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Chaos On Tour

~~True Lies~~
von

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Ein Kranker zuviel

bevor es wieder weitergeht möchte ich allen die bisher kommis geschrieben haben ein großen arigatou aussprechen! nur euch ist es zu verdanken dass ich bis hierhin durchgehalten habe xDD

ich werde auch auf euch hören und die kapitel länger machen ^.^

so viel spaß beim lesen!

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Kapitel 14. Ein Kranker zuviel
 

Schwedens Hauptstadt Stockholm war von einer reinen Eis- und Schneeschicht bedeckt und das Thermometer zeigte so tiefe Temperaturen an, dass man schon bei der bloßen Vorstellung, nun raus ins Schneegestöber zu müssen, um zur Arbeit oder zum Supermarkt zu kommen, sich zu Tode fröstelte. Da es seit Tagen ununterbrochen geschneit hatte, kamen die Schneeschieber, die zu Hauf eingesetzt wurden, nicht gegen die hohe Masse an, die sich auf den Straßen breit machte.

Und wenn man diesem miserablen Wetter dennoch getrotzt und in der Fußgängerzone hastig noch seine Weihnachtseinkäufe erledigt hätte, wäre man unweigerlich auf vier Japaner gestoßen, ohne den Blick von dieser doch etwas seltsamen Truppe abwenden zu können.

Miku, Bou, Kanon und Teruki gingen bibbernd und frierend in einer Reihe, die Hände hatten sie in wollige Handschuhe gepackt und zusätzlich noch den Schutz ihrer dicken Mäntel in Anspruch genommen. Miku hatte sich zudem seine Wollmütze tief ins Gesicht gezogen, sodass er zwischen Schal und Mütze nur noch einen kleinen Spalt hatte, um sich umzuschauen.

„Warum müssen wir eigentlich bei diesem Sauwetter hier rumlaufen?“, quengelte Bou, der seine triefende Nase nun schon zum x-ten Mal putzte. Miku hoffte inständig, dass er sich nicht erkältet hatte.

„Weil ein gewisser Jemand hier ja unbedingt noch etwas kaufen wollte“, brummte Kanon als Antwort und warf Teruki einen vernichtenden Blick zu.

„Gomen, Leute“, verteidigte sich dieser. „Ich hatte doch noch kein Geschenk für Sonoko und in neun Tagen ist bereits Weihnachten. Aber ihr hättet ja nicht mitkommen müssen.“

„Stimmt auch wieder“, schniefte Bou und streifte sich den Schnee von den Schultern, doch keine Sekunde später war sein sonst schwarzer Mantel wieder weiß und er gab es auf.

Sie bogen um eine Ecke.

„Aber ich verstehe nicht, wieso du Sonoko so etwas antun kannst“, meinte Kanon und deutete auf die kleine Tüte in Terukis Hand.

Dieser lächelte ihn verschmitzt an. „Na und? Ihr Handy ist schon seit Ewigkeiten kaputt, deswegen kann sie mich auch seltener anrufen. Ist doch ziemlich praktisch, wenn ich ihr dann ein Neues kaufe, oder?“

„Dagegen habe ich ja auch nichts, aber muss es gleich das Beste im ganzen Laden sein? Sie wird sich ja nicht trauen sich von dir zu trennen, wenn du ihr so teuere Geschenke machst.“

„Wer redet denn von Trennung? Wir sind rund um zufrieden,“ sagte Teruki knapp und ließ sich nicht weiter auf Kanons Sticheleien ein.
 

Endlich an der Konzerthalle angekommen seufzten alle erleichtert auf, als sie ins Warme traten. Sie begrüßten einen Tontechniker, der ihnen mit Kabeln und einem Laptop in der Hand entgegenkam, doch dieser nickte nur kurz und eilte weiter.

„Ach, ja“, seufzte Bou genüsslich, als er sich Schal und Handschuhe auszog. „Wärme ist doch etwas schönes.“

„Hai. Aber jetzt brauche ich dringend `ne Kopfschmerztablette.“ Kanon zog ein schmerzerfülltes Gesicht und schlug die Richtung zum Backstage-Room ein. Miku, Teruki und Bou gingen ihm hinterher.

„Die du nicht jetzt nicht dringend nötig hättest, wenn du gestern nicht so gierig gewesen wärst“, wurde der Bassist von Teruki getadelt. „Wenn ich dich nicht davon abgehalten hätte, noch eine Flasche von diesem Zeug in dich hineinzukippen, hätten wir das Konzert absagen können.“

„So schlimm war das doch gar nicht!“

Doch Teruki hatte nicht gelogen.

Kanon hatte gestern ständig sein Essen wieder hergegeben und sich kaum noch auf den Beinen halten können. Trotz Aspirin und Mikus Fürsorge – die Teruki ihm aufgetragen hatte – waren seine Kopfschmerzen noch nicht einmal annähernd verschwunden, was Teruki auf den Gedanken brachte, ihm vielleicht kurz vor Beginn ihres Abschlusskonzertes gleich zwei Tabletten einzuflößen. Zudem war er sehr blass und heute morgen wäre er Miku beinahe umgekippt.

Kanon ließ sich stöhnend auf einem der wenigen, harten Stühle sinken, die in dem kleinen und sehr spärlich eingerichtetem Backstage-Room standen. Neben den Stühlen befand sich nur noch ein winziger Holztisch in einer Ecke, auf dem der Staff netterweise einige Getränkeflaschen bereitgestellt hatte. Bou eilte zur Heizung, stellte sie höher und ließ sich immer noch bibbernd an ihr heruntergleiten. Teruki hängte ihre Mäntel und Schals über eine Lehne und Miku schüttete für Kanon etwas Wasser in ein Glas und reichte es diesem, zusammen mit der herbeigesehnten Schmerztablette.

Dankend schluckte Kanon die Tablette runter und trank einen Schluck. Das Glas gab er wieder Miku, der es zurück auf den Tisch stellte, und streckte sich.

„Du brauchst dich hier erst gar nicht so breit zu machen, Kanon“, meinte Teruki.

„Wieso?“ Der Schwarzhaarige sah ihn fragend an. „Ich dachte, das Konzert wäre erst in einigen Stunden.“

„Die Instrumente bauen sich aber nicht von allein auf. Du übrigens auch, Bou.“

„Ist es in der Halle warm?“, kam es leise von Bou, der am ganzen Körper zitterte. Doch Teruki wusste auf diese Frage keine Antwort. Bis jetzt hatten die Hallen zwar Heizungen gehabt, auch wenn sie diese nicht benutzt hatten, doch die schwedische Halle war in so einem erbärmlichen Zustand, dass Teruki selbst nicht an Heizungen glaubte.

„Lass sie, Teruki.“

Der Drummer sah zu Miku, der gerade sein deprimiertes Schweigen gebrochen hatte, das schon den ganzen Tag bei ihm geherrscht hatte. „Ich weiß auch, wie man einen Bass und eine Gitarre anschließt.“

„Na gut.“ Teruki seufzte und warf den beiden noch einen warnenden Blick zu, damit sie sich nicht gegenseitig abmurksten, bevor er mit Miku Richtung Halle lief.

„Weißt du überhaupt, wo der Bühneneingang ist?“, kam es zaghaft vom Vocal und Teruki deutete lächelnd in die Richtung, in die die meisten Leute vom Staff rannten.

„Siehste doch.“

Miku lächelte gequält und ignorierte Terukis Röntgenblick. Er hatte jetzt keine Lust, lästige Fragen beantworten zu müssen. Seine Gefühle Kanon zu gestehen hatte er sich noch nicht getraut – es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt, mit einem stockbesoffenen Kanon über so etwas zu reden – und der Versöhnungsversuch mit seinen Eltern war nicht ganz so verlaufen, wie er es gedacht hatte.

Teruki ließ einen schwarzen Vorhang zur Seite gleiten und sie betraten die Bühne.

Sie war etwa so groß wie die anderen davor auch. An der Wand waren zwei Männer damit beschäftigt, den Banner ihrer Europa-Tournee aufzuhängen und die Lichttechniker probierten bereits die einzelnen Scheinwerfer aus, sodass Teruki und Miku mal in weißes oder in blaues und rotes Licht getaucht wurden.

