Sayuri - zu wem gehöre ich? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Ein heilloses Durcheinander -------------------------------------- Hi! Ich glaub das ist in dieser Geschichte mein längstes Kapitel geworden... also viel Spaß beim lesen! 7. Kapitel Ein heilloses Durcheinander Am nächsten Morgen war es Sayuri die als erste wach war. Da es in der Wohnung noch so ruhig zu seien schien blieb sie jedoch noch etwas liegen. Nach circa 25 Minuten hörte sie wie eine Tür im Flur leise knarrte. Also stand sie auf und schlich auf Zehen aus dem Zimmer. Überall war keiner zu sehen. Sayuri hatte es sich wohl eingebildet aber wenn sie nun einmal schon stand konnte sie auch schon Kaffee ansetzen. Sie ging in die Küche, stellte sie auf die Zehenspitzen und griff ins obere Fach des Schrankes und holte das Kaffeepulver heraus, füllte die Kaffeekanne mit Wasser und war schon dabei die Maschine einzuschalten als sich plötzlich von hinten zwei Arme um sie schlangen. Sayuri schrie erschreckt leise auf und wand den Kopf um zu sehen wer der Übeltäter war. "Tu das nie wieder! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!" meckerte Sayuri Keigo voll. Dieser lachte nur leise und zog sie eng an sich. Dann strich er ihr das Haar aus dem Nacken und schmiegte seinen Kopf an ihren Hals. Sayuri spürte seinen heißen Atem auf ihrer Haut und erschauderte unwillkürlich. "Ist dir kalt?" fragte Keigo und betrachtete aus den Augenwinkeln ihr Nachthemd. Sayuri schüttelte ansatzweise den Kopf. Jetzt nicht mehr, dachte sie und genoss das prickelnde Gefühl an ihrem Rücken, dass sein Körper auslöste. Dann bemerkte sie wie sich Keigo langsam zurückzog und Sayuri musste sich zusammenreißen ihn nicht fest zu halten und wieder zu sich zu ziehen. Er sah toll aus nur in seiner Boxer, aber das hatte sie eigentlich schon öfters bemerkt, wollte es aber nie zugeben. Keigo hatte etwas mehr Armmuskeln und etwas breitere Schultern als Jun, aber trotzdem hatten sie beide einen tollen Körper. Sayuri war geschockt über sich selbst, was dachte sie denn da? Jetzt verglich sie die beiden Jungs auch noch miteinander! Wer wusste schon wozu so etwas führen konnte? "Wieso sind wir beide eigentlich schon wach? Wo wir doch jetzt schon zwei Tage hintereinander immer erst so spät zu Hause waren?" fragte er, beugte sich an ihr vorbei an die Kaffemaschine und schalltete sie an. Genau in dem Moment kam Jun rein. Sayuri machte schnell ein paar Schritte von Keigo weg und fühlte sich irgendwie ertappt. Warum verdammt? Jun kümmerte sich nicht mehr um sie! Und da war ja auch gar nichts mit Keigo! Die Umarmungen der letzten Zeit waren doch nur rein freundschaftlich... Oh mein Gott! Sayuri realisierte genau jetzt erstmals dass das nicht nur Umarmungen gewesen waren! Aber wer verbot ihr das denn eigentlich auch? War doch nichts dabei! Was machte sie sich also Gedanken? Und warum ausgerechnet jetzt? Jun betrachtete beide mit einem skeptischen Blick. Während Sayuri etwas errötete, deckte Keigo ganz unbeschwert den Tisch und ließ sich nicht stören. "Ich geh mich mal anziehen.." nuschelte Sayuri, drängte sich an Jun vorbei in den Flur und verschwand in ihrem Zimmer. "Aha." meinte Jun schlichtweg. "Seit ihr also endlich bereit alles zuzugeben. Ich hab's ja gleich gesagt." Keigo machte seinen gleichgültigen Tonfall nach. "Schön für dich. Willst du auch frühstücken? Wenn ja, kannst du mal schnell rüber gehen und Brot holen? Wir haben keins mehr." Jun warf Keigo einen bitterbösen Blick zu, den