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Die fetten Jahre sind vorbei

Widerstand ist zwecklos
von

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Hinter verschlossener Tür

Monate waren ins Land gezogen. Der Sommer war beinahe vorüber, man begann sogar schon teilweise die Ernte einzubringen. In dieser Zeit hatten sich einige Dinge getan. Nicht nur war Eragon Schattentöter bei den Elfen gewesen, wo er eine Menge gelernt hatte, nein, er hatte es auch geschafft, weitere Verbündete um sich zu scharren. Ein komplettes Dorf namens Carvahall hatte sich unter Führung Rorans, dem Cousin ebenjenen Drachenreiters, in den Buckel zurückgezogen und schlug sich zu den Varden durch. Aber auch in Urû'baen hatte sich Einiges getan. Dorn war gewachsen und unter Ableitung des Königs hatten Murtagh und sein Drache eine Menge gelernt. Nicht nur Gutes, dass darf nicht unter den Teppich gekehrt werden. Im Großen und Ganzen jedoch verlief die Ausbildung nicht so schlimm, wie Morzans Sohn zunächst befürchtet hatte. Zwar war Galbatorix ein harter, strenger Lehrer, aber da Murtagh der Kampf im Blut lag und auch die Magie langsam begann, sich dem Willen des jungen Mannes zu fügen, konnte man definitiv von Fortschritten sprechen. Es gab nur einen einzigen Wermutstropfen, der sowohl Murtagh, als auch Galbatorix das Leben vermieste. Dabei handelte es sich um Caterina. Obwohl sie jetzt beinahe ein halbes Jahr verheiratet waren und Murtagh immer noch dazu gezwungen wurde, jede Nacht bei seiner Frau zu liegen, war ihm bislang kein Erfolg beschieden gewesen. Ob es daran lag, dass Caterina heimlich Mittel und Wege fand eine Schwangerschaft zu verhindern oder schlicht daran, dass solche Dinge nicht mit Gewalt herbeigeführt werden konnten, war dabei unklar. Es bedeutete allerdings, dass Murtagh nicht in Frieden schlafen konnte, weil er Nacht für Nacht mit ihr in einem Gemach eingepfercht war. Zumindest hätte er das sollen. Sie hatten getrennte Gemächer und das war auch gut so. Nach dem Vollzug der ehelichen Pflichten ließ Murtagh seine Frau nämlich allein. Wirklich die ganze Nacht mit ihr in einem Raum zu verbringen, hielt er nicht aus. Er hatte ihr noch immer nicht vergeben. Und es sah auch nicht so aus, als ob es in nächster Zeit dazu kommen würde.
 

'Du solltest aufhören, so gemein zu ihr zu sein.'

Ungebeten mischte Dorn sich in die Gedanken Murtaghs ein. Der König hatte ihnen den Nachmittag zur freien Verfügung überlassen und unter Aufsicht hatten Murtagh und sein Drache eine Runde fliegen können. Jetzt lag Dorn gemütlich auf einem Felsen, während sein Reiter an selbigem lehnte. Eigentlich hatte Murtagh gedacht, dass der Drache döste, doch offensichtlich war dem nicht so.

„Wie ich mich Caterina gegenüber verhalte, ist doch meine Sache!“, schnaubte Murtagh angefressen. Jetzt spielte schon sein Partner Moralapostel!

'Ich finde trotzdem, dass du langsam aufhören solltest, sie zu verachten. Ich mag Galbatorix genausowenig wie du, auch wenn wir es ihm verdanken, dass wir zueinander gefunden haben. Niemand kann etwas für seine Eltern. Und du bist in der Hinsicht auch nicht gerade mit einer weißen Weste gesegnet.'

