Nouvel Amour von April_Eagle_Wilcox ================================================================================ Kapitel 3: Baguette oder Sushi-Rolle ------------------------------------ 03 Baguette oder Sushi-Rolle April fuhr mit tränenverschleiertem Blick den vertrauten Weg zurück zum KOK Gelände. Es war der Weg, den sie unzählige Male unbeschwert gefahren war. Doch heute kam er ihr länger vor als sonst. Jeder Kilometer schien sich wie zehn anzufühlen. Sie blinzelte krampfhaft, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr langsam die Sicht raubten. Sie konnte den herrlichen blutroten Sonnenuntergang über der Skyline von Yuma City kaum wahrnehmen, da ihre Augen mit Tränen gefüllt waren. Durch das Hupen eines anderen Fahrzeuges wurde sie aus ihrer Trance gerissen. Vielleicht wäre es besser, kurz rechts ranzufahren, überlegte sie. Doch sie wollte hier nur schnellstmöglich weg, und zwar ins Oberkommando, den Ort, der ihr immer Sicherheit neben ihrem Zuhause gegeben hatte, ins Oberkommando! Sie wusste, dass heute oder viel eher morgen die anderen dort auf Ramrod treffen würden. ‚Vielleicht war Fireball ja schon an Bord!‘ hoffte sie. Die Blondine atmete tief ein und schüttelte ihren Kopf, um wieder etwas klarer zu werden. Und vielleicht half es ja auch ihre Gedanken, die so viele in diesem Moment waren, zu ordnen. Ihr Körper zitterte innerlich, sie hatte das Gefühl, ihre Arme und Beine würden schlottern, doch das spielte sich nur in ihr ab. Es hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, ‚ja, so muss sich sowas anfühlen.‘ Dachte sie und bog in die Straße, die geradewegs zum KOK führte. Es war nicht die Tatsache, dass ihr Vater eine Frau an seiner Seite hatte. Ganz im Gegenteil, aber es fühlte sich aufgrund der Tatsache, dass sie es ausgerechnet so erfahren hatte, schlimm an. Dazu kam, dass ihr behütetes Zuhause, ihr Zufluchtsort, ihr sicheres unschuldiges Heim plötzlich so fremd vorkam. Außerdem hatte sie kein gutes Gefühl, als sie an Chloé dachte. Chloé hatte schon beim ersten Aufeinandertreffen deutlich gezeigt, was sie von ihr hielt und würde wohl auch künftig nicht damit hinterm Berg halten. ‚Wie soll das nur weitergehen?', fragte sie sich mit einem beklemmenden Gefühl in ihrem Herzen. Die Geschehnisse in den letzten gerade einmal 5 Minuten schnürten ihr die Kehle zu. “Warum eine wie Chloé Daddy! Warum?”, sprach sie es endlich aus und der Kloß in ihrer Kehle löste sich ein wenig auf. April näherte sich der Stadtgrenze und der riesige Militärkomplex, dessen Tower im Sekundentakt blinkte, erhob sich am Ende der Straße. Sie steuerte direkt darauf zu. Der weibliche Star Sheriff beruhigte sich etwas, als sie in die ersten Kontrollen einbog. Froh war sie, ihre Tränen inzwischen einigermaßen unter Kontrolle zu haben, als sie die Sicherheitsschleusen passierte. Flurfunk war das Letzte, was die Navigatorin hier auslösen wollte. Der Tratsch-Haufen interpretierte alles Mögliche hinein und es würde bis zum nächsten Thema ein Thema sein. Sie hatte die letzte Kontrolle passiert und fuhr schneller als erlaubt in die Tiefgarage. Was sollte hier auch groß passieren können. Daher bemerkte sie auch nicht, dass jemand gerade aus seinem großen schwarzen Pick-up etwas auslud und sich just in diesem Moment ebenfalls unaufmerksam genau auf die schnelle April, hinterm Steuer zulief. Das Geräusch eines sich immer schneller nähernden Motors riss den in Gedanken versunkenen Lockenkopf aus seinen schönen Urlaubserinnerungen. April riss plötzlich ihre Augen auf, als sie eine Gestalt neben sich bemerkte und trat sofort fest auf die Bremse. Die Reifen ihres Wagens quietschten: "Nein!" schrie sie reflexartig und zog instinktiv das Lenkrad in die entgegengesetzte Richtung, um Schlimmeres zu verhindern. Der Sicherheitsgurt drückte sie mit einem festen Ruck in ihren Sitz und hielt sie fest, die Luft blieb ihr weg – ein Gefühl, das sie nur von Fireballs besonders intensiven Flug-Manövern auf Ramrod kannte, jedoch mit dem Unterschied, dass sie dort ihren festen und sicheren Kampfanzug trug. Mit geschlossenen Augen umklammerte sie fest das Lenkrad, bis das Fahrzeug schließlich zum Stillstand kam. Nach einigen Momenten traute sie sich wieder ihre Augen zu öffnen, ihre Hände hielten das Lenkrad immer noch so fest, sodass ihre Fingerknöchelchen weiß hervortraten. Auch die fest angehaltene Luft konnte sie erst nach weiteren Augenblicken wieder herauslassen. `Puh, das war knapp!‘ Langsam ließ sie das Lenkrad los, ihr Wagen war nach dieser Aktion abgesoffen und sie atmete einmal tief durch. Ihr saß der Schock in allen Gliedern. Langsam realisierte sie wieder, was geschehen war. Fahrig und leicht zitternd öffnete sie die Wagentür und stieg mit wackligen Beinen aus. Hoffentlich war wirklich alles in Ordnung! Unsicher sah sie zu der Person, die sie nur schemenhaft wahrgenommen hatte. „Hey … du Rennsemmel…. Was ….!