Wie konnten Sie Joan alleine auf diesen Planeten schicken?" Der
Vorwurf, der in Captain Futures Frage lag, war nicht zu überhören. "Joan, ist
eine erwachsene Frau und weiß sich zu helfen wenn sie in gefährliche
Situationen gerät!" versuchte sich Ezella Garnie zu verteidigen.
"Sie hätten ihr einen Partner zuteilen sollen, wenn ihr nun etwas
passiert.."
"Bitte, Captain, Joan soll nur das Verladen der Ware überwachen, was
ist daran gefährlich.? "versuchte Ezella es mit Logik. Wenn es um Joan
ging, war Future unausstehlich. Joans Vorgesetzter wusste das Captain
Future mehr für die junge Agentin empfand, als er zugab.
"Ich wollte Sie eigentlich bitten, Joan abzuholen und nicht mit Ihnen
darüber streiten für welche Aufträge Sie geeignet ist," beendete der
Polizist die Diskussion, "wenn Sie um Acht Uhr los fliegen, erreichen Sie
Ganymed noch rechtzeitig. "Ich habe Joan versprochen, Sie abzuholen,
aber ich kann im Moment nicht weg."
Das war natürlich eine große Lüge. Im Federal Office Building war immer
viel zu tun, doch Ezella hätte sein Versprechen halten können. Doch er
wollte endlich klarstellen, wie tief die Beziehung der beiden war.
"In Ordnung, ich hole Sie ab," riss Future Ihn aus seinen Gedanken.
"Vielen Dank," sagte Ezella darauf, "Sie ahnen nicht, wie sehr Sie mir
damit helfen." Mit diesen Worten beendete Garnie das Gespräch und
lächelte. Er wusste, das Ganymed ein romantischer Ort war und hoffte, das sein
Plan aufgehen würde.
Die Hitze auf Ganymed wurde durch eine Abendbrise etwas erträglicher.
Trotz der großen Entfernung zur Sonne herrschten auf dem Jupitermond
tagsüber Temperaturen um die 40°C. Deswegen trug Joan nur ein dünnes,
Bauchfreies Top und eine kurze Hose. Sie war froh, das die Ware sauber war.
Immer wieder versuchten Weltraumpiraten Falschgeld in Umlauf zu bringen
oder Waffen zu schmuggeln, was aber dank der Planetenpolizei fast immer
verhindert werden konnte.
In einigen Tagen würde Joan abgeholt werden und sich entspannen können.
Ihren Bericht hatte sie schon auf dem Laptop fertig geschrieben.
Nachdem sie geduscht hatte, genoss sie die kühle Abendluft auf ihrem Balkon.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Joan fragte sich, wer das noch sein
könnte. "Ja bitte," rief sie. Ein Hotelpage trat ein. "Ms. Randall unten
wartet ein Herr für sie, er möchte sie abholen."
"Schicken Sie ihn bitte hoch," bat Joan den Pagen.
"So früh hab ich Ezella gar nicht erwartet," dachte Joan. Sie hatte
zwar viele ihrer Sachen bereits eingepackt, war aber noch nicht
Reisefertig. Sie suchte gerade was zum Anziehen heraus als es erneut klopfte und
Joan, "Herein" rief. Nie im Leben hätte sie Curtis Newton, besser
bekannt als Captain Future erwartet, der in diesem Moment das Zimmer betrat.
Curtis stockte der Atem als er Joan nur mit einem dünnen Nachthemd
bekleidet sah. "Ich soll sie abholen," brachte er gerade noch hervor.
Curtis konnte nicht verhindern, dass seine Blicke über Joans Körper
wanderten. Ihr hübsches, von schulterlangen-blonden Haaren umrahmtes
Gesicht, ihre wundervollen blauen Augen und ihre langen, wohlgeformten Beine
brachten ihn fast um den Verstand.
Mit letzter Kraft konnte er verhindern, das er auf ihre Brüste starrte.
Joan war eine sehr gute Freundin und er wollte diese Freundschaft nicht
durch primitive Fehler zerstören. "Ezella sagte: Er könne nicht weg,
deswegen hat er mich gebeten Sie abzuholen," erklärte Future.
Darüber konnte Joan glücklich sein. Sie war nie wirklich allein mit
Curtis. Sie erwiderte: "Ich werde mich nur eben anziehen, dann können wir
los."
"Nur keine Eile," entgegnete er, "ich habe mir für heute Nacht ein
Zimmer gebucht. Wir können dann Morgen in aller Ruhe aufbrechen."
Nachdem sie neu eingecheckt hatten, beschlossen Joan und Curtis
schwimmen zu gehen. Was bei den Temperaturen das einzige war, was man tun
konnte. Curtis konnte seinen Blick nicht von Joan abwenden. Ihn beklemmte
die Tatsache, dass er mit Joan alleine war ein wenig. Er wusste nicht
wie er sich verhalten sollte oder worüber er mit ihr reden sollte.
"Eigentlich wäre es der perfekte Zeitpunkt ihr zu sagen dass ich sie liebe,"
dachte er.
Bisher hatte Curtis nie lange Beziehungen gehabt, weil er oft und lange
weg war, aber eben dies hatte ihn nie gestört. Er würde solange durch
das Universum reisen bis er den Mörder seiner Eltern gefasst hatte. Wenn
er mit Joan eine Beziehung einging, würde sie immer in Gefahr sein und
er war sich nicht sicher, ob er dieses Risiko eingehen wollte.
Der Schwall Wasser, den Joan ihm entgegen spritzte, riss ihn aus seinen
Gedanken.
"Das ruft nach Rache!" schrie er und stürzte sich auf sie. Joan
schaffte es nicht ihm auszuweichen und wurde unter Wasser gedrückt. Sie
balgten sich eine Weile im Wasser herum, bis sie völlig außer Atem waren.
Dann verließen sie das Wasser und legten sich auf die Liegen, die am
Strand standen. Curtis musste immer wieder zu den nahe gelegenen Bergen
sehen, sie zogen seinen Blick magisch an.
"Die Berge sind wirklich schön, nicht war?!?" fragte Joan.
"Ja, wunderschön," entgegnete Curtis und schaute Joan an.
"Was halten sie davon, wenn wir uns die Berge morgen genauer ansehen?"
Joans Forschergeist war geweckt.
"Super. Warum nicht, wir sitzen hier noch lange genug fest," erwiderte
Curtis.
Sie lagen noch etwas in der Sonne, dann gingen sie Essen. Danach
verabschiedeten sie sich und gingen auf ihre Zimmer, die diesmal
nebeneinander lagen.
Im dunkeln zu liegen und zur Decke starrend verfiel Future ins Grübeln.
Der Tag mit Joan hatte ihm sehr gefallen und er hatte das Gefühl, dass
auch sie die Zeit genossen hatte. Es fiel ihm wirklich immer schwerer
in ihrer Gegenwart einen klaren Gedanken zu fassen. Mit ihr konnte er
nicht leben und ohne sie konnte er auch nicht.
Joan gingen in ihrem Zimmer ähnlichen Gedanken nach. Sie hatte etwa
drei Wochen Zeit um heraus zu finden, wie es um Curtis´ Gefühle stand und
wie sie die Mauer, die er um sich herum aufgebaut hatte, einreißen
könnte.
Früh am nächsten Morgen standen sie auf und gingen gemeinsam
Frühstücken. Danach besorgten sie sich in einem kleinen Shop 2
Bergsteigerausrüstungen und eine Karte von Ganymed. Der Verkäufer hatte ihnen die
Sicherste Route eingezeichnet und so konnte es gleich losgehen.
Bis zum Fuß des Gebirges ritten sie auf Pferden, die eigens für Ganymed
gezüchtet wurden und sich auf diesem Planeten fortgepflanzten. Sie
waren robuster als ihre Verwandten auf der Erde und die Hitze gewohnt.
Nach einem etwa zweistündigem Ritt hatten sie den Fuß des Berges
erreicht. Joan hatte in der kurzen Zeit, in der sie hier war viele Legenden
über die Berge gehört.
In einer hieß es, dass die Bewohner der Berge, von den Menschen Gräuel
genannt wurden, die Berge zum leuchten brachten. Und Bergsteiger dazu
brachten den Berg zu erforschen und somit in ihre Falle zu laufen.
Weiter hieß es, das die Gräuel ihre Opfer versklavten und sie bis an ihr
Lebensende den Kreaturen dienen mussten.
Joan glaubte das nicht. Es verschwanden zwar manchmal Wanderer, doch
bisher wurden noch alle lebend gefunden. Sie waren verwirrt, aber dennoch
gesund.
