Zum Inhalt der Seite



Ein paar Worte zum heutigen Tag (... des Tages, Dom Dinge, Politik)
Keine Angst, das ist kein Heucheleintrag.

Im Englischen gibt es ein Sprichwort: "When there's an elephant in the room, why not talk about it?". Soll etwa soviel heißen, wenn es ein Thema gibt, das allen Anwesenden bewusst ist, warum soll man es dann nicht ansprechen oder fühlt sich blöd dabei?

Heute ist der 11. September 2011. Heute vor zehn Jahren war der 11. September 2001, gerne auch als 911, Nine-Eleven, bezeichnet. Und auch wenn ich ziemlich sicher bin, dass die September zuvor schon einen 11. Tag hatten, so ist erst vor zehn Jahren ein Begriff daraus geworden.

Ich kannte niemanden, der an diesem Tag ums Leben kam und ich kenne auch niemanden, der jemanden kannte, der an diesem Tag ums Leben kam. Die menschliche Tragödie an sich hat mich nicht mehr berührt als Haiti, der Südostasien-Tsunami, Fukushima oder Norwegen. Natürlich ist es tragisch und/oder krass wenn Menschen sterben, aber mein Leben ging in all diesen Fällen im großen und ganzen einfach weiter.

Und trotzdem ist heute ein Tag, den ich nicht einfach übergehen kann. Den heute vor zehn Jahren war die Welt von einem Tag auf den anderen plötzlich nicht mehr die selbe. Amerika zog in einen relativ erfolglosen Krieg, die halbe Welt folgte hinterher, Politker wurden paranoider, Verschwörrungstheorien-Anhänger lauter und die Menschen allgemein ängstlicher. Trotzdem hat auch das alles - zum Glück - kaum bis keine Auswirkungen auf mein Leben gehabt.

Und eigentlich will ich auch gar nichts zur weltpolitischen Lage seit damals sagen. Darüber kann man schließlich ganze Bücher schreiben. Ich glaub, ich weiß auch viel zu wenig, um das alles sinnvoll beurteilen zu können.

Was ich weiß: Ich werd vermutlich bis ans Ende meines Lebens nicht vergessen, was ich an diesem Tag getan habe und wo ich war.

Ich war 18, es war erste Schultag von meinem letzten Schuljahr. Wie erste Schultage nunmal so sind, war der Vormittag schnell vorüber, es ging nach Hause, Mittagessen. Danach wird's erstmal schwammig. Normal würde ich sagen, ich hab Animes auf RTL2 geschaut, aber dann hätte ich's wohl früher mitbekommen. Vielleicht hab ich Mangas gelesen, vielleicht hab ich gedöst (bin natürlich am letzten Tag der Sommerferien nicht pünktlich ins Bett ^^'). Ich weiß, dass mein jüngerer Bruder irgendwann rief "Da ist ein Flugzeug in den Turm gestürzt". Da dachte ich noch "Ach, irgend ein Unglück an einem Flughafen" (Turm = Flughafen-Tower) und hab mich nicht drum gekümmert. Bis meine Schwester etwa eine Stunde ins Zimmer kam und meinte "Die machen die Amis kaputt".

Tja, den Rest des Tages verbrachte ich vorm Fernseher. Allerdings nicht daheim. Ich bin relativ bald zu einem Freund gefahren, ein weiterer schaute auch bald darauf vorbei. Wir redeten. Viel. Was, weiß ich nicht mehr. Wir sahen die Türme einstürzen, irgendwann kamen die Eltern meines Kumpels nach Hause und wir redeten mit ihnen zusammen noch mehr. Ich weiß noch, dass der Vater die Mitgefühlsbekundung von Arafat als Heuchelei abtat und wir uns sehr über die Formulierung von Schröder wegen "aufs Schärfste verurteilen" amüsiert haben (weil wir sie irgendwie genauso erwartet haben).

Und am Tag drauf? Betroffene Gesichter und Galgenhumor. So war etwa die erste Begrüßung, die ich am morgen in der Schule hörte war "Gib zu, du warst es." Ich weiß, noch das der zweite Schultag mit einer Doppelstunde Deutsch begann und unsere Lehrerin es geschafft hat 90 Minuten lang das Thema mit keinem Wort anzusprechen. Finde ich bis heute faszinierend. In den anderen Fächern war das zum Glück nicht der Fall, vor allem in Geschichte kam eine hitzige Diskussion zu Stande.

