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Allein unter Männern-Das totale Chaos?

Dysfictional Family
von

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Wessen Schuld ist es nun?

An uns fuhr eben ein Streifenwagen vorbei. Auch dieser hätte uns beinah in seiner Eile umgefahren, genau wie der Krankenwagen heute Nachmittag. „Yu, pass auf!“ Ich war so in Gedanken versunken dass ich es erst gar nicht merkte. Bloß Kati warf mich auf einmal auf den Boden. „Autsch!“ „Entschuldige Schatz!“, sagte sie und sah dem Polizeiauto hinterher. „Sag mal, wollen uns heute irgendwie alle umbringen?“, fragte ich sie und war total sauer. Aber sie antwortete nicht, starrte dem Streifenwagen hinterher. Sie war beunruhigt. Ich umarmte sie von hinten. „Schatz, was ist los?“ Sie wand sich aus meiner Umarmung und zog mich hinter sich her. „Komm mit, ich habe ein schlechtes Gefühl. Ich kann mich auch irren, aber irgendetwas stimmt nicht.“ Ratlos und mit fragendem Blick folgte ich ihr. Oben an der Tür stand ein erstarrter Strify und sah uns verdutzt an. „Strify was ist hier los? Warum stehst du hier so im Hausflur rum?“ Er antwortete nicht, lief einfach zurück in die Wohnung, wir folgten ihm. In der Wohnung war es so seltsam ruhig. Wo waren Luminor und Sky? Bestimmt bei ihr im Zimmer. Ich lief hoch, um mich zu erkunden, wie es ihr geht, doch sie war nicht da. Und Luminor war auch nirgends. Weder in der Küche, noch im Bad, der Stube oder sonst wo. „Kati, sie sind nicht hier. Sie müssten doch schon längst hier sein. Ich versteh das nicht.“ Ich sah Strify an, der in der Küche auf einem Stuhl saß und noch nicht mal wahrgenommen zu haben schien, dass wir hier waren, jedenfalls nicht wirklich. „Strify, hast du Luminor und Sky gesehen? Luminor wollte sie doch so schnell wie möglich heimbringen!“ „Ähh, wie bitte?“ Er schüttelte den Kopf, als wolle er aus einem Tagtraum aufwachen, und sah mich fragend an. Was hatte er? Hatte er mir überhaupt zugehört? „Strify hast du Luminor und Sky gesehen? Sie müssten schon längst hier sein.“ Er sagte immer noch nichts. Man der Junge stand ja völlig neben sich. „Strify, huhu? Jemand da?“ Ich fuchtelte mit meinen Händen vor seinem Gesicht herum. Erst jetzt fiel mir auf, dass er weinte. „Mensch Yu, du bist heute echt unsensibel. Los, raus mit dir!“ Sie schob mich einfach aus der Küche. „Sag mal, bin ich hier im falschen Film? Warum schiebst du mich jetzt einfach raus?“ „Darum, du kannst mit solchen Situationen einfach nicht umgehen.“ Mit ernstem Blick knallte sie direkt vor meiner Nase die Tür zu. Zur Abregung - es regte mich heute total auf, als der Unsensible zu gelten – beschloss ich, auf dem Balkon erst mal eine durch zu ziehen. Aber sobald ich meine Schachtel in der Hand hielt, musste ich an Shin denken. Wütend drückte ich die halbvolle Schachtel in der Faust zusammen und warf sie dann runter. „Hey!“, rief es von unten nach oben. „Ihr verdammten Raucher, reicht es euch nicht, dass ihr unsere Luft verpestet, müsst ihr uns vernünftigen Nichtraucher jetzt auch noch mit Zigaretten beschmeißen?“ Ich erkannte unten, im Halbdunkel, auf der Straße einen alten Opa, der drohend mit seinem Stock wedelte. Der fehlte mir gerade noch. „Lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe andere Sorgen, als mich um Ihr Geplapper zu kümmern. Pech, wenn Sie gerade ausgerechnet dort standen.“ Genervt ging ich wieder rein. Ich beschloss, dem Gespräch von Kati und Strify zu lauschen.
 

