Gothic Lolita I
How old are you?
I’m older than you’ll ever be…
Schwere Nebelwolken, welche ganz London in ein düsteres, unheimliches Licht
tauchten hingen am Himmel. Nur vereinzelt kämpften sich einige, letzte
Sonnenstrahlen auf die Erdoberfläche.
Der Abend war angebrochen. In den Straßen der Stadt waren nur noch vereinzelt
Menschen zu erkennen. Diese wiederum ließen sich in 2 Gruppen einteilen:
diejenigen, welche sich auf dem Weg nach Hause befanden oder diejenigen,
welche noch keinen Unterschlupf gefunden hatten, denn ein Unwetter braute sich
zusammen.
I’ve been dead a thousand years
And lived only two or three
Die letzten Straßenlaternen wurden angezündet. *
An einer von eben diesen lehnte ein nicht näher identifizierbares, bereits sehr in
Mitleidenschaft gezogenes Stofftier.
Es begann zu tröpfeln, wie es für die Jahreszeit und noch mehr für London nicht
ungewöhnlich war, doch binnen wenigen Minuten hatte sich das kaum hörbare
Geräusch des fallenden Regens zu einem lauten Prasseln entwickelt.
I don’t mind telling you
My live was ended by your hand
Sie war allein, niemand außer ihr befand sich in der dunklen Straße.
Langsam du lautlos ging Emily ihren Weg entlang, beinahe so als wäre sie nichts
weiter als ein Schatten.
Obwohl der Regen erst seit einigen Minuten wütete, war ihre Kleidung schon ganz
durchnässt.
Plötzlich hielt das Mädchen inne und blickte in den verregneten Himmel. Gerade so,
als ob sie die Wetterumstände erst jetzt bemerkt hätte.
Daraufhin hob sie ihre Mundwinkel leicht an. Ein lächeln…?
The kind of murder where nobody dies
But I don’t suppose you understand
„Da bist du ja wieder…
Was hast du dir nur dabei gedacht?
Oh nein, jetzt sieh dich mal an, du bist ja ganz nass… und dreckig…
Du hast dich wieder verletzt?
Das sieht gar nicht gut aus…
Keine Angst, ich mach das wieder heil…
Was? Nein, ich werde dich nicht mehr alleine lassen… versprochen…“
Emily saß dem Stofftier mit angewinkelten Beinen gegenüber. Nachdem sie die
letzten Worte ausgesprochen hatte streckte sie ihre Hände aus und hob das ‚Tier‘
hoch.
„Komm jetzt, wir müssen uns beeilen, wir wollen unseren Gastgeber doch nicht
warten lassen…“
If I am Lolita then you are a criminal
And you should be killed by an army of little girls
Nach einem nicht all zu langen Fußmarsch begann sich das Straßenbild zu
verändern. Die kleinen, dreckigen und baufälligen Gebäude der Arbeiter-
Wohngebiete aus welchen kam Emily wirkten in diesem Umfeld um einiges schäbiger
als sonst.
Aber eigentlich sollte sie längst an all das gewöhnt sein, immerhin war es nicht das
erste Mal, dass Emily und Micajah in diesem Stadtviertel zu tun hatten.
Nur noch wenige Schritte und das imposante Gebäude, welches das Ziel ihrer ‚Reise‘
war trat ins Sichtfeld.
„Siehst du? Wir sind da mein kleiner…“, das Mädchen drückte das nasse Stofftier
enger an sich.
„Dass du dich ja gut benimmst! Wir wollen doch einen guten Eindruck hinterlassen…
Was?“
Emily hob den Hasen an ihr Ohr.
„Nein, nein das nicht… Ich bin mir sicher er wird sich freuen! Natürlich…das wird er
ganz bestimmt“, erwiderte sie mit einem bitteren lächeln.
The law won’t arrest you
The world won’t detest you
You never did anything
Any man wouldn’t do
Schnell waren die letzten Meter zum Eingangstor überwunden und auch wenn jenes
verschlossen war, stellte dies kein großes Hindernis mehr da. Der nächste Schritt
allerdings, gestaltete sich da doch ein klein wenig schwieriger…
Emilys Herz schlug ein wenig schneller, die Atmung wurde ein wenig flacher und
Micajah noch enger gedrückt.
Sie war angekommen, dieses Mal war es nicht so leicht gewesen ihn ausfindig zu
machen.
Nichtsdestotrotz hatte sie es geschafft.
I’m Gothic Lolita
And you are a criminal
I’m not even legal
I’m just a dead little girl
Es hatte zwar länger gedauert als erwartet und auch eine günstige Gelegenheit war
lange nicht in Sicht gewesen, doch das war in diesem Moment alles unwichtig.
Sie war hier.
Schon von außen konnte man den Reichtum seines Besitzers erahnen.
Genau über dem Eingangstor gab es einen Balkon, welcher durch griechisch
anmutende Säulen gestützt wurde. Abgesehen von der dekorativen Funktion hatte
dieser auch noch die praktische Eigenschaft Unterstehende vor dem Regen zu
schützen.
Die Hand des Mädchens zitterte leicht, als sie jene anhob um an das Eingangstor zu
klopfen. War es die Kälte, Nässe, Anspannung, der Zweifel oder die freudige
Erwartung auf das, was kommen würde?
Emily hatte keine Ahnung.
But ruffles and laces
And candy sweet faces
Directed your furtive hand
I perfectly understand
Das dumpfe Geräusch welches durch das Klopfen gegen das massive Holz
verursacht wurde erklang einmal, zweimal, dreimal, vie…
Da, ein Geräusch.