“, polterte eine ihr nicht unbekannte Männerstimme los. Auch ihm saß der Schreck in allen Knochen. Sein Hut war ihm auf den Rücken gerutscht, der nur durch die Kordel vom völligen Absturz bewahrt worden war. Mit beiden Händen hielt der Cowboy einen wertvollen Getränkekasten, der ihm fast auch wegen dieses Raudis aus den Händen geglitten wäre und wurde erst etwas freundlicher, als er das Auto und die Fahrerin erkannte: „Sag mal, hast Du Fahrstunden bei Robin genommen? Du fährst doch sonst nicht wie eine Verrückte!“ Er sah seine Kollegin direkt an und musterte sie. Im Vergleich zum Urlaubs-gebräunten Teint war ihr Gesicht mehr als nur blass. „Ich … ich … Oh Mann Colt, es tut mir so leid! Bist Du okay?“, stammelte April besorgt, als sie endlich wieder ihre Worte gefunden hatte. Sie spürte schon wieder, wie ihre Augen feucht wurden. Das war heute einfach nicht ihr Tag. Der Texaner stellte den Kasten ab: „Hey, alles gut, Prinzessin!" sagte er, während er sich seinen Hut wieder aufsetzte. “Und, keine Sorge, dem Guavensaft geht’s auch gut!” erklärte er und ging zu ihr. “Aber was ist mit Dir? Du machst einer frisch gestrichenen weißen Wand Konkurrenz“, sah er sie nun besorgt an. Seine Scoutantennen blinkten gerade im tiefsten Alarm Rot. April schluckte und versuchte nicht sofort loszuheulen. Daher vermied sie es auch tunlichst, den Cowboy in seine Augen zu sehen. Wenn er sie jetzt auch noch in den Arm nehmen würde, würde sie sich nicht mehr zusammenreißen können. Und das hier auf dem Präsentierteller im öffentlichen Gelände. ‚Bitte, bitte bohre nicht weiter nach, nicht hier‘, sprach sie mit dem Cowboy in ihren Gedanken und sie hoffe, dass der Lockenkopf es hören konnte! Colt entging mit seinen feinen Scoutantennen natürlich nichts; er hatte Verdacht geschöpft und ließ deshalb nicht locker. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und sprach mit ruhiger Stimme: "Hey, hey... alles ist okay..." Versicherte er ihr noch einmal und zog sie in seine starken Arme. April hielt erneut die Luft an. Hier war definitiv nicht der richtige Ort; die Überwachungskameras hatten sie bestimmt nach ihrer Bremsaktion in Großaufnahme auf den Monitoren erfasst. Also gab sie den Tränen, die wieder in ihr aufkammen, keine Macht! Ziemlich distanziert nickte sie, in der lieb gemeinten Geste des Cowboys. Ein erstickender Schluchzer entwich ihr aber trotzdem. Colt registrierte das und hielt sie weiter, bis ihre Körperspannung langsam nachließ und sie sich zu beruhigen schien. ‚Da steckt doch noch etwas anderes dahinter. Oder war es einfach nur der Schock?‘ grübelte der Cowboy. Zusammen hatten sie doch schon ganz andere Schreckmomente erlebt und diese hatte sie viel leichter weggesteckt. April sah zu ihm auf. "Los, lass uns an Bord gehen. Dort können wir reden!" Der weibliche Star Sheriff nickte nur und wartete neben dem Getränkekasten, während Colt ihren Wagen parkte. Colt fuhr Aprils Flitzer in dessen Parkposition und verschickte gleich darauf noch im Wagen eine Nachricht über sein Comgerät, bevor er ausstieg. Seite an Seite gingen sie zum Friedenswächter. Außer einer kurzen Begrüßung an die Mitarbeiter und Techniker im Hangar schwiegen der Scharfschütze und die Navigatorin. „Komm mit!“, wies Colt mit seinem Kopf in Richtung Bordküche, die Blondine folgte dem Lockenkopf schweigend. Dort angekommen stellte Colt seinen Guavensaftvorrat für die nächste Mission bei Seite und buxierte April auf die Bank: „So und nun Prinzesschen, mache ich uns ein leckeres Teechen und dann schüttest du mir dein Herzchen aus!“ Gesagt, getan, nach wenigen Minuten saßen die Beiden sich mit einer dampfenden Tasse Tee am Tisch nebeneinander. April blickte in den aufsteigenden Dampf und schwieg weiter. Sie wusste gar nicht so recht, wo sie anfangen sollte und sollte sie so eine delikate Angelegenheit überhaupt mit Colt besprechen? Immerhin ging es ja um seinen Vorgesetzten. Allerdings war Colt einer ihrer besten Freunde. Und dafür waren Freunde doch da. Sie griff zum Löffel und rührte und rührte in ihrem Tee. Sie hoffte, dort die richtigen Sätze zu finden. Colt beobachtete April eine Weile und schwieg erst einmal. Er wollte ihr die Zeit geben, bis sie bereit war zu reden, auch wenn er sich sicher war, dass dem Tee schon ziemlich schwindelig sein musste. „Ich … Ich hab ihn nackt gesehen Colt!“ kam es kleinlaut von April. Colt zog verwundert die Augenbrauen hoch. ‚Was will sie mir damit sagen? Wem hatte sie gesehen?‘ fragte er sich und dachte nach. Doch gerade als sich in Colts Kopf aus diesen Bruchstücken von Worten ein Puzzlebild zusammensetzte, vernahm man eine ihm wohlbekannte Stimme. „Ah, also ist doch jemand da – habe ich mich doch nicht verhört!