Dorn klang ziemlich pikiert. Und das zu recht. Er wollte seinem Reiter doch nur behilflich sein. Außerdem mochte der junge Drache Murtaghs Ehefrau irgendwie. Wenn sie sich begegneten, sprach sie freundlich mit ihm und benahm sich ganz anders als Galbatorix. Vor dem König und dessen Grausamkeit hatte Dorn eine Heidenangst, auch wenn er das nicht freiwillig zugegeben hätte. Zudem wusste er Dinge, die Murtagh verborgen blieben. Als Drache hatte Dorn ein gutes Gehör und die Gemächer der Eheleute lagen einander gegenüber, getrennt nur von einem zugigen Korridor. Noch war Dorn klein genug um in Murtaghs Gemach zu passen, doch das war nur eine Frage der Zeit. Jedenfalls hatte der junge Drache Caterina schon mehrmals beim Weinen belauschen können. Für ihn war es offensichtlich, dass die junge Frau litt. Vor allem unter dem Verhalten ihres Ehemanns, der sich so gar nicht für sie erwärmen konnte. Aber gerade Unterstützung und etwas Zuneigung von Murtagh hätte Caterina gut gebrauchen können. Schließlich war Galbatorix nicht gerade das, was man einen liebevollen Vater nannte und oft genug ließ er sein Kind spüren, wie sehr er enttäuscht von ihr war, weil sie es nicht einmal fertig brachte, schwanger zu werden.

„Wie kommst du überhaupt dazu, dich einzumischen?“, fauchte Murtagh, der nun deutlich saurer klang.

Dorn schnaubte.

'Weil unsere Seelen zufällig miteinander verbunden sind und es bedeutet, dass ich deine Empfindungen mitbekomme.', verkündetet der Drache leicht beleidigt.

„Ich versteh trotzdem nicht, was das mit Caterina zu tun hat.“, beharrte Murtagh.

Genervt seufzte Dorn. Musste er dem sturen Bengel denn alles erklären?

'Du magst sie. Nein, mehr als das. Du mochtest sie schon, bevor du wusstest, wessen Tochter sie ist und du kannst mir nicht weismachen, dass sie dir jetzt egal ist, nur weil du hinter ihr Geheimnis gekommen bist.'

„Und wenn doch?“, fragte Murtagh trotzig.

Diesmal fiel die Antwort des Drachen reichlich grimmig aus.

'Dann bist du ein Idiot! Aber DU bekommst ja auch nicht mit, wenn sie sich die Augen ausheult, nachdem du ihr mal wieder wehgetan hast.'

„Wehgetan? Ich?“

Empört sprang Murtagh auf. Er funkelte den Drachen wütend an.

„Sie hat mir dich die ganze Zeit was vorgespielt! Und sie verdient es, dass man ihr wehtut, so wie sie mich verletzt hat!“

Es hätte nicht viel gefehlt und Dorn hätte eine zornige Stichflamme auf seinen Reiter losgelassen. Dank der mentalen Verbindung konnte Murtagh den Zorn spüren, der wild und heiß durch Dorns Adern pulste und dafür sorgte, dass er dem jungen Mann vor sich eine geharnischte Antwort gab.

'Und? Hast du nicht auch etwas vor ihr verborgen und das aus den gleichen Gründen? Wenn du nur so über sie denken kannst, bist du auch nicht besser als Galbatorix!'

Jetzt schnappte Murtagh nach Luft. Wie konnte Dorn es wagen, ihn mit der Geißel Alagaesias zu vergleichen? Das schlug dem Fass den Boden aus!

Ehe der Streit eskalieren konnte, trat einer der Soldaten, die Murtagh und Dorn begleitet hatten, auf die beiden zu.

„Entschuldigung, Sire, aber wir sollten allmählich zurückkehren. Es wird bald dämmern und der Herr hat uns verboten, uns danach noch außerhalb der Stadtmauern aufzuhalten.“

Damit war nicht nur der kleine Schlagabtausch zwischen Drache und Reiter beendet, sondern auch der Ausflug. Seufzend machte sich das Gespann aus Fabelwesen und Mann auf den Heimweg.
 

