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Ta Sho

erste Schritte
von

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Wellen

Kurz vor Weihnachten kommt auch von mir noch mal ein kleines Christkind. Ich verrate nur so viel: Der Grundstein für etwas Neues wird gelegt :), lasst euch überraschen!
 

„Du hast verdammtes Glück, dass ich keinen Superkleber zur Hand habe!“, Oliver ließ endlich Stans Hand los, als sie im Hangar unten angekommen waren. Bis hier her hatte immer die Gefahr bestanden, dass der blonde Schwede auf der Treppe Kehrt machte und wieder nach oben lief. Oli mochte Stan, keine Frage, aber in manchen Situationen war der einfach nur vorlaut. Und vorlaut war das Letzte, was sie da oben noch gebrauchen hätten können. Oli hatte ganz deutlich erkennen können, dass zumindest ihr Alessandro kurz davor stand, durch die Decke zu springen, da hätten Kommentare von Stan maximal noch zu Blutvergießen geführt.

Stan machte keinerlei Anstalten, wieder nach oben zu tigern. Er hatte auch so genug gesehen. Stattdessen trat er auf die offenen Hangartore zu und grinste. Lässig setzte er sich seine Sonnenbrille auf, als er nach draußen ging, sich sehr wohl bewusst darüber, dass Oliver ihn keine Sekunde aus den Augen lassen würde. Stanley steckte die Hände in die Hosentaschen, als ihn die noch nicht gut wärmende Sonne empfing. Er selbst hatte die Ruhe wieder gefunden. War eigentlich alles halb so wild, wie es zunächst ausgesehen hatte. Jeder verguckte sich mal in den verbotenen Apfel aus dem Garten Eden, wieso sollte der junge Captain da eine Ausnahme sein? Immerhin stand für Stan fest, dass er höchstwahrscheinlich auch irgendwann mal versucht hätte, April um den Finger zu wickeln. Er grinste, garantiert sogar! Stan drehte sich plötzlich zu Oliver um und lachte: „Legt der doch glatt die Tochter vom Chef flach!“

Postwendend bekam Stan allerdings von Oliver eins auf die Zwölf serviert. Oli zog zwar nicht durch, aber der Schlag auf den Hinterkopf sollte Stan zumindest eine Warnung sein, ehe er ihn anzischte: „Bist du übergeschnappt? Schrei’s vielleicht noch ein bisschen lauter durch die Gegend!“

„Ja, tschuldigung!“, Stans Entschuldigung war mehr als nur halbherzig. Er packte stattdessen lieber seinen Kumpel am Arm und drehte den Spieß kurzerhand um. Nun zog der kleinere Schwede am großen Hünen. Beiläufig erklärte er ihm, weshalb er es auf einmal so eilig hatte: „Komm mit, Großer. Wir suchen mal Babygirl, die hat doch vorhin die Flucht ergriffen.“

„Wen?“, Oliver verstand Stan gerade überhaupt nicht. Wen meinte er denn mit ‚Babygirl‘? Zum Glück für Stanley stellte sich Oliver allerdings nicht quer, ansonsten wäre der Blondschopf nicht übertrieben weit mit ihm an der Hand gekommen.

Besagter Pilot schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er sich von seinem guten Riecher leiten ließ und Oliver erklärte, dass Babygirl natürlich nur die Freundin von ihrem Babyboy sein konnte. War doch logisch! Stan hatte es deswegen so eilig die junge Dame aufzutreiben, weil die eventuell die Hälfte von dem nicht wusste, was im Augenblick wirklich um sie herum los war. Auch der Schwede hatte das Telefonat vor einigen Monaten mit ihr nicht vergessen. Hatte er sich damals noch gewundert, weshalb die hübsche Navigatorin so feindselig auf den Anruf reagiert hatte, so wusste er zumindest jetzt einigermaßen sicher, dass der Haussegen nur deswegen schief hing, weil der Herr von und zu Captain die Base von Ramrod getrennt hatte. Und zwar in jeder Hinsicht. Stan wusste noch, dass April bis zum damaligen Zeitpunkt nicht mal erahnt hatte, welche Aufgaben der Japaner in der Base zu erledigen hatte.

Stans guter Riecher und Olivers gute Augen führten die beiden Piloten nur an einen Ort. Ramrod. Nachdem das gute Stück auf dem Gelände des Oberkommandos parkte, war er weder versperrt noch geschlossen. Ramrod stand bildlich gesprochen mit heruntergelassenen Hosen auf dem Gelände vor den Bases. Vor der offenen Rampe blieben die beiden Männer stehen und sahen sich prüfend an. Beide checkten, ob der jeweils andere ebenfalls bereit war, in die geheiligten Hallen zu treten. Stan nickte kaum merklich und setzte sich als erster wieder in Bewegung. Während sie hinauf gingen, nahm er die Sonnenbrille wieder ab und steckte sie wie immer in den Ausschnitt seines Hemdes. Oliver hingegen wischte seine Hände unnötiger weise an den Hosenbeinen ab, aus irgendeinem Grund wollte er Ramrod möglichst sauber betreten. Sie landeten im Hangar, wo die vier Gefährte parkten. Über Olivers Lippen huschte ein kleines Lächeln, als sein Blick auf den Rennboliden fiel. Den hätte er auch ohne rot-weiße Lackierung Fireball zuordnen können. Danach erkundete er die Gänge, er wusste nämlich nicht genau, wo es lang ging. Eben so wenig kannte sich Stanley hier drinnen aus. Aber der Schwede folgte immer noch seinem Instinkt und zugegeben, auch seiner vergleichsweise feinen Nase. Er ging einfach dorthin, wo seiner Meinung nach das Parfum der Blondine noch am intensivsten in der Luft hing. Er verstand mit jedem Atemzug mehr, dass man da als hormongesteuerter Jugendlicher schon mal schwach werden konnte. Da tat sich er als gestandener Mann sogar fast schwer, seine Gedanken über der Gürtellinie zu behalten!

