Diplomatie im Auftrag seiner Majestät von fastcaranbethrem ================================================================================ Kapitel 44: In Flammen ---------------------- "Heilige Maria und alle Heiligen, die bereit sind mein Flehen zu erhören. Haltet Eure Hand über mich und schützt mich!" Aramis Flehen wurde noch verzweifelter. Wenn man ein Kind ist, ein Zögling der wahren römisch-katholischen Kirche, dann glaubt man an die Kraft der Gebete. Voraussetzung ist und bleibt ein sündenfreies Leben. Eine wirklich schwierige Aufgabe, bedenkt man, dass der Mensch von je her als verderbt und sündig gilt. Weil ein Kind kaum das Vermögen und den wirklichen Ehrgeiz besitzt, große Sünden zu begehen, stehen ihm noch alle Pforten des Himmels offen und es glaubt in Gott einen geduldigen Zuhörer zu haben ... Gott bleibt auch für den erwachsenen Menschen und erfahrenen Regelverstößer ein geduldiger Zuhörer, aber mit der Gnade, Barmherzigkeit und Vergebung hatte es die katholische Kirche nicht unbedingt und manches Sündenregister war lang. Für einen Ablass und wirklicher Vergebung hatte man zu Zahlen, wollte man guten Gewissens sterben. Aramis war sich der Länge und Tragweite ihrer Vergehen durchaus bewusst und wenn sie nun mit aller Inbrunst zu Gott flehte, so glaubte sie nicht wirklich an ihre Rettung. In ihrem alles andere als ereignislosem Leben, hatte sie mehr als nur ein Gebot überschritten und auch die Tatsache, dass sie Gottes Gesetze gerne dehnte und für sich zurechtbog, änderte nichts an der Tatsache, dass sie vor Gottes Augen vielleicht gerechtfertigt auf dem Scheiterhaufen saß. Die ganze Zeit über, stand sie neben ihrem normalen Bewusstsein. Im Strudel der Ereignisse, schien es, als würde sie sich von außen betrachten. Die Fackel mit der gespenstig tanzenden Flamme näherte sich ihr und die Gewissheit sterben zu müssen, zog sie mit der Schnelligkeit eines Orkans in ihren Körper zurück. Oft genug hatte sie von Flammen geträumt, die sie verzerrten drohten. Die Panik schlug wie eine Flutwelle über sie herein. Ihr schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden und die Vernunft konnte sich gegen diese Kraft nicht wehren. Sie keuchte erstickt auf und bekam keine Luft mehr. Aramis sperrte den Mund auf und rang nach Luft. Sie bekam keine und röchelte erstickt auf. Die Panik trieb ihr Herz zu einer Schnelligkeit an, die ihr schwarze Schliere vor Augen trieben. Ihre Ohren klirrte es und der Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Alles in ihr schrie und bäumte sich auf. Sie fing an in ohrenbetäubenden Tönen zu kreischen, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Das Pferd jagte durch die beginnende Dunkelheit, des späten Nachmittags. Sein Atem stieß Nebelschwaden in die kalte Luft. Schaum bildete sich vor dem Maul seines Pferdes und Blut lief aus seinen Nüstern. Er trieb es weiterhin unbarmherzig vorwärts, bis er einen Gasthof erreichte. Der Reiter sprang ab, sein Reittier zuckte, brach zusammen und blieb tot auf der kalten Erde liegen. Mit den letzten Silberstücken in der Tasche, bezahlte er für den klapprigen Gaul des Gastwirtes und jagte weiter der Westküste Frankreichs entgegen. Athos war verwirrt. Er ritt weiter wie ein Besessener durch die stetig zunehmende Dunkelheit. Er hatte seit vergangener Nacht eine unvorstellbare Strecke zurückgeleckt. Dabei verstand er gar nicht, was ihn derart antrieb, dass er ein Tier zu Schande ritt. >Nie wieder Aramis Stimme hören ...