Joan und Curtis kletterten den steilen Abhang hoch und erreichen einen
kleinen Trampelpfad, dem sie folgten. Nach einiger Zeit kamen sie an
einen Höhleneingang. Sie sahen sich um und gingen hinein. Die Höhle war
wunderschön. Die Decke glitzerte als wäre sie von unendlich vielen
Diamanten besetzt und der Boden schien aus verschiedenen Quarzen zu
bestehen. An den Wänden, die aus normalen Steinen bestand waren seltsame
Malereien. Joan und Future gingen weiter.
Plötzlich fühlte es sich an als würden sie durch Spinnenweben gehen.
Sie hielten an und schauten zurück, doch da war nur die kahle Wand.
Entsetzt schrie Joan auf.
"Wie kommen wir jetzt wieder zurück?”
"Machen sie sich keine Sorgen, Joan. Wir finden hier schon raus,” war
Curtis` Antwort.
Sie tasteten die Wände ab, vielleicht gab es irgendwo einen Ausgang.
Doch Vergebens, nachdem sie etwa 20 Minuten gesucht hatten, beschlossen
sie dem Gang zu folgen. Er führte eine Zeit lang gerade aus und fiel
dann steil ab. Nach etwa 100 Metern mussten sie auf Knien weiter kriechen,
weil die Decke zu niedrig war.
Es waren kratzende Geräusche auf Steinen zu hören, es war aber nicht zu
erkennen wo sie herkamen und was sie verursachte. Nach 10 Minuten, die
Joan wie eine Ewigkeit vorkamen, weitete sich der Gang zu einer Höhle
und die Decke hob sich. Vor ihnen lag ein türkisfarbener See über den
eine Brücke führte. Das Ende der Brücke war nicht zu erkennen, da über
dem See Nebel lag. Future und Joan sahen sich an, nickten und betraten
die Halle. Vorsichtig setzte Captain Future einen Fuß auf die Brücke. Sie
schien stabil zu sein, gebaut aus weißen Ziegeln, die von innen heraus
zu leuchten schienen. Curtis und Joan gingen langsam über die Brücke.
Joan fing die Protonenpistole auf, die Curtis ihr zugeworfen hatte. So
bewaffnet, erreichten sie das andere Ende der seltsamen Brücke.
Von dort ging es weiter durch einen anderen Gang, dem sie folgten. Zum
Glück enthielt die Ausrüstung auch Taschenlampen, so das sie nicht
völlig im Dunkeln tappen mußten. Es war auch so schon unheimlich genug.
Nach wenigen Metern teilte sich der Gang erneut im Vier weitere auf. ”
Was nun?” fragte Joan. Curtis leuchtete die Gänge ab, von denen alle
den gleichen Durchmesser hatten. Hinter den beiden war wieder dieses
kratzende Geräusch zu hören. Sie schauten sich um, konnten aber wieder
nicht bestimmen wo die Quelle des Geräusches lag. Es war nur zu hören, dass
es sich bewegte und zwar direkt auf sie zu. Future wusste, dass nicht
viel Zeit zum Überlegen war. Auf den Wänden des rechten Tunnels bemerkte
er die gleichen seltsamen Zeichen, die auch in der Höhle waren durch
die Sie in dieses Tunnelsystem gelangt waren.
Wortlos ergriff Curtis Joans Hand und zog sie hinter sich her. So leise
wie es ging hetzten sie durch den Gang. Jetzt war deutlich zu hören,
dass die kratzenden Geräusche von Krallen stammten die über den Felsboden
schrammten und das der Besitzer dieser Krallen dem Paar folgte. Curtis
lief so schnell wie es die engen Wände zuließen.
Plötzlich knickte Joan auf dem unebenen Boden um und fiel hin. Curtis
blieb stehen, half ihr wieder auf und sie liefen weiter. Am Ende des
Tunnels erschien Licht. Future lief noch schneller und zog Joan hinter
sich her. Sie stürmten aus der Höhle und fanden sich auf einer
Waldlichtung wieder. Nach einigem Umsehen fanden sie einen Weg der zu einem Dorf
führte. Die dort lebenden Wesen sahen Menschen zwar ähnlich, waren aber
keine. Sie hatten große, fast runde Augen, waren von kleiner Statur
(Curtis schätzte sie auf 1,20m) hatten spitz zulaufende Ohren, die
Behaarung glich denen der Menschen und sie waren mit einem Stoff bekleidet,
den Joan und Curtis nicht zuordnen konnten.
Eng nebeneinander durchschritten sie das Dorf, das aus den gleichen
Steinen wie die Brücke gebaut war. Sie betrachteten die Wesen, welche ihre
Anwesenheit nicht zu stören schien. Eines von ihnen kam dem Paar
entgegen. "Ich grüße euch, die ihr von der anderen Seite kommt. Bitte folgt
mir." Ohne auf ihre Reaktion zu warten drehte sich das Wesen, das
anscheinend der Anführer war um und ging auf ein Haus zu in dem es
verschwand. Curtis und Joan folgten ihm.
Joan und Future betraten das Haus in dem der Anführer verschwunden war.
"Es ist lange her, dass uns Menschen besucht haben," begann er. "Die
Menschen die hierher finden, dürfen mit uns leben oder gehen. Aber sie
dürfen unsere Existenz nicht verraten. Wir sind ein friedlebendes Volk
und Menschen müssen immer kämpfen. Wenige Menschen können friedlich
leben, aber viele verursachen Konflikte."
"Wir sitzen her fest, weil über dem Planeten ein Ionenstrum tobt. Wir
wollten den Berg erkunden, weil er in der Abendsonne geglüht hat,"
erklärte Curtis, "Als wir in eine Höhle gingen, war da eine Art Portal. Es
fühlte sich an als ob wir durch Spinnweben gehen würden. Wir wollten
zurück, aber fanden es nicht wieder."
"Das muss an dem Sturm liegen, den du erwähnt hast," erwiderte der
Anführer, "Bitte seid unsere Gäste. Sobald der Sturm vorrüber ist, wird
sich ein Weg zurück finden. Doch bedenkt, niemandem von unserer Existenz
zu erwähnen. Ich werde übrigens Melta genannt."
"Wir sind Joan und Curtis," stellte Future sich und Joan vor.
"Damit möchte ich euch in unserem Dorf Willkommen heißen," sagte Melta,
"Wir werden euch eine Unterkunft zuweisen, wartet hier."
Mit diesem Worten verließ er die Hütte. Joan sah sich um. Das Haus war
mit einem Bett ausgestattet, das in einer Nische vom Wohnbereich
abgetrennt war. Es gab eine Kochnische, die aus einer Feuerstelle mit einem
darüber hängendem Topf ausgestattet war. Sie selber saßen an einem
Tisch, der etwa in der Mitte des Raumes stand. Alles war penibel sauber,
nicht ein Staubkorn war zu finden.
"Ob das die Gräuel sind?" fragte Joan.
"Möglich," war Curtis` Antwort.
"Vielleicht sind die blutrünstigen Legenden Abschreckungen, die die
Menschen, die von hier zurück kamen erfunden haben."
Sie mussten nur kurze Zeit warten, da erschien Melta wieder.
"Das ist Heureta," stellte er seinen Begleiter vor, "Er wird euch eines
unserer Häuser zuteilen."
Damit gab er Joan und Curtis zu verstehen, dass sie Heureta folgen
sollten. Hinter ihm überquerten sie ein zweites mal den Platz, der das
Zentrum des Dorfes zu bilden schien. Heureta blieb vor einem Haus stehen.
"Dieses hier gehörte einem Menschen, der sich nach langer Zeit als
unser Gast dazu entschied in die Wälder zu den anderen zu gehen. Es soll
eure Unterkunft sein."
Die beiden Menschen bedankten sich und traten ein. Das Haus war
komplett eingerichtet und sah so aus als wäre es erst eben gerade erst
verlassen worden. Joan lief durch alle Räume. "Dies muss das Badezimmer sein!"
hörte Curtis sie von irgendwo her. Er trat durch eine offene Tür. Das
Badezimmer war klein, aber gemütlich. An der langen, der Tür gegenüber
liegenden Seite war eine Badewanne. An den kurzen Seiten war jeweils die
Toilette und das Waschbecken.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Joan öffnete und erblickte eine junge
Gräuelfrau. "Ich bin Forolle. Wir sind Nachbarn. Mir ist aufgefallen,
dass ihr nur diese Anzüge besitzt. Deswegen bringe ich euch ein paar
Kleider." sagte diese. Joan und Curtis wollten dies ablehnen, doch Forolle
ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Sie drückte Joan die
Sachen in die Arme und ging einfach. Joan breitete die Sachen auf dem Tisch
aus und staunte. Der Stoff war aus einem silbernen Material gewebt und
schimmerte nach Lichteinfall in den verschiedensten Farben. Sie suchte
sich ein knielanges, langärmeliges Kleid, dazu passende Strümpfe und
Schuhe heraus und verschwand damit im Badezimmer. Curtis` Atem stockte
als Joan wieder heraus kam. Das Kleid schien wie für sie gemacht zu sein,
es schmiegte sich an ihrem Körper wie eine zweite Haut und engte dabei
nicht ein. Der Stoff schimmerte ein wenig bläulich und betonte somit
Joans himmelsblaue Augen. Dann verschwand Curtis mit seinen Kleidern im
Bad. Auch ihm passten die Sachen perfekt. Joan musste sich
zusammenreißen um ihn nicht anzustarren was bei seiner gut gebauten Figur schwer
war.
