Es war drückend heiß da die kleine Behausung nur winzigeFenster besaß,
die sich nicht öffnen ließen. Aber durch die die Sonne den ganzen Tag
hinein schien. Joan nahm das Wasser dankbar an. Das Essen probierte Sie
vorsichtig Es schmeckte hervorragend und sie aß alles auf. Sie hatte
schließlich den halben Tag nichts gegessen. Aisleen hatte Joan frische
Kleidung gebracht. Sie bestand aus einem knielangem, cremefarbenem Kleid
und einem paar weicher Schuhe aus Ziegenleder. Joan lies sich von der
jungen Frau helfen. Als sie fertig umgezogen war ging Aisleen zur Tür
hinaus und bedeutete Joan ihr zu folgen. Sie wurde von zwei Männern
flankiert, hatte also keine Chance zu entkommen. “Hab keine Angst,“
erwiderte Aisleen ohne sich umzudrehen und ging weiter.
"Wo bringt ihr mich hin ?” fragte Joan nervös, erhielt jedoch keine Antwort.
Curtis hatte die kleine Hütte im Auge behalten. Sein Verdacht
bestätigte sich als die junge Frau hinaus trat und Joan ihr folgte. Er
beobachtete, wie die jungen Frauen zu einem größerem Gebäude in der Mitte des
Dorfes gebracht wurde. Die Tür wurde geöffnet und Joan trat ein. Ihre Begleiter warteten draußen.
Als sie ihr Ziel erreicht hatten, hielt Aisleen die Tür auf und schob
Joan hinein. Joan sah sich um und entdeckte einen Mann mittleren Alters,
der auf einem Kissen in einer schattigen Ecke des Hauses saß.
“Komm näher, mein Kind," begrüßte er Joan, "Bitte setzt dich.” Joan
tat, was er sagte und wartete schweigend ab.
“Ich bin Ansgar, der Anführer des Stammes. Das hier muss alles erschreckend sein für dich. Doch ich garantiere dir, dass dir nicht geschieht
solange du den Regeln folgst und keinen Fluchtversuch unternimmst,
fuhr er fort.
“Dann bin ich also eure Gefangene ?” entfuhr es Joan, “Was habe ich
denn getan, dass ihr mich entführt und in dieser winzigen Hütte einsperrt?“
Ansgar hob beschwichtigend die Hände.”Bitte, du bist keine Gefangene.
Mit der Zeit wirst du dich hier einleben und einem Mann deiner Wahl zur
Frau gegeben werden.”
Joan dachte sie hätte sich verhört. Einen völlig fremden Mann heiraten?
Sie musste hier schleunigst verschwinden.
Als hätte Ansgar ihre Gedanken gelesen warnte er. ”Eine Flucht ist
unmöglich. Du würdest von unseren Hunden aufgespürt und wieder gefangen
werden. Dann würden du und Aisleen, die für dich zuständig ist, bestraft
werden. Das erscheint dir vielleicht barbarisch. Es ist aber die einzige
Möglichkeit unseren Stamm zu erhalten.”
Die Tür öffnete sich wieder. Aisleen stand in der Tür, blickte den Mann
fragend an und auf sein Nicken hin trat sie ein.
“Meine Tochter kennst du bereits," sagte Ansgar, "Ich möchte sie ungern bestrafen!”
Er lehnte sich zurück und Aisleen führte Joan wieder zurück zu ihrer
Unterkunft.
“Soll ich hier etwa wohnen?“ fragte Joan, "Hier ist ja nicht einmal ein Bett.”
“Hier ist wirst du auch nicht bleiben," erwiderte Aisleen, "Für dich wird etwas entsprechendes hergerichtet.”
Daraufhin ließ sie Joan wieder allein.
Curtis wusste, dass er nicht einfach so ins Dorf hineinmarschieren
konnte. Er musste warten bis es Nacht war, vielleicht ergab sich dann eine
Chance für ihn Joan zu befreien. Als die Dämmerung hereinbrach,
versammelten sich einige Männer auf dem Platz in der Mitte des Dorfes. Sie
hatten große, aggressiv wirkende Hunde dabei, die sie an ledernen Leinen
mit sich führten. Curtis konnte nicht verstehen was sie sagten und näher
schleichen konnte er auch nicht, da die Hunde ihn wittern konnten. Er
hoffte das sich der Wind nicht drehte. Einige Minuten später teilten
sich die Männer in 3 gleichgroße Gruppen auf. Wobei jeder der Gruppen zwei
der monströsen Hunde mitnahm.
