Diplomatie im Auftrag seiner Majestät von fastcaranbethrem ================================================================================ Kapitel 10: Botschaft aus Blut ------------------------------ An seinem Tod konnte kein Zweifel bestehen. Niemand konnte so viel Blut verlieren und dabei noch lebendig bleiben. Der große klaffende Spalt in seinem Schädel war ein deutliches Zeichen seines Ablebens. Die Augen starrten blicklos ins Leere, der Kiefer war heruntergesackt, die Farbe der Haut begann zu verblassen. Fliegen umschwirrten ebenso zahlreich und zwanghaft die Blutlache, wie die schaulustigen Pariser den Tatort. An der Rue St. Antoine hatte sich eine breite Menschentraube gebildet. Wachen des Kardinals hielten die zivile Bevölkerung zurück. Athos legte den Kopf schief und begutachtete die Leiche von einem anderen Blickwinkel aus. "Das lüsterne Grinsen auf seinem Gesicht ist äußerst unpassend für eine Leiche", kommentierte er, aber da war keiner mehr, an dem er die Information weiterreichen konnte. D'Artagnan hatte es gerade noch rechtzeitig um die Straßenecke geschafft, um sich zu übergeben. Sein Blick wanderte zu der beschmierten Wand. Wieder war eine Botschaft hinterlassen worden. Bemerkenswert war sie, weil der Autor die einzige Flüssigkeit, die an diesem Ort reichlich zur Verfügung stand, als Tinte benutzt hatte. Das geronnene Blut an der Hauswand begann langsam abzubröckeln. Athos lächelte wissend. Der Täter hatte unbewusst mehr über sich preisgegeben, als gut für ihn war. Hinter ihm wurde lautes Murren und Flüche laut. Porthos schob seine breite Gestalt rücksichtslos durch die Menge. "Warum hast du mich so früh von zu Hause fortgetrieben? Er hätte hier auch noch eine Stunde später gelegen", maulte er und betrachtete unbeteiligt den Leichnam zu seinen Füßen. Athos ging in die Hocke. "In einer Stunde hätten sich Rochfort's Pfuscher an der Leiche vergriffen und wir hätten keine Spuren mehr gehabt, denen wir nachgehen könnten." Er beugte sich näher und schnüffelte über den erstarrten Körper. Porthos verzog angewidert das Gesicht. Athos ließ sich wieder auf seine Hacken zurückfallen. "Er riecht nach billigem Parfüm, Opium und eine Mischung aus abgestandenem Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten", erklärte er. "Außerdem ist das Hemd halb offen und nachlässig in die Hose gesteckt. Was sagt uns das?" "Er kommt aus einem Bordell." Athos nickte. "Das erklärt das breite Grinsen auf seinem Gesicht." Porthos sah versonnen in die Ferne. "Nichts ahnend, mit den letzten Gedanken an zwei dralle Schenkel und ihren Geruch in der Nase, das nenne ich sterben." "Rede nicht, hilf mir lieber Hinweise zu suchen!" Er schmollte ein wenig. Sein grüngesichtiger Kollege kam zurück. "Oh ha D'Artagnan, du bist etwas blass um die Nase. Nur nicht so schüchtern! Athos hat gerade seine Nase in die Leiche gesteckt. Beeile dich, sonst lässt er dir nichts mehr übrig!" Der Angesprochene richtete den Blick vorsichtig auf das Opfer und hielt die Augen standhaft auf den toten Körper gerichtet. Ein Junge von 8 Jahren tauchte unter den ärgerlichen Griffen der Wachleute hindurch. Schwer atmend rang er nach Luft. "Ihr müsst schnell kommen", keuchte Jean. "An der Point de Sully wollen sie jemanden aufhängen." Rochfort hatte sich zur Feier des Tages eine neue Wildlederaugenklappe geleistet. Nun traf er mit hocherhobenen Kinn am Tatort ein. In seinem Schatten, sein Adjutant Jussace. Rochforts Mundwinkel verzogen sich angriffslustig, als er die Musketiere sah. Er atmete tief durch. "Was macht ihr hier? Hier haben nur wir zu ermitteln!" Seine Stimme bekam einen bellenden Klang. "Macht das ihr hier ..." Weiter kam er nicht. Sein Kopf folgte den flüchtenden Musketieren. Er klemmte, äußerst zufrieden mit sich, die Daumen in seinen Gürtel. "Jussace!" Sein