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Erin Erik 2

Buch Zwei: In den Klauen der Krähe
von

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Final Showdown!

„Branca…Branca…wach auf verdammt!“, hörte sie jemanden rufen und wurde an den Schulten geschüttelt. Es brauchte eine Weile bis die Dunkelheit um sie herum sich lichtete und sie wieder klar sehen konnte. Über ihr sah sie Erin, die sie sorgenvoll anschaute und sie immer noch schüttelte. „Erin…hör auf…mir wird noch schlecht!“, gab sie stotternt von sich und musste dabei wirklich ein Brechen unterdrücken. Erin ließ sofort los und Branca richtete sich auf. Sofort setzte der Kopfschmerz ein und sie stöhnte. Hielt sich den Kopf und wünschte sich ein Aspirin zuhaben. „Uh scheisse…mein Kopf!“, jammerte sie.

Erin seufzte erleichtert. Als sie zurückkam und Branca und die Schwester Kate tot am Boden gesehen hatte, hatte sie schon das schlimmste befürchtet. Doch jetzt wo Branca langsam wieder zusich kam, war sie erleichtert. Und dennoch fühlte sie, wie sich ihr Magen zusammenzog und eine Gänsehaut über ihre Arme und ihren Rücken lief. Etwas war noch immer hier und Erin wurde das Gefühl nicht los, dass es mit einer gewissen Dämonin zutun hatte. Ihr Gesicht verfinsterte sich. Aber nur kurz, dann sah sie sie beruhigt an. Immerhin legte noch Branca und das zählte erstmal.

„Du kannst von Glück sagen, dass du dir nicht den Schädel gebrochen hast!“, sagte sie und setzte sich ihr gegenüber. „Das grenzt an ein Wunder!“

„Es fällt mir schwer, an Wunder zuglauben. Ich dachte wirklich, dass das mein Ende ist!“, jammerte sie und setzte sich auf. Lehnte sich an der Wand und amchte die Augen zu. Öffnete diese jedoch, als die Erinnerung an letzte Nacht sie wieder einholte und sie frösteln ließ. „Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte Erin und legte ihr die Hand auf die Schulter. Branca zuckte etwas bei dieser Berührung zusammen. „Ich…ich habe einen Rundgang gemacht und…etwas gehört. Als ich da die Tür aufgemacht habe, habe ich sie gesehen. Erst dachte ich, sie würde Kate helfen, aber dann…Oh Gott, Erin. Sie…sie hat sie einfach ausgesaugt. Mit diesen…diesen Schlangen, die aus ihrem Mund gekrochen waren!“

Es sprudelte aus ihr einfach heraus und als Branca die letzten Sätze ausgesprochen hatte, bekam Erin wieder diese Gänsehaut. Schlangen. Das konnte nur eines heissen!

„Die weisse Schlange!“, flüsterte sie. Branca nickte. „Ja, sie war es wirklich. Und sie…sie wusste, wer ich bin…!“

Scharf sog Erin die Luft ein. Es wunderte sie nicht, dass die weisse Schlange versucht hatte, sie zutöten. Immerhin hatte sie sich auf Erins Seite gestellt und für sie waren die Freunde ihrer Feindin, ebenso die Feinde. Das sie aber Branca erkannte, oder vielmehr das Dunkle in ihr, war allerdings eine Überraschung. Dieses Biest wusste wer sie war und hatte versucht sie zutöten. Neben der Verblüffung machte sich nun auch die Reue in ihr bemerkbar und sie fing an, sich selbst Vorwürfe zumachen. Wieso musste sie so egoistisch gewesen sein und sich mit Chris treffen, während Branca hier alleine war und womöglich gestorben wäre. Die bittere Antwort kam prompt und sie schloss die Augen. Schüttelte enttäuscht über sich selbst den Kopf.

Sie war von ihren Gefühlen, vor allen von der Freude Chris endlich wiederzusehen, so geblendet, dass sie ihre Pflicht ganz vergessen hatte. „Verdammter Mist…und dann auch noch sowas!“, dachte sie sich vorwurfsvoll und sah dann zu der Toten. In ihrem Bauch verknotete sich alles.

Sicher würde es nicht lange dauern, bis jemand sie fand. Und damit man sie nicht verdächtig, mussten sie verschwinden. „Los komm. Darüber können wir später noch reden. Erstmal müssen wir machen, dass wir wegkommen!“, sagte sie und packte Branca an der Schulter. „Was machen wir mit der Leiche?“, fragte sie und kam zittrig auf die Beine. Der Schock saß ihr immernoch tief in den Knochen. „Ich glaube kaum, dass wir Zeit haben, darüber nachzudenken!“, sagte Erin hastig und die beiden liefen in Erins Zimmer.
 

„Was machen wir jetzt?“, fragte Branca und zitterte immernoch am ganzen Leib. Erin ließ sich auf das Bett plumpsen und musste selbst nachdenken. Die erste Möglichkeit, die ihr kam war ihre Ranchester zu nehmen und dieses Biest zu erschiessen. Doch wie sollte sie sie finden. Sie bezweifelte, dass die Schlange sich hier zeigen würde. Zumindest mit ihren echten Gesicht. Und zielos durch die Gegend zuschiessen, würde nur noch mehr Benzin ins Feuer schütten. Dieses Risko konnte sie nicht eingehen. Zumal die örtliche Polizei ihr im Nacken sitzen würde und sie bezweifelte, dass Chris ihr diesesmal den Rücken freihalten konnte. Also blieb ihr nichts anderes übtig, als weiterhin abzuwarten. Eine Tatsache, die ihr überhaupt nicht gefiel.
 

Zwei Tage später wurde Erin in das Büro der Mutter Oberin gerufen. Natürlich befürchtete sie, dass man sie doch des Mordes an der jungen Kate beschludigte. Verwarf den Gedanken doch wieder. Wie zum Teufel sollten die das wissen?

Aber irgendwas muss geschehen sein. Denn die Mutter Oberin schaute sie mit einem wirklich vernischtenden Blick an und Erin fragte sich, was sie in ihren Augen falsch gemacht haben könnte. Einige Punkte fielen ihr schon ein, aber keiner war ein Grund, dass die Alte sie so ansah. „Gibt es etwas, was Sie mir zusagen haben?“, fragte die Mutter, noch bevor Erin fragen konnte, warm sie sie sprechen wollte. Erin, die nun völlig überrumpelt war, wusste nicht was sie sagen sollte. Was sollte es da zusagen geben. Sie war nicht weiterhin unangenehm aufgefallen. Oder etwa doch?

Erin konnte es nicht sagen, also schüttelte sie den Kopf. Und das Gesicht der Mutter verfinsterte sich noch mehr. „Wie Sie wollen!“, sagte sie, stand auf und ging zum Fenster. Erin sah sie nur an und fragte sich zum wiederholten Mal, was sie eigentlich von ihr wollte. „Ich wüsste nicht, womit ich mich schuldig gemacht habe!“, sagte sie ruhig und fühlte, wie Ungeduld in ihr aufstieg.

Wieso sagte sie ihr nicht einfach, was sie fuchste und gut ist?

Die Mutter, die eben noch mit dem Rücken zu ihr gestanden hatte, drehte sich nun ruckartig um, sodass Erin fast vor Schreck aus dem Stuhl gefallen wäre. Abneigung und auch Zorn spiegelte sich in den wachen Augen der Alten. Erin machte sich sofort ganz klein. Esd war selten, dass ein Mensch sie so einschüchtern konnte. Aber diese Mutter hatte wirklich etwas an sich, was einem Resepkt einflöste. „So, und dass Sie sich mit diesem Polizisten getroffen haben, nennen Sie nichts?“, fragte sie und Erin glaubte nun wirklich umzufallen. Woher wusste sie das?

Erin öffnete den Mund, um ihre gedankliche Frage zustellen, brachte aber nur vor lauter Schock ein „Woher!“, herraus. Gerne hätte sie sich eingeredet, dass das nur ein Trick war, aber sie brauchte nur in die Augen der Mutter zusehen, um eines besseren belehrt zuwerden. Erin schluckte.

Wenn sie das wirklich wusste, wusste das auch mit Sicherheit die weisse Schlange und das Spiel würde wieder von vorne anfangen. Und Chris wieder somit in Lebensgefahr geraten. Verdammt!

Sie hatte eindeutig zulange gewartet und wie sie nun feststellen musste, einen folgenschweren Fehler begannen. Erin musste einen weiteren Fluch unterdrücken und sah sie geschockt an. Dafür musste sie nicht mal schauspielern. „Edgar, unser Lebensmittellieferant, hat Sie gestern im Pub gesehen. Mit dem Polizisten. Erklären Sie mir das!“, verlangte die alte Frau und in Erins Kopf schrie ein Stimmchen, sie solle nichts sagen. Doch bevor sie richtig begriff, was sie tat, sprach sie auch schon die verherenden Worte aus. „Er war ein guter Freund von mir und ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen!“

„So. Sie wissen doch, dass es verboten ist. Genauso Alkohol zusichen zunehmen?“, fragte die Mutter und in ihren Augen glimmte etwas Dunkles. Erin sah ihr in die Augen, erkannte aber keine Anzeichen von irgendeiner Manipulation. „Sie war also wirklich sauer!“, dachte sie und auch wenn sie wollte. Sie konnte darüber nicht erleichtert sein. Denn das würde sicher nichts Gutes bedeuten.

Erin nickte nur benommen. „Und wieso haben Sie ihn dann getroffen, geschweige denn sich betrinken lassen. Sie sind eine Frau Gottes!“, herrschte die Mutter sie an und vergass nun völlig ihre Haltung. Deutlich sah Erin ihr an, dass sie ihr am liebsten an den Hals gegangen war. Und fand, dass sie etwas überreagierte. Erin seufzte und wischte sich über die Stirn. Wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie die Reaktion der Mutter Oberin für etwas übertrieben hielt. „Wie gesagt. Er war ein alter Freund und ich wollte ihn wiedersehen!“, erwiederte sie müde. Die Frau ihr gegenüber schnaubte. „Gut, wenn das so ist, dürfen Sie sich freuen. Sie werden ihn jetzt immer wiedersehen können!“, sagte sie und noch ehe Erin fragen konnte was sie damit meinte, schnauzte die Mutter Oberin:„ Sie werden auf der Stelle das Kloster verlassen. Seit Sie hiersind, hat das ganze schließlich angefangen. Also werden Sie gehen, damit das ganze ein Ende hat. Und ebenso Schwester Mary. Hier ist nämlich kein Platz für zwei Frevlerinnen!“

„Ouch!“, dachte Erin nur. Frevlerin. So hatte sie noch niemand genannt. Mörderin, ja. Aber Frevlerin. Das war ja noch eine Steigerung und Erin musste eine passende Antwort runterschlucken. Das ging selbst für ihre Verhältnisse zuweit. Doch sie riss sich zusammen und nickte nur artig.

„Sie werden noch sehen, was Sie davon haben!“, lag es ihr auf der Zunge. „Uns fortzuschicken, bedeutet für Sie den sicheren Tod!“
 

Mit einem lauten Knall fiel das Tor zu und Branca sah wehtleidig hinauf. Zwar hatte sie gehofft, endlich aus diesem Gemäuer zu kommen, aber dass es so schnell ging, hatte sie wirklich nicht erwartet. Außerdem lief diese weisse Schlange immernoch freirum und sicher würde es nicht lange dauern, bis hier der Teufel los war. Nicht das ihr etwas an diesen Frauen lag, aber Erins Verwantwortungsbewusstsein und Pflicht, die Menschen zu beschützen war auf sie übergangen und sie konnte nun gut nachempfinden, was in Erin immer vorging, wenn sie versagt hatte. Denn das hatte sie auch. Letzte Nacht um genau zusein. Noch immer lief ihr ein Schauer über den Rücken als sie daran denken musste und schüttelte sich. Sie sah zu Erin, die mit steinerner Miene hoch zu dem verschlossenen Tor schaute und wohl mit ihren Gedanken allein war. Branca konnte sich gut vorstellen, was in ihr vorging. Ihr erging es nicht anders. Zumindest glaubte sie das. Aber bei Erin war es was anderes. Sie hatte von Anfang an Dämonen gejagt und auch einige herbe Niederlagen einstecken müssen. Sie war anders als Branca und dennoch waren sie beide gleich. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. Was einem so durch den Kopf ging, wenn man gerade die einzige Chance, ein Monster aufzuhalten, verspielt hatte. Schon seltsam!

Erin schnaubte vielsagend und wandte sich dann ab. „Gehen wir!“, sagte sie nur und beide liefen den Weg entlang, der zum Dorf führte.
 