Teruki eilte auf eine große Metallkiste zu, die an der Wand stand, und machte sich daran, deren Verschlüsse zu entsichern und zu öffnen. Miku beschloss, erst einmal sein Mikrofon inklusive Ständer aufzubauen. Als er damit fertig war, was ziemlich schnell vonstatten ging, ließ er sich vor dem hellen Gitarrenkoffer in die Hocke sinken.

Er betrachtete ihn und ihm fiel ein, dass Bou immer noch nicht wusste, dass Miku es gewesen war, der ihm dieses Geschenk gemacht hatte. Miku überlegte, ob er es ihm verraten sollte, denn der kleine Blondschopf sollte schließlich seinen Gönner kennen – nicht, dass dieser sich noch den Kopf darüber zerbrach. Doch er würde ihn bestimmt mit diesem teuren Geschenk verletzten, Bou würde sich Vorwürfe machen, dass er sich von Miku getrennt hatte. Das wollte er nicht riskieren. Zumindest vorerst nicht.

Schnell schloss er die Gitarre an den Verstärker an und zupfte an einer Saite.

Vom tiefen Ton aufgeschreckt fuhr Teruki hoch und stieß sich beinahe seinen Kopf an einem der Becken, und als hätte er etwas Verbotenes getan, stellte Miku die E-Gitarre schnell, aber vorsichtig, in den Ständer.

„Wenn du so weitermachst, wirst du bald besser spielen als Bou“, grinste Teruki und schraubte weiter an seinem Schlagzeug herum.

„Ich bleibe lieber Sänger“, sagte Miku grinsend und eilte zu Kanons Bass, den er schneller an den Verstärker anschloss als bei Bous Instrument – das er vorher ja auch stundenlang hatte anstarren müssen.

Dann bat Miku Teruki seine Hilfe an, doch dieser wollte sich lieber allein um sein Liebling kümmern, sodass er sich daraufhin an den Rand der Bühne setzte und die Beine an ihr herunterbaumeln ließ.

Er holte sein Handy hervor und betrachtete dies nachdenklich.

//Ich sollte ihnen meine neue Nummer geben...//, dachte er bedrückt. //Aber sie werden doch eh nicht anrufen...sie vermissen mich...sie vermissen mich, obwohl sie mir das Gefühl geben, als ob sie mich nicht mehr wollen...Ach, was soll’s!//

Bevor er sich anders entscheiden konnte, hatte Miku das Nachrichtenmenü aufgerufen und schrieb in einem knappen Satz seine Nummer auf. Dann schickte er die SMS an das Handy seiner Mutter.

„Miku, kommst du?“

Miku drehte sich zu Teruki um, der mit dem Aufbauen fertig war und nun geduldig am Bühneneingang auf ihn wartete. Der Vocal steckte sein Handy ein und eilte zu ihm.

„Wem hast du geschrieben?“, fragte Teruki und beäugte Miku neugierig.

„Wer sagt denn, dass ich ‚ne SMS geschrieben habe?“, wollte dieser verwirrt wissen.

Teruki grinste. „Du benutzt dein Handy doch nur, um jemanden anzurufen oder SMS zu schreiben.“

„Hast Recht“, gab Miku zu. Er benutzte sein Handy wirklich nur zur Kommunikation, nicht um darauf Spiele zu spielen – was natürlich auch mal vorkam, dennoch waren Kanon und Teruki bei Weitem besessener darauf. „Meiner Mutter“, antwortete er dann knapp auf Terukis Frage.

Teruki stutzte. „Hast du sie gestern denn nicht erreicht?“

Miku blieb stehen und sah den Älteren niedergeschlagen an. „Doch, das habe ich.“

„Und? Ist alles geklärt?“

„Hai.“

„Dann ist doch alles prima!“, sagte Teruki freudig, doch als er merkte, wie bedrückt Miku immer noch war, runzelte er nachdenklich die Stirn. „Warum freust dich denn nicht darüber?“

„Weil ich mich nicht darüber freuen kann!“, rief Miku aufgebracht. „Meine Mutter hat mir erneut das Gefühl gegeben, dass sie mich nicht mehr will!“ Und er erzählte dem Drummer von dem erfolglosen Telefonat.

„Und jetzt kann ich Silvester allein mit Miruku feiern“, brummte Miku schließlich.

Teruki wartete, bis ein Techniker an ihnen vorbeigehastet war, dann sagte er: „Das tut mir Leid, Miku. Aber wenn du möchtest, kannst du mit mir und Sonoko feiern. Sie hat bestimmt nichts dagegen.“

Doch der Vocal lehnte freundlich ab. „Arigatou, Teruki. Aber ich glaube, dass ich euch nur stören würde.“

„Das würdest du nicht, ehrlich“, versicherte Teruki, der Miku irgendwie aufheitern wollte. Eigentlich hatte er geplant, allein mit seiner Freundin den Beginn eines neuen Jahres zu feiern, doch er hasste es, wenn Miku so niedergeschlagen war.

Miku lächelte leicht. „Ich überlege es mir, okay?“

Teruki nickte zufrieden, schob Miku an der Schulter weiter zum Backstage-Room und öffnete die Tür. Als sie eintraten, fiel der Blick des Kleineren sofort auf Kanon, der immer noch auf dem unbequemen Stuhl saß, wie immer ein Spiel zockend – was man ja eigentlich mit höllischen Kopfschmerzen tunlichst vermeiden sollte. Teruki lief sofort zu ihm hin, nahm ihm unter einer heftigen Standpauke das Handy weg, was Kanons schlechte Laune wieder hervorrief. Grummelnd verschränkte dieser seine Arme und starrte stur am Drummer vorbei, der Kanons Handy in Sicherheit brachte.

Miku schloss die Tür hinter sich und ging zu Bou, der immer noch an der mittlerweile angenehm warmen Heizung kauerte, jedoch immer noch weiterzitternd.

„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte er ihn und der Blondschopf sah auf. Seine Nase war mittlerweile knallrot. Auf dessen Nicken hin setzte sich Miku dicht neben ihn. Bou nutzte die neue Wärmequelle, indem er seine Arme um den Vocal schlang und sich an ihn kuschelte. Den Kopf legte er auf dessen Schulter ab. Miku legte ebenfalls einen Arm um Bou und strich sanft über dessen Arm. Der Blonde hustete kurz.

Kanon betrachtete das alles skeptisch. In ihm stieg Angst auf, dass Miku sich für Bou entscheiden würde. //Sie gehen so fürsorglich miteinander um...Fast genau so wie vor ihrer Trennung...am liebsten würde ich Bou wegzerren und mich da hinsetzen...zu Miku...aber dann macht Teruki wieder einen Riesenaufstand und Miku ist dann auch sauer auf mich...// Er schüttelte missmutig mit dem Kopf. //Nee, das lasse ich lieber...//

Auch Miku hatte ein paar mal einen flüchtigen Blick zu dem Bassisten geworfen, doch von den Vorgängen in ihm drin hatte er nichts gemerkt. Neben ihm schniefte Bou und Miku reichte ihm ein Taschentuch, welches er dankend annahm. Als der Gitarrist den Kopf hob, um sich die Nase zu putzen, fiel Miku auf, dass Schweißperlen dessen Stirn zierten. Bou steckte das benutzte Taschentuch in seine Hosentasche und wollte gerade seinen Kopf wieder auf Mikus Schulter legen, doch dieser hatte ihm eine Hand auf die Stirn gelegt.

„Miku, lass das“, murmelte er leise und Miku nahm seine Hand wieder runter, betrachtete Bou jedoch ernsthaft besorgt. „Wie fühlst du dich?“, fragte er den Blonden, welcher nun doch wieder seinen Kopf abgelegt hatte.

„Mir ist saukalt und ich habe Kopfschmerzen“, kam es als Antwort. „Wieso?“

„Weil du Fieber hast.“

Kanon und Teruki sahen erstaunt auf. Teruki legte seine PSP beiseite, auf der er gespielt hatte, und eilte zu Bou, fühlte. „Miku hat Recht, Bou.“

„Aber mir geht es gut“, maulte dieser, hustete jedoch sofort wieder und die Schweißperlen auf dessen Stirn und sein etwas roter Kopf verrieten das Gegenteil.

