Nouvel Amour von April_Eagle_Wilcox ================================================================================ Kapitel 2: Attrapé ------------------ 02 Attrapé Zwei Wochen später: Der Empfang hatte die Vier doch ganz schön mitgenommen, er war das Tüpfelchen für ihre mentale – und auch körperliche Erschöpfung gewesen. Direkt danach ist jeder seine eigenen Wege gegangen, auch um voneinander eine Pause zu haben, das kam in den letzten Monaten viel zu kurz. Bevor sie wieder gezwungen waren, rund um die Uhr gemeinsam „in der Sardinenbüchse“ – wie Colt Ramrod nach einer gewissen Zeit gerne bezeichnete – aufeinander zu hocken. Auch wenn man sich privat noch so gerne hatte, war es nach längeren Missionen schon eine Herausforderung! So war es die perfekte Möglichkeit, ihre Beziehungen auch außerhalb des Teams zu pflegen und eventuell zu vertiefen. Saber hatte beschlossen, Sincia seine Heimat Schottland zu zeigen. Die Highlands hatte er ihr bisher nur anhand von Videos oder Bildern zeigen können. Und Sincia freute sich, endlich Zeit mit dem blonden Star Sheriff, der jetzt gerade nur ihr gehörte, zu verbringen! Sie erinnerte sich, wie Saber ihr von seinem Schottland erzählte und es mit eigenen Augen gesehen haben musste, vor allem die einzigartige Natur. Die Geschichte rund um die Clans zu erfahren und die Menschen, die manchmal sehr distanziert und rau wirken konnten, kennenlernen. Im Shuttle Richtung Erde träumte sie bereits davon, den Frühling, der in Schottland begonnen hatte, zu erleben, besonders der schottische Stechginster gefiel ihr, er war einfach überall auf den Bildern, die sie bis jetzt gesehen hatte, vertreten gewesen. “Wir werden kilometerweit über weiches Moos, laufen können und du wirst den Wind in deinen Haaren spüren” hatte er ihr erzählt. Tief atmete sie ein und schlief mit diesem Bild ein. Saber der während des Fluges etwas las, schaute neben sich. Sincia war mit einem Lächeln eingenickt, er freute sich sehr auf seine Eltern, die froh gewesen waren, als sie ihn über Hypercom gesund und munter, nach der letzten Schlacht wieder gesehen hatten. Natürlich waren sie auch sehr neugierig auf Sincia. Vor allem seine Mutter hatte darauf bestanden, Sincia auf jeden Fall mitzubringen! Immerhin hatte er sich mit ihr verlobt und das wollten sie im Schloss seiner Eltern auch feiern! Sincia wachte wieder auf, sie war einfach zu nervös: „Und du bist dir sicher, dass sie mich mögen werden?“, durchbrach sie die Stille. Es war ja eh immer schon aufregend, die Eltern des Partners kennenzulernen. Aber mit Adligen hatte Sincia noch keine Erfahrung, diese Tatsache machte es noch aufregender, sie wusste einfach nicht, wie sie sich verhalten sollte. ‚Was, wenn sie nicht genügen würde oder seine Eltern eine andere Vorstellung als eine kleine Erzieherin für ihren Sohn hatten‘, ging es ihr durch den Kopf und atmete schwer ein. „Sie werden dich genauso in ihr Herz schließen, wie ich es getan habe“, versicherte ihr der Schotte und zog sie dabei zärtlich in seine Arme. Er hatte deutlich ihren Gemütszustand gespürt und ihre Befürchtungen auch gut verstanden. Ein sanfter Kuss darauf machte ihr wieder Mut und ließ sie wieder schmunzeln. Colt und Robin hatten Joshua im Ferienlager verabschiedet und sind so schnell sie konnten direkt in Robins Wohnung gefahren, um die wenigen Tage, die sie miteinander hatten zu genießen. Der Cowboy ließ sich diese Einladung natürlich nicht zweimal geben. Gründlich inspizierte er gemeinsam mit seiner Liebsten alle Räume der viel zu kleinen Wohnung, wie Colt fand. Obwohl, die wichtigen Dinge im Leben, das musste der Lockenkopf feststellen, klappten auch in der kleinsten Kammer. „Ich hab mir immer solche Sorgen um dich gemacht, Colt. Vor allem als du aus dem Krankenhaus abgehauen bist!