Am Anfang war die Dunkelheit von das_Diddy (mal ne n bisschen andere Version...) ================================================================================ Kapitel 3: Wenn du weinst... ---------------------------- Wenn du weinst... Harukas Augen brauchten nur einen kleinen Augenblick um sich an das düstere Licht der Krypta zu gewöhnen, doch schon bevor das passiert war, spürte er Kantarous Anwesenheit. Hier war er also richtig... "Da bist du ja endlich." Blitzschnell drehte er sich um und starrte den Priester überrascht an. Dieser stand in einem Bannkreis, von dem unheimlich düstere Energien ausgingen. "Endlich hab ich alle Teile zusammen um die Zeremonie zu vollenden und du bist hier....Luzifer!" "Was reden Sie da für einen Unsinn? Mein Name ist Haruka und von was für einer Zeremonie reden Sie überhaupt?" "Natürlich von der Zeremonie, die notwendig ist um dich zu beschwören, deine wahren Kräfte zu entfesseln. Alles ist vorbereitet. Ich brauche nur noch das Blut der 100. Jungfrau." Eilig wandte sich der Pfaffe um und ging zu einem kleinen Altar. Was hatte dieser Typ nur vor? Blut einer Jungfrau? Haruka befürchtete nun halb versehentlich das Rätsel um die verschwundenen Mädchen gelöst zu haben und als er neben dem Altar die Lanze und den Kelch stehen sah, war er sich dabei sogar sehr sicher. Wen auch immer der Prediger also hier festhielt um sein Blut für irgendeine schwachsinnige Zeremonie zu nutzen, Haruka durfte es nicht zulassen! Vorsichtig schlich er sich näher an den Priester heran und entwand ihm das Messer, mit dem er gerade auf sein Opfer einstechen wollte. Mit einem gezielten Schlag beförderte ihn an die gegenüberliegende Wand. Dann wandte er sich dem Altar zu und...erstarrte... "Kantarou! Verdammt, wach auf!" Verzweifelt packte er den jungen Mann an den Schultern und versuchte ihn wachzurütteln. Endlich gelang es ihm und Kantarou schlug die Augen auf. Doch der Blick mit dem er Haruka begegnete, ließ dem Tengu einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Was hatte ihm dieser Typ nur angetan...? Kantarous Blick war so voll Schmerz und Verzweiflung, dass es noch nicht einmal Haruka kalt ließ. Hinzukam, dass Kantarous Gewand vollkommen rot gefärbt war von seinem eigenen Blut. Es erschien ihm fast wie ein Wunder, dass er überhaupt die Augen aufmachen konnte. "...Haruka....." So viel Schmerz.... "Ich bin hier. Hab keine Angst." Erst jetzt schien Kantarou wirklich zu begreifen, dass Haruka tatsächlich vor ihm stand. Schlagartig änderte sich sein Blick und er versuchte ihn anzugrinsen. "Das hat ja ganz schön lange gedauert.", sagte er mit brüchiger Stimme. Zum ersten Mal bemerkte Haruka, dass Kantarous immerwährende Fröhlichkeit nur gespielt war. Nicht nur jetzt. Immer. Warum war ihm das nie vorher aufgefallen...? Vorsichtig half er Kantarou auf. Bei dieser Gelegenheit betrachtete er gleich noch seine Wunden genauer. Es waren unglaublich viele, teils eindeutig von Peitschenhieben, teils konnte er die Ursache nicht genau bestimmen. Kantarou war so schwach, dass er nicht allein stehen konnte. Zwar versuchte er es trotzdem, doch Haruka war sofort zur Stelle und half ihm, doch irgendwie schien das Kantarou unangenehm. War er plötzlich zu stolz geworden um sich helfen zu lassen? Plötzlich hörten sie aus der Ecke ein gequältes Stöhnen und der Wahnsinnige richtete sich wieder auf und kam mit der