dieser geflissentlich übersah. Jun, der schon fertig angezogen war, wurde zusehends saurer, stürmte aus der Küche, schnappte sich seine Jacke vom Ständer und knallte die Haustür hinter sich zu. Keigo zuckte zusammen. Ok. Wenigstens musste er jetzt nicht mehr Atsushi wecken. ... Auch im weiteren Verlauf des Tages blieb die Stimmung angespannt. Man merkte deutlich, dass es heute mehr knisterte denn je. Als dann Abend Masanori zum Essen vorbei kam lockerte sich die Stimmung etwas und Keigo erzählte von dem Konzert von Cargo. Was Atsushi da zu hören bekam schmeckte ihm überhaupt nicht. Doch Jun hatte keine Lust einen auf gut Freund zu spielen. So wie öfters in letzter Zeit ließ er immer wieder spitze Kommentare ab. Aber keiner ließ sich die Stimmung versauen. Doch als Jun plötzlich eine Frage stellte, ganz unabhängig davon Keigo zur Schnecke zu machen, platzte die Bombe endgültig... "Wisst ihr eigentlich schon wies weiter gehen soll, mit eurer Band?" wandte sich Masanori an Atsushi. Dieser seufzte. "Keine Ahnung. Erstmal haben wir andere Probleme." "Welche denn? Ich dachte wir haben schon alles geklärt?" fragte Jun als verstehe er nicht das Geringste. "Ich dachte du kommst wieder zu uns und wir rocken wieder durch die Clubs?" fragte er Masanori. Augenblicklich erstarrte Sayuri, die sich gerade eine Ladung Sushi in den Mund schieben wollte. Sie starrte auf den Tisch und hoffte sich verhört zu haben. Keigo sah schnell zu ihr und dann drohend zu Jun. Auch Atsushi schüttelte den Kopf. Zu spät. Die Situation war aus den Angeln geraten. "Was?" fragte Masanori. "Es ist doch kein Thema! Du machst wieder als zweiter Sänger bei uns mit. So wie früher. Das wird geil," schwärmte Jun eifrig "Wenn wir Jungs wieder unter uns durch die Clubs ziehen. Und beim nächsten Wettbewerb gewinnen wir dann auch! Mit dir können wir gar nicht verlieren! Wir..." Sayuri ließ ihre Stäbchen auf den Teller fallen. Durch das laute Geklimper hielt Jun inne und schaute zu Sayuri. Diese hatte ihren Kopf so gebeugt das ihre Haare vollkommen ihr Gesicht verdeckten. Keigo wollte sie in den Arm nehmen aber sie stieß ihn von sich. Im Raum war es mucksmäuschen still. Alle Blicke ruhten auf Sayuri. Wie in Zeitlupe rann ihr eine Träne über die Wange und tropfte dann auf den Tisch. In Sekundenschnelle sprang sie auf und rannte aus der Wohnung... Keigo war nicht schnell genug um sie aufzuhalten. Stinksauer sprang auch er auf und warf seine Stäbchen vor Jun's Nase auf den Tisch. "Das hast du ja prima hinbekommen! Du bist so ein mieses Schwein! Weißt du, du kannst mich mal! Auf deine Freundschaft pfeif ich! Komm erstmal von diesen bescheuerten Tripp runter. Zwischen mir und Sayuri war nie etwas außer Freundschaft! Wann kapierst du das endlich? Geht das nicht in dein stures Hirn rein?! Arme Sayuri! Weißt du überhaupt wie fertig sie war nachdem das alles hier losging? Hast du überhaupt bemerkt wie scheiße du sie behandelt hast? Und sie hält immer noch zu dir und hat sich sonst was eingeredet! Du bist so ein Arschloch! Nur eins noch ja? Ab jetzt lässt du die Finger von ihr! Ich hab mir das lange genug mit angesehen! Du und dein ganzer Scheiß könnt mir gestohlen bleiben. Es geht sowieso alles viel besser ohne dich! Ich hab mich ja schon angestrengt und Sayuri genauso aber in deinen sturen Kopf will ja nix rein! Du bist mir sowas von egal geworden. Mach doch was du willst. Aber lass uns bitte endlich in Ruhe! Du tust sowieso nur allen weh. Mir kommt es sogar vor als willst du