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Irgendetwas war da

von

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Wer wir sind

„Hey, das ist mein Ruckzugsort“, kam es von oben. Ryo öffnete seine Augen, um einen breit grinsenden, jungen Mann zu sehen. Yamapi hatte eine große, dunkle Sonnenbrille auf der Nase, dessen runde Gläser die von Ryo so geliebten Augen verhüllten. Ryo betrachte den anschaulichen Mann. Die blondbraunen Haare waren gewellt und fielen ihm über die Stirn, so dass sie besonders auf der rechten Seite die schönen Augen verdeckten. Es war klar zu erkennen, dass sich unter der schwarzen Lederjacke und dem dünnen Stoffshirt mit der Aufschrift „Short But Sweet" ein wohlgeformter Körper verbergen musste. Schon am Tag zuvor, als Ryo den Nachmittag neben diesem attraktiven Mann verbracht hatte, bemerkte er die muskulösen Arme unter dem Pullover. Sie ließen ihn erahnen, dass auch der Rest durchtrainiert und fehlerlos sein musste. Ryo blickte an Yamapi hinunter. Eine schwarze Jeans schmiegte sich eng an seinen schlanken Beinen ihren Weg hinab, betonte Yamapis Körperkonturen perfekt und ließ ihn größer wirken. Yamapi nahm die Sonnenbrille ab und Ryo konnte nun endlich die wundervollen Augen betrachten, die eine unbeschreibliche Unschuld wiederspiegelten und voll von einem warmen Glanz waren, wie er fand.
 

„Und das ist mein Sonnenblumenfeld“, gab Ryo zurück, als Yamapi sich neben ihn hinlegte. Er lachte. „Wenn das so ist, darfst du bleiben“, scherzte er, während Ryo sich auf die Seite drehte, um den anderen besser fokussieren zu können. Für einen kurzen Zeitraum lagen beide schweigend da und nur der plötzliche Seufzer Yamapis war zu vernehmen, als dieser sich zu Ryo auf die Seite drehte. Er verzog die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln und schloss die Augen. „Ich könnte auf der Stelle neben dir einschlafen.“ Ryo überlegte, bevor er antwortete: „Super, meine Gesellschaft ist also ziemlich einschläfernd.“ Yamapi riss geschockt die Augen auf, während er den Kopf leicht vom Boden hob und Ryo anschaute. „Quatsch!“ Er ließ sich wieder zu Boden sinken, doch dieses Mal ließ er die Augen geöffnet. „Ich weiß, du würdest über mich wachen.“ Ryo blieb bei diesem Satz der Mund offen stehen. Was hatte er getan, dass ihm solch ein Vertrauen entgegen gebracht wurde? „Schau nicht so verwirrt. Man kann dich wirklich schnell durchschauen. Du bist ein guter Mensch, das weiß ich.“ Yamapi schloss die Augen wieder und blieb still. Auch Ryo brachte kein Wort mehr heraus. Er schaute in dieses friedliche Gesicht und das Verlangen, die einzelnen Haarsträhnen aus Yamapis Gesicht zu streichen, überkam ihn und er musste sich stark zurück halten, um ihm nicht nachzugeben. „Hey, du wirst hier jetzt nicht ernsthaft schlafen, oder?“ Er wollte seine Hand auf Yamapis Schulter legen, um seine Worte durch ein kräftiges Schütteln zu verstärken, als er kurz davor jedoch stockte. Es kam keine Antwort zurück und er konnte es nicht übers Herz bringen, den schlafenden Mann zu wecken. „Von wegen über dich wachen. Du wirst dich erkälten und ich kann kaum etwas dagegen tun“, sagte er seufzend, als er die Hand wieder zurück zog. Dass Yamapi darauf glücklich lächelte, bemerkte er nicht.
 


 

Ein kaltes Gefühl auf der Hand weckte Yamapi aus seinem wohltuenden Schlaf. Als er die Augen langsam öffnete, sah er Ryo friedlich neben sich schlafen. Er hatte sich fast vollständig zusammen gerollt und nur seine rechte Hand hatte den Weg zum restlichen Körper nicht gefunden. Sie lag kalt und blass auf Yamapis. „Dummkopf!“, flüsterte er. „Wer wird sich hier von uns beiden erkälten?“ Er zog seine Hand vorsichtig unter Ryos hervor und streifte sich die Lederjacke ab, um damit den frierenden Mann an seiner Seite zu bedecken. Kaum lag das wärmende Kleidungsstück auf ihm, schmiegte er sein Gesicht hinein und brachte damit bei Yamapi ein fürsorgliches Lächeln zum Vorschein. Nach einer kleinen Weile gesellte sich Yamapi wieder zu Ryo auf den Boden. Automatisch legte sich sein Blick auf die schlafende Person und er fing unbewusst an, ihn intensiv zu betrachten.

