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Große Möhren, die das Herz bewegen

von

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Drittes Inning

Das die Durchsage ankündigende Knistern der Lautsprecher am Bahnsteig ließ Hanai zusammenzucken. Er saß wartend auf seiner Tasche, und wischte sich zum wiederholten Male den Schweiß von der Stirn. Tajima, der es sich neben ihm bequem gemacht hatte, erfreute sich lautstark an einer Sportzeitschrift, die Mihashi mitgebracht hatte.

Neidisch blickte Hanai auf die gegenüberliegende Plattform, wo sich die Reisenden für den einfahrenden Zug bereithielten. „Die sitzen gleich alle im klimatisierten Abteil, während wir weiter warten müssen…“, murmelte er unzufrieden.

„Hast du was gesagt?“ Tajima sah neugierig auf.

„Nur das, wenn ihr mich nicht gleich in einer Flasche auffangt und möglichst kühl stellt, ich die Reise nicht erleben werde!“ Hanai konnte es regelrecht im Kopf des cleanup hitters ihres Teams arbeiten sehen, während er sich ächzend an den Stützpfeiler lehnte. Es würde ihn nicht wundern, wenn Tajima versuchen würde, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen.

„Vielleicht solltest du dann mehr trinken.“

„Hä?“

„Wenn du mehr trinkst, kannst du mehr ausschwitzen und wir haben dann größere Chance, mehr von dir in der Flasche aufzufangen“, erklärte Tajima mit ernstem Gesicht. „Der kühle Ort stellt ein Problem dar. Hm… Vielleicht verstaue ich dich dann einfach zwischen meinen Unterhosen in der Tasche. Dort sollte es etwas kühler sein, oder etwa nicht?“

Hanai starrte Tajima fassungslos an. Es fiel ihm gerade schwer zu entscheiden, ob der Einfaltspinsel vor ihm je Verstand besessen hatte, oder diesen einfach gut verbarg, und nur ab und an aufblitzen ließ. Vielleicht hatte der Ausnahmespieler ja im Austausch für die herausragenden Qualitäten im Baseball Teile seiner geistigen Entwicklung geopfert. Was auch immer es war, Hanai wollte definitiv nicht weiter über die Aussicht nachdenken, schwitzend in Tajimas Unterwäsche zu liegen.

„Wo bleibt eigentlich Mihashi? Der wird sich doch nicht auf dem Weg zur Toilette verlaufen haben?“, fragte Hanai leicht alarmiert, der nach seiner Wasserflasche griff und für einen Moment ein Grauen erregendes Bild im Kopf hatte. Er legte die Wasserflasche unbenutzt zurück und starrte in die Richtung, in der ihr Pitcher vor mehr als 15 Minuten verschwunden war. „Vielleicht haben wir ja Glück, dass Abe ihn zufällig einfängt und mitbringt.“ Lachend sah Hanai zu Tajima, der konzentriert an ihm vorbeiblickte.

„Er hat ihn nicht dabei“, stellte dieser fest.

„Was meinst du? Kommt Abe etwa?“ Hanai wandte sich um, und sah den Spielführer schleichend auf sie zukommen. Die Hitze schien auch Abe arg zuzusetzen. Dieser sah mindestens so schlecht aus, wie er sich fühlte. Hanai grinste und hob grüßend die Hand. „Auch endlich da?“ Der Teamkapitän sah fragend zu Abe hoch.

„Ja!“, knurrte Abe. „Meine Mutter war der Meinung, mich vorher noch mit zum Friseur schleppen zu müssen.“ Träge ließ er sich ebenfalls auf die abgestellte Tasche nieder, und nickte Tajima grüßend zu.

„Ist dir gar nicht anzusehen.“

„Gott sei dank auch! Wenn es nämlich nach meiner Mutter gegangen wäre, hätte ich jetzt einen geschorenen Kopf.“

„Ich wusste gar nicht, dass du dir so viel aus deinen Haaren machst, Abe.“, entgegnete Hanai schmunzelnd.

„Mach ich auch nicht. Dennoch wollte ich meine halbwegs nette Erscheinung nicht vollständig ruinieren. Es gibt halt Menschen, denen steht so eine Friseur einfach nicht. Da ist es mir völlig gleich, dass das der Standardschnitt des Schülerbaseballs ist.“ Demonstrativ fuhr sich Abe breit grinsend mit einer Hand durchs Haar. „Apropos widerspenstige Haare. Wo ist Mihashi? Seine Tasche ist hier, demnach muss er es auch sein.“ Er schaute sich suchend um.