Den ganzen Tag über hatte Caterina in ihrem Gemach eingesperrt verbracht. Bis kurz vor der Abenddämmerung jedenfalls. Dann nämlich hatte sie sich in den kleinen, verwahrlosten Rosengarten begeben, der zum Palast dazugehörte und um den sich niemand je zu kümmern schien. Das machte Caterina traurig, aber sie wusste ganz genau, dass man ihr nie erlauben würde, diese Aufgabe zu übernehmen. Im Moment hatte sie nur einen Auftrag: fruchtbar zu sein und sich zu mehren. Und mit dem schien sie überfordert. Das war sie eigentlich auch, wenn sie ganz ehrlich war. Aber wie sollte sie auch schwanger werden wollen, wenn das bedeutete, dass ihr Ehemann sie danach nie wieder anrühren würde? Die vergangenen Monate waren eine Qual gewesen. Vor allem im Ehebett. Obwohl Murtagh gewusst haben musste, dass sie nie zuvor bei einem Mann gelegen hatte, war er wenig einfühlsam gewesen, geschweige denn zärtlich. Er war seiner Pflicht gleichgültig nachgekommen, hatte sich rhythmisch auf und in ihr bewegt wie ein toter Gegenstand. Und jedes Mal danach verließ er sie. Stumm. Er sprach nicht mit ihr. Wünschte ihr weder eine gute Nacht noch einen guten Morgen. Das Lager miteinander zu teilen bereitete keinem von ihnen Freude.

'Aber warum habe ich dann das Gefühl, dass es nur eine Maske ist?', fragte Caterina sich in Gedanken, während sie mit langen Schritten den Rosengarten durchmaß, bis sie ihren geheimen Rückzugsort erreicht hatte. Dort ließ sie sich auf einer verwitterten, alten Steinbank nieder, verborgen von dornigen Ranken und der grausamen Realität.

Sie seufzte laut auf.

„Ich bin so unglaublich dumm!“, schalt sie sich, dabei den Kopf schüttelnd, „Wie konnte ich mir nur einbilden, dass er mir je vergeben würde?“

Natürlich bekam sie keine Antwort. Sie war ja völlig allein. Und die Frage nur eine rhetorische.

„Wenigstens etwas Freundlichkeit kann ich doch erwarten, oder nicht? Er müsste doch verstehen können, warum ich kaum ein Wort über meine Abstammung verloren habe.“

Es tat gut, endlich mal all den Dingen Luft zu machen, die sie schon seit Monaten bedrückten. Hier lief sie wenigstens nicht Gefahr, von irgendwem belauscht und verpetzt zu werden. Auf noch mehr Prügel war sie nicht scharf. Ganz im Gegenteil.

„Ich wünschte, ich könnte aufhören, ihn zu lieben!“, rief Caterina voller Verzweiflung aus und das in ebenjenem Moment, da Murtagh mit Dorn am Rande des Gartens auf dem Weg zum Drachenpferch war. Stocksteif blieben beide stehen. Die Stimme Caterinas war beiden bestens vertraut. Aber solche Worte von ihr zu hören, war seltsam. Stillschweigend trafen Dorn und Murtagh eine Entscheidung: lauschen.

Doch viel mehr gab es nicht zu hören. Nur das leise Schluchzen der jungen Frau durchdrang das dichte Geflecht der Hecke, die sie einhüllte in halb verblühte Rosen.

'Jetzt musst du etwas tun.', ließ Dorn sich vernehmen, ehe er einfach seinen Weg fortsetzte, in der Hoffnung, dass Murtagh ihm folgen würde.

Schweigend tat er dies auch. Ihm ging nicht aus dem Kopf, was er gehört hatte. Dass sie ihn lieben könnte, so wie er sie geliebt hatte, verwirrte ihn. Das Wissen drohte die Mauer, die er um sich und sein Herz errichtet hatte, einzureißen. Er wollte das nicht. Und irgendwie wollte er es doch. Eigentlich war er schlicht und ergreifend überfordert mit der aktuellen Situation.
 