Joan war bei einer schwangeren Frau untergekommen. Wie sich herausstellte, war ihr Mann vor einigen Monaten bei der Jagd auf Felsbären schwer
verwundet worden und nach Tagen seinen Verletzungen erlegen. Mairi`
hatte seitdem alleine gelebt und war froh endlich Hilfe zu haben. Sie
hatte Joan ein Zimmer gegeben und wuselte inzwischen wieder im Haus herum
um das Abendessen zuzubereiten. Ihre kleine Tochter starrte Joan
währenddessen neugierig an, aber traute sich nicht zu ihr zu gehen. Als Joan
den Blick des Mädchens erwiderte und es anlächelte rannte dieses zu
ihrer Mutter und versteckte sich hinter derem Rock. Von dort aus
beobachtete sie Joan weiter. Joan tat so als hätte sie sich mit ihrer
aussichtslosen Situation abgefunden und half der Frau wo sie konnte.
“Sie kennt keine fremden Menschen,” meinte Mairi` entschuldigend, “Ich
komme seit Ulrecs Tod kaum noch raus. Meistens kommen meine Freunde zu Besuch. Sie sind die einzigen Leute, die Jocelin kennt.”
Joan tat die Frau leid. Es musste schrecklich sein den ganzen Tag im Haus zu tun zu haben und nicht unter Menschen zu kommen.
“Mir scheint, dass hier keine alten Menschen leben,” platze es aus Joan
heraus.
“So ist es," antwortete Mairi` betrübt.
“Vor vielen Jahren wurde unser Dorf überfallen. Bis auf vier waren alle
Männer auf der Jagd. Uns stand ein harter Winter bevor. In der Nacht
kamen Fremde und brandschatzten das Dorf. Meine Mutter befahl mir mich mit
den anderen Kindern zu verstecken. Die Fremden haben alle getötet, die sie fanden.”
Im Mairi`s Augen hatte des nackte Entsetzen gestanden als sie den
Überfall auf das Dorf geschildert hatte und so mochte Joan nicht weiterfragen.
“Mairi` ich…,” begann Joan wurde jedoch von der Angesprochenen
unterbrochen.
”Ist schon in Ordnung. Wir haben es inzwischen mehr oder weniger verkraftet. Lass uns nicht mehr darüber reden?”
“Ja,” erwiderte Joan niedergeschlagen.
Curtis hatte gesehen, dass man Joan in ein Haus gebracht hatte, das am
Rande der Dorfmitte lag. Es war riskant jetzt, da die Männer mit den
Hunden unterwegs waren durch das Dorf zu schleichen. Aber er musste es
wagen. Wenn Joan etwas geschehen würde, würde er sich das niemals
verzeihen können. Er hatte sich inzwischen bis auf etwa 30 Meter an das Haus
herangeschlichen und war hinter einer Hausecke in Deckung gegangen. Als
neben ihm eine Seitentür aufging.
Curtis hielt den Atem an und seine Muskeln spannten sich. Doch der
Mann, der heraustrat bemerkte ihn nicht. Curtis wartete bis der Mann in der
Dunkelheit verschwunden war und lief, jede Deckung ausnutzend, weiter.
Endlich war er an dem Haus angelangt und spähte vorsichtig durch ein
Fenster. Joan und die ihm unbekannte junge Frau hatten dem Fenster dem
Rücken zugedreht und Future konnte sich nicht bemerkbar machen ohne dass
die Unbekannte ihn sah. Joan wurde wirklich gut bewacht. Ohne Deckung
war die Aktion höchst gefährlich und er zog sich im Schatten des Hauses
zurück. Am Kerzenschein der durch das Fenster fiel, konnte er erkennen
wenn jemand den Raum verließ.
“Ich bringe Jocelin ins Bett,“ brach Mairi` die Stille. Sie streckte
die Hand aus, die das kleinem Mädchen ergriff und ging mit ihr in ein
angrenzendes Zimmer.
Auf diesen Moment hatte Curtis gewartet. Die Unbekannte verließ den
Raum und Joan war allein. Da das Fenster offen war, musste er nur ein
leises Geräusch machen den Joan hatte ein gutes Gehör.
