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Der Schöne und das Biest [ SPECIAL ]

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Es brannte sich in meinen Kopf. Dieser Moment, der nur so wenige Sekunden angedauert hatte, brannte sich mir dem Anschein nach auf ewig in den Kopf.

Ich hatte meinen Prinzen gesehen, wie er meinen besten Freund liebevoll liebkoste.

Alles schien dahin.

Mein Solo, welches nur für ihn geschrieben war, es verlor seine Bedeutung.

Mein Herz, es brach in tausende Splitter und meine Hoffnung… sie löste sich von mir, breitete ihre Schwingen aus und flog davon.
 

Ich ertrug es nicht länger in diesem Gebäude zu bleiben, welches mir eben noch ein unvergessliches Konzert geschenkt hatte, eilte in die Umkleide, um meine Sachen zu holen und rannte weinend durch die Hintertür zum Parkplatz.

Ich wollte nur noch weg.

Weg von Kamijo, weg von Kaya, weg von allem! Und ganz besonders weg von meinem Schmerz.

Ich wurde allerdings aufgehalten, da ich auf dem schwach beleuchteten Parkplatz einem Mann in die Arme lief, der niemand anderes war als mein Freund Tomozo.

Ich sah perplex aus meinen großen, weinenden Augen zu ihm auf und atmete schwer.
 

„Oh Gott, was ist denn mit dir passiert?“, fragte Tomozo gleich besorgt und sah mich unsicher an.

„Ich hab… ich… Das… Ich hab…“ Mehr konnte ich mit meiner zitternden Stimme und meiner bebenden Brust kaum stammeln und senkte meinen Kopf tief.

„Das klingt nicht gut. Komm mit, ich bring dich nach Hause.“, hörte ich Tomozo mit ruhiger Stimme sagen, spürte wie er einen Arm um mich legte und mich zu seinem Auto führte. Ich wehrte mich nicht, denn das war eine gute Idee gewesen.

Zuhause hatte ich Eis und Bier und – ganz wichtig – ‚Dream Theatre’ zum Frustherausgrölen, Kreischen und Schreien! Oh ja, das war eine gute Idee gewesen.

Und Dank Tomozo sparte ich mir sogar das Geld für das Taxi, doch das war mir in diesem Moment relativ schnuppe.
 

Ich hatte die Autofahrt über Gelegenheit mich zu beruhigen, doch als wir bei mir zuhause ankamen, schien mich das Tourette-Syndrom zu befallen:

„Dieses… dieses Arschloch! Und… und dieser… Argh!! Dieser gottverdammte, blöde, scheiß, elendig verdammte Mistkerl! Scheiße! Ich könnt’ mich aufregen!“, fluchte ich, während ich meine Schuhe auszog, sie brutal wegwarf, anschließend ins Wohnzimmer stampfte und mich genervt seufzend auf die Couch warf.

„ARSCHLOCH!“, rief ich wieder und schrie kurz auf vor Wut.

Tomozo wusste genau, was zu tun war: Er holte Bier aus meinem Kühlschrank, kam zurück, griff gezielt nach der Fernbedienung meiner wunderbaren Stereoanlage und zack, Dream Theatre lief durch meine Wohnung.
 

„Gut. Also irgendwie… Ja, doch, ich glaube, ich weiß worum es geht.“, sagte Tomozo ruhig und langsam nickend, bevor er seine Bierflasche mit den Zähnen öffnete und den Deckel mit einem wirklich beeindruckenden Talent in den Aschenbecher spuckte.

Ich versuchte es nachzumachen, biss mir allerdings die Zähne an dem Kronkorken der Flasche aus.

„SCHEIß Flasche!!!“, fluchte ich laut, als wenn die Flasche irgendetwas für mein Leid konnte. Tomozo rollte mit den Augen, nahm mir die Flasche aus der Hand und öffnete sie mit der gleichen coolen Technik.

„Auch, wenn ich es ahne… Nun sag schon, was passiert ist.“, bat er mit seiner gewohnten Gelassenheit, die mich ganz, ganz langsam ansteckte und ruhiger werden ließ.
 

Ich atmete tief ein und aus und schwieg einen Moment. Es fiel mir unheimlich schwer in Worte zu fassen, was geschehen war. Nicht etwa, weil mir die Worte fehlten, sondern viel mehr, weil sie so sehr schmerzten.

Ich spürte Tomozos Hand an meiner Schulter und er hielt mir seine Bierflasche hin.

„Erst mal Prost, Hizaki. Komm mal wieder runter.“, sagte er, woraufhin ich nickte und mit ihm anstieß.

Zwei Schlucke Bier später begann ich schließlich leise zu erzählen:

„Ich… also…Nach dem Konzert… sah ich, wie Kaya und Kamijo…rumgemacht haben.“

Ich schluckte mehr als schwer, da der Kloß in meinem Hals mir die Luft abschnürte.

„Kaya und Kamijo?!“, wiederholte Tomozo fassungslos und sah mich aus großen Augen an. Ich nickte langsam und trank einen großen Schluck Bier. Verdammter Kloß…

„Können wir noch mal zur Halle? Ich muss irgendwie vergessen haben Kamijo die Fresse zu polieren. Und Kaya hab ich zum Abschied auch keins auf die zwölf gegeben! Oh ja, wir müssen zurück.“, sagte der sonst so ruhige Tomozo plötzlich aufgebracht und stand auf.

„Hol mir lieber einen Handfeger und Sekundenkleber, damit ich mein Herz wieder reparieren kann.“, seufzte ich, woraufhin er zurückkam.

„Entschuldige.“, murmelte Tomozo und ich klopfte ihm langsam auf die Schulter.