Yamapis Blick wurde von den vollen, geschwungenen Lippen angezogen, die in diesem Moment aussahen, als lächelten sie. Sie waren zartrosa und nur ein leichter blauer Schimmer lag auf ihnen, da vermutlich die Kälte überhand gewann. Yamapi benetzte sich die Lippen und musste schwer Schlucken, als Ryo ihm leicht den Kopf entgegen streckte und sich dabei sein Mund öffnete. Yamapi spürte ein leichtes Kribbeln in seiner Hand, das sich bis zu seinem Magen ausbreitete. Wie von Geisterhand geleitet, streifte er sacht mit seinem Zeigefinger über die prallen Lippen, so dass sein Atem unregelmäßiger wurde, bis er ihn vollständig anhielt, um durch das ständige Heben und Senken des Brustkorbes nicht ausversehen mit seinem Zeigefinger zu viel Druck auf die Lippen auszuüben. An keiner Frau… Nein, an keinem menschlichen Wesen hatte er zuvor solch verführerische Lippen gesehen. Er hob den Finger, um wieder atmen zu können. Jetzt fiel sein Blick auf die geschlossenen Augen, die von schwarzen, dichten und langen Wimpern umrandet waren. Vorsichtig platzierte er seinen Finger dort. „So weich“, dachte er sich. Sein Finger wanderte Ryos Nasenrücken entlang, über die sinnlichen Lippen, bis zu seinem Kinn. Dort blieb er stehen, doch Yamapis Blick war schon längst weiter gezogen. Er sah, wie sich unter dem schwarzweiß kariertem Baumwollhemd Ryos Brust hob und senkte, doch er wagte es nicht, seinen Zeigefinger dort hinüber gleiten zu lassen. In dem Augenblick als Yamapi seinen Finger von Ryos Haut entfernte, öffnete dieser seine Augen. Er musste mehrmals blinzeln, bis er vollständig erwacht war. Yamapi begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Gut geschlafen?“, fragte er. Ryo fuhr sich mit der Hand durchs glatte, schwarze Haar. „Wieso hast du mich nicht aufgeweckt, wenn du schon wach bist?“ Yamapi verzog die Lippen zu einer Grimasse, bevor er schließlich antwortete: „Aus demselben Grund wie du.“ Ryo schob die Augenbraunen tiefer ins Gesicht. „Vorhin hast du mich auch nicht aufgeweckt.“ Er wollte darauf antworten, doch schlagartig merkte Ryo, dass etwas seinen Körper bedeckte. Er senkte seinen Blick und erkannte die Lederjacke, die Yamapi vorhin getragen hatte. Prompt richtete er sich auf, die Jacke mittlerweile in beiden Händen haltend. „Ähm. Ähm….“ Die Röte überfiel sein Gesicht und er rang verzweifelt nach den passenden Worten. Yamapi nahm ihm indessen die Jacke aus der Hand. „Gern geschehen!“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Nach ein paar Sekunden konnte Ryo endlich ein „Danke“ heraus bringen. „Wie es aussieht, konnte ich nicht über dich wachen.“ Die Enttäuschung in seinem Gesichtsausdruck war genau zu erkennen. „Es geht nicht nur darum“, entgegnete ihm Yamapi. „Dass du da warst, hat mir vollkommen gereicht. Ich habe mich sicher und wohl gefühlt. So hast du über mich gewacht.“ In Ryos Augen bildeten sich Tränen, die er krampfhaft versuchte zu unterbinden. Er konnte sich so nicht vor Yamapi sehen lassen. Dieser würde ihn für ein sentimentales Weichei halten und das war er normalerweise nicht. Er lachte über dieses Zugeständnis. „Du dürfest nie aufhören zu lachen“, sagte Yamapi zu ihm, „Dein Lächeln ist so wunderschön!“ Ryo errötete über dieses Kompliment, doch im nächsten Augenblick lenkte er mit einem „Wenn du so weiter machst, denk ich noch, du willst was von mir“ von seiner offensichtlichen Freude ab und schaute Yamapi schief an, der die Augen nun weit aufriss und beide brachen sogleich in großes Gelächter aus.
 