“Joan!” flüsterte er. Die Angesprochene hatte sofort erkannt, wer sie
gerufen hatte und war zum Fenster gegangen.
“Curtis?!?” hätte sie beinahe geschrien. Besann sich aber darauf, das
Mairi´ im Nebenzimmer war.
“Ich habe nicht viel Zeit. Mairi` kommt gleich zurück.“
"Ich hole dich heraus,” versprach Curtis, doch genau in diesem
Augenblick kam die junge Witwe schon zurück.
“Mit wem redest du da?” fragte sie Joan.
Ohne auf eine Antworten zu warten trat sie ans Fenster und sah hinaus.
Curtis hatte sich wieder in den Schatten zurückgezogen so das sie ihn
nicht sah. “War wohl nur Einbildung,” sagte Mairi` mehr zu sich selbst
als zu Joan, ”Wir sollten schlafen gehen.” Die beiden räumten die Küche
auf und gingen in ihre Zimmer.
In ihrem angekommen stellte Joan die Kerze ab und ging an das Fenster.
Mairi´ hatte bereits das Licht gelöscht. So war es einfach für Curtis
Joans Zimmer zu finden. Curtis schlich zu ihrem Fenster. Sie versuchte
es zu öffnen, aber man hatte den Griff entfernt so das sie nicht fliehen
konnte. So blieb nur noch die Haustür als Weg nach draußen. Joan
hoffte, dass ihre “Gastgeberin” schon schlief. Sie schirmte die Kerze mit der
Hand ab und schlich so leise es ging zur Zimmertür. Diese öffnete sie
schnell um ein Knarren zu vermeiden und schloss sie ebenso schnell
wieder. Dann lief sie leise durch die Küche. Sie hatte fast die Tür erreicht
als eine der Holzdiele laut knarrte. Joan löschte die Kerze und rannte
die letzten Schritte zur Tür. Sie tastete die Tür ab um den Riegel zu
finden mit der die Tür verschlossen war. Endlich, sie hatte ihn
gefunden. Joan zerrte den Riegel hoch, doch dieser bewegte sich nur
schwerfällig. Nach einer Ewigkeit, so schien es Joan, hatte sie den Riegel
zurückgeschoben und riss die Haustür auf.
“Curtis!” Joan lief auf ihn zu, umarmte ihn und hätte ihn dadurch fast
zu Boden gerissen. Future zog sie an sich, ”Alles in Ordnung?” Joan
nickte.
Lautes Hundegebell ließ sie auseinander fahren. “Schnell, hier
entlang,” Curtis zog Joan hinter sich her. Sie liefen so schnell sie konnten,
doch das Gebell der rieseigen Hunde wurde immer lauter.
Schließlich hatten die Tiere die Flüchtenden eingeholt. Curtis stellte
die Protonenpistolen auf "betäuben" und schoß auf die Hunde, doch nichts
geschah. Er überprüfte noch einmal die Einstellung. Sie standen auf
Betäubung. Inzwischen waren auch die Hundeführer bei ihren Hunden
angelangt. Joan und Curtis versuchten sich zu wehren. Sie wurden jedoch von den
Männern überwältigt.
Ihnen wurden die Arme hinter dem Rücken zusammengebunden und man führte
sie ins Dorf zurück. Joan wurde zurück zu Mairi´ zurückgebracht. Diese
schloss wortlos die Tür nachdem die Männer mit Curtis verschwunden
waren.
Ansgars Rückblick:
Sie hatten diesmal genug Wild erlegt um diesen Winter zu überstehen.
Erek war zurück geritten um einen Schlitten zu holen. Ungeduldig schaute
Ansgar in die Richtung in die er verschwunden war. Der junge Anführer
sehnte sich nach einem warmen Platz vorm Kamin und nach Frieda, seiner
Frau. Er konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Denn sie war
hochschwanger und sein Kind konnte jeden Moment zur Welt kommen.
“Ansgar! Sieh nur das Signalfeuer!” der Angesprochen sah in die
Richtung die ihm gewiesen wurde.
“Frieda!” Er sprang auf sein Pferd und preschte los. Seine Männer
folgten ihm. Er hoffte, dass nichts schlimmes passiert sei. Das Feuer wurde
nur in Notfällen entzündet.
