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Ore no shio

von

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Der Titel stammt von dem Lied, das Iori und Jun zusammen auf der Cure DVD über Phantasmagoria spielten. Hier der Ausschnitt:

http://www.youtube.com/watch?v=7-YQt1qCoCE

Ich finde es einfach wundervoll und hab mir daher seit langem vorgenommen gehabt eine FF über die beiden mit diesem Titel zu schreiben ^_^

ne? - YES!
 

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„Hallo Jun, hier is’ Iori.“

„Iorii~ wie geht’s dir? Wir haben lange nichts mehr voneinander gehört….“

„Ja, ungefähr eine Woche.“, lachte Iori und tippte etwas nervös mit seiner linken Hand auf seinem Bein herum.

„Wow, so lange…“, lachte auch Jun und wiederholte seine Frage nach Ioris Wohlbefinden.

„Mir geht’s gut. Ich hab heute Post bekommen.“

„Glückwunsch.“

„Ach Jun…es ist eine Einladung zur Hochzeit meines Bruders.“

„Ich sag ja, Glückwunsch.“, kicherte Jun wieder. „Ich wusste gar nicht, dass es schon soweit ist bei denen. Richte ihnen einen schönen Gruß von mir aus, unbekannterweise, ja?“

„Ähm…also eigentlich ruf ich an, weil ich…na ja, eine Bitte an dich habe.“

„Klar, schieß los.“

„Nun ja, ich hab mit meiner Mutter telefoniert und…ich weiß ja selbst nicht, wie es dazu kam, aber…ich soll meine Freundin mitbringen…“, rückte er langsam mit der Sprache raus.

„Oi, Iori! Das hast du mir ja gar nich’ erzählt. Seit wann hast du ’ne Freundin und warum hast du sie mir noch nicht vorgestellt?“

„Das würde ich ja gerne. Da gibt’s nur ein Problem: Ich habe keine.“

„Oh! Schade…aber wie kommt deine Mutter denn darauf?“

„Eben das weiß ich ja auch nicht mehr so genau. Wir haben halt geredet beziehungsweise sie hat geredet und mich kaum zu Wort kommen lassen. Letztlich hat sie sich selbst eingeredet, dass ich eine Freundin hätte und ich sie UNBEDINGT zur Hochzeit mitbringen soll. Jun…du kennst meine Mutter, wenn auch nur aus meinen Erzählungen…“

„Ich kenn DICH, das reicht mir als Antwort. Du hast es nicht über’s Herz gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen, weil sie sich ja sooo gefreut hat.“, lachte Jun. Iori seufzte.

„Ganz genau.“

„Hm…dann schaffst du dir entweder schnell eine nette junge Dame an oooder du musst deiner lieben Mama das Herz brechen.“

„Ich finde das nich’ witzig, Jun.“

„Oh, ich auch nich’. Aber…was willst du dann tun?“

„Ich hatte da so eine Idee. Ich mein…wir hatten das Thema grade, du kennst mich. Ich…kann mir nich’ einfach so eine Freundin angeln, das geht nich’, ich kann so was nich’. Und…ich hab nich’ mal eine ‚normale’ Freundin, die ich um so was bitten könnte.“ Jun kicherte etwas.

„Es ist immer dasselbe mit dir. Wann wirst du endlich erwachsen, mein Kleiner?“, meinte er in versucht mütterlichem Ton.

„Juuu~n…“, jammerte der blonde Gitarrist daraufhin nur und lehnte sich im Stuhl zurück.

„Dann…ich kann dir helfen…bestimmt...das wolltest du doch, oder?“, fragte Jun leicht überlegen. Iori seufzte.

„Ja…ich hab da auch schon eine Idee…eine ziemlich verrückte, um genau zu sein.“

„Ach ja? Ich hab auch eine: Ich besorg dir ’ne Freundin. Ich kenn viele nette Mädchen, die würden sich sicher unheimlich freuen, so ein hübsches cleveres Kerlchen wie dich kennen zu lernen.“

„Nicht lustig!“, ermahnte Iori wieder. „Du weißt-“

„Jaaa~…du kannst das nicht.“ Jun seufzte. „Wie soll das bloß mit dir enden…“

„Jun?“

„Hm?“

„Würdest…also…kannst du vielleicht meine Freundin spielen? Nur für den einen Abend?“ Jun fielen fast die Augen aus dem Kopf und er vom Hocker, wenn er denn auf einem gesessen hätte.

„Wie bitte…was?“, fragte er überrascht.

„Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen…du hast schon feminine Anlagen, also…so vom Aussehen. Da ließe sich leicht was draus machen.“ Nach diesen Worten überkam Jun ein großer Lachanfall. Die Idee…die Vorstellung…unglaublich!

„Ha ha…Iori, was denkst du dir dabei?“, fragte er, noch immer kichernd.

„Du bist mein bester Freund!“

„Aaww, die Nummer wieder…“, seufzte Jun und schüttelte grinsend den Kopf. „Du bist einmalig.“

„Danke.“ Jun fing wieder an zu lachen.

„Bitte bitte, aber…oh man…wie kommst du auf so was?“

„Das war das Naheliegendste.“ Schluss. Aus. Ende. Jun lag lachend am Boden, sodass Iori vor lauter Gelächter am anderen Ende den Hörer von seinem Ohr entfernt hielt.

„Du bist echt ’ne Kanone, mein Lieber. Das Naheliegendste…ich kann nich’ mehr. Für andere Leute wäre das, dass sie sich ein Mädchen mieten oder halt anders beschaffen, aber…hihi…Iori, du hast ein verzerrtes Weltbild, aber das ist ja nichts Neues.“ Es war Iori ja auch klar, dass es verrückt war, aber dass Jun ihn dermaßen auslachte, machte ihn doch ein wenig verlegen.

„Das war wohl nich’ nur ’ne verrückte, sondern auch eine blöde Idee.“, murmelte er und wollte schon auflegen. Als hätte Jun das gerochen, sagte er „Halt!“ und Iori hielt inne.

„Ähm…na ja, die Idee ist wirklich abgedreht, aber…hört sich nach ’ner Menge Spaß an und wann haben wir schon mal zusammen Spaß?“

„Fast immer?“, meinte Iori.