Nachdem Erin aus dem Klosterinternat geworfen wurde, ließ die Mutter Oberin natürlich auch Chris Adea des Hauses verwiesen und wünschte, ihn nicht mehr reinzulassen. „Aber Sie verstehen nicht. Es wird noch weitere Opfer geben, wenn Sie mich nicht hineinlassen!“, hatte er es vergebens versucht. Doch die Mutter ließ sich nicht von ihm überreden, sondern blieb hart. „Ich verstehe nur eins. Ihre Anwesenheit ist nicht erwünscht. Machen Sie, dass Sie wegkommen, oder ich rufe die Polizei!“, waren ihre Worte und schloss das kleine Portal.

Chris stiess einen Fluch aus. Was sollte er jetzt tun. Nachdem die zweite Leiche gefunden wurde, war er in Alarmbereitschaft und hoffte, mit Erins Hilfe den Mörder zufinden. Aber Erin war aus dem Kloster geschickt worden. Ebenso wie Branca alias Mary. Nun gab es keinen, der ihm bei der Suche helfen konnte.
 

Erin und Branca hatten in einem kleinen Wirtshaus ein Dach über den Kopf gefunden. Nachdem sie etwas gegessen hatten, waren sie wieder aufs Zimmer gegangen und saßen auf den Betten. Draußen tobte ein Unwetter und ließ Branca immer wieder vor Schreck zusammen zucken, sobald ein Blitz einschlug. Erin jedoch rührte sich nicht. Saß einfach nur da und es war unheimlich, mit welch einer düsteren Miene sie in die Leere schaute. „E-Erin…?“, fragte sie und Erin schaute auf. Ihr Blick jedoch änderte sich nicht. Branca wich automatisch zurück und machte nun den Eindruck eines erschrockenen Kindes. „Ja?“

Erins Stimme war nur ein Flüstern, dass dennoch Angst einjagte und Branca senkte den Blick. Erin in dieser Stimmung zusehen, machte einem wirklich Angst. „Tut…tut mir leid…!“, kam es leise aus ihr und Erins Gesicht veränderte sich. Doch Branca wagte es nicht den Blick zu heben. Seit sie das Kloster verlassen hatten, hatten sie nicht mehr über den Vorfall letzter Nacht gesprochen und das Gefühl Mitschuld daran zuhaben, war für Branca nicht mehr auszuhalten. „Wie meinst du das?“, fragte Erin sie und Branca biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Als sie wieder zu sich gekommen war, ging alles vielzuschnell und sie hatte es verdrängt, dass sie die weisse Schlange nicht aufhalten konnte. Doch nun kamen die Vorwürfe mit der Kraft eines Lastwagens. Schlugen über sie ein und gaben ihr nicht die Chance, diese abzuschütteln oder sich gegen diese zu wehren.

In ihrem Kopf schrie immer wieder eine Stimme gellend auf. Ob es die des Unheimlichen war oder die ihrer Vernunft, vermochte sie es nicht zusagen.

„Das ich…sie nicht aufhalten konnte…!“, murmelte sie und wieder ging ein Blitz nieder. Für einige Sekunden erleuchtete der Blitz das Zimmer in einem unheimlichen Licht und zeigte Erins Gesicht in einem grellen Negativ. Eine dämonische Fratze erschien in ihren Zügen und Branca musste einen Anflug von Panik unterdrücken. Sofort wandte sie den Blick ab und verkroch sich in der Ecke.

Erin schaute sie lange und schweigend an an. Nur das Tossen des Gewitters war zu hören. Branca schaute sie kurz an und flehte darum, dass sie weitersprach. Erin kam ihrem Wunsch nach. „Es muss dir nicht leidtun. Wir…ich habe dieses Biest eindeutig unterschätzt und dich alleine gelassen. Nur um ihn zutreffen. Das war ein Fehler. Und du wärst fast dabei ums Leben gekommen. Wenn hier also einer Schuld hat, dann ich!“, sagte sie und ein geknickter Ausdruck lag in ihren Augen. „Wie sooft!“

Ein dicker Kloss machte sich in Brancas Hals bemerkbar und sie versuchte ihn runterzuschlucken. „Wie oft Erin sich wohl die Schuld gab, wenn etwas, was sie sich vornahm, missglückt?“, fragte sie sich und fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Einmal mehr fühlte sie, wie ähnlich sie sich eigentlich waren. Beide hatten Menschen verloren, die ihnen wichtig waren. Nur weil sie an sich dachten und die Folgen nicht beachteten. „Aber ohne dich, wäre ich nicht hier…falls das ein Trost für dich ist!“, sagte sie und Erin lächelte schwach. „Danke, Kleines!“, flüsterte sie. Branca lächelte auch und war froh, dass sie Erin immerhin etwas aufmuntern konnte. Doch das Lächeln verging ihr schnell. Da gab es noch etwas, über das sie grübelte und was ihr eine Gänsehaut bescherrte. „Erin,…da…da gibt es noch etwas. Die weisse Schlange, sie…sie sagte, dass etwas an mir interessant sei!“, begann sie. „Nachdem sie mich so seltsam angesehen hatte!“

Erin runzelte die Stirn. „Etwas in interessantes? Was denn?“

Branca schüttelte den Kopf. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber etwas sagte ihr, dass es mit zutun hatte, was ihr auch schon der Unheimliche gesagt hatte. „Du bist schon längst tot!“

Die junge Frau erschauderte. „Könnte es vielleicht sein, dass ich tot bin?“

Ein weiterer Blitz schlug ein und dieses Mal wurde Brancas Gesicht in einem negativton erhellt. Erin zog scharf Luft ein. Mit diesem Gedanken hatte Erin auch schonmal gespielt, aber das war Unsinn. Wenn sie schon längst tot wär, würde sie nicht mehr die sein, die sie ist. Da war sie sich sicher. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht!“, sagte sie ernst. „Aber wieso…!“, wollte Branca sagen, doch Erin schnitt ihr das Wort ab, indem sie wieder mit dem Kopf schüttelte. „Lass usn darüber nicht länger reden. Es gibt andere Dinge. Um die müssen wir uns kümmern!“, sagte sie einen Ton zuscharf und Branca schluckte schwer. Ihr war klar, dass die Vernischtung der weissen Schlange Vorrang hatte, aber das, was sie ihr sagte und der Unheimliche behauptete, machte ihr ebenso Angst. „Lass uns schlafen. Wir brauchen ihn, um neue Kraft zutanken und dieses Biest lozuwerden!“, hörte sie Erin sagen und hätte gerne daraufbestanden wachzubleiben. Doch Erin hatte sich bereits mit dem Rücken zu ihr umgedreht und schien zuschlafen. Branca kaute auf ihre Unterlippe und schaute hinaus. Draußen stürmte es noch immer und in dem tosendem Wind glaubte sie ein Lachen zu hören. Ob es das des Unheimlichen, oder der weissen Schlange war. Darüber wollte sie nicht nachdenken. Am liebsten wollte sie noch wachbleiben, aber Erin hatte Recht. Sie mussten schlafen. Neue Kräfte sammeln. Also legte sie sich hin und rollte sich in die Decke ein.

Erin schlief nicht. Sie tat nur so. Der Gedanke, dass dieses Scheusal nun freie Bahn hatte, ließ ihr keine Ruhe. Sie stand auf, ging zu Tür ohne dabei ein Laut von sich zu geben und öffnete die Tür. Doch dann hielt sie inne. Was wenn die weisse Schlange ihnen gefolgt ist und sie nun hinterrücks angreift?

Das Risiko war natürlich gross und das wollte sie nicht eingehen. Also ging sie wieder zurück ins Zimmer, zu ihrer Tasche und holte ein Stück Kreide heraus. Damit zeichnete sie auf dem Bretterboden ein Pentagram.

Als sie fertig war, schaute sie es sich nocheinmal an und nickte. Gut, der Raum und Branca waren geschützt.

Sie konnte sich also in aller Ruhe hinsetzen und was trinken. Leise ging sie zur Tür, öffnete sie und schloss sie wieder. Ging hinunter in die Gaststube und hoffte, dass der Wirt ein Glas Irish Creme für sie ürbig hatte. Denn das würde ihr sicher helfen, sich etwas zuberuhigen.

Sie stieg die Stufen hinunter und schaute sich um. Dumpfes Licht schien in der Stube und es schien niemand dazusein. „Hallo. Jemand da?“, fragte sie laut und setzte sich an einen Tisch. Es dauerte eine Weile, bis sie Schritte hörte und der Wirt, ein Mann mit dickem Bauch und lichten Haar in die Stube kam und sie mit einem müden, aber auch mürrischen Blick anschaute. „Wir haben geschlossen!“, grunzte er. „Ja, ich weiss. Aber trotzdem. Ein Glas können Sie mir doch entbehren!“, bat sie und lächelte. Der Wirt schaute sie einen Moment noch wirsch an, dann hob er die Schultern und ging in die Küche. Erin grinste. Es konnte doch von Vorteil sein, gut auszusehen. Der Wirt brachte ihr das Glas und Erin nippte daran. Der Alkohol setzte sofort ein und wärmte sie. Sie holte tief Luft und nahm noch einen Schluck. Diesesmal einen größeren und sie merkte, wie ruhiger sie wurde. „Ahhh herrlich dieses Zeug!“, schwärmte sie. „Du musst eine Leber haben…!“, sagte eine Stimme hinter ihr tadelnt und drehte sich um. Fast hätte sie sich an ihrem Getränk verschluckt. „Chris!“, keuchte sie und hustete. Chris lächelte und zeigte auf den Stuhl ihr gegenüber. „Darf ich?“, fragte er und Erin nickte. „Wollen Sie etwa auch was trinken?“, schnauzte der Wirt. „Nein, danke. Für mich bitte nichts!“

Der Wirt nickte und verschwand. „Was machst du hier?“, fragte Chris ohne Vorwarnung. „Das Gleiche könnte ich dich fragen!“

„Du zuerst!“

Erin seufzte. „Okay. Die Mutter Oberin hat uns rausgeschmissen und wir mussten uns eine neue Bleibe suchen: Was ist deine Geschichte!“

„Naja. Mich haben sie auch rausgeschmissen. Ich hatte wohl einen schlechten Einfluss auf einige Nonnen!“, sagte er knapp und schmunzelte. Erin erwiederte dies und nahm noch einen Schluck. „Wie kommt es, dass du hier bist?“, fragte sie nun ernst und sah sie sich genau an. Diese Frage hatte sie schon bei ihrem ersten Treffen beschäftigt. Und nun wollte sie wissen, was ihn hierher verschlagen hatte. Er musste ja sicher einen guten Grund haben, sich wieder in Lebensgefahr zu begeben. Chris lächelte verschworen. „Naja, als wir die Videobotschaft bekamen, habe ich nicht lange gezögert. Außerdem wollte ich dich wiedersehen!“

Erin spürte, wie ein warmes Gefühl sie erfasste und sich in ihrem Körper ausbreitete. Wieso wunderte sie das und warum hatte sie ihn das gefragt. Sie hätte es doch wissen müssen. Chris liebte sie genauso so sehr, wie sie ihn. In ihrem Gesicht konnte sie die Schamesröte fühlen und sie zog schuldbewusst den Kopf zwischen die Schultern. „Dusselige Kuh!“, sagte sie sich selbst und lächelte verbittert.

Chris sah ihr das an und lachte kurz. „Was hast du denn gedacht?“

Erin zuckte die Schultern. „Das du wieder Jagd auf mich machst!“, kam es kleinlaut aus ihr heraus. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie hatte vermutet, dass er früher oder später auftauchen würde. Aber nicht so früh und dass er wieder Jagd auf sie machte, schien ihr nicht gerade wahrscheinlich. Aber sie hatte sich nicht getraut, mit der Wahrhei rauszukommen. Das war einfach zu peinlich.

Chris grinste. „Nun, wenn dir das lieber ist…kann ich dir ja einen Vorsprung von zehnminuten geben!“, schlug er vor. „Nein, danke. Muss ich nicht sein. Aber ich wäre froh gewesen, wenn du mir vornerein gesagt hättest, dass du kommst. Du hast ja zu Daroga Kontakt!“, sagte sie hastig und winkte mit den Händen. Nun glühte sie förmlich. Auch wenn sie wusste, dass er das als Scherz gemeint hatte, hörte sie in seiner Antwort eine Spur von Erhlichkeit. Nur ob diese Jagd, der Polizei diente oder seiner Liebe zu ihr, darüber wollte sie, wenn sie ehrlich sein sollte, nicht nachdenken. Es gab andere Dinge, über die sie sich den Kopf zerbrechen musste. Dagegen war das noch Pillepalle.

