste, die Nami nur schwer annehmen konnte und doch musste sie nun einfach weiter machen. Es half nichts den Kopf hängen zu lassen. Wo sollte das denn auch enden? Natürlich wäre es besser, wenn sie das Essen heute hätten genießen können und doch bestand wohl noch Hoffnung. Und wenn es wenigstens bis zum nächsten oder bei richtiger Lagerung bis zum übernächsten reichen würde? Dann könnte sie das wohl verschmerzen. „Im schlimmsten Fall musst du Sachen einfrieren. Das ist nicht Ideal aber wird reichen, bis sie da ist.“ „Entschuldige, dass du den ganzen Stress jetzt umsonst hattest.“ „Ach was.. du weißt ich helfe dir gerne. Mach dir keine Sorgen.“ Dennoch. Eigentlich würde er mit seiner Schwester heute losfahren und noch den Rest der Familie besuchen. Da Sanji sich aber allgemein nicht darauf freute schien er trotz allem lieber hier zu sein und hatte keine Sekunde gezögert früher aufzustehen, um Nami bei ihrem Plan zu helfen. Und doch hatte sie ein schlechtes Gewissen. Doch das half nichts. Sie mussten sich um das Essen kümmern und so war es doch besser, wenn Nami sich konzentrierte und nun lieber seinen Anweisungen folgen würde. *** „Das ist eine ganz beschissene Idee.“ „Ach was.. du wirst dich danach besser fühlen.“ Zorro grinste sie breit an, während Nami die Arme um sich geschlungen hatte und bereits jetzt am ganzen Leib zitterte. Warum tat sie sich das eigentlich an? Ahja, weil ihr eigentliches Date für diesen Tag in St. Petersburg hockte und dort auch für unbestimmte Zeit bleiben würde. Nachdem sie mit Sanji das Essen versorgt und alles verstaut hatte, hatte sie alleine in Robin’s Wohnung gesessen und sich gefragt, was sie mit dem Tag anfangen sollte. Ein kleiner Teil von ihr hatte zwar noch Hoffnung gehabt, doch diese war schnell erlischt, als sich Robin knapp eine Stunde nach ihrem ersten Anruf noch einmal gemeldet hatte, um ihr zu sagen, dass sie den Flughafen nun verlassen würde. Der Flugverkehr war auf unbestimmte Zeit eingestellt worden. Es hatte Nami’s Laune augenblicklich in den Keller rasseln lassen und für sie hatte festgestanden, dass sie diesen Tag nicht alleine verbringen konnte. Zumal Robin auch darauf bestanden hatte, dass sie nicht einfach nur herumsitzen sondern sich eine schöne Zeit machen sollte. Die Frau hatte ja keine Ahnung. Schon gar nicht, wie schwer es war an den Weihnachtstagen noch spontan seine plane zu ändern. Die meisten ihrer Freunde waren noch immer bei der Familie oder anders beschäftigt. Carina hatte ihr angeboten sie zu einer Party zu begleiten, doch auf die Ex und einen Haufen fremder Menschen hatte sie dann doch keine Lust gehabt. Ganz gleich wie gut sie sich heute verstehen mochten. Gerade fragte sie sich aber dennoch, ob die besagte Party nicht doch die bessere Alternative gewesen wäre. Denn der einzige, der noch verfügbar gewesen war, war Zorro gewesen. Und der hatte ihr angeboten ihn zu begleiten. Allerdings unter der Bedingung, dass sie nicht nur zugucken sondern auch mitmachen würde. Schwachsinns Idee. „Ja, wenn ich dabei nicht drauf gehe.“ „Niemand hat dich gezwungen mitzukommen, also halt endlich die Klappe und zieh dich aus.“ Nami schnaufte und schielte zu ihrem Freund. Der war schon munter dabei seine Jacke und Mütze abzulegen. Das einzige Licht, welches ihnen zur Verfügung stand, kam von Zorro’s Wagen, den er so nah wie möglich an das Wasser herangefahren hatte. Der Strandabschnitt von Kanaanbadet war mit Schnee bedeckt und lag unberührt vor ihnen. Vor wenigen Minuten hatte es angefangen leicht zu schneien und Zorro hatte allen ernstes vor nun in die eiskalten Fluten zu steigen. Eisbaden. Nami hasste kaltes Wasser. Schnee, das liebte sie. Wenn man warm eingepackt durch die Winterlandschaft schlendern konnte. Doch kaltes Wasser? Wer um alles in der Welt war einmal auf die Idee gekommen, dass das eine gute Idee sein könnte? Zorro hatte das ganze zu seiner Weihnachtstradition gemacht und nun standen sie hier, im dunkeln und Nami schlotterten bereits jetzt die Knie. „Komm jetzt. Und vergiss nicht ein Foto zu machen, das kommt immer gut bei den Damen an.“ „Ich wusste nicht, dass Dummheit sexy ist.“ Dennoch, sie hatte sich darauf eingelassen und Nami war am Ende doch zu stur, um sich nun diese Blöße zu geben. Mantel aus und den Schal dazu auf die Bank neben dem Auto gelegt. Die Bademäntel lagen bereits auf der Motorhaube zusammen mit ein paar Schlappen. Zorro hatte alles vorbereitet aber erst einmal müsste man überhaupt ins Wasser kommen. Es folgte der Pulli. Mit jeder Schicht bereute Nami es mehr, dass sie sich auf das alles eingelassen hatte aber nun hieß es Zähne zusammenbeißen und durchziehen. Zorro war da immerhin schon deutlich weiter. Er hatte sich bereits ganz ausgezogen und schob seine Füße in die Schlappen, bevor er sich den Bademantel umlegte. Unterdessen wurden Nami’s Bewegungen ein bisschen hektischer, je mehr Schichten von ihrem Körper verschwanden. Auch sie würde alles ablegen und anschließend verzweifelt nach dem Bademantel greifen. Nur, dass dieser auch keine wirkliche Wärme spenden würde. „Machen wir noch ein Foto?“ „Vergiss es!“ Keifte Nami nur zurück. War das sein verdammter Ernst? Zorro lachte nur wieder. Manchmal fragte sie sich wirklich, was in seinem Kopf vorging aber da waren sie beide einfach aus einem anderen Holz geschnitzt. Wobei man auch nicht sagen konnte, dass er jemand war, der viel auf social Media teilte. Viel mehr hatte er gefallen daran gefunden sein training aufzunehmen, davon zu lernen und seine Bewegungen zu optimieren. Nun legte er einen Arm um sie, zog Nami an sich und streckte den anderen Arm aus. In der Hand hielt er eine GoPro an einem Griff befestigt, um sie weiter von sich weghalten zu können. „Komm, das muss für die Nachwelt festgehalten werden! Unsere Frostbeule geht mit mir Eisbaden!