„Ja ja, aber wann macht man schon mal so was Abgedrehtes. Wir sind seit Jahren aus der Highschool raus, wir sind langweilige Erwachsene, da kann man ruhig mal etwas Farbe reinbringen.“

„Du tust ja geradeso, als wär dein Leben eintönig.“

„Aaach, du weißt, was ich mein. Und willst du mich jetzt wieder von dem Plan abbringen, oder soll ich dir helfen?“

„Du sollst mir helfen!“, legte Iori schnell fest, bevor Jun es sich doch wieder anders überlegte.

„Gut, aber ich kümmer mich nicht darum, dass ich tatsächlich wie ’ne Frau ausseh, das machst du.“

„Okay.“

„Ich bin echt gespannt. Ich werde eine Frau. Wann hat man schon die Chance?“, kicherte Jun albern und fantasierte etwas über die Rolle, die er bald einnehmen würde.

„Soll ich lieber ruhig und elegant sein oder aufgeschlossen und ein wenig…flippig?“, grübelte er.

„Am besten sei ein liebes Mädchen.“, schlug Iori vor. Wieder begann Jun zu lachen.

„Das hört sich echt witzig an. Is’ die Hochzeit bald?“, fragte Jun ungeduldig.

„In zwei Monaten.“

„Oooch, so lange noch?“

„Wir brauchen die Zeit. Wir…müssen immerhin wie ein Paar wirken.“ An der anderen Seite quietschte es.

„Wooow. Ioriii, dann bist du mein Freund. Wie aufregend!“

„Ich bin auch so dein Freund.“

„Ja ja, mein bester und so, aaber dann bist du so richtig mein Freund. Lover, boyfriend…“, kicherte der Pinkhaarige und war ganz außer sich. Auch Iori musste lachen. Es war auch zu amüsant wie Jun sich plötzlich freute.

„Hey, ich werde den coolsten und hübschesten Freund auf der ganzen Party haben, da bin ich mir sicher.“, war Jun überzeugt und würde am liebsten auf der Stelle Hochzeit feiern.

„Du übertreibst…“

„Hm…nein!“ Iori lachte. Manchmal war sein Freund und Arbeitskollege einfach unmöglich.

„Und ich werde die hübscheste und…außergewöhnlichste Freundin haben.“, entgegnete er schließlich grinsend.

„Na, das will ich doch meinen. In Sachen außergewöhnlich schlägt mich da keiner. Hast du schon ’ne Idee, was ich anziehen werde? Und was machst du mit meinen Haaren? Und das Make-up… Hey, ich brauch dann auch Brüste, oder? Cooool.“ Nun war es an Iori in einen Lachanfall auszubrechen.

„Aber wehe, du spielst den ganzen Tag an dir selber rum.“, warnte der Blonde.

„Nee, das machst du bestimmt für mich.“, giggelte es am anderen Ende. Iori blieb das Lachen im Halse stecken.

„Ich werde sicherlich NICHT an dir rumfummeln.“

„Aber du bist doch mein Freund dann.“ Kein Kommentar.

„Ich melde mich, wenn ich alles besorgt hab, damit wir gucken können, dass du’s anprobierst.“

„Okaaay.“

„Bis dann.“

„Bis bald, Darling.“, kicherte Jun.

Iori legte auf und seufzte schwer. Vielleicht war die Idee doch nicht so toll?

Na gut, toll war sie von Anfang an nicht gewesen, aber…womöglich war das alles doch ein wenig ZU abgedreht…
 

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„Du siehst toll aus.“, stellte Iori leicht fasziniert fest. Neben ihm drehte sich ein zur Frau mutierter Jun vor dem Spiegel und grinste.

„Danke.“, sagte er und betrachtete sich von oben bis unten, von vorne bis hinten. Er trug ein pastellfarbenes langes ärmelloses Kleid, ein Tuch um die muskulösen Arme, zum Zweck diese etwas zu kaschieren. Die Implantate verliehen ihm eine weiblichere Figur. Über die rechte Schulter legte sich ein Zopf aus seinen mit dunkeln Extensions verlängerten Haaren, leicht gewellt.

Sein Gesicht war dezent geschminkt mit Betonung auf den Wangenknochen und den Lippen, um einen femininen Effekt zu erwirken.

An den Füßen trug er Pumps.

Das komplette Bild des weiblichen Jun hatte Iori eine Menge Zeit und noch mehr Nerven gekostet.

Fasziniert starrte Jun an sich herab und betrachtete seine neu gewonnene Oberweite. So ganz widerstehen konnte er ja nicht, packte also mit beiden Händen zu und kicherte. Iori verdrehte die Augen, lachte dann aber auch.

„Fühlt sich toll an, willst du auch mal?“, fragte Jun und sah Iori lächelnd an.

„Nee, danke, ich hab schon.“ Iori schüttelte grinsend den Kopf.

„Ich bin eine Frau. Vielen Dank, Herr Doktor, dass sie mir ein neues Leben ermöglicht haben.“, gab Jun übertrieben theatralisch von sich. Der Blonde schubste ihn leicht an der Schulter und lachte wieder kurz auf.

„Wir müssen auch bald los.“

„Oh, und du bist noch nich’ mal fertig. Soll ich dir auch beim Anziehen helfen?“, scherzte Jun.

„Ach, das krieg ich schon noch hin, auch wenn deine OP mich ’ne Menge Kraft gekostet hat. Ich bin echt zufrieden.“, freute sich Iori.

„Ich auch. Und jetzt mach du dich auch hübsch, mein Liebster. Nich’, dass du nich’ schon hübsch wärst, aber du weißt schon.“, flötete Jun und drehte sich ein wenig tanzend im Kreis. Ob sie auch tanzen würden am Abend?
 

Nachdem Iori ebenfalls fertig angezogen war und die beiden nebeneinander vor dem Spiegel standen, staunten sie nicht schlecht.

„Wir geben ein perfektes Paar ab, findest du nicht?“, fragte Jun strahlend und beäugte sich den im schicken Anzug steckenden Iori.

„Wenn du ein wenig weiblicher wärst, auf jeden Fall.“, antwortete der grinsend.

„Hey, ich bin ’ne Frau, siehst du das nich’? Hast mich doch selbst zu einer gemacht.“

Iori seufzte. Sein Freund - Entschuldigung - seine Freundin legte den Kopf schief und sah etwas skeptisch zu ihm.

