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Starlight Express-Die Abenteuer von Casey Jones & Rusty

Nach Motiven des Musicals
von

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Die großen Baumeister

Kapitel 16:

Die großen Baumeister
 

„Siebte Plakette, wir kommen!“ rief Casey übermütig, als sie die Grenze nach Torrone passierten.

„Ich würde nicht so groß herumposaunen. Wir wissen nicht, ob ich und Dustin es schaffen werden.“ meinte Rusty.

„Schon gut. Ich weiß, man soll das Fell nicht zum Markt tragen, bevor man den Bären erlegt hat.“ zitierte Casey ein altes Sprichwort.

Auf ihrer Weiterreise fing es an zu regnen.

„Na toll Das gibt wieder Matsch! Und ich hasse Matsch!“ knurrte Rusty, der dies immer mit Greaseball und seiner Bande in Verbindung brachte.

„Auf jeden Fall rennst Du nicht mehr wegen jedem Regenschauer unter ein Dach.“meinte Casey.
 

Endlich, am nachmittag, zeigte sich der Himmel gnädig und es hörte auf zu regnen. Dafür wurde es schwülwarm und drückend. Casey hatte seine Mütze abgenommen und wedelte mit ihr vor seinem Gesicht.

Die Gleise fühten nun einen befestigten Damm entlang, recht und links ragte hohes Schilf auf. Der junge Lehrling blätterte in seinem Atlas.

„Das müssen die Sümpfe der Tiefebene sein. Der Sana hat hier sein Delta, die Küste ist nicht weit von hier.“

„Seht mal!“rief Dinah plötzlich. Casey ließ Rusty langsamer fahren und brachte ihn schließlich zum stehen.

„Ruinen. Das ist doch nichts besonderes.“ bemerkte die Dampflok.

„Antike Ruinen.“ verbesserte Dinah.

„Die Ahnen der Torroner waren bereits ein hoch entwickeltes Volk und große Baumeister.“ erklärte Dinah. „Die besten Architekten und Bauingineure kommen aus diesem Land.“

„Langsam glaube ich, Du bist ein wandelndes Lexikon, Dinah.“

„Wenn Du ein wenig mehr belesener wärest, hättest Du auch ein größeres Wissen. Ich wollte schon immer wissen, wie es auf dem Kontinent aussieht. Zum Beispiel hatte einmal ein Schulkind sein Länderkunde-Lehrbuch in einem der Waggons liegengelassen und ich habe es mir eine Weile ausgeborgt, bevor ich es in das Fundbüro gebracht habe. Da standen viele interessante Dinge drin.“

„Das sieht aus wie ein altes Aquädukt. Das kenne ich von mir zuhause. Die alten Römer haben auch solche Dinge gebaut. Sie dienten dazu, Wasser in die Städte zu transportieren. Das haben wir in der Schule gelernt.“ erklärte Casey und schlug nach einer Stechmücke.

„Sehr schön, kleiner Lehrling. Du hast das Wissen, das man Dir beibrachte, behalten.“ freute sich Dinah.

Casey öffnette die Dampfzufuhr und Rusty setzte sich wieder in Bewegung.
 

Im großen Delta des Sana gab es nur wenige Ansiedlungen und Bahnhöfe. Deshalb verbrachten sie die erste Nacht in Torrone auf einem Nebengleis zwischen den Schilfwäldern. Aber Casey, der in Dinahs Personalabteil schlief, hatte nicht mit der Hartnäckigkeit der Mücken gerechnet. Andauernd sirrte etwas an seinem Ohr.

„Scheiß-Viecher! Die Sümpfe sind voll davon!“ fluchte er. „Via Coronna liegt zum Glück außerhalb!“

Am nächsten Morgen war Casey überall von kleinen, roten, juckenden Pusteln bedeckt.

„Mist! Jetzt wünschte ich, ich hätte eure stabile Haut! Da verbiegen sich die Viecher ihre Stacheln!“ knurrte er. Die nächste unangenehme Überraschung kam, als er seine Füße etwas in das kühle Wasser hängen wollte. Blutegel. Und schon war es passiert.

„Uahuah! Hier wimmelts nur so von diesen Blutsaugern!“ rief Casey angewidert und hüpfte herum, in der Hoffung, die Parasiten würden von selbst abfallen. Doch sie taten ihm nicht den Gefallen und so musste er selbst ran.

„Ruuustyyy! Mach mir bitte die Viecher weg!“ rief Casey und hielt einen Fuß hoch.

„Was? Ich?“

„Am besten wäre, wenn Du deine Finger mehr erhitzen könntest. Das würde sie sicher abtöten.“

„Du weißt, das das nicht geht!“

„Oh mann! Es wird wirklich langsam Zeit, das Du eine Feuerattacke lernst! Dann nimm ein Stück glühende Kohle!“

„Da verbrenne ich mir die Finger!“

„Das kannst Du doch gar nicht! Deine Hülle ist doch feuerfest!“

„Nur meine Feuerbüchse! Ich kann mir genauso meine Finger verbrennen! Das hab ich auch in Taiga-Drubania, als ich meine glühenden Kohlen nach dem Schneebären geworfen habe!“

„Komisch. Ich hab damals nichts bemerkt. - Ich glaub eher, Du hast Schiß, mit Feuer zu hantieren! Dein Verhalten spricht mehr und mehr dafür!“

Sollte Rusty wirklich Angst vor seinem eigenen Feuer haben? Angst, es außen anzuwenden? Aber länger konnte er jetzt nicht darüber nachdenken.

„Na schön! Dann mach ichs eben alleine!“
 

Es kostete ihm einige Überwindung, die beiden schlüpfrigen Egel, welche sich an seinen Füßen festgesaugt und mit ihren Raspelzähnen die Haut durchstoßen hatten, anzufassen und abzubekommen.

„Sei bitte etwas vorsichtiger, Casey! Du bist hier in unbekanntem Gebiet und weißt nie, was dich erwartet!“ mahnte Dinah, als sie die Bisstellen desinfizierte und dann etwas gegen die Mückenstiche hervorholte.

„Hier, das lindert den Juckreiz etwas.“

„Danke, Dinah.“

Auch während der Weiterfahrt verirrte sich immer wieder mal eine Mücke in den Führerstand. Deshalb war Casey heilfroh, als sie die Sümpfe hinter sich gelassen hatten. Das Delta war nun offener, Feuchtwiesen, Sandbänke und Auwälder säumten die unzähligen Arme des Sana.

„Bin ich froh, das wir die Sümpfe auf unserer Rückreise nicht mehr durchqueren müssen!“
 

Plötzlich begann sich der Himmel wieder zu verdunkeln.

„Seht nur! Ich habe noch niemals Wolken sich so schnell auftürmen sehen! Brrr...und wie schwarz die sind! Fast wie meine Kohle!“ sagte Rusty unbehaglich. Casey musste bald die Scheinwerfer von Rusty einschalten, da die Wolken selbst das Sonnenlicht abzuschirmen schienen. Ein lauter Donner krachte, dann öffnette der Himmel seine Schleusen.

„Uah! Hört sich an, als sei da einer sehr wütend...“ murmelte Casey und zuckte zusammen.

Es begann in Strömen zu regnen, Blitze zuckten aus den dunklen Wolken und über den Himmel.

„Ich kann fast nichts mehr sehen!“ klagte Rusty.

