New Sherlock von abgemeldet (Die Detektivin, die ich liebte) ================================================================================ Kapitel 1: Wie alles begann... ------------------------------ Da stand ich nun. Oxford Street 189, direkt an der Kreuzung zur Baker Street. Ein ungewöhnlich ruhiges Fleckchen Erde, denn es lag mitten in der belebtesten Einkaufsstraße Londons. Doch dies war nicht im Mindesten das Seltsamste an diesem Haus, die Bewohnerin würde sich noch als tausendmal seltsamer herausstellen. Bevor ich mich an die Haustür heranwagte, betrachtete ich noch einmal die Anzeige, die ich aus einer Zeitung ausgeschnitten hatte. ZIMMER ZU VERMIETEN Oxford Street 189b. Mehr außer der Telefonnummer stand nicht darauf. Ich warf noch einen kurzen Blick auf den Ford 17M P2, der vor der Garage stand, denn solche Oldtimer sah man nicht oft in dieser Gegend. Nervös fuhr ich mir durchs Haar, dann klingelte ich endlich. Kurz darauf hörte ich es schon hinter der Tür schon poltern. Eine ungestüme, ältere Dame öffnete mir, unschwer zu erkennen war, dass sie die Haushälterin sein musste. >>Ah, Sie müssen der Herr sein, der auf die Annonce in der Zeitung geantwortet hat. Treten Sie ein, sie wird gleich bei Ihnen sein.<< Die Haushälterin Mrs. Wallace führte mich eine Treppe hinauf zu einer Tür, hinter der die Wohnräume lagen. Ich trat ein und sah ein großes Wohnzimmer, von dem aus mehrere Türen in andere Räume führten. Die Einrichtung wirkte etwas altmodisch und erinnerte an Biedermeier, nur der Laptop und das Handy, das auf dem Schreibtisch lag, lies erahnen, dass man sich im 21. Jahrhundert befand. Plötzlich stürmte ein schwarzer Labrador zu mir und bellte mich an. Aber nach ein paar Streicheleinheiten stupste der Hund mich an und ich konnte den Anhänger an seinem Halsband lesen. >>Miss Marple<< stand darauf. Ich konnte mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen, denn nachdem was ich von meiner zukünftigen Mitbewohnerin wusste (was zur damaligen Zeit nicht viel war), musste sie eine große Detektivin sein. Ein zimmerhohes Bücherregal nahm mein Interesse ein und so lies ich mich in einen bequemen Sessel fallen, der vor dem Kamin stand, um ein paar Bücher genauer in Anschein nehmen zu können. Gerade betrachtete ich den Einband eines Lexikons über tropische Krankheiten, als sich die Tür öffnete. Eine gutaussehende Frau Ende zwanzig betrat den Raum, legte den Trenchcoat ab und begrüßte kurz ihren Hund. Ihre kinnlangen, schwarzen Haare waren zerzaust und doch wirkte sie mit dem Hosenanzug, den sie trug, sehr vornehm. Etwas überrascht erhob ich mich aus dem Sessel und die Frau begrüßte mich mit einem kräftigen Händedruck. >>Sie sind bestimmt John Watson. Sherly Warren, sehr erfreut.<< >>Die Freude ist ganz auf meiner Seite<<. Nach ein paar Förmlichkeiten gebot sie mir mit einer Handbewegung, mich wieder zu setzen. Sie wiederum holte erst ein silbernes Etui aus ihrer Handtasche und steckte sich eine Zigarette an, bevor sie sich auf dem Sessel mir gegenüber niederließ. Sherly fixierte mich mit ihren großen, grauen Augen und nach kurzer Zeit sprach sie >>Nun Mr. Watson<< >>Nennen Sie mich ruhig John<< unterbrach ich sie. >>Tja, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie nur Watson nenne? Ich spreche Männer nämlich generell nur mit ihren Nachnamen an, das bewahrt eine gewisse Förmlichkeit.<< Leicht verwundert stimmte ich zu ihr zu. Langsam wurde mir klar, dass ich es hier nicht mit einer gewöhnlichen Frau zu tun hatte. >>Nun Watson,<< fuhr sie fort >>Sie schienen am Telefon sehr interessiert an diesem Zimmer zu sein. Gibt es einen Grund für Ihr Interesse?<< >>Nun ja, der Weg zum Krankenhaus, indem ich arbeite wäre von hieraus sehr viel kürzer. Eine eigene Wohnung wäre auch viel zu groß für mich allein.<< >>Ich bin beeindruckt, Sie sind Arzt?<< >>Ja, ich arbeite in der Kinderabteilung im Middlesex Hospital, wenn auch nur als Assistenzarzt << gab ich schüchtern zu. >>Das Middlesex Hospital liegt in der Tat nicht weit von hier, das wäre ein großer Vorteil für Sie. Aber sind Sie sich denn auch bewusst, auf was Sie sich hier einlassen? Ich meine, ich bin keinesfalls eine einfache Mitbewohnerin.<< Dies machte mich doch etwas neugierig. >>Was meinen Sie damit?<< >>Watson, Sie enttäuschen mich. Sie machen sich auf dem Weg hierher und kennen nicht einmal die phantastischen Gerüchte über mich? Nun, dann werde ich Sie einmal aufklären...<< Kapitel 2: Das Schicksal, das verbindet --------------------------------------- >>Tja, wo soll ich anfangen? Seit nun mehr vier Generationen arbeiteten die Warrens in Berufen, die dem Gesetz dienten. Ein Polizist, ein Staatsanwalt, ein Richter und ich, die Detektivin. Der Grund dafür lag uns, sozusagen, im Blut. Meine Ururgrossmutter Odette Warren lernte in ihrer Heimatstadt Paris einen Detektiven kennen. Er hatte dort einen großen Fall zu lösen, deshalb hielt er sich für zwei Monate dort auf.<< >>Und wer war dieser Detektiv?<< unterbrach ich Sherly. >>Es war kein anderer als der berühmte Sherlock Holmes persönlich. Meine Ururgrossmutter und er verliebten sich ineinander. Diese Affäre hielt allerdings nicht allzu lange und so verlies Sherlock meine Vorfahrin als er den Fall gelöst hatte und kehrte nach London zurück. Doch Odette war, ohne das ihr Geliebter dies wusste, von ihm schwanger geworden. Als er sie verließ, brach er ihr das Herz und doch erzählte sie ihm nicht, dass sie sein Kind bekam. Sie zog meinen Urgroßvater in Paris auf und auch ich wurde in Paris geboren.<< Als ich dies hörte, kamen mir seltsame Gedanken in den Kopf. Ist das etwa Schicksal? fragte ich mich. Ich bin Doktor John Watsons direkter Nachkomme. Soll ich es ihr erzählen? Ich entschied mich zu schweigen, und Sherly fuhr fort: >>Als ich das neunzehnte Lebensjahr erreichte beschloss ich, nach London zu ziehen und dort eine Detektei zu eröffnen. In der ersten Zeit kam ich bei einer entfernten Verwandten unter, dann fand ich diese Wohnung hier und zog ein. Natürlich ist eine so große Wohnung wie diese nicht geschaffen, um alleine darin zu wohnen. Deshalb gab Anzeigen in den verschiedensten Zeitungen auf. Es meldeten sich zahlreiche Interessenten, doch verschreckte sie wohl die Tatsache, dass ich Detektivin bin. Sie sind der erste, der sich trotz dieses Wissens hierher wagte. Also hoffe ich, dass mein Beruf Sie nicht so einschüchtern wird, wie all die anderen.<< Ich saß immer noch stumm dar, in Gedanken versunken. Sherly schien diese Tatsache etwas zu beunruhigen . >>Watson, geht es Ihnen nicht gut? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?<< >>Nein, es geht schon, vielen Dank<< sagte ich und fasste mich am Kopf. >>Es ist nur einfach unglaublich. Das so ein Zufall möglich ist, unfassbar.<< Ich sah Sherly direkt in ihre großen, grauen Augen. >>Mein Ururgroßvater war John Watson, der langjährige Gefährte von Sherlock Holmes! Schon die Leben unserer Vorfahren waren miteinander verbunden! Und nun werde ich womöglich bei Ihnen einziehen, das ist einfach unglaublich!<< Sherly lehnte sich wieder entspannt in ihren Lehnsessel zurück >>Und diese Tatsache macht Ihnen so zu schaffen? Nun, Sie verwundern mich, ich dachte, Sie würden im Hier und Jetzt leben und sich nicht um Vergangenes kümmern.<< Als sie mich genau gemustert hatte fuhr sie fort. >>Watson, ich habe nicht vor, das Leben eines Mannes zu immitieren, der etwa hundert Jahre vor uns lebte. Es war ganz allein meine Entscheidung den Beruf eines Detektivs auszuführen und genauso war es Ihre Entscheidung, sich auf meine Anzeige zu melden. Ich dachte es mir schon, als Sie mir am Telefon Ihren Namen nannten. Doch dies ist keinesfalls Schicksal oder Ähnliches. Also möchte ich Sie bitten, sich keine Gedanken mehr deshalb zu machen.