„Lass uns los. Wir haben ungefähr eine Stunde Fahrt vor uns.“

„Ja, schlimm genug. Warum mussten wir uns auch jetzt schon umziehen?“

„Weil wir vor Ort vielleicht ein paar kleine Probleme bekommen hätten, wenn ich dich dort umoperiert hätte.“, erwiderte Iori und stubste mit seinem Zeigefinger Juns Nase.

„Jaa, kann wohl sein. Also los, Liebling.“ Augenverdrehend nahm Iori die Tasche mit ihren Sachen, die sie für eine Übernachtung in seinem Elternhaus brauchen würden und trat schließlich mit Jun gemeinsam den Weg Richtung Auto an.
 

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„Haaaah…wie entzückend. Oh nein, wie hübsch ihr ausseht. Unglaublich, das soll mein kleiner I-chan sein? Du siehst so…erwachsen aus neben einer Frau.“, schwärmte Ioris Mutter, als das junge Paar in elterlichem Terrain angekommen war.

„Ma…“, murmelte Iori etwas verlegen. Jun lächelte einfach freundlich.

„Und du bist also…“

„Jun…ko“, stellte Iori vor und verbesserte sich gleich.

„Junko…schön, dich kennenzulernen.“

„Freut mich auch Sie kennenzulernen.“, erwiderte Jun mit höher gestellter Stimme und verbeugte sich anschließend.

„Wurde ja auch langsam Zeit. Wie lange kennt ihr beiden euch jetzt schon?“

„Ähm…recht lange…“, antwortete der Blonde schwammig. Jun lächelte lieblich.

„Ja, wir kennen uns schon sehr lang, aber Liebe braucht manchmal ein wenig Zeit, um zu erblühen.“, erklärte er und erntete einen mahnenden Blick von Iori. Was erzählte Jun da auch? Er ritt ihn ja nur weiter in den Schlamassel herein.

„Ach, wem sagst du das? Das war bei mir und I-chans Vater genauso.“, seufzte die Mutter und schwelgte gleich ein wenig in Erinnerungen.

„Müssen wir nicht auch los, Ma?“, fragte Iori hoffnungsvoll.

„Oh. Ja ja, geht sofort los. Dein Vater ist auch schon da, Vorbereitungen und so. Ich bin ja so froh, dass ich damit nichts am Hut habe, obwohl…ein bisschen eingemischt habe ich mich ja doch. So als stolze Mutter kann man sich da eben nicht rauswinden.“, erzählte sie strahlend bis sie dann auch kurz darauf schon zusammen den Weg zur Kirche antraten.

Das Paar hatte sich gegen eine traditionelle und für eine westliche Hochzeit entschieden, so wie es der Trend war.
 

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Iori seufzte leise, während er die Zeremonie verfolgte. Dass sein jüngerer Bruder einmal vor ihm heiraten würde, hatte wohl keiner erwartet. Hoffentlich musste er sich deswegen nicht irgendwelche Predigten anhören. Es würde sicher den einen oder anderen in der Familie interessieren, wann denn auch Iori endlich in den Stand der Ehe eintrat. Dass er nun eine ‚Frau’ mit dabei hatte, würde den Effekt wahrscheinlich nur verstärken. Wieder seufzte Iori und spürte kurze Zeit später Juns Hand auf seiner.

Er blickte zur Seite und in das lächelnde Gesicht seines Freundes, das soviel sagen wollte wie ‚Hey, du bist nicht allein. Ich bin doch da.’

Auch auf Ioris Lippen legte sich ein seichtes Lächeln. Im Moment war er doch sehr froh, dass er Jun als Begleitung gewählt hatte. Der war immerhin sein bester Freund und somit die beste Stütze in dieser Situation, die er haben konnte.
 

Nach Ende der Zeremonie ging es zur Feier in einem Gasthaus. Zwar hätten Ioris Eltern gern ihr Haus dafür hergegeben, doch schließlich waren es zu viele Gäste geworden, als dass genügend Platz für diese vorhanden gewesen wäre, geschweige denn genug Fläche zum Tanzen.

Das Programm bestand aus reichlichem Essen, Tanzen und viel Unterhaltung.

Da Jun und Iori den Tisch mit Mutter, Vater sowie ein paar weiteren näheren Verwandten teilten, fiel die Sprache recht schnell auf Ioris Freundin.

„Wie lange seit ihr denn jetzt überhaupt ein Paar?“

„Ähm…also…so…“

„Das ist schwer zu sagen. Es war einfach plötzlich so. Quasi von einem Tag auf den anderen. Das ist jetzt…wie lange ist das jetzt ungefähr her…I-chan?“, spielte Jun das Theater mit und übertrieb es für Ioris Geschmack ein wenig. Jun würde es seiner Mutter doch jetzt nicht gleich tun und ihn immer ‚I-chan’ nennen, oder?

„Also…schon…ein kleines Weilchen.“, antwortete der Blonde und würde doch sehr froh sein, wenn der Abend schon Vergangenheit wäre. Leider befand sich die Feier aber in vollem Gange.

„Ja, genau. Ach, Liebling, du bist schon wieder so schüchtern. War er früher schon so?“, fragte Jun die Mutter am Tisch zuckersüß lächelnd, während er mit seiner Hand wieder zu Ioris griff.

Der Pinkhaarige schien sich ja sehr wohl in seiner Rolle zu fühlen, ganz im Gegensatz zu Iori, dabei war er noch er selbst. Vielleicht war das das Problem.

„Oh ja. Ich würde sogar sagen, er war noch schlimmer. Deswegen war ich unglaublich froh und aufgeregt, als er erzählte, er hätte eine Freundin. Das ist wirklich wunderbar. Er war da schon ein ziemlicher Spätzünder, muss ich sagen.“

„Ma~…“, jammerte Iori schon fast. Das wurde ja immer ungemütlicher. Wenn zumindest Jun seinen Mund halten könnte, dann würde hier nicht mal ein richtiges Gespräch zu Stande kommen. Und unangenehmes Schweigen war Iori lieber als seinen Charakter von hinten aufzurollen und ihn mit der Geschichte noch mehr in den Sumpf des Verderbens zu reiten.