„Wenn ihr euren Captain sucht, dann seid ihr hier falsch, Jungs“, April stand plötzlich im Flur und stemmte die Arme in die Hüften. Sie hatte gar keine Lust, auch nur irgendjemanden zu sehen, der dieses verdammte Logo der Air Strike Base 1 auf seinen Klamotten trug. Die Piloten dort waren ohnedies alle nur Heuchler!

April war von ihrem spärlichen Essen direkt zu Ramrod geflüchtet. Colts Worte hatten sie hart getroffen und sie hatte erst einmal eine Weile alleine sein wollen. Mittlerweile hatte sie sich ihres Kampfanzuges schon entledigt und einen Kaffee im Gemeinschaftsraum gemacht. Als sie gehört hatte, dass jemand die Rampe herauf kam, hatte sie ihren Anblick im Spiegel noch schnell kontrolliert, ehe sie dem Besuch gegenüber getreten war. Matt und traurig wirkte sie immer noch, aber zumindest sah sie nicht verweint aus.

Oliver blieb sofort stehen, aber Stan kam noch einige Schritte näher. Nachdem der Kroate eher der Ruhepol war, übernahm Stan das Sprechen. Er schmunzelte April entgegen: „Unser Captain wird gerade von eurem in die Mangel genommen, Babygirl!“

Ja, Stan hatte für April bereits einen Kosenamen gefunden. Er hoffte eigentlich nur noch, dass April den auch behalten konnte. Würden April und sein Boss in Zukunft getrennte Wege gehen, wäre Babygirl nicht mehr angebracht. Und deswegen war Stan schließlich mit Oli hier aufgetaucht: „Ich finde, du solltest dir die Show reinziehen. Ist bisher sehr informativ.“

„Was ist?“, April runzelte die Stirn und verstand kein Wort. Aber das hatte sie bei Fireball in den letzten Monaten seit seiner Versetzung ja auch nicht mehr. Das blonde Mädchen im roten Catsuit biss sich auf die Lippen und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Sie lehnte sich gegen die Wand am Gang und ließ den Kopf hängen.

Olivers tiefe Stimme mit seinem kroatischen Akzent ließ sie wieder aufsehen: „Was die kleine Nachtigall da grad zu zwitschern versucht ist nichts anderes als: Wir haben grad erfahren, dass du und unser Babyboy…“

Während Oliver nach vorsichtigen Worten suchte, unterbrach Stan ihn kurzerhand: „gemeinsam durch die Betten turnt. Scheiße ist, dass er uns das nicht gesagt hat, Klasse allerdings hat er grade bei deinem Boss bewiesen, wie er dem das erzählt hat.“

April riss die Augen entsetzt auf und biss sich auf die Unterlippe. Augenblicklich war sie im gesamten Körper steif geworden. Wie ein Schulmädchen spürte sie die Hitze in sich aufsteigen, bei Stans ungehobelter Art verlor sie ihre Sprache und bekam zu allem Überfluss rote Backen. Am liebsten hätte sie sich jetzt in einem Erdloch verkrochen und dort darauf gewartet, dass sich der Aufruhr um ihre Person wieder legte. Schnippisch fuhr sie die beiden Männer nach einer gefühlten Ewigkeit an: „Toll! Stapft er grad durchs ganze Oberkommando und erzählt von seiner Eroberung?!“

„Nein, tut er nicht“, Oliver drückte sich an Stan vorbei und warf dem einen bitterbösen Blick zu. So ein unsensibler Vollkoffer! Der Kroate atmete tief durch und erklärte noch einmal: „Major Rider und er sind im Büro oben und besprechen sich gerade. Alex, Marty und Colt stehen noch vor dem Büro, so wie wir beiden bis eben auch noch.“

Die Blondine verstand überhaupt nicht, was der Kroate ihr zu sagen versuchte. Genervt, aber immer noch auch unheimlich verschämt, pustete sie ihre Haare aus der Stirn. April rollte die Augen, blickte zu Ramrods Decke und fragte sich unweigerlich, wie viel schlimmer dieser Tag noch werden konnte. Monatelang hatte sie still in sich hineinheulen müssen, weil Fireball und sie beschlossen hatten, ein Geheimnis daraus zu machen und jetzt schien er alles an die große Glocke zu hängen. Bestimmt rief gleich ihr Vater an und wollte sie enterben! April pustete den Atem stoßartig wieder aus, sie keuchte beinahe, ehe sie ein wenig ihrer Anspannung fallen ließ. Sie konnte nichts mehr ändern, also konnte sie nur noch die Pobacken zusammen kneifen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Sie sah die beiden Piloten offen an und deutete auf die beiden: „Und ihr zwei Helden seid…?“

„Stan“, Oliver zeigte locker auf den blonden Schweden vor sich und danach auf sich selbst: „Und Oliver. Die offizielle Nummer drei und vier der Einser.“

April nickte: „Verstehe. Und bis zu welcher Nummer dürft ihr wissen, was euer Captain in der Freizeit macht?“

Sie wollte ausloten, welche Dimensionen ihre Liaison mit Fireball inzwischen angenommen hatte. Leugnen brauchte sie nichts, das hatte sie bereits gemerkt. Aber sie wollte sich auch nicht von zwei wildfremden Männern in die Karten schauen lassen. Die mussten doch ohnehin schon glauben, sie sei leicht zu haben. Bei dem Gedanken zog April die Stirn in Falten. Oh Gott, die würden alle glauben, sie wäre ein Wanderpokal! Unweigerlich begann sich die hübsche Blondine wieder zu schämen. Ihr Ruf war hinüber! Aber so was von.