Es klopfte wieder. *(Anm. d. Autorin: hier hat man wohl nie seine
Ruhe)* Vor der Tür stand Melta.
"Es wäre mir eine Ehre euch zum Essen einzuladen," begann er ohne
Umschweife, "Kommt nach Sonnenuntergang in meine Hütte. Wie ich sehe, hat
Forolle sich schon um euch gekümmert. Sie ist die Schneiderin des
Dorfes." Damit ging er wieder, ohne eine Antwort abzuwarten.
Das Abendessen verlief in einer entspannten Stimmung. Es wurde viel
gelacht und das Paar lernte noch viele andere Gräuel kennen. Es war schon
sehr spät (oder sehr früh, je nachdem wie man es sehen möchte) als Joan
und Curtis sich auf den Weg zu ihrer Hütte machten. Da es kein Sofa gab
und der Boden zu hart war mussten sie im Bett schlafen, was beide etwas
verunsicherte.
Die Sonne schien durch das kleine Fenster, direkt in Joans Gesicht. Sie
versuchte sich umzudrehen was aber nicht ging, weil Curtis in der Nacht
den Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Die junge Frau öffnete die Augen
und erinnere sich an den vergangenen Abend. Sie befreite sich von Futures
Arm, ging ins Bad und zog sich an. Dadurch wurde Curtis geweckt. Auch
er zog sich an und verließ die Hütte.
In der Zeit in der Joan Frühstück machte, schlenderte Curtis durch das
Dorf und sah sich noch etwas um. Er fand es zwar schön hier. Was nicht
nur an der Ruhe, sondern viel mehr an Joan lag. Er wollte aber auch so
schnell wie möglich zurück. Nach einer halben Stunde kehrte er zur
Hütte zurück und frühstückte mit Joan. Danach half er ihr, aufzuräumen.
"Wie sieht denn jetzt der Alltag aus?" fragte Joan plötzlich.
"Ich weiß es nicht, aber das wird sich noch zeigen," erwidere Curtis.
"Wir könnten ja ein wenig die Gegend erkunden, vielleicht finden wir
einen Weg zurück."
So verließen sie die Hütte und wollten in den Wald gehen, als sie
plötzlich Meltas Stimme hörten. "Halt, Menschen geht nicht zu weit in den
Wald dort ist das Reich der anderen. So lange ihr im Dorf bleibt, seit
ihr sicher. Unser Gebiet reicht bis zur Waldquelle, aber die anderen aus
dem Grasland halten sich nicht daran. Wenn ihr unbedingt gehen müsst,
seit vorsichtig."
"Wir müssen einen Weg finden," erklärte Curtis, "Wir passen auf uns
auf."
Mit diesen Worten gingen die beiden weiter.
Im Wald war es viel kühler als im Dorf, wo die Sonne ungehindert auf
den Platz schien. Joan war froh, dass das Kleid lange Ärmel hatte. Einige
Zeit streunten sie zusammen durch den Wald. Als sie in der Ferne den
See erblickten hielten sie es für besser, umzukehren. Sie gingen zu
Meltas Hütte. Curtis klopfte und wartete auf Antwort. "Ja, bitte?!?" erklang
es von innen. Die beiden traten ein.
Otto und Grag waren auf Kallisto, einem der vielen Monde des Jupiters,
gelandet und wollten den Sturm abwarten. Und Professor Simon konnte
sich seinen Untersuchungen annehmen. Da er schon seit Ewigkeiten von
seinem Körper getrennt worden waren, mussten Grag und Otto ihn bei
verschieden Sachen zur Hand gehen. Was nicht ohne Streitereien ablief. Der
Roboter und der Android warfen sich Freundlichkeiten wie "doofe Gummipuppe"
oder "verrostete Sprungfeder" an den Kopf bis der Professor ihnen
befahl den Mund zu halten, da er sich konzentrieren mußte.
Joan und Curtis hatten den Dorfältesten gefragt, warum sie die anderen
so fürchten würden. Melta bat sie Platz zu nehmen, weil dies eine lange
Geschichte sei die er ihnen aber gerne erzählen würde.
"Diese Barbaren tauchten vor etwa vier Jahren auf. Einige Zeit lief
auch alles ganz gut. Wir teilten unsere Jagdgründe, unsere Erzvorkommen
und eben alles was die Natur uns liefert. Aber dann vor etwa zwei Jahren
fingen sie an unsere Frauen und Mädchen zu entführen, die sich zu weit
in den Wald hinein wagten. Wir sandeten Boten um sie zu bitten unsrer
Leute frei zu lassen. Bekamen aber als Antwort dass sie auf ihrem Boden
zu ihrem Eigentum geworden sind. Wir haben versucht zu verhandeln, aber
beim letzten Mal kam unser Bote nicht zurück. Vor etwa einem Jahr wurde
meine älteste Tochter Ajime entführt, sie war gerade erst fünfzehn,"
betroffen senkte Melta den Kopf und schwieg. Joan und Future sahen sich
an.
"Es scheinen schon sehr viel eurer Töchter bei den anderen zu leben,"
begann Future, "Warum versucht ihr nicht das als Grund zum Frieden zu
nehmen?"
"Wie ich schon sagte," Melta sah auf, "Sie kommen niemandem entgegen.
Versteht ihr nun, warum wir die Fremdlinge so fürchten?"
Joan und Curtis nickten.
"Bisher war das Dorf sicher, aber wir haben Angst um unserer Kinder,"
Melta war aufgestanden und hinausgegangen.
Joan hatte sich im Laufe der Tage mit einigen Frauen angefreundet und
half ihnen bei den anfallenden Arbeiten. Wäsche waschen, Essen
zubereiten, Kleidung nähen und so weiter. Sie hatte sich langsam an den
Tagesablauf gewöhnt. Abends aß sie mit Curtis und sie Nachts schliefen sie
zusammen im Bett.
Eines Abends, sie saßen gerade zusammen beim Essen. Merkte sie, wie
Curtis sie anstarrte.
Sie sah in fragend an. "Stimmt etwas nicht, Captain?"
"Doch, es ist alles in Ordnung," antwortete dieser," Aber mir ist
gerade aufgefallen, dass wir uns jetzt etwa sechs Jahre kennen. Da könnten
wir uns auch duzen. Vorallem da wir nun hier zusammen wohnen."
Joans Wangen nahmen eine Rosa Färbung an, was aber in der Dämmerung der
Hütte verborgen blieb. Hoffte sie jedenfalls.
"Ja, warum eigentlich nicht," erwiderte sie.
"Gut, dann möchte ich das du mich nicht mehr *Captain* nennst, okay?!?"
"In Ordnung," Joan nickte zur Bestätigung.
Sie aßen weiter, keiner wusste was er als nächstes sagen sollte. Wie
jeden Abend räumten Joan und Curtis gemeinsam auf. "Ich gehe noch ein
wenig schwimmen," sagte Joan und machte sich auf den Weg zu einem nahe
gelegenem See.(nicht den im Wald) Sie entledigte sich ihrer Kleidung und
watete ins Wasser. Das Wasser war nicht kalt. Joan tauchte unter und
schwamm ein gutes Stück in die Mitte hinein. Sie war so sehr in Gedanken
vertieft, dass sie den Schatten nicht bemerkte, der am Ufer des Sees
herumschlich.
Als ihr kalt wurde schwamm sie zum Ufer zurück, trocknete sich ab und
zog ihre Kleider wieder an. Sie hatte das seltsame Gefühl nicht alleine
zu sein und sah sich um. Es war inzwischen dunkel geworden also
schaltete Joan die Taschenlampe an, die sie mitgenommen hatte. Sie leuchtete
die Umgebung ab, fand aber nichts und wandte sich dem Dorf zu.
Plötzlich wurde sie gepackt. Ihr Augen und Mund wurden verbunden. Dann
merkte Joan, dass sie auf ein Pferd geworfen wurde und ihre Entführer
mit ihr im halsbrecherischem Galopp davon jagten. Curtis hatte sich
schon hingelegt, aber er konnte nicht einschlafen. Wieder und wieder
schaute er auf seine Uhr. Langsam begann er sich Sorgen zu machen. Joan war
schon über zwei Stunden fort und draußen war es Stockfinster. Er
beschloss sie zu suchen. Er zog sich an, packte seine Sachen ein und rannte
den Weg zum See entlang.