“ Während Zorro lachte schob Nami ihn von sich weg und würde sich auf den Weg durch den Schnee machen. Besser sie brachte es hinter sich, bevor sie an Ort und Stelle festfrieren würde. Die Kälte begann bereits jetzt ihr die Beine hinauf zu klettern. Konnte sie ihre Zehen überhaupt noch richtig spüren? „Scheiße..“ „Mach langsam!“ „Nein!“ Sie wollte einmal da hinein, damit er Ruhe gab und dann wieder in die wohltuende Wärme. Warum machten sie das eigentlich hier und nicht in der Nähe von einer Sauna? Nami erreichte das Ufer und zögerte einen Moment. Die Vorstellung nun auch noch den letzten Schutz vor der Kälte abzulegen und in das Wasser hinein zu steigen gefiel ihr nicht. Am Ende waren es Zorro’s Schritte, die sie weiter antrieben. Der Bademantel fiel auf den Boden, Nami zog die Füße aus den Schlappen und dann tat sie den ersten Schritt. Augenblicklich kroch die Kälte ihr Bein hinauf und sie spielte mit dem Gedanken einen Rückzieher zu machen. „Weiter, nicht nachdenken“, hörte sie Zorro hinter sich. Er schob sie sachte weiter und Nami stieg nun ganz in das Wasser hinein. Fuck! „Scheiße.. Scheiße!“ Das war nicht zum aushalten. Es war als würden tausende kleiner Nadeln in ihre Haut dringen. Alles in ihrem Körper sträubte sich einen weiteren Schritt zu machen. Doch nun, wo sie es einmal angefangen hatte? Da war es einfach keine Option zu kneifen. Diese bloße wollte Nami sich einfach nicht geben. Und so schritt sie weiter, stand bald bis zu Hüfte im Wasser, während sie die Arme um den Körper geschlungen hatte und gegen das krampfhafte Zittern ankämpfte, welches sich unkontrolliert durch ihren Körper zog. „Und jetzt ganz rein, los!“ Zorro feuerte sie an. War der überhaupt schon drinnen? Ein Blick über die Schulter sagte ihr, dass er wenigstens folgte und sie damit nicht alleine ließ. War auch besser so für ihn! Nami richtete den Blick wieder auf die dunkle Wasseroberfläche, die fast schon schwarz wirkte. Unheimlich. Doch es half nichts. Egal wie sehr sich ihr Körper gegen all das sträubte, Nami zwang sich in die Knie zu gehen und bis zum Hals hinein zu tauchen. Die Nadelstiche breiteten sich über ihren Körper aus, sie hatte für einen kurzen Moment das Gefühl keine Luft zu bekommen. Und dann.. dann musste sie lachen. Nami konnte nicht an sich halten, sie paddelte durch das eiskalte Wasser und während sie fast schon hysterisch lachte sah sie sich nach Zorro um. Der grinste allerdings nur breit und kaum auf sie zu. Für ihn war das sicherlich eine leichte Übung. Immerhin wusste Nami, dass er auch jeden Morgen eine eiskalte Dusche nahm. Aber wenn er glaubte das es gesund war? "Siehst du, du hast Spaß!“ Zorro kam neben sie und legte einen Arm um ihre Schulter, während er die andere Hand nutzte, um weiter alles mit seiner GoPro zu dokumentieren. Nami’s Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander, während sie sich automatisch an ihn lehnte und schief in die Kamera grinste, dann aber doch wieder anfing hysterisch zu lachen und zu schreien. „Genug! Ich war drin, das wars!“ Ganz klare Sache. Sie hatte getan was sie ihm zugesagt hatte aber jetzt musste sie hier raus! Das war doch nicht zum aushalten. Nami stand wieder auf und schleppte sich zurück, während der eiskalte Wind sie frösteln ließ. Doch all das spielte keine Rolle, sie handelte einfach nur noch. Raus aus dem Wasser, rein in die Schlappen und den Bademantel umgeworfen. „He, Nami!“ Sollte er drin bleiben, wenn er wollte. Mit schnellen Schritten lief Nami weiter, zurück zum Auto, riss die Tür auf und flüchtete sich auf die Rückbank, wo sie den meisten Platz hatte. Wenigstens war es hier noch etwas warm und Nami konnte sich einfach zusammenkauern und eine Decke über sich ziehen. Die Zähne klapperten aufeinander und auch, wenn sie noch nicht wusste, wie sie sich bei all dem fühlen sollte, musste sie einfach lachen. Wenn sie Robin erzählen würde was sie getrieben hatte, weil ihr Flug ausgefallen war? Das würde sie ihr nicht glauben. Noch eine ganze Weile würde sie in dem Wagen sitzen, als auf einmal die Tür wieder geöffnet wurde und Zorro die Kleidung zu ihr auf den Rücksitz gab. Er selbst trug bereits wieder eine Hose und schmiss den Rest seiner Sachen auf den Beifahrersitz, bevor er einsteigen und den Wagen starten würde. Gleich spürte Nami, wie warme Luft in den Innenraum geblasen wurde. Zorro hatte die Heizung ganz hoch gestellt, bevor er den Wagen in Bewegung setzen und dann wieder langsam zur Straße fahren würde. „Ich kann dir die Aufnahmen schicken, dann kannst du bei deiner Freundin etwas angeben.“ „Ja, weil das bestimmt verdammt sexy und beeindruckend ausgesehen hat.“ Zorro lachte und schaltete Musik ein. Offenkundig hatte er gute Laune aber das war eigentlich nicht ungewöhnlich. Andere mochten Denken, dass Zorro ein mürrischer, missgestimmter Kerl war, doch sie wusste es besser. Eigentlich war er nur sehr wählerisch bei den Menschen denn er diese entspannte Seite zeigte. „Komm, es hat dir gefallen und ist es nicht cool, wenn man sich überwunden hat? Außerdem solltest du dir deine Laune nicht von all dem nehmen lassen. Sie wird bald da sein und dann könnt ihr die Zeit genießen. Mach dir lieber Gedanken, ob du wirklich alles hast oder versuch mit ihr zu telefonieren.“ „Ich verstehe nicht, wieso du dir das immer antust.. das ist doch Wahnsinn.“ „Es stärkt den Körper und die Seele. Würde dir auch nicht schaden.