 

„Sonnenblumen?“ Yamapi schaute den verwirrten Ryo an. „Dein Vater mochte sie anscheinend sehr. Also, warum Sonnenblumen?“ Als Ryo über die Antwort nachdachte, breitete sich ein kleines, unscheinbares Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Sie sehen einfach und gewöhnlich aus, doch sie bringen so viel Wärme mit sich. Das satte Gelb, das saftige Grün und das kräftige Braun. Sie erinnern an einen warmen, fröhlichen Sommertag. Weißt du, mein Vater meinte, dass Sonnenblumen im Gegensatz zu anderen Blumen nicht so hochnäsig oder arrogant wären. Sie würden auf ihrem hohen Thron sitzen und würden durch ihre Stacheln kaum eine Berührung zulassen. Sonnenblumen sind nicht so. Sie sind bodenständig. Sie wollen nicht die Schönsten sein und mit anderen konkurrieren.“ Yamapi bemerkte den liebevollen Ton in dem Ryo sprach. „Du magst sie auch, nicht wahr?“ Ryo nickte ohne dabei Yamapi anzusehen. Bei dem letzten Satz, den Ryo aussprach, musste Yamapi an sich denken. Er selbst wollte derzeit nicht der Beste sein und mit anderen im Konkurrenzkampf stehen. Abgesehen davon war er momentan absolut nicht in der körperlichen Verfassung dafür. Aber auch er war ein einfacher und gewöhnlicher Musiker, wie er selber fand und laut Ryo steckte so viel Wärme in seinen Augen. Yamapi hatte anscheinend so einiges gemeinsam mit den Sonnenblumen, die Ryo so liebte.
 


 

„Die Zeit ist ganz schön schnell vergangen“, sagte Yamapi, als er sich zu Ryo umdrehte. „Wenn wir jetzt nicht aufbrechen, sind wir ganz schön spät daheim.“ Ryo schüttelte den Kopf. „Das mag für dich gelten. Ich wohne direkt hinter diesem Feld. Wenn du in diese Richtung gehst“, er deutete mit seiner Hand in Richtung Norden, „dann kannst du mein Haus kaum verfehlen. Das sind höchstens ein paar Meter.“ „Ach so. Das ist gut. Moment mal…“ Yamapi fiel gerade Ryos Wortwahl auf. „DEIN Haus?“ Ryo musste lachen über die Verwunderung im Gesicht des anderen. „Ja, ich wohne dort alleine. Vorrübergehend allerdings nur.“ Yamapi konnte mit dem Anhang nicht wirklich viel anfangen, fragte aber auch nicht weiter nach, da er sich sicher war, Ryo meine damit, dass seine Familie auf Geschäftsreise oder Ähnlichem wäre und demnächst wieder dort einkehren würde. „Wird sich bei dir aber nicht jemand sorgen machen, dass du so spät noch unterwegs bist?“ Yamapis Blick war leer, als er den Kopf schüttelte. „Niemand.“ Ryo legte seine Hand auf dessen Schulter. „Na aber ich mach mir Sorgen. Sorgen, dass so du zu solch einer späten Stunde auf der Straße von wildfremden Menschen angesprochen wirst. Man weiß nie, was die so im Hinterkopf haben.“ Er nickte, um seine Worte zu bestätigen. In Yamapis Gesicht lag deutliche Verwunderung. „In welcher Zeit …“ Er merkte, dass Ryo ihn angrinste und musste sogleich los lachen, als ihm klar wurde, dass das nur ein Scherz gewesen war. „Du hast mich. Dieses Mal habe ich dich nicht durchschaut.“ „Das ist immer so bei mir.“ „Nein, eher das Gegenteil. Du kannst furchtbar schlecht deine Gedanken und Gefühle verbergen. Ich würde glatt sagen, du wärst ein miserabler Schauspieler.“ Er lachte, doch Ryo stimmte nicht mit ein. Er verschränkte die Arme vor der Brust, wandte den Kopf von Yamapi ab, so dass dieser sein Gesicht nicht sehen konnte und schmollte. „Hey, dafür hast du bestimmt andere Qualitäten.“ Yamapi hielt sich mittlerweile den Bauch vor Lachen, da Ryo immer noch den Beleidigten gab. Er behielt sein Schauspiel bei, wollte Uer doch unbedingt Yamapi vom Gegenteil überzeugen. Ein Klopfen auf dessen Schulter, brachte das Fass zum Überlaufen. Ryo erhob sich, entfernte sich ein Stück von Yamapi und machte mit seinen Bewegungen deutlich, dass er gehen wollte. Yamapi schaute überrascht auf. Sein Lachen war verstummt und er schaute überrascht zu Ryo. Als er sah, dass der andere gehen wollte, griff er nach seiner Hand und zog ihn rückartig nach Hinten. Völlig überrumpelt von dieser plötzlichen Aktion verlor Ryo das Gleichgewicht und fiel.
 