Nun schaute Chris sie verwirrt an und schien erst nicht zubegreifen was sie meinte. Wieso wusste sie das nicht. Er hatte Daroga doch gebeten, bescheid zusagen. „Hat Daroga dir das nicht gesagt. Ich habe mich freiwillig dafür gemeldet. Diese falsche schwarze Bestie wollte den besten Beamten haben. Deswegen bin ich hier!“

Erins Kinnlade klappte nachunten, als sie seine Worte hörte und glaubte erstmal an einem schlechten Scherz. Dass Chris nicht lange gefackelt hatte, um diesen Auftrag anzunehmen, war ihr nicht neu. Aber dass Daroga ihr das verschwiegen hat, das war wirklich wie ein Schlag ins Gesicht. Und dabei hatte sie ihm doch deutlich klargemacht, dass sie alles wissen will, was es zu wissen gibt. Aber anscheinend hatte sie sich nicht deutlich genug ausgedrückt. Ärger erfasste sie und wiedermal wünschte sie sich Nadir Daroga an die Grugel zugehen. „Daroga…Sie mieser alter Mistkerl!“, fluchte sie. „Hat er es dir nicht gesagt?“

„Nein!“, erwiederte sie und ihr Blick wurde furchteinflösend. „Oh!“

Für Minuten lag nur Schweigen zwischen den beiden und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Chris verstand das nicht. Daroga war doch Erins Mentor und auch Freund. Wieso hatte er ihr das verschwiegen.

Genau das gleiche fragte sich Erin und ihre Gedanken gingen in eine wenig freundlichere oder verwirrte Richtung. „Wenn ich zurück bin werde ich ihn…fürchterlich wehtun!“, schwor sie sich und unterbrach das Schweigen. Sich jetzt über ihn aufzuregen, würde nichts bringen. „Und ich dachte, er wäre dein Freund!“, murmelte er. Erin machte ein verkniffenes Gesicht. „Das dachte ich auch…zumindest bis jetzt!“, sagte sie und schaute hinaus, aus dem Fenster. Regen trommelte gegen die Scheiben und die Dunkelheit hinter dem Glas wurde hinundwieder von einem Blitzschlag durchbrochen. „Was machen wir denn jetzt. Es dürfte nun nicht mehr soleicht werden, in dieses Kloster zu kommen?“, sagte Chris und Erin wandte den Blick von dem Fenster ab. Schaute nun ihn an und in ihren Zügen spiegelte sich Ratlosigkeit, aber auch Frust. „Du bist nicht der einzige, der mich das fragt!“, sagte sie trocken. „Branca will auch wissen, was die nächsten Schritte sind!“

„Deine kleine Freundin?“

Erin nickte.

„Woher kennst du sie eigentlich. So wie ich das mitgekriegt habe, hat sie in einem Stripclub gearbeitet. Wie kommt es dann, dass sie dich kennt?“, fragte er und schnitt smoit ein Thema an, dass Erin gerne vermieden hätte. „Ach weißt du…ich…ich habe auch in diesem Club gearbeitet…nur als Undercover, versteht sich!“, sagte sie und wich seinem Blick aus. Ihr war es unangenehm darüber zu sprechen. Besonders weil es Chris war. Was würde er von ihr denken, wenn sie ihm nun erzählte, dass sie halbnackt vor fremden Männern herumgelaufen war und Getränke ausgeschenkt hatte?

Sicher dass sich für nichts zuschade wäre, um ihren Job zutun. Auch wenn sie wusste, dass er dafür Verständniss hatte, erschien es ihr als etwas, dass ihrer Beziehung schaden würde. Sie verspürte einen Stich im Herzen, als sie darüber nachdachte und wünschte sich, dass er diese Frage nicht gestellt hätte.

„Also habe ich doch richtig gesehen!“, flüsterte er und Erin glaubte in seiner Stimme so etwas wie Enttäuschung zuhören. Sie drückte sich enger in den Stuhl und schloss die Augen. „Ja, ich…ich habe mich dahinein geschmuggelt um Branca da rauszuholen!“, erklärte sie und in ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloss. „Wieso…?“, fragte er und Erin fragte sich wiederum, warum er sich mit einer Antwort nicht zufrieden geben konnte. „Weil…sie...sie ist mir ähnlich. Sie hat denselben Mist durchgemacht. Die Alpträume, das Dunkle in sich…Wir sind uns sehr ähnlich!“, sagte sie und hoffte, dass Chris nun aufhören würde zufragen. „Mit anderen Worten, du siehst in ihr dich!“, schlussfolgerte er und Erin zuckte etwas zurück. Nickte jedoch. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. „Ja…und ich will sie davor bewahren, denselben Fehler zu machen, wie ich damals!“

„Hat er mit deiner Auferstehung zutun…Dieser Fehler?“

Erin machte ein Gesicht, als hätte man sie in Schweineblut getaucht. „Ja, wenn ich ihn nicht gemacht hätte, würde ich jetzt mit dir zusammensein können. So wie ich es will und nicht ständig in Angst leben!“, flüsterte sie. „Musst du es nicht immer. In deinem Job?“, fragte er und ergriff ihre Hände. Erin musste ihm dabei recht geben. Sie müsste das kennen und gewohnt sein. Dennoch tat es weh und sie merkte wieder die alte Reue in sich aufsteigen. „Schon…aber trotzdem. Es ist einfach zum kotzen…schon bevor ich diesen Pakt einging, konnte ich nicht soleben, wie ich wollte. Aber jetzt…hab ich gar kein Leben mehr!“, sagte sie verbittert und ihr Gesicht war eine Maske. Ausdrucklos und ohne Leben in den Zügen.

„Du hast noch mich!“, sagte er und Erin hätte zugern gelächelt, ihn geküsst. Aber was war dieser Trost schon, wenn der Feind in jeden Moment angreifen konnte. „Ja aber…ich habe Angst, auch dich zuverlieren!“, kam es aus ihr und Chris wusste, was sie damit meinte. Er zog ihre Hände zusich und hauchte sanft zwei Küsse auf ihre Fingerknöchel. Erin errötete und ihr Herz machte Sprünge. Wieder spürte sie die Wärme in sich aufsteigen, die sie immer hatte, wenn sie bei ihm war und die Angst und Sorge lösten sich in ihr auf. „Das wirst du nicht. Das verspreche ich dir!“, flüserte er sanft und ergriff nun ihr Gesicht mit beiden Händen, zog es zu sich und küsste sie auf den Mund. Zwar nicht so, wie beim letzten Mal, aber dennoch reichte es aus, um Erins Innerestes in Flammen zu setzen. Sie seufzte auf und schloss die Augen, als sich seine Lippen dicht an ihre drückten. Für einige Minuten wurden alle Geräusche zu einem leisen Rauschen. Selbst das Donnern der Blitze wurde zu einem dumpfen Geräusch und nichts schine es zugeben, was diesen Moment stören konnte. Zumindest dachte sie das.

Urplötzlich erfasste sie ein Gefühl der Übelkeit und ihr rann eine Gänsehaut über den Rücken. Erin riss erschrocken die Augen auf und unterbrach den Kuss sofort. Mit panischem Blick schaute sie zu hoch zur Decke.

Chris ebenso erschrocken, allerdings weil sie so plötzlich aufsprang, sah sie an und wollte fragen, was los sei. Doch Erin sagte nichts und ohne ein weiteres Wort stürmte sie die Stufen hoch.
 

Branca öffnete langsam die Augen. Etwas hatte sie aus dem sonstschon unruhigen Schlaf erwachen lassen und sie verharrte kurz. Lauschte. Vielleicht würde sie es nochmal hören und das tat sie auch. Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie es erneut hörte und erkannte. Ein Zischeln…wie von einer…Schlange!

Branca rollte sich langsam auf die andere Seite und schaute auf den Boden. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als ein Blitzschlag den Raum erhellte und für wenige Sekunden alles in ein grelles Licht tauchte. Unter dem Bett konnte sie etwas Weisses, Langes sehen und als das Licht wieder erlosch, funkelten kalte Reptillienaugen zu ihr hinauf. Langsam kroch es unter dem Bett hervor und richtete sich auf. Mit einem wütenden Zischen blähte sich der Kopfschirm der Kobra auf und lange Giftzähne streckten sich ihr entgegen. Brancas Augen weiteten sich, als sie das Tier sah. Es war genau die gleiche Schlange, die sie bei Whitney gesehen hatte. Für sie war eins klar. Die weisse Schlange hatte ihr Haustür geschickt, um zuvollenden, was sie begonnen hatte. Branca richtete sich langsam auf, ohne dabei das Kriechtier aus den Augen zulassen und schaute zu der Kommode, auf der der Dolch lag. Es fehlte nicht viel, die sie von ihm trennten und Branca streckte vorsichtig die Hand danach aus. Die Kobra zischte, als sie sah, was Branca vorhatte und Branca hielt inne. Schaute ängstlich zu der Schlange, die sich nun zusammenrollte und warnend zischte. Branca hielt noch kurz inne, dann wagte sie einen weiteren Versuch und schaute zur Seite. Ihre Hand war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Sie würde ihn gleich haben. Doch da stiess die Schlange auf sie zu und wollte ihre Giftzähne in ihre Hände schlagen. Branca wich zurück und drückte sich an die Wand. Die Kobra schaute sie mit kalten und hasserfüllten Augen an und kroch nun auf sie zu. Den Bettpfosten hinauf, über die Bettkante und schließlich über die Decke. Branca wich augenblicklich zurück und drängte sich an die Wand. Wieder huschte ihr Blick zu dem Dolch und wieder streckte sie die Hand aus. Doch da sprang die Kobra vor und Branca wich ihrem Angriff aus. Dabei jedoch fiel sie im Bett und landete mit einem lauten Poltern auf dem Boden. Sofort sprang sie auf und wollte dafon laufen. Die Kobra war allerdings schneller, als sie und sprang nachvorne. Branca schrie auf und stoperte nachhinten, über ihre eigenen Füsse. „Autsch…scheisse!“, fluchte sie und wollte sich erheben. Da sah sie wie die Kobra auf sie zukroch und sich zum Angriff bereitmachte. Brancas Augen wurden groß als sie sie, wie sich die Giftzähne nach ihr streckten und sie das Zichen hörte. Die Kobra ringelte sich erneut und streckte ihren Kopf zu ihr. Eine schwarze Zunge schnalzte kurz hervor und in den Augen des Reptills funkelten. Branca schoss nur ein Gedanken durch den Kopf. Sie wird gleich angreifen und dann bin ich tot!

Da klopfte es über ihr an der Fensterscheibe und sie schaute erschrocken hoch. Sie schnappte nach Luft, als sie den Schatten vor dem Fenster sah, der langsam deutlicher wurde und sie ihn erkannte. Die Krähe!

Sie wusste nicht, was sie eigentlich fühlen sollte. Erleichterung oder Furcht.

Erleichterung, weil sie sich daran erinnerte, dass die Tiere der jeweiligen Teufelsvertreter, die Schutzgeister waren. Das zumindest hatte Erin gesagt. Aber konnte sie darauf vertrauen. Immerhin hat ideses Vieh mehr Schrecken in ihr Leben verursacht, als ihr ihr lieb war. Konnte sie ihr wirklich vertrauen und hoffen, dass sie sie beschützte. Die Krähe schlug mit ihrem Schnabel gegen das Glas und schlug mit den Flügeln. In ihren dunklen Augen glimmte ein tiefrotes Rot und Branca glaubtre die Stimme des Unheimlichen zuhören. „Lass mich rein…lass mich oder du stirbst!“

„Wie kann ich…!“, keuchte ich. „Wieso kommst du nicht rein?“

„Das Siegel. Vernischte das Siegel!“

„Welches Siegel?“

Branca schrie nun fast und begriff nicht, was der Unheimliche ihr durch die Krähe damit sagen wollte. Hastig und panisch schaute sie sich um. Suchte nach etwas, was einem Siegel glich. Auch wenn sie nicht wusste, wie genau aussah. Da!

Sie entdeckte etwas. Ein Pentagram!

War es das? War das das Siegel, von dem der Unheimliche gesprochen hatte. Ihr blieb nicht viel Zeit um genauer darüber zu denken. Schnell streckte sie die Hand aus und verwischte mit ihrem Ärmel das Siegel. Keine Sekunde zuspät!

Die Schlange machte einen Satz auf sie zu. Im selben Moment zerbarste die Fensterscheibe und die Krähe flog durch die geborstene Scheibe. Mit einem wütenden Kreischen stürzte sich der schwarze Vogel auf die Schlange und fing sie mittem im Sprung ab. Packte sie mit seinen Krallen und stiess sofort seinen spitzen Schnabel in den Kopf der Kobra. Die Kobra schrie auf und Branca glaubte nicht richtig zu hören. Ihr Schrei glich dem eines Menschen. Einer Frau!

Aber das war doch nicht möglich.

