Diplomatie im Auftrag seiner Majestät von fastcaranbethrem ================================================================================ Kapitel 13: Ball in Whitehall ----------------------------- Die aberhundert Kerzen in den schweren Goldleuchtern erhellten den langen Saal in seiner ganzen Pracht. Der Parkettboden, durch unzählige Hände auf Hochglanz poliert, glänzte. Gestalten in farbenprächtigen Stoffen wie Brokat, Atlas, Seide und Damast wirbelten durch den Raum, redeten und lachten. Im Schatten der riesigen Säulen aus importiertem roten Marmor warteten aufmerksam und schweigend die Dienerschaft, im einheitlichen Livree, bereit den Gästen jeder Zeit, jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Auf einer Plattform ruhten die Throne ihrer Majestäten. Karl I. hatte ein Bein angewinkelt, dass andere ausgestreckt und sah gelangweilt auf seinen tanzenden Hofstaat nieder. Er war unverkennbar ein Stuart. Die gleiche dunkle Haut, das gleiche dunkle Haar, dazu das typische Stuartkinn. Eigensinnig, stolz und engstirnig. Neben ihm saß seine Frau Henrietta, Schwester von Ludwig XIII; ehemalige französische Prinzessin. Sie war jung, gerade erst vermählt, in einem fremden Land und der Verhandlungsgegenstand eines Länderbündnisses. Verloren und unsicher saß sie neben ihrem kraftstrotzenden Gatten, umgeben von Angehörigen eines Volkes, welches 100 Jahre lang Krieg gegen das ihre geführt hatte. Neben dem leblosen Abbild einer barbusigen Göttin in Marmor stand Aramis. Schweigend beobachtete sie die Tänzer. Ihre blonden Locken waren mit unzähligen Nadeln auf dem Kopf gesteckt worden, die ihr jetzt entsetzlich zu schaffen machten. Als eine der wenigen Frauen verbarg sie ihren Körper hinter einem hochgeschlossenen Kleid, aus nachtblauem Bokat mit goldener, silberdurchzogener Spitze an Kragen und Ärmeln. Selbst ältere Matronen zeigten faltige Dekolletes, umrahmt von kostbarer Spitze. Im Saal war es erdrückend heiß und laut ... und dennoch, die Eleganz des Adels, die Anmut der Tänzer, das Gelächter und die heitere Stimmung nahmen sie in ihren Bann. Mit ihrem Stil, ihrer Bildung und ihrem Reichtum machte der Hofadel das Leben zu einem strahlenden Fest, bei dem ihre Gäste nur darauf achten mussten, den Giftbecher zu meiden. Aramis stand alleine. Die anderen Höflinge behielten immer einige Meter Abstand zu ihr. Wenn sie sich ihnen näherte, schwiegen sie und verbargen die gepuderten Gesichter hinter breite Fächer oder einer Maske aus Ablehnung. Man maß ihre Gestalt mit scheelen Blicken. Sie sei komisch flüsterte man und dann vergaß man sie. Ihr Fuß klopfte den Takt der Musik mit. Bisher hatte sie niemand zum Tanzen aufgefordert, was Aramis keineswegs bedauerte. Sie war eine ausgezeichnete Reiterin, sehr gut im Umgang mit dem Degen und außergewöhnlich mit Bogen und Schusswaffe, aber es mangelte ihr an Talent zum Tanzen. Aus irgendeinem Grund bewegten sich ihre Füße beim Fechten selbstsicher und anmutig. Beim Tanzen waren sie sich selbst im Weg. Das Flüstern ringsherum verstummte. Die Augen der Höflinge starrten der eleganten Gestalt Lord Corday's hinterher, welche mit federnden Schritten auf Aramis zusteuerte. Ein anziehendes Lächeln lag auf seinen Zügen und es galt keiner der umstehenden Frauen, sondern ihr, der Unbekannten aus Frankreich. "Comtesse!", Corday verbeugte sich knapp. "Lord!" Sie sahen einander wortlos an. Aramis Augen folgten den Höflingen, die noch immer mit offenen Mündern dastanden wie vom Donner gerührt. Lord Charles Corday bekleidete anscheinend eine sehr hohe Position am Hofe. Sie wollte sich mit einem letzten Nicken zum Gehen abwenden, als sie ein Ziehen am Rocksaum spürte. Corday stand auf ihrer Schleppe. "Ihr steht auf