“ Nami holte aus und trat gegen den Fahrersitz. Er sollte ihr jetzt bloß nicht auf die Nerven gehen. Natürlich war es irgendwie ein schöner Gedanke sich überwunden zu haben und Nami war auch ein wenig stolz auf sich. Dennoch war das nichts was sie zu einer Gewohnheit machen würde. Für heute war es eine gute Ablenkung gewesen und Nami hoffte, dass sie nach einer heißen Dusche einfach gut schlafen könnte und am nächsten Tag ein paar gute Nachrichten auf sie warteten. Kapitel 3: driving home ----------------------- 26. Dezember - 27. Dezember Narwa - Estland „Wäre es nicht einfacher gewesen, wenn du dir ein Hotel genommen und gewartet hättest, bis sie den Flugverkehr wieder freigegeben hätten?“ „Es könnte noch Tage dauern bis dahin.“ „Und du meinst deine Autofahrt bei dem Wetter ist klüger?“ Klüger? Nein. Gewiss nicht. Zugegeben hatte Robin sich selbst schon gefragt, was sie sich bei all dem eigentlich gedacht hatte. Aber wenn sie ehrlich war, dann hatte sie nicht gedacht. Es war eine Übersprungshandlung gewesen für die Robin normalerweise wirklich nicht bekannt war. Doch nun war sie eben unterwegs, hatte vor einer halben Stunde die Grenze zu Estland überquert und das bedeutete von den fast 19 Stunden hatte sie nur noch 16 vor sich. Zumindest, wenn sie keine Pausen einlegen und nicht schlafen würde. Letzteres sollte an sich nicht das Problem werden. Robin brauchte nur etwas Kaffee und dann konnte sie durchaus mit wenig Schlaf auskommen. Das größere Problem, welches sie in diesem merkwürdigen Plan sah war, dass sie bereits jetzt spürte, dass ihr Körper nicht mehr sitzen wollte. Und das, obwohl der Wagen in dem sie saß kein winziger, billiger Flitzer war. Denn natürlich waren fast alle Mietwagen weg gewesen und das nicht nur wegen der Feiertage. Noch ein Punkt über den Robin sich keine Gedanken gemacht hatte, als sie sich spontan angestellt und nebenbei über die App versucht hatte einen Wagen zu mieten. „Bisher komme ich recht gut durch. Ich bin in Estland. Wenn ich gut durch komme, dann bin ich in drei Stunden am Hafen und kann dann hoffentlich die Fähre nehmen.“ Das sie am Ende einen völlig überteuerten Mietwagen gemietet hatte, der viel zu groß für eine Person war und dessen einziger Vorteil in der guten Ausstattung und dieser hervorragenden Sitzheizung, bestand war das eine. Immerhin hatte sie erst nach der Buchung nachgesehen, ob sie überhaupt mit der Fähre weiter kommen würde. Vor ein paar Stunden hatte es noch gut ausgesehen und Robin konnte nur hoffen, dass es noch der Fall sein würde, wenn sie am Hafen ankäme. Das andere war, dass Robin sich nicht überlegt hatte wie viele Stunden sie nun im Auto verbringen musste und, dass es nicht gesagt war, dass sie wirklich gut durchkommen würde. Wie lange würde ihr das Glück wohl hold sein? Zugegeben, ein Großteil der Fahrt würde sie auf der Fähre verbringen. 9,5 Stunden würden es sein. Genug Zeit also, um dort eine entsprechende pause einzulegen, etwas zu Essen und auch zu schlafen. Wenn sie das denn können würde. „Das ist das undurchdachteste, was du je gemacht hast, seit ich dich kenne.“ Franky lachte leise. Robin hatte ihren besten Freund angerufen, um ihre Gedanken ordnen zu können und, weil sie einfach das Bedürfnis dazu gehabt hatte. Selten kam es vor, dass sie sich mit Entscheidungen unsicher fühlte. Diesmal allerdings schwang schrecklich viel Unsicherheit mit. Denn natürlich war auch Robin klar, dass ihre Handlungen schrecklich irrational waren. Und warum? Wegen einer Frau. Ihrer Freundin. Noch ein Grund, warum sie sich nur kurz bei Nami gemeldet hatte, um ihr zu sagen, dass heute kein Flug mehr gehen würde. Was sollte sie auch denken, wenn sie wüsste, was Robin gerade trieb. „Es ist effizient. Wer weiß wie lange der Flughafen stillgelegt sein wird und so komme ich wenigstens nach Hause. Ich war lange genug hier.“ „Natürlich. Du machst das alles nur, um endlich wieder Abstand zwischen dich und deine Familie zu bringen.“ „Ja, warum auch sonst.“ Das Robin kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Familie hatte war kein Geheimnis. Zumindest was den noch lebenden Teil anging. Dennoch hatte sie den Aufenthalt genutzt, um sich mal wieder blicken zu lassen. Es war gewiss nicht so, dass sie nur wegen ihnen nach St. Petersburg reisen würde. Und so sahen sie sich nur, um des Friedens willen, wenn Robin beruflich im Land war. Etwas das in den vergangenen Jahren nicht mehr zu oft vorgekommen war. Ebene auch, weil Robin es nicht darauf anlegte Angebote hier in der Gegend anzunehmen. Nur dann, wenn es sie wirklich interessierte und sie einen privaten Nutzen daraus ziehen konnte. „Vielleicht wegen dem vorlauten Rotschopf, der vermutlich gerade in deiner Wohnung sitzt und dort alles in eine Weihnachtshölle verwandelt?“ Robin zog die Nase kraus. Natürlich wusste er von Nami und er hatte sie auch schon kennengelernt. Ein Treffen, welches Robin allerdings nicht beabsichtigt hatte. Zumindest nicht zu einem so frühen Zeitpunkt ihrer Beziehung. Allerdings war Franky der König der unangekündigten Besuche und als er vor ein paar Wochen mal wieder einfach bei ihr aufgetaucht war, war auch Nami da gewesen. Eine durchaus skurrile Begegnung. Nami’s Mundwerk war immerhin so vorlaut wie Franky groß war. Ob das Treffen gut verlaufen war? Robin konnte es nicht genau sagen. Es hätte vermutlich schlimmer sein können und doch hatte sie das Gefühl, dass die beiden eher eine merkwürdige Beziehung zueinander haben würden. Was sie machen sollte, wenn die beiden sich nur kabbeln würden? So weit hatte Robin sich noch keine Gedanken gemacht. Blieb zu hoffen, dass sie noch etwas Zeit hatte, um das herauszufinden. Oder, dass die beiden sich aneinander gewöhnen würden. Letzteres wäre ihr durchaus lieber. „Dich hat es ja ziemlich erwischt. So einen Aufstand hast du noch nie wegen einer Frau gemacht.