Heimliche Gefühle von April_Eagle_Wilcox ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: „Heimliche Gefühle“ Autor: April_Eagle_Wilcox Beitrag zur Valentinsaktion 2021 von „Yuma-City.de“ Thema: Saber Rider and the Starsheriffs / Seijushi Bismarck Genre: Sci-Fi / Western / Romance Alterskennzeichnung: P12 Art: One Shot Credits: Alle Charaktere, Orte und Institutionen gehören Studio Pierrot und WEP. Deutscher Lizenzhalter ist der Herausgeber Anime House. Ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfiction. ************************************* Heimliche Gefühle Der letzte Kampf war anstrengend gewesen. Erneut waren Verpflegungskonvois im All von den Outrider angegriffen worden, die einige Raumstationen hätten versorgen sollen. Den Star Sheriffs war es aber wieder einmal gelungen, den Gegner in die Flucht zu schlagen und gaben einem erneuten Transport sicheres Geleit bis zum Zielort. Somit konnten sie auch diese Mission positiv abschließen und bekamen von Commander Eagle die frohe Botschaft, erst in fünf Tagen auf Yuma erwartet zu werden. Das Team hatte daraufhin auf dem Rückweg einen Zwischenstopp eingelegt. Sie durften heute und morgen ein paar Überstunden abbummeln und es langsam angehen lassen, bevor sie den längeren Flug zum Heimatplaneten einschlagen mussten. Das hatten sie sich redlich verdient. Und so hatten sie Ramrod etwas abseits vor den Toren der Stadt Serenity abgestellt. Überrascht hatten sie festgestellt, dass es hier im Vergleich zu Yuma Sommer war, und das im Februar. Zu Hause in Yuma City lag gerade Schnee. Die vier beschlossen, das sonnige Wetter auszunutzen, heute zusammen zu grillen und dabei im Schatten des Friedenswächters zu picknicken. Endlich mal etwas anderes, als das, was sie sonst zu essen hatten, und es blieb etwas Zeit zum Ausspannen. Das hatten die Star Sheriffs auch dringend nötig. Der letzte Urlaub war schon ewig her und sie waren ausgelaugt. Colt hatte sich bereit erklärt, sich um das Feuer zu kümmern. Zunächst hatte er etwas Holz im angrenzenden Waldstück gesammelt und es dann an der dafür auserkorenen Picknickstelle drapiert. Fireball war heute für den Einkauf zuständig und mit dem Red Fury Racer in den Ort gefahren, während Saber noch seinen Bericht vervollständigen wollte, um dann auch unbekümmert die freie Zeit genießen zu können. Auch April war noch fleißig und las Ramrods Fehler aus, welche die letzte Schlacht verursacht hatte. Ein paar kleinere Dinge konnte sie selbst beheben, den Rest meldete sie nach Yuma, damit dort alles vorbereitet werden konnte und die Ersatzteile bei Ankunft bereit stehen würden. Aber nun war auch endlich ein Ende in Sicht und so freute auch sie sich, schon bald Feierabend machen zu können. So hatte Colt noch etwas Zeit, hier im Grünen allein zu sitzen, ließ die Seele baumeln und genoss die Sonne. Es war doch ganz was anderes, als tagelang mit Ramrod irgendwo im All zu sein. Er hing noch etwas seinen Gedanken nach, doch irgendwann zog er einen gefalteten Brief aus seiner Jeans, den er als einen weiteren Versuch begonnen hatte, las den bereits verfassten Anfang erneut und begann dann zu schreiben. Und heute wollte es ihm endlich gelingen: Hallo Süße, ich weiß gar nicht, warum ich hier diese Zeilen aufs Papier kritzle, denn Du wirst diesen Brief nie lesen können. Außerdem ist es sowieso ein Wunder, dass ich überhaupt einen Brief schreibe. Ich?! Das passt gar nicht zu mir – irgendwie. Ach, ich weiß auch nicht. Eigentlich ist es eh blödsinnig: Ich werde ihn dir nie geben und dennoch muss ich so vieles loswerden, weil mir bald der Kopf platzt. Naja, eigentlich nicht der Kopf, sondern mein Herz. Und Du weißt ja auch, dass die meisten Männer sowieso nicht so leicht über Gefühle sprechen können. Wie soll ich die dann auch noch zu Papier bringen?! Und dann auch noch ich, der eh so viel Schmarrn redet und ich, der bei 'ner Frau, die mir gefällt, sowieso keinen Satz gerade aus schafft. Wie oft ich einen an Dich geschriebenen Brief angefangen und frustriert wieder zerrissen habe, geht auch auf keine Kuhhaut mehr! Ich bin einfach kein Mann kluger Worte. Ich weiß nur eins: Kleines, Du hast keine Ahnung, wie es mich mit Dir erwischt hat. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich Deine Anwesenheit genieße und sie mir gleichzeitig einfach nur weh tut. Du hast keine Ahnung, wie ich mich jeden Tag mehr und mehr in Dich verliebe und das obwohl Du einfach nur da bist. Dein bezauberndes Lächeln reißt mich mit, in Deinen funkelnden Augen versinke ich immer wieder, Dein Duft benebelt mich jedes Mal, wenn Du an mir vorbei gehst. Ich muss täglich aufpassen, dass ich mich nicht verrate oder verplappere. Gerade ich mit meiner großen Klappe und wo mir jeder Fettnapf „hier“ zuruft. Wie oft ich mir auf die Zunge beiße, kann ich nicht mehr zählen, April. Und das, obwohl ich es am liebsten in die ganze Welt hinausschreien würde, wie du mir den Kopf verdrehst und dass ich Dich will. Ich will Dich, wie ich noch keine Frau je gewollt habe. Ja, Du würdest jetzt sagen: ja, genau und deshalb bist du auch hinter jedem Rock her! Und damit hast Du gar nicht Unrecht. Wie sagt man so schön: ich bin kein Kind von Traurigkeit und habe auch nichts anbrennen lassen. Den Vorwurf muss ich mir gefallen lassen. Und ja, auch jetzt siehst Du mich immer wieder Frauen ansprechen und mehr … allerdings hat sich einiges geändert. Früher war das ein Wetten unter uns jungen Kerlen. Nur wer Erfolg hatte, gehörte dazu. Wer schaffte es, die meisten Mädels zu kriegen? Dann fand ich Geschmack daran und es macht ja auch Spaß. So ist das nicht. Das kann und will ich nicht leugnen. Später war ich plötzlich allein und als Kopfgeldjäger unterwegs. Ich bin auch nur ein Mann und da genoss ich einfach auch die Zweisamkeit, selbst wenn es nie von langer Dauer war, wenn ich ehrlich bin. Und wenn man dann verliebte Pärchen sieht, mitbekommt, wie frühere Schulfreunde und Co einer nach dem anderen feste Partner haben, eigene Familien gründen und man selbst ist immer nur der Weiberheld, merkt man doch, dass irgendwas fehlt. So doof wie ich bin, dachte ich – von allein kommt nix –, irgendwann muss mir ja eine über den Weg laufen, mit der es was Dauerhaftes wird, wenn man nur genug Frauen trifft. Aber Pustekuchen! Versteh mich nicht falsch, es heißt nicht dass ich nur One-Night-Stands hatte, aber mehr als einige Monate bis hin zu 'nem knappem Jahr hat es halt nie gehalten. Irgendwie hab ich auch nie dieses Gefühl erlebt, von dem alle immer labern: wirkliche Liebe und dass die Frau mir „die EINE“ ist. An dieser Stelle würdest Du jetzt vermutlich laut lachen. Und ich könnte es Dir nicht mal verübeln. Du denkst sicher, ich hab keine Ahnung, was Liebe ist – und vielleicht hast Du damit gar nicht so Unrecht. Nein, zumindest seit ich Dich kenne, weiß ich, was Liebe ist, fühle ich es jeden Tag auf schmerzhafte Weise. Dieses Gefühl ist anders als alles, was ich bis dato erlebt hab. Und es wächst von Tag zu Tag. Ich erinnere mich noch genau an den ersten Tag, als wir uns begegnet sind. Damals, als wir uns alle über den Weg gelaufen sind. Erst die Jungs im Hotel und später dann Du und Ramrod. Der Tag, der mein Leben völlig verändert hat. Ich hab euch das nie erzählt, aber in meiner Zeit als Kopfgeldjäger gab es auch harte Zeiten. Sehr harte. Wenn es schlecht lief, hatte ich nicht mal die Kohle, mir etwas zum Beißen zu kaufen oder ein Zimmer zu mieten. Alles, was ich hatte, ist der Bronco, der oft auch als Bett herhalten musste. Aber das Ding brauchte ja auch Treibstoff, sonst konnte ich meinen Job teilweise nicht ausführen und es gab wieder kein Geld und somit nichts zwischen die Kiemen. Ein Teufelskreis. Du hast nichts und du bist nichts. Da will ich nie