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Spiel mit mir!

...und herzlich willkommen im Nichts.
von

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Der Meister

Die WoD gehört nicht mir und ich verdiene mit dieser FanFic kein Geld.

Die Figuren sind allerdings mein geistiges Eigentum, vor eigener Verwendung, auch unter Namensänderung, ist um Erlaubnis zu fragen.

Sämtliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen ist unbeabsichtigt und zufällig.
 

Vielen Dank fürs Lesen!
 


 

„Kleine, jetzt hast du mich schon wieder aus dem Konzept gebracht! Wo ist der Stein denn nun?“

Stolz hob Jennay eines der vier kleinen Hütchen, die vor ihm auf dem Tisch standen, an.

„Genau hier! Und sogar du bist nicht hinterhergekommen!“

Sie feixte, sie hatte eben ihre große Schwester Zaneta ausgetrickst, die beste Spielerin der ganzen Familie. Und ihr Familie war groß, sogar, wenn man nur die derzeit Anwesenden zählte. Dann waren sie um die 40, allerdings zogen derzeit mindestens weitere 20 durch das Land, um Geld zu verdienen.

Jennay und Zaneta gehörten zu den Roma Ungarns, obwohl sie dort nicht gern gesehen waren. Das waren sie allerdings nirgends...
 

„Ich denke, mein Schwesterchen, es wird Zeit, dass du dich mal ein bisschen allein umsiehst, meinst du nicht auch?“ meinte die Ältere, sich bewusst, dass sie mit diesem Satz einen großen Wunsch erfüllte.

„Wirklich? Du willst mich wirklich lassen?“ fragte Jennay ungläubig, bis jetzt hatte es nur Streit gegeben, wenn sie dieses Thema angeschnitten hatte.

Zaneta seufzte, doch dann stand sie auf und sagte bestimmt „Komm, wir packen deine Sachen. Nun bist du endlich gut genug!“

Es tat ihr weh, die Kleine - denn klein war sie wirklich - ziehen zu lassen, obwohl sie schon 17 war. Sie hatte zwar noch weitaus mehr Geschwister, aber Jennay war ihr die Liebste. Doch ihre Eltern hatten ihr aufgetragen, gut für die Jüngeren zu sorgen, während sie herumzogen. Und das beinhaltete auch diesen Schritt...

Sie musste Erfahrungen sammeln und das Land kennen lernen, denn ohne diese Kenntnisse würde sie als Roma, oder auch Zigeunerin, wie die Sesshaften sagten, nicht weit kommen.
 

Schon am nächsten Morgen wanderte Jennay, mit einem alten Armeetornister auf dem Rücken, Richtung Westen. Der Rucksack war vollgepackt mit Essen, ein klein wenig Ersatzkleidung, noch weniger Geld, aber dafür mit umso mehr Würfeln, Karten und Hütchen.
 

Osteuropa war das ideale Pflaster für eine hübsche, junge Falschspielerin, auch wenn sie alleine war. Niemand schlug sie bei den Karten, ihre Würfel waren so geschickt gezinkt, dass nicht einmal Profispieler dies bemerken konnten. Und flink wie sie war, wirbelte sie die Hütchen, dass man meinte, ein kleiner Wirbelsturm fege über den Tisch.

Das Geld, dass sie einnahm, brachte sie ab und zu bei dem derzeitigen Lager ihrer Familie vorbei, denn soviel, wie sie sich erspielte, konnte sie allein nicht ausgeben.
 

Nach zwei Jahren, kurz nach einem Besuch bei ihrer Familie, wanderte Jennay wieder einmal durch Ungarn mit dem Ziel Szegéd. Es war Winter, und viele Männer versuchten tatsächlich, dumm wie die meisten von ihnen waren, die knappe Ernte durch Spielgewinne auszugleichen. Sie suchte sich in der relativ kleinen Stadt die erstbeste Kneipe und betrat den verräucherten Schankraum, angefüllt mit groben Bauern in schlichtem Sackleinen. Wie ein Paradiesvogel, der für einige Momente hinabgeflattert war, wirkte Jennay in ihrer bunten, völlig durcheinandergewürfelten Kleidung, doch wenn man genauer hinschaute, erkannte man ein knapp zwanzigjähriges, durchgefrorenes Mädchen mit großem Hunger.
 

Sie setzte sich an die Theke und fragte nach etwas zu Essen, woraufhin sie einen Brotkanten und ein Stück harte Wurst bekam. Nicht das beste, aber trotzdem kaute sie widerspruchslos. Jemand wie sie musste froh sein, wenn sie nicht sofort wieder an die Luft gesetzt wurde.
 