gar nichts anderes mehr als das! Scher dich doch zum Teufel! Demnächst kannst du alleine durch deine Clubs rocken!" Keigo nahm seine Jacke und rannte, Sayuri hinterher, aus der Tür um sie dann krachend zuzuwerfen. Die ganze Erde erbebte. Jun saß da wie erstarrt. Masanori lehnte sich zurück und atmete erstmal aus. Atsushi legte seinen Kopf in die Hände und murmelte etwas Unverständliches. "Gott sei dank hat das die Tür überstanden. Ich hab ehe schon gedacht der geht gleich auf dich los." meinte Masanori und versuchte zu scherzen. Nicht gut. Jun kam wieder zu sich. Dann schwang er seinen Arm mit voller Wucht über die Tischplatte entlang und schmiss fluchend alles hinunter was sich darauf befunden hatte. "Scheiße!" Masanori sprang geschockt auf und griff Jun bei den Schultern. "Ey, Junge! Beruhige dich erstmal! Ihr habt euch alle so verändert..." Für Atsushi war das alles wie ein schlimmer Albtraum. Ungläubig schüttelte er seinen Kopf und betrachtete das Bild was sich ihm bot. Dann murmelte er: "Das musste ja irgendwann mal soweit kommen." Jun hätte am liebsten alle zusammen geschlagen. In ihm brodelte es und er war kurz davor auszubrechen. Dieser Arsch! Dachte er. Und Keigo hatte sich einmal sein Freund genannt! Jun fühlte wie langsam alles um ihn herum weg brach. Ohne dass die anderen es bemerkt hatten, hatte auch er eine schützende Mauer um sich herum aufgebaut. Alles war ihm so dermaßen entglitten und schiefgelaufen, dass selbst wenn er versucht hatte es wieder gut zu machen ihn irgendetwas daran gehindert hatte. Alles hatte sich mit der Zeit in ihm aufgestaut und nun musste er sich endlich mal Luft machen und abgesehen davon dass es ihm vor kam als sei er zwei der wichtigsten Menschen seines Lebens nur im Weg hatte er ehe das Gefühl alles lehnte sich zur Zeit gegen ihn auf. Verdammt! Dachten sie etwa, es ginge ihm gut dabei? Dachten sie, es mache ihm Spaß? Nur zu gut konnte er sich an die schönen Tage erinnern, als er Sayuri immer näher gekommen war. Jun sprang auf und ging zum Fenster. Draußen hatte es zu regnen begonnen. Die dicken Regentropfen prasselten gegen die Scheibe und der Himmel hing grau und trostlos über der Stadt. Das Wetter passte perfekt zu seiner Stimmung, obwohl.. In ihm drin herrschte neben der Verzweiflung und dem Schmerz auch eine unbändige Wut, also fehlte noch eindeutig der passende Orkan zum Regen. "Ich glaube zwar es ist mit der Zeit schon zu spät, aber immerhin besser als nie. Jun, ich denke wir sollten mal miteinander reden." sagte Masanori, setzte sich zu Atsushi und klopfte diesen beruhigend auf die Schulter. Seufzend faltete Atsushi auf dem Tisch die Hände und atmete tief durch bevor er sich ebenfalls Jun zu wand. Dieser starrte nur weiter aus dem Fenster und verzog keine Miene. Man könnte meinen er ignorierte die beiden, aber durch ein kurzes Zucken in seinem Gesicht konnte Masanori feststellen, dass Jun ihm zuhörte. Also fuhr er unbeirrt fort. "Ich hatte nie vor hier bei euch zu bleiben, geschweige denn wieder in eurer Band mitzumachen..." Kurz schaute Jun Masanori entsetzt und verletzt an, fing sich dann aber wieder und starrte aus dem Fenster. Innerlich war er total aufgewühlt, obwohl es von außen hin aussah als ließe ihn alles ab jetzt kalt. Wieso? Wieso war er nur wieder gekommen? Nur damit Jun die selben Schmerzen erlitt wie schon einmal? "Ich denke.." wollte Masanori weiter erzählen, da Jun schwieg, aber dann sagte er doch etwas. "Wieso?" "Jun?" "Wieso? Wieso das alles? Wenn du es