Erst als Murtagh einmal mehr im Gemach seiner Ehefrau eingeschlossen war und er sie am Fenster stehen sah, beleuchtet vom Licht des Vollmonds, beschloss er, den Rat seines Drachen zu beherzigen. Dorn hatte Recht. So konnte es einfach nicht weitergehen. Bevor Murtagh sich aber ins Gefecht stürzte, betrachtete er den Rücken Caterinas, den sie ihm zugewandt hatte. Sie trug bereits ihr übliches Nachtgewand, das Haar floss offen über ihre Schultern und umrahmte sie wie wasserfallartige Kaskaden. Ein leiser Seufzer entfuhr ihm. Dann straffte er seine Schultern, nahm all seinen Mut zusammen und trat bis auf wenige Schritte hinter Caterina. Sie spürte seine unmittelbare Nähe und zuckte zusammen. Ein Zittern überlief sie und Murtagh gewahrte, dass sie sich vor ihm fürchtete. Ja, sie hatte verdammte Angst vor ihm, ihrem Ehemann! Wie weh ihm das tat. Nicht allein die Erkenntnis, aber auch ihre Reaktion auf sein Näherkommen. Und das schmerzte ihn wirklich. Bevor sie beide in die Fänge des Königs geraten waren, hatte sie nie so auf ihn reagiert. Es war eher andersherum gewesen und Murtagh musste zugeben, dass er oft genug mit dem Gedanken gespielt hatte, das Lager mit ihr zu teilen. Irgendwie war es nie so weit gekommen, nicht mal ansatzweise. Er hatte sie schließlich auch nur ein einziges Mal geküsst. Aber dennoch, er wollte nicht, dass sie Angst vor ihm hatte, obwohl er natürlich wusste, warum es so war. Seit er zum ersten Mal mit ihr zu einem Wesen verschmolzen war, hatte er ihr nie auch nur ansatzweise so etwas wie Zärtlichkeit entgegen gebracht. Weder vorher, noch während dem Akt, noch danach. Er fühlte sich ziemlich mies deswegen. Jetzt zumindest.

'Ich muss versuchen, es irgendwie wieder gutzumachen.', dachte er, während er die Hand ausstreckte und sie sanft auf Caterinas Schulter legte. Sie zuckte stärker zusammen, so als habe er sie geschlagen.

„Sieh mich an.“, bat Murtagh sie mit leiser Stimme. Er klang alles andere als unfreundlich, was Caterina mehr als verwunderte. Dennoch gehorchte sie, aus Angst, ihn zu erzürnen, wenn sie nicht seinem Wunsch entsprach. Aus ihrem Blick sprachen sowohl Verwirrung, als auch Angst. Ja, sie wusste nicht, was er jetzt vorhatte und das brachte sie dazu, sich zu fürchten. Dass er sie so sanft berührte, war mehr als ungewohnt und entsprach nicht dem, was sie von ihm sonst kannte. Als sie in seine Augen blickte, lagen darin weder Verachtung, noch Hass, noch Abscheu. Stattdessen konnte Caterina in ihnen einen Ausdruck erkennen, den sie seit dem Winter nicht mehr in ihnen gesehen hatten. Sie wirkten direkt zärtlich. Prompt reagierte ihre Körper darauf mit einem Kribbeln in den Eingeweiden. Gänsehaut überzog ihre nackten Arme. Murtagh stockte bei ihrem Anblick der Atem. Diese Mimik wollte er nicht sehen. Sie sollte ihn so ansehen, wie sie es im Winter getan hatte.

'Los jetzt, sag irgendetwas!', ermahnte er sich, doch er brachte nicht ein einziges, mickriges Wort über seine Lippen. Was war er nur für ein elender Feigling!
 