“ Offensichtlich fand er das alles schrecklich komisch. Sollte er seinen Spaß haben, das tangierte sie normalerweise nicht weiter. Und doch musste Robin zugeben, dass es ihr auch nicht ganz recht war so sehr aus ihren eigenen Mustern zu fallen. Es war auch für sie ungewohnt und natürlich hinterfragte sie es ein wenig. Sie kannte Nami noch nicht lange und dennoch hatte sie es geschafft ihre Welt völlig auf den Kopf zu stellen. Nichts, was sich schlecht anfühlte. Nein, für Robin fühlte sich das alles schrecklich gut an. Und doch musste sie erst einmal lernen mit all diesen neuerlichen Gefühlen umzugehen. „Ich mache keinen Aufstand.“ „Sie hat einen Schlüssel zu deiner Wohnung und du fährst gerade 19 Stunden durch die Gegend, weil du es nicht abwarten kannst wieder nach Hause zu kommen. Wenn du mich fragst ist das schon ziemlich viel.“ „Ich frage mich, warum das alles bei dir immer wie ein Vorwurf klingt. So als müsste ich mich nun schlecht wegen irgendetwas fühlen.“ War es denn etwas schlechtes? Man könnte sagen, dass sie vorsichtiger sein könnte. Das es besser wäre die Dinge langsamer angehen zu lassen und sich nicht völlig in all dem zu verlieren. Das wäre das vernünftigste und normalerweise würde Robin es auch so handhaben. Doch Nami den Schlüssel zu ihrer Wohnung zu überlassen und ihr zu erlauben sich während ihrer Abwesenheit dort aufzuhalten, hatte sich nur wie eine logische Konsequenz angefühlt. Robin hatte damit nicht gezögert und sie bereute diese Entscheidung auch nicht auch, wenn sie nicht wusste was sie nun an Deko erwarten würde. Ursprünglich war es nur darum gegangen, dass Nami sich um ihre Pflanzen kümmern sollte. Diese hatte es allerdings als Gelegenheit begriffen für sie beide noch einmal Weihnachten nachholen zu können. Und so hatte Robin nur anmerken können, dass sie es nicht übertreiben sollte. Das sie dahingehend aber sicherlich zwei völlig unterschiedliche Definitionen vertraten war ihr allerdings auch klar. „Du hasst Weihnachten und erlaubst ihr deine Wohnung zu dekorieren?“ „Sie sagte sie wird es nicht übertreiben. Außerdem hasse ich Weihnachten nicht. Ich lege nur keinen Wert darauf es zu feiern.“ Robin hatte aber auch keinen wirklichen Grund dazu gehabt in den vergangenen Jahren. Mit Nami könnte das nun anders sein auch, wenn Robin manchmal das Gefühl hatte, dass sie dem Tempo mit dem die Veränderungen in ihrem Leben Einzug hielten, nicht ganz mithalten konnte. Aber davon abstand nehmen konnte sie auch nicht. Nami brachte Veränderungen in ihr Leben. Sie machte es bunter und so viel schöner. Da sollte das doch ein Kompromiss sein, den sie eingehen konnte. „Wenn du das sagst.“ „Warum sagst du mir nicht einfach, was du wirklich denkst?“ Man redete doch eigentlich um den heißen Brei herum. Sicherlich konnte man von ihrer Aktion denken was man wollte, doch alles in allem wäre es doch nicht falsch, oder? Jeder hatte schon einmal undurchdachte Dinge getan, weil man verliebt gewesen war. Das war einfach Menschlich und selbst Robin konnte sich nicht frei von diesen Dingen machen. Und so ungewohnt das für sie auch sein mochte; sie wollte es auch nicht. Sie wollte all diese Gefühle auskosten und die Wärme spüren, die es in ihr auslöste, wenn sie an Nami dachte. „Es sind zehn Jahre Robin. Ihr steht an völlig verschiedenen Abschnitten in eurem Leben. Denkst du denn wirklich, dass das gut gehen kann? Ich mache mir nur sorgen.“ „Worum genau?“ Denn ja, er mochte es nur gut meinen. Und gleichzeitig fand sie es übertrieben. Immerhin konnte man nicht sagen, dass er Nami kannte und zu glauben, dass ihr Alter irgendetwas über sie oder ihre Reife aussagte wäre definitiv falsch. Denn, dass es nicht so war, das hatte Robin schnell bei ihren Date’s lernen dürfen. Wäre es anders, dann wäre es zwischen ihnen auch sicherlich nicht so weit gekommen. „Das du verletzt wirst.“ „Das gehört zum Leben dazu Franky. Und wenn es so ist, dann habe ich es wenigstens versucht. Allerdings bin ich mir sicher das, wenn wir scheitern, wir es nicht wegen des Altersunterschied tun werden.“ „Wenn du meinst..“ Nein, er klang nicht überzeugt. Aber darum ging es Robin auch nicht. Das alles war eine Entscheidung, die sie für ihr Leben traf und mit der sie am Ende zurechtkommen musste. Er konnte ihr einen Rat geben, beistehen. Doch sie beide wussten, dass sie sich davon nicht beeinflussen lassen würde. Anders herum wäre es allerdings auch nicht anders. Sie beide waren dahingehend doch ziemliche Dickschädel und waren sich doch auch sehr ähnlich. Etwas das sicherlich ein Grund für ihre Freundschaft war. „Versprich mir, dass du wenigstens vorsichtig fährst, wenn du schon so einen Unfug machen musst. Ja?“ „Natürlich. Ich passe auf, okay?“ Leichtsinnig war sie nun nicht. Und so fuhr Robin auch nicht zu schnell. Sie würde es langsam angehen lassen, um nicht ein weiteres Mal von den Wetterbedingungen in ihren Plänen zurückgeworfen zu werden oder schlimmeres. *** Dankend lächelte Robin den jungen Mann, der ihr den Kaffee hinstellte an. Den brauchte sie nun wirklich nicht nur, um sich aufzuwärmen. Inzwischen befand sie sich auf der Fähre, die abgelegt hatte und sich jetzt auf dem Weg nach Schweden befand. Im Hafen hatte sie zwar etwas warten müssen, doch alles in allem hatte wenigstens das gut funktioniert und sie hatte keine weiteren Probleme gehabt. Nun war Robin doch optimistisch, dass ihr Plan aufgehen würde. Immerhin hatte sie später nur noch etwas mehr als eine Stunde fahrt vor sich und das war nach all dem wirklich nur noch ein Katzensprung. Ein wenig Entspannung setzte ein und wenn man bedachte, dass sie schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen gewesen war und nun eine lange Fahrt ohne weitere Pausen hinter sich gebracht hatte, dann war es wohl auch verständlich, dass sie in den Seilen hing. Dennoch wollte Robin noch etwas wach bleiben und erst später zu Bett gehen, um einen möglichst erholsamen Schlaf zu haben und am nächsten morgen wieder schnell auf den Beinen zu