Dieses Mal antwortete wieder Stan auf Aprils Fragen: „Also eigentlich keiner. Aber:“, er grinste das Mädchen mit einem Augenzwinkern an: „Ihr habt den kleinen Windhund in unsere Obhut gegeben und wir haben uns seiner angenommen, wie eine Familie. Martin und Alessa haben ihn aufgepäppelt und Oli und ich sorgen für die Freizeitbespaßung. Naja, zumindest, wenn Ramrod nicht im Lande ist.“

Oli schloss genervt die Augen. Am liebsten hätte er sich noch die Hand vor die Augen gehalten, aber das ließ er doch lieber bleiben. Stan war manchmal echt eine Pflaume erster Güte. Der Kroate sah zu April, dabei erklärte er ihr: „So ist das nicht. Wir sehen uns eher als Freunde von Shinji, auch wenn er nicht alles erzählt. Wir wissen, dass er Rubario vertraut und das reicht uns auch. Als wir aber gerade mitangehört haben, welchen Bock er da geschossen hat, konnten wir nicht mehr ruhig zuhören.“

Nun verdrehte wieder Stan die Augen. Meine Güte, Oliver würde nie auf den Punkt finden. Also tat der Schwede das nun: „Scheiß auf die Regeln, Babygirl. Wenn ihr euch gern habt und das auch ausleben wollt, dann tut das! Unser Wolfsbaby kriegt das sicherlich auch grad eingebläut. Ist doch lächerlich, wenn euch das Oberkommando den Spaß verdirbt. Ihr habt das nach seiner Versetzung ganz gut heimlich hingekriegt, und jetzt könnt ihr euch unserer Hilfe sicher sein. Wir schwärzen aus unserer Einheit bestimmt niemanden wegen einer Beziehung an, unseren eigenen Captain schon gleich zwei Mal nicht. Ich sag dir, Babygirl, komm mit uns mit, stellt euch euren Freunden und ihr könnt da weitermachen, wo ihr das letzte Mal aufgehört habt.“

‚Beim Streiten, wie schön!‘ Aprils Gedanken waren diesbezüglich gerade etwas eingetrübt, aber das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, hatten sie es schließlich auch nicht auf die Reihe bekommen. Merklich seufzte April auf Stans letzte Worte hin. Sie öffnete schließlich die Arme und wollte noch wissen: „Und wieso sollte ich euch vertrauen? Ich kenn euch zwei gar nicht und auf euren Captain ist nebenbei bemerkt, auch kein Verlass.“

Stan schnalzte mit der Zunge: „Weil wir vertrauenswürdig sind, so einfach ist das, Babygirl!“

Für den blonden Schweden war das eine ganz klare Angelegenheit. Wem er sein Wort gab, das hielt er auch. Er würde bestimmt wegen so bescheuerter Regeln nicht den Mund aufmachen. War doch lächerlich, was die im Oberkommando manchmal von einem verlangten.

Der Kroate hielt es dagegen für angebracht, April zuzustimmen: „Stimmt, du kennst uns nicht. Aber wir sind loyal, in jedem Fall. Und was Babyboy betrifft, dem musst du die Hammelbeine lang ziehen.“

Beim letzten Satz hatte Oliver leicht gelächelt. Verlässlich war der Japaner im privaten Bereich wirklich nicht. Wie oft der Martin und Alessa in den letzten Monaten versetzt hatte, konnte niemand mehr genau zählen. Oli fand deswegen, dass ihm die weibliche Hand im Hintergrund diesbezüglich schon etwas Disziplin verschaffen würde.

April stand immer noch vor den Jungs und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie schien die beiden Piloten nicht mehr los zu werden, bis sie sich nicht ein Herz gefasst hatte und sie in Fireballs Büro begleiten würde. Stan und Oliver standen beide mit einem dämlichen Lächeln im Gesicht im Flur und schienen darauf zu warten, dass April endlich einwilligte. Die Blondine ließ den Kopf sinken, schüttelte ihn leicht und keuchte: „Also schön. Hören wir uns an, was euer Windbeutel von Captain zu sagen hat.“

April warf sich eine Jacke über die Schultern und ging von Stan und Oliver flankiert in den Hangar. Sie war gespannt, was sie dort erwarten würde. Einerseits war sie sich sicher, wenn Saber und Fireball miteinander sprachen, würde es ruhig und besonnen zur Sache gehen, aber was, wenn sich inzwischen auch Colt – oder noch viel schlimmer – Alex eingemischt hatten?
 

„Was bildest du dir eigentlich ein, du Hirni?!“

Zu Tode erschrocken erstarrte Fireball. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht und seine Augen richteten sich auf den Eindringling in seinem Büro.