nie wolltest, wieso zum Teufel bist du dann zurück gekommen? Wieso hast du alle Hoffnungen in mir geweckt? Du weißt doch wie viel du mir bedeutest! Ich weiß ich hab Mist gebaut, aber wenn du das alles schon wusstest, warum bist du dann nicht geblieben wo du warst?" schrie er schon fast. Jun ballte unwillkürlich die Fäuste. In Gedanken fügte er noch hinzu: dann wäre all dies nicht passiert. Dann wär es so weiter gegangen wie bisher. Atsushi schaute betreten zur Seite. Es war das erste Mal dass selbst er nichts mehr wusste. Er war überfordert. Was sollte er auch tun? Es war ehe alles zu spät. "Ich bleibe ja in der Stadt, aber weißt du Jun. Jetzt hab ich mein Abi und ich kann jetzt endlich meinen Traum wahr machen. Ich werde hier Jura studieren. Und ich werde immer für dich da sein, wenn du mich brauchst. Ich komm auch zu euren Konzerten. Aber ich selbst werde nicht mehr singen. Ich geh jetzt einen anderen Weg. Ich hab nun einmal Verpflichtungen bekommen. Bis dahin habt ihr ja noch Zeit. Aber ich muss mein Leben langsam mal in die Hand nehmen." Jun schaute geflissentlich über sein Versprechen hinweg und schnaubte. "Klar." meinte er halb wütend halb niedergeschlagen und verzweifelt. "Du bist dann immer für mich da. Sicher. Ich dachte immer diese Band hier, Prussian Blue, die Musik, wäre dein Traum. Hast du das nicht mal selbst gesagt?" Masanori seufzte. "Ja.. aber wie ich schon sagte, muss ich mein Leben langsam in die Hand nehmen. Außerdem hatte ich meine Zeit und wenn ich euch jetzt mit Sayuri singen höre, so wie beim Wettbewerb, dann weiß ich dass meine Entscheidung auch euch zu Gute kommt, dann selbst ich bin nicht besser als sie. Sie ist das Beste was euch je passieren konnte." Jun drehte sich langsam um und setzte sich wieder an den Tisch. Seine Hände ruhten in seinem Schoss. "Ich weiß." sagte er ganz leise. "Und jetzt?" Atsushi beobachtete Jun und tauschte einen schnellen Blick mit Masanori aus. Dieser redete weiter auf Jun ein. "Jun. Sei nicht so traurig. Jetzt wo es fast keinen Grund mehr gibt. Gut, ich werde nicht mehr bei euch mitsingen, aber ich wohn nur vier Blocks entfernt und ich bin immer da für dich. Und was Keigo und Sayuri angeht. Die Beiden hatten nie etwas zusammen. Das hast du dir nur eingebildet." "Ehrlich? Und was war das dann in den letzten Tagen?" Aus Jun's leisen Genuschel hörte man einen scharfen Unterton. Jetzt reichte es Atsushi und nun platzte ihm der Kragen. "Jun! Jetzt reicht's aber langsam mal, ok? Ich hab mir das auch lange genug mit angesehen. Ich weiß das ist alles sehr schwer für dich, aber es geht hier nicht nur um dich! Hör endlich auf so stur, stolz und eigensüchtig zu sein! Sayuri ging es wirklich mies! Und wäre Keigo nicht gewesen würde sie wahrscheinlich heute nicht mehr zu uns gehören! In welchen Sinn auch immer ich das meine! Wenn du verstehst! Sie waren gute Freunde und er war für sie da als du sie missachtet und dann auch noch abgestoßen hast! Wenn es dir nur so vorkam als seinen sie ab jetzt zusammen, dann nur deswegen weil du sie ihm in die Arme getrieben hast. Und in den letzten Tagen sah es vielleicht wirklich so aus, und eventuell ist es auch so, dass die beiden sich nun näher stehen als wir alle zusammen, aber dass ist einzig und allein dein Verdienst! Du solltest Keigo eigentlich danken, dass er deine Freundin buchstäblich zusammengehalten hat! Und ich traue Sayuri soviel zu, dass sie dich nie hintergehen würde. Hast du eigentlich auch nur eine Sekunde an ihre Gefühle