Vom Regen bis zur Nachtigall von Ryuura (Crowley x Erziraphael) ================================================================================ Kapitel 8: Treffen im Park -------------------------- "Mr. Crowley! Sie haben Ihre Sonnenbrille vergessen!" Doch der Ruf Muriels blieb ungehört, ein Klingeln der Glocke und ein lautes zuschlagen der Tür signalisierte, dass Crowley gegangen war. Atemlos von den just passierten Ereignissen sah Erziraphael perplex auf die wieder geschlossene Ladentür. Was war gerade geschehen? Wie damals griff er sich mit den Fingern an die Lippen, er spürte den sanften, jedoch bestimmenden Druck immer noch. Doch er war nicht geschockt, einfach nur überrascht. Dieser Kuss oder viel mehr die Küsse waren auf den Engel eingeprasselt, ohne dass er etwas dagegen hätte tun können. Oder hatte er nichts dagegen tun wollen? Es war sicher nicht in seinem Sinn gewesen, derartig unzüchtiges mit dem Dämon zu tun. Dieser selbst hatte die Initiative ergriffen, nachdem der Blonde, um den Moment des gemeinsamen Friedens voll auskosten zu können, seine Augen geschlossen hatte. Die Fehlinterpretation Crowleys hatte zu dieser Situation geführt. Doch war dem wirklich so? Erziraphael hatte das Gefühl, sich nur selbst etwas vorzumachen. Hatte er denn auf so etwas in der Art insgeheim gehofft? Diese Küsse waren anders gewesen als der eine von vor 7 Jahren. Der damalige Kuss war verzweifelt, flehend, regelrecht bettelnd gewesen. Das heute war sehnsüchtig, leidenschaftlich, geradezu liebevoll. Was wäre wohl passiert, wenn Muriel nicht gekommen wäre? Hätte er sich noch weiter hinreißen lassen? Zu seiner eigenen Scham musste es sich Erziraphael eingestehen: Er hatte Crowley nicht wie er sollte von sich gestoßen, sondern hatte die Berührungen willkommen geheißen, hatte die Geste zögerlich erwidert und den Dämon dicht bei sich gehalten. Was wäre wohl gewesen, wenn er der streichelnden Zunge an seinen Lippen nachgegeben hätte? Was wäre dann passiert? "Mr. Crowley ist ja noch grummeliger als sonst." Zu dem anderen Engel blickend realisierte Erziraphael, dass er ja nicht alleine im Buchladen war. Sich verlegen räuspernd richtete er seine leicht schief sitzende Schleife wieder zurecht. Er würde sich später, wenn er wieder alleine war, Gedanken darum machen können. Aber jetzt wäre es Muriel gegenüber einfach nur unhöflich in Grübeleien zu versinken. "Muriel. Ich habe dich so früh nicht zurück erwartet. Wolltest du nicht in den Himmel um deinen Bericht über deine guten Taten abzugeben?" Mit einem Lächeln, dass so unschuldig anmutete wie eine Rudel Hundewelpen, sah Muriel zu dem älteren Engel. Sie schien stolz auf etwas zu sein und der Blonde hatte das Gefühl, sie würde platzen, wenn sie nicht direkt damit rausrücken durfte. Wohlwollend signalisierte er ihr, dass sie doch auf dem kleinen Sofa Platz nehmen sollte. Dieser Geste kam sie direkt nach, Erziraphael setzte sich neben sie. "Also, was ist los, Liebes?" Begeisterung war ihrer Miene abzulesen und stolz verkündete sie dem Blonden die Nachricht. "Ich bin ja in den Himmel aufgefahren, um meine Berichte über meine guten Taten zu schreiben und neue Flyer zu gestalten. Als ich schon wieder auf dem Rückweg war, hat mich Michael am Aufzug angesprochen." Alarmiert von dem Namen setzte sich Erziraphael noch ein Stückchen aufrechter hin als sonst. Weshalb sollte Michael, ein Erzengel, einen Engel des 37. Ranges