„Wir müssen das Tempo drosseln.“

So musste der kleine Zug seine Fahrt verlangsamen. Die Sicht war stark begrenzt, kaum fünfzig Meter weit konnte man sehen. Das Flussdelta schien sich in Dunkelheit gehüllt zu haben, obwohl es erst drei Uhr nachmittags war.
 

„Leute, schaut mal zur Seite.“ bemerkte Dustin plötzlich.

„Was ist denn?-Oh nein! Das Wasser steigt rapide, die Flussarme sind schon über die Ufer getreten! Es breitet sich mit unglaublicher Geschwindigkeit aus!“ rief Casey, als ein Blitz die Umgebung erhellte.

„Wenn die Gleise überflutet werden, bekommen wir ein Problem!“ meinte Dinah. „Und es gibt keinen erhöhten Punkt in dieser Gegend!“

„Dieses Unwetter ist irgendwie nicht normal...“ murmelte Casey.

Trotz des heftigen Regens kämpfte sich die kleine Dampflok mutig vorwärts.

„Wir müssen schleunigst hier raus aus dem Delta!“ schnaufte Rusty.
 

Immer höher stieg das Wasser, erreichte den Bahndamm und schwappte dagegen.

„Fahr schneller, Kumpel! Die Gleise hinter uns werden schon überspült!“ rief Dustin.

„Ich merke es!“ keuchte Rusty. Langsam begann sich Panik in ihm breit zu machen. Mehr noch als Wasser an sich fürchtete er Überschwemmungen. Deshalb beschleunigte er wieder sein Tempo. Er wollte nur eins, weg von hier und dem steigenden Wassermassen.

Casey blickte immer wieder aus dem Führerhaus und behielt die Strecke vor sich und den Bahndamm im Auge.

„Freunde, merkt ihr das auch?“

„Was, Casey?“

„Die Strecke steigt langsam an! Vielleicht sind wir auf der Kuppe des Hügels vor den Wassermassen sicher!“

Tatsächlich ging es stetig leicht aufwärts, außerdem begann der Regen schwächer zu werden, das Gewitter verklang in der Ferne.

„Da! Ich habe gerade ein Schild gesehen! Vor uns muss ein Bahnhof liegen!“ rief Casey.

„Dem Starlight sei Dank!“ keuchte Rusty.

Casey gab mit der Pfeife zwei Mal Signal. Rusty wurde langsamer, er schien etwas bemerkt zu haben.

Vor sich konnte Casey jetzt Leute auf der Strecke sehen, die damit beschäftigt waren, Sandsäcke aufzuschichten. Einer der Leute winkte mit einer Laterne, das Zeichen für Rusty, stehenzubleiben. Dann kam er dem kleinen Zug entgegen und blieb neben Rustys Führerhaus stehen.

„Wo kommt ihr denn her?“

„Wir sind auf dem Weg nach Via Coronna, als das Unwetter uns überrascht hat!“

„Da habt ihr aber wirklich Glück gehabt, die Strecke hinter euch und vor euch ist bereits überflutet! –Wartet, wir räumen die Sandsäcke von den Gleisen, dann könnt ihr in den Bahnhof einfahren. Hier seid ihr sicher. Unsere kleine Stadt liegt auf einem künstlich errichteten Hügel, der durch eine zusätzlich Wasserschutzmauer rundum befestigt ist.“

„In Ordnung!“

„Dem Starlight sei Dank! Der Flut entronnen!“ schnaufte die Dampflok erleichtert.
 

Casey war heilfroh, als sie den rettenden Bahnhof erreicht hatten. Hinter ihnen wurden wieder die Sandsäcke aufgetürmt. Nun gab es kein Vor und Zurück mehr, bis das Wasser wieder zurückgehen würde.

Lok und Waggons transformierten unter dem schützenden Bahnsteigdach, Rusty schüttelte sich.

„He, pass auf!“ schimpfte Dinah.

„Sorry.“

Ein Mann in einem Regenmantel der die Abzeichen eines Bahnbediensteten trug, kam den neu Angekommenen entgegen.

„Seid gegrüßt, Reisende. Mein Name ist Remi, ich bin der Stationsvorsteher von Udiana.“

„Ich bin Casey Jones aus Kommoran,“ erklärte der Junge, während er seinen Regenmantel überzog.“Meine Lok heißt Rusty und das sind Dinah und Dustin. Haben sie eigentlich öfters solche Überschwemmungen hier im Delta?“

„So eine wie diese schon lange nicht mehr. Was hat den Vater des Sana nur so erzürnt? Wir haben immer achtgegeben, ihn nicht zu verärgern. Und unsere Vorfahren haben aus den Launen des großen Flussvaters gelernt. Deshalb erbauten wir unsere Städte und Dörfer hier im Delta auf künstlichen Hügeln. Sollte er also wieder über etwas zornig sein, können die Fluten unsere Behausungen nicht erreichen.“

„Es scheint, als würde es langsam zu regnen aufhören.“

„Ist gerade kein weiterer Zug hier?“ wollte Dinah wissen.

„Nein, unsere einzige Lok ist mit den Waggons im Nachbarort. Sie sitzen jetzt auch fest. -Ich muss zur Schutzmauer zurück und sehen, ob sie hält. Der Lokschuppen ist dort drüben.“

„Ich komme mit. Will mir ein Bild von der Sitouation machen.“ sagte Casey.

„Wir begleiten euch.“ sagte Dinah und schloß sich mit Rusty und Dustin den beiden Menschen an.
 

„Ach Du meine Güte! Seht euch das an!“ schluckte Rusty.

Casey starrte auf eine weite, graubraune Wasserfläche. Das ganze Delta um sie herum war überflutet. Nur einzelne Baumkronen sahen noch aus den Fluten heraus.

„Ein einziger, riesiger See....wir sitzen hier erstmal fest. Jetzt kommt man nur mit dem Boot weiter.“ murmelte er.

„Oder als Fisch.“ bemerkte Dustin.

„Wasser, nichts als Wasser...“ murmelte Rusty und schüttelte sich. Ein Alptraum für ihn.

„Keine Angst. Hier seid ihr sicher. Wir-„ begann Remi, doch plötzliche aufgeregte Rufe unterbrachen ihn.

„Casey! Was ist mit Dir?“ rief Rusty erschrocken. Er hatte gerade noch gesehen, wie der Junge ohne einen Laut ins Gras gekippt war.

„Kleiner Lehrling!“ rief Dustin besorgt.

Remi kniete nieder, hob den reglosen Körper an und zog Casey die Kapuze vom Kopf. Das Gesicht des Jungen war gerötet.

„Seine Strin ist ganz heiß! Der kleine Lehrling hat hohes Fieber! Wir müssen ihn schnell ins Trockene bringen! Lasst mich durch, Leute!“
 

Remi eilte in eines der beiden Zimmer des eingeschossigen Lokschuppens. Während des Stationsvorsteher Casey hielt, zog Dinah dem Jungen den Regenmantel aus. Dann legte Remi den Kranken auf dem Bett ab und streifte die übrigen feuchten Kleider ab.

„Ob er sich erkältet hat?“ fragte Dinah.