„Wirklich? Aber das passt zu ihm. Ich hab damit kein Problem. Er ist ein wirklich toller Mann.“, kicherte Jun, woraufhin die Mutter mit einstieg. Iori seufzte schwer.

„Hast du vielleicht Lust mit einem tollen Mann zu tanzen?“, fragte er und stand schon auf, ließ Jun somit kaum eine andere Wahl. Zwar war Iori sich keinesfalls sicher, ob das mit dem Tanzen klappen würde - immerhin hatten sie das nicht erprobt - aber alles war besser, als sich der derzeitigen Situation weiter auszusetzen.

„Wow…wir haben noch nie…so richtig getanzt.“, freute sich Jun und ließ sich auf die Tanzfläche ziehen.

„Warum spielst du da auch noch so mit?“, beschwerte sich Iori auch gleich, während er sich in Position brachte und versuchte mit Jun zu tanzen. Das klappte erstaunlich gut für ihr erstes Mal. „Hast du geübt? Oder bringt das deine weibliche Rolle so mit sich?“, fragte er gleich hinterher, da Jun keine Probleme zu haben schien, auch hier die Frauenrolle zu übernehmen.

„Erwischt!“, kicherte der. „Ach Iori, entweder wir spielen deiner Familie vor, dass wir ein Paar sind, oder nicht. Sollen sie’s etwa bemerken, dass wir sie anlügen. Dein Vater guckt eh schon immer so misstrauisch.“

„Das tun Väter immer.“, wehrte Iori gleich ab. „Das Problem ist…wenn wir nun das perfekte Liebespaar sind…wie soll ich meiner Mutter erklären, dass ich mich in ein paar Tagen oder so wieder von dir trenne?“ Jun atmete scharf ein.

„Was? Du willst mich verlassen?“, fragte er empört, lachte dann aber. „Ach, I-chan. Mach dir nich’ so viele Gedanken. Das geht schon. Und hey! Vergiss nicht, dass die ganze Sache hier deine Idee war.“

„Ja, und manchmal bereue ich es.“, seufzte Iori und tanzte einfach schweigend weiter mit seiner Freundin, bis er ihr auf den Fuß trat.

„Ouch…“, gab Jun von sich und verzog etwas das Gesicht.

„Oh…entschuldige. Tut’s sehr weh?“, fragte Iori besorgt.

„Jaa~“, kam es leidend vom Pinkhaarigen, woraufhin Iori Jun stützte und ihn somit wieder zu ihren Plätzen führte, wo derweil nur die Mutter saß.

„Ach, was ist denn bei euch passiert?“, fragte sie.

„Ich bin ihr auf den Fuß getreten.“, murmelte der Blonde und hockte sich vor Jun, um ihm den Schuh auszuziehen und zu sehen, wie der Fuß ausschaute. „Sieht nich’ allzu schlimm aus.“, stellte er dann fest und sah zu Jun auf. „Sollen wir’s kühlen?“

„Das wär schön.“, meinte Jun, noch immer im leidenden Tonfall. Daraufhin stand Iori auf, tätschelte seinem Freund kurz den Kopf und verschwand, um eine Bedienung zu suchen.

Schnell bekam er einen Beutel Eis und kehrte zum Tisch zurück, wo Jun sich mit der Mutter unterhielt.

„Tut’s immer noch weh?“

„Ja, ganz doll.“, log Jun etwas und lächelte verhalten. Iori legte zweifelnd den Kopf schief, kniete sich aber wieder hin, um den Fuß zu kühlen. Jun zuckte zusammen.

„Kalt.“

„Das hat Eis so an sich.“, antwortete Iori kopfschüttelnd.

„Du musst pusten, dann tut’s bestimmt nicht mehr so weh.“, erzählte Jun grinsend.

„Jun…ko! Jetzt hör aber mal auf.“, kam es wieder vom Blonden. Jun veräppelte ihn doch gerade.

„I-chan, du hast noch eine Menge zu lernen. Du solltest die Wünsche deiner Freundin erfüllen.“, mischte sich Frau Mutter wieder ein. Jun nickte zustimmend. Iori warf ihm nur einen Blick zu, der bedeutete ‚Du spinnst. Das kriegst du zurück.’ und pustete tatsächlich leicht über den Fuß.

„Schon viel besser.“, freute sich der Verletzte. Der Schuh blieb jedoch erstmal ausgezogen und Iori setzte sich wieder.

„Willst du nicht gleich mal deinen Großeltern ordentlich ‚Guten Tag’ sagen?“, erkundigte sich seine Mutter kurz darauf. Iori nickte.

„Gute Idee, das hatte ich sowieso noch vor.“

„Junko kann ja solange hier bleiben und den Fuß noch etwas ausruhen. Dann können wir uns unterhalten.“

„Ihr könnt euch auch so die ganze Zeit unterhalten.“, entgegnete Iori.

„Aber du bist ein Mann und gewissermaßen…stört ein Mann bei Frauengesprächen.“, kicherte Jun. Ioris Augen wurden groß und er sah Jun mit einem mehr als verwunderten Blick an. Das war doch noch sein bester - männlicher - Freund, der da neben ihm saß, oder?

„Ganz genau.“, stimmte die ältere Frau zu und lächelte ihren Sohn lieblich an. Der seufzte schwer und erhob sich etwas widerwillig, um zum Tisch seiner beidseitigen Großeltern zu gehen, an dem nur seine verwitwete Großmutter saß. Seine anderen Großeltern schwangen derweil das Tanzbein, ebenso wie die zwei Paare der Tanten und Onkel.

„Hallo Großmutter, wie geht es dir?“, fragte Iori und redete ein wenig mit der alten Dame, über sein Leben, seine Freundin und hoffentlich bald nahende Hochzeit…
 

Als er doch ein ganzes Weilchen später zu Jun und seiner Mutter zurückkehrte, fand er diese kichernd vor, mit einer halb geleerten Flasche Sake auf dem Tisch.

„Was ist denn hier los?“, fragte er skeptisch.

„Wir haben Spaß.“, antwortete Jun und grinste.

„Das seh ich.“ Iori betete geradezu, dass Jun hoffentlich nicht noch mehr komische Dinge erzählt hatte - genau das Gleiche hoffte er auch von seiner Mutter.