<< Um der Stille zu endweichen, die sich nach der Rede Sherlys gebildet hatte, fragt ich sie: >>Wie kommt es, dass Sie einen perfekten londoner Akzent sprechen, wo Sie doch aus Frankreich stammen?<< Lächelnd ging Sherly auf meinen Themawechsel ein >>Wie der Name Warren auf sich schließen lässt, liegen auch meine Wurzeln eigentlich in England. Deshalb wurden ich und mein Bruder zweisprachig aufgezogen. Nun,<< sprach sie nach einer Weile >> Es tut mir Leid, Sie jetzt schon verabschieden zu müssen, doch leider gibt es da eine unaufschiebbare Sache, um die ich mich kümmern muss. Von mir aus könnten Sie sofort einziehen, doch wird es wohl einige Zeit dauern, bis all ihre Habseligkeiten hier eintreffen können. Also wäre es wohl das beste, wenn Sie mich vorher anrufen könnten, damit ich hier etwas Platz schaffen kann. Meine Arbeitsgegenstände nehmen in letzter Zeit immer mehr die ganze Wohnung in Anspruch.<< Ganz überrascht von Ihrer plötzlichen Zusage fragte ich verwundert >>Ich kann das Zimmer haben?<< Sherly grinste mich an >>Natürlich, ich kenne niemanden, der besser hierher passen würde.<< Sie zog ihren Trenchcoat an, holte noch ein paar Gegenstände aus der Schublade das Schreibtischs und auch ich näherte mich der Tür, um mich zu verabschieden. Plötzlich kam es mir wieder in den Sinn >> Wie kamen Sie eigentlich auf den Namen "Miss Marple" für Ihren Hund?<< >>Nun,<< antwortete Sherly und sperrte die Tür zur Wohnung ab >> Ich fand, es wäre passend, einen echten Spürhund so zu nennen. << So kam es letztendlich zu der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft von Sherly und mir. Zwei Wochen bezog ich schon das Zimmer in ihrer Wohnung und lernte immer mehr das Leben eines Detektiven kennen. Kapitel 3: Das letzte Abendmahl ------------------------------- >>Oh je, ich bin schon viel zu spät dran!<< Ich rannte zur Tür, schnappt mir einen Regenschirm und wollte gerade Sherly ein Abschiedswort zurufen, als ich bemerkte, dass sie nicht, wie um diese Zeit gewohnt um diese Zeit am Frühstückstisch saß. Etwas verwundert schloss ich hinter mir die Haustür und sperrte zu, denn die Osterandacht würde in weniger als einer viertel Stunde beginnen. Selbst mich, der sonst nur sehr wenig von der anglikanischen Kirche hielt, zog es an Feiertagen dorthin. Draußen angekommen spannte ich schnell meinen Schirm auf, denn seit Tagen hatte es ununterbrochen geregnet. Ich hielt ein vorbeikommendes Taxi an, und ließ mich zu der kleinen Kirche im Herzen Londons fahren, in der ich schon oft in meiner Kindheit gewesen war. Drinnen hörte man schon den Chor singen, also beeilte ich mich noch einmal und rannte die Stufen zum Eingang hinauf. Da schon viele Leute sich im hinteren bereich hingestellt hatten, kam ich unbemerkt hinein und fand glücklicherweise auch noch einen Platz in der hinteren Reihe. Als ich etwas zur Ruhe gekommen war, sah ich die Personen in meiner Nähe genauer an. Vor mir saß eine Frau mit einem seltsam bauschigen Hut auf dem Kopf, Plätze weiter ein Mann, der wohl die letzte Nacht in einer Kneipe verbracht hatte. Als ich nach vorne spähte, erkannte ich Inspektor Lupin, er hatte schon in mehreren Fällen Sherlys Hilfe eingeholt. Nur die Frau neben mir, ließ ihr Gesicht nicht erkennen. Sie trug einen schwarzen Mantel und hatte ihre Schiebermütze soweit vorgezogen, dass man gerade noch die Nasenspitze sehen konnte. Ich setzte meine Lesebrille auf, um den Text im Gebetsbuch schärfer sehen zu können, doch die Frau behielt mein volles Interesse. Man konnte sogar den Eindruck gewinnen, dass sie nicht gesehen werden wollte, - oder, dass sie schlief! So tief eingesunken saß normalerweise keiner in der Kirche. Plötzlich rutschte die Schiebermütze ein bisschen zur Seite, und ich blickte direkt in ein mir nur zu bekanntes Gesicht. Sherly Warren, die meines Erachtens nach die beste Detektivin in London, vielleicht sogar in ganz Europa sein musste, schlief unverfroren in der Osterandacht! Ich stupste sie ein wenig in die Seite, und schon öffnete sie ihre großen, grauen Augen. >>Watson! Um Himmels willen, was machst du denn hier?<< Langsam erkannte sie, wo sie sich befand >>Vielen Dank, dass du mich geweckt hast, sonst hätte es wohl zu einer sehr peinlichen Angelegenheit werden können.<< Ich fragte sie, weshalb sie sich hier befand, wo sie doch keinerlei Interesse an der Andacht zu haben schien. >>Die Frau vor dir, die mit dem bauschigen Hut, ist der Grund. Es ist meine Tante Lucilla, bei der ich bei meiner Ankunft in London Unterschlupf fand. Sie würde Gott wohl um Donner und Blitze beten, wenn ich mich nicht mal wieder in der Kirche sehen lassen würde!<< Die Zeit schien sich nur so dahinzuziehen und während der Predigt des Priesters schienen Sherlys Augen wieder zuzufallen, doch jedes Mal, wenn sie wieder einzuschlafen drohte, folgte ein gezielter Hieb von mir an ihre Schulter. Der Priester bewegte sich auf die erste Reihe zu, da er nun die Hostie austeilen wollte. Er war schon mit der Reihe, in der die Privilegierteren saßen fertig, als plötzlich der Mann, der als erster die Hostie empfing zu spucken und zu würgen anfing, und dann aus der Bank fiel. Viele Schaulustige wollten sehen, was da vorne vor sich ging, doch Sherly und ich rannten durch die Menschenmenge hindurch zu dem Bewusstlosen. Ich rief, dass jemand einen Krankenwagen rufen soll und versuchte dann erste Hilfe an ihm, doch ohne Erfolg. Sherly bückte sich über den Mann, hörte sein Herz ab und sagt >>Er ist tot.<< Ein Schaudern ging in der ganzen Kirche um, einige ältere Damen schienen der Ohnmacht nahe zu sein als Inspektor Lupin entsetzt zu uns trat >>Um Gottes Willen, wie konnte das passieren? Mister Watson, sie sind Arzt, was sagen sie?<< Ich betrachtete das Gesicht des toten Mannes und sagte >>Nun, er kann nicht erstickt sein, seine Gesichtsfarbe zeigt keinerlei Veränderungen an. Es wäre möglich, dass er einen Herzanfall erlitt, das würde aber sein Husten und Würgen nicht erklären...<< >>Nein,<< unterbrach mich Sherly, >>Es gibt keine andere Möglichkeit, es war eindeutig Mord!<< >>Aber wie kommen Sie denn darauf?<< fragte Inspektor Lupin Sherly verwirrt. >>Glauben Sie etwa...?<< >>Ja,<< unterbrach Sherly ihn und beugte sich wieder über den Leichnam >>Sehen Sie die kleinen Blässchen oben am Gaumen? Ich würde sagen, dass irgendjemand die Hostie vergiftet hat!<<. Diese Aussage überzeugte mich wirklich von den Fähigkeiten meiner Mitbewohnerin. Sie, die ich vorher noch dösend neben mir in der Andacht sitzen sah, war nun hellwach und entdeckte kleinste Tatsachen, die selbst ich als Arzt erst viel später gefunden hätte. >>Was glaubst du, welches Gift war es?<< Ich kannte Sherlys Fachwissen über die verschiedenen Giftsorten, und sie hatte auch sofort eine Vermutung. >>Meiner Ansicht nach muss es sich um ein geruchloses Gift gehandelt haben, denn kein Mensch würde eine bitter oder süßlich riechende Hostie annehmen, nicht einmal von einem Priester. Das grenzt die Möglichkeiten sehr ein, was natürlich unser Vorteil ist. Es könnte irgend eine Dioxinverbindung gewesen sein, vielleicht war es aber auch Arsen.<< Inspektor Lupin durchsuchte nun die Taschen des Opfers und fand darin eine Geldbörse, einen Ausweis und einen scharlachroten Rosenkranz. >>So,<< sprach der Inspektor >>bei dem Mann handelte es sich um Edgar Stoner, er war unverheiratet und dreiundfünfzig Jahre alt.