„Lass gut sein. Gott, ich muss aus diesem verdammten Kleid heraus.“, seufzte ich und plötzlich grinste Tomozo mich diabolisch an.
 

„Hey, Lust auf intensive Frustbewältigung?“, fragte er und ich blinzelte mehrmals.

Intensive Frustbewältigung? Warum beunruhigen mich diese Worte aus deinem Mund so?“, fragte ich zurück und sah ihn verunsichert an.

„Hast du Würstchen da?“

„Was?!“

„Oder Steak? Wir könnten auch Fisch nehmen.“, grübelte Tomozo und sah nachdenklich an die Decke.

„Was hast du vor?“, fragte ich verzweifelt.

„Wir verbrennen das Kamijo-Kleid und während wir das tun, verfluchen wir ihn.“, antwortete Tomozo mir endlich und stand plötzlich auf.

„Warte, lass es mich noch mal sagen.“, bat er, kramte in einer meiner Schubladen herum, bis er eine Taschenlampe fand. Ja, er kannte sich in meiner Wohnung aus.

„Also.“ Er hielt sich die Taschenlampe unter das Gesicht und beleuchtete es von unten, um so wahrscheinlich gruseliger auszusehen. „Wir verbrennen das Kamijo-Kleid und während wir das tun… verfluuuuuchen wir iiihhn! Huaaah!“
 

Ich sah ihn ausdruckslos an und atmete tief ein und aus. Eine ganze Weile blieben wir so sitzen und schwiegen. Er schien eine Reaktion auf seine Idee zu erwarten, also fragte ich:

„Magst du Gewürzketchup oder normalen Ketchup zum Kleid?“

Plötzlich sprang er vorfreudig kichernd auf und rannte aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten in die Küche.

Ich grinste schief, rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf über meinen Freund. Anschließend lief ich seufzend ins Schlafzimmer und schälte mich langsam aus dem Kleid. Ich hielt es mit ausgestreckten Armen von meinem Körper und musterte es ausgiebig. Ein wunderschönes Kleid an dem wunderschöne Erinnerungen hingen. Er hatte es nur für mich gekauft.

Und wozu?

Um mich dann fallen zu lassen. Was sollte das alles nur?
 

„Hey.“, hörte ich Tomozo plötzlich und zuckte aus meinen Gedanken gerissen zusammen. Ich drehte meinen Kopf und sah ihn mit einer Schulter an den Türrahmen gelehnt. Er hielt die Arme verschränkt und lächelte mich mild an.

„Hizaki, wir müssen das nicht tun, wenn du nicht willst.“, sagte er sanft und ich schluckte schwer.

„N-Na ja, wir… wir müssen es ja nicht gleich verbrennen! Wir… wir können es ja… auch gut wegpacken und irgendwo verstauen, wo ich es eine Weile nicht sehen werde.“, murmelte ich und sah ihn unsicher und auch entschuldigend an. Tomozo nickte.

„So machen wir’s.“, sagte er und ich seufzte erleichtert. Ich zog mir bequeme Kleidung an und gesellte mich wieder zu Tomozo auf die Couch.
 

„Soll ich dich mal drücken?“, fragte er aus dem Nichts heraus und ich breitete meine Arme erwartungsvoll aus. Ja, das konnte ich wirklich gut gebrauchen. Er lachte kurz auf und zog mich also in seine Arme.

„Du bist wirklich tapfer, dafür, dass dir der Penner so das Herz gebrochen hat. Aber nun weißt du, wo du dran bist. Finger weg von Kamijo.“, murmelte er und streichelte mir über den Hinterkopf. Ich nickte eifrig und schmiegte mich an ihn.

„Ich hätte auf dich hören sollen.“, seufzte ich erschöpft und schloss meine Augen für eine Weile.

„Hätte, würde, könnte… Das hilft dir nun auch nicht mehr. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!“, redete Tomozo weise und ich musste etwas schmunzeln.

„Noch mehr Weisheiten auf Lager, Konfuzius? Aber du hast ja Recht. Danke, Tomozo.“ Mein Freund nickte und schob mich sanft von sich. Ein letztes Mal klopfte er mir aufbauend auf die Schulter, bevor er wieder nach seinem Bier griff und einen großen Schluck trank.
 

„Was wirst du nun machen?“, fragte er mich und ich sah ihn kurz verwirrt an, da ich den Zusammenhang nicht begriff.

„Hm?“, machte ich also und schaute fragend in sein Gesicht.

„Na mit Kaya und… Kamijo. Wie ich dich kenne, würdest du ihnen wohl am Liebsten auf ewig aus dem Weg gehen, aber Kaya ist ja nichts desto Trotz deine beste Freundin. Oder? Und was eigentlich noch viel schlimmer ist… Kamijo ist dein Boss.“, erklärte Tomozo also und ich sank schwer geknickt in mich zusammen.

„Ich hab’ keine Ahnung. Wirklich nicht. Kamijo aus dem Weg zu gehen ist leicht… Er geht ja immer sonst wo hin und man sieht ihn manchmal seltener als den Kaiser! Aber Kaya… Das wird schwierig. Er weiß ja nicht, was ich für Kamijo empfin-…empfand und somit lässt er ungewollt sein Taktgefühl zuhause, wenn wir uns sehen. Das kann ich ihm ja aber nicht zum Vorwurf machen.“, seufzte ich und fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht. Dabei verwischte ich meine Schminke noch schlimmer als sie eh schon verwischt war und sah verärgert meine schwarzen Finger an.
 

„Nö, kannst du wirklich nicht.“, stimmte Tomozo mir zu und reichte mir ein Taschentuch.

