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Spiel mit mir!

...und herzlich willkommen im Nichts.
von

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Noch ein Spiel

Zufrieden lehnte Gyula sich auf dem einfachen Holzstuhl zurück und stopfte sich seine edle Pfeife aus Eichenhirnholz. Der Duft des teuren Tabaks zog durch den Raum und kitzelte seine Nase auf eine angenehme Art und Weise.

Sorgsam strich er sich die letzten Krümel des Krautes von seinem grünen Samtrock – nicht, dass sich etwas davon in den goldenen Eichenblattstickereien absetzte!

Schließlich zündete er die Pfeife mit einem Stückchen Glut aus dem Kamin an und erhob seinen kräftigen Körper vom Stuhl.
 

Er war breiter gebaut als die meisten anderen Männer, doch der sorgfältige Beobachter konnte erkennen, dass nichts davon einem Wohlstandbauch zuzuschreiben war. Auch war der Ungar kleiner als gewöhnlich, was allerdings an seinem Geburtsdatum lag. Die Menschen wurden vor über hundert Jahren halt einfach keine Riesen...

Während er gemütlich rauchend zu dem schmalen Bett schlenderte, zog er aus der Rocktasche eine polierte Silberscheibe und prüfte sein Aussehen.

Die schwarzgrauen, sorgfältig geschnittenen Haare lagen etwas unordentlich, auch der hellere Bart war durcheinander geraten. Mit einem süffisanten Lächeln tupfte er sich mit der Fingerspitze einen Tropfen Blut vom Nasenflügel und leckte den Finger ab. Selbst die besten Tischmanieren schützten einen nicht vor so etwas.
 

Seine hellbraunen Augen blickten beinahe sanft, als er sich über das junge Mädchen beugte, das totenbleich und zitternd auf dem Bett lag, die Augen weit aufgerissen und verdreht, der Speichel lief ihr aus dem Mund.

„Na, kleine Jennay, du wirst deinem Sire doch nicht wegsterben...?“, grinste Gyula. Dass er auch immer herumalbern musste! Als ob es ihn interessierte, wenn dieses Mädchen starb.

Eigentlich hatte er sowieso vorgehabt, ihr Leben zu seinem Spaß zu beenden, doch dann war ihm seine eigene Experimentierfreudigkeit dazwischengekommen.
 

Um einen neuen Kainiten zu schaffen, musste der gewählte Mensch fast alles von seinem Blut verlieren, um daraufhin Ersatz in einer größeren Menge Blutes des zukünftigen Sires zu finden. Doch was passierte wohl, wenn man diese Blutzufuhr, nun, langsamer ablaufen ließ? Die kleine Zigeunerin hatte bis jetzt gerade einmal die Hälfte der Menge bekommen, die sie eigentlich benötigt hätte, doch Gyula sah nicht ein, sie schon zu erlösen. Nur einen kleinen Schluck, damit das Experiment nicht gänzlich misslang...
 

Sorgfältig versenkte der Kainit die Fänge in seinem eigenen Handgelenk, um die blutenden Wunde an Jennays Lippen zu pressen. Jedoch hatte er nicht mit einer derart heftigen Reaktion gerechnet – das Tier brach aus dem Mädchen hervor. Mit einem Knurren schlug sie ihre eigenen, noch schwach entwickelten Fänge in das blutende Fleisch, umkrallte den Arm Gyulas mit scharfen Nägeln und sog heftig die lebensrettende Vitae in sich hinein.

Ihr Sire beendete das unheimliche Spektakel, das ihn allerdings nicht wirklich zu rühren schien, mit einem gezielten Schlag der freien Hand auf Jennays Kiefer.
 

Stöhnend sank die junge Frau zurück auf den Strohsack und ihre Gesichtsfarbe wandelte sich langsam von grünlichgrau zu einem nicht viel gesünderen Weiß – damit musste sie sich allerdings in Zukunft abfinden, ihre schöne dunkle Hautfarbe war nun sowieso verloren, Kainiten waren nicht gebräunt.
 

Mit einem Schulterzucken kehrte Gyula zu dem Stuhl zurück, wie gerne hätte er jetzt seinen Lehnstuhl hier gehabt! Doch zum Glück schien das Mädchen sich einem transportablen Zustand zu nähern, mehr oder weniger. Er hatte ganz bestimmt nicht vor, die Tagstarre in dieser stinkenden Sethskindhöhle auszuharren. Trotzdem rauchte er seine Pfeife ganz gemütlich zu Ende und säuberte sie penibel, teuer genug war sie schließlich gewesen. Nachdem er sich versichert hatte, dass sie sicher in ein Samttuch eingeschlagen in ihrer Holzschatulle verstaut war und den vertrauten Platz in der Innentasche seines Rockes gefunden hatte, stand er auf und packte die Zigeunerin hart im Nacken, um sie sich achtlos über die Schulter zu werfen.
 

Kurz dachte er daran, eine kleine Münze auf dem Tisch zu hinterlassen, verwarf diesen merkwürdigen Gedankengang allerdings sofort wieder – sollte der dreckige Wirt froh sein, jemanden wie ihn, Gyula Arpád, bedient haben zu dürfen!

Mit einem leichten Sprung aus den Knien landete er auf dem wackeligen Tisch, balancierte sich kurz aus und öffnete dann mit einem gezielten Tritt seiner teuren Schaftstiefel die rohen Holzläden vor dem Fenster. Das dabei die Verriegelung krachend barst, berührte ihn weniger, auch, dass das Mädchen auf seiner Schulter mittlerweile wie ein verletztes Tier vor sich hin wimmerte, gehörte eher zu den unwichtigen Nebensächlichkeiten.
 

Das Mondlicht jedoch, das nun in das ärmliche Zimmer hineinströmte, weckte das kainitische Äquivalent der Lebensgeister in ihm, die Nacht hatte gut angefangen und war noch nicht zu Ende... Nur ein dumpfer Schlag war zu hören, als er aus dem Fenster des ersten Stockes sprang und beunruhigend schnell zwischen den umliegenden Häusern verschwand, die langen, kastanienfarbenen Locken des Mädchens hinter sich herwehend wie eine Flagge.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Eiskaltes-Herz
2011-06-11T14:27:40+00:00 11.06.2011 16:27
Stinkende Sethkindhöhle *schwärm* Ich mag ihn^^
Er erinnert mich an meinen alten tzim *lacht*
Gyula ist ja fast genau so Sadistisch wie er^^
Und bleib bei dem Sire das macht das ganze extravaganter und doch irgentwie Kainitischer
Von:  Spirit-
2010-11-17T20:43:40+00:00 17.11.2010 21:43
Interessantes Kapitel^^

So ein Elendiger Sadist...solche Experimente enden meist damit das der Erzeuger von dem frischem Kind Diableriert wird^^

Das Einziege was mich stöhrt ist das du immer den Ausdruck "Sire" benutzt, ihc finde Erzeuger einfach besser^^


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