Norikos Tagebuch von Kenja ================================================================================ Kapitel 4: Team 6 ----------------- Der nächste Schultag verlief anders, als gedacht. Ich kam in die Klasse und schlenderte auf meinen Platz zu, da stellte sich meine Mitschülerin Kurenai in den Weg. „Stimmt es, was die Leute erzählen?", fragte sie mit großen Augen. „Was erzählen sie denn?", fragte ich vorsichtig. „Na ja, angeblich hat Kakashi bei dir übernachtet." Ich starrte sie an und spürte, dass alle Augen auf mich gerichtet waren. Die Gespräche um uns herum waren verstummt. „Und wenn es so wäre?", fragte ich nun und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie einige zu tuscheln begannen. Mein Blick fiel auf Rin, deren Gesichtsausdruck pure Enttäuschung ausstrahlte. In diesem Moment wurde mir bewusst, was sie alle zu denken schienen und ein lautes Lachen platzte aus mir heraus. „Um Himmels willen, es ist ja nicht so, dass ich ihn eingeladen hätte!", spie ich aus und mein Blick zuckte über Shisui, der seltsam betreten auf seine Hände starrte. „Aber wie kam es dann dazu?", fragte Kurenai mit den Händen in den Hüften. „Minato ist Kakashis Sensei und sie sind heute ganz früh zu einer gemeinsamen Mission aufgebrochen. Deshalb hat Minato ihn zu uns eingeladen. Glaub mir, ich hätte gern darauf verzichtet mit diesem Angeber zu Abend zu essen", brummte ich. Kurenai schnalzte mit der Zunge und ein anderer Mitschüler, der hinter ihr auf seinem Platz saß hob die Arme in die Luft: „Siehst du, hab ich doch gesagt, die können sich nicht mal leiden!" „Ja, ja Asuma, du sagst viel, wenn der Tag lang ist", gab Kurenai zurück und zuckte mit den Schultern. Ich warf Rin einen Blick zu, die mich nun anlächelte. Sie legte eine Hand auf den Tisch: „Noriko, setz dich doch zu mir! Ohne Gai brauchst du doch nicht allein da hinten sitzen", sagte sie und ich grinste. Kohari-Sensei erschien im Klassenzimmer. Sie hatte nichts gegen meinen neuen Sitzplatz neben Rin und begann mit dem Unterricht. „Stimmt es? Also dass du Kakashi gar nicht leiden kannst?", fragte Rin mich nun leise und ich warf ihr einen Blick zu. Noch vor einigen Wochen hätte ich diese Frage mit einem deutlichen „Ja" beantwortet, doch nun war ich mir nicht mehr so sicher. Zwar nervte Kakashis arrogante Art mich immer noch, doch nach dieser letzten Nacht war etwas anders. Es war nicht die Tatsache, dass wir zusammen gegessen hatten oder ich sein Gesicht gesehen hatte – aber ihn in einem Moment der Schwäche zu sehen, eine Schwäche, die ich selbst kannte, hatte ihn einen Hauch sympathischer gemacht. Es fiel mir unglaublich schwer, dies zuzugeben. „Na ja, ich hasse ihn nicht oder so. Aber ich mag ihn auch nicht sonderlich", gab ich zurück und Rin lächelte milde. Ich hatte das Gefühl, sie hätte mir gern noch hunderte von Fragen gestellt, doch Kohari-Sensei verteilte einen Test an uns. In der Pause schlenderte ich auf den Hof und schmiss mich auf die Bank, auf der ich stets mit Gai gesessen hatte. Lustlos aß ich meine mitgebrachten Pausensnacks und blickte erstaunt auf. Shisui stand vor mir, die Hände in den Taschen. „Entschuldige, dass ich so abrupt weggelaufen bin gestern", sagte er mit leicht gerötetem Gesicht. Wieder spürte ich dieses seltsame Gefühl im Bauch. Ich