ansprechen? "Michael?" "Ja, ich wurde noch nie von einem derart hochrangigen Erzengel angesprochen, was mir eine äußerste Ehre war. Sie hat mich gefragt, ob ich wisse, wo du seist, also habe ich gesagt, dass du mir helfen würdest." Fragend legte der ältere Engel die Stirn in Falten. "Und was hat sie dazu gesagt?" Das Strahlen im Gesicht Muriels wurde noch heller, aufgeregt wippte sie auf dem Sofa vor und zurück. Ein nachsichtiges gütiges Lächeln schlich sich bei dem Anblick in das Gesicht Erziraphaels. Er fand es entzückend, wie erfrischend der jüngere Engel in seinem ganzen Wesen war. "Dass ich ein vorbildlicher Engel sei und ich mich, wenn ich weiter so fleißig bin, bald auf eine Beförderung freuen kann. Kannst du das glauben? Ich werde aufsteigen!“ Unsicher lächelte Erziraphael, lobte Muriel für die guten Nachrichten. Das konnte doch nicht alles gewesen sein. Der ältere Engel war sich sicher, das es bereits negativ aufgefallen war, dass er nicht mehr im Himmel aufzufinden war. Sonst hätten sie sich nicht dazu hinreißen lassen, einen derart rangniedrigeren Engel zu befragen. Wobei es nahe lag, die Person zu befragen, die mit der Aufgabe auf den Buchladen acht zu geben betraut worden war, und das vom Metatron höchstpersönlich. Schließlich war dieser Laden für Erziraphael so etwas wie seine Heimat, sein Zuhause. Es war ein offenes Geheimnis im Himmel, dass der Blonde die Erde allen anderen Planeten vorzog. Er mochte die Menschen, deren Art zu leben und vor allem das Essen. Und es war auch durchaus bekannt, dass er ein über Jahrtausende anhaltendes Bündnis mit einem bestimmten Dämon unterhielt. Hatte nicht Uriel mal etwas fallen lassen, was darauf hingewiesen hat, dass der Himmel sehr wohl über Crowley Bescheid wusste? Erziraphael musste diese Sache dringend bereinigen, er ahnte übles. Noch nie hatte sich einer der anderen Erzengel dafür interessiert, was er tat. Wieso ausgerechnet jetzt? Weil er nicht mehr nach Vorschrift handelte? Wobei der Blonde dort oben schon seit Jahrhunderten als eine Art Rebell abgestempelt war. Mit seiner ganzen Art und seiner Leidenschaft für die Menschen war er im Himmel schon immer angeeckt. „Muriel, bitte entschuldige, aber kannst du heute alleine auf den Laden acht geben? Ich habe dringendes zu erledigen.“ Stolz nickte der jüngere Engel. „Aber natürlich! Schließlich werde ich bald den 36. Rang eines Engels erklimmen!“ Mit einem schmalen Lächeln dankte Erziraphael Muriel, stand auf und zog seinen beigen Mantel vom Kleiderständer. Er musste noch einmal nach oben um die Sache zu klären. Nicht dass die anderen Engel noch auf Ideen kamen. Doch er würde nicht gehen, ohne einem bestimmten Wesen auf dieser Erde Bescheid zu geben. So ging der Blonde aus dem Laden, sah sich hektisch nach recht und links um in der Hoffnung, einen roten Schopf in der Menschenmenge zu erkennen oder den markanten schwarzen Bentley, der heutzutage absolut nicht mehr zeitgemäß war und dementsprechend auffiel zwischen all den neuartigen Automobilen. Doch keines von beidem fiel ins Blickfeld des Engels. Crowley war wohl schon weg. Verständlicherweise. Er schien ziemlich durcheinander gewesen zu sein, nachdem Muriel sie unterbrochen hatte bei...was auch immer das gewesen war. Die Stirn in Denkfalten gelegt ging Erziraphael schnellen Schrittes die Straße hinunter, vorbei am „Gib mir den Kaffee oder gib mir den Tod“, in dem nicht wie sonst geschäftiges Treiben war. Nur hier und da saßen Kunden, die lieber ihren Kaffee genossen als den endgültigen Tod. „Mr. Fell? Wo kommen Sie so plötzlich her?