<< Plötzlich bemerkte ich in der Menschenmenge, die sich um uns versammelt hatte eine junge Frau, die herzzerreißend weinte. >>Onkel Edgar,<< schluchzte sie, >>Wer kann das nur getan haben?<< >>Watson,<< flüsterte Sherly mir zu, >>kümmere dich um die Dame und tröste sie. Vielleicht bekommst du irgendetwas Aufschlussreiches aus ihr heraus, während ich den Pater befrage.<<. Ich trat zu der hübschen Frau, und führte sie zu einer leeren Sitzbank. >>Also war der Verstorbene ihr Onkel?<< fragte ich. >>Ja,<< sagte sie, während sie sich die Tränen mit einem Taschentuch, das ich ihr gereicht hatte, wegwischte >>Mein einziger. Er war der Bruder meines verstorbenen Vaters und kümmerte sich immer um mich. Für ihn war ich wohl so etwas wie die Tochter, die er nie hatte.<< Langsam kam sie wieder zur Fassung. >>Vielen Dank für das Taschentuch, ich habe mich ja nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist Theresa Stoner. Onkel Edgar und ich, wir beide lebten allein in seinem Haus. Er hatte sehr viele Freunde, auch wenn er manchmal etwas stur war. Ich kann mir einfach nicht erklären, wer dies getan haben soll.<<. Ich erinnerte mich an die Worte von Sherly und wollte unbedingt ein paar Informationen. >>War ihr Onkel ein vermögender Mann?<< fragte ich sie. >>Wie kommen sie denn darauf?<< entgegnete sie mir erschrocken. >>Oh,<< stammelte ich. Ich hatte nur kurz meine detektivischen Fähigkeiten erprobt und hatte wohl Recht gehabt >>Sein teurer Anzug und die Tatsache, dass er in der ersten Reihe mit der höheren Gemeinschaft saß, ließen darauf schließen.<<. Nach dieser Erklärung antwortete sie wieder etwas ruhiger >>Ja, mein Onkel besaß ein großes Vermögen und außerdem einen Sitz auf dem Land. Aber er spendete einen Großteil davon an Hilfsorganisationen oder an diese Kirche. Er hatte auch ein freundschaftliches Verhalten zu Priester Poe. Onkel Edgar war ein sehr religiöser Mann, es verpasste keinen Gottesdienst am Sonntag.<< Nach strategischer Überlegung fragte ich Miss Stoner, ob sie ihrem Onkel den Rosenkranz geschenkt hatte, den wir in seiner Jackettasche gefunden hatte, was sie sofort bejahte. Ich hielt es für besser, mich nun mit der echten Meisterdetektivin zu beraten und ging zum Hochaltar, wo sie sich gerade mit Inspektor Lupin unterhielt. >>Gut gemacht, mein lieber Watson,<< ließ sie verlauten, als ich ihr die Informationen von Miss Stoner überbrachte. >>Ich habe mich gerade mit Priester Poe unterhalten und herausbekommen, dass die Hostien sich immer in einem Schließfach im Altar befinden, und dass niemand außer ihm und dem Kirchendiener einen Schlüssel dazu besitzen. Ich habe das Fach untersucht und ein paar sehr aufschlussreiche Kratzer am Schloss entdeckt. Nun können wir unsere Überlegung weiterführen, dass der Täter das Fach aufgebrochen und eine Hostie mit Gift versehen hat.<<. >>Aber Sherly, wie wusste der Täter, dass Mister Stoner die vergiftete Hostie bekommen würde?<<. >>Nun, hast du nicht bemerkt, dass der Priester erst an das Opfer austeilte? Wahrscheinlich hatte er kürzlich eine hohe Spende an die Kirche überwiesen, und so war ihm diese Ehre zuteil. Außerdem habe ich herausgefunden, dass Priester Poe immer die Hostien, die sich einem Kelch befinden, immer in einen Stapel ordnet, um sie besser greifen zu können. Ergo musste sich der Täter dessen bewusst gewesen sein. Also, ich mache mich auf die Suche nach dem Kirchendiener, ich habe noch ein paar wichtige Fragen an ihn.<<. Dieser befand sich inmitten der Menschenmenge, denn er war, wie er sagte, aus dem kleinen Raum, in dem er dem Priester immer zur Hand ging, gelaufen, als er die entsetzten Schrei der Frauen gehört hatte. Er stellte sich als Allan Chesterton vor und erklärte Sherly ausführlich, welche Dienste er in der Kirche verrichtete. >>Ich helfe dem Priester immer beim Anziehen seiner Kutte, kümmere mich um das Anzünden der Kerzen und schließe immer die Türen ab.<<. >>So ist das,<< Sherly klang sehr interessiert >>Welche Türen schließen sie denn ab?<< .>>Nun ja, die Tür zur Kammer, in der sich der Schrank mit den Kutten des Paters befinden und das Schließfach im Hochaltar. Den Haupteingang zur Kirch lasse ich, auf Geheiß von Pater Poe offen, denn er will bedürftigen Schäfchen eine Unterkunft gewähren.<<. Sherly und ich entfernten uns nach kurzer Zeit wieder von Mister Chesterton und sahen der Spurensuche, die gerade eingetroffen war, bei der Arbeit zu. >>Watson, ist dir an diesem Herren etwas seltsam vorgekommen?<< fragte mich Sherly ernst. >>Also ich würde sagen, dass er ein sehr verlässlicher, glaubwürdiger Mann ist.<<. >>Ja, es scheint so, doch irgendetwas kam mir an diesem Herren verdächtigt vor. Seine Hose hat keine Falten.<<. Nun konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen >>Aber Sherly, du willst doch dem armen Mister Chesterton doch nicht vorwerfen, dass seine Hose zu glatt ist.<<. >>Nein, das will ich nicht,<< gab sie grübelnd zurück >>Aber welcher Junggeselle bügelt seine Hosen so faltenfrei? Nicht einmal du, mein lieber Watson, der du stets auf Sauberkeit und Ordnung achtest, bekommst die Falten deiner Hosen ohne die Hilfe unserer Haushälterin so heraus.<<. Mir kam das Grübeln über so eine Nichtigkeit sehr komisch vor >>Vielleicht ist er ja verheiratet, er ist doch schon über dreißig.<<. Sherly verneinte dies und gab sofort zurück, dass er keinen Ehering trüge. >>Also muss Mister Chesterton eine häusliche Freundin haben, die ihm jeden Tag die Wäsche in Ordnung hält.<<. Wieder einmal hatte Sherly aus einer Kleinigkeit heraus eine wichtige Tatsache herausgefunden. Sie beobachte sehr genau die junge Miss Stoner, die seltsamerweise immer wieder hilflose Blicke an Mister Chesterton richtete. Ein Herr von der Spurensuche hatte Neuigkeiten für uns. >>Wir haben Spuren von Schuhabdrücken vor dem Altar gefunden, von denen wir wissen, dass sie nicht Priester Poe oder einem der Ministranten gehört. Außerdem fanden wir noch dies hier...<< Er hielt eine kleine rote Kugel in der Hand, die mir seltsam bekannt vorkam. >>Wir fanden sie in der Nähe der kleinen Kammer.<<. Nun schien Sherly ein Licht aufzugehen. Sie begutachtete noch einmal den Rosenkranz, den wir bei der Leiche gefunden hatten. >>Absolut identisch, aber dieser hier ist intakt.<< murmelte sie. >>So,<< sprach sie nun zu Inspektor Lupin, >>Die Leiche kann abtransportiert werden, ich habe alle Beweise gesammelt und herausgefunden, wer Mister Stoner vergiftet hat.<< Plötzlich war es in der gesamten Kirche still. >>Wie, jetzt schon, << stammelte Lupin >>Aber wie?<<. >>Ganz einfach,<< gab Sherly zurück, >>Ich habe alle Einzelheiten beachtet und kombiniert. Die eigentliche Tat wurde schon gestern Nacht verübt. Alles lässt darauf deuten, dass ein Fremder die unverschlossene Kirche betrat, das Fach im Hochaltar mit einem kleinen Schraubenzieher aufbrach und die erste Hostie, die oben auf dem Stapel lag vergiftete. Aber wie wusste der Täter, dass das Opfer nun die vergiftete Hostie bekommen würde? Es musste also eine Person gewesen sein, die über alles, was in der Kirche vor sich ging Bescheid wusste, denn sonst hätte sie nicht gewusst, dass Pater Poe die Hostien schon am Tag zuvor stapelt, damit er sie besser verteilen kann. Wer könnte dies also besser wissen als Mister Allan Chesterton?<<. Ein Murmeln ging in der Kirche um und Chesterton antwortete zornig >>Aber wieso sollte ich das Fach aufbrechen, wo ich doch den Schlüssel habe? Ich hätte doch nur unnötig Spuren hinterlassen!