Schatten salutierte umständlich. "Siehst du, das ist Respekt! Respekt, der auf Furcht gründet, aber Respekt." Er schmetterte das Wort in seine Umwelt und drückte den Brustkorb durch. "Sieh nur, wie sie davon laufen." Eilfertig nickte Jusacce. "Wer sind sie und wen wollen sie aufhängen?" fragte Athos, während sie die Rue du Petit Musc entlang rannten. "Die Menge, mehrer Bürger ... Sie haben einen der Kaufleute vom Quai Saint Bernard ergriffen und behaupten er wäre ein heimlicher Protestant. Er soll etwas mit den Morden zu tun haben. Jetzt wollen sie ihn am Brückengeländer aufhängen." Endlich erreichten sie die Brücke. Mehrere Menschen hatten sich am Fuße der Brücke versammelt. Lautstark gaben die Glücklichen aus der ersten Reihe, detailgenaue Beschreibungen an die Unglücklichen der letzten Reihe weiter. Zwei Männer hielten einen Greis mit schütterem weißen Haar fest. Dem alten Mann schlotterten vor Angst die Knie. Er hockte zusammengesunken, mitleiderregend und angsterfüllt auf dem Boden. Ein Mann stand auf dem Geländerbogen der Brücke und sprach wichtigtuerisch zu der Menge. Als die Musketiere eintrafen, beschrieb er gerade lang und ausschweifend den letzten Mord. Zusätzlich gab er einen genauen und ziemlich weit hergeholten Bericht zum Besten, in welchem Zusammenhang der altersschwache Greis mit dem Opfer stand. Es ist ein Programmierfehler in der Grundkonstruktion der Menschen, sich mit Wonne um Schwachköpfe zu scharen, deren Reden nur Speichel, aber keinen Inhalt absondern. Die Menge schrie nach Blut. Tränen liefen über das faltige Gesicht des Alten, angesichts der tobenden Menge. Porthos presste die Hände aneinander, rammte sie zwischen zwei Männer und schob die Menge auseinander. Athos, D'Artagnan und Jean folgten dem breiten Kreuz. Er kam hinter dem Redner zum Stehen. Der Mann wollte gerade verbal ausholen, spürte wie jemand heftig an seinem Hemd zog und flog von der Brücke. Der Mann kam deutlich ins Stottern, als er auf dem Boden aufschlug. In der Menge wurde es augenblicklich still. "Was soll das? Wer bist du, Mann?" brüllte er. Zornrot sah er zu Porthos auf. "Ich bin ein Musketier seiner Majestät des Königs!" "Du bist Musketier?" Porthos antwortete nicht. Er sah keinen Sinn darin, die Tatsache zweimal zu bekunden. Aus irgendeinem Grund genügte ein Blick, um festzustellen, dass man einem Mann mit seiner Statur alles glaubte. "Was ihr hier tut ist widerrechtlich." Aufbrausend sprang der selbsternannte Richter auf. "Er ist ein Werkzeug des Teufels", wetterte er mit reichlich Speichel vorm Mund, aufgestachelt durch die aufgebrachte Menge. Er spuckte vor Porthos auf dem Boden. "Ein Jünger Satans, der den wahren Glauben bedroht, in dem er fromme Gläubi ..." Zu mehr kam er nicht, da Porthos ihn erneut am Hemd packte und über die Brückenbrüstung hielt. Rudernd und wie eine Frau kreischend, hing er etliche Meter über der trüb dahinfließenden Seine. "Dicker, lass ihn sofort los!" Seine Gefolgsmänner hatten den alten Mann beiseite gezogen und näherten sich dem Geländer mit gezückten Waffen. "Ach so?" Porthos schüttelte sein Opfer, worauf dieser schrill kreischte und seine Hose durchnässte. D'Artagnan's Degen bewahrte sie davor, den folgeschweren Fehler zu begehen, in das Geschehen einzugreifen. Die beiden Männer musterten sich gegenseitig - und sprachen dann gleichzeitig. "Das war nicht so gemeint. Wir bewundern Euch Musketiere." "Eine tolle Truppe." "Streng, aber gerecht." "Wir gehen besser." "Sehr schön", grunzte Porthos zufrieden. "Noch jemand Einwände?" "Nicht schlecht", murmelte Athos, hob die Waffe und brachte mit einem Warnschuss die schreiende Menge zum Schweigen. "Setz ihn wieder auf den Boden, Porthos, aber haltet ihn fest!" bat er. Der Mann hatte sich noch nicht ganz von der Überraschung namens Porthos erholt, doch