„Danke.“, seufzte ich wieder und versuchte meine Pandaaugen zu säubern. Wir schwiegen einen Moment und Tomozo trank sein Bier leer. Dann stand er auf und streckte sich kurz.

„So, ich werde dich dann mal dem Sandmann übergeben. Der Tag war schlimm genug, du solltest mal über alles schlafen.“, sagte er und sah mich dann aber misstrauisch an. „Du gehst nun aber nicht mit dem Föhn baden, wenn ich gehe, oder?“, fragte er, woraufhin ich mit den Augen rollte.

„Spinner! Ich habe auch noch ein Leben neben Kamijo und Kaya.“, entgegnete ich und sah Tomozo mit festem Blick in die Augen. Er fixierte mich schweigend mit seinem Augenpaar, was mich ganz nervös machte. Ich schluckte leicht und fragte aufgebracht:

„Was?! Ich tu mir nichts!“

„Ich hoffe, dass du zu deinem Leben neben Kamijo und Kaya zurückfindest. Die letzten Wochen hattest du nun wirklich nichts anderes im Kopf. Alles, was du getan hast, stand in irgendeinem Zusammenhang mit Kamijo. Alles.“, sagte er leise und ließ seinen ernsten Blick weiter auf mir ruhen.
 

Ich bekam große Augen und sah Tomozo fasst schon fassungslos an. Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, denn er hatte Recht.

Wie sah noch gleich mein Leben ohne Kamijo aus? Was hatte mich bewegt, worüber hatte ich noch gleich nachgedacht? Was war mir wichtig gewesen?

Ich wusste es nicht mehr.

„Ich… also…“, stammelte ich und wollte Tomozo irgendetwas entgegnen, doch es half nichts.

„Dachte ich’s mir doch.“, seufzte er und senkte kurz den Kopf. „Ruf mich morgen an, wenn du reden willst oder wir irgendwas unternehmen sollen, ja? Ich helfe dir in dein altes Leben zurück zu finden. Wozu sind Freunde sonst da?“ In sein lächelndes Gesicht zu blicken, baute mich schlagartig unheimlich auf und auch ich musste ebenfalls lächeln. Meine Freunde! Na klar, die haben mich schon immer auf Trab gehalten. Ich nickte also und atmete tief durch.
 

Anschließend brachte ich Tomozo zur Tür, umarmte ihn noch mal kurz, bevor er schließlich meine Wohnung verließ.

So gab es also nur noch mich und mein gebrochenes Herz. Ich war allerdings so erschöpft und zusätzlich ermüdet vom Bier, dass ich weder Kraft noch Lust hatte mich an diesem Abend weiter aufzuregen oder gar wieder zu heulen. Einfach vergessen, dachte ich mir, während ich mich zum Bett schleppte und bäuchlings auf die Matratze fallen ließ. Ich redete aufbauend auf mich ein, sagte mir, dass es schon irgendwie weiter gehen würde und dass ich schon Schlimmeres überstanden hatte. Für diese Nacht funktionierte das sogar und ich begab mich friedlich ins Land der Träume.
 

Am nächsten Morgen war ich von einer unheimlichen Leere erfüllt gewesen. Ich wachte auf und starrte einfach nur an die Decke. Unmotiviert wie nie zuvor blieb ich liegen und zerbrach mir den Kopf, bis sich langsam die wohl größte Schnapsidee meines Lebens formte. Na ja, ich habe viele Schnapsideen, aber im Nachhinein erscheint mir diese besonders blöd. In diesem Moment erkannte ich nicht, wie kindisch und naiv meine Gedanken waren und hielt an meiner Idee fest.

Ich wollte mich an Kamijo rächen. Ich wollte ihm zeigen, dass ich wunderbar und voller Sonnenschein auch ohne ihn mein Leben gestalten konnte! Er sollte merken, dass es mir ohne ihn sogar noch besser ging!

Dieser Teufel sollte Bauklötze staunen, bis er die chinesische Mauer damit nachbauen konnte.
 

Ich riss also plötzlich voller Tatendrang die Bettdecke von meinem Körper, sprang aus dem Bett und direkt zum Telefon.

„Tomozo! Du musst sofort vorbei kommen! Oder nein… Wir treffen uns bei Kamijos Büro!“, redete ich aufgeregt und bekam kaum Luft dabei.

„Nicht so schnell! Hast du mal auf die Uhr geguckt? Ich bin noch gar nicht wach. Was willst du jetzt?“, fragte Tomozo verwirrt und man hörte an seiner rauen Stimme, dass er noch ziemlich müde und gerade aus dem Bett gekrochen war.

„Ich will, dass du dich anziehst, ins Auto steigst und auf den Weg zu Kamijos Büro machst! Wir treffen uns in einer Stunde dort.“

„Hä?! Hizaki, was –“

„Bis später!“, unterbrach ich ihn, damit wir nicht unnötig diskutierten, legte den Hörer weg und eilte ins Bad, um mich fertig zu machen. Ich grinste vorfreudig und baute einfach darauf, dass Tomozo mitspielen würde. Der hatte ja nicht die geringste Vorstellung, was ihn erwarten würde.
 

Ich wartete also auf dem kleinen Parkplatz vor dem Gebäude, in dem sich Kamijos Büro befand und wippte angespannt mit meinen Füßen vor und zurück. Ich hatte sichergestellt, dass Kamijo im Hause war, denn sein prolliges, schwarzes Auto aus Amerika war auf dem Parkplatz nicht zu übersehen. Ich hielt meinen Haustürschlüssel vor die Nase und atmete tief durch. Wenn es nicht so teuer gewesen wäre, hätte ich Kamijo auch gerne ein paar Bilder auf die Motorhaube gekratzt. Ich ließ es mir aber zumindest nicht nehmen unschuldig pfeifend zu dem großen Wagen hin zu tänzeln, dabei in den Himmel zu schauen und dann, als ich nah genug dran war, zumindest ein Mal hart gegen den Reifen zu treten. Ich hoffte, dass Kamijo wie bei einer Art Voodoo-Zauber einen blauen Fleck davon tragen würde, aber das überstieg wohl meine Fähigkeiten.
 