“, kam ein lächelnder und zusehends erholter Schotte zur Tür herein. Sabers Begrüßungslächeln verschwand schnell und er hielt inne, als er die letzten Worte seiner Kollegin vernahm. “Um was ging es hier gerade?” Fragend blickte er zwischen Colt und April hin und her. April sah alles andere als erholt aus! Und der Gesichtsausdruck des Cowboys verfinsterte sich auch in diesem Moment. „Was hat er getan?“, fragte der Texaner deutlicher nach und stemmte beide Hände links und rechts neben sich auf den Tisch ab. In Colt begann es zu brodeln, und sein Beschützerinstinkt wurde geweckt. April, die kurz erschrocken nach dieser Reaktion aufblickte, entspannte sich wieder, als Colt aufstand und ihr sanft den Arm um die Schulter legte, um sie zu beruhigen. Endlich war es zumindest erstmal raus. Saber trat näher an den Tisch heran. „Tach Säbelschwinger! Du kommst gerade zum richtigen Moment!“, begrüßte der Scharfschütze den Schotten, der ihm zunickte. „Das darf doch nicht wahr sein … Darf es doch nicht!“, brummte Colt weiter. Saber beobachtete die Szenerie und setzte sich still auf seinen Platz neben dem Cowboy. Es war dem Schotten bereits klar, dass die beiden gerade keine glücklichen Urlaubserlebnisse austauschten, wie sonst üblich. Colt wandte den Kopf dem Highlander zu, ohne die beruhigende Berührung seiner Kollegin zu unterbrechen und fragte den Highlander flüsternd: „Hat sie etwa noch nie?“ Sabers Augen wurden groß. Ging es hier gerade um das, woran er dachte? Andernfalls ergab ihre Reaktion jetzt überhaupt keinen Sinn. „Pff“, atmete Saber hörbar Luft aus und zuckte mit den Schultern. Darüber hatte er sich noch nie Gedanken gemacht. Warum auch? Schließlich ging ihm das Intimleben seiner Freunde und Mannschaft nichts an. Allerdings schossen ihm nun einige Gedanken durch den Kopf, als er versuchte, die Wortfetzen zu deuten und in Relation zu setzen. Was war im Urlaub passiert? „Was ist los?“ fragte Saber nun direkt. "Was ist los, fragst du?" begann Colt daraufhin polternd. "Ja!", bekräftigte der Schotte seine Frage nochmals und unterstrich es mit einem festen nicken. “Sie hat ihn nackt gesehen, und so wie es aussieht, ohne es zu wollen!” fasste es Colt zusammen, während es in ihm brodelte. April nickte zustimmend: “Natürlich wollte ich ihn nicht nackt sehen, ich meine, wer will schon seinen…”, weiter kam sie nicht Colt unterbrach die Blondine: “Hör zu, wenn der hier auftaucht, ziehe ich ihm seine Ohren lang!” Saber blickte ernst zu Colt und dann zu April, die in sich zusammengesunken auf ihrem Stuhl saß und sich an ihrer Teetasse festhielt. “Was ist los?” kam Fireball in die Küche gestürmt. Alle drei Augenpaare sahen erschrocken auf. “Du!” stand der Cowboy schnell von seinem Platz auf, während er seine Hände ballte. Er musste sich gerade echt zurückhalten. Fireball hielt inne: “Ich?” fragte er und sah den wütenden Cowboy fragend an. "Ja, du du!", wiederholte Colt daraufhin und zeigte auf die Rennsemmel. “Was, ich?” kannte sich Fireball noch nicht aus. Doch in diesem Moment stand April auf und warf sich in Fireballs Arme. Ein „Äh?“ war alles, was Colt zu der Szene sagen konnte, er wollte doch gerade den Tisch umrunden, um Fireball die besagten Ohren langzuziehen. Doch irgendetwas musste er verpasst haben, das Bild stimmte gerade nicht mit dem seinen überein. Fireball war völlig überrumpelt. April stürmte auf ihn zu, sodass er einen Schritt zurückweichen musste, um nicht von ihr umgerannt zu werden. “Was ist denn los, Süße?” fragte er besorgt und blickte dann sofort Richtung Colt und Saber, um schnell eine Erklärung zu bekommen. Schließlich hatte ihm der Cowboy eine Nachricht geschrieben, dass es April nicht gut ging! Und da auch der Schotte bereits anwesend war, hatte wohl nicht nur er diese Nachricht erhalten. Schließlich war das Teamtreffen erst für den nächsten Tag angesetzt. Colt ließ seinen Arm sinken, der immer noch in Richtung Fireball gezeigt hatte und sah fragend zu Saber. Der Schotte war nun komplett verwirrt. ‚Wen hatte April denn jetzt nackt gesehen, den sie nicht nackt sehen wollte?