es gelang ihm, sich zu fassen und mit bleichem Gesicht zu Athos aufzusehen. "Geht eure Arbeit nach!" "Er ist ein Ketzer und gehört auf den Scheiterhaufen!" rief jemand. "Verbrennt ihn!" "Erhängt ihn!" "Ihn zu richten obliegt den zuständigen Behörden", erklärte Athos ruhig. Die Bürger blieben still, wenn auch trotzig. Dem natürlichen Prestige Athos' konnte man sich nicht widersetzen. Er strahlte eine sanfte und unwiderstehliche Autorität aus. "Wir werden ihn den Kirchenoberhäuptern übergeben und sie werden entscheiden, was mit ihm passiert. Das ist weder die Aufgabe der Bürger, noch ihr Recht. Der König und die Kirche werden wenig erfreut sein, dass die Pariser Bürger ihre Ansichten über das Sachverständnis der Inquisition und der Regierung setzen." Murrend und missmutig zerstreuten sie sich und kehrten an ihre Arbeit oder in ihre Häuser zurück. Einige blieben noch, um zu sehen, ob noch etwas interessantes geschah. Da dem nicht so war, machten sie sich enttäuscht auf die Suche nach einer neuen Unterhaltung. Athos zog den alten Kaufmann am Arm hoch. Die in feines Faltengespinst eingebetteten Augen sahen flehend zu ihm auf. "Nicht die Inquisition, bitte Monsieur, habt Erbarmen, nicht die Inquisition." Noch immer liefen Tränen über das runzlige Gesicht. Wortlos schob Athos den Ärmel des Mannes zurück. Abgestorbene Hautfetzen über rosafarbener Haut kamen zum Vorschein. Der Mann war über das Feuer gehalten worden. Wie so viele Protestanten war er unter dem Druck der Folter konferiert. Jedenfalls für die Öffentlichkeit. Wenn man sich anpasst, eine Arbeit findet und sich der Allgemeinheit anschließt, dann muss man nicht damit rechnen, von einer aufgebrachten Menge mit Mistgabeln und brennenden Fackeln besucht zu werden. "Ketzer, Protestantenschwein!" Sein Ankläger schrie schmerzerfüllt auf, als Porthos ihm den Arm grob auf den Rücken drehte. "Soll ich ihn zum Schweigen bringen?" Athos nickte. Das Kreischen wurde schriller, dann raubte ihn der Schlag das Bewusstsein. "Nicht die Inquisition", wimmerte der Alte immer wieder mit erstickter Stimme. "Wir haben die Männer nicht ermordet. Das würden wir nie tun. Gottes Gebote verbieten es zu morden ... nein, wir morden nicht." "Die Schrift an der Wand behauptet etwas anderes", sagte Porthos. "Wir waren es nicht." Eine metaphorische Tür tat sich in Athos' Erinnerungsvermögen auf. "Ist euch etwas aufgefallen?" "Wo?" "Bei der Leiche?" "Äh nein ..." "Gar nichts?" D'Artagnan befeuchtete sich nervös die Lippen. "Nun, ich war beschäftigt, ich hab ..." "Ich hatte Hunger, mein ganzes Denken war auf Essen ausgerichtet", erwiderte Porthos ein wenig vorwurfsvoll. Athos seufzte gequält. "Ist Euch etwas an der Schrift auf der Wand aufgefallen?" D'Artagnan's Adamsapfel tanzte nervös. "Äh nein ... ich war wirklich nicht lange dort." "Ich kam doch gerade erst." Athos ließ den Kopf hängen. "Unser Mörder hat erhebliche Probleme mit Orthographie. Drei Fehler in nur einem Satz und Buchstaben, die wie gemalt wirken." Porthos zuckte die Achseln. "Ja und?" "Unser Täter könnte aus der Mittelschicht stammen. Er ist des Schreibens kundig, aber ungeübt." Die dürren Finger des Greises umschlossen schmerzhaft Athos Handgelenk. In den Augen des Mannes stand ein stummes Flehen und Betteln. "Wir waren es nicht ... Sie war es", stammelte er. "Sie, die Hure des Teufels. Mächtige Männer schützen sie." "Ist schon gut, Alter." Porthos tätschelte unbeholfen die altersgebeugten Schultern. "Nicht die Inquisition ... nicht die Inquisition!" Athos nickte und gab dem Mann einen sanften Stoß. "Gehen Sie! Packen Sie ein, was Sie tragen können und verlassen Sie Paris, so schnell wie möglich!" "Danke Monsieurs, danke." Die milchigen Augen irrten zwischen den Musketieren umher, dann lief er davon. "D'Artagnan?" Der junge Musketier nickte