Und dann ging das Leben weiter. Eigentlich so wie vorher, aber doch irgendwie anders.

Wie steht's bei euch? Wisst ihr noch, wo ihr an dem Tag wart, was ihr getan habt?
NTL
11.09.2011 08:00 Verlinken
Avatar
Datum: 11.09.2011 08:19
ich glaube das ist ein tag wo jeder so ziemlich weiß wo er sich befand.
nur bei mir war es anders, ich habs nicht mitbekommen. erst am nächsten tag.

ich war im praktikum gewesen, zehn wochen, und in dieser zeit drei wochen mit scharlach krank gewesen. morgens fuhr ich, nach den drei wochen zum ersten mal, zum praktikum und flog da raus weil ich mit meinen drei wochen einfach zu lang krank gewesen war. dann fuhr ich nach hause und habe weder radio noch fernseher angehabt. internet hatten wir damals noch nicht.
ich war wütend gewesen, besonders weil das praktikum wichtig war. ich war in einer schulischen ausbildung und die praktikas gehörten dazu.
mein vater hat den ganzen tag geschlafen und sich am abend nur beschwert das seine sendungen nicht kamen.
und dann bin ich am nächsten tag in meine ausbildungsstelle und wollte mich wegen dem praktikum beschweren...aber die waren total aufgebracht und ich wusste nicht wieso.
da haben die mir das erst mal erzählt
"Yesterday was history, tomorrow is a mystery but today is a gift, thats why we call it present."
Avatar
Datum: 11.09.2011 09:23
Ich weiß es nicht mehr.- Ich war 12, hatte an dem Tag vermutlich Schule und hab das Ganze erst 3 Tage später im Ansatz mitbekommen. Aber da wusste ich immernoch nicht, was an diesen komischen Türmen denn so wichtig sein soll. ._.
Avatar
Datum: 11.09.2011 09:30
Es war mein erster Schultag in einer neuen Klasse - allerdngs sind meine Erinnerungen an diesen ersten Schultag irgendwie disconnected von em Erleben des "11. September 2001". Ich hab recht klare Erinnerungen an den 1. Schultag, die neuen Leute, wie sich Lehrer und Schüler vorstellen, dann ist da aber ein Bruch, und mir ist erst um einiges später wieder bewusst geworden, dass der 1. Schultag und der 11. September der selbe Tag waren - in meiner Erinnerung geht der Mittag/Nachmittag nämlich ganz unabhängig von dem 1. Schultag ab... ö.ö

Ich bin damals auch realtiv früh von der Schule heim gekommen und hab dann halt den fernseher eingeschaltet. Die ersten Nachrichten, die ich dann mitbekommen habe, waren noch von einem bestätigten Flugzeug im einen Turm, danach kams dann Häppchenweise mehr, und ich hab mit nem sehr sehr flauen Gefühl im Magen verfolgt, wie dann immer mehr Bilder der rauchenden Türme kamen, und dann die Bilder von den Zusammstürzen. Die Bilder von Leuten, die sich as den Fenstern gestürzt haben, und das ganze Chaos.

Mir sind insbesondere die Bilder geblieben, die ich im fernsehen gesehen habe. Darüber sprechen war erst Stunden später möglich, ich war allein daheim, meine Mutter war ganztätgig auf einem Seminar, sie kam erst am späten Nachmittag/Abend irgendwann nach Hause.

Ich erinnere mich noch daran, wie wir am nächsten Tag in der Schule spekuliert haben, was jetzt passieren wird - Atombomben auf Afghanistan nicht ausgeschlossen.

Das für mich persönlich traurigste an der Geschichte ist, dass Amerika an der Angst und Paranoia, die seitdem herrscht, im Endeffekt kaputt gegangen ist. In der ganzen Welt war ab dem 11. September 2001 höchste Solidarität mit den USA vorhanden, und Bush hat dieses unglaubliche außenpolitische Kapital so übermäßig verspielt, sein Land lächerlich gemacht und die Amerikaner in eine übersteigerte Angst udn Paranoia hineingesteigert. Wenn ich mir Kommentare auf amerikanischen Newsseiten durchlese, merkt man wie irrational übersteigert die Angst der Leute vor "Terroristen" ist. Sie haben ihre Freiheit, im ehemaligen Land der Freien, für diese Angst längst aufgegeben.