Wie gebannt schaute sie auf die kämpfenden Tiere. Die Krähe hatte mit ihrem Schnabel ein tiefes Loch in den Kopf der Kobra gebohrt und angewidert sah Branca, wie dunkles Blut aus der Wunde floss. Die Schlange zischte und peitschte mit ihrem Schwanz. Versuchte die Krähe zutreffen und sie so von sich zu stossen. Doch der schwarze Vogel wurde dadurch noch wütender und stiess weiterhin seinen Schnabel in den zuckenden Leib der Schlange. Wieder schrie die Schlange und ein greller Blitz ging nieder. Blendete für einen Sekundenbruchteil die anderen und als es wieder dunkel war, war alles ruhig. Branca atmete auf und schaute sich um. Keine Schlange zusehen und sie wollte aufstehen. Doch ihre Beine gaben nach und sie sackte wieder zu Boden. Kurz drehte sich alles vor ihren Augen und sie musste tiefeinatmen. Erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie war. Der Angriff der Schlange und ihre Rettung durch die Krähe hatten ihren Tribut gefordert. Sie fühlte sich schwach und konnte für einen Moment nicht klardenken. Als sich aber das Durcheinander in ihrem Kopf halbwegs gelegt hatte und sie wieder etwas klar denken konnte, konnte sie sich nur eins fragen. Wieso hatte die Krähe sie überhaupt gerettet?

Der Unheimliche hatte doch selbst versucht sie zu vernischten. Sie in die Finsterniss zuziehen. Aber dass er sie nun gerettet hatte, verwirrte sie schon etwas. Branca biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Was wenn das nur ein Trick gewesen war, um sie in Sicherheit zuwiegen. Zuzutrauen wäre es dieser Krähe, diesem Unheimlichen. Man konnte ihm nicht trauen.

Ein Krächzen riss sie aus ihren Gedanken und sie sah zu der Krähe, die vor ihr hockte. Reglos, wie eine Statue und mit einem beobachtendem Blick. Branca starrte sie ungläubig an und zuckte dann zusammen. Mit einenmal fühlte sie, wie ihr eisigkalt wurde und sie von innen zu Eis erstarrte. Dann setzte der Schwindel ein. Er kam einfach so aus heiterem Himmel und Branca durchfuhr es, wie ein Blitzschlag. Sie keuchte auf, als hinter ihrer Stirn ein Orkan aus Schmerzen tobe und sie fast ohnmächtig werden ließ. Branca schnappte nach Luft, versuchte gegen den Schwindel anzukämpfen. Doch er wurde immer stärker und breitete sich nun, wie ein kaltes Feuer ihrem ganzen Körper aus. Branca japste auf, als sie kurz keine Kraft mehr hatte, um sich aufrecht zuhalten und nach hintensackte. Sich aber dann wieder abfing und sich die Hand auf den Mund presste. Auf ihrer Zunge schmeckte sie den widerwärtigen Geschmack ihrer Galle und musste einen Brechreiz unterdrücken. „Scheisse, wieso ist mir nur so übel?“, fragte sie würgend und schaute, wie von selbst dann zu der Krähe. Die Augen des Vogels glimmten in einem blutigen Rot. Und sie machte nun nicht mehr den Eindruck, als hätte sie ihr das Leben gerettet. Sondern vielmehr, um wieder zuversuchen, sich ihrer Seele zu bemächtigen. Branca würgte und versuchte etwas weiter nachhinten zurutschen und ihren Blick von der Krähe zu nehmen. Aber die Krähe schien sie selbst mit ihren rotglimmenden Augen festzuhalten und sie nicht mehr loszulassen.

Branca spürte schon, wie ihr Körper sich langsam aber sicher schwereslos anfühlte und wie ihr Geist sich auflöste. „ Nein!“, keuchte sie und sank zu Boden. Ihre Augenlider schlossen sich und sie dämmerte schon dahin.
 

Doch da war ein Poltern zuhören und riss sie aus ihrer Ohnmacht. Sie öffnete die Augen und schaute benommen in die Richtung, aus der das Poltern kam und sah verschwommen, wie die Tür nachgab und im nächsten Moment aus den Angeln flog. Eine Gestalt kam auf sie zugestürzt und ergriff sie an den Schultern. „Branca…Branca!“, hörte sie sie Erin rufen und hätte vor Erleichterung gelächelt, doch dafür fehlte ihr die Kraft. So brachte sie nur ein Blinzeln zustande. Erin lief auf sie zu und zog sie an sich. Dann sah sie die Krähe und ihr Gesicht verfinster sich. „Mach das du wegkommst, du Mistvieh!“, fauchte sie und warf mit dem Kissen nach ihr. Die Krähe krächzte wütend und schlug mit den Flügen. Für wenige Minuten blieb sie in der Luft und schaute Erin mit abgrundtiefem Hass in den Augen an. Erin knurrte hingegen. Machte ihr so klar, endlich zuverschwinden und der schwarze Vogel flog davon. Wurde eins mit der Dunkelheit und eine bewusstlose Branca lag in Erins Armen.
 

Branca öffnete mit zitternden Lidern ihre Augen und drehte sich auf die andere Seite, als sie in das grelle Sonnenlicht schaute. Hinter ihrer Stirn tobte noch immer der Schmerz und ließ sie sich zusammenkrümmen. Ihr ganzer Körper war eiskalt und sie glaubte schon halbtot zusein. Zumindest bis ihr alles hochkam und sie sich in einem Eimer übergab. Kraftlos und mit dem ekelhaften Geschmack von bitterer Galle auf der Zunge, ließ sie sich auf das Bett sinken und atmete zittrig. Wollte nicht über was letzte Nacht geschehen war nachdenken. Denn das würde sie nur noch mehr aufregen und darauf konnte sie verzischten. „Hier trink das!“, sagte Erin und reichte ihr ein Glas Wasser. Branca nahm es an sich und leerte es in einem Zug. Fast verschluckte sie sich daran. Hustend und mit einem entsetzlichen Druck auf den Lungen, sank sie in die Kissen. Erin schaute sich ihre junge Freundin an und kam nicht drumherum, sich wiedermal die Schuld dafür zu geben. Aber nun machte sich auch Ratlosigkeit in ihr breit. Wie konnte dieses Monster überhaupt in das Zimmer gelangen. Sie hatte es doch mit einem Siegel geschützt. Wieso also war es der weissen Schlange gelungen hineinzukommen. Erin schaute auf das Siegel und ihre Brauen furchten sich. An einer Stelle war das Siegel verwischt und somit unbrauchbar. Hart presste sie die Lippen zusammen und sah Branca finster an. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, dass Branca durch den Einfluss der weissen Schlange das Siegel zerstört hatte. Verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Branca mental von der weissen Schlange manipuliert wurde, nur um das Siegel zuvernischten. Sondern vielmehr, dass die Krähe dabei schuld hatte. Das klang für sie schon eher am wahrscheinlichsten. Die Krähe hatte ständig mit allen Mitteln versucht, Branca endgültig zu verschlingen und ihren Platz einzunehmen.

Doch wieso hatte sie dann das Gefühl, nur die halbe Lösung auf diese Frage zuhaben.

Ihr Gesicht wurde zu einer steinernen Maske. Branca sah dies und verkroch sich unter der Decke. Sie konnte sich denken, wieso sie so dreinschaute. „Tut mir leid. Aber ich hatte keine andere Wahl!“, flüsterte sie und schaute ängstlich über den Rand der Bettdecke. Sie kam sich nun vor, wie ein ungehorsames Kind, das nun mit der Strafe rechnen musste und zitterte. Es war ein Fehler gewesen das Siegel zuverwischen. Dass wusste sie nun und bereute es. Wenn sie gewusst hätte, was dann passieren würde, hätte sie es gelassen und sich lieber von der Kobra beissen lassen. Denn dann wäre sie schon tot.

Erins Gesicht blieb immernoch eine ausdrucklose Maske. Sah sie nur an und in ihren Augen war nichts, als Leere. Branca verkroch sich nun tiefer unter die Decke und sie sah ängstlich an. „Keine andere Wahl!“, wiederholte Erin monoton und schaute dann wieder zum verwischten Siegel. Dann Schweigen und Branca bekam Angst vor ihr. Es war lange her, dass sie sich vor ihr gefürchtet hatte. Kalte Schauer rannen ihr über den Rücken und sie rollte sich zusammen. „Ja, er…er sagte es…wenn ich es nicht getan hätte, dann…dann wäre ich…!“, wimmerte sie und verstummte dann. Der Blick den Erin ihr zuwarf, ließ sie noch mehr erschauern und sie konnte sich nicht des Gedanken erwehren, dass es Erin vorgezogen hätte, das das Siegel nicht beschädigt wäre. Sie musste schließlich einen guten Grund gehabt haben und auch gute Absichten.

Diese hatte sie nun durch den Befehl des Unheimlichen zunischte gemacht. Und es tat ihr leid. So leid. „Dann wärst du jetzt tot!“, schloss Erin und Branca nickte. Erin seufzte. Hob die Hand und Branca verkrampfte sich. Entspannte sich dann aber wieder, als sie merkte, wie Erin ihr sanft über den Kopf strich und lugte dann über den Rand der Decke. In das sanftlächelnde Gesicht Erins. Branca blinzelte, weil sie glaubte nicht richtig zusehen. Wieso lächelte sie aufeinmal.

Hatte sie nicht letzte Nacht Erins Siegel ruiniert, auf Wunsch des Unheimlichen? Sie damit enttäuscht?

Wieso lächelte sie sie an. „Erin?“, flüsterte sie und schlug dann die Decke weg. „Ja?“

„Bist…bist du nicht wütend auf mich?“, fragte sie und kam sich sogleich ziemlich dumm vor. Sie klang und fühlte sich wie ein kleines Kind. Dabei musste sie doch schon längst abgestumpft sein. Nach all dem ganzen Grauen. Aber so wie es aussah, war sie immernoch ein Mensch geblieben. Ob Unheimliche hinoderher. Diese Erkenntniss ließ sie etwas zaghaft lächeln. Auch Erins Lächeln wurde etwas mehr und sie tätschelte wieder ihren Kopf. „Nein, du hast nur getan, was sie dir am besten schien!“, sagte sie. „Das verstehe ich. Ich hätte…hatte genauso gehandelt!“

Branca durchfuhr es wie ein Blitz, als sie sich erinnerte, wie Erin ihr von ihrem Pakt mit dem Dämon erzählte. „Ja, aber…es häte mich dennoch fast umgebracht!“, sagte sie und in ihrer Stimme schwang deutlich Angst und auch selbstvorwurf mit. Erin schloss für einige Minuten die Augen. „Du konntest nicht ahnen, dass das ein gemeiner Trick der Krähe war!“, sagte sie und setzte sich dann zu ihr. Legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. „Aber ich hätte es wiessen müssen. Nach allem was bisher geschehen ist, müsste ich sie mittleerweile besser kennen und dennoch bin ich reingefallen!“, knurrte Branca verbittert. Erin konnte gut nachvollziehen, wie sie sich jetzt fühlen musste. Sie musste sich vorkommen wie ein blutiger Anfänger, und dass sie sich nun selbst für ihren Fehler, der ihr womöglich das Leben gekostet hätte, dafür hasste, war wohl gut zu verstehen. Erin hatte ja genauso den Fehler gemacht und nach diesem folgten immer wieder neue. Und für den verfluchte sie sich immer wieder. „Mach dir nichts draus. Einmal ist keinmal…!“, sagte sie und schluckte den Groll gegen sich selbst hinunter. Branca schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder. „Ja, aber ob sie es nochmal versucht, ist die andere Frage!“, murmelte sie und strich sich durch das schwarze Haar. „Fall er das versucht, werde ich da sein und das verhindern!“, sagte Erin und drückte ihre Schulter. Baranca sah sie an. Und so gern sie ihr das geglaubt hätte, konnte sie das nicht. Sie wusste es tief in ihrem Inneren. Selbst Erin konnte sie vor der Krähe nicht schützen. Das wusste sie jetzt. Es ließ sie erschauern und sie versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zulenken. „Was machen wir jetzt. Wegen der weisen Schlange, das wird doch nicht alles gewesen sein?“, sagte sie und Erins Gesicht wurde düster. Nein, das ist gewiss noch nicht alles gewesen. Da war sie sich sicher. Sondern erst der Anfang. Aber wie heisst es noch so schön: Das ist der Anfang vom Ende!

Erins Gesicht wurde nun festentschlossen und ihre Augen sprühten vor Tatendrang. „Nein, aber wir werden dem ganzen jetzt ein Ende setzen!“, kündigte sie an. „Und zwar heute Nacht!“
 

Die Mutter Oberin saß an ihrem Schreibtisch und schrieb einige Briefe. Manche gingen an die Schüler, andere an die Behörden. Nichts Auffälliges eben. Seit Schwester Cassandra und Schwester Mary gegangen waren, waren keine weiteren Morde passiert und sie war sich sicher, dass das mit den beiden Schwestern aus Rom zutun hatten. Wieso aber zwei Schwestern eines Gotteshauses solche grässliche Morde begannen, war ihr allerdings unklar. Was in einem Menschen vorgehen musste, um solche Dinge zu begehen…?