Lanze in der Hand auf sie zu. "Es ist noch nicht vorbei..." "Doch, das ist es." Haruka sah Kantarou verwundert an. Der junge Mann hatte Priester bei diesen Worten nicht angesehen und auch jetzt wich er selbst Harukas Blick aus. Was war hier nur geschehen? Der Priester baute sich vor ihnen auf und grinste. "Ach ja? Dann ist es dir egal, wenn ich ihm von deinen "kleinen Geheimnissen" erzähle?" Haruka sah Kantarou verwirrt an, doch dieser ignorierte ihn. "...ja....es ist mir egal." Seine Worte klangen gequält, aber den Katholiken schienen sie regelrecht zu schockieren. "Das ist nicht dein Ernst! Du kannst doch nicht einfach..." "Doch, ich kann!" Langsam gewann Kantarous Stimme wieder an Stärke. Der Engländer wich vor ihnen zurück. Ein panischer Ausdruck trat auf sein Gesicht, als er merkte, dass sein einziges Erpressungsmittel null und nichtig war. Doch plötzlich grinste er wieder und hielt den Kelch und die Lanze in die Höhe. "Es ist Zeit für die ZEREMONIE!!!" "Sie wissen doch selbst, dass das nicht möglich ist. Sie haben nicht genügend Opfer.", sagte Kantarou mit noch etwas schwacher Stimme. "Ich habe zwar keine 100 Jungfrauen geopfert, aber die Energie der Reliquien reicht trotzdem aus. Nun ist es endlich soweit. ICH BESCHWÖRE DICH, LUZIFER!!!" Er richtete die beiden heiligen Gegenstände auf Haruka, der ihn aber lediglich noch verwirrter ansah. "Was...?" Kantarou lächelte leicht. "Sie können noch ewig so stehen bleiben. Es wird nichts passieren. Bevor sie mich niedergeschlagen haben, hatte ich noch Zeit die beiden heiligen Gegenstände zu säubern....natürlich mit Weihwasser." Der Priester wurde kalkweiß und sank zu Boden. "....es ist aus....ich habe verloren.......", stammelte er leise. Haruka bemerkte wie Kantarou den Mann voll Abscheu anschaute. Dann wand er den Blick ab und sah zu Boden. "Bitte bring mich hier weg, Haruka...." Haruka wusste, dass es jetzt keinen Sinn hatte Fragen zu stellen. Außerdem war Kantarou schwer verletzt und brauchte dringend einen Arzt... Ohne weiter zu zögern drehte er sich um und verließ mit Kantarou in den Armen die Krypta... "Was hat der Arzt gesagt?", erkundigte Haruka sich. "Ich kann nächste Woche das Krankenhaus verlassen." Gestern hatte Haruka Kantarou ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte waren von seinem Zustand regelrecht schockiert gewesen und hatten ihn sofort behandelt, doch mit Haruka hatte niemand geredet und das obwohl er die ganze Nacht hier geblieben war. ,Auskunft nur an Familienmitglieder' - das hatte man ihm gesagt. Wenigstens schien es Kantarou wirklich schon um einiges besser zu gehen, was Haruka doch ziemlich beruhigte. Er betrachtete Kantarou noch einmal genau. Seine Verletzungen waren versorgt und man kümmerte sich hier gut um ihn, also konnte er sich nun endlich mit ruhigem Gewissen schlafen legen. Er war todmüde. "Na dann kann ich ja gehen. Ich schick dir heute Nachmittag Yoko vorbei, damit sie dir neue Sachen bringt." "Ist okay." Kantarou lächelte ihn fröhlich an. "Dann mach's gut." "Sayonara....Ach, und übrigens... deine Teeschale behalte ich mal lieber vorerst hier." "WAS?!" Schockiert sah Haruka den jungen Mann an, der grinsend vor ihm saß und seine Schale in der Hand hielt. Woher hatte er sie nur oder besser gesagt: wann hatte er sie Haruka abgenommen??? "Das ist nur eine Sicherheitsmaßnahme, damit du nicht einfach verschwindest, während