„Nein. Das ist das Sumpffieber. Habt ihr die letzte Nacht in den Sümpfen verbracht?“

„Ja. Meinen sie, die Mückenstiche haben etwas damit zu tun?“

„Die nicht. Es sind die Blutegel.“ erklärte Remi und wies auf die Wunden an Caseys Füßen. „Einige der Egel tragen den Erreger in sich. Seht ihr die entzündete und stark gerötete Wunde? Da war Einer am Werk und hat dabei den Erreger übertragen. Deshalb vermeiden wir in den Sümpfen barfüßig durch das Wasser zu gehen.“

„Oh nein! Er hat nur kurz seine Füße in das Wasser gehängt, um sich etwas abzukühlen...und da waren sie schon dran.“ schluckte Dinah. „Gibt es eine Medizin dagegen?“
 

Noch bevor Remi antworten konnte, betrat ein Mann das Zimmer. Der Kleidung und der Tasche nach, die er bei sich trug, konnte er nur ein Arzt sein.

„Man hat mir gesagt, hier gäbe es einen kranken Lehrling.“

„Sie kommen gerade recht, Dottore. Ein Fall von Sumpffieber, übertragen durch einen infizierten Egel.“

„Ist es eigentlich ansteckend?“ wollte Rusty wissen.

„Nein, kleiner Negri. Nur die Egel übertragen das Fieber auf uns Menschen.“ (Negri-italienisch für Schwarzer)

Der Arzt öffnette seine Tasche, untersuchte Casey und maß Fieber.

„Vierzig zwei!-Ein ernster Fall. Warscheinlich weil der Junge nicht von hier ist.“

Dann versorgte er noch die entzündete Bisswunde und verband den Fuß.

„Wir kommen aus Kommoran, Ruthia.“erklärte Dinah.

„Verstehe. Er muss alle zwei Stunden zehn von diesen Tropfen nehmen. Löse sie in ein Glas Wasser oder Saft auf.“

„Jawohl, Doktor.“

„Wenn das Fieber steigt, ruft mich sofort wieder.“

Dinah nickte.
 

Plötzlich brachen einzelne Sonnenstrahlen durch die Fenster.

„Oh, der Regen hat wieder aufgehört. Dem Starlight sei Dank!“

„Schaut mal, er macht wieder die Augen auf!“ rief Dustin plötzlich. Tatsächlich kam Casey langsam wieder zu sich. „Hallo, kleiner Lehrling! Wie geht es Dir?“

„Was ist los....mir ist plötzlich schwarz vor den Augen geworden...“

„Du hast Supffieber. Bleib ruhig liegen, der Doktor hat schon nach Dir gesehen.“ erklärte Dinah.

„Keine Sorge, mein Junge. Du bist jung und kräftig, in drei Tagen hast Du es überstanden. So lange dauert ein Sumpffieberanfall normalerweise.“

„Oh mann....mir brummt der Schädel....“ stöhnte der Junge.

„Das ist normal, mein Kleiner. Du musst jetzt viel trinken.“

Casey nickte matt. Er fühlte sich hundeelend.
 

Remi brachte eine kleine Lampe und hängte sie im Zimmer auf.

„Das ist gegen die Mücken. Damit die Biester ihn in Ruhe lassen. Hier außerhalb der Sümpfe kommen sie nur Abends und Nachts. Tagsüber haben wir von ihnen Ruhe.“ erklärte er.

„Die hätten wir gut letzte Nacht brauchen können!“ seufzte Dinah.
 

Nachdem der Doktor und Remi gegangen waren, verabreichte Dinah dem kleinen Patienten die Tropfen und machte ihm kalte Umschläge. Rusty bemerkte das besorgte Gesicht des Waggonmädchens. Er wusste, was gerade durch ihren Kopf ging. Casey stammte nicht einmal aus dieser Welt. Was, wenn er gegen bestimmte Krankheiten hier keine Abwehrkräfte bilden konnte? Rusty fand es furchtbar, seinen Lehrling so leiden zu sehen. Caseys Atem ging unruhig, sein leises Keuchen bedeutete nichts Gutes. Hoffentlich half die Medizin auch bei ihm.

In den nächsten Stunden wich Dinah nicht von Caseys Seite, erneuerte die feuchten Umschläge und maß Fieber.
 

Gegen Abend sahen der Arzt und Remi noch einmal vorbei.

„Keine Besserung?“

„Nein, Doktor.“ schüttelte Dinah den Kopf.

„Lass den Kopf nicht hängen. Auf jeden Fall hat sich sein Zustand in den letzten Stunden nicht verschlechtert.“
 

„Hallo, Remi. Ich bin wieder zurück.“

Ein Waggonmädchen in einem weiß-blauen Einteiler mit weißen Schneeflockensymbolen betrat den Lokschuppen.

„Frigida! Dich habe ich ja ganz vergessen!-Das ist Frigida, unser Kühlwagen. Sie liefert die leicht verderblichen Lebensmittel aus der Stadt hierher. Gerade war sie drüben in unserem Notlager und hat die Vorräte überprüft. Für solche Sitouationen haben wir immer einen Notvorrat angelegt.“

„Was fehlt denn dem kleinen Lehrling?“

„Er hat Sumpffieber.“

„Der arme Kleine! Es geht ihm nicht besonders.“

„Das Fieber ist zu hoch. Normalerweise dürfte das nicht sein.“

„Vielleicht kann ich helfen.

„Wie denn?“ wollte Rusty wissen.

„Berühr mich einmal.“

„Huah! Du bist ja eiskalt!“ rief die kleine Dampflok und riß die Hand zurück.

„Ich bin ja auch ein Kühlwaggon. Vielleicht kann ich das Fieber etwas senken, wenn ich ihn eine Weile im Arm halte.“

„Aber nicht zu lange.“

„Natürlich, Dottore. Sobald er zu frieren anfängt, lege ich ihn wieder zurück.“ nickte Frigida.
 

„Beim Starlight! Der Junge glüht ja richtig!“ stellte das Waggonmädchen fest, als sie ihn vorsichtig auf ihren Schoß setzte. Immer nach etwa fünf Minuten legte sie ihn wieder zurück, wartete eine Viertel Stunde und holte ihn dann wieder zu sich.

„Oh, er wacht auf.“

„Nnh...wer bist Du?“ murmelte Casey benommen, als er das fremde Gesicht über sich sah.

„Ich bin Frigida. Wir wollen versuchen, dein Fieber etwas zu senken.“

„Oh ja...Du bist schön kalt...mir ist so heiß...“

Matt schloss Casey wieder die Augen. Er wollte nur noch eines. Schlafen.
 

Eine Stunde später maß Dinah wieder Fieber.

„Neununddreißig fünf. Viel hat es nicht gebracht, aber wenigstens ist er jetzt unter Vierzig Grad.“ seufzte Dinah.

„Du solltest dich jetzt ausruhen. Ich werde weiter aufpassen. Wir lösen uns ab.“ sagte Dustin.

„Ich werde auch Wache halten.“ bemerkte Rusty.

„Wenn ihr Hilfe braucht, könnt ihr mich jederzeit rufen. Ich bin nebenan in der Werkshalle, meinen Akku aufladen.“

„Danke, Frigida.“
 

In dieser Nacht fanden die Freunde nur wenig Schlaf. Teilweise war es die Sorge um Casey, teilweise die Furcht das Wasser würde noch steigen. Denn der Regen hielt an. Zwar nicht mehr wolkenbruchartig, doch ein stetiges leises Trommeln der Wassertropfen war unter dem Dach zu hören.

Dustin wich nicht von Caseys Seite. Dinah, die kaum ein Auge zugetan hatte, gesellte sich bereits nach zwei Stunden wieder zu ihm. So saßen sie gemeinsam neben dem Bett, Dinah hatte sich müde an Dustins Schulter gelehnt.
 