Dort angekommen fand er nur Joans Handtuch und einige Hufabdrücke, die
in Richtung Wald führten. Er folgte ihnen ein Stück sah dann aber ein,
dass er ohne Pferd stundenlang laufen müsste ohne Joan zu finden.
Als Curtis im Dorf der Gräuel ankam fing es schon an zu dämmern. Er
lief zu Meltas Haus und klopfte an die Tür. Dieser öffnete verschlafen.
Curtis erklärte in knappen Sätzen was geschehen war und das er ein Pferd
brauchte. Melta brachte Curtis zu einem der wenigen Menschen, die im
Dorf lebten. Dieser besaß ein paar Pferde und lieh Curtis einen weißen
Hengst, der auf den Namen Santos trug.
Während Lalso das Pferd
sattelte, war Melta in seine Hütte gegangen und mit einem Schwert
wieder gekommen. Dieses gab er Curtis. ”Es gehörte einem der Menschen, der
hier gelebt hat. Sein Besitzer hat es hier gelassen als er uns verlassen
hat.” erklärte Melta. Curtis schwang das Schwert ein paar mal. Es lag
sehr gut in der Hand und war für seine Größe erstaunlich leicht.
Plötzlich spürte er ein starkes, schon fast schmerzhaftes Prickeln in
der Hand. Er versuchte das Schwert fallen zu lassen. Er konnte aber die
Hand, die das Schwert hielt nicht öffnen. Nach einigen Sekunden ließ
das Prickeln nach und hörte schließlich ganz auf. Curtis legte das
Schwert auf den Boden und sah erstaunt seine Hand an. Die Handfläche blutete
leicht und war mit kleinen Einstichen übersät.
“Ich hätte dich warnen sollen," entschuldigte sich Melta, "Das Schwert
ist mit einer Technik ausgerüstet, die es dem Besitzer ermöglicht das
Wissen seiner Vorgänger zu erlangen. Somit hast du das Wissen aller
Schwerttechniken, die mit diesem Schwert ausgeübt wurden.”
Future schnallte sich die Schneide um, stieg in den Sattel und ritt mit
Santos davon. Der Hengst lief über den Dorfplatz und erreichte
schließlich den Waldrand. Dort ließ Curtis ihn in Galopp fallen und ritt zu dem
See an dem Joan verschwunden war. Als er die Spuren der anderen Pferde
wieder gefunden hatte, zügelte er das Tier. Der Hengst bewegte sich
jetzt völlig lautlos. Captain Future wusste nicht wie weit er vom Lager
der *Barbaren* entfernt war. Es konnte hinter jeder Biegung sein. Die
Hufabdrücke führten ihn zu einer Lichtung auf der Pferde grasten. An dem
Zaumzeug, das sie trugen erkannte er, dass dies die Pferde der Leute
sein mussten die Joan entführt hatten. Curtis saß ab, sattelte das Pferd
ab und versteckte den Sattel in einem Strauch. Hinter Büschen und
Sträuchern geduckt schlich er an der Lichtung entlang und erreichte
schließlich die andere Seite, wo ein unbefestigter Weg weiterführte. Bis auf die
Geräusche des Waldes war nichts zu hören. Die Bäume standen hier so
dicht, dass so gut wie kein Sonnenlicht durch das Blätterdach fiel. Da der
Boden weich und nass war, konnte Curtis die Spuren der Menschen gut
erkennen. Es war auch zu erkennen, dass Joan heftige Gegenwehr geleistet
hatte. Zum Schluss mußte sie getragen worden sein, weil einige der
Spuren verwischt waren und schließlich ganz aufhörten.
Vorsichtig schlich Future weiter. Er bedauerte seinen Anzug im Dorf
gelassen zu haben, denn fühlte er sich nur mit dem Schwert doch recht
unwohl.
Joan wusste nicht wie lange oder wie weit sie auf dem Rücken des
Pferdes gesessen hatte. Das gleißende Licht der Sonne blendete Sie als man
ihr die Augenbinde abnahm. Dann brachte man sie ihn eine Hütte in der
eine junge Frau wartete. Der Mann, der sie hergebracht hatte löste ihre
Fesseln und verließ die Hütte wieder.
”Warum bin ich hier. Ich will sofort den Anführer sprechen!” ging Joan
auf die Frau los.
Doch diese lächelte nur. ” Hab keine Angst. Die Tyloaner erscheinen
zwar barbarisch, sind aber gute Menschen.”
“Ich habe keine Angst," erwiderte Joan wütend, "Ich will einfach nur
dahin zurück wo ich hergekommen bin!”
“Ich bin Aisleen und für dich zuständig,“ stellte sich dir junge Frau
vor.
“Ich muss jetzt gehen, werde aber später noch mal nach dir sehen,” mit
diesen Worten verließ Aisleen die Hütte.
Joan wollte hinterher laufen doch die Tür wurde ihr vor der Nase
zugeschlagen. Sie versuchte sie zu öffnen, doch wie erwartet war die Tür von
außen verriegelt.
Curtis hatte sich weiter durch den Wald geschlichen und hinter einem
Hügel versteckt von dort konnte er das Dorf der Tyloaner beobachten ohne
selber entdeckt zu werden. Da er nicht wusste, wo Joan war. Beschloss
er, die Bewohner zu beobachten vielleicht würde ihm das helfen.
Inzwischen war es früher Nachmittag und die Sonne brannte unbarmherzig auf den
Wald und die Tyloaner hatten sich in Gruppen an schattigen Plätzen
zusammengefunden um sich auszuruhen. Nur eine junge Frau mit braunem Haar
und einem grünem Kleid lief eifrig hin und her. Sie betrat eine kleine
Hütte, die in der Mitte des Dorfes lag und schloss die Tür. Etwas später
betrat ein kleiner Junge, der ein Tablett mit einem krug Wasser und
etwas zu Essen trug die Hütte. Er klopfte und ihm wurde das Tablett
abgenommen. Dann wurde er wieder weg geschickt. Es war deutlich zu erkennen,
dass der Junge vor Neugier fast platzte. Curtis war sich sicher, dass
dies die Hütte war in der man Joan festhielt.
Es war drückend heiß da die kleine Behausung nur winzigeFenster besaß,
die sich nicht öffnen ließen. Aber durch die die Sonne den ganzen Tag
hinein schien. Joan nahm das Wasser dankbar an. Das Essen probierte Sie
vorsichtig Es schmeckte hervorragend und sie aß alles auf. Sie hatte
schließlich den halben Tag nichts gegessen. Aisleen hatte Joan frische
Kleidung gebracht. Sie bestand aus einem knielangem, cremefarbenem Kleid
und einem paar weicher Schuhe aus Ziegenleder. Joan lies sich von der
jungen Frau helfen. Als sie fertig umgezogen war ging Aisleen zur Tür
hinaus und bedeutete Joan ihr zu folgen. Sie wurde von zwei Männern
flankiert, hatte also keine Chance zu entkommen. “Hab keine Angst,“
erwiderte Aisleen ohne sich umzudrehen und ging weiter. "Wo bringt ihr mich hin
?” fragte Joan nervös, erhielt jedoch keine Antwort.
Curtis hatte die kleine Hütte im Auge behalten. Sein Verdacht
bestätigte sich als die junge Frau hinaus trat und Joan ihr folgte. Er
beobachtete, wie die jungen Frauen zu einem größerem Gebäude in der Mitte des
Dorfes gebracht wurde. Die Tür wurde geöffnet und Joan trat ein. Ihre
Begleiter warteten draußen.
Als sie ihr Ziel erreicht hatten, hielt Aisleen die Tür auf und schob
Joan hinein. Joan sah sich um und entdeckte einen Mann mittleren Alters,
der auf einem Kissen in einer schattigen Ecke des Hauses saß.
“Komm näher, mein Kind," begrüßte er Joan, "Bitte setzt dich.” Joan
tat, was er sagte und wartete schweigend ab.
“Ich bin Ansgar, der Anführer des Stammes. Das hier muss alles
erschreckend sein für dich. Doch ich garantiere dir, dass dir nicht geschieht
solange du den Regeln folgst und keinen Fluchtversuch unternimmst,” fuhr
er fort.
“Dann bin ich also eure Gefangene ?” entfuhr es Joan, “Was habe ich
denn getan, dass ihr mich entführt und in dieser winzigen Hütte
einsperrt?“
Ansgar hob beschwichtigend die Hände.”Bitte, du bist keine Gefangene.
Mit der Zeit wirst du dich hier einleben und einem Mann deiner Wahl zur
Frau gegeben werden.”
Joan dachte sie hätte sich verhört. Einen völlig fremden Mann heiraten?
Sie musste hier schleunigst verschwinden.
Als hätte Ansgar ihre Gedanken gelesen warnte er. ”Eine Flucht ist
unmöglich. Du würdest von unseren Hunden aufgespürt und wieder gefangen
werden. Dann würden du und Aisleen, die für dich zuständig ist, bestraft
werden. Das erscheint dir vielleicht barbarisch. Es ist aber die einzige
Möglichkeit unseren Stamm zu erhalten.”