Vor sich konnte Ansgar einen Schemen sehen. Es war sich um Erek. Er lag
blutüberströmt im Schnee und rührte sich nicht mehr. Panik und Wut
machten sich in Ansgar breit. Die riesige Wunde im Hinterkopf bewies, dass
man seinen Freund hinterhältig den Schädel eingeschlagen hatte. Sie
ritten weiter. Man würde dem Mann die letzte Ehre erweisen, wenn das Dorf
in Sicherheit war. Im Augenblick mussten die Umhänge zweier Männer und
ein paar Tannenzweige reichen um wilde Tiere abzuhalten.
Nur noch einen Hügel und sie hatten Jonstayn erreicht. Der Anblick, der
sich ihnen bot war grauenhaft. Ausnahmslos alle Häuser brannten, das
Schreien der Verletzten und Sterbenden war noch auf dem Hügel zu hören.
Ein Teil der Männer versuchte zu retten was zu retten war. Der andere
Teil suchte die Kinder, da unter den Toten und verletzten kein einziges
Kind zu finden war. Man fand sie später in einer Höhle, in die sie der
alte Jonas geführt hatte. Er berichtete Ansgar, dass sie angegriffen
wurden kaum nachdem er mit den Jägern weg geritten war. Jonas hatte
versucht mit den Kriegern, die im Dorf geblieben waren den Angriff
abzuwehren. Doch die Übermacht der Angreifer war zu groß als das sie sie auf
halten hätte können. Ansgar war verzweifelt. Man hatte ihm mitgeteilt, dass
seine Frau tot war. Er saß auf einem Felsen und versuchte, das
Geschehene zu verarbeiten.
Erschrocken duch ein klopfen fuhr Ansgar hoch. Noch Jahre nach dem
Angriff auf Jonstayn verfolgten ihn die Schrecken in seine Träumen. Es
klopfte wieder. Rasch zog Ansgar sich etwas über und öffnete die Tür. Vor
der Tür stand Hilger, der Hundeführer, hinter ihm standen zwei Männer die
einen Fremden flankierten. Ansgar war sofort hellwach.
”Was hat das zu bedeuten?”
“Wir haben ihn mit der Frau gefunden, die heute zu uns gebracht wurde.
Sie wollten fliehen.”
Ansgar trat zur Seite und gab ihnen damit zu verstehen den Fremden
hineinzubringen. Danach verließen die Jäger das Haus wieder. Der
Stammesführer wandte sich Curtis zu.
”Warum wollten Sie die Frau entführen? Sie gehört nun zu uns.”
“Das könnte ich Sie auch fragen," war die knappe Antwort, "Joan gehört
mehr zu mir als zu ihnen.“ Curtis versuchte, seine Wut zu unterdrücken,
was aber in Anbetracht der Dreistigkeit dieses Menschen schwer fiel.
“Ich schulde niemandem eine Erklärung.”
Ansgar hatte sich Curtis gegenüber niedergelassen.
“Aber ich will es versuchen. Vielleicht können Sie unsere Beweggründe
dann besser verstehen."
So erzählte er vom Überfall auf das Dorf.
“Es lebten also nur noch die Kinder und die Männer, die auf der jagt
waren. Einige wenige haben den Angriff überlebt, doch ohne Nachwuchs ist
unser Stamm dazu verdammt zu sterben,” schloss Ansgar seine Erklärung.
“Warum verbünden sie sich nicht mit den Gräuel? Sie haben schließlich
schon einige von ihnen in ihre Gesellschaft eingegliedert?” Curtis`
Frage erschien logisch.
“Ich trage große Verantwortung und ich will es nicht noch einmal
riskieren, dass uns etwas derart schlimmes geschieht."
Ansgar war aufgestanden und lief durch den Raum.
Langsam begann alles einen Sinn zu ergeben. Die Entführungen der
Frauen, das barsche Verhalten bei den Verhandlungen, alles beruhte auf dem
zerstörten Dorf. Curtis verstand jetzt zwar die Beweggründe, aber er
konnte sie nicht gut heißen. Er wollte auch nicht verraten, dass die Gräuel
friedfertig waren. Es wäre möglich das die Tyloaner das Dorf dann
einfach über fallen würden.
“Sie haben mir erzählt, sie hätten einen Boten geschickt?” Curtis sah
Ansgar fragend an.
“Das stimmt," erwiderte dieser, "Er wurde auf dem Weg hierhin von einem
Felsbären schwer verwundet. Aisleen hat ihn gesund gepflegt und seitdem
lebt er hier.”