“, erzählte Robin, als sie sich Arm in Arm von ihren schweißtreibenden Aktivitäten erholten. Colt nickte: „Ich weiß. Es tut mir leid, dass ich dir damit solche Angst bereitet habe“, gestand er ihr ehrlich, während er seine Hand zärtlich an ihre Wange legte und mit dem Daumen die Konturen ihrer vollen weichen Lippen nachzeichnete. „Aber es ist auch mein Job“, sprach er vorsichtig weiter. Er wusste zu gut, welche Gratwanderung dies für seine Robin bedeutete und er spürte, wie sie versuchte verständnisvoll zu sein, auch wenn es gegen ihre Natur war. Das war eine der Eigenschaften, die er so sehr an ihr liebte. Das war nicht immer leicht für die Lehrerin und sie hatte ihre schwachen Momente. Robin nickte, schloss die Augen und drückte sich sanft gegen seine Hand. „Aber jetzt bin ich ja da“, hauchte der Texaner seiner Freundin zu und beugte sich über sie, ehe er sie erst sanft und dann immer fordernder küsste. Diese Frau machte ihn allein mit ihrer bloßen Anwesenheit verrückt und er wollte sie jetzt nochmals. April war dank der Aufmerksamkeit von Chloé nicht mehr dazu gekommen ihrem Vater von Fireball und sich zu erzählen, aber sie hatte beschlossen diese freien Tage als Paar zu genießen. Der Rennfahrer hatte sie mit einem Trip nach Talina-Beach, an die Westküste Yumas überrascht. Sonne, Strand und Meer! Schnell war auch der passende Bikini gefunden gewesen und ab ging es. Fireball dachte da an andere Möglichkeiten, nachdem der erste Strandkuss, vor einigen Monaten, so abgeschmettert worden war. Musste er sich eine andere Taktik überlegen, um seiner Freundin den ersten innigen Kuss entlocken zu können, ohne gleich dafür wieder eine Ladung Sand ins Gesicht zu bekommen! Aber immerhin hatte er keine Flugstunde, wie ein gewisser blauhaariger Überläufer bekommen. “Ein Mann musste sich die Gunst erstmal erarbeiten, eine Frau küssen zu dürfen!”, hatte ihm Colt gesagt und so wie es aussah, war diese Kuhhirten Weisheit tatsächlich auch wahr! ‚Ob sie es ihm diesmal erlauben würde?‘, kreisten seine Gedanken. Seine Strategie war tatsächlich nach dem ersten Tag aufgegangen. Aus dem erst kleinen und zaghaften Hauch, an denen sich ihrer beiden Lippen schmetterlingshaft berührt hatten, war schnell ein wunderschönes, fast atemloses Lippenbekenntnis geworden. Aprils Herz klopfte so heftig in ihrer Brust, dass sie Angst gehabt hatte, dass jeder es hätte hören können. Es kribbelte einfach überall. Mit leicht geröteten Wangen hatte die junge Französin Fireball angesehen, nachdem er den Kuss gelöst hatte. Sie sah so verdammt süß und sexy aus, wie sie sich etwas verlegen auf die Unterlippe nach dem Kuss biss, fand Fireball. So sehr, dass der Rennfahrer den Kuss gleich nochmals wiederholte und es damit zwischen ihnen besiegelte. Sie waren ein Paar. Die nächsten Tage machten sie alle möglichen Ausflüge und Unternehmungen oder ließen sich im Spa Bereich des Hotels verwöhnen, einfach mal nichts tun, war genug, damit sich ihre geschundenen Körper erholen konnten. Es war göttlich. Nach diesem Tag der völligen Entspannung und Ruhe blieb es in jener Nacht nicht nur allein beim Kuscheln und Schmusen. In dieser Nacht kam sich das verliebte Paar so nahe, wie noch nie zuvor. Am frühen Morgen waren sie wieder in Yuma-City gelandet und hatten ihr Gepäck in ihre Apartments geschafft. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem kleinen französischen Bistro verabschiedete sie sich von Fireball für den restlichen Tag. „Kleines, mach dir keinen Kopf“, sprach Fireball liebevoll auf seine Freundin ein: „Wer weiß, wie ernst das überhaupt mit Chloé ist. Vielleicht ist sie ja schon Geschichte oder war nur eine besonders nette Begleitung für diesen Abend gewesen …“ hatte er ihr versucht Mut zuzusprechen. Fireball wusste, dass April die Begegnung auf der Feier belastete. Auch, wenn er nach wie vor der Meinung war, dass April bestimmt auf jede Frau, die sie von ihrem Vater vorgesetzt bekommen hätte, so ihre Schwierigkeiten gehabt hätte. Das war irgendwo sogar nachvollziehbar! Schließlich kannte sie es bisher nicht anders. Fireball wusste selbst, wie komisch es für ihn selbst damals gewesen war, als seine Mutter einen neuen Partner gefunden hatte. Allerdings war er noch viel jünger, als April jetzt gewesen. Sie war erwachsen und konnte rationaler denken und handeln als ein Kind oder Teenager. April hatte zwar niemanden den Satz, den Chloé ihr an den Kopf geknallt hatte, übersetzt. Doch es war dem Japaner nicht entgangen, dass sich danach die Stimmung seiner Freundin gewandelt hatte. April umarmte ihn fest und amtete seinen Geruch tief ein, der ihr plötzlich viel vertrauter war und legte ihren Kopf gegen seine Brust, bevor sie in ihren Wagen steigen würde. „Danke, dass du da bist, Fireball!“, säuselte sie leise. Fireball griff nach einer kleinen vorwitzigen Strähne, die ihr im Gesicht hing und strich sie April hinter das Ohr und küsste sie: „Meld dich nachher mal“, entgegnete Fireball, nachdem sie den Kuss beendet hatten und lächelte seiner Freundin aufmunternd zu. „Mache ich und danke für alles!“, sagte sie mit einem verliebten Blick. „Kein Thema!“, entgegnete er und öffnete ihr ganz gentlemanlike die Autotür. April stieg ein und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, als sie ihm zum Abschied winkte. April hatte ein Ziel und das war ihr Vater, sie wollte sich persönlich bei ihm zurückmelden und überraschen. Vielleicht kam auch da der richtige Moment, in dem sie ihn in ihr neues Liebesglück einweihen konnte. Ein “HiHi!” sprach sie ihre Gedanken hörbar aus, während sie allein im Auto saß. Ihr Herz begann abermals zu schnell zu klopfen, als ihr die letzten gemeinsamen Tage mit Fireball noch einmal durch den Kopf gingen. ‚Mein Freund’ kicherte sie erneut etwas in sich hinein, es war so neu und wie schön das klingt. Und sie wiederholte es noch einmal. April wusste gar nicht, wann sie das letzte Mal so einen schönen Urlaub gehabt hatte. Na ja und es war mehr passiert, als sie gedacht hatte. Bei dem Gedanken an ihr erstes Mal mit Fireball spürte April, wie ihr innerlich warm wurde, nur um im nächsten Moment eine sanfte Gänsehaut zu bekommen. Die an ihrem Haaransatz ausging und sich auf ihren ganzen Körper ausbreitete bis hin zu ihrem kleinsten Zeh. Eine leichte Röte umspielte ihr Näschen, als sie in den Straßenverkehr einbog. Sie beschloss ihren Vater auf Chloé anzusprechen, egal ob es der passende Rahmen war, oder nicht! Sie musste einfach wissen, was da zwischen den beiden los war! Und es war doch als Tochter ihr recht, oder etwa nicht? “Mademoiselle Chloé” flötete sie vor sich hin, als sie den Blinker setzte, vielleicht hatte es sich ja tatsächlich schon von selbst erledigt! Ein wenig sauer war sie ja schon, die Worte von “Mademoiselle Chloé” bekam sie nicht mehr aus ihrem Kopf. Dieser Unterton schon bei der Begrüßung. Warum hat Daddy hierzu eigentlich gar nichts gesagt?‘, fragte sie sich, während sie den Highway verließ Richtung Ortsrand, wo sich die französische Landhaus-Villa ihres Vaters befand. Sie seufzte ein wenig: „Hoffentlich wird alles gut!“, sprach sie vor sich, auch um sich Mut zu machen. Die Blondine konnte nicht sagen, was es war, aber irgendwas in ihrem Inneren hatte so gar kein gutes Gefühl bei dieser Frau. Ob die Jungs recht hatten, dass sie sich einfach nur an den Gedanken gewöhnen und mit ihr warm werden musste? Aber warum dann dieser blöde Satz? Sie selbst hatte sich trotz dieser Spitzen höflich und freundlich verhalten. ‚Daddy mag so etwas eigentlich gar nicht! Er hat mir auch beigebracht, sich immer offen und freundlich einer Person gegenüber zu verhalten. Gerade, wenn man sich erstmals gegenüber steht. Warum sagt er bei ihr denn nichts? Daddy legt doch sonst Wert auf gutes Benehmen!