„Strify, was ist passiert? Wo sind Luminor und Sky?“, redete ich ganz leise und sachte auf ihn ein. Er machte den Anschein, gleich zu zerbrechen, so wie er da zusammengesunken auf dem Stuhl saß und zwischen seinen Fingern – er hatte sein Gesicht in den Händen verborgen – auf den Boden schaute. Ich hockte mich vor ihn, wie bei einem kleinen Kind und suchte seinen Blickkontakt. „Polizei… verhaftet… Krankenhaus…“, stammelte er. Aber ich verstand kein Wort. „Strify ich verstehe kein Wort. Bitte rede lauter und deutlicher!“, bat ich ihn, mit ruhiger Stimme sprechend. Dabei legte ich ihm die Hand erst auf den Kopf, strich ihm dann über die Wange – seine Wange war tränennass – und schließlich strich ihm über den Rücken. „Die Polizei hat Luminor verhaftet. Sie glaubt, er sei Schuld an der Sache mit Shin! Und Sky wollte nicht dass Luminor mitgenommen wird. Auf der Treppe ist sie zusammengebrochen. Sie bringen sie jetzt ins Krankenhaus. Wir sollten so schnell wie möglich nachkommen, damit sie nicht allein ist, wenn sie wieder aufwacht.“, sprudelte es aus Strify raus, während er schluchzte. Manche Worte musste ich mir mehrmals durch den Kopf gehen lassen – Strify noch mal zu fragen wäre sinnlos gewesen, das hätte ihn verletzt - bevor ich allem folgen konnte. Aber dann verstand ich es alles glasklar. Also hatte ich im Streifenwagen doch richtig gesehen, Luminor saß drin. „Ich bin an allem Schuld, an Kiros Unfall und auch, dass sie Luminor mitgenommen haben. Ich hätte Kiro nicht anrufen sollen, dann hätte ich ihm beim Fahren nicht abgelenkt. Sky war in den Unfall mit verwickelt. Sie hatte im Bus gesessen, den Kiro gerammt hatte, ihr hätte genauso etwas passieren können, nur durch meine Schuld. Ich hatte alles von dem Unfall mitgehört und dann war sie am Handy und hat mir klar gemacht, dass sie mich hasse und nie wieder mit mir reden würde, wenn Kiro meinetwegen stirbt.“ Er hielt inne und schnappte nach Luft. Er sah mich an, als würde er von mir eine Ohrfeige erwarten, als würde ich ihn jedem Moment anschreien. Aber ich tat es nicht, hörte ihm nur aufmerksam zu, mit Entsetzen. „Und bei Luminor hätte ich auch einschreiten müssen. Aber ich habe es nicht getan, sondern nur stumm dagestanden und zugesehen. Sky hasst mich jetzt bestimmt noch mehr. Ich kann ihren Hilfe suchenden Blick auf der Treppe nicht vergessen. Ihre Augen flehten mich an, ihr zu helfen, doch ich tat es nicht. Erst als sie zusammenbrach, hatte ich reagiert.“ Armer Strify. Er gab sich die Schuld an allem. Aber irgendwie tat das hier jeder. Jeder birkte sich eine noch größere Schuld auf als der jeweils andere. Irgendwann würden sie alle soviel Schuld auf sich lasten haben, dass ihre Seele daran zerbrach. „Strify, dich allein trifft keine Schuld. Wir alle sind irgendwie an unserem Pech beteiligt, aber keine Sorge. Die schlechten Tage sind bald vergessen und dann geht es mit uns auch wieder aufwärts. Du wirst sehen. Schlaf erst mal darüber und dann sehen wir weiter.“ Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. „Danke Kati. Es tat gut, sich bei dir auszusprechen. Du bist halt unsere Seelenklempnerin. Aber ich werde noch nicht ins Bett gehen. Ich habe Luminor versprochen, dass wir so schnell wie möglich ins Krankenhaus gehen, damit Sky nicht allein ist, wenn sie aufwachen sollte. Genau das werde ich jetzt auch machen, ob mit oder ohne euch.“ Er war sehr entschlossen, aber die Müdigkeit und auch Trauer und Vorwürfe spiegelten sich in seinen Augen wider. Er musste unbedingt ins Bett, so fertig wie er war. „Bitte Strify, geh ins Bett!“ „Nein, ich will wenigstens einmal im Leben etwas richtig machen und nur für Sky da sein. Sie braucht mich jetzt.“ Widersprechen war zwecklos, aber ich versuchte es trotzdem. „Strify, bitte!“ „Verstehst du es denn nicht, Kati. Diese Stille hier in der Wohnung macht mich verrückt. Es ist so ungewohnt, wenn nicht ständig jemand um dich herumwuselt. Normalerweise ging es mir auf die Nerven aber jetzt, wo es nicht mehr so ist, vermisse ich es. Diese Wohnung wird einfach von mal zu mal leerer. Das halte ich nicht aus. Ich fühle mich so einsam, so verlassen.“ Er ging in die Knie und heulte. Ich setzte mich zu ihm und drückte ihn an mich. Yu steckte seine Nase durch die Tür, aber mit einer Handbewegung wies ich ihm, die Küche wieder zu verlassen. Strify bekam davon nichts mit.
 