Als sie sich halbwegs aufgewärmt hatte, betraten vier Männer den Raum, die so gar nicht in dieses Ambiente passen wollten. Ausnahmslos trugen sie feine Kleidung, sogar neue, saubere Stiefel nannten sie ihr eigen! Sie ließen sich nieder und bestellten vom schwersten Rotwein, den der Wirt zu bieten hatte, eine ganze Karaffe.

Jennay sah ihre Chance, als einer der Männer, scheinbar der inoffizielle Anführer, einen Würfelbecher hervorholte. Sie wartete noch einen Augenblick, zupfte derweil ihr Kleidung für die Männer hochinteressant zurecht und trat dann an den Tisch.
 

„Guten Abend, die Herren.“ Sie deutete einen schüchternen Knicks an, auf die Männer musste sie wie eine Hure wirken, die neu im Geschäft war.

„Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich mich zu euch setze?“ Ziemlich plumpe Aktion, um an den Tisch der Anderen zu kommen, aber diese mussten, ihren Alkoholfahnen nach zu urteilen, teilweise schon recht betrunken sein.
 

Der Mann mit dem Würfelbecher lachte, irgendwie...besorgniserregend, fand Jennay.

„Aber natürlich, Kleine, setz dich zu mir! Mein Name ist Gyula und meine Gefährten sind unwichtig!“

Lachend und lautstark protestierten die Begleiter des Mannes wobei sie alle möglichst imposant wirken wollten, um die junge Frau zu sich zu locken.

Sie jedoch ließ sich neben Gyula sinken und stellte sich vor.

„Jennay mein Name, sagt, was spielt ihr dort? Ich habe noch nie gewürfelt, könntet ihr mir erklären, worum es geht?“

Ihr Sitznachbar warf ihr einen Blick zu, der deutlich sagte, er glaube ihr kein Wort, aber dennoch erklärte er ihr das Spiel und forderte sie unmissverständlich auf, mitzuspielen. Jennays Ziel war erreicht, genauso sollte es laufen...
 

Zwei Stunden später saß sie allein, kurz vor den Tränen und fast völlig blank am Tisch. Sie konnte sich selbst nicht erklären, was eben passiert war, die Wut verhinderte klares Denken. Jeden erdenklichen Trick hatte sie angewandt, sogar mit ihren eigenen Würfeln hatte sie gewürfelt! Nie waren die Hütchen schneller geflogen, nie hatte sie besser Karten gespielt.
 

Und trotzdem, gegen diesen Gyula hatte sie nicht die geringste Chance gehabt. Immer war sie der festen Überzeugung gewesen, er konnte nicht wissen, wo der Stein unter den Hütchen lag, doch hatte er ihn immer gefunden. Unmotiviert prellte sie ein paar Knechte um ihren kargen Lohn, doch selbst da stellte sich nicht der gewohnte Erfolg ein. Was sollte es, solange es für ein Bett reichte.
 

Am nächsten Morgen verließ sie, ohne Frühstück und noch vor Sonnenaufgang, Szegéd. Der Abend steckte ihr in den Knochen, irgendetwas stimmte nicht. Außerdem fühlte sie sich, als würde bald irgendetwas passieren, etwas ungesundes.

Sie schalt sich selbst, bloß weil sie ausnahmsweise einmal verloren hatte, ging die Welt nicht unter! Dieser Mann schien ein noch größeres Schlitzohr als sie selbst gewesen zu sein, das ließ sich nun auch nicht mehr ändern.
 

Gegen Nachmittag langte sie in einem etwas größeren Dorf an, und als sie die winzige Herberge sah, besserte sich ihre Laune erheblich. Hier stiegen oft Profispieler ab, wenn sie ihre Ruhe haben wollten, genau das richtige für sie.
 

Zufrieden saß Jennay an der Theke, eine Gruppe von sechs jammernden Männern um sich und zählte ihr soeben gewonnenes Geld. Diese Dummköpfe hatten geglaubt, bloß weil sie eine Frau war, wäre sie leicht zu schlagen. Die Münzen in ihren Händen sagten etwas anderes und die Demütigung des letzten Abends war bereits vergessen.
 

Das Geld würde für ein eigenes Zimmer und ein reichliches Abendessen genügen, und selbst dann würde etwas überbleiben. Sie wies den Wirt an, ein Zimmer und Essen herzurichten und ging, nach Erhalt des einfachen Schlüssels nach hinten in den ihr zugewiesenen Raum. Nach einiger Zeit kam die Wirtstochter herein und ließ einen dicken Fleischeintopf mit kräftigem Brot da, den Jennay heißhungrig sofort verschlang. Als sie aufgegessen hatte, schloss sie die Tür ab und legte sich zufrieden schlafen, es war ein guter Abend gewesen...
 