versuchte, es zu ignorieren. „Schon gut. Ich habe mich sehr über das Geschenk gefreut", sagte ich und zeigte auf meine Lunchbox, in der eine seiner Süßigkeiten lag. Shisui grinste. „Noriko! Stimmt es, dass du Kakashi ohne seine Maske gesehen hast?" Kyou sprang an Shisuis Seite, der genervt mit den Augen rollte. „Sag schon! Wie sieht er aus? Hat er einen komischen Mund? Eine krumme Nase? Irgendwelche Narben? Na sag schon!" Ich zog die Augenbrauen hoch. Mit keinem Wort hatte ich etwas davon erwähnt und hatte keine Ahnung, woher sie wussten, dass ich sein Gesicht tatsächlich gesehen hatte. „Na ja, er sieht ganz normal aus. Nichts aufregendes an seinem Gesicht", gab ich schulterzuckend zu und Kyous Augen wurden riesig. „Also keine Warzen? Oder komische Lippen? So ein Mist, damit verlier ich wohl meine Wette", den letzten Teil des Satzes murmelte er zu sich selbst. Nach dem Ende des Unterrichts verließ ich die Akademie mit deutlich besserem Gefühl, als ich sie am Morgen betreten hatte. Mit Freude bemerkte ich Gai, der vor den Türen der Akademie auf mich wartete. Er winkte mir breit grinsend zu und ich betrachtete sein Stirnband, dass er seltsamerweise um den Bauch gebunden trug. „Wie war dein erster Tag als Genin?", fragte ich und Gais Augen funkelten. Er berichtete mir von seinem Sensei, Choza Akimichi, seinen Teamkameraden Genma und Ebisu, die ich auch aus der Akademie kannte, und ihrer ersten gemeinsamen Mission. Langsam spazierten wir dabei durch die Straßen Konohas und ich lauschte gespannt all seinen Berichten. „Aber was ist denn bei dir los? Ich hab wilde Gerüchte gehört", schloss er plötzlich und ich berichtete ihm alles, was ich erlebt hatte. Gai lauschte angespannt und ich ließ nichts aus. „Das mit Sakumo ist ja wirklich furchtbar. Armer Kakashi", murmelte er im Anschluss. Er wollte gerade noch mehr sagen, als ein Ruf uns aus der Unterhaltung riss. „Gai! Das Training geht weiter!" „Oh. Tut mir leid, Noriko. Ich muss los! Wir reden morgen weiter, okay?", sagte Gai und folgte seinem Teamkameraden Genma, der mir kurz zu winkte. Ich winkte zurück und beobachtete für einen Moment, wie Gai ihm folgte, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Noch immer in Gedanken bei meinem Gespräch mit Gai staunte ich, als ich Kushina vor unserer Haustür entdeckte. Sie trug ihre Ninja Kleidung und hatte sich das Konoha-Stirnband angelegt. „Brichst du zu einer Mission auf?", fragte ich und Kushina stemmte die Hände in die Hüften. „Nein. Minato hat dir gestern versprochen, dass wir heute mit deinem Spezialtraining anfangen, aber da er nun erst einmal auf einer Mission ist, beginne ich damit." Meine Laune hellte sich auf. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag auf einer großen Wiese hinter unserem Haus. Kushina zeigte mir ein paar nützliche Versiegelungs-Jutsus, die meine gesamte Konzentration erforderten. „Du wirst eine Weile brauchen, um sie zu beherrschen. Auch ich habe bei manchen dieser Jutsus Wochen bis Monate gebraucht, um sie endgültig zu meistern. Denk dran, diese Jutsus sind das Erbe unserer Familie, unseres Clans! Wir haben sie seit jeher streng geheimgehalten und nun ist es an uns beiden, sie zu beherrschen, ihre Geheimnisse zu bewahren, sie aber gleichzeitig an unsere Nachkommen weiterzugeben." Die nächsten