Kurz nach Mitternacht rollte ein sich die Augen reibender, gähnender Rusty in das Krankenzimmer.

„Ich löse euch jetzt ab, Freunde. Du bist schon seit Stunden auf den Rädern, Dinah. Leg dich wieder hin und versuche zu schlafen.“ sprach er zu den Beiden.

„Ruf mich aber sofort, wenn etwas ist. In zwei Stunden muss er wieder seine Medizin nehmen.“ mahnte Dinah.

„Natürlich.“ nickte die kleine Dampflok und bezog neben dem Bett Posten. Er setzte sich auf den Boden den Rücken an die Wand gelehnt und beobachtete schweigend seinen kranken Lehrling.

„Du schaffst das schon, Casey.“ murmelte die kleine Dampflok.
 

Dinah ging nach draußen vor die Tür um ein wenig frische Luft zu schnappen. Nachdenklich blickte sie in den noch immer wolkenverhangenen, nächtlichen Himmel. Gerade schien der Regen eine kleine Pause eingelegt zu haben. Die Ruhe vor der Flut?

Starlight Express! Bitte rufe Casey noch nicht zu Dir! Er ist doch noch so jung! Und was wird sonst aus uns?“ schickte Dinah ein Gebet in den nächtlichen Himmel.

„Mach Dir keine Sorgen, Dinah. Casey schafft das. Und der Starlight wird nicht zulassen, das er uns verlässt. Da bin ich mir sicher.“

Dinah drehte sich um und blickte in Dustins sanft lächelndes Gesicht.

„Du hast recht. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. –Manchmal frage ich mich, wer von euch Drei das größte gute Herz hat. Du, Rusty oder Casey.“

Dustin errötete und kratzte sich verlegen hinter dem Kopf.

„Wir sollten wieder reingehen. Ich bin hundemüde und werde mich hinlegen.“ murmelte er.

„Du hast recht. Wir brauchen unsere Kraft für morgen.“

Kurz darauf wurde es wieder still im Lokschuppen. Das schwache licht der Mückenlampe in Caseys Zimmer war die einzige angelassene Beleuchtung. Und wieder setzte ein leichter Regen ein...
 

Von Fieberträumen geplagt, wälzte sich Casey unruhig hin und her. Die Decke hatte mit seinen Füßen zur Hälfte heruntergeschoben, da ihm immer noch furchtbar heiß war. Vor einer Stunde hatte Dinah ihn kurz geweckt, um ihm die Medizin zu geben und ein wenig zu trinken.

Gerade träumte der Junge von Red Caboose, wie er ihn als kleine Lok, die er für einen Tag gewesen war, verfolgte.

„Ich krieg dich! Ich krieg dich, Du kleiner Wicht!“

Sein irres, schrilles Lachen hallte hinter ihm her.

„Nein...nein..AH!“

Casey schreckte hoch und verharrte keuchend. Dann ging sein Blick zum Fenster neben dem Bett. Draußen dämmerte gerade der Morgen, es hatte wieder etwas zu regnen begonnen, einzelne Tropfen liefen in langsamen Bahnen die Scheibe herunter.

„Caboose...seine verdammte Lache geht einem durch Mark und Bein...“
 

Plötzlich stutzte er. Wieder dieses Lachen. Diesmal leiser und verstohlener.

„Äh-träum ich noch?“ murmelte er.“Muss das Fieber sein..“

Doch dann erkannte er draußen im grauen Licht des Morgens plötzlich einen roten Schatten. Er konnte ihn nur verschwommen durch das regennasse Fensterglas erkennen, doch es war eindeutig der rote Bremswaggon. Und eindeutig seine Lache. Casey würde sie jederzeit wiedererkennen.

„Das gibts doch nicht! Was macht der hier? Er muss vor uns hierhergelangt sein. Und was schleicht er da herum? Er hat etwas bei sich..das hat er bestimmt geklaut, so wie er sich verhält!“

Casey presste sein Gesicht gegen die kühle Scheibe, seufzte über das angenehme Gefühl auf seinem erhitzen Gesicht.. Aber Red Caboose war bereits ausser Sicht.

„Und schon isser wieder weg. Der Kerl führt doch wieder irgendwas im Schilde! Ich weiß, ich werde das bereuen, doch der Kerl darf nicht ungeschoren davonkommen!“ dachte Casey. Er sah sich im Zimmer um. Rusty lehnte sitzend an der gegenüberliegenden Wand des Zimmers und war eingeschlafen. Casey lächelte zu ihm hinüber. Dann schob der Junge leise das Fenster hoch, möglichst darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Rusty brauchte seinen Schlaf nach der anstrengenden und aufregenden Herfahrt und er würde ihn sicher nicht mitfahren lassen, wenn er ihm von Red erzählte. Warscheinlich würde er ihm nichteinmal glauben, würde das was der Junge gesehen hatte, es als Fieberträume werten.

Warme Luft drang durch das Fenster herein.

„Gut, dann brauch ich nichts weiter anziehen. In dem Matsch und Regen werden meine Klamotten nur nass und dreckig. Die Shorts reichen. Und mit den Rollerblades fahren kann ich vergessen. Der Boden ist zu aufgeweicht.“

Casey schlüpfte durch das geöffnette Fenster ins Freie und sprang vom Fensterbrett hinunter. Mit einem dumpfen Laut landete er im Gras. Er lief hinüber zu der Stelle, wo er vorhin Red Caboose gesehen hatte und tatsächlich: In der weichen Erde waren deutlich Spuren zu sehen.

„Na also! Ich brauche nur seinen Radspuren zu folgen. Durch den Matsch kommt er nicht schnell vorran.“

So schnell es sein gegenwärtiger Zustand zuließ, folgte er der deutlichen Fährte. Zum Glück kreuzten sie keine anderen Lokradspuren.
 

Die Spur führte weg vom kleinen Bahnhof, die Stadt blieb hinter ihm zurück.

„Wow, da sind sogar einige kleine Felder! Dieser „Hügel“ ist gar nicht mal so klein! Das ist eine große künstliche Insel!“

Zwischendurch musste er anhalten und kurz verschnaufen. Dazu legte er sich rücklings in das nasse Gras, um seinen durch das Fieber erhitzten Körper etwas abzukühlen. Er hielt sich außer Sicht von Red Caboose, seine Spuren waren gut zu sehen. Doch wenn das Gras sich wieder aufgerichtet hatte, würde nicht mehr viel zu erkennen sein.
 

Hinter den Feldern bildeten grasbewachsene Hügel einen zusätzlichen Deich, dahinter fiel das Gelände plötzlich sanft ab und führte in ein kleines Tal, dahinter verlief der äußere Schutzwall. In der Mitte der Niederung erhob sich ein kleiner Berg, auf dessen Kuppe die Ruinen einer alten Festung ruhten. Ein Pfad wand sich um den Hügel herum und führte nach oben.

„Wow, das müssen die Vorfahren der Torroner gebaut haben! Und die Mauern sind im römischen Stil. Demnach muss diese künstliche Insel schon sehr alt sein...schon deren Vorfahren waren große Baumeister....“ murmelte Casey, als er den Radspuren Red Cabooses weiter folgte. Sie führten über den Deich und den gewundenen Pfad hinauf.

Casey sah nach oben und konnte für einen Moment eine rote Gestalt oben bei der Ruine erkennen. Schnell warf er sich zu Boden, um nicht entdeckt zu werden.
 