‘ fragte er sich, lehnte sich aber zurück. “Tja! Nun weiß ich auch nicht” kam es von Colt, als er sich langsam wieder auf seinen Platz zurück senkte. “Schüüüü!” hauchte Fireball seiner Freundin entgegen und bewegte sich mit ihr im Arm auf den Tisch zu, an dem er hoffte, Antworten zu bekommen. Denn so wie es aussah, wussten die anderen bereits, was vorgefallen war. April und er setzte sich. April schlurzte erleichtert, sie fühlte sich in der Runde sicher. “Du! Mitkommen!” kam es fordernd vom Cowboy, als er erneut aufstand und in Richtung Tür ging. Saber deutete Fireball an, Colt zu folgen. “Bin gleich wieder da!” sagte der Japaner und stand langsam auf. So ganz geheuer war ihm das gerade nicht. “Ich muss dem Cowboy wohl beim Melken helfen!” versuchte er April, etwas zum Lachen zu bringen, als er die Küche verließ und zwinkerte ihr zu. April jedoch blickte den beiden nur fragend nach. Um die aufkommende Stille zu unterbrechen, versuchte die junge Französin ein Gespräch zu beginnen: “Und wie war dein Urlaub, Saber?” fragte sie. Der Schotte sah zu seiner Navigatorin, hob seine rechte Hand und musste etwas lächeln, was April kaum fassen konnte. “Oh, herzlichen Glückwunsch!” gratulierte April den Schotten. Fireball lief den Gang Richtung Brücke entlang, ‚Wo war der Kuhtreiber?‘ fragte er sich und wurde im selben Moment schwungvoll zur Seite gezogen. Das Colt fiel direkt mit der Tür ins Haus: „Was ist hier los, Hombre? Ich dachte erst, du hast ihr dein bestes Stück gezeigt?! Und sie wollte das aber nicht. Aber so wie es ausschaut, ist hier etwas anderes am Laufen!“ fasste Colt seine Verwirrung ohne drum herum zusammen. Fireball hatte sich von dem Schrecken erholt und grinste vielsagend: “Nicht nur gezeigt…” kam es unkonventionell und frech vom Rennfahrer, während er kurz an diese besondere Nacht dachte. Colt baute sich vor seinem Kumpel auf und ballte seine Fäuste: „Also wollte sie es doch?!“, fragte Colt, um auf Nummer sicher zu gehen. Fireball musterte seinen Freund und verzog nicht verstehend das Gesicht: “Natürlich, was denkst du denn von mir?” kam es daraufhin sauer vom Piloten. “Sie ist aber ganz verstört, sie meinte, 'Ich habe ihn nackt gesehen!', wiederholte der Cowboy die Worte der Blondine. “Hä? Wen?”, harkte Fireball jetzt besorgt nach und rannte zurück in die Küche: “Wie du wolltest es nicht, April?” stellte er jetzt seiner Freundin diese Frage. Bereute sie es etwa jetzt und hatte er die Zeichen wirklich so falsch gedeutet? Aber sie hatte doch weder gesagt noch gezeigt, dass es ihr unangenehm war oder sie gar noch nicht bereit gewesen wäre. Der Rennfahrer war besorgt und verwirrt zugleich. Saber hielt in seiner Erzählung inne. April stand auf: “Natürlich wollte ich das nicht - würdest du das so wollen?”, fragte sie darauf. Der Japaner sah April fassungslos an; nun war auch er raus, und sein Herz rutschte ihm in die Hose. Colt betrat im Hintergrund langsam die Küche und zog seinen Hut tiefer ins Gesicht: "Na toll, jetzt war das Missverständnis eine komplette Fehlkommunikation!", stellte er fest. Sein Hombre war einmal wieder zu schnell unterwegs. Er hoffte für April, dass sich das nicht auch generell in den Federn so zeigte. Saber atmete tief ein und aus. Ein klares Bild hatte er von der Situation immer noch nicht. “Was ist jetzt los?” flüsterte er zum Cowboy, der sich neben ihn setzte. “Jedenfalls nicht das!” antwortete der Lockenkopf und nickte Richtung April und Fireball. “Wie?” sah jetzt wieder Saber fragend in die Richtung des Paares an Bord. “Was erzählst du ihm da, Colt!?” stemmte April ihre Hände in die Hüften und verlangte jetzt eine Antwort. “Ich? Du meintest doch, dass du ihn nicht nackt sehen wolltest!” begann Colt sich zu verteidigen. “Was durchaus verständlich ist” fügte er leiser mit an. “Spinnst du!” kam es daraufhin von April und Fireball gleichzeitig. Und Fireball stellte sich vor den Cowboy. “Hey man Hombre, das war ein Missverständnis, ein sehr dolle, vermisstes!" Und der Lockenkopf zog entschuldigend seinen Kopf ein. Saber rollte mit seinen Augen. “Du bist auch nicht gerade eine Augenweide, mit deinem Cola-Bauch, Cowboy!” konterte Fireball. “Cola-Bauch!” stand Colt auf und blickte Fireball fest in die Augen. Saber nickte bestätigend. “Hast du gesagt!” Colts Blick ging schnell zu Saber, der ihm tatsächlich gerade die Rückendeckung nahm. “Letztens beim Duschen!” erinnerte der Schotte den Amerikaner frech grinsend. “Ach, sagt der, der immer mit einem viel zu kleinen Handtuch in die Duschkabine geht!” war es jetzt Colt, der aus dem Nähkästchen plauderte. Saber blickte ernst zu Colt und darauf zum grinsenden Rennfahrer: “Ich will nur nicht, dass ihr vor Neid erblasst!” kam es darauf sehr ruhig von Saber. Colt hob seine Hände: “Das, was im Bad geschieht, sollte gefälligst auch dort bleiben!” schlug er vor. “Ach, passt der Cola-Bauch nicht zum Lasso, Cowboy?”, fragte Fireball lachend. Colt sah zu seinem Hombre: “So ein Lasso ist wenigstens schwungvoller als eine Sushi-Rolle!” brachte Colt den Grinse-Mann vor sich zum Schweigen! “Aber sie schmeckt!” Drei Augenpaare blickten zu April, die gerade nicht verstand: “Was? Also ich mag Sushi!” fügte sie mit an. Colt nickte und sah von der Blondine zu Fireball: “Ja, muss ja so sein!” und setzte sich und verschränkte seine Arme