Schwungvoll öffnete sich ein Teil der lächerlich großen Flügeltür.
Glücklicherweise boten die verräterischen Laute der Schritte aus der Eingangshalle
gerade noch genug Zeit für Emily, um einen Teil ihres Haarknotens zu öffnen.
Lose Strähnen fielen dem Mädchen so ins Gesicht, dass dieses zum größten Teil
verdeckt wurde.
„Ja, Miss?“
Braunes Haar, ansatzweise von leichtem Grau durchzogen, kleine braune Augen,
schwach ausgeprägte Falten, mittleres Alter, korpulente Statur, ruhige Stimme,
mütterlich anmutend. Die Frau welche die Türe geöffnet hatte wurde von dem
unerwarteten Gast von Kopf bis Fuß betrachtet, solange bis Emily zu einer
Einschätzung kam: im Großen und Ganzen nur wenig sympathisch.
So it was my fault?
No, Gothic Lolita
„Mister Abbott?“
„Wie bitte?“
„Mister Abbott!“
„Entschuldigen Sie Miss, aber ich verstehe Sie nicht!“, die Frau wirkte verwirrt und
genervt gleichermaßen.
„Mister Abbott, ich möchte Mister Abbott sprechen, bitte.“, die Stimme der
Angesprochenen war kaum mehr als ein flüstern.
Diese wurde von der Bedienstete kritisch beäugte. Ihr gegenüber schien noch ein
halbes Kind zu sein, war vollkommen durchnässt und die Kleider hatten ihre besten
Tage wohl schon längst hinter sich, falls es diese jemals gegeben hatte.
Nasse Haare hingen der Unbekannten zum größten Teil lose ins Gesicht und
zusammen mit dieser Kleidung vermittelte dies nur einen Eindruck, unschicklich.
Eine Augenbraue des ‚Dienstmädchens’ wurde hochgezogen, was konnte so
jemand von ihrem Herren wollen?
Thank you, kind sirs
You‘ve made me what I am today
„Miss, bei allem Respekt, ich denke nicht, dass…“
Weiter kam Sally nicht, da sie sich plötzlich einem zerknüllten Stück Papier gegenüber
sah, welches seiner Besitzerin in Punkto Nässe und Schäbigkeit um nichts nachstand.
„Hier.“, da Emily nicht gerade groß war, musste sie ihre Hand leicht schräg nach
oben ausstrecken um den Zettel in das Sichtfeld der Dame zu halten…
Perfekt, dem fragenden Blick des ‚Dienstmädchens’ nach zu Urteilen, war jene nicht
nur unsympathisch sondern auch noch ein wenig beschränkt.
„Würden Sie das liebenswürdigerweise Mister Abbott überreichen? Ich warte so
lange hier.“
A bundle of broken nerves
A mouthful of words
I’m still afraid to say
Wieder begann Emilys Hand zu zittern. Es schien beinahe eine Ewigkeit zu dauern,
bevor sich die Frau entschieden hatte, den Zettel entgegenzunehmen.
Wobei diese sehr darauf bedacht schien, ihn so wenig wie möglich anzufassen.
Sobald die Dame wieder im Haus verschwunden war, lies sich das zitternde
Mädchen auf den Steinboden vor dem Eingang fallen und sog die kalte Nachtluft
ein als wäre ihr der Erstickungstod nahe.
Gleich darauf wurde Micajah aus dem Umhang hervorgezogen, unter welchem er
kurz zuvor versteckt wurde.
Genauer betrachtet war es wohl eine überflüssige Idee gewesen diesen überhaupt
anzuziehen, zumal er noch nicht einmal eine Kapuze besaß.
„Hm?... Ja, ich glaube auch, dass sie ein bisschen Mitleid hatte, wie dumm…“
„Was? Natürlich wird er kommen! Sag so etwas nicht…“
I don’t mind telling you
Now that I’m old enough to love
I couldn’t begin to even if
my pretty life depended on it
And funny thing, it does
„Und dann ist alles bald vorbei… alles vorbei…“
„Dann wird alles gut…“, während sie diese Worte sprach, hielt sie das Stofftier
beinahe liebevoll in ihren Armen und wippte apathisch vor und zurück.
Viel Zeit blieb gleichwohl nicht mehr um weiter über das, was gleich geschehen
würde nachzudenken, da abermals Schritte aus der Eingangshalle zu hören waren.
Langsam erhob Emily sich, behielt Micajah aber immer noch in einer Hand.
Das Tor wurde ein weiteres Mal geöffnet und das durchnässte Mädchen
Hineingebeten.
Call off the search
We’ve found her
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* hier war ich mir nicht sicher ob man bei Gaslaternen anzünden oder anschalten schreibt ><'
Wow... Eeeeendlich geschafft XD'
Ich bewundere Leute die behaupten sie könnten nur in depressiven Phasen schreiben!
Aber jetzt mal ehrlich, es tut mir leid dass es sooooooooo lange gedauert hat dieses Kapitel zu schreiben! (zumal ich immer noch total unzufrieden damit bin T______T)
Egal... ich hoffe das Kapitel hat einigermaßen gefallen ^-^
für (verbesserungs) Vorschläge bin ich immer offen.
Den 2. Teil muss ich leider noch einmal komplett überarbeiten v.v'
Ach ja das mit den Rechtschreibfehlern ist so wie im 1.Kapitel XD
Und jetzt: *Kekse an alle verteil die das bis jetzt gelesen haben* >w<