„Also, ich bin wirklich glücklich, dass du diese wunderbare Frau gefunden hast. Ich freu mich so. Ihr werdet sicher ein wundervolles Ehepaar eines Tages.“, seufzte Letztgenannte. Iori senkte den Kopf. Na toll, da hatte er das Thema gerade erst mit seiner Großmutter, sowie Onkel und Tante durch und nun fing sie doch auch noch damit an.

„Ja ja…“

„Na na, nich’ so nachlässig, mein Lieber. So ein Prachtstück musst du festhalten.“, empörte sie sich.

„Genau, Liebling. Oder willst du nich’ dein Leben mit mir verbringen.“, empörte Jun sich mit.

„Können wir das Thema bitte abhaken?“, fragte der männlichste am Tisch verzweifelt.

„Ich will nur das Beste für dich, Schätzchen und das ist eindeutig Junko.“

„Ist ja gut jetzt.“

„Da hast du noch einiges an Arbeit mit meinem Kleinen, Junko.“, kicherte die Mutter. Jun kicherte mit und nickte.

„Kein Problem.“, meinte er.

„Zeigt mir doch mal, dass ihr euch liebt. Wie wär’s mit einem Kuss? Das tut man als Paar doch. Und ihr wart euch heute noch nicht näher als beim Tanzen. Man könnte meinen, ihr seid schüchtern.“

„Bin ich auch.“, entgegnete Iori sofort und wurde etwas rot beim Gedanken daran, er solle Jun küssen.

„Ist er auch.“, bestätigte Jun zaghaft lächelnd.

„Ach, wir sind doch unter uns.“

„Du hast zu viel getrunken, Ma.“

„So ein Blödsinn. Ich möchte nur sicher sein, dass mein Sohn glücklich ist.“

„Genau, bist du glücklich mit mir?“, fragte Jun leicht kichernd. Ganz offensichtlich hatte er auch ein wenig viel zu sich genommen.

Schwer seufzend rang Iori sich dann immerhin dazu durch, Jun kurz auf die Wange zu küssen.

„I-chan…das war alles?“, fragte die Mutter enttäuscht und schüttelte den Kopf. „Du bist tatsächlich noch fast so schüchtern, wie damals.“

Gerade als Iori antworten wollte, spürte er Juns Hand an seiner Wange, wie sie seinen Kopf in dessen Richtung drehte und schließlich die Lippen auf seinen.

Ziemlich überrumpelt wollte er sich direkt von Jun lösen, wurde aber von der Hand gehindert. Also das Spiel mitspielen, aber nur kurz. Nur kurz die Augen schließen, nur kurz den leichten Druck erwidern. Das reichte dann auch schon.

Mit ziemlich erröteten Wangen drehte Iori seinen Blick auf die Tischplatte, nahm schließlich sein Glas und einen großen Schluck daraus. Jun hatte eindeutig zu viel getrunken. Schön, dass er die Rolle so gut beherrschte, aber Iori hatte damit nun mal seine Probleme.

Die Mutter derweil grinste breit und lachte auf:

„Ich merke schon, Junko. Du hast alles unter Kontrolle.“ Junko nickte ebenfalls grinsend.
 

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„Endlich ist das Schlimmste vorbei.“, stöhnte Iori und ließ sich erschöpft auf sein Futon fallen.

„Wieso das Schlimmste? Ich fand’s toll.“, meinte Jun und versuchte sich irgendwie von seinem Kleid zu befreien.

„Warte, ich helf dir.“, kam es von Iori, der sich schwerfällig wieder erhob, um Jun aus dem Kleid zu helfen. „Ich hab’s gemerkt.“, antwortete er dann auf Juns vorige Aussage.

„Nimm’s nich’ so schwer. Du hättest auch etwas mehr Spaß haben können. Du bist viel zu verkrampft. Ich freu mich, dass ich dabei sein durfte.“, erklärte der andere. Iori lächelte leicht.

„Ja, vielleicht. Ich hatte eben Angst.“

„Brauchst du nich’. Is’ doch alles super gelaufen. Deine Mutter liebt mich.“, grinste Jun und piekste seinen Freund in die Wange.

„Ich dich aber nicht und da wird das Problem liegen.“ Jun zog einen Schmollmund. „Zumindest nicht SO.“, schob er nach und bezog sich auf das Thema Liebe.

„Ach, das wird schon…“, sah Jun es ganz locker.

„Vielleicht hätte ich ihr gleich beichten sollen, dass ich keine Freundin habe.“, seufzte der Blonde.

„Dann wär sie traurig gewesen. Du hast doch gesehen, wie sehr sie sich heute gefreut hat.“

„Eben, und wenn sie erfährt, dass wir uns trennen, wird sie noch trauriger sein, wo du doch so eine tolle Frau für mich bist.“

„Ach I-chan…“, kam es mitleidend von Jun, bevor er Iori leicht umarmte.

„Du hörst dich an wie meine Mutter.“, bemerkte der.

„Das regelt sich schon alles. Immerhin kann sie sich nun zeitweise freuen, dass ihr Sohn eine umwerfende Frau gefunden hatte. Trennungen gehören nun mal irgendwie dazu, das wird sie dann auch verstehen.“, versuchte Jun seinen Freund aufzumuntern. „Hm…soll ich meine Brüste anbehalten?“, grübelte er dann.

Iori löste sich von seinem Freund und schüttelte lächelnd den Kopf. „Zieh sie aus…“
 

„Jun?“, fragte Iori als sie beide in ihren Futons lagen, im abgedunkelten Raum.

„Hm?“

„Meinst du, ich finde irgendwann mal jemanden? Zum glücklich werden? Und vielleicht Heiraten?“

„Klar. Wie gesagt, du bist ein toller Mann.“

„Hm…“

„Mach dir doch nich’ so viele Gedanken.“, meinte der Pinkhaarige und drehte sich in Ioris Richtung.

„Tu ich aber. Ich war noch nie einer von denen, der auf andere zugeht. Meine bisherigen Beziehungen waren Zufälle…und nich’ von langer Dauer.“

„Na und? Dann waren’s nicht die Richtigen. Ich bin doch auch alleine.“

„Ja…warum eigentlich?“

„Bisher niemand Richtiges dabei.“, antwortete Jun lächelnd und betrachtete die Umrisse seines Freundes, die er in der Dunkelheit inzwischen wahrnehmen konnte.