‘ Die Schmetterlinge im Bauch wurden immer weniger, je näher sie dem Haus, in dem sie aufgewachsen war, kam. Sie nahm sich vor “Mademoiselle Chloé” fürs erste ausklammern und freute sich ihren Vater wiederzusehen. Sie schielte kurz zum Beifahrersitz, wo die Mitbringsel, aus ihrem Urlaub für ihren Vater und natürlich auch die Lieblingsleckerlies für Jaqe bereitlagen! Aber irgendwie hing diese dunkle Wolke trotzdem noch. Sie schaltete ihre Lieblingsmusik ein, um die Fahrt noch ein bisschen genießen zu können! Eine viertel Stunde später erreichte die Navigatorin die kleine niedliche Seitenstraße, in der sich noch weitere Häuser im französischen Stil befanden. Und dem kleinen Park am Ende der Straße würde sie mit Jaqe auch heute noch einen Besuch abstatten! April parkte ihren Wagen, vor der offenstehenden Garage und stieg aus. „Zu Hause“. Wie herrlich doch dieser Ort war, der ihr immer Sicherheit und Geborgenheit spendete. Sie musterte ihr Elternhaus und den liebevoll angelegten Vorgarten, der in voller Blüte stand und atmete entspannt tief ein und aus. Sie öffnete den Kofferraum, um ihre Habseligkeiten herauszuholen. Die Ankunft der jungen Frau war im Haus natürlich nicht unbemerkt geblieben. Jaqe, der 12 Jahre alte Brenner Sennenhund hatten den Wagen seines Frauchens schon auf den Hof fahren hören. Ihr Auto hörte er aus hunderten heraus. Früher, als er noch etwas jünger war, hatte er sie schon weit vor der Einfahrt ausmachen können. Aber so nagte der Zahn der Zeit auch am Gehör des Rüden. So schnell er in seinem Alter konnte, war er zum Fenster geeilt, hatte sich behäbig auf die Hinterbeine gestellt, sich mit den Vorderpfoten abgestützt und blickte aufgeregt nach draußen. Sobald er April sah, wurde das Schwanzwedeln mehr und er tänzelte so gut er noch konnte. Schließlich musste sein Frauchen anständig begrüßt werden! Der Schlüssel drehte sich im Türschloss, vorsichtig öffnete April die Haustür, sie wusste genau, wer dahinter schon auf sie warten würde: “Bonjour Jaqe!” begrüßte sie ihren Freund aus Kindertagen und ging in die Knie. Sie lächelte und Jaqe schleckerte der Blondine einmal über die Wange, konnte es schöner sein, als so begrüßt zu werden? Fest drückte sie ihren großen, starken, schon in die Jahre gekommen Freund, an sich. Jaqe ließ kleine Jaulgeräusche von sich. April lachte und stand wieder auf, Jaqe wich nicht von ihr: “Ja, warte doch!” lachte April weiter vergnügt, als sie sich mit ihren schweren Taschen an den sich freuenden Jaqe vorbeidrängte. Sie stellte, mit einem kleinen erschöpften Stöhnen ihre Tasche ab, Jaqe streifte um ihre Beine und verlange nach weiteren Streicheleinheiten. Schnell fischte die Blondine die extra gekauften Leckerlies hervor und Jaqe ließ sich einen schmecken. “Bist du etwa alleine? Wo ist Daddy?”, fragte sie den Berner Sennen Hund und streichelte ihn hinter seinem wuscheligen Ohr. Dass Jaqe nicht alleine sein konnte, wusste sie, schließlich stand der Wagen ihres Vaters in der noch geöffneten Garage, vor der sie geparkt hatte. Nachdem sie Daddy im Erdgeschoss nicht vorgefunden hatte, ging sie instinktiv Richtung Treppe, Jaqe folgte ihr langsam. Im obersten Stockwerk angekommen, hielt sie einen Moment inne, Jaqe war auf Aprils plötzlichen Stillstand nicht vorbereitet gewesen und seine Reaktionszeit war auch nicht mehr die beste, so stupste er die Blondine etwas weiter in den breiten Gang: “Püüscht!” zeigte sie dem Hund an, der darauf seinen großen Kopf zur Seite neigte. Aprils spitzte ihre Ohren und schlich nahezu in die Richtung des unbekannten Geräusches. Sie stoppte abermals und bekam große Augen, das Geräusch kam aus dem Zimmer ihres Vaters. `Er ist also doch da‘, nickte sich April bestätigend zu. Freude stieg in ihr auf, nun konnte