Teruki erhob sich wieder, wendete sich jedoch nicht von Bou ab. „Du solltest dich besser hinlegen“, meinte er dann und warf Miku einen auffordernden Blick zu. Dieser nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte, und zog Bou auf die Beine. Dieser schwankte und Teruki und Miku stützten ihn. „Geht schon“, entschuldigte sich Bou leise.

„Nein, es geht nicht“, beharrte Miku, trat mit seinem Sorgenkind aus dem Backstage-Room, nur um einige Türen weiter wieder in einen dieses mal etwas größeren Sanitätsraum zu treten, in welchem ein sogar gemütlich aussehendes Bett stand. Dort setzte er Bou ab und befahl diesem, sich hinzulegen. Bou gehorchte und Miku drehte sich um, um etwas Warmes zu besorgen, als er in der Tür, die er offen gelassen hatte, Kanon entdeckte. Dieser hielt eine große Tasse in der Hand, aus der es dampfte.

„Du denkst ja echt mit“, meinte Miku und schenkte ihm als Dank ein warmes Lächeln. Insgeheim war er jedoch richtig irritiert über dessen auf einmal so fürsorgliches Verhalten. In den letzten sechs Monaten hatte er mit Bou nichts weiter gemacht als sich zu streiten und aus dem Weg zu gehen. Und jetzt? //Vielleicht vertragen sie sich ja wieder//, dachte Miku hoffnungsvoll und sah zu, wie Kanon Bou die warme Tasse reichte.

Bou lugte kurz hinein und schnupperte. Dann verzog er angewidert das Gesicht. „Bäh! Das ist ja Tee!“, protestierte er.

Miku setzte sich zu ihm und sah ihn an. „Du musst das aber trinken, Bou“, sagte er ruhig. Bou sah auf und ihre Blicke trafen sich. Der Blondschopf, welcher die große Sorge in Mikus Augen sah, wandte sich dann wieder seufzend seinem Tee zu, zögerte kurz. Dann trank er einen kleinen Schluck.

„Und? Ist es so schlimm?“, fragte der Vocal lächelnd.

„Es geht“, meinte der Blonde daraufhin. „Es nur ziemlich heiß.“

„Das hat Tee so an sich“, meldete sich Kanon zu Wort, der bis jetzt nur schweigsam daneben gestanden hatte.

Bou hustete erneut.

Die Tür ging auf und Teruki trat ein. In der Hand hielt er eine kleine Flasche, die von den anderen dreien neugierig beäugt wurde. „Die hier habe ich vom Manager bekommen“, sagte er aufklärend und wedelte mit der Flasche herum.

„Aha. Und was ist da drin?“, fragte Bou, damit er genau wusste, was nun auf ihn zukam.

Teruki grinste. „Sag ich nicht. Es wird dir aber bestimmt helfen.“

Er schüttete etwas davon in ein kleines Glas und Bou nahm dieses misstrauisch an; den Tee hatte er Kanon wieder in die Hand gedrückt. Bou rümpfte die Nase, als er daran schnupperte. „Uh, das riecht aber sauer.“ Doch tapfer wie er nun einmal war trank er die eigenartige Medizin in einem Schluck. Erneut verzog er das Gesicht und sah mit tränenden Augen zu Teruki. „Und es schmeckt auch noch sauer. Teruki! Was war das?“

„Wenn ich es ihm sage, bringt er mich glatt um“, raunte dieser leise Miku zu. „Das war nämlich Wasser mit `ner VitaminC-Tablette.“

„Uhm, Teruki?“, sagte Miku leise und zaghaft. „Du weißt schon, dass Bou die hasst, oder?“

Teruki grinste. „Eben darum will ich es ihm ja auch nicht sagen.“

„Was flüstert ihr da?“, rief Bou ganz beleidigt, hatte bereits das leere Glas mit dem Tee getauscht.

„Nix“, meinte Miku rasch und musste sich ein Grinsen verkneifen. Was ihm jedoch ganz einfach fiel, denn er brauchte nur an Bous katastrophalen Gesundheitszustand zu denken. „Bou. Am Besten ist, wenn du jetzt den Tee trinkst und - “

„Aber ich mag keinen Tee! Der schmeckt widerwärtig“, protestierte Bou.

„Und“, sprach Miku schnell weiter, „dich jetzt ausruhst. Du musst bis zum Konzert wieder einigermaßen fit sein.“

„Meinst du echt, der kann noch auftreten?“ Kanon sah den Vocal skeptisch an. „Er wird uns da oben doch schneller umkippen, als wir gucken können.“

„Da hat Kanon eigentlich Recht“, bemerkte Teruki ernst. „Aber das Konzert können wir nicht absagen.“

„Hey!“, rief Bou und musste eine kleine Pause einlegen, um zu husten. Was sich gar nicht gut anhörte, fand Miku. „Mir geht’s besser als ihr denkt.“

„Klar“, sagte Kanon spitz. „Das hören wir auch alle.“

Bou sah hilfesuchend zum Vocal, doch dieser war der gleichen Meinung wie Kanon und Teruki. Seufzend gab Bou auf und trank weiter an seinem Tee. Seine Bandkollegen warteten geduldig, bis er aufgetrunken hatte – eigentlich wollten sie nur sicher gehen, dass er es auch wirklich trank und nicht in den nächstbesten Blumentopf kippte -, und ließen ihn dann allein zurück, damit er schlafen konnte.

Auf dem Weg zurück zum Backstage-Room bemerkte Miku Kanons missmutige Miene und sprach diesen darauf an.

„Ich will auch in so `nem weichen Bett schlafen“, grummelte dieser als Antwort.

Miku und Teruki schmunzelten nur.
 


 


 

***Flashback VIII***
 

//Endlich fertig.// Miku ließ völlig erschöpft von der erdrückenden Hitze, die sowohl draußen als auch in seinem kleinem Apartment herrschte – er hatte sich immer noch keine Klimaanlage angeschafft -, den Kuli auf den niedrigen Tisch in seinem mal wieder unordentlichem Wohnzimmer fallen. Überall lagen Kleidungsstücke, zerknüllte Zettel, leere und halbvolle Flaschen herum, doch das alles störte den kleinen Vocal wenig.

Es war bereits vier Uhr nachmittags und er hatte den ganzen Tag nur am Songtext gearbeitet. Normalerweise schaffte er so etwas in maximal einer Stunde, doch er hatte nur an Bou denken können. Mit dem er jetzt zusammen war. Miku lächelte zufrieden, stand auf und ging zu Mirukus Käfig.

„Na, mein Kleiner“, begrüßte Miku ihn, machte die Klappe auf und holte sein dunkelfarbenes Meerschweinchen heraus. Er griff in eine kleine Schachtel, die neben dem Käfig auf der Anrichte stand, und hielt Miruku einen Keks hin. Munter fing dieser an, daran herumzuknabbern. Ohne sein Haustier aus den Augen zu lassen, ging er wieder rüber zu seiner roten Couch. Nachdem er seine Wasserfalsche entleert hatte, lehnte er sich zurück und schloss zufrieden die Augen.

Sofort sah er Bou vor sich, mit seinen hellen Haaren und dem kindlichen Aussehen.

Miku streichelte Miruku, doch dieser machte sich nun selbstständig. Er verließ die Hand seines tierlieben Herrchens, nur um dann auf dessen Schulter zu krabbeln. Miku fing an zu lachen, als das weiche Fell ihn an seinem Hals kitzelte.

Auf einmal überkam ihm die Idee, Bou anzurufen. Er wollte seine Stimme hören, wissen, wie es ihm geht. Aber als er gerade sein schnurloses Telefon in die Hand genommen hatte, fing dieses an zu klingen. Vor Schreck hätte Miku es beinahe fallen gelassen, doch dann nahm er hastig ab. „Mòshimoshi?“, meldete er sich, etwas atemlos.

„Ich bin’s. Sag mal, stimmt irgendetwas nicht mit dir? Du hörst dich so komisch an.“

Miku unterdrückte ein Seufzen. Kanon konnte ja so direkt sein. Der Vocal war zudem enttäuscht, es hätte ja Bou sein können, der ihn da angerufen hatte.