“ Erschrocken von der plötzlichen doch wieder sehr ungewohnten Ansprache sah der Engel zu der ihm bekannten Stimme. Eine dunkelhäutige Frau mit einer Schürze war aus dem Geschäft getreten und sah ihn ebenso ungläubig an. „Nina. Oh, wie schön Sie zu sehen...“ „Wie lange ist es her? 7 Jahre? Wo waren Sie die ganze Zeit über? Sie haben sich überhaupt nicht verändert. Genau so wie Mr. 6-Shots-Espresso-in-eine-Kaffeetasse, was ist Ihr Geheimnis?“ Nervös lächelte Erziraphael und hob seine Hände in einer leicht abwehrenden Geste vor sich. Unter normalen Umständen wäre es ihm eine schiere Freude sich mit Nina zu unterhalten, schließlich würde es ihn schon interessieren, ob der Versuch, sie und Maggie zusammenzubringen, gefruchtet hatte. Doch gerade hatte er keine ruhige Sekunde für ein derartiges Gespräch, er musste dringend Crowley finden. „Wissen Sie, Nina, ich würde nur allzu gerne mit Ihnen plaudern, aber ich muss…“ „Ihrem grummeligen Freund hinterher? Dann würde ich mich an Ihrer Stelle aber beeilen, er ist mit dem Auto in diese Richtung gerast. Mir kann keiner erzählen, dass das noch eine vorschriftliche Geschwindigkeit war.“ Augenblicklich hellte sich das Gesicht des Engels auf. Ja, so kannte er Crowley. Geschwindigkeitsbegrenzungen waren für ihn höchsten eine Empfehlung, keine Vorschrift. Zumindest wusste er nun, in welche Richtung der Dämon verschwunden war. Dankbar für diese glückliche Fügung ergriff Erziraphael die Hände der Frau und schüttelte diese. „Oh vielen Dank, Sie haben etwas gut bei mir! Wenn Sie mich nun entschuldigen würden.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging der Blonde in die von Nina gedeuteten Richtung davon. In dieser Richtung lagen insgesamt 3 Möglichkeiten, an die Crowley fahren würde. Konnte er nur hoffen, das einer dieser Orte auch der Richtige war. Ein Stoßgebet gen Himmel sendet bat der Engel darum, dass es der erste sei, den er nun aufsuchen würde. ~~~~~ Am St. James Park angekommen ging Erziraphael andächtig den geschotterten Kiesweg entlang. Bei jedem Schritt, den er tat, knirschte es unter seinen Schuhen. Wie lange hatte er dieses Geräusch nicht mehr gehört. Oben im Himmel gab es nichts, was auch nur ansatzweise einen Ton beim Laufen verursachen könnte. Wenn man dort nicht bewusst hart auftrat, waren die Schritte kaum wahrnehmbar. Deshalb genoss der Engel diese sonst so banale Kleinigkeit und schritt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Weg entlang. Er hatte lange überlegt, wo Crowley hingegangen sein könnte. Seine Wohnung war einer dieser Orte, ein ruhiges Apartment, dessen Inneneinrichtung Erziraphael nur als „modern“ bezeichnen konnte und das war noch nett ausgedrückt. Die Wohnung war kahl, leer und sehr unpersönlich bis auf ein paar Kleinigkeiten, die andeuteten, dass dort jemand leben musste. Zweiteres wäre das Pub gewesen. Eigentlich wäre das eine ziemlich clevere Wahl gewesen, da es den Engel widerstrebte, ein derartige Lokalität zu betreten. Er war kein Freund dieser lauten und vollgestopften Läden, Erziraphael bevorzugte dann doch ein privates Separee oder seinen Buchladen um dem alkoholischen Genuss zu frönen. Und drittens dieser Park. Die erste Station, die der Blonde angesteuert hatte. Seit es diesen Park gab hatte es Crowley genossen sich auf einer der Sitzbänke zu entspannen, den Enten beim Schwimmen zuzusehen und optional die Menschen schroff darauf hinzuweisen, die Tiere nicht mit Brot zu füttern. „Herrgott nochmal! Hört endlich mit dem Brot auf, füttert die Enten wenigstens mit gefrorenen Erbsen!!!