wieder zurück! Und dann war ich einmal zur richtigen Zeit am rechten Ort. Einmal Glück im Leben und dann dieser Volltreffer! Du weißt nicht, wie oft ich Angst hatte, aufzuwachen und alles wäre vorbei. Dazu, dass Fire und ich als Zivilisten ohne militärische Ausbildung aufgenommen wurden, war der zweite Glücksfall an diesem Tag. Jackpot!!! Nie hätte ich gedacht, dass sich mein Leben um 180 Grad wenden konnte und ich neben diesem Wahnsinns-Job, mit Einkommen und Dach über dem Kopf dazu noch Freunde fürs Leben gewinnen würde. Und dann bist da noch Du, April. Schon beim ersten Anblick hat es mich erwischt. Der erste Blick in Deine strahlend blauen Augen und mich traf es wie der heiße Blitz. Ich konnte mein Glück sowieso noch nicht fassen und dann Du noch als Kirsche auf der Torte. Wer weiß, ob Du es an meinen blöden Sprüchen und Flirtereien nicht eh schon gemerkt hast, dass Du mich reizt. Aber ich merkte auch schnell, dass Dein Blick jemand anderem galt. Und ich wollte mir diese Chance bei den Star Sheriffs nicht versauen. Soviel Glück kriegt ein Typ wie ich nur einmal im Leben. Ich weiß nicht, ob Saber oder Fireball es Dir je erzählt haben, dass Dein Vater uns damals warnte, seiner minderjährigen Tochter zu nahe zu kommen. Das hat er uns gleich hinter die Löffel schreiben lassen, dass Beziehungen innerhalb einer Crew nicht geduldet werden. Und schon gar nicht zu seinem Ein und Alles. Vermutlich würdest Du jetzt an dieser Stelle ausflippen, wie ich Dich inzwischen kenne, wenn Du von der Unterredung mit ihm erfährst. Ja, Du kannst sehr wohl für Dich selbst reden und brauchst keinen „Aufpasser“. Aber sei gnädig mit Deinem alten Herrn. Ich wäre als Vater vermutlich ähnlich – naja, ich glaub’, noch heftiger. Du warst damals 15 Jahre und mit drei jungen Kerlen monatelang allein unterwegs. Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt zugelassen hätte. Wer es selbst faustdick hintern den Lauschern hat, weiß, wie Männer ticken. Gerade, wenn man wochen- oder monatelang in Ramrod aufeinander hockt. Aber das war einer der Gründe, warum ich auf die Bremse gestiegen bin. Bis es dann eh zu spät war und mir Fireball irgendwann gestand, dass er sich in Dich verknallt hat. Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Ich Trottel! Aber auch bei Dir sah ein Blinder mit dem Krückstock, dass die Rennsemmel für Dich mehr als nur ein Kumpel ist und ich wollte Euch auf keinen Fall im Weg stehen. Vermutlich bin ich nicht mal der Mann, der etwas für Dich wäre. Du bist was Besseres gewohnt. Was bin ich schon?! Ein kleiner Cowboy und Kopfgeldjäger – was kann ich Dir schon bieten?! Du bist außerhalb meiner Reichweite, Babe, wenn wir ehrlich sind. Mit Fireball hast du wenigstens den erfolgreichsten Rennfahrer des Neuen Grenzlandes an der Seite, der Dir was bieten kann. Spätestens wenn dieser verdammte Krieg zu Ende ist und er wieder zu seinen Wurzeln geht, hat er ausgesorgt. Er kann Dir das geben, was ich nicht kann. Außerdem, was willst Du Superbrain auch mit 'nem kleinen Idioten wie mir? Ich kann ja nicht mal meinem Kopf sagen, dass er sich Dich endlich ausschlagen muss. Mein Herz gewinnt ständig dagegen und meine Gefühle für Dich werden immer mehr. Wie oft hätte ich Dich am liebsten gepackt, Dich einfach nur gegen die Wand gedrückt und deine süße, freche Klappe zum Schweigen gebracht, wenn wir uns wieder mal gekabbelt haben? Gerade wenn Deine Augen mich so keck dabei anfunkeln. Wie oft hätte ich so gern diese vollen Lippen geküsst, wenn du mal wieder gedankenverloren darauf herumkaust und dabei so verführerisch aussiehst. Dein langes goldenes Haar, wenn der Wind es erfasst. Wie gern würde ich meine Finger ausstrecken und sie durch Deine Mähne gleiten lassen. Dich mit einer Deiner Strähnen kitzeln und necken. Dein schönes Lachen hören. Hoffentlich hast Du nie bemerkt, wie oft ich Dich beobachte und mustere. Vermutlich starr’ ich Dich wie ein Depp an. Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es ist, wenn jemand in einem hautengen, roten Overall täglich vor dir rumwackelt – wenn man jemanden so sexy findet wie ich Dich? Deine Kurven machen mich schwach. Es ist so schwer, Kleines. Du bringst mich um den Verstand! Wenn Du mir ganz nahe kommst, habe ich immer Angst, dass Du bemerkst, wie nervös Du mich damit machst und ich befürchte jedes Mal, dass Du hören kannst, wie kräftig mein Herz dann gegen meine Brust hämmert, während ich still und heimlich Deinen herrlichen Duft einatme. Wie gut, dass Du meine Gedanken nicht lesen kannst. Wir könnten beide Deinem Anzug dann farblich Konkurrenz machen. Du bist vor unserer aller Augen vom kleinen, anfangs noch schüchternen und ein wenig unsicheren Mädchen zu einer selbstbewussten und verdammt sinnlichen jungen Frau geworden, die ihren Mann – oh, pardon – ihre Frau steht. Du reizt mich mit allem so sehr! Ich liebe Dich, April – ich hab es von der ersten Sekunde an getan und ich fürchte, ich werde es immer tun. Aber ich kann und darf es dir nicht sagen. Auf keinen Fall möchte ich unsere Freundschaft, unsere Zusammenarbeit und das Verhältnis im Team gefährden. Fireball ist mein bester Kumpel und an den Ehrenkodex: „die Freundin eines Freundes ist tabu“, halte ich mich, auch wenn ich nie gedacht habe, wie sauschwer das werden könnte. Ich möchte, dass Du glücklich bist. Du hast es so verdient. Wenn unser Matchbox das kann, dann steh’ ich Euch und Eurem gemeinsamen Glück nicht im Weg. Aber wehe, er sollte Dich jemals verletzen, dann erlebt er sein blaues Wunder, sag’ ich Dir! Manchmal könnte ich ihm schon in den Arsch treten, wenn er dann anderen Weibern wie Mandarin und Claudia oder seinen weiblichen Fans keine Grenzen aufzeigt und sich vor Deinen Augen betüdeln lässt. Nimm’s ihm nicht zu krumm, Süße. Der Kindskopf ist halt auch noch am Lernen, wie man mit einer Frau richtig umgeht. Ich hab’ die Fehler auch gemacht. Zieh aber die Zügel an, Aps, wenn’s zu bunt wird! Er braucht das. Auch ich hab’ das auf die harte Tour lernen müssen und weiß inzwischen, dass ich in der Vergangenheit viele Fehler gemacht habe. Vor allem, die Frau als zu selbstverständlich zu sehen. Ich hoffe, das kapiert der Wuschelkopf auch noch. Aber gerade unsere Freundschaft ist der Grund, warum ich versuche, Dich irgendwie aus dem Kopf zu kriegen. Aber mach das mal, wenn man sich täglich begegnet und miteinander in dieser Sardinenbüchse haust. Wenn ich jetzt Frauen treffe, versuch’ ich, das Verlangen nach Dir zu ersticken. Aber irgendwie haut das auch nicht hin. Selbst wenn ich mit Ihnen Sex habe, tanzt Du Schlingel wieder so verführerisch vor meinen Augen. Dafür hab ich schon eine schallende Ohrfeige kassiert. Zu Recht. Verflixte Axt – es muss doch da im Neuen Grenzland noch irgendwo eine Frau geben, bei der es mir geht wie bei Dir? Ich will doch einfach nur vergessen, diesen verdammten Schmerz loswerden und mich nicht mehr quälen. Ich will nicht mehr aufpassen müssen, dass ich mich nicht verplappere und die Angst loswerden, dass sich alles ändert, wenn das jemals aufkommt. Vielleicht sollte ich mich doch versetzen lassen, sobald wir die Outrider poliert haben. Das wird vermutlich das Beste sein. Ach April, wie gern würde ich dir jetzt diesen Brief irgendwie in Dein Zimmer schmuggeln. Aber es geht nicht – es darf einfach nicht sein. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Es würde alles für uns vier ändern, es würde vermutlich Auswirkungen auf unsere Arbeit haben, und die Leute im Neuen Grenzland verlassen sich auf uns. Da zählen die Gefühle eines kleinen Cowboys nicht. Aber es stimmt: Es tat gut, diese Zeilen einmal loszuwerden. Da Du diesen Brief eh nie lesen wirst, kann ich Dir auch sagen, dass diese Idee nicht auf meinem Mist gewachsen ist. Ein Date vor ein paar Wochen redete mir das ein. Ja, auch bei ihr hast Du mich ständig wieder abgelenkt und sie war wirklich ein schlaues Mädel. Die könnte man gut gebrauchen beim FBI oder so. Einmal Lunte gerochen und sie ließ nicht mehr los. Penetrantes Ding. Aber nachdem ich gebeichtet hatte, wurde es doch noch ein entspannter Abend mit dem guten Rat, mir alles von der Seele zu schreiben. Es ist zwar bestimmt der 20. Versuch und es ist gar nicht so einfach, die vielen zerrissenen Zettel immer irgendwie ungesehen zu entsorgen, aber es hat geklappt. Gott sei Dank. Auch diesen Brief werde ich irgendwie schützen müssen. Vielleicht bleibt er im Bronco … nein, das geht auch nicht, wenn Du wieder daran arbeitest, wäre es zu gefährlich dass du ihn doch findest. Oder die Mechaniker zurück im Hauptquartier. Nein, vermutlich ist es das Beste, ich verbrenn’ ihn – mit der Hoffnung, dass die Gefühle mit ihm gehen. Die Gedanken sind raus und vielleicht kann ich dann endlich loslassen. Aber ganz egal, was passiert – ein ganz besonderer Platz im meinem Herzen gehört Dir und wird immer Dein sein. Immer! Ich liebe Dich, April Dein Colt Der Texaner legte den Stift zur Seite und betrachtete seine Zeilen. Mehrfach las er das Geschriebene in seiner Hand. Er musste sich eingestehen, dass der Brief doch besser gelungen war, als er gedacht hatte. Nach dem x-ten Versuch hatte er schon aufgeben wollen, aber heute hatte es irgendwie gepasst und geklappt. Irgendwann faltete er das Stück Papier wieder zusammen, verstaute ihn und machte sich dann daran, das Lagerfeuer zu entzünden. Es dauerte ein Weilchen, bis ein wohliges Knacken der Holzstücke zu vernehmen war. Gedankenverloren blickte Colt in die tanzenden Flammen vor sich und bemerkte daher gar nicht, dass seine Kollegin die Rampe von Ramrod herunter gekommen war und sich ihm näherte. Erschrocken schnellte sein Kopf hoch, als er April erst wahrnahm, als sie neben ihm stand. „Hey … ich hab’ dich gar nicht herkommen hören“, verteidigte er sich schnell. Normal passierte ihm so etwas nicht. Das irritierte den Star Sheriff selbst. „Alles klar mit dem Riesenbaby?“, versuchte er schnell das Thema zu wechseln, denn irgendwie spürte er die Hitze in sein Gesicht steigen. Etwas verstohlen zog er den Hut ins Gesicht, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Irgendwie fühlte er sich gerade ertappt, auch wenn er nur in Gedanken bei ihr gewesen war. Und im nächsten Moment stand sie plötzlich da. Sein Herz begann wieder wie eine Herde Mustangs zu galoppieren. Himmel, das wurde nicht besser … „Na na, Superscout – halt mal lieber Ausschau, bevor dir noch was entgeht!“, schnippte April frech Colts Hut zurück und zwinkerte ihm dazu grinsend zu. Natürlich hatte sie es auf mögliche Outrider bezogen, aber für den Cowboy hatten diese Worte wieder eine andere Bedeutung. Ausschau hielt er jetzt gerade nach ganz jemand anderen. Als er merkte, dass er seine heimliche Liebe wieder anstarrte, grübelte er angestrengt, wie er die verdammte Situation entschärften sollte: „Hey Du! Frechigkeit – Fingerchen weg von meinem Hut!“, mahnte er Grimassen schneidend, griff nach der Kopfbedeckung und setzte ihn sich wieder richtig auf. „Wo bleiben denn die anderen?“, drängte er das Gespräch in eine andere Richtung und dabei strengte er sich an, seinen Blick auf das Feuer zu konzentrieren, im Augenwinkel behielt er April jedoch. „Ich denke, Saber dürfte gleich rauskommen. Er hat vorhin seine Unterlagen zusammengeräumt“, informierte die junge Französin ihren Kollegen. Sie ahnte nicht, was in ihrem Kollegen gerade wieder vor sich ging. „Fire kommt hoffentlich auch gleich“, fügte sie hinzu und sah sich ein wenig um. Sie hatte noch nicht groß die Möglichkeit gehabt, die Schönheit ihres Landeplatzes zu inspizieren. Eine große Wiese lag direkt vor ihnen und kurz bevor das Waldstück los ging, in dem