Ich befüchte immer wieder, dass der Rest dr Welt diese paranoide Haltung übernehmen wird, und wir alle an dieser Angst unsere Freiheit verlieren - erst die Reisefreiheit, dann die Meinungsfreiheit und dann unsere persönliche Freiheit.
"Sheep can make rules for themselves, but they can't expect wolves to follow them."
-Blade of Tyshalle by Matthew Stover
Avatar
Datum: 11.09.2011 10:09
Bin hier gerade drauf gestoßen und hab erstmal kurz überlegen müssen, was denn genau da war. War irgendwie gar nicht so schwierig...


Es war mein erster Tag an der Hauptschule, ich war 12, - und ich weiß noch, dass wir an dem Tag gleich ein Geburtstagsständchen für unsere bald-darauf Klassensprecherin singen durften. Das fand ich schon mal sehr bescheuert, irgendwie - gar nicht kennen, was herträllern dürfen und sie sich fühlen wie Prinzessin auf der Erbse. Die Vorstellungen, die Lehrerin, im Stehen das Einmaleins rechnen und irgendwas mit Rechtschreibung ging es wohl an dem Tag.

Wir hatten wohl auch recht früh aus, nach Hause gegessen und dann ab zum Logopäden-Termin; hierbei weiß ich nur noch, dass ich sehr früh dorten war, aber nicht, ob, es der letzte oder vorletzte Termin war.
Als ich nach Hause kam, so gegen 17 Uhr oder so, waren daheim alle recht betroffen von irgendwas - ich hatte zwar schon ein bisschen was in Bus / Straßenbahn mitbekommen, da Eltern angerufen worden sind oder so, aber ganz verstanden nicht.

Und was ich noch genau weiß - ein fremder junger Mann saß in unserem Wohnzimmer. x'D
Ich wusste nicht, dass der Typ unser neuer Versicherungstypie war. Er hatte auch später immer wieder mal gesagt, wenn man auf den 11-9-2001 kam, dass er unsere Familie wohl nie vergessen wird, denn das erste Erlebnis: Beim Kaffee anbieten im Wohnzimmer kommen auf einmal diese Nachrichten!
Er war bis 23Uhr oder sowas in die Richtung bei uns - Stunden haben sie es sich die Nachrichten angeguckt und geredet, vielleicht eine oder zwei mit dem eigentlichen Thema beschäftigt.
Hierbei muss ich anbringen, er kommt aus dem Nahen Osten und ich wusste nicht, als ich es irgendwann verstanden hatte, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Aber er hatte es mir zum Glück nicht übel genommen, die Distanz, da ihm das danach öfters mal bei Kunden passiert ist. Aber er war froh, dass er bei einer Familie war, mit der er auf einer Wellenlänge war, mit denen er sich ebenfalls darüber unterhalten konnte.


Wirklich kapiert hatte ich davon am Anfang aber nicht viel, wir haben zwar wohl auch in der Schule darüber gesprochen, aber wirkliche Ahnung von dem Thema hatten wohl nur zwei, drei aus der Klasse.
Mein Zwillingsbruder hatte es, denke ich, weit mehr verstanden als ich - ich würde sogar behaupten, eventuell die Tragweite. Ich war damals für sowas noch überhaupt nicht zu haben, ich wusste ja nichtmal das es dieses Gebäude gab.


Ein Mensch ist wie ein Schatten: Läufst Du ihm nach, entfernt er sich immer mehr. Gehst Du weg, läuft er Dir nach.
Avatar
Datum: 11.09.2011 10:14
Bei mir war es vermutlich ebenfalls der erste Schuldtag und ähnlich wie bei deinem. Ich kam eher nach Hause und schaltete wie gewöhnlich den TV ein, um Animes zu gucken. Na ja, nur dass da glaub ich bei RTL2 dann gar keine mehr liefen. So genau weiß ich das nicht mehr.