„Ich habe mich nur erschrocken, das ist alles.“

„Vom Telefon.“ Kanon klang skeptisch.

„Hai.“

„Miku?“, fragte Kanon langsam. „Kann das sein, dass du sehr schreckhaft bist?“

Miku lächelte verlegen. „Hai, das glaube ich auch. Warum rufst du eigentlich an?“

„Schon vergessen? Wir wollten heute schwimmen gehen“, erinnerte ihn Kanon entrüstet.

Der Vocal runzelte die Stirn. „Hatten wir nicht ausgemacht, dass ich dich anrufe, falls ich Zeit habe?“

„Doch, das haben wir“, gab Kanon trocken zu. „Aber der Tag ist schon fast rum und ich hab gewartet und gewartet.“

„Worauf?“

„Auf deinen Anruf, du Trottel.“

„Ach so. Aber du hast doch auch andere Freunde. Warum hast du keinen von denen gefragt?“

Miku hörte ein leises Stöhnen am anderen Ende. „Was stöhnst du so?“

„Soll ich dir mal ein kleines Geheimnis verraten?“ Kanon klang leicht entnervt.

„Klar“, stimmte Miku zu, wenn auch etwas verwirrt.

„Ich gehe am Liebsten mit dir schwimmen.“

Miku runzelte die Stirn. Was hatte er, was Kanons andere Bekannte und Freunde nicht hatten? Sicherlich waren sie doch bestimmt genau so wild und frech im Wasser wie Miku. Aber egal; es war zu warm, um über so eine Kleinigkeit (Kleinigkeit? xD) nachzudenken.

„Wo treffen wir uns?“

„Wie immer.“

„Wann?“

„Jetzt.“

Kanon legte auf und auch Miku legte das Telefon zurück auf die Ladestation.

Er nahm Miruku von seinem Kopf, auf dem dieser vor etwa einer Minute geklettert war, und hielt ihn sanft in der Hand. „Kanon ist schon seltsam“, erzählte Miku. „Weißt du, er benimmt sich seit einigen Tagen ziemlich seltsam. Oder es liegt nur an Bou, mit dem er sich heute ziemlich gezofft haben muss.“ Der Vocal stand von seiner roten Couch auf, ging rüber zu Mirukus Käfig und setzte das Meerschweinchen zurück in sein Heim.

Dann suchte er seine Badehose, zog diese an, griff nach Handy und Schlüssel.

„Bis später, Miruku.“ Von diesem kam ein leises Quieken.

So schnell wie es die Hitze zuließ rannte Miku zur Bushaltestelle, die praktischerweise direkt gegenüber lag. Kaum dort angekommen, kam der Bus auch schon. Miku stieg ein und setzte sich auf einen der vielen freien Plätze.

Kaum zehn Minuten später hielt der Bus an der gewünschten Haltestelle am Waldrand und der Vocal stieg aus. Er brauchte nicht lange, um dem kleinen Weg durch die hohen Bäume zu der verabredeten Badestelle zu folgen.

Es war genau die gleiche Stelle wie vor einer Woche, wo Bou ihm die Liebeserklärung gemacht hatte. Nur eins war anders.

Dieses Mal war es Kanon, der bereits sehnsüchtig wartete – und nicht der Blondschopf.

Mit einem Lächeln im Gesicht überspielte Miku, wie enttäuscht und niedergeschlagen er wirklich war, als er auf den doch sehr stattlich aussehenden Bassisten zuging, der nur mit seiner Badehose bekleidet am Ufer stand und ihm erwartungsvoll entgegensah. Er wollte ihn gerade begrüßen doch Miku, der ahnte, was Kanon sagen wollte, kam ihm zuvor.

„Halt bloß die Klappe“, sagte er völlig erschöpft. „Ich bin so schnell gekommen, wie es ging.“ Dann fiel ihm plötzlich was ein und er runzelte die Stirn. „Wieso bist du eigentlich schon hier? Von dir aus ist es doch mindestens zwanzig Minuten weiter als von mir.“

„Tja...“ Kanon grinste frech. „Das wird mein großes Geheimnis bleiben.“

Miku betrachtete den Schwarzhaarigen schmunzelnd. „Sag bloß, du hast mich von hier angerufen.“ Mit Erfolg sah er, wie er bei Kanon ins Schwarze getroffen haben musste.

Kanon seufzte leicht und blickte enttäuscht drein. „Jetzt ist es wohl kein Geheimnis mehr.“

„Das war doch nie und nimmer ein Geheimnis!“, lachte Miku auf, zog sich das T-Shirt aus, warf es zu Kanons Sachen und legte seinen Schlüssel und das Handy dazu.

Ohne sich noch einmal umzudrehen rannte er auf den Fluss zu. Das Wasser spritzte in hohem Bogen, als er sich in das kühle Nass warf.

Miku war froh, Kanons Einladung nicht abgelehnt zu haben, denn die Kälte tat richtig gut. Sie vertrieb all die Müdigkeit und die Hitze aus seinen Knochen. Hinter sich hörte er ein Platschen und kurz darauf spürte er, wie jemand an seinem Fuß zog. Lachend versuchte Miku mit Erfolg, sich zu befreien.

Er sah Kanon zu, wie dieser auftauchte und dabei seine schwarzen Haare wild schüttelte. Ein dichter Regen von Wassertropfen, klein wie Perlen, fiel auf sie hinab.

„Wie wäre es mit einem Wettschwimmen?“, forderte er Miku auf, schwamm einige Meter weiter raus.

Doch Miku schüttelte ablehnend den Kopf. „Nein, lieber nicht.“

„Wieso denn nicht?“ Kanon hatte sich auf den Rücken gedreht, sah enttäuscht zu ihm.

Miku lächelte entschuldigend. „Ich habe nur Angst, dass ich wieder ertrinken könnte.“

„Das bist du doch nicht.“

„Aber beinahe.“

Kanon sah aus, als suche er händeringend nach starken Argumenten, doch dann schwamm er zurück zu Miku. „Wenn du meinst.“

„Es tut mir wirklich Leid, Kanon“, entschuldigte sich Miku erneut. Er wusste, wie sehr Kanon Wettschwimmen liebte – besonders mit ihm als Gegner.

„Kein Problem, Miku.“ Er sah Miku allerdings schon fast bedrohlich an. „Aber das wird nachgeholt!“

„Versprochen“, lachte der Vocal auf.

Sie schwammen noch einige Runden und lieferten sich eine wilde Wasserschlacht, die zu Kanons Gunsten endete, da Miku in seinem Eifer über einen im Wasser liegenden, dicken Ast gestolpert war, was ziemlich schmerzhaft gewesen war.

Zähneknirschend humpelte er mit Kanons Hilfe zu dem Baum, unter dem ihre Sachen lagen, und ließ sich an dem Stamm hinuntergleiten. Er zog seinen schmerzenden Fuß zu sich und betrachtete ihn genauer. Miku konnte jedoch nichts Außergewöhnliches feststellen und so streckte er sein Bein aus. Er versuchte, den Fuß zu bewegen, und zog dabei ein schmerzerfülltes Gesicht. Dann gab er es auf.

„Kannst du mir mal verraten, wie du es geschafft hast, im Wasser zu stolpern und dir dabei noch den Fuß zu verstauchen?“, kam es ungläubig von Kanon, der sich neben ihn gehockt hatte.

„Keine Ahnung“, antwortete Miku und zog seinen schmerzenden Fuß wieder zu sich, um ihn an den Knöcheln etwas zu massieren. „Auf alle Fälle tut es höllisch weh.“

„Siehst du? Ein Wettschwimmen wäre nicht so schlimm ausgegangen“, meinte Kanon und grinste besserwisserisch.

„Von wegen“, schimpfte Miku. „So langsam glaube ich, der Fluss hat etwas gegen mich. Erst lässt er mich halb ersaufen und dann das hier.“

Kanon legte sich ins weiche Gras und ließ die Sonne auf seine freie Brust scheinen. Den Kopf drehte er zu Miku, der halb im Schatten saß. „Ach, komm“, versuchte er diesen aufzumuntern. „Du wirst schon nicht sterben.“

Miku lächelte. „Das schon.“

Auch Kanon lächelte, als er sah, dass sein Vorhaben geglückt war. „Hast du jetzt eigentlich einen neuen Songtext?“

„Wäre ich sonst mitgekommen?“ Miku schaffte es, die Schmerzen zu ignorieren und grinste.

