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Starlight Express: Rusty und Caseys Abentuer 2

Das zweite Lehrjahr
von

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Miese Tricks!

14. Miese Tricks
 

Nach diesem interessanten Besuch brachten Volta und die drei Waggons Rusty und Casey zurück zum Hauptbahnhof. Diesmal verblieben Sie im humanoiden Modus und Casey zeigte, der einheimischen Loks und den Waggons, wie er es mit seinen Rollerblades handhabte.

„Auf so eine Idee muss man erst mal kommen! Das würde sich bei uns wohl kein Lokführer trauen.“ sprach Volta, der mit Joule und Aid auf dem Nebengleis dahinrollte.

„Rusty darf auch nicht zu schnell fahren, sonst haut´s mich vom Gleis. Was seine Geschwindigkeit angeht, hat er in den letzten Monaten ganz schön zugelegt.“ erklärte Casey.
 

Hintereinander rollten die beiden Garnituren auf einem der Nebengleise in den Hauptbahnhof ein.

„Siehst Du dieses runde Turmgebäude? Das ist die Verwaltung. Ganz oben hat der Stationsvorsteher sein Büro.“ erklärte Volta und wies auf den weißen, säulenförmigen Bau, der sich in der Mitte des Hauptkomplexes stolz in den Himmel erhob.

„Wow, von dort hat man sicher die beste Aussicht auf den ganzen Bahnhof und die Gleise! -Wartet hier, Freunde. Ich gehe das mit dem Wettrennen klären.“ antwortete Casey und erhob sich, nachdem er wieder in seine normalen Schuhe gewechselt hatte. Dinah reichte Ihm die Mappe mit den Unterlagen und der Lehrling machte sich auf den Weg in das Innere des großen Komplexes.
 

In der Rotunde, dem Anmeldebereich, musste Casey erst etwas warten, bis er von der Empfangsdame aufgerufen wurde. Ein junger schlaksiger Lehrling nahm Ihn dann mit nach oben.

„Mein Name ist Winston Taker. Ich bin der Lehrbursche des Stationsvorstehers. Wenn ich mit meiner Lehre fertig bin, werde ich einer seiner Assistenten sein.“

„Verstehe. Genau wie Edward Tingle bei mir zu Hause in Kommoran. Du bist dann hier in der Verwaltung tätig. Am Schreibtisch.“

„Genau. Aber machmal muss auch ich hinaus auf das Bahngelände. Wenn es die Sitouation erfordert. Meist dann in Begleitung des Vorstehers. -So, wir sind da.“

Die Beiden betraten ein modernes, großes Büro. Auch hier hatte der Stationsvorsteher wieder den größten Schreibtisch. Und auch er trug wie alle Bahnmitarbeiter einen Overall, nur hatte er zusätzlich eine Weste mit besonderen Abzeichen über seinem Einteiler.

„Mr. Vendell, hier ist der Lehrling, der eine Unterredung mit Ihnen wünscht.“

„In Ordnung, Mr. Taker.“

Der hochgewachsene Junge verschwand in einem Nebenraum, offenbar seinem Büro.

„Guten Tag, Mr. Vendell, Sir. Mein Name ist Casey Jones. Ich bin ein Lehrling aus Kommoran und möchte meine Lok gegen Ihren Favoriten laufen lassen.“

„Aha. Welche Liga?“

„C-Liga.“ antwortete der Junge und reichte dem Stationsvorsteher die Unterlagen. Der warf einen kurzen Blick darauf.

„Eine Dampflok? Das ist in der Tat erstaunlich. Und Ihr habt es bis in die C-Liga gebracht?“

„Und wir wollen noch weiter, Sir! Bis in die große Meisterschaft!“

„Na, ob dein -wie heißt dein Partner-ah, hier steht es, Rusty. Ob dein Rusty gegen Electra eine Chance hat? Er hat bisher alle seine Gegner um Längen geschlagen! Und das waren nicht nur C-Ligisten. Die letzten Beiden waren aus der B-und A-Liga!“

„Wir wollen es troztdem versuchen! Es ist ein gutes Training! Electra ist ja auch noch C-Ligist, habe ich gehört.“