Die Mutter Oberin unterbrach kurz ihrer Arbeit und legte den Stift beiseite. Lehnte sich zurück und schloss die Augen. Entspannte sich für einen Moment. Da streifte sie ein kalter Windhauch und ließ die Flamme auf der Kerze für einige Sekunden wildtanzen. Die alte Frau öffnete ihre müden Augen und schaute zu der Kerze. Die Flamme flackerte nun wieder ruhig und nichts schien geschehen zusein. Aber sie spürte, dass etwas noch hiergelieben ist und was die Luft um einige Grad abkühlen ließ. Die Frau schaute sich um. Nichts war zusehen. Aber auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Und in ihrem Bauch kribbelte es. Ließ ihre Nackenhaare aufrecht stehen und sie erschauern. Etwas war hier. Etwas unsichtbares, Unheimliches und vor allem Böses. Leise knarrend öffnete sich nun die Tür und ließ den Blick frei auf den in ganz in Finsterniss gehüllten Gang. Die Kälte schien nun noch stärker zuwerden und die Mutter Oberin begann zu zittern. Minutenlang konnte sie sich nicht rühren, aber dann wagte sie sich auftzustehen und hinaus auf den Gang zutreten. Kaum hatte sie das getan, schlug ihr eine Welle der Finsterniss und Tod entgegen, die sie fast von den Füssen riss. Die Mutter Oberin taumelte nachhinten, fing sich aber wieder und ging weiter. Das beklemmende Gefühl der Angst, dass am Anfang klein und unmerkbar, wurde nun größer und ließ ihre Knie zittern. Sie hielt inne und drehte sich um. Sie glaubte etwas hinter sich gehört zu haben. Doch nur der heulende Wind und das Knarren der Bodendielen, waren die einzigen Geräusche, die hier waren. Die Leiterin atmete ein und aus und versuchte ihre wildschlagendes Herz zu beruhigen. Sagte sich, dass es hier nichts gab. Und traute sich weiter zugehen. Da!

Etwas war hinter ihr. Sie wandte sich um und machte einen erschrockenen Satz nachhinten. Hinter ihr war wie aus dem Nichts eine Frau erschienen. Sie trug die Kleidung des Klosters. Doch etwas an ihr war anders. Das Haar, das nicht bedeckt war, war ebenso weiss, wie das Kleid, das sie trug. Ihre Haut dunkel und sie hatte nur ein Auge. Dass unheilvoll gelbleuchtete. Ein dämonisches Grinsen umspielte ihre Lippen und die Mutter Oberin fühlte, dass diese Frau nicht menschlich war. Sie machte einen Schritt zurück. Die Frau folgte ihr und als sie etwas ins Licht trat, sah Mutter Oberin die weisse Schlange, die sich um den Hals der Frau windete. Mit einem gefährlichen Zischen entblöste sie ihre Giftzähne. „Wer…wer sind Sie?“, fragte sie und das Grinsen wurde breiter. „Die passende Frage ist wohl eher, was ich bin. Finden Sie nicht auch, Mutter?“, fragte sie und kam auf sie zu. Eine Stimme im Kopf der Mutter Oberin sagte ihr, was sie war und sie konnte es nicht glauben. Sofort kamen ihr die Worte der Schwester Cassandra in den Sinn.

„Es könnte gut sein, dass hier bald etwas Schlimmes passiert!“

Das tat es und die Mutter Oberin spürte, wie sich eine kalte Stahlklaue um ihren Nacken legte und zupackte.

„…Etwas Böses, Dunkles. Und ich bin mir sicher, dass es bald zuschlagen wird!“, hörte sie die Worte und ihr ganze Körper wurde zu Eis. Konnte damit diese Frau gemeint sein?

Aber wie konnte das sein. Wie konnte etwas Böses in dieses Haus eindringen, in dem Gott lebte?

Ein leises Lachen drang ihr zu Ohren und sah, wie das eine Auge noch mehr zuleuchten begann. „Sie wissen doch, was ich bin. Nicht wahr?“, flüsterte sie zischend und die Schlange schlängelte sich an ihrem Arm hinab. „Ja. Sie sind ein…ein Dämon!“, sagte die Frau und die Dämonen lachte. „Ganz genau. Und was meinen Sie, habe ich jetzt vor?“, fragte sie und schlenderte auf sie zu. Die Mutter Oberin sog tief Luft ein und ihre Augen weiteten sich. Sie kannte die Wahrheit, bevor sie sie überhaupt richtig begriff. „Mich töten…!“

„Bingo!“, zischte die Frau und kam weiter auf sie zu. Die Leiterin machte dafür Schritte zurück und stiess einen erschrocken Schrei aus, als sie mit ihrem Rücken gegen die Wand stiess. „Oh, geht es etwa nicht mehr weiter?“, höhnte die unheimliche Frau und blieb dann vor ihr stehen. Nur wenige Zentimeter von ihr entfernt und die Mutter Oberin sah in ihrem einen Auge, die kalte Mordslust. Sie wollte schreien, doch die Angst hatte ihr die Kehle zugeschnürrt. Mit einem teuflischen Grinsen hob die dämonische Frau die Hand und ihre Fingernägel wurden zu tödlichen Klauen. Die Mutter wusste, was nun kommen würde und kniff die Augen zusammen. Da zerbarste das Glas hinter ihr und links und rechts von ihr erschienen zwei weitere Frauen. Beide in schwarz gekleidet. Ein harter Fausthieb ließ die Dämonin zurücktaumeln und für einige Minuten wusste sie nicht, was passiert war. Als sie dann wieder nachvorne sah und die beiden Frauen sah, verzog sich ihr Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse. „Ihr!“, fauchte sie und zeigte auf Erin und Branca. Die Mutter Oberin, die endlich aus ihrer Starre erwacht war, schaute nun auch zu den beiden und in ihren Augen machte sich Unglauben bemerkbar. „Sie, Schwester Cassandra!“, keuchte sie und glaubte erst, ihre ugen würden ihr einen Streich spielen. Aber dann sah sie das kalte Lächeln in Erins Gesicht. „Mein richtiger Name ist Erin, nicht Cassanrda. Und das da, ist Branca!“, sagte sie und deutete auf ihre junge Freundin. Die Mutter Oberin schaute von einer zu anderen und als sie dann die Waffen in den Händen der beiden sah, glaubte sie nun völlig nicht mehr bei Verstand zu sein. Was hat das zubedeuten. Wer sind Sie?“, fragte sie an Erin gewandt und Erin konnte deutlich den Unglauben in der Stimme der Frau hören. „Erin Erik. Exorzistin des Vatikans. Zu Ihren Diensten!“, erklärte sie trocken und schaute aus den Augenwinkeln zu Branca. Diese schluckte und brachte etwas mühsam die Worte hevor. „Branca Crow. Besser bekannt als die Krähe. Der Tod auf leisen Schwingen!“

Es wiederstrebte ihr, diese Worte zusagen. Sie hatte ihre dunkle Seite und die damit verbundene Eigenschaft stets verabscheut. Sich dagegen gewehrt. Sich nun als diese vorzustellen, glich schon Verrat und sie wünschte sich, diese Worte nicht ausgesprochen zu haben. Doch nun waren sie ihr über die Lippen gekommen und sie hörte den Unheimlichen in ihrem Kopf schadenfroh lachen. Schnell zwang sie sich, diesen nicht zubeachten und sich der Dämonin vor sich zu widmen. Der hassende Blick war nun verschwunden und ein grausames Lächelhn umspielte die Lippen der Dämonin. Sie lachte schallend auf. „Ahhh, sieh mal einer an. Meine beiden größten Feindinnen haben sich also tatäschlich zusammengeraufft um mich zu vernischten. Hätte ich mir eigentlich denken können. Und dabei dachte ich, ihr würdet euch gegenseitig umbringen. Tja, habe mich wohl geirrt. Was außeroderntlich schade ist!“, sagte sie und fing an sich ihre Hände zu massieren. Als sie ihre Finger streckte, knackte es hässlich und die Klauen wurden von blauleuchtenden Blitzen umschlossen. „Aber das macht ja nichts. Mein Auftrag lautet sowieso, dich zuvernichten. Da kann ich auch gleich die weitere Verräterin miterledigen!“

Erins Mundwinkel zuckten etwas nachoben. Sie griff an die Seiten und zog ihre beiden Ranchesters. Lud sie durch. „Achja, und was für eine Arme hilft dir dabei?“, fragte sie und richtete beide Waffen auf sie. Da tippte Branca sie auf die Schulter und Erin hörte ein leises Fuck von ihr. „Was ist?“, fragte sie, ließ die Dämonin dabei nicht aus den Augen. „Kuck doch mal!“, sagte sie und Erin schaute zu ihr. Branca hatte den Finger ausgestreckt und zeigte in den Gang rechts von ihnen. Schlagartig wurde Erin bewusst, dass sie nicht die einzigen waren. Erst schwach, dann immer schneller schälten sie sich aus dem Dunkeln ab und kamen auf sie zu. Erin zählte mindestens zwanzig. Manche von ihnen gekleidet in den Nonnentrachten. Die Gesichter ausgetrocknet und die Augen nichts als dunkle Höhlen. Die Hände knochig und in ihre Richtung ausgestreckt.

Erin traf es wie ein Blitzschlag, als sie wusste, was da auf sie zukam. Tote!

Lebende Tote. Erin schluckte, als sie einige von ihnen erkannte. Es waren die Nonnen, und noch einige andere. Vermutlich Dörfler und ihre Gedanken überschlugen sich. Dass dieses Biest hier vor ihr stand und nun wohl die Toten gerufen hatte, konnte nur eines heissen. Sie war der Ursprung allen Übels.

Erins Magen zog sich zusammen und ihre Gedanken schlugen eine Richtung ein, die ihr gar nicht gefiel.

Vor ihr stand die weisse Schlange höchstpersönlich und was noch schlimmer war, dass sie ihr genau in die Falle getappt war. Wiedermal!

„Scheisse!“, fluchte sie und sah, wie die Untoten immer näher kamen. Aus dem anderen Gang links von ihnen kamen nun weitere Untote und umzingelten sie. Die Dämonin lachte. „Na was ist jetzt. Wolf. Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie und Erin schaute wieder zu ihr. Ihr Gesicht wurde zu einer Maske aus Wut und Branca sah ihr an, dass sie sich selbst gerne wohinbeissen würde. „Ich hätte eigentlich wissen sollen, dass du mir eine Falle stellst!“, knurrte sie. „Das Video…die Morde…dass alles war geplant gewesen. Nur um mich zu kriegen!“

Die weisse Schlange grinste sadistisch. „Eine Kleinigkeit hast du vergessen. Das was davor geschehen ist. Ich wusste, dass du keinen Dämon laufen lassen würdest, sondern ihn jagst, bis du ihn hast und dass du alles tun würdest, um deine große Liebe zu beschützen. Ja, Erin. Ich weiss alles über dich. Auch wenn du die selbstbeswusste, taffe Frau spielst, bist du auch nur ein Mensch, der sich nach Liebe sehnt. Zumindest, bevor du dich mit Erik eingelassen hast. Jetzt bist du nicht mehr besser als ich…!“, keifte sie und in ihren Worten troff reinste böse Freude mit. Wut und unbeändiger Hass erfüllte sie und löschte alle Vernunft und Fassung im nichts auf. Erins Mund verzog sich zu einem Ausdruck blanken Hasses und sie bleckte die Zähne. Wie kleine Dolche ragten ihre Zähne unter den Oberlippen und ein Knurren kam aus ihrer Kehle. Der Wolf zeigte sich. „Das heisst also, du hast von Anfang an, mit mir gespielt. Auch Ramona gehörte zu deinem dreckigem Spielchen!“, fauchte sie und legte den Finger auf den Abzug. Die weisse Schlange lachte kurz auf und hog die Schultern. „Sie kam mir, wenn ich ehrlich sein soll, reinzufällig gelegen. Ihr Hass auf dich, war wirklich beachtlich und dass sie mir nützlich sein würde, stellte sich erst heraus, als ich sah, was sie alles tun würde, um dich loszuwerden. Es war wirklich leicht, Fast schon zuleicht!“

Erin vertzog angewidert das Gesicht. „Widerliches Dämonenpack!“, fauchte sie. Wie sehr sie es hasste, dass die Schattenwesen Menschen so benutzen, wie es ihnen passte und es ihnen auch noch gefiel, wenn sie wegen ihnen leiden und sterben mussten. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie hielt den Lauf der Ranchester in die Höhe, in der die Stirn der weisen Schlange war. Diese jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern. Sondern grinste nur berechnent.