„Außerdem riskiere ich es ungern, Teruki wütend zu erleben.“

„Manchmal fühle ich mich wie ein Sklave“, knurrte der Schwarzhaarige und starrte hoch in den wolkenfreien, blauen Himmel. „Ich meine, wie haben kaum noch Freizeit, ständig sitzen wir in diesem stickigen Proberaum. Und bei Photo-Shoots schwitzen wir und auch nur zu Tode.“

„Sieh’s doch mal positiv“, ermunterte Miku ihn. „Die Proben machen doch Spaß und wir kommen viel rum. Und in ein paar Monaten ist unsere erste Europa-Tournee! Freut dich das denn gar nicht?“

„Doch, schon.“ Kanon drehte seinen Kopf wieder auf die Seite und sah Miku freundlich an. „Du hast Recht.“

Miku grinste. „Du aber auch. Wenn Teruki so weitermacht, sind wir bald nur noch eine große Pfütze.“

„Bloß nicht!“ Kanon lachte. „Wie soll ich denn dann Bass spielen können?“

„Keine Ahnung“, scherzte Miku und sie alberten noch eine ganze Weile herum; die Schmerzen in seinem Fuß hatte er schon ganz vergessen...
 

***Flashback VIII Ende***
 

Bou war am Schlafen, als Miku in den Sanitätsraum eintrat. Er musste sich wohl eine Decke aus einem der weißen Schränke organisiert haben, die dann aber beim Schlafen runtergeschmissen haben musste. Sie lag zerknüllt auf dem Boden. Vorsichtig schloss Miku die Tür hinter sich und ging auf Zehenspitzen ans Bett, hob die doch etwas dünne Decke auf und legte sie über Bou. Dann setzte er sich auf den Drehstuhl, der neben dem Bett stand – ein echter Luxus für diese Halle-, und betrachtete den Kranken eingehend. In der Hoffnung, dass es ihm etwas besser gehen würde.

Sein Gesicht war immer noch leicht rötlich und an den Stellen, wo es dies nicht war, war er sehr blass. Zudem stand ihm immer noch der Schweiß auf der Stirn.

Miku erhob sich wieder, ging zum Waschbecken und hielt dort einen Waschlappen, der daneben lag, nass. Anschließend kehrte er zurück und tupfte Bou den Schweiß von der Stirn.

Bou musste dies wohl im Schlaf gemerkt haben, denn er bewegte sich leicht. Miku hielt kurz inne, machte dann weiter.

//Bou, bitte werde wieder gesund//, bat Miku innerlich völlig verzweifelt. In zwei Stunden sollte das Konzert losgehen und um Bou stand es noch nicht besser. Sollten sie es tatsächlich riskieren und ihn auf die Bühne schicken?

//Nein.// Miku schüttelte den Kopf. //Konzert hin oder her. Bous Gesundheit geht vor.// Aber wie sollten sie das bitte den Fans erklären??

„Hey“, ertönte es schläfrig unter ihm. Miku nahm den Waschlappen runter und sah Bou mit Sorge an. Dieser hatte die Augen halb geöffnet. Er musste kurz husten und was Miku da hörte, klang nicht gerade gut. „Wie geht es dir, Bou-chan?“

„Nicht viel besser, um ehrlich zu sein,“ antwortete dieser etwas heiser.

Miku schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und legte ihm den kühlen Lappen wieder auf die schweißnasse Stirn.

„Wie viel Uhr ist es?“, fragte Bou, strich sich die Decke vom Leib, die Miku vor ein paar Minuten sorgsam auf ihn gelegt hatte.

„Fünf“, sagte Miku knapp. Bou sah ihn geschockt an und wollte aufspringen, doch Miku hielt ihn zurück. „Mach dir keine Sorgen“, fügte er daraufhin noch hinzu. „Uns wird schon was einfallen.“

„Und was bitte schön, wenn ich fragen darf?“, rief der Blondschopf völlig verzweifelt. „Ich glaube nicht, dass ich es in zwei Stunden schaffe, wieder topfit zu werden.“

Miku sah ihn niedergeschlagen an. „Das glaube ich auch nicht. Aber wir können das Konzert jetzt schlecht absagen, draußen stehen die Fans bereits Schlange. Teruki redet momentan mit dem Manager.“

„Schön“, knurrte Bou schlecht gelaunt, hustete erneut. Dann blickte er bettelnd zu Miku.

Dieser lächelte. „Was willst du?“

„Wasser“, kam es als krächzende Antwort und Miku holte es ihm. Bou setzte sich vorsichtig auf, nahm dankend die Flasche, die ihm gereicht wurde und trank in hastigen Zügen.

//Armer Bou//, dachte Miku wehmütig. //Irgendwie scheint er das Unglück magisch anzuziehen. Das ist einfach nicht fair...//

„Akiharu?“

„Hai?“ Miku sah Bou, der ihn mit seinem richtigen Namen angesprochen hatte, irritiert an. Immer, wenn er dies tat, ging es um etwas ernstes. Das wusste er.

„Kannst du mir mal verraten, warum du heute so schweigsam bist?“

„Bin ich das?“, fragte Miku ungläubig. Ihm selbst war das nicht aufgefallen. Wie denn auch, wenn er nur an den missglückten Versöhnungsversuch denken konnte?

„Hai.“

Miku, der merkte, dass sich Bou um ihn sorgte, überlegte, ob er es ihm sagen sollte. Er wollte nicht, dass dieser sich Sorgen machte – besonders jetzt nicht, wo er krank war.

Bou hatte dessen Zögernd bemerkt und legte den Kopf leicht auf die Seite. „Na, los. Sag es.“

„Ich...“ Miku stockte. Ihm war unwohl dabei, Bou davon zu erzählen, schließlich hatten sie noch nie ernsthaft über dieses Problem geredet. Miku hatte es ihm nur in der Nacht ihrer Trennung zornig an den Kopf geworfen, bevor er gegangen war. „Ich habe gestern mit meinen Eltern telefoniert, um mich wieder mit ihnen zu vertragen.“

„Und?“, fragte Bou gebannt. „Hat es geklappt?“

Miku schüttelte traurig den Kopf. „Meine Mutter hat es zwar nicht gesagt, aber ich habe gespürt, dass sie mich nicht mehr will. Sie hat sich nur nicht getraut, es auch zu sagen.“

„Ach, Miku...“ Bou setzte die Wasserflasche auf den Boden, krabbelte hinter Miku und umarmte diesen. Den Kopf legte er auf dessen Schulter. „Das ist alles nur meine Schuld. Wenn ich dir damals am See nicht meine Liebe gestanden hätte, wären wir nie zusammen- gekommen und du würdest dich jetzt noch prima mit deiner Familie verstehen.“

Miku schwieg, dachte an Silvester, was er nun alleine feiern musste. Gezwungenermaßen. Er spürte die fiebrige Hitze und den Schweiß, der von dem Blondschopf ausging.

„Warum hast du mir eigentlich nie davon erzählt?“, fragte Bou, der jetzt endlich die Wahrheit wissen wollte.

„Ich wollte nicht, dass du dir die Schuld dafür gibst.“ Miku drehte den Kopf und sah Bou besserwisserisch an. „Was du dann ja auch getan hast.“

„Gomen, Akiharu“, quengelte dieser drauf los, musste dann eine kurze Pause einlegen, um zu husten. „Wirst du dich etwas besser fühlen, wenn ich mir nicht die Schuld gebe?“

Miku nickte und Bou fuhr fort: „Okay, ich gebe mir nicht die Schuld. Ich denke, dass das alles auf deinen Mist gewachsen ist.“

Miku lächelte zaghaft. „Also, so direkt hätte das jetzt auch nicht sein müssen.“

„Fühlst du dich denn jetzt besser?“ Bou sah ihm mit seinem Dackelblick an, dem Miku nicht widerstehen konnte und nickte.

Aber es stimmte.