„Da oben hat sich also der Bursche verschanzt. Ist ja auch ein gutes Versteck. Er darf mich nicht sehen! Ich muss ungesehen da hinaufkommen. Irgendwie. Der gewundene Weg bietet keine Deckung. Red würde mich von da oben sofort entdecken.“

Casey ging um den Hügel herum, die Deckung der alten knorrigen Bäume ausnutzend, welche vereinzelt am Ufer standen. Es waren alte, knorrige Weiden, ein weiterer Beweis, das die Insel schon sehr lange existieren musste. Die dicken weit verzweigten Wurzeln hielten den Boden zusammen und gaben dem Untergrund eine gewisse Festigkeit. Casey warf einen prüfenden Blick über den Schutzwall. Die Wellen leckten begierig an den alten Mauer, an manchen Stellen der Mauer hatte das Wasser bereits begonnen, leicht durchzusickern.

„Das Wasser steigt noch immer. Langsam, aber irgendwann wird es überlaufen, wenn dieser Regen nicht bald aufhört. –„Oh, was ist das?“

Auf einer Stelle des Mauersimes stand ein Torbogen und darin die steinerne, bereits etwas verwitterte Figur eines weiblichen anmutigen Wesens.

„Wie schön...das muss eine Wassernymphe sein, so wie die Leute sie sich vorstellen. Bestimmt wurden sie früher von den Bewohnern verehrt. Oder sie werden es heute noch.“
 

Noch immer war der Himmel grau verhangen, aber es fielen nur noch vereinzelte dicke Tropfen herab. Casey sah in den Himmel. Fast sah es so aus, als würden die Wolken weinen. Doch der Regen kühlte auch etwas seinen fiebrigen Körper. Doch jeder Schritt, jede Bewegung fiel Casey unendlich schwer. Aber er biss die Zähne zusammen und ging weiter.
 

„Hey! Vorsicht! Pass auf, wo Du hintrittst, Menschenjunge!“

„Was? Wer spricht da?“

Casey erstarrte und sah sich um. Als er den Blick zum Boden richtete, sah er im Gras drei dicke, hellbraun-grün gefleckte Kröten sitzen. Sie waren etwa so groß wie Meerschweinchen und glotzten unverwandt zu dem Jungen hoch.

„Wow, ihr seid aber wirklich riesige Kröten!“

Zuerst dachte er, die Tiere hätten gesprochen, doch dann konnte er die seltsamen, kleinen Wesen erkennen, die auf den Rücken der Kröten saßen. Kleine, blaugrün geschuppte humanodie Kreaturen mit struppigen, grasgrünem Haar, spitz zulaufenden Ohren und mandelförmigen, wasserblauen Augen.

Ihre Füße hatten die gleiche Flossenform wie die Ihrer Reittiere, die Zehen waren mit kleinen Krallen besetzt. Auch die dreifingrigen Hände besaßen Schwimmhäute. Sie trugen einfache Kleidung aus einer Art schuppigem Leder.

„Wer seid ihr?“

„Wir sind Sumpfkobolde.“ antwortete eines der Wesen mit piepsender Stimme. Dem Körperbau nach war sie eindeutig weiblich, die anderen beiden männlich. „Was macht ein Junge wie Du hier draußen bei diesem Wetter?-Hm...und Du siehst gar nicht gut aus.“

„Kein Wunder Serafin, er hat das Sumpffieber.“

„Du hast recht, Globb, jetzt sehe ich es auch. Die entzündete Egelwunde an seinem Fuß.“

Erst jetzt bemerkte Casey, das er beim Laufen den Verband verloren hatte.
 

„Ich verfolge einen Bremswaggon. Red Caboose. Habt ihr ihn gesehen? Er ist da oben rauf. Ich glaube, er führt irgendetwas im Schilde.“

„Ein roter Bremswaggon? Den suchen wir auch! Er hat das Ei unserer großen Flussmutter gestohlen!“

„Serafin! Findest Du es vernnünftig, diesem Menschenjungen davon zu erzählen?“ rief der zweite männliche Sumpfkobold.

„Der Junge hat ein gutes Herz und ein ehrliches Gesicht. Wir können ihm vertrauen, Plitsch.“

„Das Ei der großen Flussmutter? Wusst ichs doch! Er hat sich so komisch verhalten, als ich ihn gesehen habe! Ich konnte beobachten, wie er etwas in ein Tuch gewickelt, in den Armen getragen hat. Er hatte sich in einem alten Lagerhaus am Bahnhof versteckt und ich habe ihn bis hierher verfolgt. Aber wie hat der Kerl es in die Finger gekriegt?“

Serafin senkte traurig den Kopf.

„Wir sollten das Ei bewachen. Die Flussmutter hatte es uns anvertraut und wollte es nachher wieder abholen. Doch dann sahen wir diesen roten Bremser alleine die Gleise entlang rollen. Wir dachten uns, machen wir uns einen kleinen Spaß und ärgern ihn ein bischen. So haben wir uns zwischen dem Schilf versteckt und immer gerufen: „Seht, ein Red Caboose! Ein einzelner Waggon –und ohne Lok! Das muss ein Streuner sein! Red Caboose ist ein Streuner! Ein Streuner!“

Das hat vielleicht Spaß gemacht! Er ist stehen geblieben und immer wütender und schimpfend hin und hergerollt. Doch er konnte uns nicht sehen, nur hören.“

„Doch dann wurde einer von uns zu übermütig, sprang mit seiner Kröte auf die Gleise und neckte ihn weiter! „Hey Du Streuner! Du kriegst uns ja doch nicht!“ Der Rote stürtze sich auf ihn-natürlich verfehlte er Plocc und landete im Wasser! Voller Wut pflügte er durch das Schilf, entfernte sich immer mehr vom Bahndamm, setzte seine Attacken ein und wir flohen in das tiefere Wasser. Er uns hinterher. Doch dann verfingen sich seine Beine in den Schlingpflanzen und er fiel der Länge nach wieder hin! Hat das gesprizt! Wir lachten und hatten uns schon lange nicht mehr so amüsiert. Doch das Lachen blieb uns im Halse stecken, als er plötzlich etwas zwischen dem Schilf glänzen sah! Neugierig ging er näher, hatte keine Angst, das ihm das Wasser inzwischen bis zu den Schultern reichte und wir versuchten mit aller Macht, ihn da wegzulocken.„ fuhr Plitsch fort.

„Nein, geh da nicht hin!“

„Wieso? Gibt es da etwas wertvolles? Ich denke, ihr bewacht hier etwas Wichtiges, sonst wärt ihr nicht so aufgeregt!“ grinste Caboose böse. Er riss das das ganze Seegras und die Wasserpflanzen heraus, bis er das Nest geöffntet hatte, in dem das Ei lag.

„Wow! Das ist bestimmt ein Schatz! Und ich hab ihn gefunden! Und wers findet, dem gehörts!“

„Das gehört nicht Dir, Du dummer Bremser! Lass das Ei in Ruhe!“
 

„Doch wir hatten keine Chance. Red Caboose nahm das Ei an sich, uns wischte er wie Fliegen beiseite, obwohl wir so viele waren. Wir hofften, er würde sich wieder in den Schlingpflanzen verheddern oder im weichen Boden einsinken, doch er war wegen seiner Holzkonstruktion nicht schwer genug und kam immer wieder frei. Er watete er auf den Bahndamm zurück und rollte einfach davon! Sein schrilles Lachen hallte noch lange in unseren Ohren!“ erzählte Serafina zu Ende.