“ Noch bevor Erziraphael den Dämon sehen konnte, hörte er ihn. Erleichterung machte sich in ihm breit, er war mit seiner Vermutung goldrichtig gelegen. Seine Schritte beschleunigend bog der Engel um die Ecke, vorbei an den dichten Büschen, die ihm den Blick auf den Kanal und die dort aufgestellten Sitzbänke nahm. Und auf einer dieser Bänke saß ein roter Haarschopf, der wild gestikulierend die Menschen anschrie. Glücklich machte das Herz des Blonden einen Satz, er war sehr froh, Crowley so schnell gefunden zu haben. Nicht, weil er schnell mit diesem über seinen Verdacht reden wollte, sondern Erziraphael hatte Angst, dass die unsichtbare Mauer, die zwischen ihnen zu stehen schien, unüberwindlich wurde. Die Hände vor seinen Bauch faltend machte der Engel hinter dem Rothaarigen Halt. „Wie schön, dass du immer noch so auf das Wohl der Enten bedacht bist. Ich finde es erfrischend wie du nie müde wirst, die Menschen diesbezüglich zu belehren.“ Ein giftiger Blick wurde ihm über die Schulter zugeworfen bevor der Dämon seinen Blick wieder nach vorne richtete. Wie zum Schutz verschränkte er die Arme vor seiner Brust. „Die bringen die Viecher noch um und wissen es nicht mal.“ In zwei schnellen Schritten war Erziraphael um die Bank getreten, deutete mit einer Hand auf den freien Platz neben Crowley. „Darf ich?“ „Wirst du wieder gehen, wenn ich nein sage?“ „...Nein.“ „Was fragst du dann?“ Seufzend schüttelte Erziraphael leicht seinen Kopf und setzte sich neben den Dämon, der sichtlich bemüht schien, nicht zu ihm zu sehen. Diese Gefühlsachterbahn brachte ihn noch an den Rand der Resignation. Vor circa einer Stunde hatte Crowley seinen Blick, seine Hände und seine Lippen nicht von dem Blonden lassen können und jetzt war er wieder so. Er verstand einfach nicht, woran er bei dem Rothaarigen war. „Ich habe dich gesucht.“ „Mhm.“ „Ich glaube, wir müssen dringend reden.“ „Müssen wir?“ „Ich denke schon.“ Nervös nestelte Erziraphael an seiner beigen Weste herum, spielte mit der goldenen Kette seiner Taschenuhr. Das leise Klimpern war durch die typischen Geräusche eines öffentlich zugänglichen Parks um sie herum kaum wahrnehmbar. Die Enten quackten, Hunde bellten und deren Besitzer riefen ihnen die fantasievollsten Namen hinterher. "Prince Jr. der Dritte, hol den Ball!" Heimlich fragte sich der Engel, ob es je einen ersten und zweiten Prince Jr. gegeben hatte. Da schnaubte Crowley neben ihm deutlich genervt auf. "Engel, hör auf meine Nerven zu strapazieren und rück endlich mit der Sprache raus. Wenn es um vorhin geht, ich hab dir bereits gesagt, dass es mir leid tut. Und wage es ja nicht, den Entschuldigungstanz einzufordern!" Entrüstet von der forschen Ansage sah der Engel zu dem Rothaarigen, dessen Blick immer noch auf das Wasser im Kanal und den dort schwimmenden Enten lag. Wenn er ihn doch wenigstens ansehen würde! Seinen Oberkörper zu Crowley drehend stützte sich der Blonde auf dem Holz der Bank ab und lehnte sich näher an den anderen heran. "Darum geht es hier doch gar nicht! Gut, aber wenn du darüber reden willst, bitte. Ich gebe zu, ich war sehr überrascht, aber ich habe nie nach