Sie erwachte erst, als der - vermeintlich - Fremde schon über sie gebeugt dastand. Als sie die Augen aufriss, schoss sein Hand, schnell wie eine Schlange, hervor und legte sich hart auf Mund und Nase Jennays. Sie versuchte zu schreien, schlug um sich, biss sogar in seine Hand, doch durch ihre Bewegung blieb ihr schon bald kein bisschen Luft mehr. Während alldem stand der Mann, den sie nun, dank ihrer guten Nachtsicht und ihres noch besseren Gedächtnisses als Gyula vom Vorabend erkannt hatte, ruhig da, als würde er sich locker mit einem Freund unterhalten.
 

Als ihr langsam die Sterne vor den Augen tanzten, lächelte er, aufs höchste amüsiert und ließ ihr die Nase frei. Gierig sog sie die Luft ein, doch trotzdem blieb ein hartnäckiger Schleier vor ihren Augen, der ihr die Sicht versperrte, auch ihr Geist schien wie gelähmt.
 

„Hallo, kleine Jennay... Komm, ich hab eine Überraschung für dich...“

Noch ein Spiel

Zufrieden lehnte Gyula sich auf dem einfachen Holzstuhl zurück und stopfte sich seine edle Pfeife aus Eichenhirnholz. Der Duft des teuren Tabaks zog durch den Raum und kitzelte seine Nase auf eine angenehme Art und Weise.

Sorgsam strich er sich die letzten Krümel des Krautes von seinem grünen Samtrock – nicht, dass sich etwas davon in den goldenen Eichenblattstickereien absetzte!

Schließlich zündete er die Pfeife mit einem Stückchen Glut aus dem Kamin an und erhob seinen kräftigen Körper vom Stuhl.
 

Er war breiter gebaut als die meisten anderen Männer, doch der sorgfältige Beobachter konnte erkennen, dass nichts davon einem Wohlstandbauch zuzuschreiben war. Auch war der Ungar kleiner als gewöhnlich, was allerdings an seinem Geburtsdatum lag. Die Menschen wurden vor über hundert Jahren halt einfach keine Riesen...

Während er gemütlich rauchend zu dem schmalen Bett schlenderte, zog er aus der Rocktasche eine polierte Silberscheibe und prüfte sein Aussehen.

Die schwarzgrauen, sorgfältig geschnittenen Haare lagen etwas unordentlich, auch der hellere Bart war durcheinander geraten. Mit einem süffisanten Lächeln tupfte er sich mit der Fingerspitze einen Tropfen Blut vom Nasenflügel und leckte den Finger ab. Selbst die besten Tischmanieren schützten einen nicht vor so etwas.
 

Seine hellbraunen Augen blickten beinahe sanft, als er sich über das junge Mädchen beugte, das totenbleich und zitternd auf dem Bett lag, die Augen weit aufgerissen und verdreht, der Speichel lief ihr aus dem Mund.

„Na, kleine Jennay, du wirst deinem Sire doch nicht wegsterben...?“, grinste Gyula. Dass er auch immer herumalbern musste! Als ob es ihn interessierte, wenn dieses Mädchen starb.

Eigentlich hatte er sowieso vorgehabt, ihr Leben zu seinem Spaß zu beenden, doch dann war ihm seine eigene Experimentierfreudigkeit dazwischengekommen.
 

Um einen neuen Kainiten zu schaffen, musste der gewählte Mensch fast alles von seinem Blut verlieren, um daraufhin Ersatz in einer größeren Menge Blutes des zukünftigen Sires zu finden. Doch was passierte wohl, wenn man diese Blutzufuhr, nun, langsamer ablaufen ließ? Die kleine Zigeunerin hatte bis jetzt gerade einmal die Hälfte der Menge bekommen, die sie eigentlich benötigt hätte, doch Gyula sah nicht ein, sie schon zu erlösen. Nur einen kleinen Schluck, damit das Experiment nicht gänzlich misslang...
 

Sorgfältig versenkte der Kainit die Fänge in seinem eigenen Handgelenk, um die blutenden Wunde an Jennays Lippen zu pressen. Jedoch hatte er nicht mit einer derart heftigen Reaktion gerechnet – das Tier brach aus dem Mädchen hervor. Mit einem Knurren schlug sie ihre eigenen, noch schwach entwickelten Fänge in das blutende Fleisch, umkrallte den Arm Gyulas mit scharfen Nägeln und sog heftig die lebensrettende Vitae in sich hinein.