„So war das also.“ murmelte Casey. „Das sieht diesem Mistkerl ähnlich!“

„Du kannst Dir vorstellen, das die große Flussmutter und vor allem der große Vater des Sana nicht sehr erfreut waren, als sie von dem Diebstahl erfuhren.“

„Lasst mich raten. Deshalb hat der wütende Papa den Sturm zusammengebraut und die Flussarme über die Ufer treten lassen.“

„Genau. Nur wir drei haben uns getraut, die schützenden Sümpfe zu verlassen und auf den großen Fluss hinauszuschwimmen, um nach dem Ei zu suchen.“

„Sag mal, Serafin, wird aus dem Ei eigentlich etwas ausschlüpfen?“

„Natürlich. Eine neue Wassernymphe! Oder ein kleiner Wassermann. Aber meistens werden es Wassernymphen.“

„Ahh...da kommen also diese kleinen Wesen her!“ lächelte Casey. „Hört zu: Ich werde Red Caboose das Ei wieder abjagen. Wir müssen es wieder zurück in den Fluss bringen, damit das Hochwasser wieder zurückgeht! Ich hoffe, wir können den Flussvater wieder besänftigen, wenn wir sein Kind zurückbringen.“

„Du willst uns helfen? Aber Du kannst dich kaum auf den Beinen halten! Das Sumpffieber macht Dir sehr zu schaffen!“

„Es geht schon. Die Menschen hier sind in Gefahr, wenn das Wasser noch weiter steigt! Wir müssen etwas tun!“

„Du bist ein tapferer Junge! Und Du hast das Herz am rechten Fleck. Hör zu, bei uns gibt es ein Heilmittel gegen das Sumpffieber. Aber einer von uns müsste zurück und es holen!“ sagte Globb.

„Ich werde gehen! Ich habe die schnellste Kröte von uns!“ rief Serafin.

„Gut, aber sei vorsichtig!“

„Keine Sorge! Ich komme so schnell ich kann, mit dem Heilmittel zurück!-Vorwärts, Langflosse!“

Erst jetzt bemerkte Casey den flachen, kaulquappenähnichen Ruderschwanz, den Kobold und Reittier besaßen. Mit einem Satz sprang die Kröte auf die Mauer und landete kurz darauf mit einem dicken Platsch in den Fluten. Bald war sie außer Sicht.

„Wow! Eure Kröten haben ja ganz schön Tempo drauf!“

„Gefleckte Sumpfkröten sind auch die Schnellsten.“
 

Inzwischen, im Lokschuppen...

„Rusty! Casey ist weg!“ rief Dinah aufgeregt.

„WAS?“ schreckte die Dampflok aus ihrem Schlummer.

Rusty starrte auf das Bett. Es war leer. Und das Fenster stand einen Spalt breit offen.

„Er ist aus dem Fenster geklettert! Warscheinlich irrt er da draußen herum! Das Fieber muss seinen Verstand trüben!“

„Oh nein! Und ich bin eingeschlafen! Tut mir leid, Dinah...oh nein! Warum hab ich nicht aufgepasst! Wenn ihm etwas passiert...“

„Gräm dich nicht deswegen, Rusty. Wir waren alle müde und brauchten auch unseren Schlaf.“

„Ich werde ihn suchen, Dinah! Dustin, komm mit, wir teilen uns auf! Dinah, Du bleibst hier, falls er zurückkommen sollte.“

„Ist gut.-Oh, ich hoffe nur, er ist in seinem Zustand nicht ins Wasser gefallen!“

„Die Leute können wir nicht um Hilfe bitten! Die haben genug mit der Sicherung ihrer Insel zu tun!“
 

„Wo fangen wir an zu suchen?“ fragte der dicke Tender, als sie den Lokschuppen verließen.

„Komm mit!“

Rusty und Dustin rollten um das Gebäude herum, bis sie auf Caseys Spuren stießen.

„Er ist da lang!“

„Da sind auch Radspuren von einer Lok oder einem Waggon.“ bemerkte Dustin.

„Die gehören sicher Frigida.“
 

Als sie jedoch die Straße in die Stadt erreichten, verloren sich seine Spuren im Gewirr vieler anderer Fußabdrücke und Radspuren von Karren, die neben oder über die asphaltierte Straße verliefen.

„Oh nein...“ stöhnte Rusty. „Hier sind schon zu viele Leute entlanggelaufen!-Wir müssen uns trennen! Ich suche in der Stadt, Du in der Umgebung! So groß kann die Insel ja nicht sein und Casey kann in seinem Zustand auch nicht große Strecken laufen!“

Dustin nickte und Beide rollten in die entgegengesetzte Richtung davon.
 

„So, und wie holen wir uns nun das Ei zurück?“ beriet sich Casey unterdessen mit den beiden Sumpfkobolden.

„Wir müssen Caboose aus seinem Versteck locken!“

„Genau! Ihr lenkt ihn ab und ich laufe hoch und suche das Ei.-Hoffe, er schleppt es nicht ständig mit sich herum.“

„Das glaube ich nicht. Er hat es sicher irgendwo dort oben versteckt.“

„Also los! Scheuchen wir den Dieb aus seinem Bau.“ nickte Casey.
 

Die beiden Sumpfkobolde auf ihren Kröten hüpften vorraus, Casey krabbelte auf allen Vieren hinterher, die wenigen Sträucher als Halt und Deckung nutzend. Mühsam erklomm der Junge die Steigung auf direktem Wege, durch den Regen war der Boden aufgeweicht und das Gras schlüpfrig. Zum Glück war es warm genug und Casey bereute es nicht, das er nur in seinen Shorts losgegangen war.

„Halt dich bereit. Wir fangen an.“

Während Casey hinter einem Strauch bäuchlings in Deckung verharrte, lenkten die Kobolde ihre Reitkröten bis vor das Eingangsportal.

„Hey! Roter Bremser, Du Streuner! Wir wollen das Ei wiederhaben, das Du uns gestohlen hast!“ rief Globb so laut er konnte.

„Ja! Gib es uns wieder! Sonst lernst Du den Zorn des Flussvaters kennen!“ rief Plitsch.

Aus den Mauern drang ein schrilles Gelächter.

„Hiiahahaha! Vergesst es! Das findet ihr nie! Und ich hab keine Angst vor euch Wichten!“

Gleich darauf erschien Red Caboose am Eingangsportal. Es schien seine Schwäche zu sein, das er Beleidigungen einfach nicht auf sich sitzen lassen konnte und man ihn damit leicht aus seinem Versteck locken konnte.

„Wo seid ihr denn, damit ich euch plattmachen kann! Keiner nennt mich ungestraft einen Streuner!“ rief er.

„Versuchs doch, Streuner!“ rief Globb, während sein Freund seiner Kröte einen leisen Befehl gab.

Mit einem schrillen Kampfschrei seines Reiters kam der große Frosch auf Caboose zugeflogen-und landete mitten in seinem Gesicht!

„UUWWAH! Weg mit Dir, Du ekliges Vieh!“

„Versuchs nur! Wenn sich Algenkauer einmal festgesaugt hat, kriegt man ihn nicht so schnell wieder los!“

„Ist das eklig! Ich will keine Warzen kriegen!“ fluchte Caboose und zog an der Kröte.
 