sie ihm alles von ihrem Urlaub erzählen und ihre Mitbringsel präsentieren! Eventuell, überlegte sich kurz, würde sie auch schon von ihren neuen Beziehungsstatus berichten, aber nur vielleicht, kicherte sie ein wenig. Euphorisch umgriff sie die Türklinke und riss die Tür ohne überhaupt darüber lange nachzudenken auf. „Salut Daddy! Ich bin wieder …“, und tänzelte hinein … stoppen konnte sie ihre Aktion nicht mehr, hielt aber noch die Klinke fest in ihrer Hand. Alle Gesichtszüge, inklusive Farbe wichen von ihr und ihr blieb regelrecht jedes weitere Wort im Halse stecken. Ihr Augen wurden Teller groß vor Schreck, erstaunen oder Pain? Sie wusste es nicht, bei der Szene, die sich da gerade vor ihr abspielte. Schlug ihr Herz überhaupt noch? So wie ihren Herzschlag vermisste sie auch ihre Atmung. Ihr wurde heiß und kalt und das zur selben Zeit, war das überhaupt möglich? Dazu bildete sich ein dicker, schmerzvoller Kloß in ihrem Hals. Hätte sie die Türklinke nicht als halbwegs gute Stütze fest in ihrer Hand gehabt, hätte ihr das Gesehene vermutlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Nicht nur April sah erschrocken ins Zimmer. Ein blaues und ein grünes Augenpaar sahen sie genauso schockiert an. Auch ihnen war die Farbe aus ihren Gesichtern gewichen. Die Luft war auf einmal so dick, man hätte sie schneiden können. April schluckte hart, ihre Augen suchten einen Punkt, an denen sie sich festhalten konnte, aber es bleib nur die Flucht, ein Rückzug aus der doch sehr unangenehmen Situation. Ehe sie jedoch handeln konnte, stotterte sie noch ein: „Pardon …“, in den Raum. Und war so schnell wieder draußen, wie sie im Raum gestanden hatte, allerdings nicht mehr so freudig euphorisch, aber mit noch mehr Herzrasen. Ja, nahezu panisch war sie. Sie hoffte nur, dass ihre Beine ihrem jetzt eintretenden Fluchtreflex gehorchen und sie so schnell es ging wegtragen würden. Schwungvoll fiel die Tür wieder ins Schloss und April stürzte beinahe über Jaqe, der gerade auch neugierig in das Zimmer seines Herrchens schauen wollte. Sie flitze mit hochroten Kopf die Treppen hinunter. Charles hatte im ersten Moment seine Sprache verloren und gerade als die Tür ins Schloss fiel, kam ein leises „April …!“ über seine Lippen. Aufgeregt und mit klopfendem Herzen und einem hochroten Kopf lief April im Erdgeschoss wie ein aufgescheuchtes Huhn umher. Zuerst erreichte sie das Wohnzimmer. Setzte sich für einige Sekunden auf das Sofa, in der Hoffnung sich dort etwas beruhigen zu können. Doch sie sprang in der nächsten Sekunde wieder auf und ging in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank, den sie gleich darauf wieder schloss. Jaqe war ganz verwirrt von seinem Frauchen. Was tat sie denn da? Sollte das ein neues Spiel sein? Schwanz wedelnd, legte er den Kopf schief und folgte April langsam. Der Rüde spürte, dass es seinem Frauchen gerade überhaupt nicht gut ging. Chloé stieg aus dem Bett, mit der samtenen Bettdecke bedeckte sie sich: „Hat diese Göre überhaupt keine Erziehung genossen? Einfach in ein Zimmer hinein zu poltern, wie ein Elefant im Porzellanladen!“, schimpfte die braun gelockte Französin los und riss Charles damit ins hier und jetzt zurück. Charles stand während Chloé noch schimpfte auf und zog sich seinen Morgenmantel über. Langsam beruhigte sich auch Chloé wieder, jedenfalls hatte sie wieder etwas Farbe im Gesicht bekommen, allerdings in wütend. Sie war zornig! Und das sehr! „Ich glaube es nicht, sowas habe ich noch nie erlebt, hast du ihr nicht beigebracht zu klopfen?“, schimpfte sie weiter. April fischte ein Glas aus dem Küchenschrank heraus und hielt es unter den Wasserhahn. Sie braucht einen Schluck kaltes Wasser! Sie setzte das Glas an, während Jaqe ihr nach getrottet kam und sich an ihre Beine drückte. Er sah nach oben und legte seinen Kopf an ihren Körper, als wollte er sie beruhigen. April spürte die sanft, aber bestimmte Berührung und sah zu ihm hinab. „Oh nein, Jaqe – was hab ich nur getan?