Saber hatte sich zwar ebenfalls erschrocken, konnte aber im Gegensatz zu seinem Freund einen Kommentar in Richtung der offenen Bürotür schicken: „Klopfen gebietet einem der Anstand, findet ihr nicht?“

„Ach, halt doch den Rand, Saber! Du kannst den Pimpf da nicht auch noch dafür belohnen wollen, was er mit April angestellt hat. Der braucht `ne anständige Kopfwäsche!“, Alex schoss wie ein Pfeil auf die beiden im Raum zu. Martin und Colt hatten noch vergeblich versucht, ihn zu fassen zu bekommen. Saber hatte zwar auch versucht, Alex Einhalt zu gebieten, aber in diesem Augenblick war der italienische Dampfkessel explodiert.

Alessandro sah gerade rot. Wie ein Stier rauschte er in den Raum und direkt auf den Rennfahrer zu. Mit aller Wucht riss er ihn zu Boden und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Erst als Fireball Blut schmeckte, erwachte er aus seiner Starre. Fireball, der ebenfalls immer noch seinen Kampfanzug trug, griff nach Alessandros Händen und versuchte diesen von sich runter zu bekommen. Dieser jedoch bewegte sich keinen Zentimeter von dem Rennfahrer weg. Deswegen entschied sich Fireball für eine andere Taktik. Er riss an einem der Beine von Alessandro und versuchte so, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wütend funkelte er Alex an: „Mach, dass du runter kommst!“

„Ich denk ja nicht dran! Dir sollte man den Hals umdrehen, du Vollvase“, obwohl er gehörig zu kämpfen hatte, blieb er vorerst siegreich auf Fireballs Brust sitzen. Bis ihn zwei starke Arme von Fireball runterzogen. Einer gehörte zu Saber Rider, der andere zu Martin. Der Schotte sprach seinen Piloten auch ruhig an: „Ich kann deine Entrüstung verstehen, Alessandro. Dennoch ist es noch lange kein Grund, auf den Captain einer anderen Einheit loszugehen.“

Martin jedoch tadelte seinen ehemaligen Kollegen: „Ich kann deine Reaktion überhaupt nicht verstehen!“, er riss den Italiener zu sich herum: „Herrgott, ich hab dir vorhin schon gesagt, dass du ruhig bleiben sollst! Außer April und Fireball weiß niemand, wie es wirklich war. Und ja, ich weiß, dass Liebeskummer schreckliche Ausmaße annimmt, aber April ist erwachsen. Die beiden müssen das mit sich ausmachen.“

Alessandro fand unschöne Widerworte: „Red nicht so gequirlten Mist, Marty! Du hast sie nie weinen gesehen. Ihr geht es schlecht mit dem Doppelleben und dem Mistkerl!“

Wieder unterbrach Martin seinen Freund, dieses Mal mit mehr Schärfe in der Stimme: „Das stimmt. Ich habe April nie an Bord von Ramrod gesehen. Aber genauso wenig hast du Shinji gesehen. Und jetzt mach endlich mal einen Punkt.“
 

Colt hatte Fireball aufgeholfen, doch kaum stand der Wirbelwind wieder, schüttelte er Colts Hand mit einer stummen Geste wieder ab. Fireball wischte mit dem Daumen über die blutige Stelle und trat zu Alessandro hinüber. „Schluss jetzt! Hört auf damit!“

Alessandro schüttelte sowohl Sabers als auch Martins Hand ab. Er stieß den Zeigefinger Richtung Fireball und knurrte: „Du kannst dir sicher sein, dass du dafür noch eine Abreibung bekommst, Captain!“

Das letzte Wort spie er Fireball direkt entgegen. Alessandro kochte, nein er brodelte förmlich. Das konnte nicht zuletzt auch Martin sehen. Aber der Brasilianer erkannte auch etwas anderes in seinem ehemaligen Kollegen. Es war all der Frust und der Schmerz dabei, den die Trennung von Alessandros Freundin verursacht hatte. Alex hatte seine Enttäuschung über ihre Affäre mit einem anderen nie hinausschreien können. Als sie sich von ihm getrennt hatte, hatte sie ihm verschwiegen, wer der andere Mann in ihrem Leben war. Alex hatte ihn nie zu Gesicht bekommen. Es schien Martin, als wäre ein Teil der Wut des Italieners auf Fireball auch Wut auf den Mann, der ihm seine Freundin ausgespannt hatte.

Fireball lehnte sich gegen die Kante seines Schreibtisches und ließ den Kopf hängen. Die Abrechnung mit Alessandro hatte er wahrscheinlich verdient. Mit einem Mal standen alle seine Freunde hier und offenbar hatten sie das Gespräch mit Saber verfolgt, denn ansonsten hätte Alex nicht den Dampfhammer ausgepackt. Der Japaner krallte die Hände in die Tischkante und murmelte betrübt: „Ist schon ziemlich ironisch, dass ich ausgerechnet jetzt zur Beichte ansetze, wenn ich mich von April getrennt habe.“
 

„Ja, das ist wirklich ironisch“, nun stand auch April mit ihren beiden Begleitern im Raum. Langsam aber sicher wurde es eng im Büro des Captains. Während Oliver die Tür wieder schloss, ging April zwischen all den Männern durch und lehnte sich neben Fireball. Obwohl sie kontrolliert und ruhig wirkte, pochte ihr das Herz bis zum Hals hinauf und sie wusste nicht, wie lange sie die Coole spielen konnte. Sie sah den Rennfahrer herausfordernd durch ihren Pony, der ihr ständig auch in die Augen hin, an: „Kann man nur hoffen, dass wenigstens du dich jetzt besser fühlst. Ansonsten hat es wenig Sinn gemacht.“