meiner Schleppe." "Ich weiß!", erklärte er gleichmütig. "Ich möchte gehen! Nehmt Ihr gütigst Euren Fuß herunter", stieß sie erbost hervor. "Nein, deshalb stehe ich ja auf Eurer Schleppe. Ah ...", Corday's Augen glitzerten beunruhigend, "der Tanz ist zu Ende! Kommt und tanzt mit mir!" Er umfasste ihr Handgelenk. Aramis schnappte erschrocken nach Luft. "Oh nein, das könnt Ihr nicht von mir verlangen!" "Ich fürchte, liebste Comtesse, so großzügig bin ich nicht." "Aber ich tanze nicht, Sire. Ich habe niemanden einen Tanz versprochen." Aramis wand sich wie eine Schlange in seinen Armen. "Natürlich nicht", erwiderte Lord Corday ruhig, "sonst könntet Ihr ja nicht mit mir tanzen", sagte er und steuerte, ohne ihr Widerstreben zu beachten, die Tanzfläche an. Einen Moment lang gab es ein Durcheinander. Die Höflinge sprangen hektisch beiseite oder versuchten unbeteiligt zu wirken. "Ich habe mich vielleicht nicht verständlich genug ausgedrückt, Euer Gnaden, aber ich möchte wirklich nicht tanzen", flehte Aramis, doch Lord Corday lächelte nur unergründlich und führte sie mit seiner gewohnten Überheblichkeit an die Spitze der Formation. "Wollt Ihr diesen wundervollen Ball hinter einer Statur verbringen? Merkt Ihr es nicht? Es liegt etwas Unergründliches in der Luft!" "Es wird Kälte genannt", erwiderte Aramis bissig. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu bleiben. Lord Corday allein zurück zu lassen hätte nur bewirkt, dass das Geflüster zunehmen würde. Sie zwang ihre verkrampften Gesichtszüge zu einem Lächeln. Die ersten zarten Töne der Violine ertönten. Vor Wut innerlich kochend knickste Aramis. Lord Corday verneigte sich spöttisch. Seine Lippen zuckten amüsiert. Er lächelte immer noch, als die Schritte des Tanzes sie zusammenführten. Aramis erwiderte sein Lächeln und trat ihm mit aller Kraft auf den Fuß. Sein Grinsen verschwand. Sie trennten sich. Aramis tippelte um ihn herum und trat ihm geschickt gegen das Schienbein. Lord Corday zog hörbar die Luft ein. "Das habt Ihr mit Absicht getan!", zischte er. Aramis lächelte süß, senkte verführerisch die langen Wimpern und trat erneut zu, direkt ans Fußgelenk. Corday's Miene verzog sich finster, aber Aramis war viel zu wütend, um Vernunft anzunehmen. Sie drehten sich gemeinsam. Lord Corday umfasste ihre Hand, zog sie näher und trat ihr wuchtig auf die Zehen. Ihr Lächeln gefror. Sie unterdrückte einen Aufschrei, versetzte ihm aber geistesgegenwärtig einen weiteren Tritt gegen das Schienbein. Der Lord ächzte und trat ihr erneut auf die Zehen. Der wilde Ausdruck in seinem Gesicht verhieß nichts Gutes, doch zur Aufgabe oder Einsicht, fehlten Aramis die nötigen Charaktereigenschaften. Sie hatte selten zuvor solch eine Genugtuung empfunden, wie das malträtieren von Charles Corday's Füßen. Als die Musik endlich verklang, herrschte im Saal Stille. Eine Stecknadel hätte herunterfallen können und jeder hätte es gehört. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Ihre Mittanzenden sahen sie schockiert an. Jemand räusperte sich und das Leben floss zurück in die erstarrte Hofwelt. Mit dem verbliebenen Rest an Eleganz humpelten beide, im frostigen Schweigen, von der Tanzfläche. Wortlos ließ er sie wieder neben ihrer Statur stehen und verbeugte sich knapp, dann war er verschwunden. Verstohlene Augen hinter Fächern, heimliche Blicke über die Schulter, versteckte Augen aus dem Schatten folgten ihr. Aramis war es gleich. Sie zitterte vor Wut. Wie konnte er es wagen? Hatte sie nicht deutlich genug ihren Standpunkt vertreten und verneint? Die Fußtritte hatte er sich, anmaßend und selbstüberschätzend wie er war, selbst zuzuschreiben. Ihre Zähne knirschten leise. Sollten sie nur hinter vorgehaltener Hand