gedacht? Meinst du überhaupt noch Anspruch auf sie erheben zu können? Sieh dich doch um! Ich will ja nichts sagen, aber siehst du was DU aus uns gemacht hast?" Atsushi war aufgesprungen und streckte seinen Arm in einer bedeutungsvollen Geste aus. Masanori schrie jetzt beinahe Atsushi an. Auch er riss sich nun deutlich zusammen. "Jetzt ist aber mal Schluss hier! So kommen wir auch nicht weiter! Himmel.." Jun saß wie betäubt da. Atsushi's erster und wahrscheinlich auch letzter Anfall schienen ihn endlich alles klar gemacht zu haben. "Entschuldige. Es tut mir Leid. So habe ich es nicht gemeint. Dazu hatte ich kein Recht." sagte Atsushi leise und setzte sich wieder. Jun schüttelte bedächtig den Kopf. In seinen Hirn rauchte es und er dachte angestrengt über jedes Wort von Atsushi nach. "Du hast ja Recht. Ich bin so ein Dummkopf und ich fühl mich so mies." "Ach Jun." seufzte Masanori. "Das ist aber auch eine verzwickte Situation." Atsushi nickte. "Ich will das wir endlich wieder Freunde werden." "Hab ich alles kaputt gemacht? Kann es überhaupt wieder so werden wie früher?" in Jun breitete sich auf einmal eine übermächtige Angst aus. "Ich will euch nicht verlieren. Euch alle. Ihr seid die Einzigen die ich noch habe! Aber ich hab meinen besten Freund und Sayuri verloren. Verdammt." Jun unterdrückte die Tränen. "Vielleicht ist es doch noch nicht zu spät. Geh zu ihnen. Entschuldige dich und rede mit ihnen. Sie haben dich doch auch gern. Wir machen das schon und fangen notfalls ganz von vorne an. Sie werden dir verzeihen. Jetzt hast du es ja endlich eingesehen." sagte Atsushi und drückte Jun aufmunternd die Schulter. Dieser schaute ihn dankend an. Danach Masanori. "Ihr seid echt toll. Danke. Aber da fehlen noch zwei bis wir komplett sind. Und die hol ich jetzt. Genau." Jun nickte entschlossen mit dem Kopf und stand auf. "Und wir räumen hier in der Zeit auf!" grinste Masanori Atsushi an. ... "Halt! Sayuri, warte!" Sayuri rannte weinend von der Straße in den großen Park. Durch ihre dicken Tränen und den immer dichter werdenen Regen sah sie kaum noch etwas. Die Stimme die ihr immer wieder hinterher rief nahm sie nichteinmal wahr. Sayuri schniefte und stolperte fast, aber sie konnte sich gerade noch so halten und rannte weiter. Eigentlich hatte sie keine Ahnung wo genau sie hin rannte. Aber es war ihr auch egal. Hauptsache sie kam weg von hier. Einfach weit weg. Weg von allem. Jun, der Band, dem Schmerz und sowieso wollte sie nur noch flüchten vor der ganzen Welt. Keiner wollte sie haben. Sie war doch allen nur eine Last am Bein. Selbst Jun hatte es jetzt ausgesprochen: mit dir können wir gar nicht verlieren... aber mit Sayuri schon - oder wie? In ihrer Verzweiflung hatte Sayuri gar nicht bemerkt wie sie am großen Teich in der Mitte des Parkes angekommen war und die schützenden Baumkronen verschwanden. Wie angewurzelt blieb sie stehen und begann sich wieder zu fangen. Eigentlich war es doch egal. Eigentlich war alles egal. Passiv schaute sie auf den aufgewühlten Teich. Den strömenden Regen bemerkte sie gar nicht. Jetzt war es schlimmer denn je, denn eine betäubende Leere breitete sich in ihr aus. Ohne es zu bemerken war sie auf dem besten Weg mit allem abzuschließen... "Sayuri..." Endlich hatte Keigo sie eingeholt, zog seine Regenjacke aus und legte sie Sayuri um die Schultern. Erschrocken zuckte sie zusammen, schrie kurz und leise auf und schlug seine Hand fort. Dann begriff sie erst und schaute Keigo aus ihren großen leeren Augen an. Keigo