Colt war die ganze Zeit über ruhig geblieben, ungewöhnlich für den Scharfschützen. Nun stand er mit verschränkten Armen am weitesten weg und neigte den Kopf zur Seite. Er strengte sich an, Licht und Klarheit in die Verwirrung und die Situation zu bringen, zumindest für sich selbst. Als April mit Stan und Oliver den Raum betreten hatte und Colt nun gehört hatte, dass sich Fireball von April getrennt hatte, nahm er seinen Hut vom Kopf und strich mit der freien Hand durch seine Locken. Seine Augen ruhten auf seinem Hombre, der zum wiederholten Male schon den Kopf hängen ließ. Nun schüttelte es Colt. Mit ziemlichem Schwung, begann er, das private Schlachtfeld von April und Fireball zu räumen. Zuerst packte er Alessandro und Martin am Arm: „Machen wir, dass wir hier raus kommen, Leute.“

Bei diesen Worten hatte er Saber einen vielsagenden Blick zugeworfen und der hatte sofort verstanden. Der Schotte nickte lediglich, öffnete die Tür und begleitete Stan und Oliver hinaus. Er murmelte: „Lassen wir die beiden einen Augenblick alleine.“

Alessandro allerdings ließ sich nicht so einfach hinauskomplimentieren. Er war immer noch wütend. Inzwischen konnte er selbst nicht mehr genau sagen, weshalb, aber wahrscheinlich lag es daran, dass er immer wieder Aprils trauriges Gesicht vor sich sah, wenn Fireball zu Rechtfertigungen ansetzte. Er riss sich von Colt los und baute sich vor dem Captain auf. Bedrohlich richtete er den Zeigefinger ein weiteres Mal auf ihn: „Wenn ich auch nur den Verdacht bekomme, dass sie deinetwegen wieder weint, bring ich dich unter die Erde.“

Fireball blickte auf. Alessandro war Aprils Beschützer geworden. Seine Mundwinkel beschritten einen bedenklichen Bogen Richtung Boden. Leise schmetterte er Alessandros Warnung ab: „Keine Sorge. Einen Hikari kriegst du nicht unter die Erde. Wir sind für den Himmel geboren und dort werden wir auch sterben.“

„Spinner!“, Alex kommentierte das nicht weiter und verließ endlich das Büro. Zumindest zwei Paar Augen bedachten ihn dabei mit einem warnenden Blick. Martin konnte seine Ansichten nach wie vor nicht teilen.

Und Colt, der zweite, der Alex nur mit seinen Gedanken hätte lynchen können, schubste den Italiener aus dem Raum und schloss die Tür. Einen solchen Hitzkopf hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Das ängstigte Colt zwar nicht, allerdings war es der falsche Hitzkopf. Fireball hätte da drinnen mal auf den Tisch hauen müssen und sich lautstark verteidigen. Aber der war ruhig und zwischenzeitlich auch zusammengesunken, an den Tisch gelehnt stehen geblieben.
 

Er hörte die Tür ins Schloss fallen, sowie Aprils und seinen Atem. Niemand sonst war mehr in dem Zimmer, die bedrückende Enge wich einer gespenstischen Stille. Fireball spürte Aprils Gegenwart neben sich, auch wenn er sie nicht ansah. Es war beinahe so, als könnte er ihre Aura fühlen.

Als ihm die Stille zu lange dauerte, sah er April endlich an. „Nein.“

Das blonde Mädchen, das ihre Hände in die Tischkante gekrallt hatte und betrübt ihre Fußspitzen betrachtet hatte, hob den Kopf, als Fireball sie ansprach. Fragend musterte sie ihn und seufzte. Ach, sie verstand ihn einfach nicht mehr! Wie er so da stand, immer noch in seinem blutroten Kampfanzug und den Blick auf sie gerichtet, sie erkannte ihn kaum wider. Nicht, dass er sich äußerlich so sehr verändert hätte, nein, das war es absolut nicht. Es war seine Art, sein Wesen. April murmelte: „Was jetzt ‚Nein‘? Nein, ich soll mich zum Teufel scheren, oder Nein, bleib da?“

„Nein auf deine Frage von vorhin. Nein, ich fühle mich nicht besser, nur weil es jetzt die Ramrodcrew und ein Teil meiner Jungs weiß.“

„Und warum sagst du es denen dann?“, ungehalten fuhr April Fireball an. Sie stand auf und umrundete seinen Schreibtisch. April wartete gespannt auf eine Antwort, solange allerdings nahm sie sich die Zeit, den Arbeitsplatz des Japaners genauer zu betrachten. Als er vorhin zu Martin aufgebrochen war, hatte er das Büro überstürzt verlassen, das konnte man ganz deutlich erkennen. Einige Akten lagen aufgeschlagen auf dem Platz, ein Kuli quer darüber und der Bildschirm war noch eingeschalten.