vor der Brust. Saber presste seine Lippen fest aufeinander, bevor er sich räusperte: “Aber dein Bauch …” – “Ruhe, Schwertschwinger!” kam es leicht gereizt von Colt. Die Unterhaltung ging gerade in eine Richtung, die er zwar mochte, aber nicht doch vor einer Frau! “Jungs, ich meine meinen Vater und Chloé!” unterbrach April die drei Streithähne. Die Problemzonen ihrer männlichen Teamkameraden interessierten sie gerade nicht – na ja, fast nicht! Die drei verstummten und blickten einen Moment geschockt und zum Teil mit offenem Mund Richtung April. “Oh!” waren Colt und Fireball die ersten, die ihre Stimme wiedergefunden hatten. Saber hob seine Augenbrauen, stand auf und holte ein Glas aus dem Küchenschrank. “Ich glaube, das ist einer dieser besonderen Momente, von denen “Macallan Adami” sprach, als er seinen Whisky braute. Und holte aus seiner Tasche eine Flasche des teuren, lange gereiften Whiskys heraus. „Oh ha - der Boss fährt die harten Geschütze auf“, kommentierte Colt, der auch auf einen Schluck des edlen Tröpfchen hoffte. Auch wenn er sich sicher war, dass der schottische Whisky nicht mit dem Amerikanischen mithalten konnte. „Du hast Hochprozentiges an Board?“, wunderte sich Fireball und beobachtete seinen Vorgesetzten bei seinem Tun. Aber vermutlich hatte er recht und April brauchte erstmal was Starkes. April blickte nur zwischen Saber und dem Glas, welches er ihr gerade einschank hin und her. „Trink!“, forderte er sie mit fürsorglichem Ton auf, als er wieder Platz nahm und ihr den Whiskey über den Tisch schob. Unsicher blickte die Blondine auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit, als sie das Glas zu sich zog. Der Geruch stieg ihr bereits in die Nase. Sie blickte einige Momente hinein, während sie die Blicke der anderen auf sich spürte. „Saber hat recht - trink“, ermunterte sie nun auch den Cowboy brüderlich. April sah kurz zu Fireball, der ihr zunickte und so nahm sie das Glas, führte es zu den Lippen und nippte kurz. Der Alkohol prickelte sofort auf ihnen. Er war stark. „Los runter damit!“ forderte der Cowboy sie nun auf. Und so exte die junge Französin den Whiskey. Er brannte ihr die Kehle hinab, während sie das Gesicht verzog und sich schüttelte. „Ja, so kommt er gut überall hin“, grinste der Cowboy beeindruckt, der nicht damit gerechnet hatte, dass sie es auf einen Schlag tun würde. Viele Gelegenheiten miteinander zu trinken, hatten die Freunde nicht gehabt. Meist waren sie im Dienst oder auf Bereitschaft. „So, es trinkt sich besser in Gemeinschaft“, stellte Colt fest. „Gibst du uns auch einen aus Boss?“, fragte Colt spitzbübisch und freute sich, als dieser zustimmte. Schnell holte der Cowboy drei weitere Gläser, die inkl. dem von April gefüllt wurden. Im nächsten Moment stießen die vier Freunde an: „Slàinte Mhath!“, „Cheers!“, „Santè!“ „Kanpai!“ Nach einer Weile spürte April, wie ruhiger und immer wärmer wurde. Der Alkohol tat sein Werk. Bei den Jungs schien es allerdings eher umgekehrt zu sein. Colt griff das Thema wieder auf, und Fireball feixte mit. „Dass unser alter Eagle es nochmal richtig krachen lässt“, sprach er und grinste schelmisch. Ja, der Whiskey war wirklich nicht von schlechten Eltern, das musste der Cowboy zugeben.„Ja, da kommt der Franzose durch“, grinste der Japaner und tätschelte April, die neben ihm saß, leicht am Bein, nur um gleich darauf von ihr einen eindeutigen Blick zu kassieren. „Na, was denn?!“, fragte Fireball beschwichtigend, während Colt das Wort übernahm. „Hey, Fire hat doch Recht - dein Vater ist auch nur ein Mann, nicht wahr? Und Männer haben nun mal Bedürfnisse….“ Er lehnte sich gemütlich zurück und breitete seine Arme auf die Rückenlehne aus. „Ja….. schon klar….“ kommentierte April. „Aber sehen wollte ich es nicht …“ fügte sie hinzu, während der weibliche Star Sheriff nachdachte. „Ach komm … das ist sicher nicht das erste Mal, dass du deinen alten Herrn im Adamskostüm gesehen hast…“ bohrte der Texaner nun neugierig nach und wackelte mit den Augenbrauen. „Nein…. Natürlich kenne ich ihn auch nackt….“ antwortete April schnell. „Aber halt nicht…..“ Sie machte eine kurze Pause und überlegte, wie sie es in Worte fassen sollte „… in flagranti….“ „Colt!“, mischte sich nun auch Saber ein, der deutlich bemerkte, dass seiner Kollegin diese Situation mehr als unangenehm war. „Was denn, Boss … Kennst du deine Eltern etwa nicht nackelig?“ grinste der Cowboy breit. Wie war das wohl bei den hochwohlgeborenen Edelleuten? Sicher nicht so wie auf der elterlichen Ranch. Da war , bloß gut, alles etwas lockerer, dachte er sich. Saber wusste im ersten Moment gar nicht so schnell zu reagieren, als der Scharfschütze nachlud und weiter bohrte. „Na kennst du nun den Sabel deines Vaters oder nicht?