Wochen verbrachte ich die meisten meiner Nachmittage damit, die Jutsus zu üben, die Kushina mir beibrachte. Erst, als der Sommer vollends über uns hereingebrochen war und Minato von seiner Mission zurückkehrte, wurde ich ungeduldig. Zwar waren die Versiegelungs-Jutsus nützlich, doch hoffte ich darauf, von Minato deutlich spannendere Fähigkeiten zu erlernen. Ich dachte an sein Teleportations-Jutsu, das mich beeindruckte, seitdem ich es das allererste Mal gesehen hatte. Als ich an diesem Tag von der Akademie heimkehrte, konnte ich meine Vorfreude kaum bändigen. Ausgebremst wurde sie durch die ernsten Gesichter, die Kushina und Minato machten, als sie mich auf die Wiese hinter das Haus führten. „Hör zu, Noriko. Es gibt da etwas, worüber wir mit dir sprechen müssen", begann Minato. Kushina hatte die Arme vor dem Brustkorb verschränkt und knabberte an ihrer Unterlippe, was mich nervös machte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Brustkorb aus. „Als du uns erzählt hast, wie du aus Uzushio geflohen und nach Konoha gekommen bist, hatte ich so eine Ahnung. Doch ich war unsicher und musste einige Nachforschungen anstellen", erklärte Minato weiter und kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Nun weiß ich alles, was ich wissen muss, um es dir zu sagen." „Was zu sagen?", fragte ich kleinlaut. Minato warf Kushina einen Blick zu, die ihre Augenlider schloss und ihm zunickte. „Ich muss etwas ausholen. Weißt du, wofür euer Clan bekannt ist?" „Der Uzumaki-Clan?", fragte ich, verwundert, wo dieses Gespräch hinführen sollte. Minato nickte. „Nun, der Uzumaki-Clan war der mächtigste Clan aus Uzushio. Wir haben ein spezielles Chakra, dass den meisten Mitgliedern unseres Clans ein außergewöhnlich langes Leben ermöglicht. Außerdem sind wir Meister in den Versiegelungskünsten, den Fuuin-Jutsus. Wir sind entfernt verwandt mit dem Senju-Clan, dies ist einer der Gründe für die Allianz zwischen Uzushio und Konoha und hmm. Hab ich noch etwas vergessen?" Ich kratzte an meinem Kinn. „Ah, nun viele aus unserem Clan haben die leuchtend roten Haare, genau wie Kushina und ich." Ich nickte zufrieden. Minato nickte zurück und ich verschränkte nun auch die Arme vor der Brust, da ich nicht wusste, wohin mit meinen Händen. „Genau. Das sind alles Dinge, die jeder über den Uzumaki-Clan weiß. Aber es gibt da noch etwas, das weniger bekannt ist. Vor vielen Generationen, lange bevor es den ersten Hokage gab und die Reiche so existiert haben, wie sie heute existieren, waren die Uzumakis ein Teil der alten Weltregierung." Ein erstauntes „aaach" löste sich aus meinem Mund. „Auch das lässt sich in vielen alten Geschichtsbüchern nachlesen. Was aber kaum jemand weiß, ist, dass die Uzumakis diese Regierung teilweise lenkten, denn sie hatten eine spezielle Begabung." Minato saß vornübergebeugt, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt. Sein Blick schien auf seine ineinander verschränkten Finger zu starren. „Es gab ein Kekkei Genkai, dass innerhalb ihrer Blutlinie vererbt wurde." „Nein", stöhnte ich und riss die Augen auf. „Aber, das kann nicht sein! Davon habe ich nie etwas gehört!", rief ich aus. Ein Kekkei Genkai – ein Erb-Jutsu. „Hör es dir bis zum Ende an", murmelte Kushina und ich schloss den Mund. „Das Kekkei Genkai des Uzumaki