seinem älteren Freund verstehend zu und heftete sich unbemerkt an die Fersen des greisen Kaufmannes. Athos sah ihm geistesabwesend hinterher. "Ich muss wissen, ob in der Botschaft beim ersten Mord auch Fehler waren. Porthos, kannst du dich der Sache annehmen? Ich fürchte, die Leute von Rochfort werden nicht freiwillig mit ihrem Wissen herausrücken. Frage notfalls mit Nachdruck nach!" Sein Freund grinste. "Mit Nachdruck! Schon verstanden!" Er verschränkte die Finger ineinander und ließ die Knöchel knacken. Der Kapitän hob leicht den Kopf in seine Richtung, ohne von seinen Dokumenten aufzusehen. Er war Soldat, den ganzen umständlichen Papierkram hielt er für mehr als lästig. Er unterzeichnete, legte die Feder beiseite, streute Löschsand über das Papier und sah seinen wartenden Musketier an. Athos hatte über die Ereignisse am Point de Sully Bericht zu erstattet. Den geistlosen Redner vom Brückengeländer hatte er als unliebsames Souvenir seinen Kollegen mitgebracht und an einen anderen Musketier abgeliefert. De Treville hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Hände vor dem Bauch verschränkt. "Das wären jetzt zwei Morde mit der selben Handschrift. Hinzu kommt der erstochene Fuhrmann aus der Rue de la Pépinière nach einer Tavernenschlägerei und die vergewaltigte Magd, dass macht dann vier. Vier Verbrechen, welche die Bevölkerung den Protestanten zur Last legen. Und heute den alten Bürger, den wir gerade noch vor der Erdrosselung am Brückenpfeiler bewahren konnten. Es darf nicht noch ein Mord passieren!" beendete Athos seine Ausführungen. "Kapitän?" "Ja?" "Bitte betraut mich mit dem Fall. Ich möchte zum zuständigen Arzt, der die Autopsie vorgenommen hat. Rochfort's Informationen traue ich nicht." De Treville lachte spöttisch. "Wir haben von Rochfort gar keine Informationen erhalten. Der Kardinal steht noch immer im Konkurrenzkampf mit uns." Der Kapitän betrachtete seinen Musketier und trommelte mit den Fingern nachdenklich auf die Tischplatte. Athos schien den Fall persönlich zu nehmen. Er hatte eine Schwäche für Benachteiligte und Hilflose. Noch ein guter Mann der wegfiel. Aramis war in England und wenn er Athos für die Mordfälle beorderte, würden D'Artagnan und Porthos das gleiche Recht für sich beanspruchen. "Was habt ihr mit dem Schwachkopf gemacht?" "Bernard hat ihn in Gewahrsam genommen." Der Kapitän nickte. "Ihr wisst, dass ihr euch falsch verhalten habt?! Wenn der Kardinal von dem Vorfall am Point de Sully erfährt ... und er wird davon erfahren, schwärzt er die Musketiere wieder beim König an." Er seufzte schwer unter der Bürde seines Amtes. "Ist gut. Ich entbinde dich von deiner regulären Pflicht." Athos sah ihn dankbar an und wandte sich zum gehen. "Und Athos ..." "Ja, Kapitän?" "Ein Musketier sollte den Fall aufklären." "Ja, Kapitän!" Der süßliche Geruch von Blut und verwesenem Fleisch erfüllte jeden Winkel des langgestreckten Gewölbes. Sie befanden sich im Kellergeschoss des Hospitals. Mit der ersten Sekunde im unterirdischen Reich des Hospitals, sehnte sich jede Faser des Bewusstseins nach dem Sonnenlicht. Das Schlachthaus der Toten. Der durchdringende Blutgeruch eines Schlachthauses, ein fensterloser Saal, wie ein Grab. Unwillkürlich hielt Athos den Atem an und die Hand vor die Nase. "Keine Sorge, bald gewöhnen Sie sich an den Geruch." Dr. Porte blieb vor einer der Pritschen stehen und schlug die Decke zurück. Mit Augen, die schon alles Grauen gesehen hatten, blickte er zu Athos auf. "Das ist der Tote von heute morgen." Athos nickte. "Er hat noch immer das Grinsen auf dem Gesicht." "Kein Wunder", erwiderte der Arzt. "Wir haben eingetrocknete Samenspuren auf seinem Unterleib entdeckt. Gestorben ist er durch die Schläge auf den Hinterkopf. Es gibt Anzeichen eines Kampfes. Ich vermute, der erste Schlag hat