einer Entschuldigung verlangt. Daran gibt es nichts zu Entschuldigen. Viel mehr bin ich derjenige, der sich entschuldigen sollte." Da. Er hatte es geschafft. Endlich waren die gelben Augen des Dämons auf ihn gerichtet. Zwar konnte Erziraphael diese durch die Sonnenbrille kaum erkennen, aber er wusste, dass der andere ihn beinahe ungläubig anstarrte. "Was hast du gerade...?" Ein sanftes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Engels aus, mit einem warmen Schimmer in den Augen sah er Crowley an. Der irritierte Gesichtsausdruck des Dämons amüsierte ihn, war es denn wirklich so abwegig, dass Erziraphael nichts gegen die Berührungen des anderen hatte? Leicht mit den Schultern zuckend schmunzelte er. "Du hast mich schon verstanden. Nur weil du glaubst, dass ich etwas dagegen habe, heißt das nicht, dass dem auch so ist. Wenn ich wirklich nicht damit einverstanden gewesen wäre, dann hätte ich dich schon längst zurecht gewiesen. Es wäre schön, dass du in Zukunft erst mal abwartest, was ich zu sagen habe bevor zu einfach abhaust." Der Rothaarige schien sichtlich überrumpelt von dem Geständnis des Engels. Verdattert stotterte dieser zusammenhanglose Worte, die davon zeugten wie sehr ihn die Situation gerade überforderte und gestikulierte dabei ziemlich ziellos mit den Händen in der Luft. "Ich... das war... ich mein, du..." Indem Erziraphael seine Hand erhob bat er den Dämon zu schweigen, kippte wieder zurück in eine bequemere Sitzposition. "Ich habe dir gesagt, was ich sagen wollte. Alles weitere besprechen wir, wenn wir nicht in einem öffentlichen Park sitzen, ja? Ich bin eigentlich wegen etwas anderem hier, worüber ich mit dir reden wollte." Das Gesicht des Engels wurde ernster, während er sprach sah er angestrengt gen Himmel. "Muriel hat erzählt, dass sie von Michael aufgehalten wurde. Es wurde gefragt wo ich sei. All die letzten Jahre hat sich keiner der anderen Erzengel dafür interessiert, wo ich war oder wie es mir erging. Ich habe tatsächlich keinen von ihnen gesehen. Und jetzt, wo ich wieder auf der Erde bin, interessieren sie sich für mich?" Sein Blick glitt wieder zu Crowley, dessen Miene ebenso wieder ernster geworden war, nur ein leichter Hauch Rot auf dessen Wangen zeugte von der vorherigen Aufregung. "Was willst du damit sagen, Engel?" "Dass...ich wieder in den Himmel..." "IST DAS DEIN VERDAMMTER ERNST?!" Der Rothaarige war von der Bank aufgesprungen, hatte sich die Brille von der Nase gezogen und seine Augen schienen Funken zu sprühen. Erschrocken gingen die Passanten, die in ihrer Nähe waren, schnell weiter, wollten nur nicht in diesen Konflikt des sehr ungleichen Duos hineingezogen werden. Sich unsicher um blickend erhob Erziraphael beschwichtigend die Hände. "Crowley, bitte, hör mir zu..." "NEIN! Du hörst jetzt MIR zu! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Willst du mit damit sagen, dass du wie damals einfach abhaust nachdem ich dich geküsst habe? Hätte ich das gewusst, hätte ich nie....!" Von den Worten Crowleys tief getroffen sprang nun auch der Engel auf, griff nach den Händen des Rothaarigen, der sich dem versuchte zu entziehen. Doch Erziraphael ließ nicht locker, hielt die Hände des Dämons fest in seinen. Er würde nicht loslassen, nicht bevor er ihm alles gesagt hatte. "Nein, bitte. Sag das nicht. Bitte sag nicht, dass du mich nicht geküsst hättest. Bitte bereue es nicht." Stille breitete sich zwischen ihnen aus, neugierige Menschen liefen an ihnen vorbei, tuschelten über das so ungleiche Paar. Unter normalen Umständen wäre es Erziraphael durchaus unangenehm, eine derartige Szene zu verursachen, aber er hatte das Gefühl, nur so richtig zu Crowley durchdringen zu können. Dieser sah zuerst unsicher auf ihre Hände, bevor sein Blick wieder nach oben glitt und sich in den des Engels zu haften schien. "Engel. Was tust du?" „Das Einzige, was zu helfen scheint, damit du mir zuhörst.