Als ich mich wieder von dem Auto entfernen wollte, stolperte ich unglücklich über meinen offenen Schnürsenkel und stützte mich, bevor ich hinfiel hart an dem Auto ab.

„Mann!“, fluchte ich über meine Schusseligkeit, doch es wurde noch schlimmer: Plötzlich blinkten sämtliche Scheinwerfer und das Auto hupte und piepste, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich starrte es mit offen stehendem Mund an und wurde kreidebleich.

„Oh nein… OH NEIN! PSCHT! Sei doch still, du verdammte Petze!“, redete ich verzweifelt auf das Auto ein und hielt mir mit beiden Händen den Kopf. Es half nichts. Nervös lief ich immer wieder ein paar Schritte vor und zurück und wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Herz raste, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis Kamijo die Hilferufe seines weinenden Babys vernehmen und angerannt kommen würde. Es hupte und hupte und hörte nicht auf.
 

Ich sah mich zumindest halbwegs gerettet, als Tomozo plötzlich auf die Einfahrt fuhr, elegant einparkte und mit Sonnenbrille und Kippe auf Zahn zu mir hinlief.

„Was hast du wieder angestellt?!“, rief er laut, um gegen das Geschrei des Autos anzukommen.

„Nichts!“, beteuerte ich und versteckte mich ängstlich hinter ihm. „Mach es aus! Mach es aus!!“, flehte ich ihn an und zeigte auf das Auto.

„Witzbold! Wie denn?! Meine Fresse, macht das einen Krach.“, fluchte Tomozo und hielt sich mit einer Hand den Kopf. Er seufzte schwer und sah sich um. Dann nahm er seine Sonnenbrille ab und sagte: „Du steckst in Schwierigkeiten.“
 

Kamijo kam nämlich aufgebracht aus dem Gebäude und stutzte etwas, als er mich und Tomozo sah. Er blieb bei der Eingangstür stehen, streckte seine Hand mit dem Autoschlüssel aus, drückte auf einen Knopf und der Lärm hatte endlich ein Ende.

Für einen Moment herrschte eine seltsame, eingefrorene Stille auf dem Parkplatz, bis ich hinter Tomozo hervortrat und mit einem aufgesetzten Lächeln rief:

„Das war ja komisch! Hat einfach angefangen mit der Alarmanlage… Oder Tomozo?“ Ich sah ihm eindringlich in die Augen und mein Blick verriet ihm, dass er nichts Falsches sagen durfte.

„Ja. Vollkommen verrückt.“, murmelte er also weniger motiviert und seufzte.

„Soso.“, sagte Kamijo nur skeptisch dazu und ich wusste, dass er mir kein einziges Wort geglaubt hatte. Er steckte seinen Autoschlüssel in die Tasche seines Jacketts und lief zu uns hinüber. „Was macht ihr hier?“, fragte er und sah erst Tomozo und dann mich neugierig an.
 

„Genau: Was wollten wir noch mal hier, Hizaki?“, fragte Tomozo mit misstrauischem Unterton, denn er hatte ja selbst noch gar keine Ahnung von meinem Plan. Dumm nur, dass ich keine Zeit mehr für Erklärungen hatte und alles irgendwie in die Wege leiten musste. Ich grinste also fast schon dümmlich und schlang meine Arme um einen von Tomozos, während ich mich ganz dicht neben ihn stellte. Ich sah aus den Augenwinkeln wie sich eine von Tomozos Augebrauen gekonnt langsam nach oben zog, was seinem Gesicht die gewohnte Skepsis verlieh.

„Ach, weißt du… Gar nichts Besonderes! Oder Tomozo?“, sagte ich, schaute zu meinem Freund auf und klimperte lieblich mit den Wimpern. Er schob mich langsam von sich und machte nur zustimmend: „Mhm.“
 

Ehe er mich aber komplett von sich schieben konnte, schlang ich meine Arme nun seitlich um seinen gesamten Oberkörper, woraufhin Tomozos Gesicht leicht angewiderte Züge bekam.

„Ich dachte mir, dass wir nach dem schönen Abend gestern unbedingt noch mal herkommen sollten. Ich wollte mich…“, redete ich weiter mit einem scheinheiligen Lächeln, musste mich aber zusammen reißen für die weiteren Worte. Tomozo versuchte weiter unauffällig mich von sich zu schieben, doch ich klebte an ihm, wie eine Klette.

„Ich wollte mich bedanken! Für alles, was du… für mich und die Band getan hast.“, versuchte ich Kamijo also zu erklären, während ich weiter mit Tomozo kämpfte, der mich einfach nicht an sich ran lassen wollte!
 

„Oh, ich verstehe.“, lächelte Kamijo und schien absolut unbegeistert von meinem Tun. Ich musste also einen Schritt weiter gehen, damit er – und auch Tomozo – verstand.

„Oh, Schatz, du hast da was im Haar.“, sagte ich also plötzlich, woraufhin Tomozo seine Augen aufriss und kurz davor war seinen neuen Kosenamen entsetzt zu wiederholen, doch vorher konnte ich ihm mit einem gekonnten Schritt ordentlich auf den Fuß steigen, sodass er nur auf seine Unterlippe biss und zerknirscht murmelte: „Dann mach’s.. doch weg.“

Ich lächelte also lieblich und strich ihm zärtlich durch die Haare. Nun schaute auch Kamijo etwas skeptisch und ich sah den Grundstein meines Plans gelegt.
 