„Das stimmt. Wir können also ein ordnungsgemäßes Rennen durchführen. Dann lass mich mal sehen...in zwei Tagen, nachmittags um fünfzehn Uhr können wir den Wettlauf abhalten.“

„In Ordnung.“

„Rennstrecke ist das Gleis 1a und b. Vom Hauptbahnhof bis zum Ostbahnhof. Diese Gleise wurden speziell dafür umgebaut. Und wenn Ihr es schaffen solltet, ist euch diese Technopol-Plakette sicher. Bisher haben sie nur sehr wenige Loks errungen.“

Mr. Vendell zeigte Casey den reich verzierten Preis, von dem ein Exemplar an der Wand in seinem Büro hing.

„Wow-die sieht echt toll aus! Alles klar. Wir werden pünktlich sein.“

„Deine Unterlagen behalte ich solange hier, um die nötigen Eintragungen zu machen. Du bekommst sie nach dem Rennen wieder. Und vergiss nicht, beim Bahnarzt vorbeizuschauen! Wann war dein letzter Routinecheck, mein Junge?“

“Zuhause, in Kommoran.”

„Wurde das alles in deinem Gesundheitspaß vermerkt?“

Casey nickte.

„Gut. Also, bis in zwei Tagen.“

„Vielen Dank, Mr. Vendell.“

Über eine Sprechanlage rief der Stationsvorsteher wieder seinen Lehrling zu sich, der Casey nach unten bis zur Tür begleitete.

„Deine Lok darf also gegen Electra antreten?“ fragte Winston.

„Ja, in zwei Tagen.“

„Toll, eine Dampflok ist noch nie gegen Electra angetreten. Nicht mal der alte Elias hat es probiert.“

Gegen Abend kehrten die Ausflügler ins große Depot zurück. Electra war mit seinen Waggons bereits eingetroffen und transformierte gerade wieder in den Humanoid-Modus. Die Waggonmädchen suchten Ihre Stellboxen auf, Purse verabschiedete sich ebenfalls, er war hundemüde und klagte über schmerzende Achsen.

„Na, habt Ihr euch gut amüsiert?“ fragte er.

„Das Museum war echt toll! Und wir haben den alten Elias kennengelernt.“ antwortete Casey.

„Ach ja, mein Urahne, sozusagen. Er war auch bei meiner Einweihungsfeier dabei. Das war ne´ tolle Show! -Hey, wollt Ihr sie euch ansehen? Mr. Vendell hat mir eine DVD zukommen lassen!“

„Au ja! Das will ich sehen!“

„Wir auch!“ nickte Dinah.

„Gut. Aber zuerst statte ich der Waschanlage einen Besuch ab. Wollt Ihr mit? Ihr braucht gar nichts machen, es geht alles vollautomatisch!“

„Rusty hätte mal wieder eine Wäsche nötig.“ meinte Dinah.

„Ihr aber auch!“ maulte die kleine Dampflok.

„Dann gehen wir alle! Das wird bestimmt lustig!“

„Oh Mann, Dustin! Für dich ist wohl immer alles lustig!“ knurrte Rusty.

„Sei nicht so bärbeißig, Partner! Probier es einfach aus!“ riet Casey und schob die kleine Dampflok in Electras Richtung.

„Na schön!“

„Dann kommt einmal mit!“ sprach die E-Lok und führte Ihren Besuch in den hinteren Teil der großen Halle. Hier befand sich die automatische Waschstraße für Loks und Waggons.

„Am liebsten durchlaufe Ich sie im Humanoid-Modus!“

„Hast Du nicht Angst, dass das Wasser einen Kurzschluss bei Dir verursachen kann? Du stehst doch ständig unter elektrischer Spannung!“ meinte Rusty.

„Haha, keine Sorge. Meine Außenhülle ist doppelt isoliert. Und meinen Abnehmern macht Nässe nichts aus.“

Electra rollte zu einer Schalttafel und betätigte einen roten Knopf. Zuerst ertönte ein summendes Signal, dann schaltete eine Ampel über dem Eingang zur Waschstraße auf Grün.

„Wir können. Folgt mir.“ sagte er dann.