Meine Eltern waren irgendwo draußen zu Gange, da wir auf einem Bauernhof leben. Ich weiß nicht mehr, wie genau es war, irgendwann kamen meine Eltern dann auch zum Fernseher. Ob ich sie geholt hatte oder sie von selbst kamen, kA. Ich bezweifle grad, dass ich sie geholt habe, weil von ihnen vorm TV dann vorwurfsvoll der Satz kam "Wieso sagst du uns das denn nicht?!". Auf jeden Fall saßen wir dann den ganzen Tag vorm TV und so...
Avatar
Datum: 11.09.2011 10:25
Also bei mir wars nicht der erste Schultag, damals hat die Schule erst am Mittwoch angefangen.
Daher war ich an dem Tag draußen im Wald spielen und erst als ich nach Hause kam, hab ich gesehen, was passiert war.
Aber ich habs damals nicht wirklich verstanden, ich war ja erst 8 Jahre alt und interessiert hats mich auch nicht wirklich, weil ich es mir auch nicht wirklich vorstellen konnte, das so etwas passiert ist.
In der Theorie ist es möglich
in jedem gewünschten Augenblick alles zu zerstören,
zum Einsturz zu bringen, auszulöschen.
In der Theorie vernichte ich jeden Tag alles.

Avatar
Datum: 11.09.2011 11:04
bei mir ist es ähnlich wie bei dir - ich erinner mich auch noch ziemlich genau daran, halt auch weil USA mein lieblings-land ist, und mich das deshalb natürlich besonders bewegt hat..

ich kam auch von der schule heim, machte den fernseher an und man sah immer diese tower und ich dachte mir erstmal..hää? was isn da los?!
dann kam glaub ich mein vater heim (oder er war schon da, keine ahnung mehr genau), und der tv lief den ganzen tag..
abends sass ich dann vorm pc, war im #animexx IRC-chat und hab den ganzen abend "only time" gehört, das lied ging damals ja irgendwie voll unter die haut!
scheisse war an dem tag aber auch dass es damals voll streit mit meiner damligen clique gab! ich weiss nciht mehr was da genau war, aber es gab dann am abend ein telefon, in dem ich mir ziemlich viel mist anhören durfte und von einer ehemaligen damaligen "freundin" fertig gemacht wurde! da fiel dann so scheiss wie "du bist genau so schlimm wie die terroristen von 9/11" oder so! naja..
ich wusste damals dann gar nicht mehr wegen was ich mehr fertig war, eben new york oder weil fast alle meine damaligen freundschaften zerbrochen sind! war ein beschissener tag, aber mittlerweile tuts mir um new york mehr leid.. ;)
you see the smile that's on my mouth, it's hiding the words that don't come out
and all of my friends who think that i'm blessed, they don't know my head is a mess

★ any questions?: www.formspring.me/CartmanEric
Avatar
Datum: 11.09.2011 11:20
Ich gehöre eher zur jüngeren Generation, dementsprechend ist es dir ähnlich, aber eben anders verlaufen.

Hier in Niedersachsen hatten wir ca. schon 3-4 Wochen Schule. Ich war damals in der ersten Klasse.
In der allerersten Stunde sollten alle Klassen eine Schweigeminute in Gedanken an die Opfer einhalten.
Es war eine sehr bedrückende Stimmung.
An mehr kann ich mich aber nicht erinnern, zu dem Zeitpunkt war ich gerade mal 6 Jahre alt.
Avatar
Datum: 11.09.2011 11:43
Ich stand in einem Elektrogeschäft in Lüttich/Belgien, war 13 und starrte zusammen mit meinen Mitschülern und anderen Belgiern - die auch verstanden was dort gesagt wurde - vor zwei riesigen Flatscreens, die im Eingangsbereich aufgebaut waren.
Da war es ungefähr 15 Uhr.
Ich weiß noch, dass ich das nicht wirklich verstehen konnte, und erst am späten Abend, als ich zu Hause eintraf, und meine Mutter vor dem Fernseher - ZDF Sondersendung - vorfand, die ganze Kiste langsam begriff.