Colt das Holz organisiert hatte, war die Fläche mit Wildblumen übersät. „Oh, Colt! Guck mal“, huschte ein Strahlen über das Gesicht der Navigatorin, während der Angesprochene nur schmunzelnd den Kopf schüttelte. Ja, das war typisch April. Aber auch das war etwas, was Colt an ihr gut gefiel. Sie konnte sich an kleinen Dingen erfreuen und auch an der Natur. Sie war keine Frau, die loskreischte, wenn ihr mal ein Käfer über die Finger krabbelte. Diese vielen Facetten waren für den Texaner die perfekte Mischung: Für ihn war sie nicht nur die schönste Frau im Neuen Grenzland. Zwar war sie vom Äußeren her eher eine zarte Frau, aber das täuscht und man durfte nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen. Denn sie war stark, konnte sich selbst behaupten, bewies Köpfchen, hatte auch kein Problem damit, sich die Finger schmutzig zu machen und trotzdem konnte sie eine Lady sein, wenn sie es wollte. Sie war einfach unberechenbar – und das war etwas, was ihn enorm reizte. „Bis die zwei da sind – bin ich mal da vorne!“, kündigte der weibliche Star Sheriff freudig an. „Und Du pass mal gut auf, dass unser Feuer nicht erlischt!“ Mit diesen Worten lief April auch schon los zu den Blumen und ging dort in die Hocke. Colt hatte gar nicht mehr reagieren, geschweige denn etwas äußern können. Nur ihre Worte echoten in seinem Ohr. <“Pass gut auf, dass unser Feuer nicht erlischt!“ Himmel, das ist genau das, was ich seit einer gefühlten Ewigkeit zu ersticken versuche!> Nun saß er da. Sein Herz klopfte zwar nicht mehr so stark, wie eben noch, aber doch spürte er, dass es für sie schlug. Gedankenverloren beobachtete er die junge Frau, die anscheinend einige der Blumen pflückte. Etwas, was sie gerne machte, wie er nun schon mehrfach hatte beobachten können. Der Wind blies immer mal wieder sachte in ihr langes, blondes Haar und ließ es etwas tanzen. Wie gerne würde er jetzt aufstehen, zu ihr gehen, sie in seine starken Arme ziehen und ihr endlich mitteilen, wie sehr er sie liebte. Beide Hände an ihre Wangen legen und ihr den ersten zarten Kuss auf die Lippen hauchen. Ihr endlich seine Gefühle gestehen und sich nicht mehr verstellen zu müssen. Aber nein – es stand zu viel auf dem Spiel. Das durfte nicht sein! Er seufzte laut und ließ sich nach hinten ins Gras fallen. Er starrte den Wolken am Himmel nach und versuchte sich zu zwingen, nicht zu ihr hinüber zu sehen. Der Amerikaner hob den Arm und warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr, um zu sehen, wie viel Zeit schon vergangen war. Langsam durfte Fireball sich sputen. Er bekam Hunger und er brauchte dringend Ablenkung, bevor mit ihm die Pferde doch noch durchgehen würden. Gerade als er den Arm wieder senken wollte, bemerkte er etwas und schob die Uhr wieder in sein Sichtfeld. „Ja nee, ist klar!“, stellte er fest, als er das Datum sah. 14.02., Valentinstag! Das passte ja mal wieder wie die Faust aufs Auge. Ausgerechnet am „Tag der Liebenden“ hatte er sich seine Gefühle vom Herzen schreiben können. Aber er fürchtete, damit würde es auch nicht leichter werden. Genervt setzte er sich wieder auf, zog den Brief abermals aus der Tasche und drehte das zusammengefaltete Blatt mehrfach in seiner Hand. Colt hatte sich so bemüht und gehofft, es würde leichter werden, nachdem er den schriftlichen Seelenstriptease durchgezogen hatte. Über den Rand des Zettels hinweg, fiel sein Blick wieder zu April, die in der Entfernung saß. An so einem Tag wie heute hätte sie es verdient, Blumen geschenkt zu bekommen, anstatt sie nun selbst zu pflücken, schoss es ihm in den Sinn. Aber eigentlich hätte er ihr gern immer wieder Überraschungen bereitet und sie strahlen gesehen. Mehrfach sah er zwischen ihr und dem Stück Papier in seinen Fingern hin und her. Seine Sicht wurde plötzlich trüber, er blinzelte und versuchte krampfhaft, die Tränen zu unterdrücken. Es tat