Die E-Lok schob die durchsichtigen dicken Plastikvorhänge auseinander und betrat die Anlage. Rusty, Dinah und Dustin folgten.

„Passt auf. Das unter euch ist ein Förderband. Klinkt eure Räder in die vorgesehenen Halter ein, bleibt einfach stehen und entspannt euch, der Rest geschieht vollautomatisch!“
 

Zuerst bekamen alle Vier eine Dusche mit warmem Seifenwasser, das aus mehreren übereinander angeordneten Düsen in den Wänden rechts und links spritzte. Electra reckte seine Arme nach oben und hob den Kopf, damit das Wasser überall hinkam.

Dinah kicherte: “Das kitzelt!“

Auch Dustin fand seine Freude daran, nur Rusty hielt den Kopf gesenkt und ließ die Schultern hängen. Und das Förderband transportierte die Gruppe langsam immer weiter, zum nächsten Waschgang.

Der nächste Abschnitt bestand aus rotierenden Bürsten, die von allen Seiten auf die Passierenden einwirkten.

„Toll! Das kratzt so schön!“ rief Dustin.

„Wah, meine Haare!“ klagte Rusty, dessen Frisur herumgewirbelt wurde. „Auau! Diese Borsten schaben mir ja den ganzen Anstrich wieder herunter!“

„Stell dich nicht so an! Es passiert gar nichts! Mein Anstrich bleibt dran.“ antwortete Dinah.

Als nächstes folgte ein Spülgang mit klarem Wasser, dann der Trockenvorgang, der nocheinmal Rustys Haare ordentlich durcheinanderwirbelte. Fast wäre Ihm dabei sein Stirnband vom Kopf geweht worden.

Schließlich war der Reinigungsvorgang beendet und die Vier kamen am anderen Ende der Waschstraße durch einen zweiten durchsichtigen Vorhang wieder heraus.

„Und schon sind wir fertig.“ lächelte Electra und fuhr sich durch seine bunte Punk-Mähne.

Auch Dinah prüfte den Sitz Ihrer Frisur. Bei Dustin war das nicht nötig, da fast seine gesamten roten Haare unter dem Helm verborgen waren. Aber er nahm Ihn ab, ruffelte einmal durch seinen orangeroten Schopf und setzte Ihn sich danach wieder auf.

„Haha, Rusty, wie siehst Du denn aus!“ lachte Dustin. Electra und Dinah drehten sich zu der kleinen Dampflok herum und begannen dann ebenfalls zu lachen. Tatsächlich bot Rusty mit seinen nach allen Seiten abstehenden Haaren und dem schiefen Stirnband einen komischen Anblick.

„Sehr witzig!“ brummte er und versuchte mit seinen Fingern seine zerzausten Haare wieder zu ordnen.

„Na komm mit zu Casey. Der hat einen Kamm. Damit kriegen wir dich schon wieder hin.“ lachte Dinah und nahm Rusty bei der Hand.

„Ich weiß, warum ich automatische Waschanlagen hasse! In Kommoran gibt es auch eine! Zwar nicht so modern, aber auch mit so einem nervigen Gebläse!“ grollte die kleine Dampflok. “Wenn Greaseball und die anderen mich so sähen, die würden sich totlachen und noch tagelang darüber ihre üblen Witze reißen!“
 

Schließlich waren die Freunde wieder in Ihrer Box angelangt.

„Nanu, Rusty, wie siehst Du denn aus?“ grinste Casey.

„Kannst Du Ihm helfen, seine Frisur wieder in Ordnung zu bringen?“ fragte Dinah.

„Kein Problem. Setz dich hierher. Ich mach das schon, Rusty.“

„Und wenn Ihr fertig seid, treffen wir uns in meiner Box! Ich bereite solange die DVD vor!“ sprach Electra.

„Alles klar!“ nickte Dustin.

Der Junge hatte einen Kamm aus einer seiner vielen Jackentaschen geholt und nahm Rusty zuerst das Stirnband ab. Dann begann er, seine zerzausten Haare wieder in die richtige Form zu bringen.