“, noch während er seinem Boss Zeit zum Antworten ließ, fügte er noch mit an: „Klar, vermutlich nicht so in voller Pracht und Action, wie April heute das Baguette ihres Daddys gesehen hat.“ und zwinkerte den beiden Blonden frech zu. “Oh man!” kam es darauf nur von Fireball, er hatte gerade Bilder im Kopf, die er nie haben wollte. Und er genehmigte sich daraufhin auch einen Schluck des hochprozentigen schottischen Getränks. Vielleicht lockerte der Whiskey die Stimmung. Allerdings vertrug der Schotte einiges, wie der Cowboy wusste. „Colt! Reiss dich am Riemen!“, kam es mahnend von Saber, dem das Ganze langsam doch etwas zu intim wurde - vor allem da es hier auch um ihren Vorgesetzten ging und dessen Tochter mit am Tisch saß. „Durch den Alkohol sitzt deine Zunge ganz schön locker, Dr. Sommer…“, kommentierte Fireball. Colt winkte ab: „Na Hauptsache unser Prinzesschen mag deine Sushirolle noch“, neckte er seinen Kumpel und musste grinsen. „Keine Sorge!“ konterte Fireball sofort ohne es wirklich zu wissen. Hoffentlich war ihr die Lust jetzt wirklich nicht vergangen. April wurde indes langsam immer stiller. Die Wortwitze der Jungs fand sie einen Moment lang unangebracht und fühlte sich nicht verstanden. Doch mit der Zeit spürte sie eine gewisse Gelassenheit. Es tat ihr gut, die Situation aus einem humorvollen Blickwinkel zu betrachten. Je später es wurde, umso leerer wurde auch die Flasche Whiskey, das Resultat war eine recht ausgelassene Stimmung an Board. Da hier heute keiner mehr fahren konnte, informierten Saber und Colt ihre Partnerinnen, dass sie beschlossen hatten, diese Nacht besser auf Ramrod zu verbringen. Obwohl alle vier noch in ihre Apartments auf dem KOK-Gelände hätten gehen können, hielt Saber es für besser, dass niemand heute mehr den Friedenswächter verließ. Man wusste ja nie, wem man begegnen würde. Er wollte nicht, dass das Ramrod-Team zum neuesten Tratsch Thema wurde. Er musterte sein Team. Colt saß noch aufrecht, brachte aber einen derben Witz nach dem anderen, die zunehmend freizügiger und zweideutiger wurden. Fireball machte zunächst noch mit, begann dann jedoch immer mehr zu kichern und stieg gelegentlich mit dem Cowboy in das Spiel ein. Inzwischen standen zwischen den Gläsern auch einige Knabbereien. Irgendwann hatten sie neben der Flüssignahrung doch auch etwas Handfestes gebraucht. Daher hatte Saber zwischenzeitlich auch sein Team mit nichtalkoholischen Getränken versorgt. Sonst wurde das zu viel! Vor allem für den Rennfahrer. Wie die meisten Japaner fehlte ihm das Enzym, um Alkohol verdauen zu können und auf einen nächtlichen Besuch in einer Notaufnahme, wo einem seiner Teammitglieder der Magen ausgepumpt wurde, hatte er nicht! Vielleicht halfen die Snacks ein wenig, auch wenn er zunächst gegen Colt mit den Happen lautstark „Tic, Tac, Toe“ spielte, ehe sie in den Mündern verschwanden. Sie hatten ja schon viel zusammen erlebt. Aber dieser Abend war wirklich eine Premiere. Erstaunt war er eher von April. Trotz ihrer zierlichen Körperstatur, schien sie den Alkohol ganz gut wegzustecken. Allerdings war sie auffällig ruhig neben den beiden Chaoten, lachte nur ab und zu auf und bekam inzwischen kleine Äuglein. Mit den Worten: „Ich bin gleich wieder da“, verschwand der Anführer für ein kleines Weilchen. Als er wiederkam, setzte ein - leicht vor sich hin singender Colt - seinem Kameraden Fireball, der gerade mit dem Kopf auf dem Tisch neben der letzten gewonnenen Partie Snack-Spiel-Runde lag, seinen geliebten Cowboyhut auf. „Steht dir Hombre! Steht dir!“ und trank sein Glas, welches er in der anderen Hand hielt, aus. „Ich ….. ick kauf dir einen. Dann bisscht du der hübsch… hübschescheste …. Japaner der Welt“, lallte er weiter. „… der Welt… ja genau!“ Saber, der sicher war, nur ein paar Minuten weg gewesen zu sein, schüttelte nur mit dem Kopf. April kniff indes nur die Augen zusammen und massierte sich die schmerzenden Schläfen. Langsam bekam sie Kopfweh und Magengrummeln. Das war wohl doch zu viel. „Zapfenstreich Freunde …. Zeit fürs Bett!“, bestimmte der Schotte und griff nach der Whiskyflasche in der Mitte des Tisches, um sie in Sicherheit zu bringen. Dann zog der die Augenbrauen hoch. Bis auf ein, zwei Schlücke hatten sie tatsächlich den edlen Tropfen geleert. „Ohja Bett! Bett …. eine grooooschartige Idee Bosssssssss“, kommentierte Colt als er versuchte aufzustehen. „Hommmmbre - komm… wir gehen ins Bett …..“ stieß der Cowboy Fireball kurz an, bevor er ihn hochzog. Der Japaner brummte nur und April versuchte dem Taxaner zu helfen. „Zu mir… oder zu dir …“ fragte der Cowboy lallend…. „Ähm…. zu unsch oder zu dir….“ verbesserte er sich, ehe er Fireballs Arm griff, um diesen zu stützen. Da aber Fireball wie ein nasser Sack drohte zusammen zu sacken, machte Colt kurzen Prozess. „Da… halt das mal….