Clans war das Zettai Fukujuu und es war äußerst selten. Meist gab es nur einen lebendigen Uzumaki, der über diese Fähigkeit verfügte. Damals war es einer der Clanführer, der es einsetzte, um die Regierung nach den Wünschen seines eigenen Clans zu lenken. Das ging viele Jahre gut, bis er allerdings zu gierig wurde." „Moment, was ist das für ein Kekkei Genkai? Wie konnte er damit eine Regierung lenken?" Minato ließ den Blick nicht von mir ab. „Zettai Fukujuu ist das Jutsu des absoluten Gehorsams. Ein Jutsu, mit dem man in der Lage ist, andere Leute das Tun zu lassen, was man ihnen befielt." Einen Moment lang starrte ich ihn an, bis mich eine Erkenntnis traf. Ein eisiges Gefühl ergriff Besitz von mir. Die Bilder des fremden Shinobi, der sich auf mich stürzte, blitzten durch mein Gedächtnis. Wie er vor mir zurückwich, wie er das Boot vom Steg losmachte, weil ich es ihm befahl. Ich schüttelte den Kopf. „Der Clanführer der Uzumakis begann damals, das Zettai Fukujuu einzusetzen, um sich selbst zu bereichern. Er nutzte es bei seinen Clanmitgliedern und diese merkten es lange Zeit nicht. Als sie aber begriffen, was geschah, wurden sie sich darüber bewusst, wie unglaublich gefährlich es war. Sie schmiedeten einen Plan, um ihren Clanführer zu töten, bevor dieser merkte, dass seine Taten aufgefallen waren. Sie schafften es und versiegelten seinen Körper mit den stärksten Versiegelungs-Jutsus, die sie kannten, um dafür zu sorgen, dass sein Kekkei Genkai ebenfalls versiegelt war und nicht erneut in die Blutlinie der Uzumakis geboren werden würde." Ich atmete erleichtert durch, was Minato das Gesicht schmerzhaft verziehen ließ. „Vor einigen Jahren jedoch, noch am Anfang des Krieges, gab es in der Nähe der Grabstätte dieses Mannes eine Schlacht, bei der ein massiver Erdrutsch ausgelöst wurde. Der Eingang zur Grabstätte wurde dabei unzugänglich. Ich habe in den letzten Monaten danach gesucht und tatsächlich habe ich es geschafft, das Grab eures Ahnen zu finden." Ich hielt die Luft an. „All die Siegel waren gebrochen." Die Stille zwischen uns wurde lediglich von einem Windstoß unterbrochen, der mein Haar aufwirbelte. Ich schüttelte erneut den Kopf und lachte peinlich berührt. „Aber dann muss es jemand aus meinem Clan gewesen sein, der das Jutsu geerbt hat und der dann den Mann damals damit dazu gebracht hat, mir zu gehorchen. Ich konnte doch noch gar keine Jutsus anwenden, also kann es doch gar nicht sein, dass ich ... also dass ich dieses Kekkei Genkai habe, richtig?" „Ein Kekkei Genkai muss man nicht erlernen wie andere Jutsus. Er liegt einem im Blut und bildet sich in verschiedensten Situationen aus, meist, wenn man sich in Gefahr befindet. Du hast es vermutlich unbeabsichtigt angewendet." Mir fehlten die Worte. Mein Blick zuckte von Kushina zu Minato und zurück. Minato erhob sich und wirkte sehr ernst. „Das ist der wahre Grund, warum ich verhindert habe, dass du zum Genin wirst. Solange du diese Fähigkeit nicht unter Kontrolle bringst, wärst du damit eine Gefahr, für dich selbst, für deine Kameraden, aber auch für ganz Konoha." „Aber wie könnt ihr wirklich sicher sein, dass ich dieses Kekkei Genkai habe? Das ist doch erstmal nur geraten, ich mein-" „Du hast es auf mich angewendet." Ich erstarrte. Minatos blaue Augen betrachteten mich mit Sorge im Blick. „Ich- was?" „Als Sakumo dich ins Dorf brachte, hast du zu mir gesagt ‚Bring mich zu Kushina'. Ich wollte das nicht tun. Wollte dich erst einmal unter die Lupe nehmen, um zu prüfen, ob der Feind dich nicht unter ein Genjutsu gesetzt hatte, um uns auszuspionieren, oder Ähnliches. Aber ich hatte keine Wahl, ich konnte mich nicht widersetzen. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, warum ich all meine Vorsicht fallen ließ in diesem Moment. Es war deine Fähigkeit, die mich dazu brachte." Kopfschüttelnd wich ich einen Schritt zurück. Ein Gefühl, wie eine eisige Hand umklammerte mein Herz und Übelkeit trocknete meinen Mund. „Das- das wollte ich nicht- ich, das kann doch nicht." Schneller, als ich gucken konnte, stand Minato vor mir. „Schon gut", sagte er sanft und legte einen Arm um mich. „Ich weiß, dass du das nicht wolltest." Er umarmte mich kurz, schob mich von sich und sah mir direkt ins Gesicht. „Genau deshalb musst du es trainieren, verstehst du das jetzt? Wenn du es anwendest, ohne es mitzubekommen, kann das verheerende Folgen haben." Ich nickte und wischte eine Träne aus meinem Augenwinkel. „Und noch etwas, Noriko", Minatos Gesichtsausdruck wurde nun wieder bitterernst, „Du darfst niemals jemandem davon erzählen, okay? Dieses Geheimnis bleibt in unserer Familie. Versprich es mir." Das kalte Gefühl in meinem Inneren löste sich schlagartig auf, als er die Worte „unserer Familie" aussprach. Ich nickte und schluckte den Kloß in meinem Hals fort. „Versprochen", sagte ich mit fester Stimme. - Es dauerte fast vier Wochen, bis ich es endlich schaffte, meine Chakren soweit zu unterscheiden, dass ich mein Erbe darin fand. Es waren nervenzerreißende vier Wochen gewesen, da ich immer wieder daran zu zweifeln begann, dass ich diese Fähigkeit überhaupt besaß, von der Minato gesprochen hatte. Doch in diesem Moment spürte ich es mit meinem ganzen Geist. Da war dieses Chakra in mir, dessen Färbung anders war. Etwas, das in meinem Geist und Körper verankert war und doch nicht ganz zu mir gehörte, ganz so, als hätte es jemand in mich eingepflanzt. Genau so wie Minato es mir erklärt hatte, ließ ich mein Chakra in diesen Teil meines Geistes fließen und spürte es in meinem Inneren. Spürte, wie mein Willen durch meine Adern floss, wie er auf mein Chakra überging und sich einen Weg aus mir hinaus suchte. „Tanze den Hühnertanz", wiederholte ich zum gefühlt tausendsten Mal. Doch im Gegensatz zu sonst sah Minato mich nicht nachdenklich an, sondern legte die Handgelenke an die Hüfte und flatterte mit den Armen wie ein Huhn. Kushina sprang von dem Felsen auf, den sie als Sitzgelegenheit genutzt hatte und beobachtete Minato mit einer Mischung aus Belustigung und Furcht. „Hör auf", rief ich verängstigt und Minato hielt inne. Er richtete sich auf und ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Am liebsten hätte ich ihm vorgeworfen, das nur getan zu haben, um Recht zu behalten. Doch ich hatte die Energien gespürt, die meinen Körper verlassen hatten, als ich den Befehl gab. Es gab keine Ausreden mehr für mich und ich musste akzeptieren, dass ich diese furchteinflößende Fähigkeit tatsächlich vererbt bekommen hatte. „Denk dran, niemand darf davon wissen", erinnerte Minato mich gelegentlich, als fürchte er, ich