„Nun, ich bin auch froh über diesen gelungenen Abend. Macht weiter so und grüße deine Band. Ich muss nun leider wieder hoch, es wartet eine Menge Papierkram auf mich.“, sagte Kamijo und hatte es plötzlich auffällig eilig.

„Wir wollen dich auch gar nicht weiter aufhalten! Viel Erfolg!“, grinste ich und winkte Kamijo. Eben jener musterte uns beide noch mal skeptisch, bevor er nickte und wieder im Gebäude verschwand. Kaum, dass er weg war, brach ich in lautes Gelächter aus und fasste mir an den Kopf.
 

„Oh Mann, hast du sein Gesicht gesehen? Herrlich!“, freute ich mich, bis Tomozo mir aus dem Nichts gegen den Hinterkopf schlug. „Au!“, rief ich und sah ihn verstört an.

„Cool, aber hast du auch mein Gesicht gesehen, du Spinner?! Was war das denn jetzt wieder für eine Aktion?“, fragte er aufgebracht und schien noch immer fassungslos. Ich rollte mit den Augen und winkte mit der Hand ab.

„Beruhige dich! So schlimm war es doch nun auch nicht, oder?“, schmollte ich und verschränkte die Arme.

„Ich hätte ahnen sollen, dass da wieder nur Mist bei rum kommt. Und dafür habe ich mein Frühstück sausen lassen! Wir gehen jetzt was essen und dann erklärst du mir bitte, was in dir vorgeht, damit ich dir eine ordentliche Gehirnwäsche verpassen kann. Schatz, du hast da was im Haar! Darf doch nicht wahr sein.“, brummte er und äffte mich zwischenzeitlich nach. Ich musste etwas schmunzeln über Tomozos Ärger, denn das war das erste Mal seit langem, dass ich ihn so aufgeregt erlebt hatte.
 

Wir fuhren also nicht weit zu einem kleinen Café und während ich an meinem Erdbeer-Banane-Milchshake nuckelte, sagte ich lächelnd: „Du und ich, wir sind jetzt ein Paar! Also nicht ganz in Echt… Nur in Spiel, verstehst du?“ Ich grinste freudig und schlürfte lautstark, während ich in Tomozos vollkommen aufgelöstes Gesicht schaute.

„Wow.“, brachte er erst mal nur hervor und starrte mich an. „Und was spielen wir danach? Dragonball? Du als Bulma und ich als Vegeta? Ganz großes Kino, Hizaki.“, sagte er und ich wollte gerade entgegnen, dass ich lieber Trunks wäre, doch dann rief er: „VERGISS ES!“ Ich zuckte leicht zusammen, da er so laut gerufen hatte und auch ein paar Gäste von den Nachbartischen drehten sich kurz zu uns um. Tomozo beugte sich zu mir vor und zischelte:
 

„Ich könnte dir knapp gerundet 300 Millionen Gründe nennen, warum ich da nicht mitspiele und warum deine Idee absoluter Mist ist! Aber nur so aus Neugier: Was soll dir das bringen?!“ Ich atmete tief ein und aus und stellte meinen Milchshake weg.

„Hast du seinen Gesichtsausdruck nicht gesehen? Das eben auf dem Parkplatz war ein Test und Kamijo hat mit Höchstpunktzahl bestanden! Obwohl er mich anscheinend nicht will, ist es ihm ein Dorn im Auge mich mit jemand anderem zusammen zu sehen, verstehst du?“ Ich sah Tomozo hoffnungsvoll und übermotiviert an, doch er schien nur wenig Verständnis aufzubringen und senkte schwer seufzend den Kopf.
 

„Ach Hizaki… So dumm ist Kamijo auch nicht. Er war eben sicher nur irritiert von diesem Affentheater! Und was hast du denn von diesem ‚Racheakt’? Wo soll das hinführen?“, fragte er mich verzweifelt und versuchte mich wohl zur Vernunft zu bewegen, doch ich entgegnete nur mit bebendem Herzen:

„Er ist dümmer als du denkst. Du hast ihn doch gehört. Er glaubt wirklich, dass ich ihm ernsthaft dankbar für diesen beschissenen Abend bin. Lächelnd hat er meinen Dank entgegen genommen! Dieser Mistkerl.“

In diesem Moment kamen all meine aufgestauten Emotionen wieder hoch. Ich hätte weinen und schreien können und fand, dass es nur gerecht war, wenn ich mich irgendwie an ihm rächen konnte. Irgendwie, egal wie und egal wie sehr oder wenig es ihm weh tun würde. Davon hielt mich nichts mehr ab und Tomozo konnte dies wohl auch meinem entschlossenen und wütenden Gesicht entnehmen. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und atmete tief ein und aus. Dann steckte er sich eine Zigarette an und sah mir in die Augen.
 

„Ich kann dich wohl eh nicht umstimmen und hoffe, dass du von alleine dahinter kommst, was für ein Schwachsinn das ist. Damit tust du dir selbst keinen Gefallen, Hizaki.“, seufzte er und ich entgegnete nichts weiter. Erst nach einem Moment fragte ich:

„Du machst also mit?“ Tomozo rollte mit den Augen und wieder seufzte er, da ihm seine Entscheidung wohl nicht sonderlich gefiel.

„Ja. Ja, ich mache bei dem Kindergarten mit.“, sagte er und ich musste wieder lächeln.