“ lehnte er den Japaner an Saber, der Schotte musste schnell zugreifen, damit er ihm nicht entglitt. Und schon im nächsten Moment schulterte der Cowboy seinen Kollegen und schwankte mit ihm zur Tür hinaus. Saber hatte noch schnell nach gegriffen, damit der Rennfahrer bei dem schwungvollen Manöver nicht abstürzte. Mit so viel Elan seines Scharfschützen hatte der Schotte nun nicht mehr gerechnet. Du…. du bischt aber gansch schön schwer geworden Reifenschänder… zu viele Schuschirollen ….“ ging er schweren Schrittes den Flur entlang. “Isch Lübe disch!” murmelte Fireball, der kopfüber nach unten hing. “Das höre ische oft!” schwankte der Cowboy weiter. „Ich…. Ich werde seekrank“, kam es darauf von Fireball, ehe Colt ihm unsanft auf den Hintern klopfte: „Wackel nicht sooo!“, beschwerte er sich, da es nicht einfach war so das Gleichgewicht zu halten. Als Antwort bekam der Texaner einen Hieb auf dessen Po. „Huhau alter Klepscher…“. Colt schwankte kurz durch den unerwartete Bewegung seines Passagiers und stieß mit der Schulter gegen die Flurwand, ehe er sich selbst wieder berappelte und Fireball wieder in Position zog. „Hör auf! Schonst gibtsch Rodeo!“ Der Schotte wandte sich kopfschüttelnd zu seiner Navigatorin und reichte ihr die Hand zum Aufstehen „Ich hoffe wir brauchen nicht gleich noch Eimer!“, sprach er seinen Gedanken aus. Der gute Whiskey! April nahm gern die Hand an: „Woah…“, kommentierte diese dankbar für die Stütze durch Saber. Erst jetzt, als sie sich erhob, spürte sie die Wirkung des Alkohols und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, da ihr doch etwas schwindelig und unwohl war. Saber bot ihr galant seinen Arm an, bei dem sie sich einhakte, ehe sie den Kameraden in den Flur folgten. „Ich hoffe die kommen heil an“, war alles, was April zu diesem Schauspiel vor ihnen sagen konnte. Auch Saber wusste nicht, ob er lachen sollte oder nicht. Der Anblick war jedenfalls zu köstlich. Der Schotte brachte seine Kollegin zu ihrem Zimmer und wandte sich ihr nochmals zu: „Nimm’s den Chaoten nicht krumm. Sie sind und bleiben halt Kindsköpfe“, lächelte er sie versöhnlich an. „Aber sie haben auch Recht. Gönn deinem Vater sein Glück und genieß deine Zeit mit Fireball“, gab er ihr als Rat mit. „Das mit Chloè renkt sich schon noch ein“, wollte er April etwas von ihren trüben Gedanken aufmuntern. „Und jetzt versuche du ein wenig zu schlafen - morgen sieht die Welt schon ganz anders aus“. „Vermutlich hast du Recht Saber“, nickte die junge Frau und kämpfte mit einem kleinen Gähnen, als es nebenan heftig rumpelte, auf das sich die Beiden mit großen Augen ansahen. “Ich glaub ich geh besser hinterher, bevor die zwei noch das Zimmer umdekorieren!“, grinste er. „Schlaf gut April!“ „Ja, besser ist das. Gute Nacht, Saber", verabschiedete sich die Blondine und wartete noch, bis der Anführer im Gemeinschaftszimmer verschwand. Wie sie es schließlich alle in die Betten geschafft hatten, wusste keiner so recht. Irgendwann waren Colt und Fireball zusammen auf einer Matratze gelandet. Die Leiter des Stockbetts war wohl heute für den Cowboy der nicht besiegbare Endgegner gewesen. Saber war eigentlich nur froh, als endlich Ruhe einkehrte, auch wenn es schon ein köstlicher Anblick war, als er die beiden halb ineinander verschlungen vorfand und sie noch den ein oder anderen Laut von sich gaben. Nach einer viertel Stunde herrschte allerdings dann Stille auf Ramrod … naja, bis auf das ein oder andere Schnarchen aus dem Männerquartier. Am nächsten Morgen erwachte April leider viel zu früh mit pochenden Kopfschmerzen. Es dauerte eine Weile, bis die Blondine ihre Augen halbwegs öffnen und klar denken konnte. Ihr Magen fühlte sich immer noch flau an. Mit belegter Stimme murmelte sie: "Teufelszeug...", als langsam die Erinnerungen an die durchzechte Nacht zurückkamen. Sie drehte den Kopf und kämpfte mit den schweren Lidern, um den Blick auf den Wecker zu richten: 7:10 Uhr... Und das im Urlaub. Brummend zog sie sich noch einmal die Decke über das Gesicht und verharrte dort eine Weile. Doch auch unter der Decke wurde es nicht besser - im Gegenteil. Schwerfällig setzte sie sich auf und zwang ihren Körper auf die wackeligen Beine. "Nie wieder Whisky...", murmelte sie vor sich hin, kämpfte noch mit den Pantoffeln und schlurfte dann in Richtung Küche. Erst einmal brauchte sie einen Kaffee, aber vor allem eine Kopfschmerztablette. Auf dem Weg zur Küche kam sie am Zimmer ihrer Kollegen vorbei und steckte vorsichtig den Kopf durch den Türspalt. Fast hätte sie laut losgelacht, als sie ihren Freund und Colt eng umschlungen wie ein altes Ehepaar sah. “Na wenigstens hatte er jemanden zum kuscheln!” dachte sie sich. Einen