zog sich das Herz zusammen als er sie so sah. Vorsichtig legte er ihr seine Jacke um und strich ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann zog er sie an sich und Sayuri ließ alles willenlos mit sich geschehen. Schweigend standen sie eine kleine Ewigkeit so da und keiner der Beiden bemerkte den Regen der sie schon jetzt bis auf die Haut durchnässte. Keigo strich Sayuri sanft über den Rücken und in Sayuri's Kopf schien alles auf einen Schlag wieder da zu sein. Die erholende Leere war verschwunden, stattdessen nahm sie nur noch all den Schmerz war. Sayuri krallte ihre Hände in Keigo's Hemd und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Und dann weinte sie. Sie weinte so wie sie es schon die ganze Zeit gemusst hatte. Sie ließ all das aufgestaute raus. Keigo presste sie fest an sich und legte ihr schützend die Arme um die Taille und den Rücken. Nach einigen Minuten schien sich Sayuri endlich wieder zu fangen, dennoch verharrten sie in dieser Position. "Keigo..." schluchzte sie und hielt sich an ihm fest wie eine Ertrinkende. "Sch... Es ist ok. Lass es raus. Ich bin ja da." beruhigte er sie und strich mit seiner Nase zärtlich über ihren Kopf. Selbst diese kleine Geste machte Sayuri zu schaffen. Sofort begann sie wieder zu weinen und drückte sich fest an ihn. "Wie konnte er nur?" fragte sie und unterdrückte die restlichen Tränen. Ihre Trauer verspiegelte ihr die Sicht. "Wieso denn? Was hab ich ihm denn getan? Was hab ich ihm denn getan???" Sayuri probierte tapfer ihre Tränen zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht und wäre Keigo nicht gewesen und würde sie festhalten, wäre sie auf dem Boden zusammen gesunken. Sie war so fertig, wie man es kaum zu beschreiben vermag. "Es reicht Keigo! Es ist genau das passiert wovor ich die ganze Zeit Angst hatte! Ihr braucht mich nicht mehr und nun bin ich überflüssig! Und Jun bin ich doch ganz egal! Das kann doch nicht nur eine Phase sein! Weißt du überhaupt wie weh mir das alles tut? Keigo, ich kann nicht mehr! Und ich will auch nicht mehr! Ich geh nicht wieder nach Hause und zu euch gehöre ich auch nicht! Ich gehöre nirgendwo hin! Ich will hier nur noch weg! Keigo... hilf mir... ich hab doch niemanden mehr... ich bin so allein... ich weiß nicht was ich tun soll. Keigo, hilf mir... bitte... mach das es aufhört! Ich will das alles nicht mehr. Es tut so weh..." "Sayuri... Beruhige dich erst mal. Jun ist das alles nicht wert. Scheiß auf den Typen und red nicht so einen Quatsch." Keigo hielt Sayuri ein paar Zentimeter von sich, so dass er ihr in die Augen schauen konnte. Er nahm sie an den Schulter und drückte sie leicht, seine eigenen Ängste die bei ihren Worten aufkam und seine Gefühle unterdrückte er. "Schau dich doch mal um. Dir scheint es jetzt vielleicht nur so vorzukommen als sei alles gegen dich. Das ist aber totaler Unsinn. Atsushi und ich wir brauchen dich und wir haben dich lieb. Du sollst bei uns bleiben. Und Masanori kommt auch nicht in unsere Band. Er will das ja selbst nicht mehr. Sayuri, du gehörst zu uns und wir lassen dich nicht wieder weg! Dazu haben wir uns ja auch so bei deinen Eltern eingesetzt gehabt! Weißt du noch? Und komm ja nicht auf dumme Gedanken! Jun können wir alle vergessen. Sieh mich an. Er war mein bester Freund. Na und? Solange ich Atsushi und dich habe, brauche ich ihn nicht. Und solange du uns hast ist es genau das Selbe und das wird sich so schnell nicht ändern. Das verspreche ich dir. Du musst endlich über ihn weg