„Das ist meine Chance!“ dachte Casey zur selben Zeit, sprang aus seinem Versteck und hastete das letzte Stück zur Festung hoch. Während Caboose verzweifelt versuchte, die dicke Kröte von seinem Gesicht zu bekommen, gelangte der Junge durch ein Loch in der alten Mauer in das Innere der Ruine.

Plötzlich musste er anhalten, da sich alles um ihn zu drehen begann. Keuchend stützte er sich an einer Wand ab und wartete kurz, bis er wieder zu Atem kam und der Schwindel sich gelegt hatte.

„Genug Zeit verloren! Ich muss weiter!“

Casey blickte in jede Nische, jede Öffnung im Mauerwerk, steckte zur Sicherheit seine Hand hinein, um zu fühlen, ob sich etwas im Innern befand.

„Wo hat er seine Beute nur versteckt?“

Plötzlich drang aus aus einer Mauernische am Boden ein schwaches glühendes Licht.

„Ah, da hat er dich versteckt!“ flüsterte Casey, robbte halb in die enge dunkle Öffnung und zog das Bündel hervor. Er klappte die Decke auf und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Da Ei hatte eine ovale Form und war etwa so groß wie ein Football. Aber das eindrucksvollste war die glatte, blaugold glänzende Oberfläche.

„Ooohhh....es ist wirklich ein Ei! Und wie das glänzt! So etwas schönes habe ich noch nie gesehen! Kein Wunder, das Caboose nicht die Finger davon lassen konnte!“

Casey verschloss das Bündel wieder sorgfältig und lauschte. Red Cabooses Geschrei war verstummt. Langsam schlich Casey den Weg zurück, den er gekommen war. Unterwegs musste er immer wieder kurz stehen bleiben, weil die Schwindelanfälle zurückkehrten.

„Wenn sich bloß nicht immer alles vor meinen Augen drehen würde!“ dachte er verzweifelt. „Ich darf nicht ohnmächtig werden! Auf keinen Fall!“

„Vorsicht, Menschenjunge!“

Globb kam ihm auf seiner Kröte entgegen. Doch es war zu spät. Der Bremswaggon war ihm auf den Fersen und so war es unvermeidlich, das er Casey entdeckte.

„ARR! Du schon wieder, verdammter Bengel!“ grollte Red. Dann entdeckte er das Bündel in Caseys Armen. „Gib das sofort wieder her! Das ist meins!“

„Von wegen, Du Dieb! Weißt Du nicht, das es deine Schuld ist, das das Wasser immer höher steigt? Das ist das Ei der großen Flussmutter!“

„Quatsch! Das ist ein Schatz und wenn ich den verscherbelt habe, bin ich reich und brauche keinen Finger mehr zu rühren! Für niemanden! Ich werde mein eigener Herr sein!“

„Du bist ein Idiot! Der Lebensinhalt einer jeden Lok oder eines Waggons ist es zu arbeiten und zu reisen, nicht ein faules Leben zu führen! Aber Du Red, schlägst wirklich voll aus der Art!“

„Dann tu ich das eben! Warum soll sich ein Caboose nicht auch mal vergnügen dürfen? Und jetzt her mit dem Ei oder was auch immer es ist!“

„Vergiss es!“ knurrte Casey und wich zurück. Der Bremswaggon bemerkte Caseys schwankenden Gang und die Schweißperlen auf seiner Stirne. Außerdem atmete er schwer, als hätte er einen hundert-Meter-Sprint hinter sich.

„Hmm...es schein Dir nicht besondes gut zu gehen, Bengel...ich werde ein leichtes Spiel haben...also gib mir mein Eigentum zurück!“

Cabooses Hand fuhr vor und bekam Casey am Oberarm zu fassen.

„Loslassen, Du Mistkerl!“

Der Junge versuchte sich loszureißen. Dabei öffnette sich das Bündel etwas und der Junge bekam einen Schreck!

„Hör sofor auf, Red! Das Ei bekommt schon Risse!“

„WAS? Hast Du es etwa kaputtgemacht? Dafür dreh ich Dir den Hals um!!“ schrie Red ihn an. Casey riss sich los und wich zurück, bis er die Wand in seinem Rücken spürte.

„Oh nein!“ rief Plitsch.

Das glühende, goldene Licht verstärkte sich. Und im nächsten Moment zersprang mit einem leisen, hellen“Plink“ die Schale, Splitter regneten als feines Konfetti zu Boden -und Casey hielt ein Wassernymphenbaby mit Wasserblauer Haut und goldorangenen Augen in den Armen.

„Huaah! es ist geschlüpft!“ rief Casey.

Das Baby sah Casey an und lächelte. Dann stieß es einen frohen Laut aus.

„Oh je, hättest Du damit nicht noch etwas warten können?“ seufzte er.

„Das darf doch nicht...das war wirklich ein Ei...“ murmelte der Bremswaggon und starrte das soeben geschlüpfte Wesen an. Auf dem Boden blieben viele winzige Bruchstücke des Eis zurück. Viel zu klein, um noch etwas damit anzufangen. Außerdem glänzten sie nicht mehr.

„Du verdammter Bengel hast mir schon wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht!“ grollte der Bremswaggon. Das Baby stieß eine angstvollen hohen Laut aus.

„Aber...wenn ich schon nicht das Ei verkaufen kann, dann bringt mir sicher dieses Nymphenbaby ein Vermögen! Ein Abnehmer wird sich bestimmt finden!“

„Bist Du total bescheuert?! Ein Baby kann man doch nicht verkaufen! Schlimm genug, das Du das Ei gestohlen hast!“

„Das hast Du nicht zu bestimmen! Also los, her mit dem Balg!“

„Du bist so was von niederträchtig!“
 

„Gut zielen, Mückenschnapper! –Angriff!“

Globbs Kröte stieß sich kraftvoll von einem Mauersims ab, sprang in die Höhe und auf Caboose zu. Im nächsten Moment spuckte sie eine grünes, schleimiges Sekret mitten in das Gesicht des Bremswaggons, landete auf dessen Kopf und sprang von da aus wieder auf den Boden zurück.

„UAARRHH!! -Bremssand und Altöl! Was ist denn das für ein ekeliges Zeug?!“ kreischte Red Caboose erschrocken und versuchte, die schleimige Pampe aus seinem Gesicht zu kriegen. „Und wie das brennt!“

„Hehe, das ist Mückenschnappers Verdauungssekret!-Weißt Du, Menschenjunge, normalerweise setzt er sich damit gegen Fressfeinde zur Wehr. Er würgt es hoch und dann spuckt er!“

„So genau wollte ich das nicht wissen. Übrigends heiße ich Casey.“

„Kommt, hier entlang!“ rief Plitsch und winkte. Casey eilte den beiden Sumpfkobolden hinterher. Die drei eilten durch das Labyrinth der Gänge und Gebäude, bis Casey erschöpft stehenblieb.

„Jungs, ich kann nicht mehr. Ich bin völlig alle! Das Fieber....“

„Armer Bursche! Er zittert bereits vor Erschöpfung.“

„Könnt ihr nicht das Baby..“

„Wir beide sind zu klein und können es nicht richtig tragen. Es könnte außerdem auf unserer Flucht verletzt werden! Wenn wir doch nur mehr wären...“ jammerte Globb.