„Oh, jetzt hast du mich aber getroffen. Gerade du musst uns als widerlich bezeichnen. Darf ich dich daran erinnern, dass auch du Blut an deinen Händen hast. Die Menschen, die du retten wolltest, sind allesamt gestorben. Somit hast du auch eine gewisse Mitschuld!“, knurrte sie. „Du bist nicht besser, als wir Dämonen!“

Erin spürte für einen sekundenbruchteil einen Stich in ihrem Herzen. Dieses Biest hatte Recht. Das musste sie zugeben. So ungern sie es auch wollte. Wieviele Menschen sind wegen ihr ums Leben gekommen, nur weil sie sie von der Dunkelheit brefreien wollte. Unzähliges und für einen Moment fühlte sie, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen. Wie die Reue sie wieder einholte, sie lähmte. Doch dann fasste sie sich wieder. Sie hatte immerhin versucht, diese Menschen zuretten. Das war das einzige was zählte. Sie dürfte dieser Bestie nicht zeigen, was in ihr vorging. Sondern konzentierte sich darauf, ihre Gefühle zuunterdrücken. Es wäre niemandem geholfen, wenn sie sich jetzt von ihrem Hass und auch ihrer Reue leiten ließ.

„Ich versuche zumindest diese Menschen zuretten. Du aber vernichtest sie und es macht dir Spass. Das ist der einzige, aber auch entscheidende Unterschied zwischen uns beiden!“, rief sie und spannte den Hahn.

Whitney lächelte noch mehr. Noch kälter. „Ach, ist das so. Nun dann sage ich dir mal was. Selbst du bist nicht besser. Du willst es zwar nicht zugeben, aber auch in deinem Inneren, ganz tief, gibt es eine Seite, die sch vom Leid der anderen nährt und diese Seite…ist stärker. Und das weißt du auch!“

Das reichte. Erin schrie wütend auf und drückte ab. Sie wollte das einfach nicht mehr hören. Selbst für sie gab es eine Grenze und die hatte dieses Miststück eindeutig überschritten. Die Kugel schoss auf die weisse Schlange zu. Genau auf die Stirn. Doch bevor sie sie erreichte und ihrem Leben ein Ende setzte, löste sich die weisse Schlange in Luft auf. Die Kugel traf die weitentfernte Wand und riss ein Loch hinein. Ein schallendes und triumphierendes Lachen erklang und ließ Erins Wut nur noch mehr auflodern. „Tötet sie!“, schrie die Stimme der weissen Schlangen und die Untoten setzten ihren Weg fort. Umringten die drei und streckten hungrig die Hände nach ihnen aus. Die Mutter Oberin schrie auf, als eine der Untoten sie packte. Branca war zur Stelle und entriss sie dem Griff der lebenden Toten. Erin schoss einfach drauf los. Entlud ihren Hass bei den Untoten, in denen sie die Ausgeburten der weissen Schlange sah und sah mit kalter Genugtuung, wie die Untoten, einer nach dem anderen zu Staub wurde. Aber für jeden der viel, kamen zwei neue und so sahen sie sich in einer Ümernacht an Untoten gegenüber, die mehr und mehr wuchs. Branca drängte sich an die Wand ebenso, wie die Mutter Oberein und Erin, die neue Magazine in ihre Ranchesters einrasten ließ und wieder anfing loszuschiessen. Kugel auf Kugel jagte sie in die untoten Körper der Diener der weissen Schlange. Bis nur noch das leere Klicken zuhören war und Erin die Ranchester mit einem verächtlichen Fauchen einsteckte. „Was ist? Wieso schiesst du nicht weiter?“, fragte Branca panisch. Auch sie hatte mit ihrer Machete einige der Untoten dem Garaus gemacht. Aber die Untoten wurden immermehr und sie wusste nicht, wielange sie das noch durchalten konnte. Es waren einfach zuviele. „Ganz einfach, ich habe keine Muntion mehr!“, knurrte Erin und drängt sich neben ihnen an die Wand. Branca und auch die Mutter Oberin sahen sie ungläubig an. „Was, keine Munition mehr?“, keuchte Branca entsetzt. „Ich dachte, du hast genug dabei?“

„Das habe ich gedacht. Aber leider habe ich nicht gerechnet, dass dieses Biest eine Arme hat!“, gab sie scharf zurück. Die Untoten rückten immernäher. Und Erin war klar, dass es nicht länger dauern bis diese Untoten sie alle drei umbringen würden. Sie wandte sich an die Mutter Oberin, die leichenblass war. „Gibt es hier eine Fluchtmöglichkeit?“, schrie sie, während Branca zwei der Zombies enthauptete. „Ne-nein, ich glaube nicht!“, stammelte die Mutter Oberin und Erin fluchte. „Na dann…müssen wir usn eben den Weg freikämpfen!“, brüllte sie und stürmte voran. Zog im selben Moment einen Säbel aus ihrem Mantel und hieb nach den Untoten. Kaum stellten sie sich ihnen in den Weg, schon zerfielen sie zu Staub. Branca ergriff die Mutter Oberin an der Hand und riss sie mit sich. „Los beeilen sie sich!“, schrie sie und rannte Erin hinterher. Wie eine Besessene schlug sie um sich und trennte Köpfe von den Schultern. Schon von weitem sah sie die Pforte und atemete innerlich erleichtert auf. Gleich hatten sie es geschafft. Gleich würden sie hier raussein. Doch da hörte sie den Schrei der Mutter Oberin und blieb abrupt stehen. Einer der Untoten hatte sie gepackt und zu Boden geworfen. Branca war mit ihr gestürzt und ehe Erin reagieren konnte, um ihnen zu helfen, warfen sich schon die Untoten auf sie. Die Mutter und Branca schrien, hielten die Hände vor sich gestreckt. Erin schrie ebenso und wollte nachvorne stürmen, um ihnen zu helfen. Da schoss eine Flammenlanze aus Brancas Handflächen und verbrannte die angeifenden Untoten. Sekundenlang geschah nichts und Erin meinte, die Zeit würde still stehen. Auch Branca glaubte zuerst, alles um sie herum würde stillstehen. Dann sah sie zu ihren Handflächen. Rauch stieg in kleinen Rauchfäden auf und verblasste. Was war passiert?

Hatte sie wirklich Feuer aus ihren Händen geschossen?

Ode Rhatte sie sich das nur eingebildet. Etwas oder besser gesagt jemand sagte ihr, dass sie sich das wirklich nicht eingebildet hatte und dass sie es nochmal versuchen sollte. Branca ballte die Hände zu Fäusten. Was hatte sie zuverlieren. Entweder würden die Untoten sie töten, oder das dunkle in ihr. Sie konzentierte sich und als sie die Hände wieder ausstreckte, in Richtung der Untoten, schossen erneut Flammenzungen aus ihren Händen. Machten das gleiche mit den herankommenden Untoten, wie den vorherigen. Und zugleich durchströmte sie ein Gefühl. Ein Gefühl, dass sie noch nie zuvor verspürt hatte. Es fühlte sich berauschend an. So, als würde sie der einzige Mensch auf der Welt sein, der etwas schaffen konnte. Etwas Großes. Oder auch etwas Schlechtes. Ein kleiner Teil in ihr schrie, sie solle damit aufhören und sich von diesem Gefühl nicht mitreissen lassen. Aber das Gefühl war stärker, als die Stimme ihrer Vernunft und sie genoss es, diese Macht zu haben. Genoss es zu töten und wollte weiter machen. Ein freudiges und böses Grinsen zierte ihr Gesicht. Erin sah es und als es keine Untoten mehr gab, die sie bedrohten, legte sie die Hand auf ihre Schulter und drückte zu. „Branca, das reicht. Hör auf!“, sagte sie und wie als hätten ihre Worte eine magische Wirkung, erwachte Branca aus ihrem Rausch aus Macht und Mordslust. Sie hielt sich den Kopf und stöhnte. „Uhh, Fuck ey. Was…was war denn los?“, fragte sie und sah Erin dann ratlos an. Erins Augen waren wir zwei Dolche, die sie durchdrangen und in ihnen sah Branca die schreckliche Wahrheit. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, bitte…sag nicht, dass ich schon wieder…!“, stammelte sie und sank zu Boden. Erin ließ sich neben ihr nieder und legte den Arm um die Schulter. „Doch, aber sehe es so. Du lebst noch…!“, flüsterte sie und Branca sah sie mit Tränen in den Augen an. Sie konnte nicht fassen, dass sie sich wieder von dem Unheimlichen reinlegen ließ. Was würde noch alles geschehen, wenn sie nicht bald lernte, sich unter Kontrolle zu halten?

„Was bringt mir das, wenn ich mehr und mehr zu einem Monster werde?“, wimmerte sie und legte das Gesicht in beide Hände. „Ich kann nicht mehr, Erin. Ich kann wirklich nicht mehr!“

Erin zog sie an sich und umarmte sie. Die Mutter Oberin hatten sie völlig vergessen und wenn sie ehrlich sein sollte, war es jetzt nicht so wichtig, sie über das aufzuklären. Sie hatte ja sowieso schon alles gesehen und Erin bezweifelte sehr stark, dass die Mutter Oberin das als einen bösen Traum abtun würde. „Schhhschhh. Jetzt ist es ja vorbei. Ich bin ja da!“, sagte sie und zog Branca auf die Beine. Branca wischte sich die Tränen weg und lächelte dann matt. „Komm lass uns von hier verschwinden!“, sagte sie und wollte mit Branca und der Mutter Oberin hier weg. Doch da hielt sie inne, als sie die weisse Schlange sah. Sie stand genau im Ausgang und grinste sie dämonisch an. Dann drehte sie sich um und rannte davon. Wieder ergriff die Wut Erin und sie schaute kurz zu Branca. „Kommst du alleine klar?“, fragte sie und hoffte, dass sie damit keinen weiteren Fehler macht. Branca nickte und die Mutter Oberin legte ihr die Hände auf die Schultern. „Ich werde mich um sie kümmern!“, sagte sie und Erin nickte. Dann wandte sie sich um und rannte ihr hinterher.
 

Die weisse Schlange hielt im kleinen Innenhof und grinste, als Erin auftauchte. Sie verneigte sich. „Endlich stehen wir uns gegenüber. Wie sehr ich mich auf diesen Moment gefreut habe!“, sagte sie und fletschte die Zähne.

Erin stellte sich in Angriffsposition. „In der Tat. Hat ziemlich lange gedauert…Aber jetzt werde ich dich für alles büssen lassen, was du mir angetan hast!“, fauchte Erin und streckte die Finger aus. Ihre Fingernägel wurden zu scharfen Krallen und blitzen im Mondlicht. Die weisse Schlange grinste. „Na dann pass auf, das du dich nicht überschätzt!“, sagte sie und nahm auch eine Angriffsposition ein. Erin knurrte und konzentierte sich dann. Suchte tief in ihrem Inneren nach der Gegenwart von Erik und fühlte, wie er darauf reagierte. Es war ein leises pulsierendes Glühen, das sie erfasste und sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf. „Was gibt es…?“, fragte er murrend, als hätte sie ihn aus einem tiefen Schlaf geweckt. „Erik, ich brauche jetzt deine Hilfe. Ohne werde ich es nicht schaffen!“, sagte sie nur in ihren Gedanken. „Wenn es nichts weiteres ist?“, fragte er gelassen und Erin lächelte. Nie hätte sie gedacht, dass sie freiwillig seine Kräfte und seine Hilfe in Anspruch nehmen würde. „Danke!“, sagte sie und dann spürte sie, wie Eriks Kraft auf sie überging. Erst war es ein Prickeln, dass ihr über die Arme lief und sich auf den Rest ihres Körpers ausbreitete. Dann aber wurde das Prickeln stärker und ließ ihre Nackenhaare aufrechtstehen. Es traf sie wie ein Schlag und sie erzitterte. Die Kraft in ihr nahm zu, schlug hohe Wellen und schien kein Ende zunehmen und als sie auf ihre Finger blickte, schnappte sie nach Luft. Ihre Fingernägel wurden zu tödlichen Fängern und die Veränderung in ihr nahm zu. Die Zähne glichen nun denen eines Wolfes und ihre Gesichtszüge hatten einen animalischen Audruck. Ihre Muskeln verhärteten sich und ihre Augen wurden dunkel. Erins Bewusstsein blieb als einziges übrig und dafür war sie dankbar. Als die Wandlung vorrüber war, erinnerte an ihr nichts mehr an einem Menschen. Nur die Gestalt einer Frau blieb übrig, der Rest glich dem eines Wolfes. Die weisse Schlange lachte schallend auf. „Sieh mal einer an, du kannst dich schon teilweise verwandeln…aber leider noch nicht vollständig!“, höhnte sie und ihre Gesichtszüge wurdem kalt und heimtückisch. Ganz wie die einer Schlange. Erin knurrte und ihre Stimme war grauenvoll verzerrt und klang grollend und dunkel. „Das reicht mir schon, um dich zu besiegen!“

Die weisse Schlange zischelte und schon sprangen sich die beiden Schattenwesen an.
 