einfach weh, zu lieben und nicht lieben zu dürfen. Langsam zog er das Schriftstück in seine Handinnenfläche und zerknüllte es schließlich, während sein Blick weiter auf seine große Liebe fixiert war. Es durfte nicht sein. Nein! Es durfte einfach nicht sein! Colt schloss die Augen und warf im nächsten Moment seine niedergeschriebenen Gefühle in die lodernden Flammen des Lagerfeuers vor sich. Erst einige Augenblicke später wagte er es, selbst hineinzusehen. Ein Teil des Briefes war schon erfasst worden und er sah, wie sich die Glut Zentimeter für Zentimeter voran fraß. Just in diesem Moment hörte man, wie sich der Red Fury näherte. Gerade als sich der Scharfschütze zum Schiff umdrehen wollte, erblickte er Saber, der zum Feuerplatz kam. Ihm war nicht entgangen, dass Colt ungewöhnlich still und nachdenklich die letzten Tage gewesen war, und auch seine Beobachtung eben brachten den Anführer ins Grübeln. Irgendwas musste sein Teammitglied doch haben? Und es bestätigte ihn noch mehr darin, dass etwas sein musste, als der Cowboy schnell wieder zurück zum Feuer sah, sich dann mit dem Ärmel über die Augen fuhr, ehe er sich hastig erhob. „Ist alles okay Kumpel?“, nahm der Schotte kein Blatt vor den Mund und musterte ihn eindringlich. „Ja, alles klärchen, Boss“, wiegelte Colt schnell ab, vermied jedoch jeden Blickkontakt und hoffte damit, dass man es ihm nicht noch mehr ansah, als ihm lieb war. „Ich geh’ mal Matchbox helfen – sonst gibt’s erst morgen was zwischen die Kiemen“. Ohne seinen Chef noch eines Blickes zu würdigen, verließ er die Feuerstelle und lief zurück in den Friedenswächter. Fragend blickte Saber seinem Kollegen hinterher und seufzte seinerseits, als sein Blick zum Lagerfeuer fiel. Erst starrte auch er gedankenlos hinein, ehe er etwas sah, was seine Aufmerksamkeit erregte. Er beugte sich etwas näher heran. Das waren nicht nur Äste, die hier brannten. Das erkannte er sofort. Durch einen erneuten Windhauch flog ein kleines Eckchen eines angekokelten Papiers etwas weiter an die Umrandung der Feuerstelle. Der Schotte griff nach einem Ast neben sich und fischte das Stück etwas zu sich, klopfte die glimmenden Enden etwas aus und zog es dann weiter zu sich. Viel konnte man nicht mehr sehen. Es war bereits ein Opfer der Flammen geworden, aber eins war sicher: es war definitiv die Handschrift des Texaners. Hatte sich der Anführer also doch nicht getäuscht: Colt hatte etwas ins Feuer geworfen und es bewegte ihn sehr. Vielleicht hatte es etwas mit seinen Eltern zu tun? Das Thema war ein schwieriges für den Cowboy. Dann erinnerte sich Saber jedoch, dass es ja eigentlich Februar war und nicht September, auch wenn man hier durch das Klima mit den Jahreszeiten echt durcheinander kommen konnte. Der Captain wollte nicht weiter in die Privatsphäre seines Scharfschützen dringen und war gerade dabei, das kleine Stück Brief zurück in die Flammen zu schieben, um den Wunsch des Verfassers nachzukommen, als die Wortfetzen, die er noch lesen konnte, plötzlich einen Sinn ergaben. Schnell rettete er es nochmals vorm Feuer und sah genau hin: „…iebe Dich, Ap…“. Der blonde Star Sheriff brauchte nicht am Glücksrad zu drehen und weitere Buchstaben bekommen, um das Wortpuzzle lösen zu können. Fast erschrocken – als hätte er versehentlich ein Staatsgeheimnis gelüftet – blickte er hinter sich zu Ramrod und stellte erleichtert fest, dass die beiden Jungs noch fehlten. Danach suchten seine Augen April, die mit dem Rücken zum Friedenswächter in die Blumen vertieft war und scheinbar von all dem hier nichts mitbekommen hatte. Auch das beruhigte ihn etwas. Er atmete tief durch. Das konnte wirklich schwierig werden für sie als Team und als Freunde. Tausend Dinge schossen dem Anführer des Ramrod-Teams durch den Kopf. Aber scheinbar ahnte niemand etwas davon. Saber versuchte angestrengt, sich die letzten Tage ins Gedächtnis