sein. Die Fähre würde am frühen Morgen anlegen, zwischen sechs und sieben. Und wenn alles nach Plan laufen würde, dann wäre sie zum Frühstück Zuhause. Ein Gedanke der sie unweigerlich lächeln ließ und Robin weiter mit Wärme erfüllte. Das ernste Gespräch mit Franky hatte sie bereits weit von sich geschoben. Es war okay, wenn er sich Sorgen machte, das konnte sie annehmen. Dennoch hatte sie ein Problem damit, wenn er sich in ihre Angelegenheiten einmischte. Doch da er das auch wusste würde das Thema hoffentlich nicht mehr auf den Tisch kommen. Er sollte ihr einfach eine Chance geben und sie kennenlernen. Damit wäre ihnen allen geholfen und so hoffte Robin auch hier noch auf eine positive Wendung. Ob Nami bei ihr Zuhause war? Vermutlich nicht. Robin könnte sich frisch machen und anschließend könnten sie sich einen schönen Tag machen. So wäre es wohl auch besser, immerhin wusste Nami auch nicht, wo Robin gerade steckte. Und so zog sie auch ihr Handy hervor und würde den entsprechenden Chat öffnen. „Hattest du einen schönen Tag?“ Nami hatte ihr geschrieben, dass sie sich wohl mit Zorro treffen würde. Ihr bester Freund von dem Robin nur wusste, dass er besessen von Sport war und bei einem Sicherheitsdienst arbeitete. Kennengelernt hatte man sich bisher noch nicht. Auch das Treffen mit Freunden hatte man in das neue Jahr schieben wollen. Etwas das Robin entgegen gekommen war, denn sicherlich machte es noch einmal einen ganz anderen Ernst dieser Beziehung aus. Man würde einen weiteren Schritt gehen. Etwas das Robin durchaus wollte. Sie konnte sich mit Nami eine Zukunft vorstellen, die durchaus darüber hinausging nur eine schöne Zeit zusammen zu haben. Viel mehr ging es darum sich eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und umso wichtiger war es ihr auch gerade jetzt am Anfang etwas gemeinsame Zeit zu haben, um diese Beziehung weiter zu festigen. Als Robin darauf gewartet hatte auf die Fähre zu fahren hatte sie sich bei Nami gemeldet und sie nach ihrem Tag gefragt. Eine Antwort hatte sie darauf noch nicht erhalten. Anscheinend war sie unterwegs mit ihrem Freund. Durchaus ein gutes Zeichen. Sie beide hätten die Tage wohl gerne gemeinsam verbracht und sie hatte Nami anhören können, dass sie nicht glücklich über die Umstände gewesen war. Wenn sie nun also etwas Ablenkung hatte, dann sollte ihr das nur recht sein und wenn alles gut lief und Nami nicht ganz andere Pläne hatte, dann würden sie diesen Tag morgen nachholen können. Da ihre Freundin aber offensichtlich unterwegs war würde Robin auch keine Nachricht hinterherschicken. Sie würde sich schon melden, wenn sie Zeit dazu hatte. Und solange sie sich nicht meldete musste Robin sich zumindest keine Ausrede einfallen lassen, wie es aktuell mit den Flügen aussah. Nachdem sie es das letzte Mal geprüft hatte war der Flugverkehr zwar noch immer eingestellt und doch wollte sie die Gespräche darüber wirklich vermeiden und das ganze nicht zu weit treiben. Das Handy würde wieder eingesteckt werden und Robin wandte sich ihrem Kaffee zu. Nebenbei würde sie ein wenig die Menschen beobachten, die hier herumliefen. Familien, die vielleicht auf dem Heimweg waren, Paare, kleinere Gruppen. Ja, es war leichter jemanden zu vermissen, wenn man das alles beobachtete. Und Robin lernte noch einmal ganz neue Seiten an sich selbst kennen und doch schreckte es sie nicht ab. Eigentlich freute sie sich nur darauf noch mehr zu entdecken und das gemeinsam mit Nami. *** Zwei Stunden später wäre sie in ihrer Kabine. Winzig. Platzangst dürfte man hier sicherlich nicht haben aber es war auch nicht auf einen langen Aufenthalt ausgelegt. Hier ging es nur darum zu schlafen, bis die Fähre am Morgen in Schweden anlegen würde. Das Bett war nicht gemütlich aber es reichte, um wenigstens ein wenig zu schlafen und die Energiereserven aufzutanken. Bisher hatte sie gelesen und sich die Zeit vertrieben und doch merkte auch Robin, dass sie diese kleine Pause und etwas Schlaf brauchen würde. Man sollte auch nicht leichtsinnig werden, immerhin musste sie doch noch ein Stück fahren und musste sich darum kümmern diesen Mietwagen loszuwerden, bevor sie endlich nach Hause konnte. Franky hatte recht, es wäre einfacher gewesen einfach zu warten, doch bereute sie es? Nein. Bisher hatte sie es keine Sekunde bereut. Kurz ging sie ins Badezimmer und würde sich wenigstens die Zähen putzen und sich ein wenig frisch machen, als sie hörte, wie ihr Handy vibrierte. Da war wohl jemand wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Es ließ Robin schmunzeln. Immerhin wüsste sie nicht, wer ihr um diese Zeit sonst schreiben sollte. Es wäre nicht schlimm gewesen, wenn sie nichts mehr von Nami gehört hätte und doch ließ es sie schmunzeln. Mit dieser Vorfreude würde sie schließlich wieder zurück in den Raum gehen und dort nach ihrem Handy greifen. Ja, Nami hatte sich gemeldet und ihr etwas geschickt. „Und, bist du beeindruckt?“ Ob sie beeindruckt war? Wovon? Sie würde den Chat öffnen und dort eine Datei vorfinden. Das würde wohl die Frage erklären, die Nami dazu geschickt hatte. Auf dem Standbild konnte sie ihre Freundin erkennen. War sie nackt? Mit zusammengezogenen Brauen würde sie das Video öffnen und konnte dann dabei zusehen, wie Nami fluchend durch Wasser watete und tiefer hinein ging. War sie etwa draußen unterwegs? Und dann tauchte sie auch noch unter. Während Robin sich ansah, wie Nami mit dem Wasser kämpfte ließ sie sich auf das Bett sinken und zog die Brauen hoch. Was trieb sie denn da? Kurz darauf tauchte ein anderes Gesicht auf, ein Kerl mit grünem Haar grinste neben Nami in die Kamera, ein Wortgefecht und dann floh ihre Freundin aus dem Wasser. Lachend und fluchend, bevor das Video endete. Und jetzt wollte sie wissen, ob sie beeindruckt war? „Warum tust du so etwas?