kommen. Ich will dich nicht verlieren! Hörst du? Und ich lasse das auch nicht zu! Du müsstest ihn doch ehe schon langsam mal aufgegeben haben..." Sayuri schaute bei Keigo's Worten nachdenklich auf ihre Schuhe. "So leicht wie du es immer sagst ist das aber nicht." "Kann es sein das du ihn innerlich schon aufgegeben hast, aber die Hoffnung und..., so oder so dich viel zu doll an ihm festgehalten hast? Das du einfach nicht loslassen willst? Sei nicht so verbissen!" Sayuri zuckte die Schultern "Weiß nicht. Wie kommst du darauf?" fragte sie nachdenklich und versuchte Keigo's Gedanken nach zu vollziehen. "Er war auch der Erste dem du dich damals anvertraut hast." meinte Keigo und musterte Sayuri eindringlich. "Vielleicht." sagte Sayuri immer noch zweifelnd aber wischte schon ihre letzten Tränen mit ihrem nassen Ärmel weg und zog Keigo's Jacke enger um sich. Dieser seufzte halb verzweifelt, hab erleichtert. "Das ist schon ne Sache mit uns. Du bist viel zu gut für diesen Typ." Jetzt lächelte Sayuri sogar schon wieder etwas und Keigo schloss sie in seine Arme. Fest kuschelte sie sich an ihn und erzitterte. Sie war total durchgefroren. Kein Wunder. Schließlich standen sie schon eine ganze Weile in diesem Mistwetter. Sayuri schlang die Arme um Keigo's Taille und schaute unsicher zu ihm empor. "Keigo? Du verlässt mich nie, nicht wahr? Ich weiß wirklich nicht was ich ohne dich tun würde. Ich glaube dann..." Wieder bekam sie Tränen und schnell presste Keigo sie beruhigend an sich. "Pst.. Sag so etwas nicht. Du darfst nicht mal dran denken. Schließlich hast du ja mich. Und so schnell wird niemand Keigo Miyake los! Guck mal! Wir sind ja schon total durch nässt! Wenn wir nicht bald in eine warme Wanne kommen holen wir uns noch die Pest!" lachte Keigo wurde aber sofort wieder ernst bei Sayuri's Anblick. "Hey!" Sayuri hatte wieder angefangen zu weinen. "Was ist denn los?" "Danke... Keigo..." schluchzte sie. Keigo lächelte, hob mit einer Hand ihr Gesicht und strich mit der anderen ihr Haar aus ihrer Stirn. "Da gibt es nichts zu danken. Ich helfe nur... einer Freundin. Hör endlich auf zu weinen und lass dich von so nem dummen Kerl nicht runter machen. Wie ich schon sagte: Er ist es nicht wert." Sayuri lächelte ihn an. "Aber du was?" Keigo ging auf ihr kleines Spiel ein. "Weiß nicht. Das musst schon du entscheiden." "Moment. Da brauche ich Zeit zum überlegen... hm..." Keigo schaute ihr tief in die Augen. Zu tief. Um Sayuri herum verschwand alles und sie sah nur noch Keigo. Ihre Arme glitten wie von selbst zu seinem Kopf und schlangen sich um seinen Nacken. Auch Keigo beugte sich wie von Geisterhand gelenkt zu ihr hinunter, ließ aber keine Sekunde den Blick von ihr. Unsicher hielt er kurz inne. Dann besann er sich und hob seinen Kopf wieder vorsichtig. Es war ungefährliche dieses Spiel weiter zu spielen, was sich bei Sayuri's sehnsüchtigen Blick aber nicht allzu leicht gestalten ließ. Er probierte sich damit abzulenken, das hier jeder x-beliebige Junge stehen könnte. Sayuri brauchte nur endlich etwas Zuneigung. Aber irgendwie bildete er sich ein, das ihr Blick auch etwas mit ihm zu tun hatte. Verdammt! "Und wie ist dein Urteil ausgefallen?" fragte er mit einer Stimme, die selbst ihm fremd war. Zuerst antwortete Sayuri nicht und Keigo war drauf und dran sich von ihr zu lösen als sie ihn plötzlich langsam zu sich hinunter zog. Er kam ihr nur zu gern entgegen. Scheiß auf die guten Vorsätze! Sagte er sich und erfüllte sich das, was er sich eigentlich