Langsam wanderte seine Hand von ihrer Schulter zu ihrem Hals und endete schließlich auf ihrer Wange. Sachte strich er darüber. Dann machte er einen weiteren Schritt auf Caterina zu und zog sie mit dem anderen Arm nah an sich, so dass er ihren weichen Körper an seinem spüren konnte. Das Zittern wurde stärker. Offensichtlich hatte sie immer noch Angst vor ihm, obwohl er nichts tat. Außer sie eben im Arm zu halten. Murtagh räusperte sich, doch er brachte kein Wort über die Lippen. Immer noch nicht. Aber er war noch nie ein Freund großer Worte gewesen. Vor allem dann nicht, wenn Taten so viel mehr Zweifel ausräumten. Bevor Caterina wusste, wie ihr geschah, hatte Murtagh mit Daumen und Zeigefinger sanft ihr Kinn angehoben. Sie musste ihm jetzt wirklich in die Augen blicken, auch wenn sie nicht wollte. Murtagh ließ sich Zeit, ihr Gesicht zu betrachten, das immer noch zur Hälfte vom silbrigen Licht des Mondes beschienen wurde. Ihm stockte der Atem. Hitze breitete sich ihn ihm aus. Ein wildes Verlangen überkam ihn, von dem er wusste, dass es seit dem Winter in ihm schwelte. Er hatte es bis dato unter Verschluss gehalten, weil er nicht gewollt hatte, dass Caterina merkte, wie sehr er sie eigentlich begehrte. Aber jetzt, nachdem er gehört hatte, dass sie ihn liebte und dass er sich wirklich wie ein Volltrottel benommen hatte, konnte er seine Gier nach ihr nicht länger zügeln. Ein leises Knurren entfuhr ihm, ehe er den Schritt wagte. Seine Lippen legten sich zunächst noch sanft und zärtlich auf die ihren, was Caterina überrascht zurückweichen lassen wollte. Doch Murtagh würde nicht zulassen, dass sie sich ihm entzog. Nicht heute Nacht.

Der Kuss wurde leidenschaftlich und als Caterina ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn presste, wusste Murtagh, dass er ohnehin schon verloren hatte. Er würde ihr heute zeigen, dass er im Bett auch ganz anders sein konnte, würde beweisen, dass es auch angenehm sein konnte. Auch wenn er sich sonst immer Mühe gegeben hatte, es so schrecklich wie möglich für sie beide zu gestalten. Jetzt schämte er sich dafür. Dorn hatte eben doch in allem Recht gehabt.
 

„Warte...“

Ihre Stimme klang atemlos in seinem Ohr. Halb unbekleidet lag sie unter ihm auf dem Bett, die Laken bereits zerwühlt von ihrer Leidenschaft, obwohl sie es noch nicht getan hatten. Murtagh hob seinen Kopf, den er gerade zwischen ihren Brüsten versenkt hatte. Ein wenig verwundert sah er sie an.

„Ich...“, hob sie an, brach dann aber ab und ließ ein etwas verzweifeltes 'Warum tust du das?' hören. Ein leichtes Lächeln erblühte auf Murtaghs sonst so finsteren Zügen. Er schmiegte sich an sie, ehe er in ihr Ohr hauchte: „Weil ich dich liebe.“

Bevor Caterina weiter protestieren konnte, versiegelte er ihre Lippen mit einem innigen Kuss. Eine ihrer Hände vergrub sich in seinem Haar, sie presste sich an ihn und als er ihr das Nachtgewand endgültig vom Leib zerrte, unterbrach sie nicht wieder. Murtagh aber hielt inne. Er hatte einen Blick auf ihren Körper unter ihm geworfen. Noch gestern war ihre alabasterfarbene Haut unversehrt und makellos gewesen. Heute überzogen blutige Striemen sie und entstellten die Schönheit. Schockiert löste Murtagh sich von seiner Frau.

„Was ist das?“, fragte er mit heiserer Stimme.

Ängstlich setzte Caterina sich auf. Sie raffte ihr Nachtgewand, welches Murtagh achtlos neben sie geschmissen hatte, an sich, um den schrecklichen Anblick zu verbergen. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln und drohten, über ihre Wangen zu laufen. Sie verachtete sich für diese Schwäche.