Fireball blieb an seinem Platz stehen. Nun hatte er April den Rücken zugewandt, dadurch die Blondine allerdings buchstäblich im Rücken. Es war ein unangenehmes Gefühl, weil er ihre Blicke, die sie immer wieder auf ihn richtete, deutlich spüren konnte. Fireball erklärte ihr heiser: „Ich habe es eigentlich nur Saber gesagt, die anderen fünf haben uns belauscht. Ich wollte, dass zumindest Saber auf dich aufpassen kann, weiß, warum es dir schlecht geht.“

„Mir geht’s nur deinetwegen mies“, entgegnete die junge Frau schnippisch. Nun richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Rennfahrer, der ihr die kalte Schulter zeigte. Ihre Augen waren auf seinen Hinterkopf gerichtet und starrten angestrengt darauf, als könnte sie ihn damit dazu bewegen, sich ihr zuzuwenden. April bekam langsam aber sicher wieder schlechte Laune: „Ich sag es dir jetzt einfach noch mal und dieses Mal so, dass du mich auch ganz sicher verstehst, Shinji. Alles, was ich wollte, war mit dir zusammen sein. Aber du hast es vorgezogen, dich heimlich mit mir zu treffen, mich auszunützen und mir doch nichts mehr zu erzählen. Ich bin nicht blöd, Fireball! Denkst du, ich wüsste nicht, weshalb du immer dann besonders viel zu tun hattest, wenn Ramrod wieder da war? Du wolltest so wenig Zeit wie möglich mit mir verbringen und immer einen Vorwand haben, weshalb ich gleich nach… nachdem wir im Bett waren, wieder gehen sollte.“ April fiel es schwer, das zu sagen, was ihr auf der Zunge lag. Hätte Fireball sie angesehen, hätte er sofort gewusst, was sie meinte, denn wider Willen färbten sich ihre Wangen rot und ihre Augen begannen zu funkeln. Es war kein aggressives Funkeln, es war eher ein liebevolles Strahlen, wenn sie an die innigen Momente voller Leidenschaft zurückdachte. Leider waren sie nie mehr als pure Lust gewesen.

Nun stieß sich Fireball vom Schreibtisch ab. Er zeigte auf seinen unordentlichen Schreibtisch, auf die offenen Schränke, die beinahe vor Akten überquollen und wollte von ihr wissen: „Was siehst du hier, April?“

Dem Japaner saß ein dicker Kloß im Hals. Er wusste, was er hier sah. Das Büro seines Vaters! Das und einen Berg von Arbeit, dem er sich im Augenblick nicht gewachsen fühlte. An diesem Tag hatte er mit seiner Mannschaft den ersten Kriegseinsatz geflogen und Fireball glaubte selbst nicht daran, dass er alles richtig gemacht hatte.

April sah sich im Büro um, wieder sehr aufmerksam. Sie begann aufzuzählen: „Also, ich sehe deinen Schreibtisch, chaotisch wie du. Ich sehe einige Akten, die mit Schmierölfingern angefasst wurden, weil du das Hydrauliköl nicht ordentlich abgewaschen hast. Und dann seh ich da noch dich“, nun wies April auf die Gestalt des Rennfahrers: „Du hast immer noch deinen alten Kampfanzug an. Kriegst du keinen in den Farben der Base, oder was?“

Tatsächlich hatte ihm Commander Eagle schon des Öfteren angeboten, einen neuen Anzug zu bekommen, aber dagegen sträubte sich Fireball. Er würde nicht in den Anzug passen, würde ihn nicht ausfüllen können. Dabei meinte er weniger die Größe und Form, sondern das, was er symbolisierte. Und er wollte nicht die letzte einzig greifbare Erinnerung an Ramrod verlieren. Er hatte bereits seinen Red Fury hergegeben, weil er auf Ramrod besser gebraucht werden konnte, als hier, da wollte er zumindest seinen Kampfanzug behalten. Allerdings musste er über Aprils überaus treffende Feststellungen schmunzeln. Seine Mundwinkel zeigten wieder nach oben. Mit einem leichten Zwinkern fuhr er sich durch die Haare: „Ich mag meinen roten Kampfanzug zufällig sehr gerne. …Multiplizier das Chaos von Ramrod mit zehn und du weißt, wie’s hier wirklich zugeht“, seine Mimik wurde allerdings wieder ernster, als er April gestand: „Hätte ich die Arbeit nicht mit nachhause genommen, wenn du mit Ramrod im Lande warst, hätte ich dich überhaupt nicht gesehen. Die erste Zeit war’s ziemlich viel auf einmal und sehr umfangreich.“

„Ach, Turbo, komm schon“, April glaubte ihm kein Wort. Fireball hatte sich doch auf Ramrod auch so gut wie nie mit dem Papierkram auseinandergesetzt, hier würde er wohl kaum damit angefangen haben. April warf sich ihre langen blonden Haare über die Schulter zurück und richtete sich auf. Sie wollte keine Ausflüchte mehr hören, denn nichts anderes waren Fireballs Worte in ihren Ohren gerade. Die Tochter von Commander Eagle hatte um einen zweiten Anlauf gekämpft, hatte sich nach ihrem vernichtenden Gespräch im Cafè sogar Hilfe geholt. Doch selbst Martin hatte nichts mehr ausrichten können. Nun sah es auch April ein. Ihre Beziehung war definitiv zu Ende. So weh es auch tat. Und so sehr sich April auch etwas anderes für sich und Fireball wünschte. Sie konnte ab diesem Zeitpunkt nur noch eines mit Sicherheit sagen. Zitternd, aber erhobenen Hauptes ging April auf Fireball zu. Sie sah ihm flüchtig in die Augen und hauchte in sein Ohr: „Unsere Beziehung ist an deiner Angst gescheitert, Babyboy.“

Jedes einzelne Haar schien ihm zu Berge zu stehen. Aprils Worte hatten ihr Ziel nicht verfehlt. Das Hauchen seines neuen Kosenamens und ihre Nähe hatten eine Gefühlsexplosion in Fireball ausgelöst. Mit einem Mal wurde ihm heiß und kalt, sein Herzschlag hatte sich vervielfacht. Seine dunklen Augen starrten April perplex an, spiegelten jedoch genau das wider, was April just gesagt hatte.

