The Light
The Light ~ will it ever shine for us again?
„Nothingness ist so… Langweilig.“
Die Stimme durchfliegte das Land und verschwand nach fernen Orten. Die grauen Felsen hielten sie nicht auf, fingen aber kleine Teile auf, damit sie sie noch lange im Gedächtnis bewahren konnten. Und was anderes gab’s da nicht. Nur die Felsen und den grauen Sand. Ewig das Gleiche… Nichts…
Garnichts…
Yagami Light, ein eins-A Schüler, der ehemaliger Leiter der japanischen anti-Kira Gruppe, Finder und erster Besitzer des „Death Note’s“ vom Shinigami Ryuuk, seit einiger Zeit tot. Und wenn nicht wegen eines Herzinfarkts, dann wehre er schon längst an der Langeweile gestorben, den er hier zu ertragen hat.
Das ironische ist, das gerade diese Langeweile an seinem jetzigen Zustand verantwortlich ist. Ha-ha. Jetzt lacht er sich auch noch zu Tode. Wie vielseitig dieser Tod sein kann! Wenn ihm das früher eingefallen wäre, hätte er Jemanden so sterben lassen können. Matsuda zum Beispiel. Der war doch so ein komischer Kauz.
Schade eigentlich. So lange er hier gelegen hat sind ihm tausende und abertausende neue Verwendungsmethoden eingefallen. Aber nicht nur für das Death Note, nein. Für sein ganzes Leben…
Wo war er eigentlich jetzt schon wieder? Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, von woher er kam. Wie lange er wohl schon tot ist? Tage? Wochen? Monate? Oder etwa schon Jahre?
Ob er wohl Jemandem fehlt? Misa bestimmt. Vielleicht ja auch seiner Mutter. Obwohl, falls Aizawa ihr alles erzählt hat, ist das zu bedenken. Immerhin, wenn er nicht gewesen wehre, würde sein Vater noch leben. Nein, noch besser; wenn Ryuuk nicht gewesen wehre, würde er jetzt auch noch leben. Bestimmt wäre er jetzt der stolzer Leiter der japanischen Polizei, bla-bla. Nein, noch besser! Er wehre Anwalt, oder so was…
Er setzte sich auf und schaute in die Unendlichkeit. Irgendwo müssen doch noch andere Leute sein. Es kann doch nicht sein, dass er der einzige Mensch mit einem Death Note war! Unmöglich. Da müssen irgendwo noch andere verfluchte Seelen rumirren. Wieso findet er keine?
Wahrscheinlich ist Nothingness zu groß um sich über den Weg zu laufen. Jeder bekam ein eigenes Territorium, um „nachdenken“ zu können. Und genau das hasst doch jeder normaler Mensch: alleine versunken in seinem eigenen Gedanken zu sein. Wirklich schlau eingefädelt. Wirklich sehr schlau.
Wenn der Mensch lang genug allein ist, beginnt er sich wie ein Tier zu benehmen. Er spring herum und brüllt ins Nichts, solange er nicht schon völlig erschöpft ist, nur um nicht weiter herumliegen zu müssen. Nur leider kann er sich nicht zu Tode erschöpfen, dabei wäre das sehr angenehm.
Die größte Sünde ist einem anderen Gott, als den einzig wahren zu huldigen, ob es nun ein Death God oder auch er selbst ist. Dafür kann man nur mit der größten Strafe rechnen, das ist nun mal so. Und schlimmer, als jeden Tag das Gleiche zu erleben, ohne jede merkbare Bewegung der Zeit, können noch nicht mal diese unaussprechlichen Qualen in der Hölle sein. Obwohl, wenn er jetzt da wäre, würde er wohl wünschen hierher zurück zu kommen.
So war es immer und so wird es auch immer sein: der Mensch ist nie damit zu frieden, was er hat. Ohne ein Ziel sind der Mensch und seine Seele gar nichts wert.
- Nanu - hörte er seine eigene Stimme. Etwas war geschehen. Ach verdammt, wie heißt das noch mal? Wind! Es wehte Wind! Na so was!
Er sah sich um. Woher kam dieses Lüftchen? Weit und breit gar nichts anderes, als das Gewöhnliche. Aber es muss doch von irgendwo herstammen! Er hat es deutlich gespürt. Er ist doch nicht verrückt geworden!
- Da, schon wieder! - versuchte er sich zu überzeugen. Was, überzeugen? Er wusste es. Er wusste es ganz genau.
Er drehte sich mehrmals um. Diesmal hatte er auch noch was gehört. Ganz bestimmt! So etwas wie… Gelächter. Irgendjemand scheint sich an seiner hoffnungslosen Lage sehr zu amüsieren. Aber das würde bedeuten, dass er doch nicht so alleine ist, wie er dachte.
Sollte er auf der Hut sein? Ach was, eine größere Strafe wehre ihm nur Recht. Er wünscht sich schon fast, dass ihm etwas Schlimmeres zustößt. Solange wenigstens irgendetwas geschieht. Wovor soll er sich denn schon fürchten? Immerhin ist er tot!
- Suchst du etwas? - eine andere Stimme. So was hatte er seit… langem nicht gehört. Und dann auch noch eine Mädchenstimme. Misa? Nein, sie würde sich wahrscheinlich sofort um seinen Hals werfen. Ein Unbekannter also. Umso besser, mit Unbekannten kann man viel angenehmer die Zeit vertreiben, als den lieben langen Tag nur „Raitoooo ich lieb’ dich ja soooo“ zu hören. Das würde vielleicht wirklich eine noch größere Strafe, als das Nichts sein. Das ist nun wirklich das Letzte, was ihm jetzt noch fehlt…
- Wo bist du? - fragte er mit geschlossenen Augen. Er nahm eine coole Haltung auf, nicht, dass er hier auch noch zum Gespött von einem Unbekannten wird.
- Dreh dich um - die Stimme war sanft, wie der Wind vorhin.
- Das habe ich schon ein paar mal getan.
- Tut mir Leid, ich hatte schon lange keinen Spaß mehr - er konnte förmlich spüren, wie das Gesicht des Mädchens sich zu einem Lächeln verzog - Ich werde nicht mehr mit dir spielen. Versprochen.
- Das will ich doch sehr hoffen - er versuchte bedrohlich zu wirken, aber es hat nicht so richtig hingehauen. Er war schon etwas aus der Übung.
Er öffnete die Augen wieder und drehte sich langsam um. Genau, wie er es vermutet hatte. Ein Mädchen. Nicht Misa.
Sie hatte lange, weiße Haare, die wie ein Lichtstrahl wirkten, vor den düsteren Grauheit der Felsen. War sie schon so alt? Nein, sie sah sehr jung aus. Etwa in Sayus Alter. Sie trug ein auffälliges, schwarz-weißes Kleid mit vielen Rüschen. Sie sah schon ein wenig so aus, wie Misa, nur in einer jüngeren Verfassung mit langen, weißen Haaren. Und ihre Augen waren… blutrot…
Hmm… Interessant.