Die Tür öffnete sich wieder. Aisleen stand in der Tür, blickte den Mann
fragend an und auf sein Nicken hin trat sie ein.
“Meine Tochter kennst du bereits," sagte Ansgar, "Ich möchte sie ungern
bestrafen!”
Er lehnte sich zurück und Aisleen führte Joan wieder zurück zu ihrer
Unterkunft.
“Soll ich hier etwa wohnen?“ fragte Joan, "Hier ist ja nicht einmal ein
Bett.”
“Hier ist wirst du auch nicht bleiben," erwiderte Aisleen, "Für dich
wird etwas entsprechendes hergerichtet.”
Daraufhin ließ sie Joan wieder allein.
Curtis wusste, dass er nicht einfach so ins Dorf hineinmarschieren
konnte. Er musste warten bis es Nacht war, vielleicht ergab sich dann eine
Chance für ihn Joan zu befreien.
Es war drückend heiß da die kleine Behausung nur winzigeFenster besaß,
die sich nicht öffnen ließen. Aber durch die die Sonne den ganzen Tag
hinein schien. Joan nahm das Wasser dankbar an. Das Essen probierte Sie
vorsichtig Es schmeckte hervorragend und sie aß alles auf. Sie hatte
schließlich den halben Tag nichts gegessen. Aisleen hatte Joan frische
Kleidung gebracht. Sie bestand aus einem knielangem, cremefarbenem Kleid
und einem paar weicher Schuhe aus Ziegenleder. Joan lies sich von der
jungen Frau helfen. Als sie fertig umgezogen war ging Aisleen zur Tür
hinaus und bedeutete Joan ihr zu folgen. Sie wurde von zwei Männern
flankiert, hatte also keine Chance zu entkommen. “Hab keine Angst,“
erwiderte Aisleen ohne sich umzudrehen und ging weiter.
"Wo bringt ihr mich hin ?” fragte Joan nervös, erhielt jedoch keine Antwort.
Curtis hatte die kleine Hütte im Auge behalten. Sein Verdacht
bestätigte sich als die junge Frau hinaus trat und Joan ihr folgte. Er
beobachtete, wie die jungen Frauen zu einem größerem Gebäude in der Mitte des
Dorfes gebracht wurde. Die Tür wurde geöffnet und Joan trat ein. Ihre Begleiter warteten draußen.
Als sie ihr Ziel erreicht hatten, hielt Aisleen die Tür auf und schob
Joan hinein. Joan sah sich um und entdeckte einen Mann mittleren Alters,
der auf einem Kissen in einer schattigen Ecke des Hauses saß.
“Komm näher, mein Kind," begrüßte er Joan, "Bitte setzt dich.” Joan
tat, was er sagte und wartete schweigend ab.
“Ich bin Ansgar, der Anführer des Stammes. Das hier muss alles erschreckend sein für dich. Doch ich garantiere dir, dass dir nicht geschieht
solange du den Regeln folgst und keinen Fluchtversuch unternimmst,
fuhr er fort.
“Dann bin ich also eure Gefangene ?” entfuhr es Joan, “Was habe ich
denn getan, dass ihr mich entführt und in dieser winzigen Hütte einsperrt?“
Ansgar hob beschwichtigend die Hände.”Bitte, du bist keine Gefangene.
Mit der Zeit wirst du dich hier einleben und einem Mann deiner Wahl zur
Frau gegeben werden.”
Joan dachte sie hätte sich verhört. Einen völlig fremden Mann heiraten?
Sie musste hier schleunigst verschwinden.
Als hätte Ansgar ihre Gedanken gelesen warnte er. ”Eine Flucht ist
unmöglich. Du würdest von unseren Hunden aufgespürt und wieder gefangen
werden. Dann würden du und Aisleen, die für dich zuständig ist, bestraft
werden. Das erscheint dir vielleicht barbarisch. Es ist aber die einzige
Möglichkeit unseren Stamm zu erhalten.”
Die Tür öffnete sich wieder. Aisleen stand in der Tür, blickte den Mann
fragend an und auf sein Nicken hin trat sie ein.
“Meine Tochter kennst du bereits," sagte Ansgar, "Ich möchte sie ungern bestrafen!”
Er lehnte sich zurück und Aisleen führte Joan wieder zurück zu ihrer
Unterkunft.
“Soll ich hier etwa wohnen?“ fragte Joan, "Hier ist ja nicht einmal ein Bett.”
“Hier ist wirst du auch nicht bleiben," erwiderte Aisleen, "Für dich wird etwas entsprechendes hergerichtet.”
Daraufhin ließ sie Joan wieder allein.
Curtis wusste, dass er nicht einfach so ins Dorf hineinmarschieren
konnte. Er musste warten bis es Nacht war, vielleicht ergab sich dann eine
Chance für ihn Joan zu befreien. Als die Dämmerung hereinbrach,
versammelten sich einige Männer auf dem Platz in der Mitte des Dorfes. Sie
hatten große, aggressiv wirkende Hunde dabei, die sie an ledernen Leinen
mit sich führten. Curtis konnte nicht verstehen was sie sagten und näher
schleichen konnte er auch nicht, da die Hunde ihn wittern konnten. Er
hoffte das sich der Wind nicht drehte. Einige Minuten später teilten
sich die Männer in 3 gleichgroße Gruppen auf. Wobei jeder der Gruppen zwei
der monströsen Hunde mitnahm.
Joan war bei einer schwangeren Frau untergekommen. Wie sich herausstellte, war ihr Mann vor einigen Monaten bei der Jagd auf Felsbären schwer
verwundet worden und nach Tagen seinen Verletzungen erlegen. Mairi`
hatte seitdem alleine gelebt und war froh endlich Hilfe zu haben. Sie
hatte Joan ein Zimmer gegeben und wuselte inzwischen wieder im Haus herum
um das Abendessen zuzubereiten. Ihre kleine Tochter starrte Joan
währenddessen neugierig an, aber traute sich nicht zu ihr zu gehen. Als Joan
den Blick des Mädchens erwiderte und es anlächelte rannte dieses zu
ihrer Mutter und versteckte sich hinter derem Rock. Von dort aus
beobachtete sie Joan weiter. Joan tat so als hätte sie sich mit ihrer
aussichtslosen Situation abgefunden und half der Frau wo sie konnte.
“Sie kennt keine fremden Menschen,” meinte Mairi` entschuldigend, “Ich
komme seit Ulrecs Tod kaum noch raus. Meistens kommen meine Freunde zu Besuch. Sie sind die einzigen Leute, die Jocelin kennt.”
Joan tat die Frau leid. Es musste schrecklich sein den ganzen Tag im Haus zu tun zu haben und nicht unter Menschen zu kommen.
“Mir scheint, dass hier keine alten Menschen leben,” platze es aus Joan
heraus.
“So ist es," antwortete Mairi` betrübt.
“Vor vielen Jahren wurde unser Dorf überfallen. Bis auf vier waren alle
Männer auf der Jagd. Uns stand ein harter Winter bevor. In der Nacht
kamen Fremde und brandschatzten das Dorf. Meine Mutter befahl mir mich mit
den anderen Kindern zu verstecken. Die Fremden haben alle getötet, die sie fanden.”
Im Mairi`s Augen hatte des nackte Entsetzen gestanden als sie den
Überfall auf das Dorf geschildert hatte und so mochte Joan nicht weiterfragen.
“Mairi` ich…,” begann Joan wurde jedoch von der Angesprochenen
unterbrochen.
”Ist schon in Ordnung. Wir haben es inzwischen mehr oder weniger verkraftet. Lass uns nicht mehr darüber reden?”
“Ja,” erwiderte Joan niedergeschlagen.
Curtis hatte gesehen, dass man Joan in ein Haus gebracht hatte, das am
Rande der Dorfmitte lag. Es war riskant jetzt, da die Männer mit den
Hunden unterwegs waren durch das Dorf zu schleichen. Aber er musste es
wagen. Wenn Joan etwas geschehen würde, würde er sich das niemals
verzeihen können. Er hatte sich inzwischen bis auf etwa 30 Meter an das Haus
herangeschlichen und war hinter einer Hausecke in Deckung gegangen. Als
neben ihm eine Seitentür aufging.
Curtis hielt den Atem an und seine Muskeln spannten sich. Doch der
Mann, der heraustrat bemerkte ihn nicht. Curtis wartete bis der Mann in der
Dunkelheit verschwunden war und lief, jede Deckung ausnutzend, weiter.