„Danke, Tomozo! Du hast ehrlich was gut bei mir!“, freute ich mich und lachte leise. Tomozo fasste sich nur an den Kopf und klagte:

„Wahrscheinlich spricht sich das herum wie ein Lauffeuer. Und ich bin nicht mal schwul! Du versaust mein gesamtes Image. Und wenn Masaki das erfährt, wird er mich umbringen.“
 

Ich blinzelte mehrmals überrascht und fragte:

„Masaki!? Ich dachte, der sei über mich hinweg?“

„Ja schon, aber das gibt mir, einem seiner Freunde, noch lange nicht die Erlaubnis mit dir zusammen zu kommen! Ist ähnlich wie mit Kaya, seltsame Geschichte.“, antwortete er und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. „Wie auch immer! Es wäre schön, wenn es nur im kleinen Kreise zur Sprache kommt. Kamijo wird es wohl kaum herumschnattern wie eine Gans, oder?“ Ich schüttelte eifrig den Kopf.

„Nein, ich denke nicht. Mach dir also keine Sorgen!“, versuchte ich Tomozo lächelnd aufzumuntern und begann schon mal heimlich damit mir einen Plan im Kopf zurecht zu legen.
 

Nur ein paar Tage später war mir das Glück mehr als hold: Teambesprechung im Büro. Kamijo wollte wissen, wie es nun mit unserer Band weiter ginge, was für Pläne wir für die Zukunft hätten und welche Bilanz wir aus den bisherigen Konzerten ziehen konnten. Unter normalen Umständen hätte ich wohl unheimliche Angst davor gehabt Kamijo auf Dauer wieder so nah zu sein, doch Tomozo gab mir eine unbändige Kraft. Vielleicht war es auch meine Besessenheit Kamijo irgendwie weh zu tun, aber auf jeden Fall ging ich fast schon mit einer gewissen Vorfreude zu diesem Treffen.
 

Tomozo hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt, da er sagte, selbst wenn wir ein echtes Paar gewesen wären, würde man seine Partner nicht zu solchen Meetings mitnehmen. War mir aber ziemlich egal gewesen, denn es war schwierig und selten genug Kamijo mal zu fassen zu bekommen. Ich hatte auch schon eine gute Begründung parat, denn Tomozo und ich hatten lange Zeit gemeinsam in einer Band gespielt, er war also mein größter Kritiker und konnte mit seiner Objektivität gut Vorschläge und dergleichen einbringen, wie wir uns noch verbessern konnten!
 

…Und Zack, damit stellte ich auch gleich Kamijos Autorität in Frage, denn der gottgleiche, objektive und niemals irrende Blick kam ja sonst von Prinz Dumm wie Butterbrot.

Beim Betreten des Bürogebäudes mit dem verzweifelten Tomozo an der Hand, konnte ich mir die ganze Zeit über mein dümmliches Grinsen nicht verkneifen und ignorierte Tomozos fluchendes Gemurmel:

„Nein, nein! Es wird nicht weit verbreitet, hat er gesagt… Nur vor Kamijo werden wir schauspielern, hat er gesagt! Es wird sich nicht überall herumsprechen… Nein. Nicht doch! …Ich hasse dich, Hizaki.“

Schatz, heiße ich ab jetzt für dich. Oder wahlweise auch Prinzessin, dann kriegt Kamijo einen Kollaps.“, kicherte ich, als wir in den Aufzug stiegen.
 

„So nenne ich dich bestimmt nicht! Wie wäre es mit Stinktier?“, schlug Tomozo vor und ich sah ihn beleidigt an.

„Nun reiß dich mal zusammen! Wir sind gleich bei den anderen und du hast mir versprochen, dass wir vor Kamijo ein Paar spielen! Wenn wir Kamijo genug in Grund und Boden gestampft haben, kann ich das alles ja aufklären. Zumindest bei meinen Freunden.“, seufzte ich.

„Wehe, wenn nicht! Und ich bleibe dabei, dass du dir einfach zu viel erhoffst. Kamijo wird es nicht die Bohne interessieren, ob wir Händchen haltend und Kosenamen gebend am Tisch sitzen oder nicht.“, brummte Tomozo und atmete tief durch.

„Wart’s ab, Tomozo. Wart’s ab.“, grinste ich und wir verließen den Aufzug.
 

Meine Bandkollegen und Kamijo hatten bereits auf mich gewartet und saßen an dem übergroßen Tisch in Kamijos Büro. Es war ähnlich wie die Zimmer in seinem Haus: Unnötig geräumig, nur mit dem Feinsten ausgestattet und mit großen Fenstern angenehm hell. Ziemlich ungewöhnlich für einen ‚Vampir’, nicht wahr?

Ich begrüßte alle mit einem freundlichen Lächeln und einem übertriebenem „Halli-Hallo!“, bevor ich mich mit dem beschämt auf seine Füße schauenden Tomozo an den Tisch setzte. Kamijo sah uns mehr als skeptisch an und verschränkte langsam die Arme. Abwehrhaltung, es passte ihm also überhaupt nicht, dass ich Tomozo mitgebracht hatte. Somit stand es Eins zu Null für mich!
 

„Guten Tag, Hizaki. Hallo, Tomozo. Schön, euch zu sehen.“, grüßte Kamijo mit schier emotionslosem Gesicht, was mir schon verriet, dass seine lieben Worte keinen Deut ernst zu nehmen waren. Ich hielt weiter mehr als auffällig Händchen mit Tomozo und spürte die neugierigen, verwirrten und auch amüsierten Blicke meiner Bandkollegen.