<<. >>Ja, dies wäre absolut sinnlos gewesen, aber so haben sie den Verdacht auf eine unbekannte Person gelenkt. Die Spuren und die Kratzer am Schließfach waren ihre volle Absicht, doch etwas haben sie unbeabsichtigt hinterlassen.<< Sherly trat nahe an Mister Chesterton heran und hielt ihm die kleine rote Kugel unter die Nase, worauf Chesterton schrecklich bleich wurde. >>Die hier, haben sie verloren, da ihr Rosenkranz, den Miss Stoner Ihnen geschenkt hatte an diesem Tag kaputt ging und sich unzählige solcher Kugeln nun in ihrer Tasche befanden. Es ist übrigens der Rosenkranz, von dem Mister Stoner auch einen geschenkt bekommen hatte.<< >>Wie kommen Sie darauf, dass Miss Stoner mir einen Rosenkranz schenken würde? Ich kenne sie ja kaum!<<. Sherly ging nun ein wenig im Kreis herum. >>Miss Stoner hat doch selbst gesagt, dass sie ihrem Onkel diesen Rosenkranz geschenkt hatte. Ein sturer, alter Mann, der es wohl niemals hätte dulden wollen, dass seine liebe Nichte ihn verließ, um Sie zu heiraten. Das war ihr Motiv, deshalb haben Sie ihn umgebracht, weil er der Hochzeit zwischen ihnen beiden im Weg stand.<<. Chesterton hatte einen zornigen Gesichtsausdruck und ballte eine Faust. >>Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ich mit Theresa nichts zu tun habe?!?<<. Geschockt hielt er sich die Hand vor den Mund. >>Theresa?, << gab Sherly spottend zurück >>Sie nennen sie beim Vornamen, wenn sie sich kaum kennen? Nun ja, etwas anderes brachte mich darauf. Erst einmal haben sie ein äußerst gepflegtest Äußeres für einen Junggesellen, wie ich meinem Helfer Watson schon erklärte. Und seltsamerweise hatte Miss Stoner einen schuldbewussten Blick, wenn sie Ihnen in die Augen sah, wahrscheinlich hatte sie längst herausgefunden, dass Sie der Täter waren. Außerdem fand ich eine äußerst eindeutige Inschrift auf der Rückseite des Jesus auf dem Rosenkranz von Mister Stoner. "Zur Versöhnung von euch beiden" steht dort. Und ich bin mir sicher, dass auf dem Überbleibsel Ihres Rosenkranzes das Selbe steht!<< Jeder in der Kirche blickte in diesem Augenblick auf Chestertons Gesicht. Er stand geschockt da, wusste selbst, dass er diesen Beweisen nicht mehr entgehen konnte und nach langem Schweigen sagte er >>Ja, ich war es. Aber ich habe es nur für dich getan Theresa! Und ich bereue es nicht, ich wollte doch nur in Frieden mit dir leben können. Wer konnte schon ahnen, dass dein Geschenk mich verraten würde?<< Tränen standen Chesterton und Miss Stoner im Gesicht, als sie sich ansahen. Während Inspektor Lupin ihm die Handschellen anlegte, umarmte sie ihn ein letztes Mal und sagte >>Ich werde auf dich warten, egal wie lange es dauern mag.<< >>Ein romantisches, wenn auch trauriges Ende, findest du nicht auch?<< fragte ich Sherly, als wir auf dem Weg nach Hause waren. >>Töricht, würde ich sagen. Liebe ist einer der häufigsten Gründe für Mord, doch immer wieder frage ich mich, ob es das wert ist.<<. >>Wenn man die beiden so sah, war es doch klar, dass er keinen anderen Ausweg fand. Mich wundert aber eher, wieso der Rosenkranz seiner Geliebten genau an diesem Tag gerissen ist. Vielleicht war es ja ein Zeichen Gottes?<<. >>Nun interpretierst du zu viel hinein, mein lieber Watson.<< sagte Sherly und lächelte mich an. >>Vielleicht hast du Recht...<< gab ich zurück, lehnte meinen Kopf in den Nacken und betrachtete den wolkendurchzogenen Himmel, aus dem sich nun ein kleiner Sonnenstrahl zeigte. Kapitel 4: Blutroter Schnee --------------------------- Da seit Wochen keine Aufträge mehr bei Sherly ankamen, versuchte sie ihrer Beschäftigungslosigkeit mittels eines kleinen Ausfluges zu entfliehen. Sie verfügte über einen riesigen Bekanntenkreis und deshalb nutzte sie ihre Bekanntschaften, um für ein paar Tage in Schottland unterzukommen Ein alter Freund von ihrem College lud sie freundlicherweise gleich in sein riesiges Anwesen in Glasgow ein. Natürlich bestand Sherly darauf, dass ich sie begleitete, doch meine Arbeit im Krankenhaus nahm mich derzeit so in Anspruch, dass ich ihr erst zwei Tage später folgen konnte. Sofort nach Beendigung meiner Frühschicht machte ich mich auf schnellstem Weg in die Oxford Street, um dort meinen gepackten Koffer zu holen und mich sofort auf zum Bahnhof zu machen. Der Zug, der mich nach Glasgow bringen sollte, stand schon bereit, deshalb suchte ich mir schnellstmöglich ein freies Abteil und ließ mich darin nieder. Die Stunden bis zur Ankunft schienen wie im Flug zu vergehen, da ich in ein interessanter Buch über die Wirkung von Placebo vertieft war. In Glasgow angekommen, erblickte ich Sherly schon auf einer Sitzbank, sie hatte sich trotz Schnee und Kälte darauf gesetzt und las ein Buch. Noch bevor ich bei ihr angekommen war, sah ich einen Mann um die Dreißig, der sie ansprach, nach einem kurzem Wortwechsel aber schnell wieder das Weite suchte. Ohne Zweifel hatte der Fremde versucht, Sherly zu einem Kaffee einzuladen, oder ihr wenigstens ihre Telefonnummer zu entlocken, aber weshalb war er so schnell wieder gegangen? Meine Mitbewohnerin war ohne Zweifel eine gutaussehende Frau und wurde oft von alleinstehenden Männern angesprochen, doch als ich Sherly näher kam, konnte ich den Grund für die Flucht des Fremden erahnen. Der Titel des Buches, in das Sherly so vertieft war lautete "Der Beginn der Leichenstarre und wie er sich verzögern lässt". Kein sehr schmeichelhafter Buchtitel, doch viel eher war es wohl die bissige Antwort von Sherly gewesen, die den Mann verschreckte, denn sie machte einen höchst belustigten Eindruck. Nachdem wir uns begrüßt hatten, musterte sie mich kurz und sagte dann <> wendete sie sich an den Butler, <> Der Butler überlegte kurz und sagte dann <<Übers Dach! Von dort aus würde man ihn wohl am besten erreichen können. Während Mister Fletcher uns den Weg zeigte, fragte ich ihn, wer der gehängte Mann denn sei. <>. Mister Fletchers Gesicht wurde noch blasser als zuvor, also ersparte ich ihm vorerst noch die Fragen über das Opfer. Wir erreichten die Dachstube, in dem alte Möbel und verstaubte Kisten standen. <> Der Butler öffnete das Fenster, dass sich an der Dachschräge befand und half Sherly hinauszusteigen. Kaum als sie auf dem Dach stand, setzte ich an um ihr zu folgen, doch sie hielt mich zurück <> Verwundert fragte ich sie, was denn los sei. <> Nach ungefähr einer halben Stunde trafen Vetreter der schottischen Polizei und der Krankenwagen ein, der aber nichts mehr für das Opfer tun konnte. Sherly erklärte Kommissar Stout den Sachverhalt und mit ein paar Kollegen konnte er den toten Mister Weyermoor bergen. Die Leiche wurde gründlich untersucht, ich selbst legte noch eine ärztliche Erklärung ab <> <> warf Sherly ein, <> <> fuhr ich fort, <>. Sherly untersuchte noch die Stelle, an dem wir das Hausmädchen Miss Milton gefunden hatten und entdeckte Erstaunliches. Neben den Fußspuren, die die Polizei hinterlassen hatte und denen, die von uns selbst stammten konnte man drei einzelne Blutflecken erkennen. <> fragte sie mich plötzlich, <>. Ich hatte die Leiche gründlich untersucht und keine offenen Wunden gefunden, also verneinte ich dies. <>. Kommissar befragte noch die Bediensteten im Haus, ob sie irgendetwas Seltsames mitbekommen hätten, doch jeder verneinte dies. Plötzlich erschien ein junger Mann, der noch Mantel und Handschuhe trug, und blickte schockiert auf die Leiche <> wandte er sich an den Butler, <>. Mister Fletcher erklärte ihm alles, was während seiner Abwesenheit passiert war, worauf der Mann seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Nach einer kurzen Zeit fragte Kommissar Stout den Mann <>. Der Fremde hatte sich wieder gefasst und antwortete <>. <> warf