Endlich war er an dem Haus angelangt und spähte vorsichtig durch ein
Fenster. Joan und die ihm unbekannte junge Frau hatten dem Fenster dem
Rücken zugedreht und Future konnte sich nicht bemerkbar machen ohne dass
die Unbekannte ihn sah. Joan wurde wirklich gut bewacht. Ohne Deckung
war die Aktion höchst gefährlich und er zog sich im Schatten des Hauses
zurück. Am Kerzenschein der durch das Fenster fiel, konnte er erkennen
wenn jemand den Raum verließ.
“Ich bringe Jocelin ins Bett,“ brach Mairi` die Stille. Sie streckte
die Hand aus, die das kleinem Mädchen ergriff und ging mit ihr in ein
angrenzendes Zimmer.
Auf diesen Moment hatte Curtis gewartet. Die Unbekannte verließ den
Raum und Joan war allein. Da das Fenster offen war, musste er nur ein
leises Geräusch machen den Joan hatte ein gutes Gehör.
“Joan!” flüsterte er. Die Angesprochene hatte sofort erkannt, wer sie
gerufen hatte und war zum Fenster gegangen.
“Curtis?!?” hätte sie beinahe geschrien. Besann sich aber darauf, das
Mairi´ im Nebenzimmer war.
“Ich habe nicht viel Zeit. Mairi` kommt gleich zurück.“
"Ich hole dich heraus,” versprach Curtis, doch genau in diesem
Augenblick kam die junge Witwe schon zurück.
“Mit wem redest du da?” fragte sie Joan.
Ohne auf eine Antworten zu warten trat sie ans Fenster und sah hinaus.
Curtis hatte sich wieder in den Schatten zurückgezogen so das sie ihn
nicht sah. “War wohl nur Einbildung,” sagte Mairi` mehr zu sich selbst
als zu Joan, ”Wir sollten schlafen gehen.” Die beiden räumten die Küche
auf und gingen in ihre Zimmer.
In ihrem angekommen stellte Joan die Kerze ab und ging an das Fenster.
Mairi´ hatte bereits das Licht gelöscht. So war es einfach für Curtis
Joans Zimmer zu finden. Curtis schlich zu ihrem Fenster. Sie versuchte
es zu öffnen, aber man hatte den Griff entfernt so das sie nicht fliehen
konnte. So blieb nur noch die Haustür als Weg nach draußen. Joan
hoffte, dass ihre “Gastgeberin” schon schlief. Sie schirmte die Kerze mit der
Hand ab und schlich so leise es ging zur Zimmertür. Diese öffnete sie
schnell um ein Knarren zu vermeiden und schloss sie ebenso schnell
wieder. Dann lief sie leise durch die Küche. Sie hatte fast die Tür erreicht
als eine der Holzdiele laut knarrte. Joan löschte die Kerze und rannte
die letzten Schritte zur Tür. Sie tastete die Tür ab um den Riegel zu
finden mit der die Tür verschlossen war. Endlich, sie hatte ihn
gefunden. Joan zerrte den Riegel hoch, doch dieser bewegte sich nur
schwerfällig. Nach einer Ewigkeit, so schien es Joan, hatte sie den Riegel
zurückgeschoben und riss die Haustür auf.
“Curtis!” Joan lief auf ihn zu, umarmte ihn und hätte ihn dadurch fast
zu Boden gerissen. Future zog sie an sich, ”Alles in Ordnung?” Joan
nickte.
Lautes Hundegebell ließ sie auseinander fahren. “Schnell, hier
entlang,” Curtis zog Joan hinter sich her. Sie liefen so schnell sie konnten,
doch das Gebell der rieseigen Hunde wurde immer lauter.
Schließlich hatten die Tiere die Flüchtenden eingeholt. Curtis stellte
die Protonenpistolen auf "betäuben" und schoß auf die Hunde, doch nichts
geschah. Er überprüfte noch einmal die Einstellung. Sie standen auf
Betäubung. Inzwischen waren auch die Hundeführer bei ihren Hunden
angelangt. Joan und Curtis versuchten sich zu wehren. Sie wurden jedoch von den
Männern überwältigt.
Ihnen wurden die Arme hinter dem Rücken zusammengebunden und man führte
sie ins Dorf zurück. Joan wurde zurück zu Mairi´ zurückgebracht. Diese
schloss wortlos die Tür nachdem die Männer mit Curtis verschwunden
waren.
Ansgars Rückblick:
Sie hatten diesmal genug Wild erlegt um diesen Winter zu überstehen.
Erek war zurück geritten um einen Schlitten zu holen. Ungeduldig schaute
Ansgar in die Richtung in die er verschwunden war. Der junge Anführer
sehnte sich nach einem warmen Platz vorm Kamin und nach Frieda, seiner
Frau. Er konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Denn sie war
hochschwanger und sein Kind konnte jeden Moment zur Welt kommen.
“Ansgar! Sieh nur das Signalfeuer!” der Angesprochen sah in die
Richtung die ihm gewiesen wurde.
“Frieda!” Er sprang auf sein Pferd und preschte los. Seine Männer
folgten ihm. Er hoffte, dass nichts schlimmes passiert sei. Das Feuer wurde
nur in Notfällen entzündet.
Vor sich konnte Ansgar einen Schemen sehen. Es war sich um Erek. Er lag
blutüberströmt im Schnee und rührte sich nicht mehr. Panik und Wut
machten sich in Ansgar breit. Die riesige Wunde im Hinterkopf bewies, dass
man seinen Freund hinterhältig den Schädel eingeschlagen hatte. Sie
ritten weiter. Man würde dem Mann die letzte Ehre erweisen, wenn das Dorf
in Sicherheit war. Im Augenblick mussten die Umhänge zweier Männer und
ein paar Tannenzweige reichen um wilde Tiere abzuhalten.
Nur noch einen Hügel und sie hatten Jonstayn erreicht. Der Anblick, der
sich ihnen bot war grauenhaft. Ausnahmslos alle Häuser brannten, das
Schreien der Verletzten und Sterbenden war noch auf dem Hügel zu hören.
Ein Teil der Männer versuchte zu retten was zu retten war. Der andere
Teil suchte die Kinder, da unter den Toten und verletzten kein einziges
Kind zu finden war. Man fand sie später in einer Höhle, in die sie der
alte Jonas geführt hatte. Er berichtete Ansgar, dass sie angegriffen
wurden kaum nachdem er mit den Jägern weg geritten war. Jonas hatte
versucht mit den Kriegern, die im Dorf geblieben waren den Angriff
abzuwehren. Doch die Übermacht der Angreifer war zu groß als das sie sie auf
halten hätte können. Ansgar war verzweifelt. Man hatte ihm mitgeteilt, dass
seine Frau tot war. Er saß auf einem Felsen und versuchte, das
Geschehene zu verarbeiten.
Erschrocken duch ein klopfen fuhr Ansgar hoch. Noch Jahre nach dem
Angriff auf Jonstayn verfolgten ihn die Schrecken in seine Träumen. Es
klopfte wieder. Rasch zog Ansgar sich etwas über und öffnete die Tür. Vor
der Tür stand Hilger, der Hundeführer, hinter ihm standen zwei Männer die
einen Fremden flankierten. Ansgar war sofort hellwach.
”Was hat das zu bedeuten?”
“Wir haben ihn mit der Frau gefunden, die heute zu uns gebracht wurde.
Sie wollten fliehen.”
Ansgar trat zur Seite und gab ihnen damit zu verstehen den Fremden
hineinzubringen. Danach verließen die Jäger das Haus wieder. Der
Stammesführer wandte sich Curtis zu.
”Warum wollten Sie die Frau entführen? Sie gehört nun zu uns.”
“Das könnte ich Sie auch fragen," war die knappe Antwort, "Joan gehört
mehr zu mir als zu ihnen.“ Curtis versuchte, seine Wut zu unterdrücken,
was aber in Anbetracht der Dreistigkeit dieses Menschen schwer fiel.
“Ich schulde niemandem eine Erklärung.”
Ansgar hatte sich Curtis gegenüber niedergelassen.
“Aber ich will es versuchen. Vielleicht können Sie unsere Beweggründe
dann besser verstehen."
So erzählte er vom Überfall auf das Dorf.
“Es lebten also nur noch die Kinder und die Männer, die auf der jagt
waren. Einige wenige haben den Angriff überlebt, doch ohne Nachwuchs ist
unser Stamm dazu verdammt zu sterben,” schloss Ansgar seine Erklärung.
“Warum verbünden sie sich nicht mit den Gräuel? Sie haben schließlich
schon einige von ihnen in ihre Gesellschaft eingegliedert?” Curtis`
Frage erschien logisch.
“Ich trage große Verantwortung und ich will es nicht noch einmal
riskieren, dass uns etwas derart schlimmes geschieht."
Ansgar war aufgestanden und lief durch den Raum.