“ Sich seinem Schicksal ergebend atmete Crowley einmal tief ein, schloss seine Augen und stieß die Luft stoßweise wieder aus. Dann öffneten sich seine Lider wieder und er sah Erziraphael ernst an, nickte stumm. Erleichtert atmete auch der Engel auf, er war gewillt ihm zuzuhören. Ohne die Hände in seinen loslassend sprach er weiter. „Danke. Ich weiß das zu schätzen. Also… wo war ich?“ „In den Himmel.“ „Ah ja, genau. Ich werde in den Himmel...hör auf so ein Gesicht zu ziehen wenn ich das sage.“ Sichtlich genervt rollte der Rothaarige demonstrativ mit seinen Augen. „Was erwartest du denn von mir? Dass ich freundlich lächle, wenn du so was sagst und dir den Weg noch mit Rosenblättern auslege?“ Ein fester Zug an den Händen Crowleys und ein paar stolpernde Schritte von dessen Seite hatte der Blonde ihn näher an sich gezogen, bettete ihre Hände auf seiner eigenen Brust damit er dem Dämon direkt ins Gesicht sehen konnte. „Hör auf damit, das habe ich nie behauptet und würde ich auch nie. So gut müsstest du mich doch nach über 6000 Jahren kennen. Ich werde in den Himmel gehen und mich um horchen, woher plötzlich dieses rege Interesse an mir kommt. Ich werde nicht länger als 3 Tage weg sein, das verspreche ich dir. Ich möchte nicht, dass es wieder so läuft wie damals.“ Der Gesichtsausdruck Crowleys zeugte von dem Unglauben, den er in die Worte des Engels legte. Erziraphael konnte ihn sogar verstehen. Doch er ließ nicht locker, er würde den anderen davon überzeugen, ihm zu glauben, ihm zu… „Vertrau mir.“ Die Miene des Dämons wurde weicher. Erinnerte er sich? 1941 nach der fast missglückten Magieshow, in der Crowley auf Erziraphael mit einem Gewehr geschossen hatte. Damals hatten sie bei einer Flasche Wein darüber geredet, dass sie einander vertrauten, sich immer aufeinander verlassen konnten. „Ganz dunkles Grau.“ Ein Lächeln schlich sich auf des Gesicht des Engels. Ja, das waren sie. Sie waren weder schwarz, noch weiß. Sie waren grau. Erziraphael spürte, wie Crowley eine Hand aus seinem Gefängnis befreite und diese an seine Wange legte. Leise seufzend schmiegte sich der Blonde in die warme Handkuhle, weiterhin das leichte Lächeln auf den Lippen. Er fühlte sich wohl und geborgen. Ein Gefühl, dass er seit mehreren Jahren nicht mehr erlebt hatte. Im Himmel, da war er immer alleine, selten, dass er mal einen anderen Engel gesehen hatte. Bis zu dem Moment, an dem er Crowley endlich wiedergesehen hatte, war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr er dieses Gefühl vermisst hatte. „Grautöne der sehr hellen Art.“ Ein spielerisches Kneifen in seine Wange ließ Erziraphael erschrocken aufquiecken, seine blauen Augen sahen ungläubig zu dem Dämon, der nun die leicht pochende Stelle streichelte, dabei ein Grinsen im Gesicht. „3 Tage. Nicht mehr. Wenn du danach nicht zurück bist, fahr ich persönlich hoch und hol dich.“ „Einverstanden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)