„Wie geht es dir, Hizaki? Du warst nach dem Konzert so schnell verschwunden, wir haben uns Sorgen gemacht.“, warf Juka plötzlich ein, was mir das Grinsen kurzzeitig aus dem Gesicht fegte. Wie sollte ich mich nur erklären?

„Es… Es geht mir gut! Ich habe mich nach dem Konzert mit Tomozo getroffen und… hatte es eilig zu ihm zu kommen! Keinen Grund zur Sorge.“, antwortete ich zögerlich und stets dabei bedacht mein Lächeln auf den Lippen zu behalten. Meine Freunde tauschten kurz ungläubige Blicke aus, sagten aber nichts weiter, denn der Chef mischte sich ein:
 

„Bevor wir besprechen, was nach dem Konzert war, sollten wir vielleicht zunächst das Konzert an sich besprechen. Also…“

„Ts, du hast doch gar nichts davon mitbekommen.“, wisperte ich vor mich hin und sah mit eng zusammen geschobenen Augenbrauen auf das polierte Holz des Tisches. Tomozo drehte seinen Kopf zu mir, drückte meine Hand etwas fester und atmete tief ein und aus.
 

Kamijo überschüttete mich und meine Band also mit Lobgesängen und Kritik, die keiner meiner Freunde auch nur ansatzweise in Frage stellten. Sie hatten ja keine Ahnung…

Und je weiter Kamijo es wagte sich irgendwie zu unserem Konzert zu äußern, umso wütender, aber auch verzweifelter wurde ich. Dann kam er aber zu einem Punkt, an dem ich nicht weiter still bleiben konnte und wieder einen meiner üblichen Gefühlsausbrüche bekam:

„Nun, ich möchte auch ein paar Worte zu deinem Solo verlieren, Hizaki. Es war –“, begann Kamijo, doch ich sprang von meinem Stuhl auf, schlug beide Hände flach auf den Tisch und rief:
 

„Sei still, verdammt! Du hast es doch gar nicht gehört! Du hast so gut wie nichts von unserem Konzert mitbekommen und trotzdem nimmst du dir die Frechheit heraus hier große Töne zu spucken!“

„Hizaki!“, murmelte Tomozo verzweifelt und versuchte mich wieder auf den Stuhl zu ziehen, doch ich war noch längst nicht fertig gewesen. Ich fixierte bewusst nur Kamijo mit meinem Blick, denn die verständnislosen Gesichter der anderen konnte ich nicht ertragen. Wie sollte ich es ihnen schon erklären? Aber Kamijo musste ich nichts erklären. Er wusste genau worum es ging. Zu meiner Überraschung hielt er meinem Blick stand und nichts regte sich in seinem Gesicht. Keine einzige Emotion war zu finden, weder Reue noch Zufriedenheit oder sonst etwas. War dies aber vielleicht Ausdruck seiner überschätzten Selbstsicherheit?
 

„Dein Verhalten widert mich an, Kamijo! Wage es nicht auch nur irgendein verdammtes Wort über mein Solo zu verlieren.“, fauchte ich ihn an und mein Herz raste. Doch schnell kam meine Skepsis, denn so harsch hatte ich noch nie mit Kamijo gesprochen. Hatte ich es womöglich übertrieben? Aber irgendwie musste ich dem Ganzen doch mal Luft machen…

Langsam schlug Kamijo die Augen nieder und sein Brustkorb hob und senkte sich stark als er tief durchatmete.

„Bist du fertig?“, fragte er mich mit einer unverschämten Gelassenheit, die mir einen schmerzvollen Stich im Herzen versetzte. Meine Hände, die ich nun zu Fäusten ballte, begannen zu zittern und ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht wieder zu explodieren.

„Ja, Kamijo. Ich bin fertig. …Und zwar mit dir!“, sagte ich leise, drehte mich um und eilte aus dem Raum.
 

Ich rannte die Treppen herunter, anstatt den Aufzug zu nehmen, um meine Wut mit Bewegung auszugleichen und kämpfte mit den Tränen, doch keine einzige wollte ich für diesen Mistkerl verlieren. Dann hätte er endgültig gewonnen und das konnte ich nicht zulassen. Viel zu viel hatte ich schon für ihn geweint, viel zu viele Gedanken an ihn verschwendet! Das musste aufhören. Nur wie?
 

Atemlos kam ich am Parkplatz an und stützte mich auf meinen Oberschenkeln ab, um wieder Luft zu bekommen. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter und rechnete damit, dass es Tomozo sein würde, der mir gefolgt war, doch als ich mich umdrehte, sah ich direkt in die braunen Augen Kamijos. Ich taumelte einen Schritt nach hinten, da ich so überrascht war und sah ihn einfach nur perplex an. Meine Brust bebte und mein Atem schien sich nicht beruhigen zu wollen.
 

Bevor ich aber irgendetwas sagen konnte, zog Kamijo mich in seine Arme und nahm mir so die Möglichkeit zu fliehen. Meine Stirn legte sich auf seinem Schlüsselbein ab und ich schloss meine Augen. Alles in mir flehte, dass er mich loslassen würde, denn ich hielt es absolut nicht aus ihm so nah zu sein. Es tat fürchterlich weh und in mir kamen die Bilder hoch, die ich am Abend des Konzerts gesehen hatte. Wie er Kaya liebkoste anstatt der Vertonung meiner Liebe zu ihm zuzuhören…
 

„Es stimmt nicht.“, sagte er leise, aber bestimmt und mein Herz schlug nur noch aufgeregter, als ich spürte wie aufgeregt sein Herz schlug. „Ich habe es gehört. Ich stand links von dir hinter der Bühne und habe dir auch zugesehen. Du warst… nervös, nicht wahr? Deine Hände haben gezittert, daran erinnere ich mich noch genau.“, murmelte er und ich riss meine Augen schlagartig auf.