“Hier scheinen schon viele Gräuel zu leben," vermutete Curtis, "Meinen
Sie nicht, dass die Angehörigen ein Recht haben ihre Verwandten zu
sehen?”
“Ich habe mir schon über vieles Gedanken gemacht. Es wäre ratsam, jetzt
zu schlafen. Morgen liegt ein langer Tag vor uns.”
Curtis mußte bei den Wachen im Wachturm schlafen. Er musste sich
irgendetwas einfallen lassen um Joan und sich heil aus dieser Angelegenheit
heraus zu bringen. An Flucht war gar nicht erst zu denken, denn einer
riesige Hunde des Mannes lag direkt vor der Tür.
Joan lag im Bett und versuchte zu schlafen. Sie war heilfroh gewesen
als Sie das Haus verlassen hatte und Curtis gegenüber stand. Sie hatte
fest damit gerechnet zu entkommen.
Sie war verzweifelt.
Ezella saß im Federal Office Building und ging die Akten durch. Joan
hatte ihm ein Teil ihres Berichtes geschickt, den er jetzt las.
Plötzlich wurde die Stille des Büros durch das Piepsen des Televisors
gestört. Ezella war überrascht. Sein Gegenüber war Professor Simon. Er berichtete von dem Ionensturm über Ganymed und davon dass Joan und Curtis
dort geblieben waren.
“Der Sturm zog schneller vorbei als angenommen. Wir haben versucht sie
zu erreichen, was uns aber nicht gelungen ist. Als wir in Hotel
nachfragten, sagte man uns: Sie hätten einen Ausflug in die Berge unternommen.
Von dem nicht zurückgekehrt seien,” beendete Simon den Bericht.
Ezella begann sich Sorgen zu machen. Vielleicht hatte Captain Future
Recht behalten und Joan war etwas geschehen. Wäre dies der Fall, würde
Ezella sich das nie verzeihen können. ”Wir müssen sie suchen! Ich werde
mich auf den Weg nach Ganymed machen."
Curtis hatte die ganze Nacht über die Situation, in der sie sich
befanden, nachgedacht. Er musste dem Stammesführer klarmachen, dass Joan
nicht hier bleiben konnte und das er sie notfalls mit Gewalt hier rausholen
würde.
Nachdem Veleif, der Besitzer des Hundes, aufgestanden war bat Curtis
diesen, ihn zu Ansgar zu bringen, weil er mit ihm reden müsse.
Ansgar schien nicht überrascht seinen “Gast “ zu sehen und bat ihn sich
zu setzen.
”Was hast du mir zu sagen?”
“Ich bitte euch, Joan und mich gehen zu lassen. Man wird sicher schon
nach uns suchen.”
Curtis versuchte auf einen Kampf zu verzichten.
“Das geht nicht! Wir müssen für den Fortbesttand unseres Stammes
sorgen. Wenn ich diese Frau laufen lasse, werden auch die anderen Neulinge
versuchen zu fliehen.”
Ansgar zeigte wenig Verständnis für Futures Anliegen. Fast schien es so
als sei in dieser Sache das letzte Wort bereits gefallen. Curtis erhob
sich und sagte: ”So leicht gebe ich nicht auf. Ich liebe diese Frau,
sie bedeutet mir mehr als mein Leben. Entweder geht sie mit mir oder sie
stirbt bei dem Versuch.”
“Nun, das macht die Sache natürlich etwas komplizierter. Doch ich bin
kein Unmensch."
Ansgar hatte sich ebenfalls erhoben und war zur Tür gegangen.
"Wenn du Dijeleon im Schwertkampf besiegst, dürft ihr beide gehen.
Verlierst du, wird die Frau mit deinem Gegner verheiratet. Das Duell soll
heute Abend beginnen. Lass dir von Veleif dein Schwert geben und bereite
dich so gut es geht darauf vor."
In Mairi`s Haus ging Joan dem Tagesablauf nach. Die Witwe hatte ihr inzwischen verziehen, dass sie fliehen wollte.
“Du musst diesen Mann sehr lieben, wenn du versuchst nachts mit ihm den
Wald zu durchqueren. Nach Sonnenuntergang streunen die Felsbären an der
Oberfläche herum. Es ist dein Todesurteil, wenn du einem von ihnen
allein begegnest. Und der Mann muss dich sehr lieben, dass er gegen Dijeleon antritt. Er ist unser bester Schwertkämpfer."