< Als er die Landesurkunde, Aramis Abschiedsbrief an ihn, in den Händen hielt, wusste er, dass es ein Abschied für immer sein würde. >Kein Morgen, an dem er ihre vertraute Gestalt am Haupttor stehen sehen würde, kein Klopfen an seiner Tür, dass ihren Besuch ankündigte ......< Mit der Erkenntnis breitete sich eine Leere in seinem Inneren aus, die sich Kalt und Klamm in seinem Herzen anfühlte. >Kein Lachen, kein Reden, kein Schweigen ...< Seitdem reagierte er kopflos. Er, der stets mit den Kopf handelte, wurde einzig von Gefühlen geleitet, die er nicht verstand, die seinen kühlen Charakter durcheinander brachten. Mittlerweile konnte ganz Frankreich hinter ihr liegen. Als letzte Möglichkeit hatte D'Treville den Ort ... genannt. Hier lag Aramis Verlobter begraben. Vielleicht suchte sie noch einmal sein Grab auf? >Kein Blick in die klaren Augen, in die vertrauten Gesichtszüge.< Es war eine wage Vermutung, kaum mehr als ein Hoffnungsschimmer. >Kein Streiten, keine Freuen, kein gemeinsam Leiden ...< Es war besser als gar keine Hoffnung, als das nagende Gefühl von Angst im Magen und ein Herz, dass laut und hart in seiner Brust schlug, besser als die Hilflosigkeit nichts zu tun. Athos war mehr als nur verwirrt. Broussard hob die Fackel und trat näher. Er senkte jedoch nicht die Hand, um den Reisig anzuzünden. Vielmehr genoss er das Bild der gefesselten Aramis vor ihm und sog jede Einzelheit genüsslich ein. Er bedauerte nur, dass Gesicht von Sophie nicht sehen zu können, wenn ihr vermeintlicher Geliebter auf dem Scheiterhaufen brannte. Broussard brach in ein Stakkato dumpfer Lacher aus, das derart rasch wieder endete, dass die Umstehenden nicht die Zeit fanden, höflich darin einzustimmen. Ein gequältes Husten verrauchte in der angespannten Stille. Sie scharten nervös mit den Füßen. Der Mann mit dem fahlen Gesicht war ihnen unheimlich, sein Hyänenlächeln löste Unbehagen aus. Ein, zwei gescheiterte Existenzen erfreuten sich an dem Schauspiel, der düstere Mönch wirkte berauscht, wie von einer himmlischen Eingebung beseelt und der Fremde saugte sich mit entrücktem Blick an dem Verurteilten fest. Aber sie zweifelten, dass es richtig war, einen Menschen zu verbrennen. Die kalte Nachtluft hatte den Alkoholnebel aus ihren Sinnen vertrieben. Diana zitterte nicht nur von der Kälte, in ihrem kurzen Mieder. Fast schon jämmerlich standen sie um den Scheiterhaufen herum, doch keiner wagte aufzubegehren. Es waren einfache Bauern und Handwerker. Ein bisschen Feige, leicht beeinflussbar, aber im Grunde gute Menschen. Broussard senkte die Fackel und das trockene Reisig fing Feuer. Die heißen Flammen fraßen sich unsagbar schnell durch den aufgeschichteten Ring. Noch hatten sie den Pfahl nicht erreicht, aber dicke Qualmfaden stiegen auf. Der Qualm verdichtete sich. Aramis riss an ihren Fesseln, die sich immer enger um sie zogen, je mehr sie sich bewegte. Sie spürte wie die Hitze näher kroch und ihre Haare zu versenken drohte. Vorher noch würde sie am Rauch ersticken. Unbändig rüttelte sie an ihren Fesseln. Keuchend rang sie nach Luft. Die Flammen hatte jetzt genug Nahrung, dass sie auf Kniehöhe angewachsen waren. Zentimeter um Zentimeter fraßen sie sie vorwärts, dann hatten sie Aramis erreicht. Sie fühlte die Flammen unter ihren Schuhsohlen. Magisch angezogen von der sich windenden Gestalt im Flammenkreis, den zuckenden Feuerzungen im dunklen Nachthimmel, starrten die