ich hier im Krankenhaus bin. Wenn ich wieder zu Hause bin, kriegst du sie wieder. Also dann, sayonara." Entnervt Haruka wandte sich um und verließ das Zimmer, der Einfachheit halber, gleich durch das Fenster. Kantarou sah ihm noch einen Augenblick nach. Vorsichtig stellte er Harukas Teeschale auf seinen Nachttisch. Das sanfte Lächeln auf seinem Gesicht verschwand und ein gequälter Ausdruck trat an seine Stelle. Langsam kämpfte sich der Schmerz an die Oberfläche seiner Seele und eine Träne rann über seine Wange. Andere folgten und Kantarou ließ sich zurückfallen und vergrub sein Gesicht ihn den Kissen um sein Schluchzen zu dämpfen. Scham, Traurigkeit und Elend waren die einzigen Gefühle, die er nun in seinem Herzen fand... Müde wie er war, wäre Haruka um ein Haar gegen die Hausmauer geflogen. Im letzten Augenblick konnte er sich noch abfangen und krallte sich an der Wand fest um seine Sinne wieder zu klären, als er plötzlich von drinnen Stimmen hörte. Zuerst wollte er sich schleunigst aus dem Staub machen, doch dann fiel Kantarous Name und er entschied sich dem Inhalt des Gespräches zu lauschen... "...nein, ich weiß wirklich nicht, woher Herr Ichinomiya diese Verletzungen hat, Herr Kollege. Der junge Mann spricht ja mit kaum jemanden. Er weigert sich sogar sich von männlichen Ärzten untersuchen zu lassen und auch den Ärztinnen gegenüber ist er nicht gerade kooperativ." "Was ich fast verstehen kann. Schließlich hat er Schlimmes durchgemacht." "Wie meinen Sie das?" "Na, die Art der Verletzungen lassen einige Rückschlüsse zu." "Verzeihung, aber ich bin über die Krankengeschichte von Herrn Ichinomiya nicht im Bilde. Welche Art von Verletzungen liegt denn bei ihm vor?" "Vorrangig sind die Verletzungen offensichtlich durch eine Peitsche oder einen ähnlichen Gegenstand verursacht worden. In den Wunden fanden wir Reste von Essig, was dem Patienten noch zusätzliche Schmerzen bereitet haben muss. Außerdem hatte er noch mehrere Prellungen, Schürfwunden und eine Platzwunde am Hinterkopf, die darauf schließen lässt, dass er von hinten niedergeschlagen wurde. Doch was mir am meisten Sorgen macht, und was auch sein Verhalten erklärt, sind die Verletzungen im Analbereich..." "Meinen Sie eine Vergewaltigung?" Haruka blieb fast das Herz stehen. Dieser Mistkerl! Er hätte diesen Pseudopriester eigenhändig umbringen sollen, anstatt ihn der Polizei zu überlassen... "Nun ja...", meldete sich die Stimme von Kantarous Arzt wieder. "Auf den ersten Blick scheinen das hier wirklich die Spuren einer nahezu bestialischen Vergewaltigung zu sein, doch die Verletzungen sind zu schwerwiegend um von einem menschlichen Körper verursacht worden zu sein. Außerdem konnten wir keinerlei Spermaspuren sicherstellen. Es scheint eher so als habe man ihm einen phallusähnlichen Gegenstand mit ziemlicher Brutalität in den Anus geschoben." "Also, doch eine Vergewaltigung, wenn auch ohne Geschlechtsverkehr." "Ja, so könnte man es sagen..." Er hatte genug gehört. Zitternd vor Schreck und Zorn stieß er sich von der Wand ab. Einen Moment lang blieb er in der Luft stehen und überlegte, was er tun sollte. Er hatte nicht übel Lust zum Gefängnis zu fliegen und den Pfaffen solange zusammenzuschlagen bis noch nicht mal seine eigene Mutter ihn wiedererkennen könnte, andererseits machte er sich furchtbare Sorgen um Kantarou. Soweit er den Engländer in der Krypta