“, sprach sie mehr zu sich selbst, als von ihm eine Antwort zu erwarten. Das kühle Nass half nicht wirklich weiter. Ein Schnapps hätte besser gepasst! Sie hörte Geräusche von oben. Schnell stellte sie das Glas ab. Strich ihrem Hund nochmals über den großen Kopf. „Tut mir leid, mein Großer!“, sagte sie und eilte in den Flur, griff nach ihrer Tasche, während sie zur Haustür hinausflüchtete. Sie wollte heute hier niemanden mehr unter die Augen treten, so sehr schämte sie sich! Nachdem Charles seine Sprache wieder gefunden hatte, band er seinen Morgenmantel zu: „Sie ist keine Göre!“, stellte er erstmal kurz klar! Er hatte ja Verständnis dafür, dass Chloè sehr erschrocken und auch verärgert war! Das würde sich schon wieder legen, war er sich sicher. Daher reagierte er nicht auf die Vorwürfe zu seinem Erziehungsstil. Aber auf sein Kind ließ er nichts kommen. “Ich werde mit ihr reden“, sagte er und schlüpfte in seine Pantoffeln: „Ich glaube, das war genug Schock für uns alle“, versuchte er währenddessen seine Gedanken zu ordnen. „Hab ein bisschen Verständnis. Sie ist es nicht gewohnt, eine Frau an meiner Seite zu sehen und hat damit einfach nicht gerechnet“, verteidigte er seine Tochter. „Dann sollte sie sich jetzt aber ziemlich flott dran gewöhnen!“, schnippte die Französin weiter. ‚Warum kam jetzt in ihm dieser Beschützerinstinkt hoch?‘, dachte sie genervt. Und nahm ihren cremefarbenen bis zum boden-reichenden Satin Morgenmantel von Stuhl. „Ich habe mit ihr erst am Wochenende gerechnet. Ich werde mit ihr reden“, erklärte und beschwichtigen Eagle als er die Tür öffnete, blickte er noch einmal versöhnlich zu Chloé. Die gerade das Balkonfenster öffnete: „Ich bin gleich zurück“. Mit diesen Worten eilte er April hinterher. Nachdem Charles seine Tochter nicht in ihrem Zimmer vorgefunden hatte, ging er nach unten und lief zuerst in Richtung Wohnzimmer. Dabei fiel die Haustür mit einem Rumps ins Schloss. „April! Warte!“ rief er ihr nach und wollte ihr hinterher, doch Jaqe stand gerade mitten im Weg und so musste der Hausherr erst einmal am Rüden vorbei. April warf ihre Tasche ins Auto und stieg schnell hinein. Eagle öffnete die Haustür. Ein Motor heulte auf. Eagle trat nach draußen, Jaqe folgte ihm. „APRIL! Warte!“ rief er und gestikulierte wild. Doch seine Tochter hatte ihm nicht mehr gesehen und drückte das Gaspedal durch. Die Reifen drehten ein wenig auf dem Kies durch und die kleinen Steinchen wurden links und rechts etwas weggeschleudert, ehe sie vom Hof vor. Kurz hielt sie an der Ausfahrt, bevor sie sich in den Verkehr einfügte. Sie musste hier weg. Tränen stiegen in ihr auf. Seufzend blickte der Charles den Wagen seiner Tochter nach. Das war ja klasse gelaufen. Genau so etwas hatte er eigentlich verhindern wollen. Sein Plan war gewesen, mit seiner Tochter in Ruhe zu sprechen. So sollte sie es nicht erfahren. Eine Weile blieb er einfach so stehen, während Jaqe sich neben ihm setzte und an seine Beine schmiegte. Ein tiefes “Wau!” riss auch Eagle wieder zurück und kraule dem Hund an seinem Kopf. Chloé, die ihn ihrem Morgenmantel auf den Balkon mit einem wunderschönen gusseisernen Geländer getreten war, von dem man direkt auf die grünbewachsene, mit weißen Kieselstein ausgelegte Einfahrt blicken konnte, zog lasziv und immer noch innerlich kochend, an ihrer dekadenten „Fume-Cigarette“. Spitz pustete sie den Rauch aus und fixierte die Szene, die sich unter ihr gerade abgespielt hatte. ‚Gut, dass das Gör fuhr.‘ April ging ihr gehörig auf die Nerven. Sie musste wohl künftig härtere Geschütze auffahren.” dachte sie und ging wieder zurück in das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)