Ich habe mir ein sehr kleines Instrument gekauft, um meine generelle Jugendlichkeit zu unterstreichen.
Avatar
Datum: 11.09.2011 12:01
Wenn ich das jetzt schreibe, ziehe ich den Altersdurchschnitt hier extrem nach oben. ^^;

Ich war 22 und saß auf der Arbeit, als ein Kollege herein kam und sagte, dass ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen sei. Wir dachten zu diesem Zeitpunkt, dass es sich vielleicht um eine Cessna handelte, die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr kontrolliert werden konnte. Auf ein Passagierflugzeug sind wir nicht gekommen. Und da wir weder Internet noch Radio im Büro hatten, war dies die einzige Nachricht, die wir bis zum Feierabend bekommen hatten. Erst als ich zuhause war und den Fernseher einschaltete, erkannte ich, was wirklich passiert war. Das war der Zeitpunkt, in dem der zweite Turm zusammenbrach. Ich weiss noch, dass ich völlig fassungslos auf dem Fußboden saß, zum Fernseher starrte und einfach nicht begreifen konnte, was ich dort sah. Ich war so schockiert, dass ich nichts anderes mehr tun konnte als zu weinen. Der Rest des Tages ist mir nicht mehr bewusst, aber das Gefühl der vollkommenen Hilflosigkeit und der Angst, die mich in diesem Moment überfluteten, werde ich nie wieder vergessen.
Bewahre deine Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber nicht weiter leben. - Mark Twain

True Colors Cosplay - der Blog für Cosplay mit Kurven!
Avatar
Datum: 11.09.2011 13:07
>Ich kannte niemanden, der an diesem Tag ums Leben kam und ich kenne auch niemanden, der jemanden kannte, der an diesem Tag ums Leben kam. Die menschliche Tragödie an sich hat mich nicht mehr berührt als Haiti, der Südostasien-Tsunami, Fukushima oder Norwegen. Natürlich ist es tragisch und/oder krass wenn Menschen sterben, aber mein Leben ging in all diesen Fällen im großen und ganzen einfach weiter.

Danke dafür.
Aus dem absoluten Mangel an Empathie den ich Fremden entgegen bringe gehe ich sogar einen Schritt weiter und sagen: mir wars scheißegal. Und bisher konnte mir niemand einen Grund darlegen, wieso es nicht anders sein sollte. >_> Es sterben jeden Tag wesentlich mehr Menschen, überall auf der Welt. Diese Tatsache allein sorgt dafür das mir 3000 mehr in der Statistik als nichts besonderes erscheinen. Das einzig "Besondere" ist doch bloß gewesen, das niemand damit gerechnet hatte. Verhungern 3000 Kinder in Afrika denkt man sich "Joa, passiert täglich, schlimme Sache".

>Wie steht's bei euch? Wisst ihr noch, wo ihr an dem Tag wart, was ihr getan habt?