„Kami-..?“

„Weil du so gezittert hast, hast du zum Schluss ein paar Töne nicht getroffen, aber das hat die Harmonie kaum stören können. Du darfst aber nicht so verbissen sein, wenn du spielst. Das, was du tust, ist Großartig. Du hast keinen Grund nervös zu sein, auch nicht… wenn das Lied für mich sein sollte.“, fuhr er einfach fort und sagte es mit einem hörbaren, milden Lächeln. Ich krallte mich reflexartig in seinem Jackett fest und biss mir wieder auf die Unterlippe, denn das, was er sagte, machte mich vollkommen fertig.
 

Ich war fürchterlich nervös gewesen während meines Solos, also musste er es tatsächlich gesehen haben. Auch die Töne zum Schluss… Ja, das hatte sich leider nicht vermeiden lassen. Er hatte es also auch gehört.

Doch das heilte die Wunden in meinem Herzen nicht, denn er muss ja im Anschluss daran zu Kaya gegangen sein. …Oder war womöglich alles ganz anders, als ich es gesehen hatte? Anders, als ich es umgehend interpretiert hatte?
 

Ich war absolut verwirrt und wusste in diesem Moment nicht mehr, was ich glauben sollte und was nicht. Aber ich war froh, dass Kamijo mich in seine Arme genommen hatte, denn so konnte ich mein Gesicht an seiner Brust vergraben und musste ihn nicht ansehen.

Ich schämte mich fürchterlich, denn der Auftritt im Büro vor meinen Freunden war also vollkommen umsonst gewesen.
 

„Es tut mir Leid. Das eben war falsch.“, murmelte ich mit zittriger Stimme, denn der verzweifelte Kampf gegen die Tränen fiel mir immer schwerer.

„Ist schon gut. Es war ja nur ein Missverständnis.“, sagte er und am liebsten hätte ich ihn darum gebeten, die Sache mit Kaya auch als Missverständnis aufzuklären. Indirekt versuchte ich dies sogar, doch ich weiß bis heute nicht, ob Kamijo meinen Wink verstanden hatte.
 

„Es war… also alles ein Missverständnis?“, fragte ich dann fast flüsternd und Kamijo antwortete recht schnell:

„Ja. Sei nicht mehr wütend auf mich.“
 

Diese Antwort, ob sie nun auch auf die Sache mit Kaya bezogen war oder nicht, beruhigte mein bebendes Herz und meine zerrissene Seele. Plötzlich fielen all diese Lasten von mir ab und meine festgekrallten Finger lösten sich langsam von Kamijos Jackett.

Er wusste, dass ich ihn und Kaya gesehen hatte. Er wusste, wie wichtig mein Solo war, um ihm meine Gefühle deutlich zu machen. Ach, er wusste doch alles… Wieso hätte er mir dann bestätigen sollen, dass es alles ein Missverständnis war? Es muss so gewesen sein.
 

Schimpft mich naiv, aber mit diesem Gedanken konnte ich einfach besser leben. Es tat nicht mehr ganz so sehr weh und Kamijos Reaktion zeigte mir, dass es noch Hoffnung gab.

Ich durfte nicht aufgeben! Nicht so schnell, wo ich doch eigentlich so weit gekommen war.

Ich löste mich gänzlich von ihm und lächelte ihn erleichtert an. Er schien sich über mein Lächeln zu freuen und erwiderte es zärtlich.

Ein magischer Moment. Diese begann ich zu sammeln, seit ich engeren Kontakt zu Kamijo hatte und ich war mir sicher: Solange diese Magie noch bestand, würde noch Hoffnung bestehen. Die Hoffnung, dass mein Prinz eines Tages auf meine Gefühle für ihn eingehen und sie voll und ganz erwidern würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kanji
2010-05-20T12:43:46+00:00 20.05.2010 14:43
Gott'chen ist das Alternativende toll! ;A;/)
Ich liebe deine Formulierungen 8D
"Er wird Baukästchen staunen bis er damit die chinesische Mauer nachbauen kann."
Ich hab mich gerade fast weggeschmissen. x'D
Zu genial, Süße =)

Ich find die Stelle cool, wo Hizaki gegen Kamijos Auto tritt xD
Tomozo hat genial mitgespielt 8D
Und ihm muss doch der Fuß weh tun |'D

Hach~♥
Ich kann einfach nur sagen, dass ich deinen Hizaki LIEBE und deinen Schreibstil ja sowieso! >3<~
Da kann ich mich Kay einfach nur anschließen x//3
Von:  Kaylean
2010-05-19T09:46:42+00:00 19.05.2010 11:46
ach~
Ein Ende nur für mich hihi <3

Danke schön!

*freu* Es hat mir total gefallen. Ich bin einfach ein begeisterter Tomozo-Fan und werde es immer bleiben! Das Pärrchenspielen war lustig. XD ziemlich sogar. Ich konnte das Entsetzen von Tomozo regelrecht spüren.
Ich sitze hier auf der Arbeit und krieg gleich einen grinsekramp XD aber ich darf nicht laut lachen, das käme komisch XD
Dennoch ey XD ich LIEBE einfach diesen Hizaki und deinen Schreibstil und ach XD es ist einfach großartig.
Hihi~
XD
hach <3 ich mag das Alternativende total. =)

Danke schön dafür *knuddel*
Von:  Asmodina
2010-05-19T06:54:25+00:00 19.05.2010 08:54
Eine wirklich schöne Idee *lob*. ich kann es gar nicht abwarten, bis der zweite Teil kommen. Werde ihn in jedem Fall lesen
LG


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