„Und dir macht das nichts aus?“

„Nein. Ich hab Freunde, ich hab ein aufregendes Leben und ich bin lieber noch ein Weilchen allein, anstatt mich zu schnell zu unglücklich zu machen.“

„Du denkst so positiv.“

„Und du so negativ.“

„Ich fühl mich eben…allein.“

„Warum auch immer. Schließlich hast du mich…und andere Freunde…“

„Das ist nicht das gleiche wie Liebe…eine Freundin…“, seufzte der Blonde.

„Hey, ich bin doch deine Freundin. Zumindest noch für die nächsten paar Stunden, also komm her.“, meinte Jun, rückte näher zu Iori, legte dessen Arm beiseite, um sich an ihn kuscheln zu können.

Iori lachte leicht auf und legte seinen Arm um Jun.

„Is’ eigentlich mal ganz angenehm eine Frau zu sein und die starken Arme eines Mannes um sich zu haben.“, kicherte Jun irgendwann. Auch Iori schmunzelte.

„Du bist doch blöd.“

„Nein, ich bin eben auch einfach manchmal ein wenig kuschelbedürftig.“ Iori schloss die Augen nun wieder, bereit zum Schlafen, lächelte aber. Jun war eben ein einzigartiger Freund.

Wenig später jedoch wandte der sich in seinen Armen und bevor Iori fragen oder sehen konnte, was los war, spürte er zum zweiten Mal an dem Abend Juns Lippen auf seinen. Noch etwas überraschter als beim ersten Mal, wich er dieses Mal tatsächlich nach einem kurzen Schreckmoment zurück.

„Was…war das denn?“, fragte er, während sein Herz einige Schläge schneller ging als noch zuvor.

„Hm…ich hab gehört, man nennt das ‚Kuss’.“, antwortete Jun grinsend, aber auch etwas verlegen.

„Aber…warum küsst du mich wieder?“ Jun seufzte tief.

„Gute Frage…ich glaube, der kleine Vorgeschmack von vorhin hat mich einfach neugierig gemacht…“, erklärte er sich. „Und na ja…ich bin deine Freundin. Wann krieg ich so schnell schon wieder eine Chance meinen besten Freund legal zu küssen?“, kicherte er.

„Du bist doch betrunken…?“, spekulierte Iori.

„Nein, höchstens ANgetrunken. Hm…tut mir Leid, okay?“, meinte Jun leise. Eine Weile schwieg Iori.

„Nein…ist schon in Ordnung.“, meinte er dann mit einem verlegenen Lächeln. Er war ja schon froh, dass es zu dunkel war, als dass Jun sein errötetes Gesicht sehen konnte. Schließlich war es aber nun er, der noch einmal die Nähe ihrer Lippen suchte und einen sanften Kuss begann. Dort stieg Jun nur zu gern ein und leicht bewegten sie ihre Lippen gegeneinander, öffneten ihre Münder nur leicht dabei.

„Ich hab dich lieb…I-chan…“, seufzte Jun nach Beendigung und schmuste sich wieder an seinen Freund.

„Ich dich auch…Junko.“, antwortete der grinsend.

„Hey, und was is’ mit dem guten alten Jun? Den hast du vergessen, oder was? Ich hab’s gewusst, sobald du meine weibliche Seite entdeckst, ist der beste Freund passé.“, beschwerte Jun sich direkt. Iori lachte.

„Jun hab ich noch viel lieber.“, ergänzte er dann und küsste seinen Freund auf die Stirn.

„Das will ich auch hoffen. Sonst hätte ich nämlich nich’ schlafen können, weil ich zuviel weinen müsste.“, grinste der.

„Baka…“

„Teddybär…“, war Juns Antwort darauf, schmiegte sich auch gleich wieder an jenen und streichelte mit seiner Hand über Ioris Brust, der leicht schmunzelte.

„Schlaf gut…“

„Du auch…“
 

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Als sie am nächsten Morgen aufwachten, entschied Jun eine Dusche zu brauchen und machte sich mit seinen Klamotten auf den Weg ins Bad, nachdem er seine Oberweite umgelegt hatte. Nicht, dass er auf dem Flur der Mutter oder dem Vater begegnete.

Am Ziel angekommen, entspannte Jun sich und lächelte vor sich hin. Unter der Dusche summte er fröhlich.

Der Tag war schön, der Himmel blau, die Vögel zwitscherten und er durfte noch mal Frau sein. Konnte es was Schöneres geben?

Auch beim Abtrocknen sang er weiter, stoppte erst, als ihn ein schriller Schrei unterbrach. Mit großen Augen blickte er zur Tür und sah Ioris Mutter, vor Schreck erstarrt, bevor sie auch gleich wieder kehrt machte.

Nachdem er an sich runtersah, stellte er fest, dass zwar sein Unterleib bedeckt war, sein Oberkörper aber freigelegt.

„Ups…“ Nun wusste Frau Mutter also entweder, dass ihre Schwiegertochter in spe keine Brust hatte oder dass sie ein Mann war. Er beeilte sich, sich anzuziehen und fertig zu machen.
 

„I-Iori…“, murmelte die Mutter, als sie das Schlafzimmer ihres Sohnes betreten hatte.

„Guten Morgen, Ma.“, grüßte der lächelnd.

„Warum traust du mir nicht?“

„Was?“, fragte Iori verwirrt nach. Was war denn jetzt kaputt?

„Du hättest mir doch die Wahrheit sagen können. Ich bin deine Mutter, ich komme damit zurecht, aber nicht, wenn du mich anlügst. Ich…hätte es deinem Vater schon schonend beigebracht. Es ist in Ordnung, wenn du…anders bist, aber…du hast mich angelogen.“, erklärte sie dann leise und fing an zu schluchzen, bevor sie den Raum wieder fluchtartig verließ.

Schockiert starrte der Blonde ihr nach und verstand noch immer nicht so richtig. Einen Augenblick später kam Jun auch schon zurück und blickte Iori schuldbewusst an.

„Deine Mutter hat mich im Bad beim Abtrocknen erwischt.“, gab er zu.

„Sie hat was?“

„Na ja, schätze, sie weiß jetzt, dass ich keine Frau bin.“ Iori schlug sich die flache Hand an die Stirn.