Branca lehnte sich zurück und nahm dankend das Glas Wasser entgegen, dass ihr die Mutter Oberin entgegehielt. „Danke!“, sagte sie müde, als sie es ausgetrunken hatte. Die Mutter Oberin nickte nur, und setzte sich neben sie. Sie waren in einem der Zimmer und hatten die tür verschlossen. Ein Kreuz hing über der Tür und Branca bettete, das es reichen würde. „Ich kann immernooch nicht glauben, was geschehen ist. All diese Menschen. Oh, Gott!“, sagte sie und bekreuzigte sich. „Glauben Sie mir. Vor einiger Zeit habe ich auch nicht daran geglaubt, aber jetzt…bin ich mitten drin!“, erwiederte Branca und schaute zum Fenster. Ihre Gedanken entglitten in eine andere Richtung und sie fragte sich, ob Erin es schon geschafft hatte, die weisse Schlange Whitney besiegt hatte. „Aber…wieso gerade hier….das hier ist ein Gotteshaus…hier können Dämonen doch gar nicht reinkommen!“, sagte die Frau und machte eine hilflose Geste mit den Händen. Darauf hatte Branca natürlich keine Antwort. Sie hatte selbst darauf gebaut, dass man in Gotteshäuser sicher vor solchen Kreaturen ist. Wie man sich doch täuschen konnte. Sie zuckte nur die Schultern. „Tja, wie es aussieht, wohl doch!“, sagte sie nur und wischte sich über die Augen. Erst jetz, wo sie hier saßen, in einem Zimmer, auf dem Bett, wurde ihr klar, wie müde sie sich eigentlich fühlte. Ihre Muskeln an Armen und Beinen schienen ihr schwer wie Blei zu sein und ihre Augenlider sanken nieder. Doch dann riss sie sie wieder hoch und ermahnte sich selbst, wach zu bleiben. Immerhin konnte es gut möglich sein, dass es noch nicht vorbei war und dass vielleicht noch immer ein Untoter oder was auch immer ihnen auflauerte. Sie seufzte und schaute um sich. Sah einen Stuhl und ging auf ihm zu. Sie untersuchte ihn und warf ihn um. „Was…was tun Sie da?“, fragte die Mutter Oberin und Branca brach ein Stuhl ab. Das spitze Ende versprach genügend Schutz. „Mir eine Waffe beschaffen!“, sagte sie und setzte sich wieder aufs Bett. „Nützt uns das denn?“, fragte die Mutter und besah das Stück etwas misstraurisch. Branca wog den Kopf hinundher. „Weiss ich nicht. Aber immerhin etwas. Auf keinen Fall will ich wieder…!“

Ihre Stimme brach ab, als sie sich wieder das Bild vor Augen hielt, als sie Feuer aus ihren Händen schoss und dabei ein Hochgefühl von Macht hatte. Es durchlief sie kalt und sie drängte das Bild aus ihrem Gedächtniss. „Sie wissen schon!“, sagte sie. Die Mutter Oberin nickte und Branca wunderte sich nun, dass die alte Frau ihr gegenüber nicht abgeneigt war. In ihren Augen musste sie nun auch ein Dämon sein und es war wirklich seltsam, dass sie ihre Nähe duldete. „Haben Sie eigentlich keine Angst vor mir?“, fragte sie vorsichtig und die Mutter Oberin, wurde kurz blass. Dann aber schüttelte sie den Kopf. „Nein. Sie haben mir das Leben gerettet!“, sagte sie nur und lächelte etwas zaghaft.

Branca lächelte auch, aber als sie in die Augen der Frau schaute, konnte sie deutlich in ihnen sehen, dass sie sich dennoch fürchtete. Sie sank etwas tiefer zusammen und schaute nochmals zur Tür. Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte sich, ob sie sie öffnen und mit der Mutter von hier verschwinden sollte. Erin beschäftigte die weisse Schlange und sie hätten damit eine gute Chance zu entkommen. Sie stand auf und ging zu ihr. Legte das Ohr an die Tür und lauschte. Nichts war zu hören. Sie blickte zur Mutter Oberin. Diese sah nur in eine der Zimmerecken und schien plötzlich mit den Gedanken weit wegzusein. „Die arme Frau!“, ging es ihr durch den Kopf. „Es muss schrecklich sein, alle zu verlieren, die ihr wichtig und ihr anvertraut waren!“

Sie wandte sich wieder der Tür, wollte die Frau allein mit ihren Gedanken lassen. Sie konnte so ohnehin nichts für sie tun. Manchmal war es besser, mit seiner Trauer allein zusein. Auch wenn es wehtut. Vorsichtig drehte sie den Schlüssel herum und öffnete die Tür. Das Holz knarrte in ihren Ohren vielzulaut und Branca fluchte leise. Lugte durch den Türspalt, und als sie keinen Untoten auf dem Gang sah, atmete sie erleichtert aus. „Okay. Die Luft ist rein!“, sagte sie leise und öffnete die Tür etwas mehr. Drehte sich dann um. „Mutter Oberin, ich denke, wir können…Ahhh!“

Branca machte einen Satz nachhinten. Taumelte und fiel hart zu Boden. Es war knapp gewesen und wenn sie nicht rechtzeitig, aus gewichen wäre, hätte sich das scharfe Blatt der Axt in ihr Gesicht gegraben. Und nicht in den Türrahmen.

Branca rang nach Atem und schaute mit schockgeweiteten Augen zu der Mutter Oberin. Ihr Blick glich der einer Verrückten und in ihren Händen hielt sie die Axt. „Mu-Mutter Oberin…was…was tun Sie da?“, fragte sie keuchend und schaute auf die Axt, die genau über ihrem Kopf in der Luft schwebte. „Sterben…du musst sterben!“, sagte sie nur und wiederholte die Worte immer wieder. Branca begriff erst nicht, aber dann sah sie sich die Mutter Oberin genauer an, und sah was in sie gefahren war. Die Augen waren nicht mehr die, der Mutter Oberin. Nicht mehr klar und wach, sondern benebelt und irgendwie fremd. „Sie ist besessen!“, schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf. Sie wusste nicht, wie sie auf diesen Gedanken gekommen war, aber er war da und ließ sie zu Eis erstarren. „Du musst sterben!“, schrie die Mutter Oberin und ließ die Axt auf sie niedersaussen. Branca wich aus und die Axt grub sich in die Holzdielen. Sekunden vergingen, in denen Brancas Kopf völlig leer war und sie erstmal keinen Gedanken fassen konnte. Aber dann schrie die Stimme in ihrem Kopf, nur Lauf und ein Adrenallinstoss durchfuhr sie. Schnell sprang Branca auf und rannte los. Und die Mutter Oberin hinter ihr her. Die Axt immer wieder nach ihr schlagend und sie kanpp dabei verfehlent.

Branca hatte keine Ahnung wohin sie laufen sollte. Für sie sahen alle Gänge und Türen gleich aus. Sie hatte das Gefühl, als würde sie im Kreis laufen. „Verdammt!“, fluchte sie. „Wieso habe ich mir die Gänge nicht genauer gemerkt!“

Ihre Flucht endete schließlich in einer Sackgasse. Aus der es Kein Entkommen gab. Weder eine Tür noch ein Fenster ermöglichten ihr eine Flucht und wieder stiess Branca einen Fluch aus. Hinter sich hörte sie das Schreien der Mutter und wirbelte herum. Sie kam auf sie zu, die Axt hocherhoben und mit einem irrsinnigen Grinsen im Gesicht. „Sterben…sterben musst du!“, flüsterte sie und lachte hysterisch. Branca drückte sich an die Wand und schaute sich nochmals um. Vergebens. Sie saß in der Falle.
 

Erin flog gegen die Steinmauer und merkte, wie der Stein unter ihr nachgab und mit ihr zu Boden ging. Mühsam richtete sie sich auf und schaute zu der weissen Schlange. Sie strotzte immernoch vor Kraft, während ihre eigene langsam schwächer wurde. „Erin, ich kann…ich kann nicht länger meine Kraft auf dich übertragen…ich…!“, hörte sie Erik in ihrem Kopf schwer nach Luft japsen und merkte, wie die Kraft in ihr immer mehr versiegte. „Halte noch etwas durch…ich bitte dich, Erik!“, wimmerte sie und richtete sich auf. Die weisse Schange lachte, als sie das Häufchen Elend sah. „Oh, was hast du denn?“, fragte sie und kaum auf sie zu. „Gehen dir die Kräfte verloren?“

Erin erhob sich und warf der weissen Schlange einen wütenden Blick zu. „Halts Maul!“, keifte sie und richtete sich auf. Doch da schlug ihre Feindin zu und schleuderte sie gegen die nächste Wand und das letzte bisschen an Kraft, was sie noch hatte, verpuffte. Kraftlos sank Erin in sich zusammen und rang nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenem. Verschwommen sah sie, wie die weisse Schlange auf sie zu kommt und sie angrinste. Als sie ihre Hand hob, sah Erin schwach, wie sich ihre Hand zu etwas schwarfem, metallischem verformte. Einem Schwert.

Erin versuchte zurückzuweichen. Zum Glück hatte sie noch genügend Kraft um sich zubewegen. Langsam, um ihre noch verbliebende Kraft nicht auch noch zuverlieren, kroch sie nachhinten. Da stiess sie gegen die Mauer. Ihr wurde miteinemmal kalt und sie begann zu zittern. Endstation. „Nein!“, keuchte sie und schaute zu der Mauer hinter sich und dann wieder zu der weissen Schlange, die nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand. „Hier kommst du nicht mehr raus!“, sagte sie und hob dann ihre Schwerthand, um sie in Erin zu bohren. Erins Gedanken wirbelten wie wild durch ihren Kopf und sie war nicht imstande auch nur einen zufassen. Nur einen und den hatte sie, als sie die Mauer vor ihr sah. Die Mauer war vollständig in Schatten gehüllt und ideal, wenn sie…

Erin hatte keine Zeit, um genauer darüber nachzudenken und zwang sich auf ihre Füsse. Sie hatte nur eine Chance und die musste sie nutzen.

Mit ihrer letzten Kraft rannte sie auf die Mauer zu und hoffte inständig, dass ihr Wunsch, in diesen Schatten zutauchen gross genug war. Denn ansonsten würde sie gleich mit dem Kopf gegen die Mauer prallen. Sie machte einen Hechtsprung und schloss die Augen. Das nächste, was sie wahrnahm, war ein Platschen. So als würde sie in Wasser eintauchen. Und fühlte, wie der Schatten sie umgab, wie eine schützende Aura.
 

Branca rollte sich zur Seite und entging dem Schlag. Die Mutter Oberin schrie wütend auf und schlug wieder zu. Verfehlte Branca erneut und ehe sie wusste, was sie wirklich tat, ergriff Branca den Stiehl der Axt und entriss ihn ihr. Die Mutter Oberin sah sie kurz erschrocken an, aber dann kehrte der alte Hass in ihren Augen wieder und sie stürzte sich nun mit blossen Händen auf sie. Es geschah alles vielzuschnell, als das sie genauer mitbekam, was eigentlich passierte. Eine dunkle Welle von etwas, was sie nicht ganz definieren konnte, erfasste sie und steuerte sie. Ließ ihre Hände vor sich ausstreckten und als Branca endlich begriff, was das war, explodierte schon ein Feuerball in ihren Händen und umschloss die Mutter. Sie schrie auf, als das Feuer sie erfasste und sie verbrannte.

Als von der Mutter nichts mehr übrigblieb, als ein verkohltes Skellet und Branca sank kraftlos zu Boden. Stützte sich mit den Armen ab und rang nach Luft. Sie blickte zu den Überresten der Mutter Oberin und wusste, was/ wer sie da gelenkt hat. Die Krähe und diesesmal hatte sie nicht das Gefühl der Macht erfüllt. Sondern nur der Wunsch zu überleben. Es war erschreckend und doch war sie froh. Ohne diese Steuerung der Krähe, wäre sie jetzt tot. Erschöpft lehnte sie sich zurück und legte den Kopf. Machte die Augen zu und versuchte die Ereignisse von vorhin zuverarbeiten. Aber dafür hatte sie keine Zeit. Ein Schrei ließ sie auffahren und sie sprang auf die Füsse. Ihr Blick ging hastig in alle Richtung und als ein weiterer Schrei erklang, wusste sie, dass das kein Schrei aus dem Mund eines Menschen, sondern ein Schrei aus den Gedanken. Und sie wusste, wer diesen Schrei ausgestossen hatte. „Erin!“, keuchte sie und rannte in die Richtung, aus der sie den Schrei zuhören geglaubt hatte.
 