tuscheln und flüstern, diese Adligen, ehrgeizigen Parasiten eines Königs und seiner Regierung. Sicher war es aufregend am Königshof zu sein. Jeder andere hätte seinen recht Arm dafür gegeben, in die schillernde und reiche Welt von Whitehall eintauchen zu dürfen, aber sie war nicht wie die anderen. Ihr Leben war bei den Musketieren. Was ursprünglich nur als Mittel zum Zweck für ihre Rache gedacht war, hatte sich als ihre wahre Berufung herausgestellt. Hier fühlte sich Aramis wie ein wildes Tier, das eingesperrt und von allen Seiten begutachtet wurde. Etikette, Vorschriften und Ethik waren die Stäbe ihres Käfigs. In Frankreich musste sie sich hinter Maskerade und Vorsicht verstecken, aber da war das Gefühl der Freiheit und Eigenständigkeit gewesen. Herrliche, köstliche Freiheit, auf die sie mehr wert legte, als auf Prestige und Vermögen. Der Preis war nicht zu hoch, das hatte sie die letzten 7 Jahre gelehrt. Ihre Wut auf den Kardinal wuchs. Sie fühlte sich verraten, - verraten und verkauft. Ihr Zorn auf ihn wurde fast übermächtig. Sie war wütend über sich selbst, wütend über ihre Machtlosigkeit und das Gefühl der Nutzlosigkeit. Schlimmer noch war die Einsamkeit. Außer Sophie hatte Aramis niemanden hier. Während ihre Zofe sich mit den zahlreichen Bediensteten des Hofstaates unterhielt, mied man die junge Comtesse. Aramis gehörte nicht nach England, nach London, mit seinem kalten Klima und seinen steifen Menschen. Sie war noch ein junger Mensch. Trotz großer Schicksalsschläge hatte der Schutzpanzer ihres Herzens noch nicht die Härte eines langen Menschenlebens und ihr Herz sehnte sich nach Hause. Eingezwängt in einem engen Paar unbequemer Damenschuhe, schmerzten ihre lädierten Füße unerträglich. Unbehaglich verlagerte Aramis das Gewicht von einem Bein auf das andere und fasste für sich den Entschluss England den Rücken zu kehren. Seit knapp einem Monat war sie hier, ohne Graf de Meyé überhaupt gesehen zu haben. Selbst wenn sie dem Diplomaten begegnete, wie sollte sie an ihn herankommen und ihn unschädlich machen? Was hatte sich der Kardinal dabei gedacht? Monsieur Broussard hatte sich als unfähig herausgestellt und das Schreiben des Königs als nutzlos. Der Graf war noch nicht einmal auf diesem Ball anwesend. Sie atmete tief durch und wurde sich den Grenzen ihres Korsetts erneut bewusst. Es wurde Zeit, dass sie zurück nach Hause fuhr. Unweit von ihr saß auf einem vergoldeten Thron ein junge Königin und teilte ganz ähnlich Gefühle, wie ihre zornige Untertannin. Aramis Blick glitt zu den beiden Thronsesseln. Graf de Meyé hatte doch noch den Saal betreten und näherte sich zielgerichtet dem König. De Meyé war ein untersetzter Mann von rund vierzig Jahren. Sein Ehrgeiz quoll ihm förmlich aus jeder seiner Poren. Seine dunklen Augen spiegelten den eisernen Willen wider, seine Macht und seinen Reichtum mit allen Mitteln der Macht zu vergrößern. Sein Weg nach oben war gepflastert mit Leichen, Lügen, Korruption, Amtsmissbrauch und Bestechung. Sein zielstrebiges Auftreten vor dem König, gab seine Selbstsicherheit zu erkennen. De Meyé hatte kein Gewissen, das ihn unnötig belastete. Aramis beobachtete ihn aufmerksam, als er mit dem König sprach und einige wenige Worte an die Königin richtete. Unbewusst näherte sie sich dem Thron. Vergessen waren die schmerzenden Füße und die Demütigung durch Corday. "Fasziniert Euch der König so sehr, dass Ihr es nicht wagt, für eine Sekunde die Augen von ihm zu wenden?", fragte ein allzu bekannter Männerbass in ihrem Rücken. Erschrocken fuhr Aramis zusammen. "Was wollt Ihr hier?" entfuhr es iher. Der Lord hob eine Augenbraue. "Ich bin auch geladen, schon vergessen?" "So meinte ich das nicht. Warum folgt Ihr mir?", wandte