verstanden hatte, war Haruka Schuld an dem, was mit Kantarou geschehen war. Der irre Priester hatte nur ihn gewollt und Kantarou hatte er dabei nur als Köder benutzt... Eilig flog er zu Kantarous Fenster zurück und landete, ohne auch nur ein Geräusch zu machen, im Zimmer. Kantarou lag zusammengekauert in seinem Bett. Als Haruka näher trat hörte er ihn leise schluchzen. Schnell ging er zu ihm und legte ihm eine vorsichtig Hand auf die Schulter um ihn nicht zu erschrecken, doch diese Aktion hatte genau die gegenteilige Wirkung. Kantarou schrak zusammen, drehte sich blitzschnell um und versuchte Haruka von sich zu stoßen. Mitten in der Bewegung erstarrte er, als er den Tengu erkannte. Hastig strich er sich die Tränen aus dem Gesicht. "Was....was machst du denn hier? Ich dachte du seist schon längst zu Hause." "Ich bin wiedergekommen.", antwortete Haruka nur knapp. Er sah Kantarou direkt an, aber dieser wich seinem Blick nervös aus. Schließlich hob Haruka eine Hand, woraufhin Kantarou ängstlich zusammenzuckte. Sanft berührte er Kantarous Wange. "Du hast geweint...", stellte er traurig fest, während er mit dem Daumen die noch gut sichtbare Tränenspur nachfuhr. "Es ist nur....die Schmerzen. Ja, die Schmerzen. Sie sind schlimmer geworden." Es war sonnenklar, dass Kantarou log, auch wenn er dabei Harukas Blick nicht ausgewichen wäre. Haruka schüttelte nur den Kopf. Eine kleine Ewigkeit verging in der er nur dasaß und seine Finger zärtlich über Kantarous Gesicht gleiten ließ bis der junge Mann sich an die Berührung gewöhnt hatte. "Ich weiß, was in der Krypta geschehen ist." Seine Worte trafen Kantarou wie ein harter Schlag. Vollkommen sprachlos saß er vor ihm und starrte ihn nur mit einer Mischung aus Panik und Verzweiflung in den Augen an. "Ich habe zufällig ein Gespräch deines Arztes mit einem anderen mitangehört. Daher weiß ich es." Langsam, fast wie in Zeitlupe, schloss Kantarou die Augen und senkte den Kopf. "...es tut mir Leid, ich-" Haruka konnte den Satz nicht mehr beenden. Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als Kantarou ihn plötzlich wütend ansah. Eine Wut, die aus Schmerz entstanden war, doch dadurch nicht minder vernichtend. "Ach ja? Es tut dir Leid? Weißt du was, ich scheiß auf dein Mitleid. Verschwinde!" "Kantarou..." "RAUS!" Kantarou schnappte sich sein Kissen und warf damit nach Haruka. Dieser stand eilig auf und wich ein paar Schritte zurück. "Nun hör mir doch erst mal zu!" "Gar nichts werd ich! Verschwinde!!!" Kantarou nahm wahllos alle Gegenstände, die in seiner unmittelbaren Nähe standen und bewarf Haruka damit. Dieser wich den ganzen Büchern, Kissen und anderem geschickt aus und versuchte dabei an Kantarou ranzukommen. Plötzlich machte es ,Klirr!' und Kantarou erstarrte. Hastig sah er auf. Haruka stand ganz ruhig da und schaute zu Boden. Dort lagen die Reste seiner Teeschale. Die Echte. Keine Kopie. Diesmal war sie wirklich zu Bruch gegangen... "Ich lass dich in Ruhe, wenn du nicht reden willst, okay? Ich wollte dir nur sagen, dass es mir Leid tut, dass ich nicht eher da war um dir zu helfen." Dann drehte er sich um und verließ den Raum so wie er ihn betreten hatte. Kantarou starrte noch immer auf die zerbrochene Schale. Schließlich stützte er sein Gesicht in die Hände. Wieder rannen ihm die Tränen über die Wangen. "...Scheiße......." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)