Es war, als würde sie schwimmen. Überall um sie herum war Dunkelheit und sie fühlte sich schwerelos. Ihre Gedanken und ihr Körper waren noch da. Auch die Empfindungen, die sie erfassten, als sie in der Dunkelheit umherschwebte. Verwirrung, aber auch Erleichterung. Ihr war es in allerletzten Minute gelungen, der weissen Schlange zu entkommen. Zumindest solange, bis sie sich einen Plan ausgedacht hatte, um sie zubesiegen, oder für einen kurzen Moment entgegenzukommen. Und während sie darüber nachdachte, ließ sie sich weiterhin von dem Schatten schützen und wurde immer mehr eins mit ihm. Es war unglaublich. Als sie das erste Mal eins mit dem Schatten wurde, hatte sie keine Zeit, sich damit auseinander zusetzen. Aber jetzt, wo sie nun etwas länger im Schatten war, konnte sie es spüren. Sie sah die weisse Schlange vor sich und fing an sich im Schatten zubewegen. Kroch förmlich durch die Finsterniss, die sie schütze und war stets darauf bedacht, den Schutz des Schattens nicht zuverlassen und den Wunsch nicht aus diesem zutreten zu haben.

Die weisse Schlange grinste, als Erin im Schatten verschwand und schloss ihr Auge. Hob dann beide Hände und ließ die andere wieder zu einer nomarlen Hand werden. Drehte um sich herum und zeigte mit den Zeige-und Mittelfinger in die jeweiligen Richtungen. „Warm…wärmer…heiss!“, zischte sie und ein Blitzstrahl schoss aus den Fingern ihrer rechten Hand. Zischten auf den Schatten zu und als diese hineintauchten, gellte ein schmerzlicher Schrei auf.

Erin sah etwas Grelles durch die Dunkelheit auf sich zuzischen und schrie im nächsten Moment auf, als der Blitz sie traf. Sie glaubte bei lebendigem Leibe verbrannt zuwerden und wurde im nächsten Moment brutal aus dem Schutz des Schattens gerissen. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel sie zu Boden und krümmte sich. Noch immer durchfuhren sie Stromstösse und jagten quallvoll durch ihren Körper. Sie schrie auf, als diese ihr Herz erreichten und es fast zum platzen brachten. Mit einem grausames Lachen schlenderte ihre Gegnerin auf sie zu und versetzte ihr einen Tritt ins Gesicht. „Zugegeben…es hat mich wirklich gewundert, dass du soviel von der dunklen Seite in dir beherrschen kannst, aber um mir eins auszuwischen, braucht es etwas mehr!“, sagte sie und streckte wieder den Zeige-und Mittelfinger aus. Ein weiterer Blitz schoss aus diesen und durchjagte Erins Körper. Erin schrie auf und blieb dann, mit schmerzverzerrtem Gesicht zitternt liegen. Kleine weissblaue Blitze entkamen aus ihrem Körper und liefen über sie. Sorgten für ein schmerzhaftes Kribbeln und Erin drohte ohnmöchtig zu werden. In ihrerm Innerern suchte sie nach Eriks Nähe, spürte jedoch nichts und sie befürchtete, dass er schon längst tot war. Aber dann rief sie sich in Gedanken, dass auch sie tot wäre. Nein, er war nicht tot. Nur geschwächt, sowieso. Doch was nützte dies, wenn sie sowieso ihr Leben verlieren würde. Erin sparte es sich, hochzuschauen. Sondern schloss die Augen und wartete darauf, dass die weiss Schlange ihr Werk volbrachte. Sie hörte sie noch lachen. „Schade eigentlich. Ich dachte, du hättest mehr auf dem Kasten. Aber was hat man schon zu erwarten, von einer Anfängerin!“

Alles in ihr schrie danach, aufzustehen und weiterzukämpfen. Mit welcher Kraft aber. Sie hatte keine mehr. Und auch Erik nicht. Zum ersten Mal hatte sie keine Kraft mehr zum kämpfen und es war ein Scheissgefühl so schutzlos zu sein. „Immerhin bin ich dir oft genug, von der Klinge gesprungen!“, sagte sie und ihre Stimme war kaum, als ein Krächzen. Die weisse Schlange schnalzte mit der Zunge. „Ja, aber am Ende kriege ich dich dennoch. Willst du denn nicht wissen, wie ich heisse?“

„Was macht das denn schon für einen Unterschied?“

„Keinen. Aber ich finde du solltest meine anderen Namen kennen, als nur den der weissen Schlange. Damit alle in der Hölle wissen, wer dich besiegt hat, Erin!“

Erin brachte nichts anderes über die Lippen als ein wütendes Knurren. Wenn es etwas gab, was sie hasste, dann Dämonen, die noch eins draufsetzten mussten und meinten, ihre Opfer noch zu tode zuquatschen. Anstatt ihnen gleich den Rest zu geben. „Als ob die das interessiert!“, fauchte sie. „Und wie das interessiert. Die große Wölfin, Erin, besiegt von der weissen Schlange, Whitney!“, kündigte sie an und wenn Erin gekonnt hätte, hätte sie gelacht. Whitney!

Der Name passte ja wirklich gut zu ihr. „Ach, gab es keine andere Menschen, in die du kehrenkonntest. Menschen mit besseren Namen!“, spottete sie und kassierte dafür einen harten Tritt in die Seite. „Schnauze!“, fauchte sie. „Und krepier!“

Wieder wurde ihre Hand zu einem Schwert und diesesmal schien es für Erin nun wirklich kein Entkommen mehr zu geben. Mit einem euphorischen Ausdruck hob sie die Schwerthand und ließ sie auf sie niedersaussen.

Da züngelten plötzlich Flammen auf und die weisse Schlange schrie auf, als diese einen Kreis um sie zogen. „Ahhh…wer…!“, kreischte sie und schaute zum Eingang. In dem Sstand Branca und hatte die Hand ausgestreckt. Kleine Flammen tanzten noch auf der Handfläche und erloschen dann. „Du!“, keifte sie und fletschte die Zähne. Branca sagte nichts, sondern sah sie nur an und kurz sah die weisse Schlange einen wütenden Ausdruck in den Augen der jungen Frau. Als sie in den Hof kam und sah, dass Whitney Erin mit dem Schwert, das Mal ihre Hand gewesen war, töten wollte. Panik wallte in ihr auf, als sie sah, dass Erin sich nicht rührte und wenn sie nichts unternahm, würde Erin sterben. Das musste sie verhindern. Unbedingt. Wieder streckte sie die Hände aus, versuchte die Kraft in sich wieder aufzuerwecken und sekundenspäter schossen Flammen hervor. Jedoch nicht aus ihren Händen, sondern aus dem Boden. Zogen um die weisse Schlange einen Ring und schlossen sie ein. Die weisse Schlange schrie wütend auf und wirbelte herum, sahe sie mit einem wildenwütenden Blick an und Branca versuchte die Flammen höher züngeln zu lassen. Dies gelang ihr auch. Allerdings nur für einige Minuten. Als die Flammen wieder erloschen und somit keine Gefahr mehr für Whitney waren, fauchte sie und wollte sich schon auf sie stürzen. Aber da blieb sie stehen, wie als wenn sie gegen eine Wand gelaufen wäre und ihre Augen weiteten sich. Schweigen herrschte einen Moment und Branca fragte sich, was Whitney zum stehen gebracht hatte. Doch als sie den schwarzen Fleck auf ihren Bauch sah, der sich rasend schnell ausbreitete, begriff sie. Sie wollte schon einen Schritt nachvorne machen, hielt aber inne, als sich die weisse Schlange umdrehte und den Blick auf einen Dolch freigab, der in ihrem Rücken steckte. Der Griff des Dolches schimmerte Silbern und machte der weissen Schlange wohl ziemlich zuschaffen. Ihr Blick wanderte weiter zu Erin und als sie sie sah, aufgErikhtet und mit ausgestreckter Hand, verstand sie, woher er Dolch kam.

Und sie dachte sie müsste nun sie retten. Wie schnell man sich doch täuschte. Branca atmete erleichtert aus. Die weisse Schlange Whitney fauchte, griff hinter sich und zog mit einem schmerzhaften Zischen den Dolch aus ihrem Rücken. Angewidert warf sie ihn zu Boden und drehte sich zu Erin. Verachtung spiegelte sich in ihren Augen und sie wollte sich auf sie werfen. Doch die Wunde, die der Dolch in ihrem Rücken hinterlassen hatte, ließ sie zusammenfahren und Schreien. Sie hielt sich den Rücken und warf Erin erneut einen durchdringenden Blick an. Erin erwiederte diesen, legte genauso viel Hass darin und hoffte, dass das reichen würde.

Mit einem Fauchen ging die weisse Schlange zurück. Für Erin ein klares Zeichen, dass sie diesen Kampf beenden wollte. Zum Glück. Denn ein weiteres Mal, würde es ihr nicht gelingen, der weissen Schlange zuvor zu kommen. Das eine Auge der weissen Schlange fing an gelblich zu leuchten und blaue Blitze fingen an um sie zutanzen. Erins Nackenhaare stellten sich auf und ein Lufthauch streifte sie im Nacken. Über sich hörte sie ein Grollen und schaute nach oben. Es verschlug ihr die Sprache. Dunkle Wolken türmten sich auf und bildeten eine wahre Gewitterfront. Blitze schossen hervor und sie duckte sich, in Erwartung, dass die Blitze sie treffen würde. Aber anstatt sie, trafen sie die weisse Schlange und tanzten um sie herum. Umgaben sie wie einen Schutzschild. Konnte es sein, dass sie es dennoch nocheinmal versuchte, wie anzugreifen. Nein!

Denn die Blitze um sie herum hüllten sie weiterhin ein und schwach sah man, wie sie sich aufzulösen begann. Sie wusste, was das zubedeuten hatte. Die weisse Schlange ergriff die Flucht. Mühsam und mit aller Aufbietung ihrer Kraft, richtete sie sich auf und stützte sich an der Mauer ab. „Was gehst du schon?“, fragte keuchend und mit Augen, die dunkel voller Hass waren. Whitney rümpfte die Nase und zeigte Erin nocheinmal die Zähne.

„Bilde dir ja nicht ein, dass du gewonnen hast. Diesesmal hattest du Glück. Aber das nächste Mal, wirst du mir nicht soleicht entkommen. Verlass dich darauf!“, keifte sie. Die Blitze wurden stärker um sie herum. Bis sie sich zu einer Säule aus gleisendhellem Licht zusammentaten und dann gen Himmel hinauffuhren. Mit einem Donnern und Tosen verschwand die Säule in den dunklen Wolken, die sich auftaten und den vollen Mond freigaben. Branca schaute zum Himmel hoch und konnte sich erstmal nicht rühren. In den ganzen Minuten war einfach zuviel geschehen, als das sie es begreifen konnte. Mit zögerlichen Blicken ging sie dann zu Erin und stützte sie. In ihrem Armen fühlte Erin sich so leicht und leer war, wie eine Puppe und Branca fürchtete schon, dass Erin sogut wie tot war. „Erin!“, flüsterte sie. „Was…geht es wieder?“

Erin hob den Kopf und lächelte schwach. „Ich fühl mich wie vom Blitz getroffen. Aber ansonsten geht es mir gut!“, flüsterte sie und Branca musste ein Lachen unterdrücken. Dass sah ihr ähnlich. Auch wenn sie selbst knapp dem Tode entronnen war, hatte sie immer einen Spruch auf den Lippen. „Komm,…gehen wir rein. Du musst dich ausruhen!“, sagte sie. Erin nickte. Sich auszuruhen klang wirklich verlockend. Da sie sich zumal immer schwächer fühlte. Dabei hatte sie nicht gedacht, dass sie es noch schaffen würde, die weisse Schlange nocheinmal anzugreifen. Doch als sie für einige Minuten auf dem Boden lag, war etwas von ihrer Kraft zurückgekehrt. Es war seltsam. Und sie fragte sich wieso. Aber darüber konnte sie noch später nachdenken. Nachdem sie sich ausgeruht hatte. Taumelnd und von Branca gestützt, ging sie zu dem Eingang und kaum dass sie über die Schwelle trat, wurde ihr schwarz vor Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hidan_1975
2015-08-18T23:41:04+00:00 19.08.2015 01:41
Wow und äußerst genial bis episch beschrieben.

Top und Daumen hoch.


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