Stadtbewohner zu dem Scheiterhaufen. Speichel tropfte Broussard aus dem rechten Mundwinkel und lief unbemerkt das Kinn hinunter ... Erschrocken wirbelte er herum. Ein Pferd sprengte durch die Reihen und die Menge schrie auf und sprang erschrocken zurück. Sein Reiter zügelte es hart und schrie auf, als er die Gestalt im Feuerkreis sah. Er gab Geräusche von sich, die die Umstehenden nur im Tierreich vermutet hätten. Hektisch blickte Broussard von Aramis zu dem Reiter. Er hatte ihn erkannt. Mit einem hasserfüllten Schrei sprang er vorwärts, dem Reiter entgegen. Der Blick des Reiters galt einzig und allein der Gestalt auf dem Scheiterhaufen. Nur aus den Augenwinkel heraus, sah er Broussard auf sich zu stürzen. Er fasste den Mann, der sich ihm in den Weg stellen wollte am Arm und schlug zu. Benommen taumelte Broussard gegen das Pferd. Das Reittier stellte sich auf die Hinterbeine, wieherte und schlug aus. Die Hufe trafen seine Stirn. Blut lief über die Schläfe, er flog rückwärts und landete in den Flammen. Bewusstlos blieb er auf dem brennenden Reisig liegen. Augenblicklich hatte seine Kleidung Feuer gefangen. Die Menschen schrieen auf und wichen zurück. Entsetzten und Verwirrung griff um sich. Die vielen erschrockenen Menschen, das zuckende Feuer und der brennende Fremde hatten einen Tumult ausgelöst, vor dem sie kopflos davon liefen. Athos starrte in die dichte Flammenwand. Er sah wie Aramis leblos am Pfahl hing, von dem Feuer eingeschlossen. Beschämt spürte er, dass seine Beine nichts von dem tollkühnen Vorsturm hielten in die Flammen zu springen. Der Stolz rümpfte die metaphorische Nase, aber der Verstand sagte, dass Verbrennungen sehr unangenehm sein konnten. Doch ein Blick auf Aramis genügte, ihm seinen ganzen Verstand vergessen zu lassen und rein instinktiv zu handeln. Er sprang über den Flammenkreis und war mit einem Satz bei Aramis. Er riss seinen Degen aus der Schneide und schnitt die Fesseln durch. Er hob sie auf, schütze sie mit seinem Körper und lief los. Er hielt die Luft an. Das Feuer senkte seine Haarspitzen und die Augenbraue an. Der Qualm stieg ihm in die Nase und in die Augen, dann war er in Sicherheit. Er sah sich um. Sein Gaul war in Panik davon gelaufen, aber er sah den Stall des Gasthauses vor sich. Er ächzte. Purpurne Funken blitzten vor seinen Augen, während er sie zum Stall trug. Während ihrer Stammesgeschichte hatten die Herblay's keinen Wert auf Zierlichkeit gelegt, sondern in erster Linie auf gesunde Solidität und langen Knochenbau. Aramis entsprach in jeder Hinsicht diesen Idealen. Er stieß mit dem Fuß das Stalltor auf und betrat das Gebäude. Die Tiere wieherten unruhig, weil sie die Angst und Unruhe der Menschen auf dem Hof spürten. "Monsieur, Monsieur?" Der Wirt lief ihm ratlos hinterher. "Was haben Sie vor?" Athos, der noch immer Aramis über den Arm trug zog seine Pistole und hielt sie dem rundlichen Mann entgegen. "Sie können doch nicht einfach ein Pferd entwenden?" Athos fand es nur Recht und billig, als Ausgleich für Aramis versuchte Exekution ein passendes Reittier zu bekommen. Angesichts des runden dunklen Pistolenlaufs, stimmte ihm er Wirt zu und trat beiseite. Es hatte zu regnen begonnen. Verbittert spürte Athos die eisig-nassen Tropfen auf seiner Haut. Jetzt waren sie mehr als lästig. Als sie gebraucht wurden, kamen sie sich nicht. Der zeitliche Einsatz hätte ausgereicht, um Aramis bis auf ein Häufchen Asche verbrennen zu lassen. Er lächelte