schon lange ersehnte. Auf den letzten Millimetern hauchte Sayuri noch: "Sehr gut.." Und dann versanken sie beide in ihrem Kuss. Ihre Lippen berührten sich erst scheu und zaghaft aber dann schob Keigo eine Hand in ihr Haar und schlag die andere um ihre Taille um sie noch näher an sich zu spüren. Seine Lippen pressten sich zärtlich aber dennoch fordernd auf ihre und Keigo hielt sich mit eiserner Selbstbeherrschung zurück, sie endlich so zu küssen wie er es wollte, während Sayuri diesen Kuss voll und ganz genoss und sich total in ihm verlor... Von weiten sahen die beiden wie das verliebteste Pärchen der Welt aus. Arm in Arm standen sie eng an einander geschmiegt im strömenden Regen und küssten sich, ohne auch nur das Geringste wahr zu nehmen. Doch einer war davon ganz und gar nicht begeistert... Jun beobachtete wie betäubt Keigo und Sayuri die nicht einmal 20 Meter von ihm entfernt standen. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten und und schlug mit einer Hand an einen Baum der direkt neben ihm stand. Er hatte also doch Recht gehabt! Es wäre ja auch zu schön um war zu sein gewesen. Aber das nun konnte er wirklich nicht verkraften und angewidert schaute er zur Seite ehe er laut die Worte: "Ich hab's doch gesagt. Aber mir glaubt ja keiner!" sagte. Keigo und Sayuri fuhren wie von der Tarantel gestochen auseinander. "Jun!" rief Sayuri entsetzt. Der erste Gedanke der ihr jetzt kam war der, dass er wirklich Recht gehabt hatte. Sie hatte ihn hintergangen. Sekunden starrte Jun Sayuri in die Augen und beschuldigte sie stumm. "Und ich wollte mich noch entschuldigen... Ach fahrt doch zur Hölle!" schrie er dann auf einmal urplötzlich, drehte sich auf der Stelle um, rannte wieder in den Park hinein und verschwand in der Dunkelheit. Sayuri wollte ihm hinterher rennen, aber als sie Keigo erblickte, wie er einige Meter von ihr da stand und betreten zur Seite schaute, zweifelte sie erstmals wirklich an ihren Gefühlen für Jun. Unmöglich konnte sie ihm so hinterher rennen. Denn gleichzeitig hätte sie sich gegen Keigo gestellt, das wusste sie jetzt. Ohne das sie wusste was sie tun sollte blieb sie genau dort stehen wo sie war, musterte Keigo, der ausdruckslos zur Seite auf den Boden schaute und die Hände in den Taschen vergraben hatte, und blickte dann in die Richtung in der Jun verschwunden war. Vielleicht hatte sie ihn ja gar nicht betrogen. Vielleicht hatte Keigo ja wirklich Recht. Vielleicht... ... Der Regen prasselte jetzt stärker denn je auf sie hinunter und die Nacht zeigte sich von ihrer trostlosesten Seite... Ok! Das wars! Jetzt sind wir schon fast am Ende unseres Dramenbogens! *grins Jo! Nur noch zwei Kapitel und ihr habt es geschafft! Freut euch! Na gut... eventuell kommt auch noch ein Epilog aber ansonsten ist meine Geschichte bald vollendet! Juhu! Bitte bitte schreibt mir Komments! So wenig wie ich derzeit bekomme, bin ich süchtig nach jeden Einzelnen. Aber ehrlich.. Bin ich nicht durchschaubar? Auf jeden Fall zweifelt Sayuri sehr doll, was beide Seiten der Jungs anbelangt. Da fragt sich doch: Für wen entscheidet sie sich jetzt? Ich hoffe ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Naja. Jeder hat einen anderen Geschmack. Ich glaub heut hab ich Jun endlich mal wieder vernünftig bzw. nicht nur als Arschloch rüber bringen können. Oder? Also schön lesen und schreiben und dann geht's auch schnell weiter! bye! Hegggggdl eure charlychan! Hosted by Animexx e.V. 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