Ziemlich. Wir hatten an dem Tag frei, als ichs meinem Vater gesagt habe hat der genauso wenig drum gegeben wie ich und den Galgenhumor bei mir kann sich jeder gerne denken.Ansonsten lief mein Tag normal. Mir wars damals mit 15 egal und es ist heute nicht anders. Habe an dem Tag gezockt und ich war tödlichst pissed als wir am nächsten Tag ne Schweigeminute in der Schule einlegen sollten.
Das einzige was wohl zu sagen bleibt ist: Danke für den "PATRIOT Act" und es ist ironisch wie viel Schaden diese zwei Flugzeuge den USA hinzugefügt haben, bzw. wie viel Schaden die USA sich aufgrund der zwei Flugzeuge selbst zugefügt haben. Früher belächelte die blutgeilen Clowns noch jeder, jetzt ist ein Großteil der Welt wohl ziemlich angepisst von ihnen.
Avatar
Datum: 11.09.2011 13:11
Bei mir war es der zweite Schultag, ich war 14 und alles in allem hab ich das Jahr meines Lebens eh schon gehasst, weil die erste Hälfte davon für mich echt verkorkst gewesen war.
Als ich nachmittags ins Bad ging, rief mein Mutter mich ins Wohnzimmer und meinte: "Hast du schon gehört, zwei Flugzeuge sind ins World Trade Center geflogen?"
Ich darauf: "Jaaa, guter Witz."
Sie: "Nein, wirklich."
Dann schaltete sie auf RTL, wo uns Peter Kloeppel mit belegter Stimme vor einem Video im Hintergrund berichtetete, was geschehen ist und wie die Lage aussieht.
Ich weiß nicht, was ich den Rest des Tages machte, vermutlich bis mein Vater kam bei meiner Mutter sitzen und auf den Fernseher starren und dabei krampfhaft versuchen, nicht an all die Menschen zu denken.
Ich weiß aber noch genau, dass wir am nächsten Tag eine Schweigeminute in der Schule abhielten und uns am Freitag bei den nahegelegenen Patch Barracks (einem US-Stützpunkt) trafen, wo wir gemeinsam mit den dortigen Bewohnern Blumen ablegten und ich weiß noch ganz genau, dass eine meiner Mitschülerinnen dabei einer (wie sie mir später erzählte) fremden Frau in die Arme fiel und sie beide hemmungslos weinten.
Unsere Klassenlehrerin sprach eine ganze Woche kein Wort mit uns über die Sache, weil, wie sie uns dann erklärte, es Dinge im Leben gibt, die so unfassbar traurig sind, dass sie nicht darüber reden kann.
„Ich kann Figuren erfinden und sie in irgendwelche Geschichten reinjagen, aber ich weiß nicht, wie ich sie da wieder rauskriege!“
[Michael Ehnert, HeldenWinter - Lost Action Hero]
Avatar
Datum: 11.09.2011 13:58
Ich für meinen Teil war damals 9 Jahre und hab die Tage bis zu meinem GEburstag gezählt.

Ich war auch in die 4 klase gekommen und hab dort wieder viele meiner Freunde getroffen. Wie jeder andere hab ich zuhause erstmal hausaufgaben gemacht dann Detektiv Connan geschaut und bin dann spielen gegangen.

Und wer sich noch erinnern kann damals lief dragonbal Z nach nehm langenkampf mitmeinem bruder durfte ich es anschauen aber es lief nicht sondern eine sonder sedung über die ereignisse in amerika.
Ich war damals ziemlich verwirrt und dachte eigendlich das das bestimmt ein kommischer film ist und hab meine mutter gefragt die dann sofort dazu gesetzt hat.
Wärend mein bruder dann ihrgendwelche hetzparolen über george bush abgelassen hat und die ganzen flugzeug kontrollen eingeführt worden die monate darauf hab ich mich noch manches mal gefragt ob ich auch von so hoch oben runter gesprungen wäre. Unsere lehrin hat damals viel mit uns darüber geredet und uns versucht es kinder gerecht zuerklären weil bei mir in der klasse haben sich alle jungs ziemlich angeregt drüber unterhalten.
Die jahre drarauf hab ich hier und da immer wieder ne doku drüber angeschaut. aber es is mir bis heute ein ziemlich unangenehmes thema.

Und das sie aus dem Drama auch ncoh Film machen mussten find ich mehr als unverschämt *Drop*
Avatar
Datum: 11.09.2011 14:21
Wo ich das so lese, versuche ich verzweifelt, mich daran zu erinnern, was zum Henker ich denn heute vor zehn Jahren gemacht habe, aber ich kann mich kaum daran erinnern.

Ich war in der fünften Klasse, so viel kann ich rekonstruieren. Mein erstes Jahr auf dem Gymnasium. Das Schuljahr muss aber schon eine Weile gedauert haben, bestimmt 3 oder 4 Wochen, weil eine Freundin von mir an dem Tag Geburtstag hatte.
Ich erinnere mich nicht, was ich den ganzen Tag über in der Schule gemacht habe. Ich weiß nur, dass ich nach der Schule wohl zu meiner Oma gefahren sein muss, wo ich später von meinem Vater abgeholt worden bin - denn ich erinnere mich daran, wie ich mit meinen Großeltern und meinem Vater in Omas Wohnzimmer saß, auf dem Teppich vor dem Fernseher, in dem die Nachrichten liefen. Ich weiß nicht mehr, ob ich verstanden habe, was passiert ist, ob die Erwachsenen es mir erklärt haben... Aber ich erinnere mich daran, wie ich abends, zu Hause in der Küche, mit meinem kleinen Bruder am Tisch saß und gemalt habe.
Einen brennenden Turm. Und ein Flugzeug. Ich weiß, dass ich das Bild an den Kühlschrank gehängt habe, erinnere mich allerdings nicht mehr daran, warum. Am nächsten Tag war es weg.
Klick mich!