Langsam begann alles einen Sinn zu ergeben. Die Entführungen der
Frauen, das barsche Verhalten bei den Verhandlungen, alles beruhte auf dem
zerstörten Dorf. Curtis verstand jetzt zwar die Beweggründe, aber er
konnte sie nicht gut heißen. Er wollte auch nicht verraten, dass die Gräuel
friedfertig waren. Es wäre möglich das die Tyloaner das Dorf dann
einfach über fallen würden.
“Sie haben mir erzählt, sie hätten einen Boten geschickt?” Curtis sah
Ansgar fragend an.
“Das stimmt," erwiderte dieser, "Er wurde auf dem Weg hierhin von einem
Felsbären schwer verwundet. Aisleen hat ihn gesund gepflegt und seitdem
lebt er hier.”
“Hier scheinen schon viele Gräuel zu leben," vermutete Curtis, "Meinen
Sie nicht, dass die Angehörigen ein Recht haben ihre Verwandten zu
sehen?”
“Ich habe mir schon über vieles Gedanken gemacht. Es wäre ratsam, jetzt
zu schlafen. Morgen liegt ein langer Tag vor uns.”
Curtis mußte bei den Wachen im Wachturm schlafen. Er musste sich
irgendetwas einfallen lassen um Joan und sich heil aus dieser Angelegenheit
heraus zu bringen. An Flucht war gar nicht erst zu denken, denn einer
riesige Hunde des Mannes lag direkt vor der Tür.
Joan lag im Bett und versuchte zu schlafen. Sie war heilfroh gewesen
als Sie das Haus verlassen hatte und Curtis gegenüber stand. Sie hatte
fest damit gerechnet zu entkommen.
Sie war verzweifelt.
Ezella saß im Federal Office Building und ging die Akten durch. Joan
hatte ihm ein Teil ihres Berichtes geschickt, den er jetzt las.
Plötzlich wurde die Stille des Büros durch das Piepsen des Televisors
gestört. Ezella war überrascht. Sein Gegenüber war Professor Simon. Er berichtete von dem Ionensturm über Ganymed und davon dass Joan und Curtis
dort geblieben waren.
“Der Sturm zog schneller vorbei als angenommen. Wir haben versucht sie
zu erreichen, was uns aber nicht gelungen ist. Als wir in Hotel
nachfragten, sagte man uns: Sie hätten einen Ausflug in die Berge unternommen.
Von dem nicht zurückgekehrt seien,” beendete Simon den Bericht.
Ezella begann sich Sorgen zu machen. Vielleicht hatte Captain Future
Recht behalten und Joan war etwas geschehen. Wäre dies der Fall, würde
Ezella sich das nie verzeihen können. ”Wir müssen sie suchen! Ich werde
mich auf den Weg nach Ganymed machen."
Curtis hatte die ganze Nacht über die Situation, in der sie sich
befanden, nachgedacht. Er musste dem Stammesführer klarmachen, dass Joan
nicht hier bleiben konnte und das er sie notfalls mit Gewalt hier rausholen
würde.
Nachdem Veleif, der Besitzer des Hundes, aufgestanden war bat Curtis
diesen, ihn zu Ansgar zu bringen, weil er mit ihm reden müsse.
Ansgar schien nicht überrascht seinen “Gast “ zu sehen und bat ihn sich
zu setzen.
”Was hast du mir zu sagen?”
“Ich bitte euch, Joan und mich gehen zu lassen. Man wird sicher schon
nach uns suchen.”
Curtis versuchte auf einen Kampf zu verzichten.
“Das geht nicht! Wir müssen für den Fortbesttand unseres Stammes
sorgen. Wenn ich diese Frau laufen lasse, werden auch die anderen Neulinge
versuchen zu fliehen.”
Ansgar zeigte wenig Verständnis für Futures Anliegen. Fast schien es so
als sei in dieser Sache das letzte Wort bereits gefallen. Curtis erhob
sich und sagte: ”So leicht gebe ich nicht auf. Ich liebe diese Frau,
sie bedeutet mir mehr als mein Leben. Entweder geht sie mit mir oder sie
stirbt bei dem Versuch.”
“Nun, das macht die Sache natürlich etwas komplizierter. Doch ich bin
kein Unmensch."
Ansgar hatte sich ebenfalls erhoben und war zur Tür gegangen.
"Wenn du Dijeleon im Schwertkampf besiegst, dürft ihr beide gehen.
Verlierst du, wird die Frau mit deinem Gegner verheiratet. Das Duell soll
heute Abend beginnen. Lass dir von Veleif dein Schwert geben und bereite
dich so gut es geht darauf vor."
In Mairi`s Haus ging Joan dem Tagesablauf nach. Die Witwe hatte ihr inzwischen verziehen, dass sie fliehen wollte.
“Du musst diesen Mann sehr lieben, wenn du versuchst nachts mit ihm den
Wald zu durchqueren. Nach Sonnenuntergang streunen die Felsbären an der
Oberfläche herum. Es ist dein Todesurteil, wenn du einem von ihnen
allein begegnest. Und der Mann muss dich sehr lieben, dass er gegen Dijeleon antritt. Er ist unser bester Schwertkämpfer."
“Wie bitte?!?”
Joan konnte nicht glauben, dass Curtis so etwas Wahnsinniges machen würde.
“Hab keine Angst. Es geht nicht bis zum Tod, dass wurde schon vor
langer Zeit verboten. Sieger ist, wer den Gegner zweimal hintereinander das
Schwert aus der Hand schlägt oder zu Fall bringt.”
Mairi` bemühte sich Joan zu beruhigen, was ihr nicht so recht gelang.
Die junge Frau erledigte ihre Arbeiten, verfolgte aber andere Gedanken.
Die Zeit bis zur Dämmerung kam Joan unendlich lange vor. Die
Kontrarenten waren mit langen Hosen und Kettenhemden bekleidet.
Joan erkannte Curtis aus der Ferne an seinen roten Haaren. Dijeleon
hingegen hatte aschblonde Haare. Von der Größe her glichen sich die
Gegner.
Den Tag hatte Curtis mit Schwertübungen verbracht, wie Ansgar ihm
geraten hatte. Durch die einzigartige Technologie des Schwertes hatte er
keine Mühe die kompliziertesten Schläge auszuführen. Er hoffte, dass dies
genügen würde um seinen Gegner zu besiegen. Curtis und Dijeleon standen
sich auf dem Dorfplatz gegenüber.
Veleif erklärte ihnen die Regeln.
"Wer seinen Gegner zweimal zu Fall bringt oder ihm das Schwert aus der
Hand schlägt, hat gewonnen. Kämpft fair!”
Mit einem Trommelschlag wurde das Duell eröffnet. Die Duellanten
umkreisten einander und griffen probeweise an, um die Stärken und Schwächen
des Gegners auszumachen. Doch nach kurzer Zeit war das Spiel vorbei und
der Kampf begann.
Curtis parierte den ersten Angriff seines Gegners und versuchte in
seiner Deckung eine Lücke zu finden. Future konnte gerade noch einem
Schwerthieb ausweichen der auf seinen Schwertarm zielte. Er musste zugeben,
dass Dijeleon ein hervorragender Kämpfer war, dessen Deckung nur wenige
Lücken hatte, dafür aber um so mehr zum Angriff überging. Curtis
bewegte sich wie ein Tänzer, tauchte unter den Hieben weg oder ließ sie von
seiner Klinge abgleiten um gleich darauf zum Gegenschlag auszuholen.
Doch seine Angriffe wehrte Dijeleon mit dem Schild ab oder parierte sie
mit dem Schwert. Anders als sein Gegner hatte Curtis auf ein Schild
verzichtet um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
Er wich einem weiterem Angriff aus, vollführte eine Drehung und
versetzte dem Schild einem Tritt, der es zur Seite stieß. Durch die Wucht des
Trittes geriet Dijeleon aus dem Gleichgewicht und fiel zu Boden.
Ein Trommelschlag kündigte das Ende der ersten Runde an.
Als beide Kämpfer wieder ihre Positionen eingenommen hatten, erklang
ein weiterer Trommelschlag. Dijeleons Attacken wurden schneller und
Curtis hatte Mühe sie abzuwehren. Mit ungestümen Schwerthieben versuchte
Futures Gegner ihn zu entwaffnen. Mit einem wuchtigem Schlag zielte
Dijeleon auf Curtis´ Schwertarm und entwaffnete ihn mit einer schnellen
Drehung.
Wieder erklangen Trommelschlag.
Curtis hob sein Schwert auf und ging wieder in die Ausgangsposition.
Das Duell wurde weitergeführt.
Die Angriffe des Kriegers wurden langsamer und immer öfter gab es
Lücken in seiner Deckung. Curtis nutze eine dieser Lücken und griff an. Ein
Rückhandhieb riss seinem Gegner das Schwert aus der Hand als dieser
Versuchte den Hieb abzuwehren. Dabei drehte er sich um die eigene Achse
und fiel zu Boden.
Der nächste Trommelschlag beendete den Kampf und das Publikum klatschte.