könne es plötzlich vergessen. Im Grunde fiel es mir nicht wirklich schwer, dieses Geheimnis für mich zu behalten, da ich froh war, wann immer ich in der Schule nicht daran denken musste. Einzig, wenn ich mit Gai sprach, fühlte ich mich in Versuchung gebracht. Ich wünschte mir immer mal wieder, mich ihm anvertrauen zu können und einen guten Rat von ihm zu erhalten. Er hätte bestimmt ein paar aufmunternde Worte für mich gehabt. Im Winter hatte ich den Dreh endlich heraus und konnte mein Kekkei Genkai nach Aufforderung absichtlich einsetzen. Nachdem ich Minato einige seltsame Befehle geben sollte, mussten wir ein weiteres Gespräch darüber führen, dass ich die Fähigkeit nicht nur niemals erwähnen sollte, sondern sie auch nicht einsetzen durfte. Sollte irgendjemand mitbekommen, dass ich sie hatte, war ich in großer Gefahr. Gerade in einem Krieg wie diesem konnten Feinde auf die Idee kommen, mich zu entführen, um meinen Körper zu analysieren und mir das Zettai Fukujuu zu stehlen. Ich erschauerte. Oft genug darüber zu reden reichte durchaus, um mir bewusst zu machen, wie gefährlich es für mich war, dieses Erbe in mir zu tragen. Zum Jahreswechsel begann ich vermehrt, wieder mit Kushina Versiegelungs-Jutsus zu üben. Minato hatte noch viele Trainingsideen, doch Kushina hatte ihn überzeugt, es erst einmal gut sein zu lassen, um mich nicht zu überfordern. Ich war dankbar dafür, wenn auch ich neugierig war, wie weit der absolute Gehorsam reichen konnte. Aber ich genoss es auch, wieder etwas mehr Freizeit zu haben. Wann immer Gai im Dorf war, verbrachten wir viele Stunden miteinander, in denen wir uns austauschten. Ansonsten verbrachte ich die meiste Zeit mit Shisui und Kyou. Wir übten stundenlang zusammen, denn wir planten, in diesem Jahr die Prüfungen gemeinsam zu absolvieren. Kakashi bestritt viele Missionen und tauchte nur selten in Konoha auf. Ab und zu jedoch saß er plötzlich in unserem Wohnzimmer und belagerte unser Gästezimmer, wenn er und Minato wieder zu einer gemeinsamen Mission aufbrachen. Der Frühling brach an und ich strahlte über das ganze Gesicht, als Kohari-Sensei mir die Zusage für die Abschlussprüfung in die Hand drückte. Rin neben mir hielt ihre ebenfalls hoch und ich drehte mich zu Shisui und Kyou um, die ihre Daumen hoch zeigten. Endlich würden wir die Akademie verlassen und in die echte Welt der Ninjas eintreten. Ich wartete gebannt auf den Tag der Prüfung und übte all meine Jutsus, aber auch meine anderen Kampf- und Spionage-Techniken, bis ich nachts schon davon träumte. Der schriftliche Teil verlief genau nach meinem Geschmack. Ich beantwortete alle Fragen mit einem guten Gefühl im Bauch. Im praktischen Teil wurde ein Jutsu abgefragt, das mir nicht so leicht fiel, doch alle anderen Übungen absolvierte ich zur vollen Zufriedenheit von Kohari-Sensei. Sie überreichte mir das Stirnband und ich betrachtete es ehrfürchtig. Ohne auf meine Umgebung zu achten, marschierte ich aus dem Gebäude und prallte fast mit Kakashi zusammen, der sofort mit den Augen rollte. „Wenn du so unaufmerksam bist, wirst du nicht lange ein Genin sein", sagte er genervt. Ich wollte etwas erwidern, doch er drückte mir einen kleinen Sack in die Hand, den ich erstaunt entgegennahm. „Glückwunsch", sagte er, wandte sich ab und spazierte