“ Das war doch die eigentlich wichtige Frage daran. Es war schrecklich kalt draußen. Das konnte einfach nicht gesund sein und vielleicht auch auch gefährlich werden, wenn man es irgendwo machte. Und so lustig es vielleicht auch war ihre Freundin dabei zu beobachten, wie sie da ins kalte Wasser ging, so sehr fragte sie sich eben auch, ob das wirklich eine kluge Sache war. Wenigstens waren die beiden zu zweit gewesen. „Weil ich sonst alleine Zuhause gewesen wäre. Und Zorro meinte, damit könne man gut Frauen beeindrucken.“ „Ich finde es gibt durchaus andere Wege das zu tun.“ Nami würde ihr ein anderes Bild schicken. Eingepackt in eine dicke Decke und mit einer großen Tasse heißer Schokolade. Offensichtlich eine von Robin’s Tassen was doch dafür sprach, dass Nami sich gerade in ihrer Wohnung aufhielt. Etwas das sie schmunzeln ließ und was sie doch weit interessanter fand als das Badevideo. Eigentlich hätte ihre Freundin keinen Grund dort zu sein und doch schien sie sich schon heimisch zu fühlen. Ein gutes Zeichen. Und so wusste Robin nun auch, wo sie ihre Freundin am nächsten Morgen finden würde. Vielleicht sollte sie dann doch Frühstück für sie beide mitbringen, damit ihr kleiner Morgenmuffel ein wenig versöhnlicher war. „Gibt es schon Neuigkeiten?“ „Nein. Ich rechne morgen früh damit. Tut mir leid.“ „Schon gut, ich vermisse dich einfach“ Ja, Robin vermisste sie auch. Doch das würde bald ein Ende haben. Sie legte sich auf das Bett und würde noch einen Moment mit Nami schreiben. So hatte man wenigstens einen kurzen Moment etwas voneinander. Doch da sie sich nicht doch noch verraten wollte, würde Robin das Gespräch schon bald auslaufen lassen und versuchen zu schlafen. Das würde Nami vermutlich nicht gefallen, immerhin kannte sie ihre Freundin, doch das war es wert. Immerhin wusste Robin wofür sie es gerade tat. Kapitel 4: something good ------------------------- 27. Dezember Stockholm - Schweden Leise schob sie die Tür auf und betrat ihre Wohnung. Es war kurz nach acht und die Welt lag noch im dunkeln. Robin war gut durch gekommen, hatte sich beeilt nach Stockholm zu kommen und den Wagen abzugeben. Ein reibungsloser Ablauf bis hin zu der Taxifahrt zu sich nach Hause. Etwas das Robin nicht erwartet hatte und doch war sie unendlich dankbar dafür, dass sie nun endlich die Wärme ihrer eigenen vier Wände spüren und die Reisetasche im Flur abstellen konnte. Der Mantel wurde von den Schultern gestreift, die Stiefel ausgezogen und dann endlich konnte Robin durchatmen. Zuhause. Ein Frühstück hatte sie nicht mitgebracht. Nami war ein Morgenmuffel und sie hatte damit gerechnet, dass sie noch schlafen würde. Zudem hatten sie geplant die Tage hier zu verbringen, weshalb sie auch damit rechnete, dass Nami eingekauft hatte. Und deswegen würden sie schon irgendetwas hinbekommen. Und wenn nicht? Dann würde man gemeinsam essen gehen. Deswegen würde sie sich nicht verrückt machen und das einzige, was gerade ohnehin zählte war die gemeinsame Zeit. Nachdem sie die Ruhe der Wohnung für einen Moment auf sich hatte wirken lassen würde sie weitergehen und in den Wohnraum treten, wo sie erneut innehalten und den Blick schweifen lassen würde. Was Robin an ihrer Altbauwohnung schätzte waren die großen Fenster, die hohen Decken und der Platz, den sie in den Räumen hatte. Ihren Einrichtungsstil könnte man als reduziert und modern beschreiben. Es gab nicht viel was ohne Grund herumstand und Nami hatte sich schon das ein oder andere Mal über die Deko beschwert. Oder eher den Umstand, dass keine vorhanden war. Die einzige Deko auf die Robin schwor waren Duftkerzen, die einen Hauch von Lavendel in die Luft legten. Entsprechend auffällig war doch, dass auf einmal etwas riesiges vor ihrem Fenster stand. Skeptisch zog sie die Brauen hoch. Was hatte sie angestellt? Im schwachen Licht konnte Robin nicht viel erkennen, doch das es da wohl ein Weihnachtsbaum in ihre Wohnung geschafft hatte, das konnte sie doch erkennen. Ein Baum, der nicht gerade klein war. Nami hatte es geschafft die drei Meter an Deckenhöhe voll auszunutzen. Sie hatte sogar die Couch etwas verschoben, um dem Ungetüm mehr Platz einzuräumen. Robin schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Das war das offensichtliche, was sie ohne Licht erkennen konnte. Sie wollte sich nicht vorstellen, was Nami in ihrer Abwesenheit noch veranstaltet hatte. Doch dem würde sie sich später zuwenden. Gerade hatte sie nur eine Sache, die ihr wirklich wichtig war und so würde sie weiter streben. Vorbei an der Küche und dann hinunter zum Schlafzimmer. Die Tür stand offen, doch das Nami nicht aufgewacht war, das wunderte Robin nicht weiter. Ihre Freundin schlief wie ein Stein, wenn es darauf ankam und da Robin selbst sich auch äußerst leise bewegen konnte ergänzte sich das alles durchaus. Und es gab ihr nun Gelegenheit im Türrahmen stehen zu bleiben und zu ihrem Bett zu blicken, in dem sie eine Silhouette erkennen konnte. Unerwartet und doch fühlte auch das sich schrecklich vertraut an. Für einen Moment würde sie den Anblick in sich aufnehmen, dann aber streifte Robin den Pulli ab, die Hose würde folgen. Beides fand seinen Platz auf einem Stuhl in einer Ecke, bevor sie den Abstand zum Bett überbrücken und sich vorsichtig auf die Matratze begab und an Nami herzuschieben würde. Nicht unter die Decke, einfach nur an sie heran. Meistens wurde ihr ohnehin zu warm und Nami liebte Wärme. Kein wunder, dass sie darüber nachdachte irgendwann auszuwandern. Mehr in den Süden. Spanien. Robin mochte die Kälte hingegen und konnte dieser drückenden Wärme wirklich nicht leiden. Ein Punkt in dem sie sich durchaus unterschieden und Robin sich fragte, ob das ganze irgendwann zu einem Thema zwischen ihnen werden würde. Wobei Nami’s Drang zu verschwinden noch nicht ausgeprägt genug war, um sich wirklich Sorgen zu machen und selbst wenn, sie würden schon Lösungen finden. Es gab bestimmt auch wärmere Länder in denen Robin nicht gleich an einem Hitzschlag sterben würde. Und so blieb sie über der Decke, schob einfach Arm um ihre Freundin, die kurz zusammenzuckte. Kurz kam etwas Leben in den Körper, Nami versuchte sich zu drehen, bevor sie sich wohl gewahr darüber wurde, wer da gerade bei ihr angekommen war. Schwer atmete sie durch und strich sich über das Gesicht, ließ das sacken. „Fuck.. was..?