Moment überlegte sie davon, ein Foto zu machen, entschied sich aber dagegen. Das monotone Atmen, inklusive einiger kleiner Schnarcher, verriet der jungen Frau, dass die Jungs noch tief und fest schliefen. Und aufwecken wollte sie die drei nicht. Sie kicherte leise, bevor ein scharfer Blitz ihr wieder in den Kopf stach und sie an die ersehnte Kopfschmerztablette erinnerte. Leise schloss sie die Tür und setzte ihren Weg Richtung Bordküche fort und kümmerte sich um Buffalo Barnies Lieblingsgetränk. Hoffentlich half das zum Wachwerden und vertrieb den Kater. Sie rührte etwas in der Tasse, ehe sie vorsichtig nippte. „Mhh“, kam es von ihr, als sie die Nase leicht dabei rümpfte. Nicht mal der Kaffee schmeckte heute und verstärkte irgendwie die Übelkeit. So stellte sie die Tasse zurück und schlurfte weiter ins Bad. Vielleicht sollte sie sich erst frisch machen. Dort angekommen fiel ihr Blick in den Spiegel. Sie musste regelrecht zweimal hinschauen: sie sah fix und fertig aus. Die sonst so schöne Haarpracht stand wüst in alle Richtungen. Da sie gestern auch keine Kraft mehr zum abschminken hatte, verzierten die Reste des Make Ups auch deutlich ihre geschwollenen Augen: „Ich kenn dich zwar nicht….aber ich wasch dich trotzdem…“, sprach April zu dem komischen Geschöpf im Spiegel, ehe sie aus ihren Schlafklamotten schlüpfte und unter die Dusche stieg. Vielleicht weckt das kalte Wasser die müden Geister. Es dauerte zwar länger als sonst, aber immerhin fühlte sich der weibliche Star Sheriff danach besser und wacher. Sie kümmerte sich um ihr Haar und ihre Augenringe und sorgte dafür wieder vorzeigbar zu sein. Sie setzte sich erneut an den Küchentisch und nahm ihr Comgerät, welchem sie gestern gar keine Beachtung mehr geschenkt hatte. 4 Anrufe und 3 Nachrichten von ein und derselben Person: „Daddy!“ Noch eine Weile saß April einfach nur da, nachdem sie die Nachrichten gelesen hatte. Sie ließ alles noch einmal Revue passieren. Hatte sie vielleicht auch überreagiert und sich die Sache zu sehr zu Herzen genommen? Irgendwie hatte Colt ja recht, musste sie zugeben. Ihr Vater war auch nur ein Mann und auch er hatte das Recht, sein Leben zu leben und wieder glücklich zu sein. Sie wollte natürlich auch nicht, dass ihr Vater ewig alleine blieb. Der Vorfall gestern war für alle Beteiligten unangenehm. Bestimmt ihren Vater mehr, als ihr selbst. Warum musste es nur so ein Drachen wie Chloè sein?, seufzte sie. Nach einer weiteren halben Stunde ohne ein Lebenszeichen von den Jungs beschloss April zu handeln. Sie brühte eine Kanne Kaffee auf, stellte Tassen und Untertassen auf den Tisch und schrieb den Jungs einen kleinen Zettel, dass sie zu ihrem Vater ins Büro gegangen sei. Dabei legte sie vorsorglich einen Blister mit Schmerztabletten hinzu und verließ dann den Friedenswächter. Die frische Morgenluft tat gut, als sie den Hangar, in dem sich Ramrod befand, verlassen hatte. Langsam wurde ihr flauer Magen etwas besser und sie konnte sich gedanklich darauf vorbereiten, nach dem Fauxpas ihrem Vater gegenüberzutreten. Nachdem sie mehrere Möglichkeiten vor sich hin gemurmelt hatte, fasste sie sich ein Herz und betrat den Gebäudekomplex, der zum großen Turm führte, in dem der Commander sein Büro hatte. Vor der großen Tür stoppte sie und atmete nochmals durch, ehe sie anklopfte und nachdem die wohlbekannte Stimme von der Sekretärin Miss Miller ertönte, öffnete sie die Tür. Ohne Anzuklopfen irgendwelche Türen zu öffnen, würde sie wohl so schnell nicht mehr. „Guten Morgen April, so früh schon unterwegs?“, wurde sie freundlich begrüßt. „Guten Morgen Miss Miller, ja, ich hab noch ein Anliegen bei meinem Vater. Ist er schon da?“ fragte die junge Französin leicht nervös. „Ja, er ist gerade gekommen - scheinbar haben Sie beide letzte Nacht nicht gut geschlafen?“, kam es prompt und April errötete leicht, als ob man sie gerade ertappt hätte. Sah man es ihr denn so an? „Äähmm..“, wusste die Navigatorin gerade nicht, was sie sagen sollte, ehe die aufmerksame Sekretärin die unangenehme Stimmung aufnahm und sie geschickt entschärfte. „Das is bestimmt der Vollmond… Gehen Sie zu ihm. Er hat erst in einer halben Stunde den ersten Termin“, zwinkerte sie der Tochter ihres Chefs zu. „Ja… bestimmt“, antwortete April schnell und wandte sich dankbar zur Bürotür ihres Vaters zu, an der sie abermals brav anklopfte und wartete, bis sie die gewohnte Stimme vernahm und trat ein. „Daddy?“, fragte sie vorsichtig. Miss Miller schmunzelte etwas. Vollmond war doch erst nächste Woche. Aber auch ihrem Vorgesetzten hatte sie vorhin damit aus der unangenehmen Feststellung geholfen: `Wie der Vater so die Tochter`, dachte sie und machte sich wieder an ihre Arbeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)