davon. „Danke", murmelte ich mit einem Blick auf seinen Hinterkopf. „Norikooooooo." Ich riss meine Aufmerksamkeit von Kakashi los und entdeckte Gai, der mit offenen Armen auf mich zu rannte. Ich winkte ihm mit meinem Stirnband zu und wir fielen uns hüpfend in die Arme. „Super, du hast es geschafft!" Shisui und Kyou kamen ebenfalls angerannt, auch sie hatten ihre Stirnbänder in den Händen. Ich umarmte Kyou stürmisch und nahm dann Shisui in die Arme, der kurz versteifte dann jedoch lachte. Wir entdeckten Weitere unserer Klassenkameraden, die mit ihren Stirnbändern in den Händen, oder bereits auf ihren Köpfen auf uns zu kamen. „Das sind aber viele dieses Mal. Herzlichen Glückwunsch an euch alle!" Minato und Kushina waren ebenfalls gekommen, um mich zu beglückwünschen. Sie schenkten mir ein Kunai, das ich mit großen Augen annahm. Es war mein erstes eigenes Messer. An diesem Nachmittag kochte Kushina mein Lieblings Ramen-Rezept und wir feierten meinen Abschluss mit einem üppigen Nachtisch und weiteren Geschenken. Mit so viel hatte ich gar nicht gerechnet. Neben dem Kunai bekam ich einen kleinen Rucksack, der praktisch für Missionen sein würde und eine Halskette von Kushina, die sie einst von unserer Großmutter geschenkt bekommen hatte. Es war ein Familienerbstück. In meinem Zimmer fiel mein Blick auf das kleine Leinensäckchen, dass Kakashi mir in die Hand gedrückt hatte und das ich schon fast vergessen hatte. Neugierig hob ich es von meinem Tisch und öffnete die kleine Schleife, die das Säckchen verschloss. Zum Vorschein kamen deformierte Kekse. Ich hob einen heraus und betrachtete ihn verwirrt. Etwas unsicher knabberte ich ein Stück von dem Keks ab und betrachtete den kleinen Haufen Gebäck, da kam mir ein Gedanke. Hatte Kakashi sie selbst gebacken? Sie waren auf jeden Fall nicht gekauft. Ich aß einen zweiten Keks und runzelte die Stirn bei der Vorstellung, Kakashi habe sich extra in die Küche gestellt und nur für mich ein Blech Kekse gebacken. Den Gedanken schüttelte ich ab, er war einfach zu lächerlich. Vermutlich hatte er sie selbst geschenkt bekommen und nur an mich weitergegeben, um quitt zu sein, nachdem auch ich ihm welche zur bestandenen Prüfung geschenkt hatte. Das Bild von Kakashi in der Küche ging mir dennoch nicht aus dem Kopf. Ich schloss das Säckchen wieder um nicht alle Kekse auf einmal zu essen und schmiss mich auf mein Bett. Meine Gedanken kreisten um den nächsten Tag, der mein erster Tag als Genin sein würde. Glücklich und aufgeregt fiel ich in einen traumlosen Schlaf. Am nächsten Tag fanden wir uns in der Akademie ein, da wir hier nun erfahren würden, wer unsere Teammitglieder sein würden. Außerdem würden wir unseren neuen Teamleitern zugeordnet werden. Aufgeregt wippte ich mit den Füßen. Wir saßen in einem Raum mit allen, die am Vortag die Prüfung bestanden hatten. „Also ... wollen wir doch mal schauen", murmelte Kohari-Sensei und musterte das Blatt in ihrer Hand. „Beginnen wir mit Team 3. Da haben wir Asuma Sarutobi und Kurenai Yuuhi. Euer Sensei Ikkaku wartet draußen auf euch. Viel Erfolg." „Moment mal, sind wir nur zu zweit?", fragte Asuma mit hochgezogenen Augenbrauen. Kohari-Sensei rückte die Brille auf ihrer Nase zurecht. „Nein, nein. Entschuldige, das hätte ich dazu sagen sollen. Wir mussten durch einige Umstände