Er fühlte sich besser. Im Grunde genommen hatte Bou ja auch Recht. Es war seine Schuld gewesen, dass es überhaupt zu diesem Streit gekommen war. Wenn er eher zu ihnen hingegangen, es ihnen vielleicht nicht so direkt gesagt hätte...Würde er sich dann noch mit seinen Eltern vertragen? //Geschehen ist geschehen//, dachte Miku seufzend. //Ich kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen – so sehr ich es auch will.//

Miku strich dem Blonden über den linken Arm, welcher daraufhin kurz zusammenzuckte. „Gomen, Bou-chan“, sagte Miku hastig und fuhr herum. Bou hielt sich mit schmerzerfülltem Lächeln den Unterarm.

„Nicht schlimm.“

Miku hätte sich am Liebsten ohrfeigen können.

Wie hatte er vergessen könne, dass sich Bou vor zwei Tagen den linken Unterarm regelrecht aufgeschlitzt hatte? Als Entschuldigung schloss er den Blonden zärtlich in seine Arme.

„Bou, das wollte ich nicht. Ehrlich.“

„Ist schon gut, Akiharu“, sagte Bou sanft und wand sich aus dessen Umarmung. Er wich Mikus irritierten Blick aus und nagelte ihn auf seinen verletzten Arm. „Hat Teruki mit dir über das gesprochen, was ich ihm gesagt habe?“

Miku schüttelte völlig verpeilt den Kopf. „Nein, wieso sollte er?“

„Hätte ja sein können“, murmelte Bou und gab ein leises Seufzen von sich.

Der Vocal schaute den Blondschopf geduldig an, wartete darauf, dass dieser etwas sagen würde. Doch Bou schien mit sich selbst zu ringen. Als Miku ihn gerade darauf ansprechen wollte, was er denn habe, sagte der Gitarrist: „Ich wollte mich nicht umbringen.“ Er sah ihn Mikus geschockten Blick. „Falls du das gedacht haben solltest.“

Klar, hatte Miku das gedacht. Was denn sonst? Wer schlitzte sich denn schon selbst den ganzen Unterarm auf? Aber ihm fielen wieder Kanons Worte ein. Der Arzt meinte, es wäre nicht wirklich lebensgefährlich gewesen...

„Aber warum hast du das getan, Bou?“, frage Miku tonlos. Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund, er wollte eigentlich nicht über dieses Thema sprechen, denn in ihm kamen bereits die Schuldgefühle wieder hoch.

Bou zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Weiß nicht“, sagte er leise. „Ich habe es einfach nicht mehr ertragen können, weißt du? Ich hatte keinen anderen Weg gesehen als diesen.“ Er hob kurz seinen Arm hoch. „Und bevor du dir Vorwürfe machst“, warf er schnell noch hinter, als er in Mikus Augen sah. „Ich habe das nicht deinetwegen getan.“

„Das habe ich aber gedacht.“

„Du Baka.“ Ein leichtes Lächeln huschte über Bous Lippen und er kuschelte sich an den Vocal.

„Wieso Baka?“, protestierte dieser. „Wenn das hier einer ist, dann doch wohl du! Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir um dich gemacht habe? Das kannst du dir gar nicht vorstellen!“

„Gomen, Akiharu. Das wollte ich nicht“, sprach Bou. „Aber ich wusste keinen anderen Ausweg.“

„Ich weiß, dass das nicht deine Absicht war. Aber ich hätte mir ewig Vorwürfe gemacht, wenn du dich meinetwegen umgebracht hättest. Weil ich so ein Baka bin!“

Bou sah Miku, der angefangen hatte zu weinen, an. „Ich hätte mich doch nie umgebracht, Akiharu! Das war ein Unfall! Hörst du?“ Er drückte Miku fest an sich, er wollte ihn nicht seinetwegen so traurig sehen. Doch der Vocal wollte nicht aufhören, er hatte sich an die vergangenen sechs Monate erinnert, in denen er und Bou einfach nur glücklich waren – zumindest hatte er das bis vor ein paar Tagen gedacht. „Ich werde so was nie wieder tun, Akiharu. Ich verspreche es dir!“, sagte Bou verzweifelt weiter. „Aber bitte, hör auf zu weinen! Was sollen denn die Fans von dir denken, wenn du mit geröteten Augen auf die Bühne gehst? Du bist doch sonst immer so nyappy und steckst alles problemlos weg. Hast du das etwa alles verlernt?“ Eine einzelne Träne kullerte aus den Augen des niedlichen Blondschopfes.

Miku wusste, dass Bou es ernst meinte, und wischte sich die Tränen fort, schluchzte. „Hast Recht, Bou-chan“, sagte er leise und dieser fuhr ihm durchs Haar. Er wusste, dass der Vocal dies besonders gern hatte - und tatsächlich, Miku wurde ruhiger.

Bou legte seinen Kopf auf der Schulter des Vocals ab – sein Stammplatz – und Miku hielt ihn fest im Arm. Er wünschte, es wäre wieder alles beim Alten, dass er wieder mit Bou zusammen wäre.

Aber er hatte sich entschieden.

Nur...war es auch richtig? Klar, er hatte Kanon sehr gern, sie kannten sich schon seit Jahrzehnten. Sie hatten auch viel gemeinsam und konnten sich immer gut leiden, es gab so gut wie nie Streit. Miku fühlte sich in seiner Nähe zudem einfach sicher und geborgen.

Bei Bou war das anders.

Mit ihm konnte Miku am besten lachen und Spaß haben, Bou war immer super drauf – fast so, wie er selbst. Zwar fühlte er sich bei ihm geborgen und genoss dessen Nähe, doch da fehlte es an etwas. Miku wusste selbst nicht, was es war.

//Ich werde mit Kanon reden...ob er mit mir erst einmal auf Probe zusammensein möchte...//, schoss es dem Vocal durch den Kopf, doch er fand selbst, dass sich dies ziemlich dämlich anhörte.

„Akiharu. Weißt du eigentlich, dass du ziemlich dämlich bist?“, fragte eine sanfte Stimme dicht an seinem rechten Ohr.

Miku lächelte ihn an. „Das weiß ich schon. Aber wie kommst du jetzt darauf?“

„Weil da schreckliche Sachen auf dem Zettel standen.“

Der Vocal sah ihn erstaunt an. „Ich dachte, darüber hätten wir schon mal geredet.“

„Hai, haben wir. Aber das geht einfach nicht mehr aus meinem Kopf.“

„Was denn?“

Bou löste sich aus der Umarmung und wandte den Blick ab. Er wollte nicht, dass Miku die Niedergeschlagenheit und die Sorge entdeckte. „Erst einmal, wie du das alles geschrieben hast. Und dann, dass du mir nicht vertraut hast.“

„Ach, Bou“, seufzte Miku. „Ich wollte nicht...“

„Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass du, wenn was ist, nicht zu mir kommst. Ich dachte, wenigstens mir vertraust du. Aber das war offensichtlich nicht so. So bist du halt. Du frisst alles in dich hinein, lässt niemanden an dich ran. Und wenn ich es nicht schaffe, dann bestimmt Kanon.“

„Bou! Ich - “

„Akiharu! Es hat keinen Sinn, wenn wir ein Paar sind und du mir nicht vertraust! Ich liebe dich und ich möchte nur das Beste für dich. Und wenn es Kanon ist! Hauptsache, du bist glücklich. Und mach dir bitte keine Sorgen um mich, wenn du dich traust, ihm zu sagen, dass du seine Gefühle erwiderst.“

„Woher...?“, stieß Miku entsetzt hervor. //Teruki muss gepetzt haben!//

„Ich werde damit klar kommen, Akiharu. Wirklich. Ich verspreche es dir.“

Bou sah Miku an und durch seinen ruhigen und sanften Blick merkte Miku, wie ernst es ihm war. //Ich will ihn nicht enttäuschen...ich will ihm auch nicht noch mal so weh tun...//

„Bou-chan...“

„Versprich es mir einfach.“

Miku nickte zögerlich. „Na gut, ich verspreche es.“

Der Blondschopf lächelte leicht und tätschelte dem Größeren wie bei einem folgsamen Hund den Kopf. „Braver Miku-chan.“

Der Vocal konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Hey! Ich bin doch kein Hund!“

„Ab jetzt, schon.“

Ein frech grinsender Bou stürzte sich auf ihn, schmiss ihn rücklings aufs Bett und fing an, diesen zu kitzeln.