„Wir hatten gehofft, du würdest ihn wieder einfangen.“

Abes suchender Blick endete auf Hanai. „Wie meinst du das?“

„Mihashi ist vor einer viertel Stunde zum Klo losmarschiert, und bis jetzt nicht wiedergekommen. So langsam sollte er das aber mal tun. Unser Zug fährt nämlich in zwölf Minuten.“

„Das ist seltsam“, meinte Abe. „Na ja, nicht, dass irgendwas nicht seltsam an Mihashi wäre.“ Er erntete zustimmendes Gelächter. „Die nächste Toilette befindet sich gleich da vorn die Treppe runter, und sollte selbst von diesem Träumer zu finden sein.“

„Darauf würde ich mich nicht verlassen.“

Skeptisch runzelte Abe die Stirn. Der Teamkapitän hatte damit nicht ganz unrecht. Vielleicht sollte er einfach losgehen, und nach Mihashi sehen. Dieser Bahnhof war nicht sehr groß, was bedeutete, dass sich der Pitcher noch immer auf der Toilette aufhalten musste, denn er hatte ihn nirgends auf seinem Weg zum Gleis gesehen.

Der Gedanke, dass Mihashi auf dem Örtchen festsitzen könnte, ließ ihn dann doch ein wenig zögern. Reisekrankheit? Konnte es nicht sein, denn die Nummer 1 des Teams hatte ihm erklärt, dass die Angst vor dem Absetzen als Pitcher der Auslöser des Unwohlseins auf ihrer Busfahrt zum Trainingscamp gewesen war. Falls es doch Angst war, wovor könnte Mihashi sich dieses Mal fürchten? Vor dem Wettbewerb im Batting Center in Odawara, obwohl sie noch nicht mal entschieden hatten, ob sie auch wirklich mitmachen?

Abe kratzte sich ratlos am Kopf und überlegte. Er könnte Mihashi einfach auf dem Handy anrufen. Handy. Sms. Abe stockte. Ihm fiel wieder schmerzlich ein, dass sich sein Pitcher seit dessen letzter Nachricht nach seinem Besuch dort nicht mehr gemeldet hatte. Ich mag dich von allen am liebsten… Diese Worte der letzten Sms ließen Abes Herz noch immer schneller schlagen, auch wenn Mihashi sie wohl nicht so wörtlich gemeint hatte. Hatte dieser vielleicht nun ein schlechtes Gewissen Hanai und Tajima gegenüber? Innerlich stöhnte Abe frustriert auf. Der Kerl war noch sein Grab. Er stand auf.

„Hat sich Mihashi euch gegenüber irgendwie komisch benommen?“

Abe blickte auf seine zwei Teamkollegen runter, die ihrerseits fragend nach oben starrten.

„Definiere ‚komisch’, damit uns der Unterschied ersichtlich wird“, meinte Hanai lachend. „Auf mich hat er wie immer gewirkt. Aber was hat das mit seinem nicht enden wollenden Toilettenbesuch zu tun?“

„Was ist mit dir, Tajima?“

„Hm… Wir haben uns übers Frühstück unterhalten und darüber, was wir in Odawara essen werden. Welche Süßigkeiten wir hoffen auf dem Fest zu-“

„Ähm, schon gut, Tajima“, fuhr Abe gutmütig dazwischen. „Ich werde mal nachsehen gehen, wo der Hohlkopf bleibt.“

„Tu das, aber lass dir bitte nicht so viel Zeit. Zerre ihn, wenn nötig, an seinen Ohren hierher“, bat Hanai, der es sich aber mit einem Blick auf die Person neben sich wieder anders überlegte. „Lieber doch nicht. Versuch möglichst unauffällig zurückzukommen. Wir ziehen schon genug Aufmerksamkeit auf uns, wenn Tajima und Mihashi zusammen sind.“

Abe sah zu Tajima, der ihrer Unterhaltung nicht mehr zu folgen schien und grinste Hanai anschließend verstehend an. „Ich werde sehen, was ich machen kann. Zwölf Minuten sagtest du? Könnte knapp werden…“

„Dann lass dir was einfallen! Du bist schließlich der Spielmacher…“
 

to be continued...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Riitsuya
2014-04-24T20:51:11+00:00 24.04.2014 22:51
Mir gefällt deine Fanfic echt ziemlich gut! *o*
Ich liebe Mihashi und Abe so sehr zusammen und du bringst deren Charaktere echt toll rüber ;3
Finde es schade, dass es hier fast keine FFs von ihnen gibt :(
Daher hoffe ich sehr, dass du diese FF noch weiter schreibst, da das letzte Kapitel doch schon einige Zeit zurück liegt...
Ich möchte so gerne wissen, wie es weiter geht...! ;w;

LG Riiu
Von:  Minouett
2012-04-05T00:58:49+00:00 05.04.2012 02:58
Jaaaa, Ookiku FanFic!! ;_;
*vor Freude weint*
Und du schreibst toll! Die Charaktere kommen gut zu Geltung!
Ich bin gespannt, wie es weitergeht!
lg
Minou


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