„Scheiße, und nun denkt sie, ich bin schwul.“, verstand er und sank etwas in sich zusammen. Nicht nur, dass er seiner Mutter das Herz gebrochen hatte, indem er sie angelogen hatte, jetzt dachte sie schon wieder falsch und Iori müsste nun auch das noch klären. So hatte das doch nicht laufen sollen.

„Warum hast du nich’ abgeschlossen?“

„Hab’s vergessen, is’ eben Gewohnheitssache so, zu Hause bin ich immer alleine.“, gab Jun als Antwort und ging zu Iori, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen.

„Tut mir echt Leid. Soll ich das klären?“, fragte er besorgt.

„Nein…nein, ich mach das schon. Ich hab das schließlich auch verbockt...“, seufzte Iori und atmete tief durch.

„Lass uns runter zum Frühstück.“, sagte er und ging voraus, Jun folgte ihm.
 

„Mama?“ Angesprochene zuckte beim Klang der Stimme ihres Sohnes etwas zusammen, blickte aber auf.

„Das…alles tut mir furchtbar Leid, aber…es ist ein Missverständnis.“, fing Iori leise an, während Jun halb hinter ihm stand. Die Mutter warf einen prüfenden Blick auf Jun, der in Rock und Bluse, sowie seiner unechten Oberweite da stand. Fassungslos schüttelte sie den Kopf.

„Ich bin nicht schwul…wirklich.“, erklärte der Blonde schließlich. Ein ungläubiger Blick seiner Mutter. Trotz seiner Anwesenheit fiel der Vater, der ebenfalls am Frühstückstisch saß, gar nicht auf. Vielleicht hielt der sich lieber daraus.

„Aber…sie…er ist ein Mann.“, entgegnete die Mutter.

„Ja…das ist übrigens Jun, mein bester Freund und Arbeitskollege.“, stellte er verspätet vor. Jun lächelte verlegen und verbeugte sich leicht.

„Er trägt immer noch Frauenkleidung. Ist er ein Transvestit?“ Jun kicherte kurz auf.

„Ähm, ich hab eben nichts anderes mit, weil ich als Frau hier bin und das…“, er deutete auf seinen Oberkörper, „…muss halt sein, dachte ich, weil ich sonst noch bescheuerter ausseh. Wirkt ein wenig merkwürdig, ich weiß, aber ich bin ein fast normaler Mann und…Iori ist wirklich nicht schwul. Ich bin doch nur sein Alibi…“, redete der Pinkhaarige, hielt sich dann aber wieder zurück, da Iori das ja hatte regeln wollen. Der ergriff jetzt auch erneut das Wort:

„Ma, als wir telefoniert haben, da…bist du irgendwie darauf gekommen, ich hätte eine Freundin und…du hast dich so gefreut und es dir…irgendwie weiter eingeredet und…ich konnte da einfach nicht anders. Also musste ich mir was anderes überlegen. Ich…hab eben keine echte Frau gefunden, die ich hätte mitbringen können zur Hochzeit und hatte dann die Idee, Jun könnte eine spielen…na ja, der Schuss is’ wohl richtig nach hinten losgegangen.“

„Ich bin enttäuscht.“, flüsterte die Mutter, was Iori wieder in sich zusammensinken ließ.

„Masako…jetzt reiß dich zusammen. Der Junge hat nur das Beste für dich gewollt. Freu dich lieber, dass er nicht auf Kerle steht.“ Iori zuckte etwas zusammen. Sein Vater würde also wirklich nicht viel davon halten...

„Das tu ich aber nicht. Er hat uns angelogen.“, gab die Frau als Argument.

„Er hat DICH angelogen beziehungsweise bist du doch selbst Schuld. Er wollte dich nich’ verletzen, deswegen hat er das Theater gemacht. Du solltest ihm dankbar sein. Außerdem…haben die beiden ihre Rolle gut gespielt, finde ich.“, meinte der Vater dann wieder und lachte etwas auf.

„Aber…sie haben sich gestern geküsst.“, fiel Masako als letztes nur noch ein und sah vorwurfsvoll zu den jungen Männern.

„Ähm…ich hab IHN geküsst eher…“, versuchte Jun klarzustellen.

„Du hast es doch selbst verlangt.“, ergänzte Iori leise murmelnd. Die Mutter schüttelte nur den Kopf.

„Und auch, wenn er Männer mögen würde... Iori ist alt genug, um so was für sich selbst zu entscheiden.“, sagte Jun noch hinzu. Auch der Vater seufzte jetzt.

„Wie auch immer, wir haben die Sache doch jetzt geklärt, also setzt euch endlich, Jungs, ich hab Hunger.“, sagte er dann und sorgte so dafür, dass tatsächlich wieder etwas Ruhe einkehrte und auch Ioris Mutter sich wieder ein wenig beruhigte. Aber beendet war das Thema sicher noch nicht.
 

Iori seufzte schwer, als sie endlich wieder im Wagen saßen und Richtung zu Hause fuhren.

„Ich bin froh, dass ich nich’ noch mehr Geschwister hab, so gibt’s immerhin keine Hochzeit mehr.“

„Und wenn schon, dann sagst du Mama halt nächstes Mal gleich die Wahrheit. Das hätte dir viel Stress, Ärger und graue Haare erspart.“

„Ich hab keine grauen Haare.“

„Das kannst du gar nich’ wissen.“

„Na und? Du auch nich’.“, entgegnete der Blonde. Jun grinste.

„Is’ doch alles halbwegs gut ausgegangen. Nun hast du immerhin nicht das Problem, dass du bald mit mir Schluss machen musst.“ Iori sah ihn skeptisch an.

„Na, hättest du ja machen müssen, wenn ich auch noch als deine Freundin das Haus deiner Eltern verlassen hätte. Aber nun wissen sie ja schon die Wahrheit.“ Der Blonde schüttelte den Kopf über Juns Erklärung.

„Also bleiben wir zusammen, das freut mich.“, lachte Jun. Auch Iori lachte.