„Nein! Bou! Nicht!“, rief Miku unter Lachen hervor und wand sich, doch Bou ließ nicht ab.

Daher setzte Miku zum Gegenangriff an und kitzelte den Blonden ebenfalls. Bou ließ, offenbar vor Schreck, von ihm ab und fiel aufs Bett. Miku nutzte die Chance, um sich schnell zu erheben und sich über Bou zu beugen, ihn pausenlos weiterkitzelnd.

„Ich bin doch krank!“, kicherte dieser, mit einer Stimme, die sich gar nicht gut anhörte. „Das ist unfair.“

Miku hörte auf, ging aber nicht von ihm runter. Er grinste. „Aber nur deswegen verschone ich dich.“

„Hauptsache, du hast aufgehört“, quiekte Bou vergnügt, bekam aber sofort einen Hustenanfall. Miku setzte sich wieder auf die Bettkante.

Gerade noch rechtzeitig, denn wenn Kanon gesehen hätte, wie Miku und Bou erneut so vertraut miteinander umgegangen wären, würde er wohl kaum so seelenruhig in der Tür stehen, wie er es jetzt tat.

„Hey, Kanon“, begrüßte Bou ihn und Miku sah, dass dessen Aufgewecktheit und Fröhlichkeit so gut wie weg war. „Was machst du hier?“

„Habt ihr mal auf die Uhr geguckt? Wir müssen uns fertig machen“, antwortete der Schwarzhaarige und sah zu Miku rüber. Ihre Blicke trafen sich kurz und Miku hoffte, dass Kanon ihm nicht ansah, wie sehr sein Herz in seiner Anwesenheit klopfte und wie nervös und angespannt er war.

Plötzlich realisierte er das, was Kanon gerade gesagt hatte, und sprang eilig auf. In seiner Hast brachte er es sogar fertig, über seine eigenen Füße zu stolpern, und hätte Kanon ihn nicht aufgefangen, wäre er mit Sicherheit auf den harten Boden geknallt.

„A-arigatou, Kanon“, ächzte er und rappelte sich mit einem verlegenen Lächeln schnell auf. Er wich Kanons eindeutig freudigem und enttäuschtem Blick aus; erfreut darüber, dass der Blonde sprichwörtlich in seine Arme gesprungen war – enttäuscht, dass es nur maximal zwei Sekunden gewesen waren.

„Kein Problem“, bemerkte er und wandte sich dann Bou zu. „Du sollst dich auch fertig machen, Bou.“

„Echt?“ Bou sah Kanon an, als wäre er der Messias.

Der Bassist nickte und der Blonde machte einen Luftsprung und stand auf. Was sich sofort auf seinen sowieso schon angeschlagenen Kreislauf auswirkte. Miku eilte zu ihm und hinderte ihn daran, dass er umkippte. Bou klammerte sich an Mikus Ärmel.

„Bist du dir sicher?“ Miku wandte sich Kanon skeptisch zu. Dieser zuckte nur mit den Achseln. „Ich überbringe nur das, was Teruki mir aufgetragen hat.“

Seufzend folgte Miku mit dem Blonden, der sich immer noch wie ein Affe an ihn klammerte, Kanon. Er fragte sich, was Teruki damit bezweckte. Sie konnten Bou unmöglich auf die Bühne schicken! Nicht für alles Geld der Welt!

Die Garderobe befand sich direkt neben dem Bühneneingang und mehrere Frauen und Männer, die für das Make-up, Haare und die Kleider zuständig waren, eilten aufgeregt hin und her. An einer der längeren Wände des Raumes hing ein großer Spiegel, vor dem eine eben so lange, kleine Kommode mit Stühlen vorstand. An der anderen Seite hingen, ordentlich an Kleiderständern aufgehängt, ihre Kostüme.

Miku setzte Bou auf dem nächstbesten Stuhl ab und sah sich nach Teruki um. Er entdeckte ihn ganz hinten bei der Set-List. Der Vocal lief zu ihm. „Meinst du das ernst?“, fragte er sofort ohne Umschweife. Teruki drehte sich erschrocken um. „Was meinst du?“

Miku deutete zwischen all den Leuten durch zu Bou, der wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl hockte und gerade damit beschäftig war, sich seine Nase zu putzen.

„Ach, das meinst du.“ Der Drummer sah Miku an und seufzte, als er dessen Besorgnis bemerkte. „Hör zu. Mir gefällt das auch nicht, aber ich habe gerade mit dem Manager gesprochen. Wir können das Konzert nicht mehr absagen, so Leid es mir auch tut. Glaube mir, ich habe alles in meiner Macht stehende probiert.“

„Aber was ist, wenn er völlig zusammenklappt?“, fragte Miku verzweifelt, doch er wusste, dass man Teruki unmöglich von seiner Meinung abbringen konnte.

„Wir können das Konzert jederzeit abbrechen. Aber wir müssen es zumindest probieren.“ Teruki schob Miku beiseite und ging zum Blondschopf. Der Vocal folgte ihm.

„Hi, Teruki“, krächzte Bou zur Begrüßung.

„Meinst du, du kannst auf die Bühne?“, fragte Teruki und sah Bou erwartungsvoll an.

Dieser schniefte kurz, nickte.

„Aber, Bou! Du...“ Doch Bou warf ihm einen beruhigenden Blick zu und Miku verstummte.

„Miku, ich schaffe das schon. Mach dir keine Sorgen.“

„Wie denn? Du kannst dich ja noch nicht einmal so auf den Beinen halten, wie soll das denn erst werden, wenn du eine schwere Gitarre in der Hand hältst und dich auf dein Spiel konzentrieren musst!“, wollte Miku ihm in seiner Verzweiflung ins Gesicht schreien, doch er ließ es bleiben. Bou war eben ein Sturkopf, da konnte man außer Hoffen und Bangen nicht viel machen. Stattdessen sagte er, ihn eindringlich ansehend: „Du gibst aber ein Zeichen, wenn du nicht mehr kannst. Dann können wir eine Pause machen. Versprichst du mir das?“

Bou nickte und lächelte gequält. „Wir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, oder?“

„Ganz genau“, pflichtete Teruki ihm bei und setzte sich auf den freien Platz neben Bou und Kanon, der schon geschminkt wurde. Miku blieb nichts anderes übrig, als sich ganz nach hinten zu dem Schwarzhaarigen zu setzen.
 

Ohoshisama kirakira de- Negai koto wo kanaeru tame ni

Nagareboshi wo sagashite Mitsukarazu ni ishi koro nageta
 

Ima no kibun unnyappy mune ni te wo atete mirata

Akachan ga ogya tto “Tekesuta“ to ubugoe ageta
 

Kono sekai wa aoi sora de tsnunagatte minna wa ikiteiru

Tookute mo Hanaretemo Hitori janai

Asu ga fuan de mienakute Jishin wo ushinatteru toki ni wa

Saa Minna de utaeyou Kiteretsu na jumon
 

Tiramisu Nyappy Poppo-

Poppo- Nyappy Tiramisu


 

Während er sang und sich dabei wild bewegte, hatte Miku immer ein wachsames Auge auf seinen Gitarristen. Er war vollkommen verschwitzt, was aber eigentlich auch auf seine Bandkollegen zutraf, und machte längst nicht so viele rhythmische Bewegungen wie sonst.

Doch Miku lobte den Staff innerlich. Sie hatten es nämlich hinbekommen, dass die Blässe in Bous Gesicht gewollt aussah und die rötliche Nase nicht mehr da war. Bevor AnCafe auf die Bühne gegangen war, hatte der Kleine noch eine große Menge an Nasentropfen verabreicht bekommen und dem war es wohl auch zu verdanken, dass er sich bisher nur einmal während des Konzertes die Nase putzen musste. Und immerhin hatten sie gut die Hälfte schon hinter sich.

Plötzlich, kurz bevor Nyappy In The World I zu Ende war, sah Miku, wie Bou leicht schwankte. Hektisch – aber nicht zu hektisch wegen den Fans – drehte er sich zu Kanon und Teruki um, um ihnen ein Zeichen zu geben, dass Bou eine Pause brauchte. Nachdem sie einen Blick auf Bou geworfen hatten, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, nickten sie ihm leicht zu.