Sherly ein und Mister Fletcher führte uns in das Büro des Verstorbenen, an dem er sich wahrscheinlich das letzte Mal aufgehalten hatte. Mister Weyermoor junior setzte sich auf den Lehnsessel, der am Schreibtisch stand und der Butler brachte Sherly, Kommissar Stout und mir Stühle, auf denen wir ebenfalls Platz nahmen. Der Kommissar stellte sofort ein paar wichtige Fragen, darunter auch, was Mister Weyermoor in der Zwischenzeit gemacht hat, als sein Vater ermordet wurde. <>. Daraufhin schilderte er uns noch sein Verhältnis zu seinem Vater, das ich hier überspringen werde. Sherly wirkte während der ganzen Unterhaltung wie in Gedanken versunken, als Mister Weyermoor sich aber aus dem Zimmer begab, um mit den Dienstboten zu reden, sprang sie plötzlich auf und untersuchte das Büro. Danach öffnete sie das Fenster und überprüfte alles sehr sorgfältig. Da ich Sherly nicht bei ihren Untersuchungen stören wollte, begab ich mich zur Tür, aber gerade, als ich diese öffnete, sagte sie plötzlich <> Ich ging zum Fenster, blickte nach draußen und wendete mich dann verwundert an Sherly, die dringlich auf die Haken deutete, an denen normalerweise die Blumenkästen befestigt sind. <>. Ich tat, wie mir geheißen und plötzlich fielen mir ein paar Fäden auf, die noch an den Haken hingen <> sagte ich zu meiner Mitbewohnerin, worauf ihr hübsches Gesicht ein glückliches Lächeln aufwies <> Ich suchte das ganze Haus ab, angefangen beim Dachboden arbeitete ich mich zur Küche hinunter. Schon etwas entmutig durchsuchte ich die Wandschränke, als mir plötzlich eine alte Kiste auffiel, die weit nach hinten geschoben wurde, wo man sie kaum sah. Ich öffnete sie, und als sich die Staubwolke legte entdeckte ich das gesuchte Seil. Stolz auf meinen Fund, begab ich mich wieder in den ersten Stock, in dem auch das Büro lag. Sherly untersuchte sofort das Seil und murmelte Sachen wie <> erhob sie endlich ihre Stimme wieder, <>. Ich tat, wie mir geheißen und führte den verwirrten Kommissar und Mister Weyermoor herein. <> lies Kommissar Stout verlauten, wurde aber von Sherly unterbrochen <>. <> fragte der Inspektor erstaunt. <> sagte Sherly schmunzelnd und führte uns dann an das Fenster, um mit ihrem Vortrag zu beginnen. <> fuhr sie fort, <> Alle starrten überrascht auf den Sohn des Opfers. Dieser machte einen schockierten Eindruck, fasste sich aber wieder und gab Sherly die Antwort <>. Sherly lies sich keineswegs von ihrer Theorie abbringen und zündete sich lässig einen Zigarette an <>. Alles war ruhig, jeder wartete auf die Reaktion von Mister Weyermoor. Dieser hatte sein Gesicht gesenkt und blickte auf seine verhüllten Hände. Langsam zog er am Handschuh seiner rechten Hand aus und zeigte uns seine Handfläche. Vertrocknetes Blut klebte noch an der frischen Wunde, die Gewebsflüssigkeit, die austrat, zeigte mir, dass die Verletzung erst vor kurzem zu Bluten aufgehört hatte. Schuldbewusst blickte er Sherly in die Augen und sagte <> <> Sherly zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch in die Höhe. Mister Weyermoor lies sich Zeit mit seiner Antwort, begann aber dann zu sprechen <> Sherly und ich befanden uns auf dem Rückweg nach London, als sie plötzlich laut seufzte <>. Ich lächelte, denn Sherlys Gesicht nahm einen Ausdruck von Müdigkeit an, den ich noch nie an ihr gesehen hatte. <>. <> gab sie mir zur Antwort, <> ---------- Hoffentlich kann man die Erklärung mit dem Seil verstehen, ich habs schon im Kleinformat ausprobiert, müsste eigentlich funktionieren. Aber glaubt jetzt bloß nicht, dass ich mein Meerschweinchen aufgehängt habe (nein, nein, liebe Rosie *knuddel*). Freu mich immer über eure Kommentare, bye, chibizakuro Kapitel 5: Vergangenheit ------------------------ Die Scheiben des Spiegels im Badezimmer waren schon ganz beschlagen, als Sherly das Handtuch, dass sie um den Körper geschlungen hatte, fallen lies und sich in das heiße Badewasser legte. Der Stress, der seit Tagen auf ihren Schultern ruhte, schien von ihr herab zu fallen und sie schloss entspannt die Augen. Hier fand sie die Ruhe, die ihr nirgends sonst gewährt wurde. Sherly hatte sich ein richtiges Paradies im Badezimmer eingerichtet: neben ihr auf dem Badewannenrand stand ein Aschenbecher, ein Feuerzeug und eine Schachtel Zigaretten bereit. Außerdem lag ein sehr altes Buch dort, dass wohl schon sehr viel durchgemacht hatte. Sie griff nach dem Feuerzeug und einer Zigarette, zündete sie an und zog daran. Sie gab ein freudiges Stöhnen von sich, dann wendete sie sich dem Buch zu. Es hatte einen roten Ledereinband, die goldene Schriftzug, "Diary" war schon verblasst, doch noch gut lesbar. Auf der ersten Seite fand sich der Name der Person, der dieses Tagebuch einst gehört hatte: Odette Warren. Sherly begann zu lesen. 25. Februar 1878 Liebes Tagebuch, mir scheint, als hätte sich am heutigen Tag mein Schicksal verändert. Ich lernte einen Mann kennen, der vielleicht mein Leben beeinflussen wird. Ich war gerade auf dem Weg in die Bibliothek, und wollte gerade die Treppen zum Eingang besteigen, als ich auf dem glatten Boden ausrutschte. Ich verlor das Gleichgewicht, doch als ich nach hinten zu fallen glaubte, fassten mich zwei starke Hände von hinten und ich landete sanft an der Brust eines Mannes. Ganz beschämt von meinem Missgeschick bedankte ich mich bei dem Herrn, doch dieser sagte "Sie wollen doch auch in die Bibliothek, nicht wahr? Bitte begleiten Sie mich doch." Ich nahm das Angebot des Mannes an und er verriet mir gleich seinen Namen: Sherlock Holmes. Mir war, als hätte ich diesen Namen schon in der Zeitung gelesen, doch dies schien mir in diesem Moment nicht wichtig. Während er sich Bücher über Chemie aus den Regalen holte und ich mir "Ein Sommernachtstraum" durchlas, stellte er mir leise Fragen über mein Leben. Ich wiederum erfuhr nur wenig über seine Tätigkeiten, zum Beispiel, dass er fünfzehn Jahre älter als ich ist und normalerweise in London lebt. Es schien mir unschicklich, weiter danach zu fragen, auch wenn es mich sehr interessierte. Später lud er mich in ein nobles Cafe ein, wo wir uns weiter unterhielten. Während er seinen Earl Grey Tee trank, beobachte ich sein Gesicht ganz genau. Seine grauen Augen hatten etwas Mystisches an sich, seine Stirn zeigte schon etliche Falten. Allmählich erzählte er mehr von seinem Leben, blieb aber dennoch sehr ungenau, was seinen Beruf anging. Hoffentlich finde ich mehr über ihn heraus, denn er lud mich für morgen zum Theater ein. Sherly überging ein paar Seiten des Tagebuchs, als suche sie nach einer bestimmten Stelle. Die Niederschriften ließen genau darauf schließen, dass sich zwischen Odette und Sherlock eine zarte Liebe entwickelte. 3. März 1878 Ich schwebe wie auf Wolken. Sherlock und ich haben uns zum ersten Mal geküsst. Wir standen vor meiner Haustür, die Schneeflocken hatten schon eine weiße Schicht auf seinen schwarzen Haaren gebildet, als er sich zu mir niederbeugte und sanft meine Lippen küsste. Langsam bin ich mir sicher, dass ich mit diesem Mann mein ganzes Leben verbringen möchte. (...) Wieder ein paar Seiten weiter schien der Höhepunkt dieser Liebe erreicht. 29. März 1878 Sherlock hat um meine Hand angehalten. Auch wenn wir uns erst seit knapp einem Monat kennen, hat er mir einen silbernen Ring mit einem Amethyst an den Finger gesteckt. Vor Glück bin ich ihm um den Hals gefallen, denn ich weiß, er wird mich glücklich machen. Auf die Frage, wo wir beide dann leben sollten, antwortete er, dass er mich nach London holen wird. (...) 