Ansgar kam aus der Menge des Publikums: ”Wirklich, ein sehr guter Kampf
den ihr uns geliefert habt. Lasst uns Essen. Morgen dürft ihr das Dorf
verlassen. Ich halte mein Wort.
Da die Tyloaner seit ihrer Flucht kein Feste oder Schaukämpfe mehr
gehabt hatten war ein festliches Essen auf dem Dorfplatz hergerichtet
worden.
Curtis wäre am liebsten sofort zu Joan gelaufen, doch wurde von Ansgar
in Beschlag genommen.
Dijeleon zeigte sich als guter Verlierer und gratulierte Curtis zu
seinem Sieg.
“Ihr seid euch sicher, dass ihr nicht bleiben wollt?” Bedauern schwang
in Ansgars Stimme.
“Nein. Wir gehören nicht hier her,” sagte Curtis bestimmt.
“Wirklich sehr bedauerlich. Ihr seid ein guter Kämpfer und wir müssen
unser Dorf verteidigen können.”
“Mir scheint, die Gräuel bauen solide Häuser. Denkt doch noch einmal
über ein Abkommen nach.”
“Ich werde darüber mit meinen Stamm reden.”
Curtis wusste, dass er mehr nicht erwarten durfte.
Die Tyloaner waren anscheinend sehr trinkfest, denn sie tranken das
schwere, metähnliche Getränk als wäre es Wasser, ohne auch nur angetrunken
zu wirken.
Curtis hingegen nippte nur vorsichtig an dem Getränk, auch wenn es
wirklich köstlich war.
Es wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Nach und nach machten sich die
Bewohner auf den Weg zu ihren Hütten.
Auch Curtis wollte sich schlafen legen als er Joans Schrei hörte:
”Curtis!”
Sie rannte zu ihm und warf sich ihm in die Arme.
“Ich hatte solche Angst um dich. Tu mir sowas nie wieder an!”
Joan legte ihren Kopf auf Curtis` Brust und genoss den Moment der
absoluten Stille. Curtis hatte seine Arme um Joan geschlungen und eng
aneinander geschmiegt standen sie einfach nur da.
Nach geraumer Zeit brach Future die Stille: ”Wir können morgen gehen,
Joan.”
Curtis begleitete Joan zu Mairi`s Haus, den Ganzen Weg dorthin hatte er
die Junge Frau im Arm gehalten.
“Gute Nacht.”
Er zog die übberaschte Agentin an sich und küsste sie zärtlich. Dann
drehte er sich wortlos um und ging zu dem Haus in dem er untergebracht
war.
Ezella und der Rest der Future -Crew waren inzwischen auf dem Ganymed
eingetroffen. Sie befragten die Angestellten des Hotels und auch den
Geschäftsbesitzer in dem sich das Paar die Bergsteigeraurüstung gekauft
hatte. Die Pferde, die sie gemietet hatten waren zu ihrem Stall zurück
gekehrt. Von Joan und Curtis fehlte aber jedoch jede Spur. Der Besitzer
des Geschäfts zeichnete ihnen in einer Karte die Route ein, die er auch
den beiden empfohlen hatte.
Joan hatte die halbe Nacht wach gelegen und dachte über Curtis´
Verhalten nach. Sie konnte noch immer seine Lippen auf ihren spüren. Sie war
sich aber nicht sicher was das zu bedeuten hatte. Würde er morgen
wieder so reserviert und abweisend wie immer sein? Joan beschloss am
nächsten Tag in die Offensive zu gehen.
Auch Curtis beschloss seine Gefühle nicht länger zu verstecken. Aber
erst einmal mussten sie zurück zum Hotel. Er stand früh aufund frühstückte.
Als die Sonne aufging, verabschiedeten sich Joan und Curtis von den
Tyloanern.
Curtis hatte Joan erzählt, dass er das Pferd mit dem er sie gesucht
hatte auf der Lichtung gelassen hatte. Das Tier hatte so lange auf der
Lichtung gewartet. Sie sattelten das Pferd und ritten zum Dorf der Gräuel
zurück.
Joan wollte Curtis endlich sagen was sie fühlte, aber traute sich nicht
so recht. Sie hatte es während des Rittes versucht, aber kein Wort
herausgebracht.
Endlich hatten sie das Dorf erreicht. Curtis gab Laslo den Hengst
zurück und ging dann mit Joan zu Melta. Sie berichteten was ihnen
widerfahren war.
”Ansgar überlegt noch mal mit den Verhandlungen anzufangen,” beendete
Future den Bericht.
“Das wäre sehr schön. Ich möchte endlich meine Tochter wieder sehen.”
In Meltas Augen hatte sich ein Hoffnungsschimmer gezeigt.
“Wir haben übrigens ein Weg in die Welt der Menschen gefunden. Ihr
müsst den Weg, den ihr gekommen seid zurückgehen und diesen Stein in eine
Vertiefung vor dem Portal einlassen. Am besten geht ihr sofort. Ich weiß
nicht wie lange der Stein die auf ihn übertragenen Kräfte behält.”
Joan und Curtis bedankten sich bei den Gräuel für die Unterkunft und
für all die Hilfe, die sie bekommen hatten.
Sie packten ihre Habseligkeiten ein und machten sich auf den Weg.
Die Höhle, die in die Gänge führte, war schnell gefunden. Auch der Tunnel zum See mit der Brücke hatte das Paar schnell erreicht.
Als sie hinter sich das Scharren der Krallen eines Felsbären hörten.
Das Tier war riesig, doch das war die einzige Gemeinsamkeit mit Bären.
Der Körper war von Faustgroßen Schuppen übersät, die Krallen waren etwa
einen halben Meter lang und die Hauer des Tieres blitzten gefährlich im
Licht der Taschenlampen.
Curtis hatte sich vor Joan gestellt um ihr eine Fluchtmöglichkeit zu
bieten. Sie liefen langsam rückwärts über die Brücke. Das Wesen folgte
ihnen bis zum Brückenfuss und lief dann nervös am Ufer hin und her.
Anscheinend hatte es vor Wasser Angst.
So schnell sie konnten liefen Curtis und Joan den Tunnel entlang und
kamen zu dem Stollen durch den Sie kriechen mussten.
Sie gelangten an die Wand durch die sie in das Tunnellabyrinth geraten
waren und suchten die umliegenden Wände nach einer Einfassung ab.
Endlich hatte Joan sie gefunden und sie setzten den Stein ein.
Die Wand war immer noch da. Verzweifelt wollte Joan gegen die Wand
treten doch der Schwung beförderte sie hindurch. Curtis steckte seine Hand
durch die Wand. Anscheinend war sie durch den Stein durchlässig
geworden. Curtis trat hindurch. Joan war inzwischen aufgestanden. Gemeinsam
stiegen sie den Berg hinunter. Das Seil das sie zum Aufstieg benutzt
hatten war verschwunden. Also mussten sie ohne Schutz den Abstieg wagen.
Sie hatten fast den Fuß des Berges erreicht als Joan den Halt verlor.
Sie rutsche ein Stück konnte sich aber festhalten. Future kletterte an
sie heran und wollte sie hochziehen. Doch bevor er Joan erreichte verlor
sie ein weiteres mal den Halt und fiel in die Tiefe. Sie schlug auf dem
Boden auf und blieb bewustlos liegen.
“Joan”
Curtis rutschte mehr den Rest des Abhangs herunter als das er
kletterte. Unten angekommen überprüfte er Joans Lebenszeichen. Ihr Herz schlug
gleichmäßig doch sie war nicht ansprechbar. Er wagte nicht sie zu
bewegen. Also benachrichtigte er einem Krankentransport. Es kann Curtis vor
wie eine Ewigkeit bis der Rettungsgleiter endlich eintraf.
Im Krankenhaus warteten Ezella und der Rest der Crew bereits. Curtis
berichte ihnen was passiert war. Dabei tiegerte er ruhelos im Wartesaal
umher.
Die Ärzte untersuchten Joan. Es stellte sich heraus, dass sie keine
inneren Blutungen hatte, jedoch einen gebrochen Arm und eine schwere
Gehirnerschütterung hatte sie davon getragen hatte.
Ihre Freunde durften kurz zu ihr. Es schnürte Curtis das Herz zu, Joan
so zu sehen. Sie wirkte sehr verletzlich.
Nach einigen Minuten bat die Krankenschwester sie zu gehen, da die Patientin viel Ruhe brauchte.
Curtis bat noch darum ein paar Minuten bleiben zu dürfen, was die Schwester nur missbilligend erlaubte.
Curtis setzte sich ans Bett und begann zu reden.
”Joan, ich weiß nicht ob du das hörst, aber ich liebe dich. Ich kann
mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen."
Er küsste Joan auf die Stirn und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch
mal um und blickte zurück.
Joan hatte die Augen aufgeschlagen und lächelte ihn schwach an.
ENDE
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