„Warte, hier ist ein Loch im Boden unter der Mauer! Da können wir uns alle drei drin verstecken!“ rief Plitsch und wies auf eine dunkle Öffnung im Boden. Casey schlüpfte als Letzter, die Füße vorran hinein und verstopfte den Eingang mit trockenem Gestrüpp, das er gefunden hatte.

„Okay. Vielleicht hilft die Pause mir, wieder zu Kräften zu kommen. Und vielleicht ist sogar Rusty schon auf der Suche nach mir.“

„Rusty?“

„Meine Lok. Sicher haben sie mein Verschwinden schon bemerkt.“

Schweigend saßen die drei zusammen und lauschten Red Cabooses Flüchen, die sich langsam entfernten.

„Puh! Gut, er läuft in die falsche Richtung.“

Minuten des Wartens verstrichen, nur das leise Keuchen von Casey war zu hören. Er lehnte an der Wand und hatte die Augen geschlossen.

„Sieh nur, Plitsch, es geht ihm gar nicht gut.“

Caseys Gesicht hatte sich vor Schmerzen verkrampft, hin und wieder entwich ihm ein leises Wimmern.

„Es ist die Entzündung an seinem Fuß. Sie hat sich verschlimmert. Er ist richtig angeschwollen, aber er verbeißt sich so gut er kann, den Schmerz. Tapferer Bursche.“ bemerkte Plitsch.

Das Nymphenbaby sah seinen Beschützer an und gab einen fragenden Laut von sich.

„Ja, Kleines. Es tut sehr weh. Ich weiß nicht, ob ich noch laufen kann.“

Auf einmal rutschte das Wesen aus Caseys Armen und legte sich mit seinem Oberkörper auf den kranken Fuß. Es schloss die Augen und fast sah es so aus, als ob es sich auf etwas konzentriere.

„Oh-was machst Du? Hey, das ist schön kühl....mmmh...tut richtig gut....die Schmerzen lassen sogar nach.“

Die beiden Sumpfkobolde konnten beobachten, wie Casey entspannt die Augen schloss. Kurze Zeit später setzte sich das Baby wieder auf. Casey hob es wieder hoch –und erlebte eine Überraschung!

„Das gibts doch nicht! Mein Fuß-die Schwellung-sie ist weg! Genauso die Entzündung! Nur noch eine kleine Narbe ist vorhanden!-Kleines, wie hast Du das nur gemacht? Du bist doch noch keine Stunde alt!“

„Manche Nymphen können bestimmte Verletzungen heilen. Sie hat anscheinend ein Talent dafür.“ lächelte Globb.

„Danke, mein Kleines. Jetzt gehts mir schon viel besser.“ lächelte Casey dankbar. Das Baby strahlte über das ganze Gesicht und gab einen fröhlichen Laut von sich.
 

„Wo haben die sich versteckt?“ knurrte Red Caboose und rollte suchend in der Ruine umher. Mit seinen Scheinwerfern strahlte er in jedes Loch, das er fand. „Sie sind bestimmt noch hier! Der Bengel ist krank und kann kaum laufen!“
 

Nun konnte sich Casey endlich das kleine Wesen genauer ansehen. Er war wohl der erste Mensch der eine Wassernymphe zu sehen bekam. Doch halt. Die Statue unten auf der Schutzmauer. Wenn man sich vorstellte, wie dieses Baby später einmal aussehen könnte, passte es gut mit dem Bildnis zusammen. Vielleicht war der Erschaffer dieser alten Skulptur einst einer Nymphe begenet. Lächelnd blickte er auf das kleine Wesen, das sich in seine Armbeuge gekuschelt hatte und ihn mit seinen großen, fragenden Augen ansah.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin jetzt so etwas wie dein großer Bruder. Und ich pass auf dich auf, bis Du in Sicherheit bist.-Ich wollte immer eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder haben, doch leider wurde nichts daraus...“

„Warum?“ wollte Plitsch wissen.

„Meine Mutter ist an einer schweren Krankheit gestorben.“

„Oh...das tut mir leid.“

„Aber jetzt bist Du meine kleine Schwester. Und dieser miese Red Caboose wird dich nicht kriegen! –Sagt mal, wie lange kann eigentlich eine Nymphe außerhalb des Wassers leben? Trocknet sie nicht irgendwann aus?“

„Da müssen erst Tage vergehen. Außerdem ist das Wetter gerade ziemlich nass. Das ist nur von Vorteil.“

„Dann bin ich beruhigt.“
 

Inzwischen, auf der anderen Seite der Insel, am anderen Ende der Stadt...

„Und Remi, was meinst Du?“

„Es sieht nicht gut aus, Herr Bürgermeister. Frigida und ihre Gruppe melden das das Wasser bereits an meheren Stellen durch die Mauer dringt. Selbst die Pumpen schaffen es nicht mehr, das Wasser aus den Straßen zu halten. Es sickert bereits an zu vielen Stellen durch das poröse Mauerwerk. Der Druck wird einfach zu groß.“

„Dann müssen wir unsere letzte Zuflucht aufsuchen. Die Ruinen der alten Festung. Bald wird das Wasser die ersten Gebäude erreichen.“
 

„CASEY!!“

Gerade kam Rusty angerollt und sah sich suchend um.

„Was ist los?“ fragte Remi besorgt und lief der Dampflok entgegen.

„Casey ist verschwunden! Wir wissen nicht warum, aber als wir heute morgen nach ihm sehen wollten, war er weg! Hat ihn jemand gesehen? Vielleicht ist das Fieber daran schuld.“

„Warum habt ihr uns nicht um Hilfe gebeten?“

„Ihr habt genug Probleme mit dem Hochwasser. Wir wollten euch nicht auch damit noch behelligen.“

„Es sind immer noch genug Helfer für die Evakuierung vorhanden. Viel wichtiger ist, das der Junge gefunden wird!“ erklärte der Bürgermeister. „Er ist krank und irrt irgendwo da draußen herum!“

„Bitte große Flussmutter, beschütze ihn...“ murmelte eine der Frauen.

„Frigida?“

Der Kühlwaggon nickte Remi zu.

„Ich werde Rusty beim Suchen helfen.“

„Gut, die anderen werden die Augen offenhalten, während die Evakuierung läuft Ich kümmere mich um Dinah.“ erklärte der Stationsvorsteher. Die Bewohner nickten und eilten in ihre Häuser zurück. Jetzt hieß es die wichtigsten zusammengepacken Habseligkeiten zu holen und sich am vereinbarten Treffpunkt wieder zu versammeln. Remi lief zum Bahnhof zurück, um Dinah bescheidzugeben, sich ebenfalls fertigzumachen. Man würde sich dann in der Festung auf dem Berg treffen.
 

„Rusty, Du übernimmst die westliche Hälfte, ich die östliche. Wir treffen uns am Fuße der alten Festung am anderen Ende der Insel.“

„Es gibt hier eine alte Festung?“

„Ja, die Bewohner werden dorhin evakuiert. Die Ruine steht auf einem Hügel und ist schon von weitem sichtbar, wenn Du den Deich überquert hast.“

„Dustin durchkämmt gerade vom Bahnhof her die Insel am östlichen Ende.“

„Die drei Gehöfte dort wurden bereits evakuiert. Vielleicht hat Dustin Erfolg.“ bemerkte Frigida. „Dann schränke ich meine Suche auf den mittleren Teil ein. Also los!“

Dampflok und Kühlwaggon rollten in die entsprechenden Richtungen davon.
 

Fortsetzung folgt...



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