//Wieso hat Bou nur kein Zeichen gegeben?// Miku verbarg seine Wut, indem er das Publikum angrinste und ihnen immer wieder „Nyappy!“ zurief.

Nachdem auch der letzte Ton verklungen war, befestigte Miku sein Mikrofon am Ständer, Kanon stellte seinen Bass weg und Teruki erhob sich. Die Fans kreischten.

Der Vocal ging rüber zu Bou und half ihm, die Gitarre sicher zu verstauen. Dabei merkte er, dass das Kostüm des Blondschopfes schweißnass war. Okay, er war auch völlig verschwitzt, aber so extrem wie bei Bou war es nun auch nicht.

„Warum hast du denn nichts gesagt?“, raunte Miku ihm ärgerlich zu, während sie die Bühne verließen, den Fans pausenlos zuwinkend.

„Weil ich keinen Grund dafür sah, abzubrechen“, gab Bou mit heiserer Stimme zurück, als sie die Garderobe betraten. Erschöpft ließ er sich in einen Stuhl sinken und um den leichten Schwindel zu besänftigen, schloss er die Augen.

Miku holte ihm eine Wasserflasche und reichte sie ihm. „Hier.“

Dankend nahm Bou sie und trank in hastigen Zügen. Während er trank, sprach Miku ihn noch mal darauf an. „Ich habe doch deutlich gesehen, dass es dir überhaupt nicht gut ging.“

„Wenn Miku das nicht gesehen hätte, dann wärst du doch zusammengebrochen“, meinte Kanon besorgt und griff ebenfalls nach seiner Trinkflasche.

Bou schwieg nur, wich deren Blicken aus. Er wusste, dass sie Recht hatten, dass er schon eher das vereinbarte Zeichen hätte geben sollen. Aber er hatte sie nicht enttäuschen wollen – auch die Fans nicht.

„Meinst du, du kannst gleich weiterspielen?“, fragte Teruki und gebot Miku zu schweigen, der gerade zu einem Protestschrei angesetzt hatte.

„Ich denke, dass ich noch so zwei oder drei Songs schaffen könnte“, meinte Bou und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.

Teruki gab den Befehl zum Umziehen und Bou nahm das leichteste und dünnste Kostüm, was sie da hatten – auch wenn es nicht das war, was für ihn heute vorgesehen war. Dann raunte er einem Stylisten eine Nachricht für die Ton- und Lichttechnik zu, der daraufhin davoneilte.

Miku hörte nur mit halben Ohr zu, als Teruki die Songs verkündete, die sie nun als Letztes spielen würden. Er traute sich kaum, seine Augen von Bou abzuwenden, der nun zwar etwas trockener vor ihm die Bühne betrat – Jubelrufe bei den Fans -, aber dennoch noch etwas wacklig auf den Beinen war.

Nachdem er sein Mikro erreicht hatte und bevor sie Nanairo Crayon De Egaku Hikari anstimmten, verkündete er den Fans: „Now we play our last three songs!“

Miku hasste es, sie nun mit enttäuschten Mienen zu sehen, doch er wusste, dass es nicht anders ging. Er hoffte stark, dass sie bald wieder nach Schweden kommen würden, um ihnen dann ein noch besseres und größeres Konzert zu liefern. Nur das würde noch dauern.

Schon die ersten Töne des nächsten Songs verrieten, dass es sich um Snow Scene handelte.

Pausenlos hatte er ein heimlich ein Auge auf Bou geworfen, der sich bisher wacker geschlagen hatte.

Die große Sorge um Bou hatte ihn sogar vergessen lassen, dass er mit Kanon wieder Fanservice machen musste. Daher starrte er Kanon, der während der Gesangspause auf ihn zugekommen war, verpeilt an; was ebenfalls Verwirrung bei dem Bassisten auslöste. Kanon starrte Miku erwartungsvoll an – sagen konnte er ja nichts, da Miku das Mikro in der Hand hielt.

Plötzlich fiel es Miku wieder ein, als seine Pause schon fast um war, und er beugte sich zum Bassisten vor, küsste ihn. Kanon nutzte die Gelegenheit – und als Rache für das lange Warten-, um von ihm einen richtigen Kuss zu stehlen. Miku ließ ihn kurz gewähren, ignorierte seine aufkeimenden Gefühle und die Rufe der Fans.

Dann trennten sie sich. Miku begann zu singen und Kanon wanderte, lässig weiterspielend, auf seinen Platz zurück.

Der Vocal schalt sich innerlich, als er kurz aussetzte, um die Fans singen zu hören. Wie hatte er das nur vergessen können?! Zudem wünschte er, Kanon hätte auf einen „richtigen“ Kuss verzichtet; denn zu den Sorgen um Bou waren erneut diese angenehmen Gefühle aufgekommen, die er seit einigen Tagen verstärkt in Kanons Nähe verspürte – besonders, wenn sie sich so innig küssten.

Während er ihren letzten Song ankündigte, Smile Ichiban Ii Onna, überlegte er, wie oft Kanon darauf schon bestanden, ihn gedrängt hatte. Zunächst auf dem Eifelturm, womit auch alles seinen Lauf genommen hatte; dann zweimal als Fanservice, im Hotel, im Backstage-Room.

Und immer das gleiche Gefühl...

Doch zunächst einmal musste er sich um Bou kümmern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Madoka
2008-10-29T17:16:18+00:00 29.10.2008 18:16
wow schon wieder soo ein langes kapizel du bist richtig fleißig ^.~

sehr schönes kapitel!1 hoffe aba das bou bald wieder gesund
ist un der fanservice hat mit gefallne hihih >//<
Von: abgemeldet
2008-08-13T19:00:29+00:00 13.08.2008 21:00
GENIIAL!
einfach GENIIAL <3

Oh man, mein armer Bou-Chan :D
Ich hoffe alles wird wieder gut..
& ich hoffe auch das Bou und Miku wieder zu einanderfinden,
aber das weißt du jah schon :P

Ich mein Kanon wäre auch ned schlecht,
aber Bou und Miku sind einfach Traumpaar!

Die Kapis sind immer so geil lang *__*
Mach weiter soo~

ich warte aufs nächste Kapitel <3
Von:  HelloKittyKeksFreak
2008-08-13T10:04:22+00:00 13.08.2008 12:04
tolles pitel auch wenn bou etwas leiden musste...und sou schön lang...
schreib schnell weiter
Von:  Naka
2008-08-09T17:24:15+00:00 09.08.2008 19:24
schon wieder so ein tolles, spannendes und langes Kapi *_*
Ich kann dich wirklich nur loben!

Ja, Bou ist ja auch jetzt wichtiger als Kanon ;D
(und er passt immernoch besser zu ihm *G*)
Obwohl ich Kanon jetzt mehr mag als am Anfang,
da war er wirklich der Böse für mich 'xD

Schreib schnell weiter *hoho*
*keks dalass*
Von:  schneeflieder
2008-08-09T17:16:03+00:00 09.08.2008 19:16
wow deine kapitel sind immer so lang *__*
da machts richtig freude zu lesen <3

armer miku so ein gefühlschaos ,o,
ich bin schon so gespannt wies weiter geht '__'
schneeeeeeell :D~
Von:  Anini
2008-08-08T18:27:14+00:00 08.08.2008 20:27
Halte durch Bou!
Du schafst das!
*anfeuer*
Also wirds Miku x Kanon?
*alle mal knuddel*
Alles wird hoffentlich
wieder Nyappy.
*freu*
*hoff*
Schreib schnell weiter. ^___^

Liebe Grüße
Semai-chan
Von: abgemeldet
2008-08-08T12:19:31+00:00 08.08.2008 14:19
Kami-sama...
*umfall*
ich liebe deine FF...die ist so toll <33333
Hm von mir aus kann jedes Kapi so lang werden
*kicher*
und endlich -ENDLICH- hat Miku die richtige Entscheidung getroffen und will es mit Kanon probieren
YEAH!
*freu*
*rumhüpf*
Go Miku~!
*lach*
Schreib schnell weiter~


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