17. April 1878 Mein Geliebter wird nach London zurückkehren. Er hat mir endlich gestanden, dass er als Detektiv arbeitet und den Fall, weshalb er nach Paris kam, gelöst habe. Mir kamen die Tränen, als er sagte, dass er mich in ein paar Monaten nach London bringen würde. Ich weiß nicht, wie ich diese lange Zeit überstehen werde. Auf die Frage, wieso ich ihm nicht schon jetzt folgen könne sagte er nur, dass er erst sein Leben in Ordnung bringen müsse. Er klang sehr traurig, als er dies sagte. Deshalb konnte ich ihm auch nicht die freudige Botschaft mitteilen, dass ich sein Kind unter meinem Herzen trage. Ich werde es ihm gestehen, wenn die Zeit reif ist. (...) 22. Januar 1879 Ich halte nun den Sohn meines geliebten Sherlocks in den Händen, von dem er immer noch nichts weiß. Ich gab ihm den stolzen Namen Henry und hoffe, dass ich endlich eine Nachricht seines Vaters erhalte. Denn ich will ihm nicht per Brief die Nachricht seines Sohnes mitteilen. Täglich sehe ich in den Briefkasten und hoffe auf einen Brief meines Geliebten. Ich bete zu Gott, dass es ihm gut geht und dass er bald seine Familie nach London holt. (...) Ein halbes Jahr später traf ein Brief von Sherlock Holmes ein, er ist auf die letzte Seite des Tagebuches eingeklebt. Geliebte Odette, mit Bedauern muss ich dir mitteilen, dass ich dich nicht nach London holen kann. Es tut mir Leid, dich so lang warten lassen zu haben. Auch wenn ich dich von tiefsten Herzen liebe, im Innersten weiß ich doch, dass ich dir nie ein sicheres Leben an meiner Seite bieten könnte. Ich bitte dich, nimm den Ring ab, den ich dir einst schenkte und finde einen Mann, der dir das geben kann, dass ich nicht vermag. In ewiger Treue, dein Sherlock Holmes. Als dieser Brief ankam, war Odette Warren schon, wie es schien, an gebrochenem Herzen gestorben. Sherlys Urgroßvater Henry wurde bei entfernten Verwandten aufgezogen, doch dieses Tagebuch wurde ihm vermacht, damit er immer von seiner Herkunft wusste. Sherly schlug gerade das Buch zu, als es an der Tür klopfte. "Sherly?" es war Watsons Stimme, die Sherly aus der melancholischen Stimmung holte. "Es tut mir Leid, dich stören zu müssen, aber ein gewisser Duke Blunt ist am Telefon. Er sagt, er habe einen neuen Fall für dich." "Sag ihm, dass ich gleich für ihn da bin." Etwas genervt stieg Sherly aus der Badewanne, trocknete sich sorgfältig ab und zog sich wieder an. Sie würde wohl später den Gedanken aus der Vergangenheit nachgehen müssen. --------- Oh je, liegt es daran, dass ich so lange nicht weitergeschrieben habe, oder warum ist der Teil so schlecht geworden *schluchz*. Hab mir nämlich die Sache zwischen Odette und Sherlock viel dramatischer vorgestellt. Also, richtet nicht zu hart über mich^^ bye, euer kleines Wolfsmädel Kapitel 6: Sterbender Schwan ---------------------------- Ich saß gerade in meinem Zimmer um ein paar Akten aus dem Krankenhaus zu durchsuchen, als plötzlich jemand an der Tür klopfte und diese auch öffnete. Sherly stand nun im Türrahmen und sah auf mich herab, ich, der an einem Schreibtisch saß, den ich kurz zuvor in mein kleines Zimmer zwischen Bett und Schrank geklemmt hatte. "Oh Watson, ich habe dir doch gesagt, dass du auch gerne meinen Schreibtisch benutzen kannst! Du solltest nicht dein kleines Zimmer in eine zugepferchte Kammer verwandeln." Ich schaute sie beschämt an, da mein Reich wirklich mit Möbeln zugestellt war. Der einst luftige, gemütliche Raum hatte sich durch meine innenarchitektischen Fähigkeiten nicht zum Guten verändert. Neben Kleiderschrank und Bett standen da noch ein winziger Chintz-Sessel, einer stummer Diener und der besagte Schreibtisch. Diesen hatte ich vorige Woche in einem schwedischen Möbelhaus gekauft, da ich mir eingebildet hatte, mehr Arbeit zu Hause zu erledigen. "Nun gut, Sherly" antwortete ich ihr, "ich werde den Schreibtisch wieder verbannen. Aber weshalb bist du hier? Ich dachte, du würdest einen Klienten besuchen." Die Detektivin wischte eine dunkle Strähne aus ihrem Gesicht und sagte "Eigentlich bin ich gekommen, um zu fragen, ob du mich ins Opernhaus begleitest." Ich wurde rot, als ich das hörte. Sherly wollte mit mir ausgehen? Wir kannten uns jetzt seit etwa vier Monaten und noch nie waren wir außergeschäftlich aus gewesen. Ich wollte ihr schon mein Zusagen versprechen, als sie fort fuhr. "Es gab einen Mord während einer Ballettaufführung. Ein Unbekannter hat die Hauptdarstellerin nach Fallen des Vorhangs mit einer Pistole erschossen. Inspektor Lupin hat mir am Telefon noch nicht mehr verraten, also ist es wichtig, dass wir bald aufbrechen." Ich hatte große Schwierigkeiten, meine Enttäuschung zu verbergen. "Oh...in Ordnung, also ich meine, ich werde dich gerne begleiten." Stotterte ich, worauf Sherly lächelte und das Zimmer verließ. Betrübt legte ich die Akten auf einen Stapel und ging ihr nach. Nach kurzer Fahrt im Taxi hatten wir das kleine Opernhaus im Zentrum Londons erreicht. Die zahlreichen Polizeiwägen vor dem alten Gebäude zeigten uns, dass die Ermittlungen in vollem Gange waren. Der Inspektor trat uns mit einer Miene entgegen, die auf Schreckliches schließen lies. "Miss Warren, Dr. Watson, ich freue mich, Sie wieder zu sehen, auch wenn unter betrüblichen Umständen. Ich danke Ihnen, dass Sie meiner Bitte, herzukommen, so schnell gefolgt sind." "Nicht der Rede wert, Inspektor", antwortete Sherly und fragte kurz darauf "Wo befindet sich das Opfer?" "Noch auf der Bühne. Ich hielt die Spurensicherung bis jetzt zurück, damit sie alles untersuchen können. Doch ich habe kaum erfreuliche Nachrichten. Weder die Identität des Täters ist bekannt, noch hat er Spuren hinterlassen. Es ist fast so, als habe niemand ihn bemerkt." Lupin führte uns zur Bühne, wo sich uns ein unglaublich grauenvoller Anblick bot. Eine Frau, noch mit ihrem Kostüm bekleidet lag am Boden in einer riesigen Blutlache. Der ganze Boden war bespritzt und das Gesicht der Tänzerin hatte einen verzweifelten Blick behalten. Ich brauchte einige Zeit, um mich zu beruhigen und den Mut aufzubringen, das Opfer vorsichtig zu untersuchen. "Um Himmels Willen, ein direkter Kopfschuss! Wie konnte der Täter nur so genau zielen?" Auch Sherly beugte sich über die Leiche und betrachtete die Schläfe, die ein deutliches Einschussloch zeigte. Nach einer Weile fragte sie den Inspektor "Wann wurde das Opfer ermordet?" "Um 20:03 Uhr. Das wissen wir so genau, da das Stück um 20:00 Uhr endete und nur noch der Vorhang ein paar mal gehoben wurde, damit die Tänzer sich verbeugen konnten." "Das Stück musste demnach schon um 18:00 Uhr begonnen haben, also eine Frühvorstellung. Wieviele Zeugen gibt es?" "Wir haben genau 47 Zeugen vernommen, alle Aussagen passen zusammen." Antworte Lupin und gab Sherly noch genauere Informationen. "Das Opfer hieß Theresa Donaldson, war 21 Jahre jung und seit drei Jahren in diesem Haus als Tänzerin angestellt. Niemand habe bemerkt, dass sie mit jemandem nicht ausgekommen wäre, geschweige denn Feinde hätte. Also haben wir bis jetzt noch keinen Verdacht, wer der Mörder gewesen sein könnte." "Eine Frage noch, Inspektor, " fragte Sherly höflich, ohne den Blick von der Ermordeten zu wenden "Welches Stück wurde ausgeführt?" "Oh natürlich, ich vergaß Ihnen das zu sagen, Schwanensee war das Stück." "Und das Opfer spielte, wie ich annehme, die Rolle des Schwans?" "Ganz richtig", gab der Inspektor zurück und verabschiedete sich für kurze Zeit. Er habe eine dringliche Angelegenheit zu erledigen, die sich nicht verschieben ließe. So waren Sherly und ich allein auf der Bühne, abgesehen von ein paar Polizisten, die ab und zu wichtige Informationen für die weiteren Ermittlungen suchten. "Ein netter Mensch, dieser Walter Lupin, aber ein entsetzlicher Inspektor. Wie hat er es nur geschafft, in so jungen Jahren befördert zu werden?" sagte meine Mitbewohnerin leise, um die drückende Stille zu durchbrechen. Dann aber gab sie sich wieder ganz dem Schweigen hin, das zeigte, dass sie in einer Phase höchster Konzentration war. Aber nach etwa einer halben Stunde des vergebenen Spurensuchens verließ auch Sherly die Hoffnung. "Mein Freund, ich glaube, wir können uns nun nach Hause begeben. Ich werde mir nur noch schnell eine Liste der Gäste und der Balletttänzer geben lassen und dann machen wir uns auf den Weg. Ruf doch bitte schon mal ein Cab!"