Ihr Sire beendete das unheimliche Spektakel, das ihn allerdings nicht wirklich zu rühren schien, mit einem gezielten Schlag der freien Hand auf Jennays Kiefer.
 

Stöhnend sank die junge Frau zurück auf den Strohsack und ihre Gesichtsfarbe wandelte sich langsam von grünlichgrau zu einem nicht viel gesünderen Weiß – damit musste sie sich allerdings in Zukunft abfinden, ihre schöne dunkle Hautfarbe war nun sowieso verloren, Kainiten waren nicht gebräunt.
 

Mit einem Schulterzucken kehrte Gyula zu dem Stuhl zurück, wie gerne hätte er jetzt seinen Lehnstuhl hier gehabt! Doch zum Glück schien das Mädchen sich einem transportablen Zustand zu nähern, mehr oder weniger. Er hatte ganz bestimmt nicht vor, die Tagstarre in dieser stinkenden Sethskindhöhle auszuharren. Trotzdem rauchte er seine Pfeife ganz gemütlich zu Ende und säuberte sie penibel, teuer genug war sie schließlich gewesen. Nachdem er sich versichert hatte, dass sie sicher in ein Samttuch eingeschlagen in ihrer Holzschatulle verstaut war und den vertrauten Platz in der Innentasche seines Rockes gefunden hatte, stand er auf und packte die Zigeunerin hart im Nacken, um sie sich achtlos über die Schulter zu werfen.
 

Kurz dachte er daran, eine kleine Münze auf dem Tisch zu hinterlassen, verwarf diesen merkwürdigen Gedankengang allerdings sofort wieder – sollte der dreckige Wirt froh sein, jemanden wie ihn, Gyula Arpád, bedient haben zu dürfen!

Mit einem leichten Sprung aus den Knien landete er auf dem wackeligen Tisch, balancierte sich kurz aus und öffnete dann mit einem gezielten Tritt seiner teuren Schaftstiefel die rohen Holzläden vor dem Fenster. Das dabei die Verriegelung krachend barst, berührte ihn weniger, auch, dass das Mädchen auf seiner Schulter mittlerweile wie ein verletztes Tier vor sich hin wimmerte, gehörte eher zu den unwichtigen Nebensächlichkeiten.
 

Das Mondlicht jedoch, das nun in das ärmliche Zimmer hineinströmte, weckte das kainitische Äquivalent der Lebensgeister in ihm, die Nacht hatte gut angefangen und war noch nicht zu Ende... Nur ein dumpfer Schlag war zu hören, als er aus dem Fenster des ersten Stockes sprang und beunruhigend schnell zwischen den umliegenden Häusern verschwand, die langen, kastanienfarbenen Locken des Mädchens hinter sich herwehend wie eine Flagge.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Eiskaltes-Herz
2011-06-11T14:27:40+00:00 11.06.2011 16:27
Stinkende Sethkindhöhle *schwärm* Ich mag ihn^^
Er erinnert mich an meinen alten tzim *lacht*
Gyula ist ja fast genau so Sadistisch wie er^^
Und bleib bei dem Sire das macht das ganze extravaganter und doch irgentwie Kainitischer
Von:  Spirit-
2010-11-17T20:43:40+00:00 17.11.2010 21:43
Interessantes Kapitel^^

So ein Elendiger Sadist...solche Experimente enden meist damit das der Erzeuger von dem frischem Kind Diableriert wird^^

Das Einziege was mich stöhrt ist das du immer den Ausdruck "Sire" benutzt, ihc finde Erzeuger einfach besser^^
Von:  Spirit-
2009-04-24T22:37:33+00:00 25.04.2009 00:37
So stell ich mir eine kleine Ravnos Gaunerin vor^^
Klein Jennay würd ich auch den Kuss schenken so viel Talent darf man schliesslich nicht vergeuden^^

sehr schön aufgebaut und auch super geschrieben wandert sofort auf meine favo und ich hoffe du schreibst bald weter.Bin gespannt wie sie sich als Kainskind so schlägt^^


Von:  Eiskaltes-Herz
2009-01-04T10:54:50+00:00 04.01.2009 11:54
*lacht* Doch doch ich muss zugeben Jennay is dir gelungen kleines^^
Ich sollte die vorgeschichte von Reshaa ebenfalls als Fanfic posten^^

Dunkle Grüße vom Clan der Unholde *verbeug*
Von:  Meril
2008-12-30T12:13:12+00:00 30.12.2008 13:13
Hallo!
Du hast einen sehr schönen Schreibstil und Jennay ist mir recht sympathisch.
Dann bin ich mal auf diese mysteriöse Überraschung gespannt ;)

Grüße MerilS


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