ihn nur benommen gemacht. Es kam zu einem Handgemenge und zu einem zweiten Schlag, der die Gehirndecke aufriss." "Handgemenge? Ist das nicht ein bisschen lapidar erklärt?" "Sehen Sie sich das hier an!" Der Arzt wies auf lange Kratzer am Handgelenk und Halsbereich des Opfers. "Was ist das?" Athos beugte sich näher. "Kratzer von Fingernägeln", kommentierte Porte emotionslos. "Außer den Kratzern befinden sich keine anderen Spuren eines Kampfes auf seinem Körper. Daher sage ich "Handgemenge". "Fingernägel?" "Die selben Fingernägel, die dies hier verursachten!" Er drehte den Leichnam um. Lange, oberflächliche Kratzer verliefen über die Schultern. "Kennen Sie solche Male?" Athos nickte. Welcher Mann kannte sie nicht. Es gab immer mal eine Bettgespielin mit langen Fingernägeln und den tiefen, instinktiven Drang, diese durch die weiche Haut der Männer pflügen zu wollen. "Muss der Mörder ein Mann mit Kraft gewesen sein?" "Nein", sagte Dr. Porte. "Es könnte eine Frau gewesen sein. Darauf richtete sich doch Ihre Frage? Ein schwerer Gegenstand genügte. Sehen Sie die Größe der Schädelfraktur. Der Durchmesser der Waffe muss beträchtlich gewesen sein. Außerdem war unser Opfer beeinträchtigt durch Alkohol und Opium. Monsieur, passen Sie bitte mit ihrem Degen auf! Hinter Ihnen steht Natronsalz." Vorsichtig brachte sich Athos in Sicherheit und begutachtete die Kratzspuren auf der farblosen Haut der Leiche. "Was ist mit der Leiche von St. Michel?" Der Arzt zuckte fragend die Schultern. "Zu dem Zeitpunkt war ich auf Reisen. Als ich wieder zur Arbeit kam, war sie schon begraben. Nach einer Woche ist der Verwesungsgeruch so durchdringend und gesundheitsgefährdend, dass wir sie begraben müssen, auch wenn wir sie kühl und sonnenlos lagern. Mein Kollege vermerkte nur einen glatten Messerstich ins Herz. Keine Besonderheiten." Nachdenklich verließ er Dr. Porte und das Hospital. Athos begab sich direkt auf die Suche nach Porthos. Was er über die Ermittlungen von Saint Michel erfahren hatte, gewann immer mehr an Wichtigkeit. Vor dem Hauptgebäude der Musketiere fand er ihn schließlich. "Und?" "Schweinehunde", knurrte sein Freund. "Freiwillig rücken sie wirklich nichts heraus. Nachdem ich etwas 'Nachdruck' einsetzte, gestand einer der Rotröcke mir, dass es die selbe Schrift und die selben Fehler waren." "Jungfrau Maria ... du stinkst, wie ein Rumfass." "Na ja, ...", ein Hauch von Trotz schwang in seiner Stimme, "nachdem ich sie einmal zum Reden gebracht hatte, waren sie richtig zutraulich. Wir sind in auf einen halben Humpen in die Taverne gezogen. Die Jungs von Rochfort werden erstaunlich gesprächig, wenn sie den Boden ihres Bierkrugs nicht sehen. Das nennt sich Beweisermittlung ... glaub ich wenigstens." Der Alkohol stieß ihm säuerlich auf und er verzog das Gesicht. "Was hast du erfahren?" "Die Saint-Michel-Leiche wurde in äußerst wüstem Zustand gefunden. Seine Hose hing in seinen Kniekehlen und sein Hemd stand offen. Es sah ganz danach aus, als wäre er ermordet worden, noch während er eine Frau nahm. Wahrscheinlich stand schon vor der Leichenstarre schon einiges." Porthos lachte wiehernd über seinen eigenen Witz. "Im Gegensatz zu unseren Saint-Antoine-Toten hat er sich nicht erst die Mühe gemacht, ein Freudenhaus aufzusuchen." Athos starrte vor sich hin. "Irgend etwas habe ich übersehen", murmelte er. "Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass es sich bei beiden Morden um ein und dem selben Täter und nicht einfach einen Nachahmer handelt." "Warum?" "Die Schrift, Porthos, die Schrift! Beim ersten Mord wurde die Botschaft zu spät entdeckt und gleich entfernt. Niemand konnte wissen, welche Orthographiefehler der Täter gemacht hatte." Athos Augen glänzten, das Jagdfieber hatte ihn erfasst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)