(Ja, genau, das ist Englisch und heißt Taxi XD) Auch drei Tage später war kein Ende des Falls in Sicht. Während Sherly gereizt am Schreibtisch brütete, wandte ich mich den schönen Dingen des Lebens zu. Gerade kam ich von einer Partie Schach, die ich im Gentleman's Club mit einem Bekannten gespielt hatte, als meine Mitbewohnerin wütend auf mich zukam. "Unglaublich", fauchte sie, "Du vergnügst dich mit einem Glas Sherry in der Hand in deinem Club und ich arbeite mich hier zu Tode. Nicht einmal diese idiotischen Leute aus dem Opernhaus sind fähig, mir die Informationen zu liefern, die ich brauche!" Sherly schimpfte immer weiter, während ich sie erstaunt anschaute. "Woher weißt du, dass ich Sherry getrunken habe?" fragte ich sie geschockt. Diese Frau wusste einfach alles. "Es ist zwar nicht wichtig, das zu erwähnen, aber wenn du es wünscht! Deine Finger haben es mir gezeigt. Sie zeigen immer noch die Maserung, die nur auf den Sherrygläsern der Gentleman's Club zu sehen sind. Meiner Meinung nach ist diese Gesellschaft sowieso absolut sinnlos, aber du scheinst deinen Spaß gehabt zu haben." Endlich hatte sich Sherly ein wenig beruhigt, während ich mich weiter über die Allwissenheit meiner Mitbewohnerin wunderte. Woher wusste sie nur soviel über meinen Club, wo ihn doch Frauen bekanntermaßen noch nie betreten hatten? Aber da ich wusste, dass Sherly mir solche Geheimnisse nicht offenbaren würde, fragte ich sie lieber über den aktuellen Fall aus. "Hast du immer noch keinen Verdächtigen im Visier?" "Keinen einzigen! Die Polizei tappt noch im absolut Dunklen und auch ich kann keine Spuren entdecken, die mich zum Täter führen würden! Dabei denke ich seit Tagen an nichts anderes mehr! Ach Watson, noch nie habe ich so lange gebraucht, um einen Fall zu lösen! Ich komme einfach nicht weiter!" jammerte die Meisterdetektivin, während sie sich ermüdet auf der Couch niederließ. Sie schloss die Augen, um sich ein wenig zu entspannen, als plötzlich das Telefon klingelte. Ich hob den Hörer ab und hörte die markante Stimme von Inspektor Lupin, der dringlich nach Sherly fragte. Diese sprang sofort auf und riss mir das Telefon aus der Hand. Belustigt legte ich endlich meinen Mantel ab und beobachtete meine Mitbewohnerin, die kurz darauf das Gespräch schon beendet hatte. "Watson!" rief sie "Schnell, wir müssen wieder ins Opernhaus. Ein Mann hat dort ein Geständnis abgelegt!" Verwundert griff ich nach meinem Mantel, den ich Sekunden zuvor an einen Haken gehängt hatte und folgte Sherly nach draußen. Im Opernhaus selbst hatte sich wieder eine Horde von Polizisten angesammelt und wir hatten Mühe, uns bis zum Hauptgeschehen vorzukämpfen. Dort fanden wir einen aufgewühlten Inspektor Lupin, der Sherly kurz das Geschehen erläuterte. "Heute um 20:07 Uhr hat sich Michael Buckley vom Opernhaus aus bei der Polizei gemeldet und gesagt, dass er die Tat begangen haben sollte. Er arbeitet seit sieben Jahren hier als Elektroniker und machte immer einen anständigen Eindruck. Mr. Buckley sitzt bewacht im Büro des Inhabers des Hauses. Dort können Sie in erneut verhören, auch wenn er wohl schon alles gesagt hat." Lupin führte uns still in das Büro, vor dem zwei Polizisten standen um Wache zu halten. Auch ich wollte hier draußen warten, doch Sherly zog auch mich in den Raum. Mr. Buckley saß ruhig vor dem Schreibtisch des Inhabers und gab auch nach unserer Begrüßung keinen Ton von sich. Meine Mitbewohnerin setze sich auf einen großen Drehstuhl, während ich mir weiter hinten einen Platz suchte, um nicht zu stören. Da ich Stift und Papier bereit hatte, konnte ich das Verhör wortgenau wiedergeben. "Also Mister Buckley, mein Name ist Sherly Warren und ich muss Ihnen bezüglich Ihres Geständnisses ein paar Fragen stellen." "A-aber die Polizei hat mich doch schon verhört, ist das denn wirklich nötig?" warf der Mann plötzlich ein. "Wie es scheint sind nicht alle Fragen geklärt, also ist es wohl unausweichlich, dass auch ich ein paar Antworten bekomme. Nun gut, ich nehme an, dass Sie das Opfer kannten?" "Ja, aber ich kannte Miss Donaldson nicht allzu gut. Wir sahen uns nur recht häufig bei der Arbeit. Ich kümmere mich um die Elektronik hier und deshalb sah ich sie manchmal beim Training auf der Bühne." "Wie lang war Miss Donaldson in diesem Opernhaus tätig?" "Nun, ich denke, so ungefähr zwei Jahre. Aber genau kann ich das nicht sagen." "Wie war das Verhältnis zwischen Ihnen beiden?" "Da ich sie nicht unbedingt gut kannte, war ich ihr eigentlich egal. Aber ich hatte von Anfang an eine Abneigung gegen sie." "Hatte das einen bestimmten Grund?" "Eigentlich nicht", der Verhörte schwieg einen Augenblick "Sie war mir einfach zu hochnäsig." "Und deshalb..." "Habe ich sie erschossen, ja." Es fuhr mir ein kalter Schauer über den Rücken, als er das sagte. Keine Reue war in seinem Ton zu hören, nicht einmal ein bisschen Mitgefühl. Sherly aber lies sich davon nicht stören. "Wie und weshalb haben sie Miss Donaldson erschossen?" "Es war genau, nachdem die Aufführung beendet war. Sie stand wie immer hinab lassend auf der Bühne, die anderen Tänzer waren gerade auf die andere Seite des hinteren Bühnenraumes verschwunden. Kurz bevor der Vorhang gehoben werden sollte, habe ich einfach abgedrückt. Die Waffe hatte ich schon seit Jahren, ich trug sie zum Schutz bei mir. Weshalb ich sie erschossen habe, weiß ich selbst nicht. Wahrscheinlich war es ihr Blick, der mir sagte, dass ich ein niederes Wesen wäre und unter ihr stehen würde. Die Verlockung, das nie wieder sehen zu müssen, war einfach zu groß." Sherly schaute Mister Buckley lange an. Der Mann mit dem schütten Haar konnte diesem Blick nicht standhalten und blickte beschämt zu Boden. Nach kurzer Zeit sagte die Detektivin schließlich "Vielen Dank, Mister Buckley, Sie haben mir sehr geholfen." Schnell verließ sie das Büro und auch ich stand auf und ging zur Tür. Nachdem ich diese geschlossen hatte, fragte ich leise "Und Sherly, was denkst du?" Meine Mitbewohnerin lies einige Sekunden verstreichen, bevor sie antwortete "Es kommt mir alles etwas seltsam vor. Die einzelnen Teile scheinen nicht richtig zusammenzupassen." Dann wandte sie sich an Lupin "Inspektor, am besten wird es sein, wenn sie den Verdächtigen in Untersuchungshaft nehmen, ich werde aber noch ein wenig nachforschen." Bevor wir das Opernhaus erneut verließen, zog Sherly einen gefalteten Zettel aus ihrer Jackentasche. Es war eine Liste mit Namen, die mir einigermaßen bekannt schienen. "Dreizehn Balletttänzer, die erst vor kurzem entlassen wurden oder eine andere Stelle annahmen. Vier davon haben kurze Zeit mit dem Opfer zusammengearbeitet, sie sind rot markiert. Hoffentlich finde ich auf diese Weise ein paar Hinweise." Wir gingen weiter den Gang entlang, während ich mir die Namen einprägte: Adriane Miller, Julia Simmons, George Craddock und Cilia Livingstone. Vor einiger Zeit hatte ich hier ein Ballett besucht