Die junge Frau gab ihm noch einen letzten Abschiedskuss auf die Wange und während sie ihre Augen schloss, fiel eine kleine Träne über ihre Lider hinab. Tapfer hielt April den Kopf gerade und wandte sich von Fireball ab. Abschiede taten meistens weh, das wusste sie nicht nur von Saber und Colt, sondern auch aus eigener Erfahrung. Dieses Mal aber verabschiedete sich April nicht von ihrem Kumpel, sondern von ihrem Partner. Es zerriss ihr das Herz in der Brust, aber sie war auch erwachsen genug um nun zu wissen, dass alles andere noch schlimmer sein würde. April öffnete die Tür und huschte hinaus.
 

„Oh oh“, kommentierte ausgerechnet Saber Aprils Gesichtsausdruck, als sie aus dem Büro trat und sich zwischen den Jungs durchdrängte.

Als Alex ihr sofort hinterher wollte, hielt Martin den am Arm fest und warnte ihn: „Kumpel, keine Schnellschüsse mehr, verstanden?“

Der Italiener nickte grimmig. Zumindest ging er April nach und nicht ins Büro zurück, um den Stöpsel aus dem Fenster zu werfen. Martin sollte sich mal mit etwas zufrieden geben! Alex würde sich dennoch damit begnügen, April lediglich zuzuhören und nicht herum zu schimpfen. Das würde seiner Freundin im Augenblick ohnehin nicht wirklich helfen.

Wider Erwarten verschwanden gleich darauf auch Oliver und Stan. Der Schwede versicherte Martin noch nach einem Blick auf die Uhr: „Klärt mal noch, was ihr klären könnt oder müsst, wir werden zusehen, dass euch solange niemand hier stört.“

Der Hüne und Stan waren sich darüber einig, dass sie hier vorerst nichts mehr tun konnten, deshalb würden sie im Hangar unten für Betriebsamkeit sorgen. Der wohlverdiente Mittag war inzwischen auch für alle anderen rum, irgendwann würden auch die anderen Piloten darauf kommen, dass ihr Captain im Stock über ihnen verweilte. Der große Kroate war wie gesagt ein eher ruhiger Zeitgenosse, aber nicht blöd. Oliver hoffte lediglich, dass alle bei Zeiten wieder auf dem Damm waren. Er hatte an Aprils Mimik erkannt, dass auch dieses Gespräch bitter geendet hatte. In der nächsten Zeit galt es also ein Auge auf die Spezialeinheit namens Ramrod zu haben, soweit das von seinem Posten als fix stationierter Pilot überhaupt ging und das andere Auge auf ihren Chef zu werfen.

Von unten konnten die drei verbliebenen Männer Stans Stimme durch den Hangar lachen hören: „So, ich hoffe ihr hattet eine ordentliche Mahlzeit, die werdet ihr nämlich jetzt wieder abarbeiten. Schöne Grüße von Babyboy, wir dürfen unsere Gleiter inspizieren und zur Reparatur schicken!“
 

Martin hatte seinen beiden Freunden noch nachgesehen, auch noch abgewartet, welch glorreiche Idee Stan wohl gehabt hatte um die Kollegen auf Trab zu halten, dann widmete er seine Aufmerksamkeit Saber und Colt. Er musterte die beiden ungleichen Freunde wieder einmal. Wenn er nun auch noch April und Fireball dazu packte, wurde das Gespann noch unterschiedlicher. Martin zog sich einen Stuhl heran und setzte sich darauf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wollte unvermittelt wissen: „Sagt mal, was war eigentlich vor eurer Mission anders?“

„Ich kann dir sagen, was nach unserer Mission anders ist“, entgegnete Colt wie aus der Pistole geschossen. Er hatte sofort kombiniert, dass Martin die letzte Mission mit Fireball zusammen gemeint hatte. Alles andere war schließlich hinreichend bekannt und dementsprechend unspektakulär.

Als Martin auch Sabers verschlossene Miene bemerkte, senkte er die Stimme und erklärte den beiden verbliebenen Star Sheriffs: „Ich weiß von eurem Sprung durch die Zeit. Aber keine Sorge“, versicherte er umgehend: „von mir erfährt keiner ein Sterbenswörtchen.“

Saber nickte zwar, verschränkte allerdings die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand. Er wollte nicht hier in aller Öffentlichkeit über etwas reden, das noch weitaus größere Ausmaße annehmen konnte, als er es sich vorstellen konnte. Saber war nicht auf den Kopf gefallen. Wenn jemand falsches mitbekam, dass die vier mit Ramrod zwei Mal durch die Zeit gesprungen waren, würde das in den nächsten Monaten ziemlichen Aufruhr verursachen. Irgendjemandem würde schnell klar werden, dass zumindest einer der vier wissen musste, wie man durch die Zeit reisen konnte und ehrlich gestanden, Saber hatte keine große Lust, so etwas noch einmal zu erleben. Einmal in einer Zeit zu landen, wo man nicht hingehörte, genügte.