“Wie bitte?!?”
Joan konnte nicht glauben, dass Curtis so etwas Wahnsinniges machen würde.
“Hab keine Angst. Es geht nicht bis zum Tod, dass wurde schon vor
langer Zeit verboten. Sieger ist, wer den Gegner zweimal hintereinander das
Schwert aus der Hand schlägt oder zu Fall bringt.”
Mairi` bemühte sich Joan zu beruhigen, was ihr nicht so recht gelang.
Die junge Frau erledigte ihre Arbeiten, verfolgte aber andere Gedanken.
Die Zeit bis zur Dämmerung kam Joan unendlich lange vor. Die
Kontrarenten waren mit langen Hosen und Kettenhemden bekleidet.
Joan erkannte Curtis aus der Ferne an seinen roten Haaren. Dijeleon
hingegen hatte aschblonde Haare. Von der Größe her glichen sich die
Gegner.
Den Tag hatte Curtis mit Schwertübungen verbracht, wie Ansgar ihm
geraten hatte. Durch die einzigartige Technologie des Schwertes hatte er
keine Mühe die kompliziertesten Schläge auszuführen. Er hoffte, dass dies
genügen würde um seinen Gegner zu besiegen. Curtis und Dijeleon standen
sich auf dem Dorfplatz gegenüber.
Veleif erklärte ihnen die Regeln.
"Wer seinen Gegner zweimal zu Fall bringt oder ihm das Schwert aus der
Hand schlägt, hat gewonnen. Kämpft fair!”
Mit einem Trommelschlag wurde das Duell eröffnet. Die Duellanten
umkreisten einander und griffen probeweise an, um die Stärken und Schwächen
des Gegners auszumachen. Doch nach kurzer Zeit war das Spiel vorbei und
der Kampf begann.
Curtis parierte den ersten Angriff seines Gegners und versuchte in
seiner Deckung eine Lücke zu finden. Future konnte gerade noch einem
Schwerthieb ausweichen der auf seinen Schwertarm zielte. Er musste zugeben,
dass Dijeleon ein hervorragender Kämpfer war, dessen Deckung nur wenige
Lücken hatte, dafür aber um so mehr zum Angriff überging. Curtis
bewegte sich wie ein Tänzer, tauchte unter den Hieben weg oder ließ sie von
seiner Klinge abgleiten um gleich darauf zum Gegenschlag auszuholen.
Doch seine Angriffe wehrte Dijeleon mit dem Schild ab oder parierte sie
mit dem Schwert. Anders als sein Gegner hatte Curtis auf ein Schild
verzichtet um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
Er wich einem weiterem Angriff aus, vollführte eine Drehung und
versetzte dem Schild einem Tritt, der es zur Seite stieß. Durch die Wucht des
Trittes geriet Dijeleon aus dem Gleichgewicht und fiel zu Boden.
Ein Trommelschlag kündigte das Ende der ersten Runde an.
Als beide Kämpfer wieder ihre Positionen eingenommen hatten, erklang
ein weiterer Trommelschlag. Dijeleons Attacken wurden schneller und
Curtis hatte Mühe sie abzuwehren. Mit ungestümen Schwerthieben versuchte
Futures Gegner ihn zu entwaffnen. Mit einem wuchtigem Schlag zielte
Dijeleon auf Curtis´ Schwertarm und entwaffnete ihn mit einer schnellen
Drehung.
Wieder erklangen Trommelschlag.
Curtis hob sein Schwert auf und ging wieder in die Ausgangsposition.
Das Duell wurde weitergeführt.
Die Angriffe des Kriegers wurden langsamer und immer öfter gab es
Lücken in seiner Deckung. Curtis nutze eine dieser Lücken und griff an. Ein
Rückhandhieb riss seinem Gegner das Schwert aus der Hand als dieser
Versuchte den Hieb abzuwehren. Dabei drehte er sich um die eigene Achse
und fiel zu Boden.
Der nächste Trommelschlag beendete den Kampf und das Publikum klatschte.
Ansgar kam aus der Menge des Publikums: ”Wirklich, ein sehr guter Kampf
den ihr uns geliefert habt. Lasst uns Essen. Morgen dürft ihr das Dorf
verlassen. Ich halte mein Wort.