„Du bist unmöglich.“
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2009-01-15T07:53:51+00:00 15.01.2009 08:53
^^
coole story...
mit der szene im bad, da hab ich ursrünglich was anderes gedacht.. XD ... nicht, das JUN noch ne badetuch um hatte... XD

^^
lg
Von:  TARACHOMU
2008-05-05T14:05:47+00:00 05.05.2008 16:05
Echt cool! Und echt süß geschrieben!
^^
Und vor allem: Keine 0-8-15-Shonen-ai-Story~
Find ich echt toll!

LG, TARA
Von:  Shireikan
2008-04-22T21:40:22+00:00 22.04.2008 23:40
Ich sagte ja, ich werde mir in den nächsten Tagen die Zeit nehmen, um ein paar Geschichten von Dir zu lesen. :D
Und ich kann zu dieser nur sagen: Einfach nur herrlich!
Ich hatte selten so eine Freude an einer Geschichte.
Also in dem Sinne, dass sie mich wirklich zum lachen bringt.
Ich kenne mich zwar nicht wirklich sehr gut mit dieser Band aus, aber Du hast dermaßen mein Interesse geweckt, das ich mich demnächst wohl mit ihnen auseinander setzen werde.

Das Aufeinandertreffen mit Jun und Iori’s Mutter war schlichtweg amüsant.
Ich hab mich, auf gut Deutsch, weg geschmissen vor lachen, vor allem als die Aussage kam, dass Männer bei Frauengesprächen stören. :D
Klasse, einfach nur Klasse.
Der kurz darauf folgende Kuss war dagegen unglaublich niedlich.
Sowie die Nacht mit den beiden. (Klingt anzüglicher, als es eigentlich ist. :D )
Zwar kommt die Entdeckung des männlichen Jun’s für mich etwas plötzlich bzw. das hartnäckige Verletzt sein der Mutter, aber hey… wer weiss schon, wie ein Mutter tickt?
Die Gelassenheit des Vaters hat mich dafür erneut zum schmunzeln gebracht.

Das Ende der Geschichte fand ich dagegen wieder unglaublich gelungen.
Ich hab Dir von meiner Vorliebe von offenen Enden schließlich erzählt. :)
Meiner Meinung nach ist es nicht drastisch, dass die beiden nicht zusammen gekommen sind.
So kann ich mir mein eigenes Ende zusammen reimen.
Von:  -Kei-
2008-03-13T10:09:43+00:00 13.03.2008 11:09
xDDD~
Wow~ die Geschichte ist echt mal geil! xD~
Ich hab mich teilweise sehr amüsiert und an anderen Stellen hat man Zahnschmerzen bekommen, weil es so süß war!
Super tolle Geschichte ^.~
Mach weiter so!
Von: abgemeldet
2008-03-09T18:52:15+00:00 09.03.2008 19:52
wow is das süss<3
dein jun erinnert mich sehr an mich selbst^^
jetzt is mein abend gleich viel schöner^^
Von:  Nessera_Noire
2008-03-09T10:46:49+00:00 09.03.2008 11:46
ahahahahahaha *wegschmeiß* XDD
das war mal wieder superwitzig! XDDD
in der rolle kann ich mir jun wirklich lebhaft vorstellen, das passt super zu ihm *lach*
nya, nur das mit der stimme, das hab ich mich auch gefragt ^^ aba da kann man wohl nix machen außer drüber hinwegzusehen XD

und...das ganze schreit förmlich nach einer fortsetzung <>____<>
denn eigentlich mag jun iori doch noch viel lieber, oder, oder, ODER?
also ich bin ja davon überzeugt.... ^o^;;
Von:  julien
2008-03-08T17:47:29+00:00 08.03.2008 18:47
eine iori x jun geschichte *__* mein lieblingspairing
die beiden sind soooo toll zusammen <3 wirklich schade, dass aus den beiden nix mehr geworden ist. darauf hab ich ehrlich gesagt ein bisschen gewartet, aber mir hat die geschichte trotzdem gut gefallen. jun kann man sich als frau richtig gut vorstellen :P
besonders gefallen hat mir die stelle mit "„Aber du bist ein Mann und gewissermaßen…stört ein Mann bei Frauengesprächen.“,", denn da musste ich mir natürlich vorstellen, wie die beiden damen sind über die männerwelt auslassen *g*
und dass jun iori trotzdem küssen wollte, war natürlich auch sehr süß! <3
Von:  Clipsy
2008-03-08T17:04:02+00:00 08.03.2008 18:04
owwww~ ich bin so überrascht, dass du sie schon fertig hast! >////< ♥♥♥

ich war die ganze zeit am rumgiggeln und hab ein paar paralelen zu meiner ff gesehen, von wegen jun in frauenkleidern und so, was für'n zufall xDDDDD *lach* sie is so süß geworden, tolle oneshot! x3 mich störts nichmal wirklich, dass sie kein richtiges paar geworden sind oder wie auch immer, man kann sich ja einiges zusammenspinnen nach der "bettszene" x3 *weiter giggle* ich weiß schon gar nicht mehr welcher blöde kommentar mir am besten gefallen hat/mich am meisten zum lachen gebracht hat, es war alles so geil xDDD ich glaub das mit dem 'den ganzen tag an sich rumfummeln' oder so *rofl*

ja, das mit der stimme hab ich mich aber auch irgendwann gegen ende gefragt, weil er hat ja nich gerade ne liebliche frauenstimme xD aber wen stört's xD~

auf jeden fall DAAAAAANKE♥♥♥♥, sowas bringt wieder ein bisschen spaß und freude in mein leben! x3 du hast meinen tag gerettet ♥

gefavt isses auch >w< ♥ ♥ ♥
Von:  Maou
2008-03-08T00:34:04+00:00 08.03.2008 01:34
Uwaah~
die Geschichte ist ZUCKA *(;_______;)
ich hatte nicht erwartet, auf Animexx so sch;ne Phantasmagoria[esp. with ma Fav.Pairing] yu finden XD""
Ich finde deine Story wirklich gaany tollig, hatte allerdings ein anderes Ende/ne Fortsetzung erwartet (‘;o;⋮)
na kann man wohl nix machen (・△・)ノノ
Wuaaas ich mich allerdings frage: Wie hat Jun das mit der Stimme geregelt bekommen?! XDD'
Aber das ist wohl sowieso nebensächlich <3
Herklopfen-Alarm bei der Bett-Szene 《♥》
Mach mea (>◊<シ)plz
マオ~


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