zu rufen – ihm war nichts aufgefallen. Naja, bis auf dass Colt eben etwas stiller geworden war. Aber er hatte es einfach darauf gewertet, dass sie alle mehr als erschöpft waren. Aber in Bezug auf April hatte er nichts gemerkt. Die zwei waren im Umgang miteinander wie eh und je. Oder war er einfach blind gewesen? Ahnte sie überhaupt irgendwas von seinen Gefühlen? Fragen über Fragen überschlugen sich, während er immer wieder zu dem Fetzen Papier unter seiner Astspitze und April hin und her sah. Sollte er den Amerikaner einfach drauf ansprechen? Nein, das erschien ihm auch nicht richtig. Er beschloss, erstmal nur weiter zu beobachten, denn er wusste auch: Hätte der Cowboy es anlegen wollen, hätte er es längst getan. Als er dann Geräusche vernahm und sich nochmals umdrehte, hörte er Fireball und Colt laut miteinander scherzend auf sich zu kommen. Somit schien auch der junge Japaner nichts zu ahnen: „Hey April! Futter ist da!“ rief der Rennfahrer über die Wiese hinweg und winkte, als sie sich zu den Jungs umdrehte. Sie erhob sich mit ihrem gebastelten Kranz aus Wildblumen, den sie sich auf ihren blonden Schopf legte, ehe sie zum Lager eilte. Schnell schob Saber das verräterische Schriftstück mit dem Stock zurück in die Flammen und hielt es dabei in Position, bis es vom Feuer erfasst wurde und die heimliche Botschaft mit sich nahm. Gerade als die beiden männlichen Teammitglieder mit den Lebensmitteln kamen und sich auch die Navigatorin dazugesellte, zog Saber den Ast zurück. Von einem Knacken des brennenden Holzes untermalt, wirbelte die glimmende Liebesbotschaft – oder das, was von ihr noch übrig war – in der Feuersäule nach oben, tanzte noch etwas im Rauch darüber und verglühte dann für immer. Der Schotte würde dieses Geheimnis bewahren, bis Colt von sich aus sprechen würde. Auch wenn dieser Gedanke mit Sorge behaftet war, welche Auswirkungen dies auf sie alle haben wird. Aber darüber würde er grübeln, wenn es soweit war. Heute betrachtete er sein Team mit ganz anderen Augen. Ihm wurde jetzt erst bewusst, welches Opfer der Scharfschütze brachte und wie selbstlos er die Situation händelte. Dafür erntete der Cowboy tiefen Respekt von ihm. Die Besatzung ließ es sich schmecken, sie lachten und scherzten miteinander, sprachen über Gott und die Welt und genossen die freie Zeit miteinander. Gleichzeitig registrierte Saber nun aber auch, mit welch seligem Blick Colt die junge Französin immer mal wieder ansah. April schien es jedoch nicht aufzufallen oder unangenehm zu sein. Und auch Fireball roch keine Lunte. Das war auf der einen Seite natürlich gut, auf der anderen Seite hegte er Empathie für Colts Situation. Als die Sonne schließlich den Horizont berührte und den Himmel an diesem Valentinstag auch noch perfekt in ein buntes Farbenspiel tauchte, musterte Saber nochmals den Verliebten und seine Auserwählte schweigend. Eins war ihm definitiv klar: Wenn Colt schon einen Liebesbrief verfasste, dann war es ernst, sehr ernst. Um ehrlich zu sein, hatte er ihm das am wenigsten zugetraut und erwartet. Es war nicht wie bei seinen bisherigen Flirts und Bekanntschaften, die man sonst von ihm gewöhnt war. Daher war es klar, dass das hier nicht unüberdacht und er einer flüchtigen Laune heraus zum Stift gegriffen hatte. Der Anführer war innerlich nun auch hin und hergerissen. Ein Gedanke in dieser verzwickten Situation ließ ihn gerade jedoch an diesem Abend und die folgenden Wochen nicht mehr los: Für diesen Gedanken war Colt gerade das Paradebeispiel. Er opferte seine Gefühle für wahre Freundschaft und wollte das Team nicht schwächen, von dem mitunter die Sicherheit des neuen Grenzlandes und seiner Bewohner abhing. Er stellte sein privates Glück für andere hinten an. Hoffentlich würde er eines Tages für diese Selbstlosigkeit belohnt werden. -Ende- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)