Da die Tyloaner seit ihrer Flucht kein Feste oder Schaukämpfe mehr
gehabt hatten war ein festliches Essen auf dem Dorfplatz hergerichtet
worden.
Curtis wäre am liebsten sofort zu Joan gelaufen, doch wurde von Ansgar
in Beschlag genommen.
Dijeleon zeigte sich als guter Verlierer und gratulierte Curtis zu
seinem Sieg.
“Ihr seid euch sicher, dass ihr nicht bleiben wollt?” Bedauern schwang
in Ansgars Stimme.
“Nein. Wir gehören nicht hier her,” sagte Curtis bestimmt.
“Wirklich sehr bedauerlich. Ihr seid ein guter Kämpfer und wir müssen
unser Dorf verteidigen können.”
“Mir scheint, die Gräuel bauen solide Häuser. Denkt doch noch einmal
über ein Abkommen nach.”
“Ich werde darüber mit meinen Stamm reden.”
Curtis wusste, dass er mehr nicht erwarten durfte.
Die Tyloaner waren anscheinend sehr trinkfest, denn sie tranken das
schwere, metähnliche Getränk als wäre es Wasser, ohne auch nur angetrunken
zu wirken.
Curtis hingegen nippte nur vorsichtig an dem Getränk, auch wenn es
wirklich köstlich war.
Es wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Nach und nach machten sich die
Bewohner auf den Weg zu ihren Hütten.
Auch Curtis wollte sich schlafen legen als er Joans Schrei hörte:
”Curtis!”
Sie rannte zu ihm und warf sich ihm in die Arme.
“Ich hatte solche Angst um dich. Tu mir sowas nie wieder an!”
Joan legte ihren Kopf auf Curtis` Brust und genoss den Moment der
absoluten Stille. Curtis hatte seine Arme um Joan geschlungen und eng
aneinander geschmiegt standen sie einfach nur da.
Nach geraumer Zeit brach Future die Stille: ”Wir können morgen gehen,
Joan.”
Curtis begleitete Joan zu Mairi`s Haus, den Ganzen Weg dorthin hatte er
die Junge Frau im Arm gehalten.
“Gute Nacht.”
Er zog die übberaschte Agentin an sich und küsste sie zärtlich. Dann
drehte er sich wortlos um und ging zu dem Haus in dem er untergebracht
war.
Ezella und der Rest der Future -Crew waren inzwischen auf dem Ganymed
eingetroffen. Sie befragten die Angestellten des Hotels und auch den
Geschäftsbesitzer in dem sich das Paar die Bergsteigeraurüstung gekauft
hatte. Die Pferde, die sie gemietet hatten waren zu ihrem Stall zurück
gekehrt. Von Joan und Curtis fehlte aber jedoch jede Spur. Der Besitzer
des Geschäfts zeichnete ihnen in einer Karte die Route ein, die er auch
den beiden empfohlen hatte.
Joan hatte die halbe Nacht wach gelegen und dachte über Curtis´
Verhalten nach. Sie konnte noch immer seine Lippen auf ihren spüren. Sie war
sich aber nicht sicher was das zu bedeuten hatte. Würde er morgen
wieder so reserviert und abweisend wie immer sein? Joan beschloss am
nächsten Tag in die Offensive zu gehen.
Auch Curtis beschloss seine Gefühle nicht länger zu verstecken. Aber
erst einmal mussten sie zurück zum Hotel. Er stand früh aufund frühstückte.
Als die Sonne aufging, verabschiedeten sich Joan und Curtis von den
Tyloanern.
Curtis hatte Joan erzählt, dass er das Pferd mit dem er sie gesucht
hatte auf der Lichtung gelassen hatte. Das Tier hatte so lange auf der
Lichtung gewartet. Sie sattelten das Pferd und ritten zum Dorf der Gräuel
zurück.
Joan wollte Curtis endlich sagen was sie fühlte, aber traute sich nicht
so recht. Sie hatte es während des Rittes versucht, aber kein Wort
herausgebracht.
Endlich hatten sie das Dorf erreicht. Curtis gab Laslo den Hengst
zurück und ging dann mit Joan zu Melta. Sie berichteten was ihnen
widerfahren war.
”Ansgar überlegt noch mal mit den Verhandlungen anzufangen,” beendete
Future den Bericht.
“Das wäre sehr schön. Ich möchte endlich meine Tochter wieder sehen.”