Man es machte mich voll wahnsinnig, wie Kati Strify in ihren Armen hielt. Erst heute Vormittag Luminor und jetzt Strify. Ich weiß, sie stand zu ihrer Liebe zu mir und würde mich niemals mit Strify oder jemand anderem betrügen. Strify machte sich jetzt aber nicht etwa an sie ran? Nein, das würde er nicht wagen. Er respektierte meine Gefühle zu ihr und wusste, wie viel sie mir bedeutete, war außerdem der jenige, der mich dazu überredet hatte, sie zu heiraten. Warum sollte er mir die Frau ausspannen wollen? Auch ich würde Kati niemals betrügen. Früher war ich immer für ne schnelle Nummer zu haben, aber seit dem sie damals durch diesen Vorfall in mein Leben getreten war, gibt es nur noch sie für mich.

Wie konnte ich meiner Frau und einem meiner besten Freunde nur so etwas unterstellen, dies war nicht korrekt von mir. Aber ich war immer noch so durcheinander, das ich nicht klar denken konnte, meine Eifersucht mit mir durchging. Ich beschloss jetzt einfach in die Küche zu gehen.
 

Strify war in meinem Schoß eingeschlafen. Vorsichtig nahm ich seinen Kopf und legte ihn auf den Boden. Aber ich konnte ihn nicht in der Küche liegenlassen. Da kam Yu gerade noch mal in die Küche. „Yu, hilf mir mal bitte, Strify in sein Zimmer zu bringen.“ Ohne ein Wort tat er worum ich ihn bat. Wir fassten beide Strify und verfrachteten ihn in sein Zimmer.

Er sah so hilflos aus, wie er da im Bett lag, mit verlaufener Schminke und dem Ausdruck von Einsamkeit in seinem Gesicht. Ich fasste einen Entschluss. Wir verließen das Zimmer. „Yu, du fährst jetzt bitte ins Krankenhaus und erkundigst dich nach Sky. Ich bleibe hier, bei Strify.“ Er sah mich entrüstet an. „Wie bitte!“, sagte er zornig. Die pure Eifersucht quoll in seiner Stimme auf. „Wie süß! Wenn du eifersüchtig bist, gefällst du mir am besten, da weiß ich, dass du mich wirklich liebst und mich nie betrügen würdest.“ Ich umarmte ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Er drückte mich verärgert weg. „Es ist nicht, was du denkst. Ehrlich!“, beteuerte ich ihm. „Aber ich kann ihn als gute Freundin nicht allein lassen. Wer weiß, was er anstellt, wenn er wach wird und sieht, dass er ganz alleine ist.“ „Strify ist kein kleines Kind, er wird schon nichts Schlimmes anstellen. Komm bitte mit!“, flehte mein Mann mich mit durchdringendem Blick an. Ich blieb stur. „Yu, es beruht wirklich nur auf freundschaftlicher Basis. Du weißt, dass ich nur dich liebe. Ich würde dich genauso wenig betrügen wie du mich, glaub mir. Aber ich mache mir wirklich Sorgen, dass Strify auch noch etwas passiert, wenn wir nicht da sind. Er war so verzweifelt und meinte, er würde in dieser Stille verrückt werden. Bitte, ihm darf nicht auch noch etwas passieren, weil sonst ist die Wohnung wirklich bald nicht mehr, was sie mal war, so viel Einsamkeit und Trübsal, wie sie dann ausdrückt.“ „Aber…“ „Nichts aber. Luminor verlässt sich darauf, dass wir, oder auch nur einer, Hauptsache jemand von uns, ins Krankenhaus kommt, damit jemand da ist, wenn Sky aufwacht. Und dieser jemand wirst du sein. Es wird sowieso zu viel für sie, wenn wir alle auf einem Haufen dort sind. Ich komme morgen mit Strify nach. Bitte vertrau mir!“
 

„Okay, dir kann ich keine Bitte abschlagen. Und du weißt, dass du mein Vertrauen hast. Also missbrauche es nicht.“ „Für wen hältst du mich, das würde ich nie tun. Dazu liebe ich dich viel zu sehr!“, gestand sie mir ihre Liebe aufs Neue. „Ich liebe nur dich, daran wird sich nichts ändern, niemals!“ Lächelnd kam sie zu mir und umarmte mich mit einem innigen Kuss. „Ich weiß!“, lächelte ich sie an. Dann gab ich ihr einen Kuss zum Abschied und verlies die Wohnung.



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