Aramis ärgerlich ein. "Ich folge Euch nicht. Ich stehe schon seit geraumer Zeit hier. Wenn Ihr Eure Aufmerksamkeit auf mehr als nur den König richten würdet, dann hättet Ihr mich gesehen." Aramis beachtete Corday nicht weiter und richtete wieder ihre Aufmerksamkeit auf den französischen Diplomaten. Dieser sprach gerade mit dem russischen Abgesandten. "Verzeiht, dass ich Euch zum Tanzen gezwungen habe, Renée!", sagte Corday und lächelte unglücklich, als er ihren unwilligen Gesichtsausdruck sah. "Schon gut", erwiderte Aramis und behielt weiterhin de Meyé im Auge. "Waffenstillstand, Comtesse?" Widerwillig löste sie den Blick und sah Corday an. "Vorrausgesetzt, Ihr zwingt mich nicht wieder zum Tanzen!" Seine Gnaden sah wissend auf seine Schienbeine herab. "Ganz sicher. Ich weiß jetzt, wie schmerzhaft es ist, Euch zu widersprechen. ... er ist auch nur ein Mann", sagte er leise, in der Annahme, Aramis beharrliche Aufmerksamkeit gelte dem König. "Zwar ein Mann mit erheblicher Macht, doch unter seiner Königswürde auch nur ein Mensch." Ärger und verletzter Stolz schwangen in seiner Stimme mit. Bisher hatte sich Corday noch nie um eine Frau bemühen müssen. Charles sonnt sich viel zu sehr im weiblichen Wohlwollen. Die Frauen kamen zu ihm, nicht er zu ihnen - nur diese nicht. War es das, was ihn zu ihr hinzog? Seine Eitelkeit erlitt einen herben Rückschlag. Noch immer beachtete die junge Comtesse ihn nicht, sondern verfolgte das Geschehen am Podest. "Ist es das was Ihr wollt? Wollt Ihr die Beachtung des Königs, Reneé?" "Wer ist der Mann, mit dem sich Graf de Meyé unterhält?", fragte Aramis, ohne ihm zugehört zu haben oder den Blick abzuwenden. "Der Herzog von Monmouth." "Und der andere Mann?" "Der Earl of Rochester", sagte Corday finster. Am Hofe gab es folgende Regel: Wer eine Dame zuerst sah und ihr den Hof machte, dem wurde der Vortritt gewährt. Im Straßenjargon ausgedrückt, vermittelt sie folgende Botschaft: dies ist meine und das ist deine; wenn du anrührst, was mir gehört, dann hau ich dir die Hucke voll. Nur das seine Herzensdame ihm weglief. Corday nahm an, dass Aramis am König interessiert war. Karl I. war jung, gutaussehend und besaß ein ganzes Königreich. Er war niemand, mit dem man konkurrierte. "Ist es das wirklich, was Ihr wollt?", fragte er erneut. Mit finster zusammengezogenen Augenbrauen umfasste er Aramis Ellenbogen und schob sie in Richtung Thron. Ehe Aramis sich versah, fand sie sich vor dem König wieder und versank in einem tiefen Hofknicks. "Charles!" Die dunklen Augen seiner Majestät sahen gutgelaunt den jungen Lord an, dann die unbekannte Frau an seiner Seite. "Majestät, dies ist Renée de Mystérieuse. Sie ist erst seit wenigen Wochen in England", stellte sie Corday seinem König vor und ließ endlich ihren Arm los. Karl I. musterte sie interessiert. "Willkommen an meinem Hof, Comtesse." Corday gab ihr einen Stoß. "Danke, Eure Majestät", erwiderte Aramis verhalten und wich wieder zurück. "Das war eine interessante Vorstellung, die Ihr uns gegeben habt." "Äh .... danke, Eure Majestät", erwiderte Aramis, ohne zu wissen, was sie mit der ungewollten königlichen Aufmerksamkeit anfangen sollte. Corday stieß sie ungeduldig im Rücken an, doch sie blieb weiterhin reserviert. "Pflegt Ihr immer so zu tanzen?" Die Augen blitzten spöttisch. Sie ruhten wohlwollend auf ihren Gesichtszügen, dann glitten sie ihren eingeschnürten Körper erhab und das Interesse erlosch. "Kommt Ihr aus Paris, Madam?", fragte eine zarte, aber melodische Stimme zu ihrer Rechten. Aufatmend wendete sich Aramis der eingeschüchterten Königin zu. "Ja, Majestät. Ich komme aus dem Louvre." Dies stimmte sogar, wenn auch anders, als es sich die Königin vorstellen