“ „Ich wollte dich nicht wecken.. tut mir leid.“ Robin schmunzelte und drückte ihr einen Kuss unter ihr Ohr, während sie Nami ein wenig mehr an sich heran holte. Dabei konnte sie nun auch spüren, wie die andere sich entspannte und ein wenig locker ließ. „Warum hast du nicht..?“ „Ich wollte dich überraschen. Lass uns später reden.“ Vermutlich hatte Nami Fragen, doch am Ende war sie wohl doch zu müde, um sich auf Robin zu stürzen und diese zu stellen. Besser war es wohl. Immerhin spielte es nun wirklich keine Rolle, warum sie schon hier war oder warum sie ihr nichts gesagt hatte. Das einzig wichtige war, dass sie die freien Tage zusammen verbringen konnten. Ein kleiner Trost für das alles, denn spätestens nach Silvester würde sie ohnehin der Alltag wieder einholen. Sicher gab es die Wochenenden, doch sie beide arbeiteten viel und nicht immer hatte Robin an den Wochenenden frei. Man musste sehen, doch umso wichtiger war es hier diese Zeit zu haben. Robin würde zwar nicht mehr einschlafen sondern lediglich ruhen aber auch das war in Ordnung. Es reichte ihr Nami in ihren Armen zu halten und ihrem ruhigen Atem zu lauschen, der es schaffte sie nach langem wieder wirklich entspannen zu lassen. *** „Danke.“ Nami lächelte sie sanft an und Robin würde sich wieder zu ihr auf die Couch gesellen. Lange waren sie noch nicht wach, doch Robin hatte die Zeit inzwischen genutzt, um zu duschen und sich etwas bequemeres anzuziehen. In ihrem Fall bedeutete das, dass sie sich eine Leggins, Wollsocken und einen etwas zu großen Pulli übergezogen hatte. Nami hatte sie nicht für eine Dusche begeistern können, doch man hatte sich am Ende auf der Couch verabredet. Draußen schien es nicht wirklich hell werden zu wollen, doch das schien die Wärme ihrer Wohnung nicht zu beeinflussen. Als sie aus dem Badezimmer gekommen war hatte Nami bereits alle Lichterketten und den Weihnachtsbaum eingeschaltet, um die Wohnung in ein sanftes, warmes Licht zu tauchen. Ihre Freundin selbst kauerte auf der Couch unter einer dicken Wolldecke und schien noch etwas verschlafen zu sein. Deswegen hatte sich Robin dazu entschlossen ihnen beiden erst einmal eine große Tasse Kaffee zu machen. Mit eben jener war sie wieder zurück zu Nami gekommen und hatte sie überreicht, bevor sie sich nun zu ihr unter die Decke schob. Ihre Freundin lehnte sich mit dem Rücken sie und Robin würde einen Arm um sie schieben, um ihr ein wenig über den Bauch zu kraulen. Wie bei einer Katze schien es sie immer zu entspannen, wenn Robin es tat und so konnte sie nun auch dem ruhigen, zufriedenen Atem laufen. Sie selbst betrachtete den Baum, der ganz und gar mit kleinen Lichtern übersäht war. Ansonsten hatte Nami ihrer Meinung nach durchaus Geschmack bewiesen. Zahllose Kugeln in einer Mischung aus Silber und Rot. Es hatte durchaus etwas geschmackvolles an sich und nichts kitschiges, wie Robin es befürchtet hatte. Sicherlich könnte sie sich mit dieser Art der Deko anfreunden, wenn Nami das fortsetzen würde. „Ich bin froh, dass du da bist. Wie bist du so schnell hergekommen?“ „Spielt das wie eine Rolle?“ Fragte Robin leise und würde an ihrem Kaffee nippen. Sie hatte Nami nicht gesagt wie sie es geschafft hatte trotz allem hier zu sein und war eher ausweichend gewesen. Letztlich war es wohl nichts verwerfliches, dass sie sich einen Wagen gemietet und die Strecke anders zurückgelegt hatte. Und doch fiel es Robin schwer die Wahrheit zu sagen. Immerhin hatte sie noch Franky’s Reaktion im Ohr und fragte sich unweigerlich, ob sie es mit all dem nicht doch ein bisschen übertrieben hatte. Würde Nami es ebenso seltsam finden, wenn sie ihr davon berichten würde? „Die Nachrichten berichten Pausenlos von dem Wetter und welche Auswirkungen es auf den Flugverkehr hat und wie dieser in verschiedenen Teilen der Welt lahm gelegt ist.“ „Ich beneide niemanden, der nun noch nach Hause gelangen muss.“ Auch wenn sie es nicht sah, sie konnte förmlich hören, wie Nami schmunzelte. Und so war Robin durchaus dankbar darum, dass ihre Freundin das ganze nicht weiter vertiefte und die Aussage so stehen ließ. Ob das so bleiben würde, wenn Nami erst einmal richtig wach war, das musste man sehen. Doch um dieses Problem würde sich Robin zu gegebener Zeit Gedanken machen. Jetzt lehnte sie nur den Kopf Kopf gegen den von Nami und schwieg einen Moment, um die Situation in sich aufnehmen zu können. „Wie findest du es?“ Nun war es Robin, die schmunzelte und die Frage für einen Moment so stehen ließ. Ja, wie fand sie es? Unweigerlich fragte sie sich, ob Nami sich auch darüber Gedanken gemacht hatte, als sie das ganze Zeug in ihre Wohnung geschleppt hatte. Noch immer war es ihr ein Rätsel, wie sie das alles bewerkstellig hatte und vor allem, wo das ganze Zeug überhaupt herkam. Was aber klar war, war das Nami einen gezielten Plan verfolgt hatte und, dass sie all das bis ins kleinste Detail perfektioniert hatte. Es wirkte nicht wie eine improvisierte Lösung. Nein. Nami hatte das wohl durchdacht und Robin fürchtete, dass man einige Kisten mit neuer Weihnachtsdeko würde einlagern müssen. Gut also, dass Robin nur Dinge besaß, die sie wirklich brauchte und es wenig gab, was eingelagert werden musste. Sie würde schon Platz für das alles finden. „Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich nicht gesagt hätte, dass du es nicht übertreiben sollst.