„Danke, mein Freund! Wenn ich dich nicht hätte!“ lächelte die kleine Dampflok dankbar, als Casey Ihm zum Schluß wieder das Stirnband wieder aufzog.

„Ist doch Ehrensache! Und jetzt sehen wir uns den Film von Electras Präsentations-Feier an!“
 

Als die Freunde etwas später in Electras Box eintrafen, machte sich die E-Lok gerade an Ihrem DVD-Spieler zu schaffen.

„Ah, da seid Ihr ja! Gleich geht’s los. Nehmt schon mal Platz!“ sagte er und deutete auf das große Sofa, das in einer Ecke der Box stand. Die drei Freunde ließen sich darauf nieder, Casey kletterte in Rustys Schoß.

„Wow! Das ist ja ein Riesensofa!“ staunte der Junge.

„Na klar. Ist ja auch für uns Loks und Waggons konstruiert.“ lächelte Electra und gesellte sich zu den Anderen auf die Sitzgelegenheit. Das rote Kunstleder knarrte ordentlich, doch die starke Federung hielt.

„Echt? Die bauen hier auch Möbel für euch?“ fragte Rusty.

„Sie waren ein Geschenk des Stationsvorstehers, als dieses neue Depot eröffnet wurde. Auch wir sollten es bequem haben.“

„Toll, das sollten die mal bei uns in Kommoran machen!“

„Okay. Dann wollen wir mal.“ bemerkte Electra.

Die E-Lok betätigte die Wiedergabe auf der Fernbedienung.
 

Zuerst erschien nur die Halle des Depots, ein großer, bis fast an die Decke reichende, silberner Vorhang verdeckte drei Gleise nebeneinander. Auf einmal setzte futuristisch klingende Musik ein, Nebelschwaden stiegen hinter dem Vorhang auf und hüllten die ganze Halle ein.

Dann tönte es aus den Lautsprechern: „Meine Damen und Herren! Es ist soweit! Die Technopolis Lok- und Wagggonbauwerke präsentieren mit Stolz Ihre neueste Baureihe, die uns auf den Weg in die Zukunft begleiten wird! Sie wird die Erste einer neuen vollcomputerisierten Lokomotivengeneration sein! Begrüßen sie mit mir den neuen Star von Technopolis-ELECTRA!“

Der Vorhang bauschte sich in der Mitte auf und riss dann, als sich Etwas Großes auf dem mittleren Gleis immer weiter nach vorne schob, mehrere Scheinwerfer flammten von beiden Seiten auf. Und durch den Riss und die Schwaden künstlichen Nebels schob sich eine schnittige blau-rote E-Lok in das Licht. Applaus brandete auf.

Zu Electras Rechten erschien dann der silberbeschlagene und mit Warnfarben lackierte Sprengstoff-und Gefahrgutwaggon Joule, gefolgt von Wrench. Und auf der linken Seite erschienen Aid und Purse im Maschinenmodus.

„Jetzt kommt meine Lieblingsstelle. Unsere erste gemeinsame Transformation!“ erklärte Electra lächelnd, der in den Erinnerungen an diese Feier schwelgte.

„Electra und Waggonkomponenten! Transformation iniziieren!“ drang es aus den Lautsprechern. Und auf Kommando vollzogen Alle gleichzeitig und elegant Ihre Transformation in den Humanoid-Modus. Wieder brandete Beifall auf.

„Transformation abgeschlossen! Humanoid Modus in Betrieb.“ meldete das Quintett.

„Willkommen, Freunde! Der Bahnhof von Technopolis wird von nun an euer Zuhause sein!“

Ein Mann in einem weiß-gelben Einteiler mit einer Weste hatte den Bahnsteig zwischen Electra und Joule betreten.

„Das ist Mr. Vendell!“ rief Casey.

„Ich danke Ihnen allen für die wunderbare Begrüßung! Wir freuen uns sehr, endlich unseren Dienst aufnehmen zu können und wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit zum Wohle von Elektanis!“ begrüßte die neue E-Lok die Anwesenden. Wieder folgte Applaus.

„Und nun werden Ihnen Electra und die Waggons einige interessante technische Daten über sich vermitteln.“ erklärte Mr. Vendell.