konnte. "Wie geht es meinem Bruder", Henrietta räusperte sich betreten, "... Brüdern?" Aramis lächelte warm. "Euren Brüdern geht es sehr gut, Majestät. Als ich Frankreich verließ ... ." Sie sprach sehr lange mit der Königin und mit dem königlichen Interesse adelten sie die namen- und beziehungslose Comtesse. Die unsichtbaren Leitern der komplexen Hierarchiewelt des Adels hatten sich zu Aramis Gunsten verschoben. "Warum seid Ihr vor Karl zur Salzsäule erstarrt", fragte Corday. Die ersten Morgenstunden waren angebrochen, als der Ball endlich endete. Aramis unterdrückte ein Gähnen. Die Hoffnungslosigkeit der letzten Stunden war vorerst vergessen. "Es kam alles ein bisschen plötzlich", sagte sie und drehte sich weg, um dann doch zu gähnen. "Aber Ihr wolltet doch in seine Nähe? Warum habt Ihr nicht die Gunst der Stunde genutzt, um ihm schöne Augen zu machen?", sagte der Lord verärgert. Verwundert wendete sich Aramis ihm wieder zu. "Warum sollte ich das tun? Oh, ... ", sie lächelte wissend. "Ihr glaubt, ich will in das Bett des Königs? Vielleicht ein anderes mal. Gute Nacht, Lord", lachte sie und ließ den reichlich verdutzten Corday stehen. Sie hatten Waffenstillstand geschlossen. Hätte Aramis für Charles Corday ein zweites Wort benötigt, um ihn zu beschreiben, so hätte sie charmant oder sympathisch verwenden müssen, aber sie bedachte Corday nicht mit einer zweiten Beschreibung. Doch ohne Lord Corday hätte sie es nicht in die unmittelbare Nähe der Königin geschafft. Vielleicht kam sie ihrer Aufgabe doch etwas näher. Die Namen Monmouth und Rochester würde Aramis sich jedenfalls merken. Am nächsten Tag um die Mittagszeit erreichte die Nachricht die völlig verblüffte Sophie, dass ihre abwesende Herrin umzuziehen habe. Die Kammern beim Oberkämmerer sollten geräumt werden. Sophie schüttelte verständnislos den Kopf und beklagte den Umstand einer Herrin zu dienen, die ihr Temperament nicht zügeln konnte. Zwei Pagen betraten ihre bisherige Bleibe und nahmen die beiden schweren Reisetruhen auf. Jetzt hieß es Whitehall verlassen. Man würde sie mit Schimpf und Schande nach Hause schicken und dort unter dem Mantel der Demütigung empfangen. Dabei war Aramis doch von Adel und müsste wissen, wie man sich bei Hofe benahm. Als Musketier hatte sie schließlich auch steht's Diskretion bewahrt und sich durch ein souveränes Auftreten ausgezeichnet? "Au revoir Miss Hamitlon." "What?" Miss Hamitlon hob verständnislos den Kopf mit der weißen Leinenhaube. "AU REVOIR, MISS HAMITLON", schrie Sophie und ließ sich von dem allgemeinen Irrglauben leiten, wenn sie nur laut und langsam sprach, würde jeder Ausländer ihr Sprache verstehen. "WIR GEHEN LEIDER SCHON." Die Ehegattin des Oberkämmerers schüttelte verständnislos den Kopf und rieb sich das Ohr. Sophie's Fußtritte halten über den stillen Flur, als sie ihnen mit gesengtem Kopf folgte. Wehmütig dachte sie an ihre neuerworbenen Freunde zurück. Das Küchenmädchen, die Waschmägde, Lady Charlottes Zofe und zwei leuchtend braune Augen im bartlosen Gesicht des Stallburschens. Um so größer war ihre Verblüffung, als sie hinter den Pagen die zahlreichen Treppen von Whitehall erklomm und tiefer in den Palast vordrang. Vor ihr erstreckten sich die zahlreichen Zimmerfluten der Höflinge. Auch hier herrschte nur wenig Raum für den übergroßen Hofstaat des Königs, aber man lebte unter sich und nicht in der Nähe der Bürgerlichen. Achselzuckend schloss sie die Tür hinter sich und sah sich in ihrem neuen Zuhause um. Aramis schien doch etwas vom Leben am Hofe zu verstehen. Sophie grinste breit. Auf jedem Fall erreichte sie mehr, als Monsieur Broussard. Eins zu Null für den Musketier aus Paris. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)