trocken über seine ironischen Gedanken, während er das Pferd durch die Nacht jagte. Bald mussten sie aufpassen, wie lange sie bei diesem Tempo auf den schlammigen Straßen durchhalten konnten. Es war nur Zufall, der ihn auf den Hof des Gasthauses geführt hatte. Als er Aramis inmitten der Feuerwand sah, zerbracht etwas in ihm. Wie von Sinnen schrie er auf. Das Gefühl ein Teil seiner selbst zu verlieren, ließ ihn fast wahnsinnig werden. Aramis hing noch immer leblos in seinen Armen. Ihr Körper war jetzt wach, aber ihr Geist schien zu schlafen oder an einem anderen Ort zu sein. Ihr Körper war ohne Kraft und kein Wort drang über ihre Lippen. Ihn ängstigte ihr Verhalten. Der Regen wurde dichter und der Wind drehte sich. Obwohl er sie fest an sich presste und schützte, durchnässte der Regen sie beide. Er drückte sie enger an sich und spürte den schmalen Körper an seiner Brust. Wärme breitete sich in seiner Brust aus. Maurice Blisear beobachtete scharf seine Gäste, bei denen er wusste, dass mit erhöhtem Alkoholkonsum ihre Gemüter sich erhitzten. Er ließ seinen Blick über seine ramponierte Einrichtung schweifen. Die vielen unterschiedlichen Möbelstücke ließen ihn erneut daran erinnern, dass fast jeden Abend etwas zu Bruch ging. Aber solang der größte Raufbold der Ortschaft mit dem Hinterteil seiner Magd beschäftigt war, drohte kein neuer Streit mit einer anschließenden, Inventar schädigenden Schlägerei. Zufrieden nickte er Michelle, der Magd zu und zählte die Krügen mit seinem Weinvorrat unter der Theke. Der Wert einer Magd mit brauchbarem Hintern war nicht zu unterschätzen. Die Tür ging auf und mit der Kälte und dem Regen traten zwei Männer über die Schwelle. Maurice streifte sie mit scheinbar gleichgültigem Blick und rechnete. Fremde von weit her, vier Finger im Kopf, war gleich ein Zimmer, es war Winter zwei im Sinn, dass bedeutete Brennholz, müder Gesichtsausdruck plus fünf dazu, waren Braten und Brot und ... Blisear Kennerblick streifte die durchnässte Kleidung und errechnete ihren Wert. Der gute Stoff zeigte an manchen Stellen Flecke und große Risse. Sie waren barhäuptig und ihre Degen abgenutzt und ohne Zierde. Die Haare hingen ihnen feucht und schwer in der Stirn. Ein merkwürdiges Paarchen. Keiner seiner Gäste beachtete sie. Blisear's Blick blieb bei dem zweiten Mann hängen. Er erschrak. Ein glasiger Blick stand in einem Gesicht mit dumpfem Ausdruck, dass keine Ecken und Kanten, eines typischen Männergesichts aufwiesen. Die Arme hingen kraftlos herunter. Dabei war es kein hässliches Antlitz, ein überaus hübsches sogar, das die kurzen blonden Haare unterstrichen, aber der Arme schien schwachsinnig und unterentwickelt zu sein. Sein Begleiter musste ihm am Arm hinter sich her ziehen, dem er wie eine Puppe folgte. Blisear schlug das Kreuz gegen den bösen Blick. Schwachsinnige galten als dämonisch und die Menschen in diesem Ort waren sehr abergläubisch. Er erinnerte sich an das Mädchen der Bäuerin Hubbard. Eine schwarze Katze kreuzte ihren Weg kurz vor der Niederkunft, da war es passiert. Ihm schauderte es. Als der Mann ein Zimmer bestellte, ohne ein Abendessen in Anspruch zu nehmen atmete Maurice erleichtert auf. Der Junge hätte, angesichts seines apathischen Auftretens, nur Unruhe geschürt Sein Blick wanderte zurück zu seinen Gästen im Schankraum. Selbst nach einer Stunde Ritt zu diesem kleinen Ort, hatte Aramis ihre lethargische Haltung nicht verloren. Sie hatte kein Wort