"Even at his most powerless, man's existance is never without meaning."
- Leknaat, Suikoden I
Avatar
Datum: 11.09.2011 16:34
Wir waren in London, Sprachreise von der Schule aus. Vom Dungeon aus hatten wir uns ein Taxi genommen, um zum Versammlungsort am Trafalgar Square zu kommen. Wir standen im Stau, als der Fahrer die Nachrichten lauter machte, sich umdrehte und erklärte, dass ein Flugzeug ins WTC geflogen wäre. Er glaubte noch an einen Unfall und wir waren verwirrt.
Es dauerte nicht lang, da lief der erste Zeitungsverkäufer am Square vorbei mit einer Sonderausgabe. Meine Freundin kaufte sie und wir setzten uns hin und schauten uns erst einmal nur die riesigen Fotos darin an (allerdings da erst nur vom Nordturm und es war noch nichts bekannt was passiert war), als ich merkte, wie mir jemand über die Schulter schaute. Es war eine Frau, etwas 40 - 45. Sie erklärte, dass sie Amerikanerin sei und nur sehen wollte, was passiert war. Ihre Hände nestelten an dem Saum ihrer Bluse und sie lächelte verlegen. Wir wussten nicht, was wir ihr sagen sollten. Ich glaube, wir haben sie wortlos angestarrt, bis unsere Lehrerin aufgeregt kam und uns eingesammelt hatte. Wir mussten SOFORT los, wegen Terrorgefahr wird ganz London dicht gemacht. Erst im Bus haben wir realisiert, dass es kein Unfall war. Habe damals geweint, fühlte mich so ungeheuer angreifbar und schutzlos so weit weg von zu Hause.
Ich denke, wenn ich damals zu Hause gewesen wäre und nicht in einer Metropole, die in hellem Aufruhr war, würde ich mich nicht annähernd so gut daran erinnern, was ich damals gemacht habe.
Crush'em! Kill'em!
Ya-Ha!
Avatar
Datum: 11.09.2011 18:12
Ich war sieben und hab keine Ahnung mehr, was genau ich gemacht habe.
Aber ich weiß, dass ich das alles total faszinierend fand. Da war ich vermutlich die jüngste Verschwörungstheoretikerin der Welt.
Avatar
Datum: 11.09.2011 22:41
Ich war neun und saß mit meiner Cousine/Freundin zu den letzten Ausläufern der Sommerferien im Wohnzimmer. Wenn ich mich nicht täusche, gab es damals kurz vor 9/11 schon ein paar kleinere Anschläge (in London?) und als ich plötzlich die Einblendungen im TV sah, rief ich meine Eltern herein. Langsam merkte ich, dass es diesmal aber schlimmer war. Dann kam das zweite Flugzeug und eine eigenartige Stimmung breitete sich überall aus, obwohl ich das damals nicht wirklich überblicken konnte...
Life is full of misery, loneliness, and suffering - and it's all over much too soon.
(Woody Allen)
Avatar
Datum: 11.09.2011 23:06
Ich danke euch für die zahlreichen Beiträge und Erinnerungen.

Und ich wollte noch erwähnen, dass ich die jüngeren durchaus verstehe, wenn sie sagen, dass sie sich nicht mehr so genau erinnern. Geht mir bei länger zurück liegenden historischen Ereignissen auch nicht anders.

Ich selbst war zum Beispiel 7 Jahre alt als die Mauer fiel. Und an recht viel mehr als, dass mir gesagt wurde das sei eine gute Sache und dass viele Menschen sich gefreut haben erinnere mich nicht. Endgültig davon überzeugt war ich, als mir gesagt wurde, dass auf meinen Geburtstag ab sofort ein Feiertag folgen werden :D
If you try and don't succeed - cheat! Repeat until caught, then lie.


Zum Weblog