“ „Findest du es etwa immer noch zu viel?“ Robin gab einen belustigten Laut von sich und zog Nami näher an sich heran. Zu viel? Wenn man sie vor zwei Wochen gefragt hätte, dann wäre selbst ein Tannenzweig zu viel gewesen. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, etwas an dieser Einstellung zu ändern. Und dann war dieser temperamentvolle Wirbelwind plötzlich in ihrem Leben aufgetaucht und alles war anders geworden. „Eigentlich finde ich es ganz schön.“ „Ja?“ „Ja. Aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Fenster das nächste Mal tabu sind. Was ist das überhaupt für ein Zeug?“ „Schnee. Ich finde es ganz schön“. Robin drehte den Kopf und würde Nami einen Kuss auf den Schopf hauchen. Vielleicht sah es schön aus aber abgesehen davon, dass es für die Umwelt sicherlich pures Gift war, würde es sicher keine Freunde werden die Fenster wieder sauber zu bekommen, die Nami mit einem winterlichen Rahmen eingefasst hatte. Ja, sie hatte sich wirklich ausgetobt und Robin fragte sich weiterhin wie man das noch hätte steigern können. „Keine Fenster.“ Das zumindest konnte sie ihr anbieten auch, wenn sie dann vielleicht darauf aufpassen musste, dass sich die Deko nicht auch noch auf die anderen Räume und vor allem nicht auf ihr Arbeitszimmer ausweiten würde. Da musste Robin dann doch eine Grenze ziehen auch, wenn sie bereit war einen Kompromiss einzugehen und Nami etwas entgegen zu kommen. „Dann feiern wir nächstes Weihnachten zusammen?“ „Das kommt wohl darauf an, wie wir es feiern wollen.. mit der Familie?“ Nami setzte sich auf und würde sich zu ihr drehen, damit sie sie ansehen konnte. Robin hob den Blick und betrachtete die bernsteinfarbenen Iriden. Durch das Licht wirkte die Farbe noch wärmer und etwas heller. „Du willst nicht mit mir feiern, wenn wir zu meiner Familie fahren?“ „Das habe ich nicht gesagt. Aber ich würde gerne auch etwas Zeit mit dir alleine haben. Das werden wir eher nicht, wenn wir die ganze Zeit bei deiner Familie sind, oder?“ Natürlich hatte sie die Familie noch nicht kennengelernt und konnte deswegen nicht beurteilen, wie es werden würde. Doch Nami’s Erzählungen nach würde es bedeuten viel gemeinsame Zeit zu haben. Etwas das sicherlich auch schön war und doch war es nichts, was Robin kannte. Sie hatte ihre Feiertage meist alleine verbracht, wenn sie nicht gerade in einer Partnerschaft gewesen war und das war durchaus auch gut so. Man konnte lernen die ruhigen Momente zu schätzen, die sich daraus ergaben, wenn die ganze Welt sich darauf einigte zur ihren Familien zu fahren und dort eine ruhige Zeit zu verbringen. Es war ruhiger auf den Straßen und wenn man Glück hatte, dann konnte man diesen Frieden bei einem winterlichen Spaziergang genießen. Angesichts dessen war es wohl wenig verwunderlich, dass Robin nicht wusste, wie sie mit einer ganzen Familie solcher Temperamentbolzen umgehen sollte. „Wenn wir Heiligabend bei ihnen sind und dann am ersten Tag verschwinden, dann wäre das sicher ein Kompromiss.“ „Darauf könnten wir uns wohl einigen.“ Auf Nami’s Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus und sie lehnte sich kurz zur Seite, um ihre Tasse auf den Wohnzimmertisch zu stellen. So hatte sie dann auch die Hände frei, um sie um ihren Nacken zu schlingen und sich dann wieder an sie zu schmiegen. Kurz darauf wurde ihr die Nase ins Gesicht gedrückt, ihre Nase entlang. Der warme Atem strich durch ihr Gesicht, bevor sie die weichen Lippen auf ihren eigenen spüren konnte. Ein sanfter, liebevoller Kuss, den sie nur zu gerne auskosten würde. Sie hatten Zeit und die nahmen sie sich. Zweisamkeit, Zärtlichkeiten. Ja, Robin hatte alles daran vermisst. Gemeinsam mit Nami sank sie etwas tiefer in die Kissen, bis Nami sich wieder löste und nach Robin’s Kaffeetasse griff. Diese würde sie ihr überlassen und dabei zusehen, wie Nami sie zu ihrer eigenen auf den Tisch stellte und sich dann wieder zu ihr wandte nur, um sich wieder zu ihr zu legen und es sich auf ihr Gemütlich zu machen. Etwas das Robin nutzte, um die Decke wieder etwas höher zu ziehen und über Nami zu geben. Robin hatte kein Bedürfnis danach etwas daran zu verändern und nach einem Buch zu suchen. Viel lieber würde sie die Finger in Nami’s Nacken und Haaransatz schieben und sie leicht kraulen, während sie die Augen schloss und weiter entspannen würde. „Habt ihr eigentlich herausgefunden, warum eure Mutter so gute Laune hat?“; würde sie irgendwann leise fragen. Nami brummte nur leise, strich etwas über ihre Seite und drückte die Nase unter ihr Kinn. „Nojiko hat mir geschrieben.. sie vermutet, dass sie jemanden kennengelernt hat.“ „Das wäre etwas Gutes, oder?“ „Wenn es sie glücklich macht? Durchaus. Aber ich finde, sie sollte sich endlich entspannen. Mum ist immerhin erwachsen und kann ebenso machen was sie will, wie wir.“ Ja, jeder hatte etwas Glück verdient. Und so sprach alles dafür, dass sie in einem Jahr vielleicht ein größeres Familienfest feiern würden. Doch das war erst in einem Jahr und sollte gerade auch nicht das sein, was sie wirklich beschäftigte. Hier zählte nur das eigene Glück, welches sie für sich gefunden hatten und eben noch ausbauen wollten. „Und wann hast du vor ihnen von deinem Glück zu erzählen?“ „Irgendwann.. gerade will ich es noch für mich behalten.“ Das konnte sie verstehen. In diesem Punkt waren sie sich wohl mehr als einig. Auch Robin wollte dieses Glück noch etwas für sich behalten und im neuen Jahr würde man alles weitere angehen. Und auf dieses Jahr freute Robin sich schon sehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)