Colt nickte in Richtung Bürotür, als Saber Rider das Zeichen zum Aufbruch gab. Seit April heraus gekommen war, hatte sich dort nichts mehr gerührt und Colt machte sich Sorgen. Das gefiel ihm nicht. Doch Saber schüttelte den Kopf und meinte leise: „Lassen wir ihn. Er wird schon klarkommen.“

Martin begleitete die beiden Star Sheriffs zu Ramrod. Der Brasilianer durfte zum ersten Mal den großen Cowboy betreten. Nicht ohne Stolz präsentierten Saber und Colt ihr Arbeitsgerät, ehe sie in den Aufenthaltsraum gingen, wo sie ungestört sprechen konnten.
 

Als sich die Tür zu seinem Büro endgültig geschlossen hatte, legte Fireball den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ein seufzender Laut verließ seine Kehle trotz geschlossener Lippen. Einen Moment lang stand er so da, unschlüssig darüber, ob er sich über die gewonnene Ruhe freuen sollte, oder aber todunglücklich darüber sein sollte.

Es dauerte einige Atemzüge, bis sich sein Herzschlag normalisiert hatte und die Gänsehaut den endgültigen Rückzug angetreten hatte. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ihm jemand, der ihm sehr nahe stand gesagt, dass er Angst hatte. Fireball öffnete die Augen und sah sich aufmerksam und mit frischen Augen in seinem Büro um. Hatte er wirklich solche Angst? Und selbst wenn es so war, wovor hatte er Bammel? Leise ließ er sich in seinen Bürostuhl fallen. Hatte er Angst zu versagen, etwas zu verlieren? Er hatte April bereits verloren, zumindest was seine Beziehung zu ihr betraf, aber für ihre Freundschaft hatte er immer noch Hoffnung. Ja, so seltsam es vielleicht klang, er glaubte nach wie vor fest daran, dass er und April irgendwann mal wieder gute Freunde sein würden. Der Pilot hatte nicht das Gefühl, dass es eine endgültige Trennung gewesen war. Abschiede für immer fühlten sich anders an, irgendwie gewisser.

Aber was war es dann? Fireball schloss abermals die Augen, lehnte sich zurück und versuchte in sich zu gehen. Wovor fürchtete er sich? April hatte gesagt, er solle sein Trauma verarbeiten. Aber war das des Rätsels Lösung? Hatte er von ihrer Reise in die Vergangenheit tatsächlich einen solch gravierenden Schaden davon getragen, dass er sich hier auf sein Leben auswirkte? Er war im Streit und mit Misstrauen mit seinem Vater auseinander gegangen. So vieles hatte er ihm noch sagen wollen, hätte die Zeit mit ihm intensiver nutzen wollen. Doch durch diese auferlegte Schweigepflicht war es nie zu einer Aussprache zwischen ihm und seinem Vater gekommen. Fireball dachte daran, dass er sich die Seele mit seinem Vater teilte, nicht zuletzt so manche Erfahrung, die sein Vater gemacht hatte, und ihn manchmal des Nachts heimsuchte, bewiesen, dass es so war. Aber konnte er dann nicht Frieden mit seiner Bestimmung finden?

Tiefe, ruhige Atemzüge verlangsamten seinen Puls, ließen seine Gedanken klar werden und fortfliegen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kittykate
2013-01-28T12:47:07+00:00 28.01.2013 13:47
Ui, ui, ui, da ging ja gehörig was weiter :).

Teilweise kam ich mir während dem Lesen vor wie im Kindergarten *lach*. Gerade die Szenerie wo sie vor der Tür lauschen. Tse, tse, so was macht man doch nicht... ;) Aber alle sind wirklich süß und wollen retten, was im Moment einfach nicht zu retten geht. Wie Reblaus schon geschrieben hat, ist auch meine Vermutung, dass Alex inzwischen verliebt in unsere Lieblingsblondine ist.

Ich finde deine Geschiche unglaublich toll, wahnsinnig gut geschrieben und so mitreißend. Du weißt ja, dass ich ein großer Fan von dir bin.

Wirklich toll, so schön mit Humor, die einzelnen Charaktere kommen so gut zur Geltung und auch dass Ramrod für die Air Base als "geheiligten Hallen" gilt, fand ich super klasse.

Oh, schreib weiter... Will doch wissen wie es weitergeht :)

Lg
Sunshine84
Von:  Reblaus
2012-12-26T20:22:01+00:00 26.12.2012 21:22
Kreisch! Du kannst doch April nicht in so einem Irrglauben lassen?. Es ist zwar verständlich, dass sie so Shinji in der Schuld sieht und sich abwendet, aber das kann's doch nicht gewesen sein...:-/
Und diese Explosion von Alex, der ist doch auch nur in April verliebt, blöder Macho! Vielleicht sollte sich Alessa mal um April kümmern ? Oder sie sollte doch mal in Daddys Unterlagen stöbern , da würde sie schon merken, dass Fire ehrlich war.
Ich hoffe Saber hat auf Ramrod in nächster Zeit ein besonderes Auge auf seine Leute.
Stan und Martin und Olli werden schon Ihren Chef im Auge behalten.

Wieder ein schönes Kapitel, danke


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