und wohl ein paar dieser Namen auf dem Aushang gelesen. Berühmt waren diese Tänzer noch lange nicht, doch zeigten sie alle ein gewisses Talent, das ihnen zu Ruhm verhelfen könnte. Plötzlich unterbrach Sherly meinen Gedankengang und fragte "Kümmerst du dich George Craddock und Cilia Livingstone? Dann habe ich genügend Zeit, mich mit den anderen beiden zu unterhalten. Die Telefonnummern stehen daneben, wenn du sie brauchst." So schickte sie mich zu einer nahe gelegenen Telefonzelle, von wo aus ich die Tänzer befragen konnte. Aber leider hatte George Craddock keinen nahen Kontakt zum Opfer gehabt und Miss Livingstone das Land vor drei Wochen verlassen. Also kehrte ich ohne aufschlussreiche Informationen zum Opernhaus zurück. Dort fand ich Sherly, die noch immer mit dem Handy telefonierte. Sie beendete das Gespräch sehr schnell und schnappte sich schnell ihre Jacke. "Watson, besser hätte es nicht laufen können. Ich habe mich mit Adriane Miller unterhalten und erfahren, dass Julia Simmons wegen der Toten entlassen wurde! Die beiden hatten große Schwierigkeiten miteinander und da das Opfer mehr Talent aufwies als Miss Simmons, verlor diese ihre Stelle. Wir werden sie aufsuchen, bestimmt wird uns das viel über das Opfer sagen." Nach kurzer Zeit mit dem Taxi kamen wir in der Chatwin Street an. Als dort ankamen wurde uns aber von der Haushälterin berichtet, dass Miss Simmons schon vor einem Monat zu ihrem Freund gezogen war. Sherly bat die alte Frau um die neue Adresse und bekam diese auch nach längerem Verhör ausgewiesen. Wieder folgte eine Taxifahrt, diesmal in ein entferntes Wohngebiet im Westen Londons. Meine Mitbewohnerin zog den faltigen Zettel aus der Tasche und sagte "Das Haus da drüben muss es sein. Wir müssen es im dritten Stock probieren." Schnell war die Wohnung gefunden und der Name verriet uns, dass ein William Bramson hier lebte. Doch als uns auch nach längerem Klopfen niemand öffnete, wurde ich ungeduldig. "Sollen w..." fing ich an zu fragen, als Sherly mich mit einem Zischen unterbrach und einen Finger auf die Lippen legte. Sie horchte die Tür ab und sagte kurz darauf "Jemand befindet sich dort drinnen, am besten öffne ich das Schloss hiermit." Sie hielt mir einen kleinen Dietrich unter die Nase und ich wunderte mich über ihre unkonventionellen Methoden. Mit schlechtem Gewissen beobachtete ich, wie die Meisterdetektivin das Schloss bearbeitete und dann die Tür öffnete. Leise betraten wir die Wohnung und gingen in die Küche, von wo ein Schluchzen zu hören war. Dort befand sich eine junge Frau, die auf dem Boden saß und weinte und bei unserem Anblick zusammenschreckte. "Was wollen sie hier?" fragte sie verstört. "Verlassen Sie sofort unsere Wohnung!" "Keine Sorge, wir sind nur hier, um sie zu einem Todesfall zu befragen." Antwortete Sherly leise, wobei die Augen der Frau, von der ich wusste, dass sie Julia Simmons war, voller Angst weiteten. Schnell warf sie sich schützend vor eine Tür, die zum Schlafzimmer führte. "Nein, nein!" schrie sie "Lassen sie uns in Ruhe!" Von ihrem seltsamen Verhalten misstrauisch gemacht, hielt ich ihre Hände fest, damit Sherly die Tür öffnen konnte. Vom Schreien von Miss Simmons abgelenkt, bemerkte ich erst kurze Zeit später den süßlich Geruch von Verwesung und den entsetzten Gesichtsausdruck meiner Mitbewohnerin. Ein Mann, um die dreißig, hing aufgehängt an der Decke, und das wohl schon seit Tagen. Sherly berührte den Leichnam an der Hand und flüsterte "Schon erkaltet und längst steif. Watson, " rief sie mir zu "Bitte verständige die Polizei, ein Notarzt kann hier nichts mehr machen." Ich wartete keine Sekunde und rief schnell die Polizei, die keine zehn Minuten auf sich warten lies. In dieser Zeit versuchte Sherly, etwas aus Miss Simmons herauszubekommen. Diese hatte sich ein wenig beruhigt, weinte aber so erbärmlich, dass man fast kein Wort verstehen konnte. "Ich schwöre, ich habe ihn nicht umgebracht!" schluchzte sie "Letzte Woche kam ich wieder in unsere Wohnung, und da hing er. Er hat sich selbst getötet!" Sie brauchte einige Zeit, bis sie wieder richtig sprechen konnte und fuhr dann fort. "Dieses Schwein! Sehen Sie, was er mir zurückgelassen hat!" Miss Simmons reichte Sherly ein Stück Papier, auf dem gekritzelt stand "Ich habe es für Theresa Donaldson getan, die Frau, die ich liebte!" Wieder ergriff die weinende Frau das Wort "Diese Verdammte... Sie hat ihn nicht einmal geliebt! Und aus unerwiderter Liebe hat er sich erhängt! Dabei hatte er doch mich, wieso hat er das nur getan?" Mit einem Taschentuch wischte sie sich die nicht enden zu wollenden Tränen ab. Weshalb sie so viel erzählte, weiß ich bis heute nicht, vielleicht wollte sie einfach ihre Seele erleichtern. "Ich arbeitete als Ballerina im Opernhaus und tanzte im selben Stück wie Theresa. William war ihr Manager, doch als sie vor zwei Monaten die Verbindung zu ihm trennte, nahm er mich unter seine Fittiche. Ich habe ihn wirklich geliebt, auch wenn er immer nur noch Augen für sie hatte. Ich wusste es die ganze Zeit aber wollte es einfach nicht wahrhaben. Immer wieder traf er sich mit ihr und versuchte sie zu überzeugen, wieder zu ihm zurückzukehren. Aber Theresa hat ihn angeekelt zurückgestoßen und gesagt, er solle sie endlich in Ruhe lassen. Dieses Miststück! Kurz zuvor hatte sie meine Stelle im Ballett auf dem Gewissen und dann brachte sie auch noch meinen Freund zur Verzweiflung. Als ich eines Abends vom Einkaufen zurückkam, habe ich ihn hier gefunden, aufgehängt und schon tot! Ich brachte es einfach nicht übers Herz, die Polizei zu rufen und schmiedete einen Plan. Die Teuflin sollte büßen, was sie mir angetan hatte! Nach der Uraufführung von "Schwanensee" habe ich sie dann erschossen. All das Blut, das ihren Körper hinunterströmte, das werde ich nie vergessen. Wie glücklich mich das machte!" Zwischen ihren Schluchzen lies sie ein schauderhaftes Lachen aufkommen. "Nur dieser Idiot von Buckley hat mich gesehen. Aber ich konnte ihn für mich gewinnen, da er schon seit Jahren in mich verliebt ist. Er hat gesagt, dass er mich auf jeden Fall beschützen wird." Wieder lachte sie, doch nach der kurzen Pause, die sie eingelegt hatte, klang ihre Stimme belegt und rau "Mein Leben habe ich für William aufgegeben, dabei hat er mich nicht einmal geliebt! Wie dumm ich nur war." Während sie wieder mit den Tränen kämpfte, war die Polizei schon angekommen. Erst als ihr die Handschellen angelegt wurden und sie hinausgeführt wurde, blickte sie ein letztes Mal zurück. Zurück auf den Mann, der ihr Leben zerstört hatte. Eine Woche später kämpften wir immer noch mit dem Geschehenen. Sherly war inzwischen bei zwei Schachteln Zigaretten am Tag angekommen und überhörte meine Predigten von Lungenkrebs schon ganz. Dass bald der Prozess um Julia Simmons beginnen würde, hatte sie in eine schwermütige Stimmung gebracht, aus der sie nicht so schnell herauskommen würde. Doch gerade mit diesem Fall, an dem sie so lange zu kämpfen gehabt hatte, wurde sie eine der berühmtesten Detektive in ganz London. Kapitel 7: Ende --------------- So, hiermit schließe ich New Sherlock (vorläufig) ab. Eine seit Ewigkeiten andauernde Inspirationslosigkeit zwingt mich leider dazu. Dabei ist New Sherlock meine allererste Story gewesen. Aber nicht traurig sein, vielleicht kann ich Sherly und Watson noch ein glorreiches Ende verschaffen. bye, eure chibi_zakuro PS: Das letzte Kapitel wurde gestrichen, da ich mich einfach nicht damit anfreunden konnte (Wie könnte ich Shery nur besoffen werden lassen?). Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)