In Meltas Augen hatte sich ein Hoffnungsschimmer gezeigt.
“Wir haben übrigens ein Weg in die Welt der Menschen gefunden. Ihr
müsst den Weg, den ihr gekommen seid zurückgehen und diesen Stein in eine
Vertiefung vor dem Portal einlassen. Am besten geht ihr sofort. Ich weiß
nicht wie lange der Stein die auf ihn übertragenen Kräfte behält.”
Joan und Curtis bedankten sich bei den Gräuel für die Unterkunft und
für all die Hilfe, die sie bekommen hatten.
Sie packten ihre Habseligkeiten ein und machten sich auf den Weg.
Die Höhle, die in die Gänge führte, war schnell gefunden. Auch der Tunnel zum See mit der Brücke hatte das Paar schnell erreicht.
Als sie hinter sich das Scharren der Krallen eines Felsbären hörten.
Das Tier war riesig, doch das war die einzige Gemeinsamkeit mit Bären.
Der Körper war von Faustgroßen Schuppen übersät, die Krallen waren etwa
einen halben Meter lang und die Hauer des Tieres blitzten gefährlich im
Licht der Taschenlampen.
Curtis hatte sich vor Joan gestellt um ihr eine Fluchtmöglichkeit zu
bieten. Sie liefen langsam rückwärts über die Brücke. Das Wesen folgte
ihnen bis zum Brückenfuss und lief dann nervös am Ufer hin und her.
Anscheinend hatte es vor Wasser Angst.
So schnell sie konnten liefen Curtis und Joan den Tunnel entlang und
kamen zu dem Stollen durch den Sie kriechen mussten.
Sie gelangten an die Wand durch die sie in das Tunnellabyrinth geraten
waren und suchten die umliegenden Wände nach einer Einfassung ab.
Endlich hatte Joan sie gefunden und sie setzten den Stein ein.
Die Wand war immer noch da. Verzweifelt wollte Joan gegen die Wand
treten doch der Schwung beförderte sie hindurch. Curtis steckte seine Hand
durch die Wand. Anscheinend war sie durch den Stein durchlässig
geworden. Curtis trat hindurch. Joan war inzwischen aufgestanden. Gemeinsam
stiegen sie den Berg hinunter. Das Seil das sie zum Aufstieg benutzt
hatten war verschwunden. Also mussten sie ohne Schutz den Abstieg wagen.
Sie hatten fast den Fuß des Berges erreicht als Joan den Halt verlor.
Sie rutsche ein Stück konnte sich aber festhalten. Future kletterte an
sie heran und wollte sie hochziehen. Doch bevor er Joan erreichte verlor
sie ein weiteres mal den Halt und fiel in die Tiefe. Sie schlug auf dem
Boden auf und blieb bewustlos liegen.
“Joan”
Curtis rutschte mehr den Rest des Abhangs herunter als das er
kletterte. Unten angekommen überprüfte er Joans Lebenszeichen. Ihr Herz schlug
gleichmäßig doch sie war nicht ansprechbar. Er wagte nicht sie zu
bewegen. Also benachrichtigte er einem Krankentransport. Es kann Curtis vor
wie eine Ewigkeit bis der Rettungsgleiter endlich eintraf.
Im Krankenhaus warteten Ezella und der Rest der Crew bereits. Curtis
berichte ihnen was passiert war. Dabei tiegerte er ruhelos im Wartesaal
umher.
Die Ärzte untersuchten Joan. Es stellte sich heraus, dass sie keine
inneren Blutungen hatte, jedoch einen gebrochen Arm und eine schwere
Gehirnerschütterung hatte sie davon getragen hatte.
Ihre Freunde durften kurz zu ihr. Es schnürte Curtis das Herz zu, Joan
so zu sehen. Sie wirkte sehr verletzlich.
Nach einigen Minuten bat die Krankenschwester sie zu gehen, da die Patientin viel Ruhe brauchte.
Curtis bat noch darum ein paar Minuten bleiben zu dürfen, was die Schwester nur missbilligend erlaubte.
Curtis setzte sich ans Bett und begann zu reden.
”Joan, ich weiß nicht ob du das hörst, aber ich liebe dich. Ich kann
mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen."
Er küsste Joan auf die Stirn und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch
mal um und blickte zurück.
Joan hatte die Augen aufgeschlagen und lächelte ihn schwach an.
ENDE
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