Als sie nicht antwortete, versuchte Murtagh ihr den Stoff wegzuziehen, doch Caterina krallte ihn so fest an sich, dass es zwecklos war. Stattdessen wiederholte Murtagh seine Frage.

„Was ist das?“

Caterina schluckte. Warum nur musste er danach fragen? Es war doch eben noch alles perfekt gewesen. Warum musste jetzt alles wieder kaputt gehen, was sich so positiv verändert hatte? Es war so unfair!

Mit einem Ruck hatte Murtagh es nun doch geschafft, ihr den Stoff zu entreißen. Er ließ seine Augen mit gequälter Miene über die Schrunden, die ihre weiche Haut vom Bauch abwärts bedeckten und die ihm zunächst bei all der Leidenschaft nicht aufgefallen waren, wandern.

„War das dein Vater?“, fragte er schließlich so leise, dass man ihn kaum hören konnte.

Jetzt schluchzte Caterina auf. Sanft zog er sie an sich und wiegte sie hin und her, um ihr wenigstens etwas Trost spenden zu können. Hass auf Galbatorix durchflutete seine Adern. Wie konnte jemand nur so grausam sein? Aber Murtagh kannte die Antwort. Sein eigener Vater war ja auch nicht anders gewesen. Trotzdem tat es ihm weh, Caterina so geschunden zu sehen.
 

„Liebst du mich wirklich?“

Sie lagen nebeneinander in der Dunkelheit. Caterina hatte ihren Kopf auf Murtaghs Brust gebettet, er den Arm um sie gelegt. Ihr beider Atem war nun wieder ruhig und die Hitze, die durch ihre Körper pulsiert hatte, verklungen. Geblieben war ein Gefühl höchster Befriedigung, welches sei beide nie zuvor in diesem Ausmaß verspürt hatten. Vor allem Caterina nicht, für die die eheliche Pflicht von Anfang an eine Qual gewesen war. Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus, als Murtagh begann, sie sanft zu streicheln.

„Ja.“, sagte er schließlich, „Und das schon seit dem Winter.“

Für einen Moment schloss Caterina ihre Augen. Sie war in diesem Moment wirklich einfach nur glücklich. Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen. Dieses Geständnis bedeutete ihr eine Menge. Murtagh spürte das, weswegen er schwieg. In Gedanken ließ er die vergangenen beiden Stunden noch einmal Revue passieren. So voller Hunger, aber gleichzeitig auch Zärtlichkeit hatte er noch nie eine Frau geliebt. Und so leidenschaftlich, zugleich aber doch irgendwie unschuldig hatte ihn noch keine empfangen. Natürlich hatte er Caterina schon vorher besessen und rein körperlich gesehen war sie auch längst nicht mehr unschuldig, doch die Art und Weise, wie sie sich ihm hingegeben hatte... Murtagh vermochte nicht, es zu beschreiben. Dafür hatte er keine Worte. Es war perfekt gewesen.

„Ich liebe dich auch.“

Murtagh merkte auf. Er hatte gar nicht mehr damit gerechnet, etwas von ihr zu hören.

„Das macht mich glücklich.“, verkündete er mit einem zufriedenem Lächeln.

Und zum ersten Mal seit sie verheiratet waren, schlich er sich nicht wie ein Dieb in sein eigenes Gemach, sondern blieb an Caterinas Seite, wo er hingehörte. Vielleicht würde von jetzt an alles besser werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  LilaRain
2013-06-29T16:09:09+00:00 29.06.2013 18:09
Genial,hab deine FF heute erst entdeckt und verschlungen,hast du vor sie weiter zu schreiben?
Wäre echt Klasse!
Von: abgemeldet
2012-07-25T18:16:02+00:00 25.07.2012 20:16
Super Kapi^^^
Ich bin immer noch voll der Fan^^
Von:  Skrizgal
2011-05-30T18:59:20+00:00 30.05.2011 20:59
Hach, der Drache<3

Gabs die Frau eig wirklich, auch im Buch? Also in der Konstellation, mit Galbatorix' Tochter usw?? o,o
*erst bei S.176 is* :O


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