Ryo öffnete die Augen und bemerkte, dass er weich gelandet war. Er war unmittelbar auf Yamapi gefallen, der ihn nun mit beiden Händen festhielt. Roys Augen weiteten sich und stumme Schreie durchfluteten seinen Kopf. Sein ganzer Körper brannte von der Berührung des anderen, sein Atem war außer Kontrolle und sein Herz versuchte sich seinen Weg aus seiner Brust zu schlagen. „Verdammt, steh auf!“, durchkam ihm ein klarer Gedanke. Ryo erhob sich blitzschnell aus der vorherigen Position und setzte sich neben Yamapi auf den Boden, sein glühendheißes Gesicht von ihm abgewendet. „Geh noch nicht“, bat Yamapi ihn mit heiserer Stimme. Dieser plötzlicher Zusammenprall und dann noch diese Worte brachten Ryos Gefühlswelt komplett durcheinander und er konnte keinen klaren Gedanken in seinem sonst so rational denkenden Kopf fassen. Yamapi legte eine Hand auf Roys Schulter, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Hey, das mit vorhin. Es tut mir leid! Ich wollte dir nicht weh tun.“ Seine Worte klangen ehrlich und dennoch besorgt. Ryo atmete tief ein. „Ist… Ist schon okay. Ich brauche nur kurz einen Moment. Es … Es liegt aber nicht an dir.“ Das war das Dümmste, was er je gesagt hatte, so hatte er zumindest das Gefühl. Und es war weit von der Realität entfernt. „Ja klar.“ Yamapi pausierte und überlegte, ob es jetzt sinnvoll wäre weiter zu sprechen oder den anderen im Glauben zu lassen, er kaufe ihm seine Worte ab. „Es tut mir leid“, wiederholte er. Ryo versuchte indessen seine Vitalwerte wieder auf Normalkurs zu bringen, was ihm gründlich misslang.
 

„Ahhh, du bist einfach zu süß!“, brachte Yamapi heraus, bevor er Ryo in eine feste Umarmung zwang. Er verstärkte seinen Griff, während er tief den Duft des Älteren einsog. Nach ein paar Sekunden befreite er sein unfreiwilliges Opfer und erhob sich. „So, ich werde jetzt los.“ Er blickte auf den verstummten Mann auf dem Boden und lachte. „Komm schon. Wir sind zwar zwei Männer, aber das war doch nur eine Umarmung unter Freunden. So etwas ist üblich und du musst nicht so schauen, als hätte deine Seel dich soeben verlassen.“ Er bückte sich hinunter und visierte Ryos Gesicht an. „Ich geeeheee jetzt! Wir sehen uns morgen an gleicher Stelle. Mach’s gut!“ Mit einem Zwinkern erhob er sich und ließ Ryo zurück.
 


 

Er hatte ihm zwar gesagt, es wäre nur eine Umarmung unter Freunden, dennoch stimmte ihn diese sehr glücklich. Er fühlte sich danach viel lebendiger und freier. So als ob er endlich die Grenzen durchbrochen hatte, die ihn bis eben zurück gehalten hatten. Yamapi war froh, dass er diesen jungen Mann kennen gelernt hatte. Er machte sein Leben viel erträglicher und das erste Mal seit langer Zeit würde er morgens Freude strahlend aufwachen, da er genau wusste, dass er Ryo sehen würde. Diese schlaksige Gestalt versuchte ihn nicht zu etwas zu zwingen, was er nicht wollte. Sie war fürsorglich, freundlich und vor allem belog sie ihn nicht. Ja, es lang nicht nur daran, dass sich alles in Ryos Gesichtszügen widerspiegelen würde und es so unmöglich für ihn war Yamapi eine Lüge aufzutischen. Nein, Ryos Persönlichkeit war direkt und ehrlich.
 

Yamapi seufzte, seine Schritte wurden schneller und er fing an zu laufen, während er seine Arme spreizte und lächelnd davon flog.



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