gesagt. Athos wusste nicht, ob sie überhaupt wahrnahm was mit ihr geschah. Er stellte sie in die Mitte des Zimmers ab und sah sich um. Ein rußgeschwärzter Kamin, abgeschabte Dielenbretter, ein Bett auf vier wackligen Füßen. Die Magd kam mit einem Binsenlicht, Bettdecken und einigen Holzscheiten. Auch ihr Blick glitt erst aufreizend zu Aramis, dann erstarrte er und kehrte ängstlich zu Athos zurück. Er musste ihr innerlich Recht geben. Aramis entrückter Blick war auch ihm befremdend. Er wusste, wenn sie die Tür hinter sich schloss, würde sie versuchen sich mit abergläubischen Gesten zu schützen. Der Wirt hatte auch das Kreuzzeichen geschlagen. Welch schrecklicher Aberglaube musste Aramis auf den Scheiterhaufen gebracht haben? Aramis starrte blicklos zur Wand. Das Wasser lief aus ihrer Kleidung und sammelte sich zu einer Lache zu ihren Füßen. Athos trat vor sie und sein Blick streichelte ihr Gesicht. Der Schein des Feuers umstrahlte sanft ihre Gestalt. Er spürte sein Herz hart im Hals schlagen und hob den Arm, von unsichtbaren Fäden gezogen, an ihre Wange, um den Regen fort zu streichen. Sie rührte sich nicht. Er sprach sie an, aber auch auf seine Worte reagierte sie nicht. Ohnmächtig vor Angst und Hilflosigkeit schüttelte Athos sie, dass ihre Zähne auf einander klapperten. Noch immer kehrte kein Leben in sie zurück. Er begann ihren Wams zu öffnen und zerrte ihn von den leblos herabhängenden Armen. Das Hemd riss er ihr kurz entschlossen ganz vom Körper. Er griff in den Ausschnitt und zog es mit einem Ruck entzwei. Der kalte Wind strich über Aramis Haut, sie hob den Arm, holte aus und schlug zu. Der Abdruck ihrer flachen Hand brannte auf seiner Wange. Als er den Blick hob, sah er in wachsam blickende Augen, die ihn äußerst schockiert ansahen. "Was zum Teuf...", weiter kam sie nicht. Athos riss sie in seine Arme und presste seine Lippen auf ihre. Erst versteifte sie ihren Körper, dann schmolz sie wie Sirup dahin. Sie waren die einzigen Menschen auf der Welt. "Verzeih mir", flüsterte Athos, als sie nach Luft rangen. Seine Finger strichen über die bloße Haut ihrer Schultern über dem Brustband. Wo seine Finger sie berührte, verbrannte sie und das Feuer floss zur Körpermitte. Aramis schüttelte das regennasse Gesicht. "Es gibt nichts was verzeiht werden muss." "Geht es dir gut?" Sie blickte in die grauen Augen und nickte langsam, unfähig zu sprechen, weil der Klumpen in ihrem Hals zu fest saß. "Das ging ja noch einmal gut", wisperte sie mit gebrochener Stimme, ohne die Augen von seinem Gesicht zu nehmen. Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und strich mit den Daumen über ihre Wangen. Dann küsste er sie, so selbstverständlich, als könnte es gar nicht anders sein. Er spürte ihren Körper an seinem und wie sich etwas in seinem Magen zusammenzog und den Rest des Körpers erfasste. Ein dunkles Stöhnen rollte aus seiner Kehle. Während Athos die Arme fester um sie schloss, ließ Aramis sich fallen, während sie gleichzeitig zu schweben glaubte. Sie wollte vieles Fragen, aber kein Wort drang über ihre Lippen, außer leisem Stöhnen, dass ihn noch mehr erregte. Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen und bedache ihr Ohr mit Worten, die nur für sie bestimmt waren. Dann hob er sie hoch und trug sie die wenigen Schritte zum Bett und ließ sie fallen. Seine Hände glitten über ihr Gesicht, über ihren Hals, über ihre Schultern, den Oberkörper und blieben auf der Taille liegen. Er zog ihre Hose samt Stiefel herunter. Sie versteifte sich, angesichts der ungewohnten Nacktheit. Athos stellte sich aufrecht hin damit sie seine Erregung sah. Egal ob Gott ihre Glieder gleichlang, ob dick oder schlank, knabenhaft oder weiblich erschaffen hatte. Nichts davon war in seinen Augen wichtig und jeder Zentimeter ihres Körpers für ihn schön und vollkommen. Er wollte ihre Hüften streicheln und jeden Hautfetzen mit den Lippen berühren. Seine Körpermitte tat vor Erregung fast schmerzhaft weh. Mit einem Seufzer schloss Aramis die Augen und überließ sich ihm. Als keine Berührung erfolgt, öffnete sie verwundert die Augen. Er streifte gerade die Hose von der Hüfte, dann stand er nackt vor ihr. Ihre Befangenheit fiel augenblicklich ab, gelöscht von dem Wunsch, ihn ganz auf ihrer Haut zu spüren. Aramis riss so heftig am Brustband, dass sich rote Striemen über die weiche Haut zogen, kam ihm entgegen und zog ihn mit sich herunter. Als sich ihre heißen Körper berührten, Hüfte an Hüfte, Brust an Brust, Haut an Haut, zog sich lavaartig die Erregung durch ihre Körper und erfasste die Nervenenden. Sie waren nur noch Haut und Fleisch, bestehend aus Fühlen und Empfinden, angefüllt aus Wollen und Begehren, randvoll mit Lust und Sehnsucht. Jede Pore war bereit den anderen aufzunehmen. Aramis hatte sich nie so zerrissen und gleichzeitig ganz, ausgeliefert und geschützt, wirklich und unwirklich gefühlt. Als der letzte Scheid im Kamin verglühte und zu Asche wurde, lag Aramis ruhig in seinen Armen. Ihr Körper fühlte sich müde und ausgelaugt an und doch hatte sie sich nie so wohl in ihrer Haut gefüllt. Sie starrte zur Wand, während sie dem gleichmäßigen Schlag von Athos Herzen in seiner Brust lauschte. "Was machst du mit mir?", murmelte sie. "Was machst du mit mir?", erwiderte er und atmete den Geruch ihrer Haare ein, an denen noch Rauch und Feuer hafteten. "Warum bist du mir gefolgt?" Er löste sich aus ihren Armen, griff in seiner Kleider und zog ein Dokument hervor. "Deswegen! Es gehört dir!" Sie schüttelte den Kopf und ihr Herz klopfte wild vor Angst, einem Traum erlegen zu sein. "Es hat schon immer dir gehört. Deswegen bist du mir nachgeritten? Aus Edelmut, um dein Gewissen zu beruhigen?" Sie versteifte sich. Er hörte den Unmut und die Angst in ihrer Stimme, rollte sich auf den Rücken und hob sie an ihren Oberarmen auf seine Brust, damit sie ihm in die Augen sehen musste. Sturmfeuer stand in ihrem Blick. "Habe ich dir nicht gerade bewiesen, warum ich dir gefolgt bin?" Er schüttelte sie sanft und hob die Hüfte, damit sie seine erneute Erregung spüren konnte. Aramis presste die Lippen zu einem schmalen Streich zusammen und versuchte sich mit den Handflächen von seiner Brust abzustoßen. Genauso gut hätte sie versuchen können, gegen einen Schraubstock anzukämpfen. Lust und Liebe, dass waren zwei unterschiedliche Dinge. Das eine musste nicht unbedingt das andere heißen. "Hörst du damit auf!" Er schnaubte wegwerfend, zog sie an sich und küsste sie stürmisch auf den Mund, als wäre ihr Widerstand gar nicht da. "Ich bin auf die bloße Hoffnung hin, dass du aus sentimentalen Gründen das Grab deines Verlobten aufsuchst, durch halb Frankreich geritten. Ein Pferd ist hinüber, die Dokumente im Regen durchweicht und ich bin durch Feuer gesprungen." "Ich habe nicht verlangt, dass du mir hinterher reitest. Ich will dein Land nicht", erwiderte sie stur und schmollte. "Du Dummkopf >Ich liebe dich