viele der Shinobi-Teams neu sortieren. Euer drittes Teammitglied ist ein Genin, der schon früher seinen Abschluss gemacht hat. Ihr werdet ihn gleich kennenlernen. Nun geht, sie warten sicher auf euch." Asuma und Kurenai warfen sich einen Blick zu. Sie verließen den Klassenraum und ich blickte ihnen neugierig hinterher. „Weiter geht es mit Team 4. In dieses Team kommen Obito Uchiha und Rin Nohora. Ihr freut euch sicher, zu hören, dass ihr euer drittes Teammitglied bereits kennt, es ist euer ehemaliger Mitschüler Kakashi Hatake", Obito stöhnte genervt auf, Rin ließ einen kleinen Freudenschrei verlauten. „Minato-Sensei freut sich darauf, euch kennenzulernen." „Oh, DER Minato? Das ist ja super", rief nun auch Obito hoch erfreut und ich spürte einen kleinen Stich in meiner Magengegend. Wenn Minato in diesem Jahr Genin-Gruppen übernahm, warum hatte er mich dann nicht ausgewählt? Enttäuscht verschränkte ich die Arme vor der Brust und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. „Gut, ihr drei bildet dann Team 6. da Team 5 ja bereits existiert", stellte Kohari-Sensei fest und ich blickte auf Shisui und Kyou, die als einzige noch mit mir in dem Klassenzimmer waren. „Kushina-Sensei erwartet euch bereits." Ich sprang auf. Kushina war unsere Teamleiterin? Sie hatte noch nie ein Genin-Team übernommen. Wir verabschiedeten uns von Kohari-Sensei, die uns viel Erfolg wünschte, und schlenderten auf den großen Platz der Akademie, auf dem wir die anderen bereits mit ihren Senseis entdeckten. Obito lärmte lautstark herum, Kakashi rollte mit den Augen und Minato bedachte die beiden mit einem Lachen. Direkt neben ihnen entdeckte ich Kurenai und Asuma, mit einem älteren Genin, den ich nie zuvor gesehen hatte. Ikkaku-Sensei erklärte ihnen gerade etwas und es wirkte, als höre Asuma nicht wirklich zu. Team 5 war weit und breit nicht zu sehen, Gai und die anderen befanden sich vermutlich auf einer Mission und so blieben sonst nur noch wir. Kushina wirkte etwas nervös, als wir auf sie zutraten. „Nun denn, lasst uns irgendwohin gehen, wo wir in Ruhe sprechen können", sagte sie fröhlich. Wir folgten ihr mit Vorfreude aber auch einem Hauch von Wehmut. Das war der Moment, in dem ich die Akademie hinter mir ließ, und somit auch ein Stück meiner Kindheit. -- „Naruto, ist alles gut bei dir?", fragte Sakura. Schon seit der Erklärung des Zettai Fukujuu war Naruto in dem Raum auf und ab gelaufen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er tat und er hielt abrupt inne. „Es gibt ein Kekkei Genkai in meinem Clan!", rief er aus und Shikamaru hinter ihm grunzte. „Laut dieses Buches! Denk daran Naruto, das könnte alles gelogen sein." „Aber wenn es wahr ist, dann ist dieses Kekkei Genkai eines der gefährlichsten, von denen ich je gehört habe", sagte Sai mit einem unpassenden Lächeln im Gesicht. Naruto ballte die Hände zu Fäusten und setzte sich wieder. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. „Lies bitte einfach weiter, Sakura", murmelte er und Sakura setzte ein Lächeln auf. „Das nächste Kapitel klingt spannend, es heißt ‚Noriko vs. Kakashi'." Naruto riss die Augen auf und konnte nicht verhindern, dass seine Lippen sich zu einem Grinsen verzogen. „Na da bin ich ja mal gespannt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)