„Ich gehöre zur Baureihe E-1552-001 Drei Hochleistungs-Akkumulatoren erlauben mir eine Spitzengeschwindigkeit von 250 Stundenkilomtern!“ begann Electra. Rusty erbleichte.

„Casey, den hole ich nie ein! Der fährt mir gleich auf und davon!“ jammerte er.

„Stell dich nicht so an! Electra kann nur auf einer fast kurvenlosen und speziellen Schnelltrassen-Strecke 250 Spitze fahren!“ raunte Casey zurück.

„Trozdem! Ich komme zur Zeit gerade über die Hundert! Schneller kann ich nicht!“

„Schon gut, Du Angstlok! Du musst ja nicht beim ersten Mal gegen Ihn siegen.“
 

„Meine Akkumulatoren können Energie für bis zu fünf Stunden speichern, in denen ich dann netzunabhängig arbeiten kann.“ fuhr Electra auf dem Video fort. „Mein Fahrsystem funktioniert vollautomatisch und kann über jedes Stellwerk gesteuert werden. Aber ich kann Weichen und Signale auch selbst steuern, wenn nötig. Dabei hilft mir mein computergesteuertes Navigationssystem, damit es keine Unfälle gibt. Damit wäre ein Lokführer eigentlich bei mir überflüssig. Doch trotz aller modernster Technik gehört immer noch ein menschlicher Kollege in meinen Führerstand. Denn ohne die genialen Techniker von Technopolis würde es uns nicht geben.“

„Mann, oh Mann! Ich wünschte, ich hätte bei meiner Einweihung auch so einen großen Bahnhof gehabt! Aber ich war nur eine Dampflok von vielen, die gebaut wurde. Nichts Besonderes.“ klagte Rusty.

„Warte nur, wenn wir ersteinmal die Meisterschaft gewonnen haben, kriegst Du auch deinen „großen Bahnhof“ sagte Casey. “Dann bist Du etwas Besonderes.“

Die kleine Dampflok seufzte. Das würde Ihnen doch nie gelingen!
 

Nach weiteren scheinbar endlosen technischen Erklärungen und einer abschließenden Rede von Mr. Vendell war die DVD zu Ende. Dinah hatte bemerkt, das Casey langsam die Augen zufielen.

„Du solltest schlafen gehen, das war heute ein ereignisreicher Tag.“ sagte sie.

„Du hast recht. Und morgen geht’s zum Rundum-Check, damit alles okay ist, wenn wir gegen Electra antreten.“

„Da geht Ihr am besten zu Meister Remus. Er kennt sich am besten mit Dampfloks aus. Er kümmert sich auch immer um den alten Elias.“ erklärte Electra.

„Danke für den Tip!-Also dann, gute Nacht, Leute.“ antwortete Casey und gähnte.
 

Als er am nächsten Morgen ausgeruht hinunter in die Betriebsräume kam, waren Electra und seine Components bereits unterwegs. Rusty lag noch immer lang hingestreckt auf seiner bequemen Matratze und schnarchte.

„Rusty! Aufwachen, Du alte Schlafmütze! Weißt Du, wie spät es ist?“ rief Casey und rüttelte seinen Lokpartner an der Schulter.

Grummelnd hob Rusty langsam seinen Kopf und rieb sich über die Augen.

„Und ich hab so schön geträumt! Diese Lokmatratzen sind einfach super!“ schnaufte er.

„Trotzdem kein Grund, den ganzen Tag darauf zu verbringen!“ rief Dinah, die am Eingang zu Rustys Stellbox stand. Ich und Dustin sind schon eine ganze Weile wach!“

„Schon gut, schon gut!“ knurrte die Dampflok und erhob sich langsam.

„Casey, Frühstück gibt es in der Kantine hier gleich um die Ecke. Dort sitzen auch ein paar Mitarbeiter.“ erklärte Dinah.
 

In der kleinen Kantine traf Casey auch auf Horatio Remus, einen der Betriebsschlosser des Ausbesserungswerkes. Er trug einen grünen Overall mit einer dunkelblauen Arbeitshose darüber.

„Unsere Werkstätten liegen im hinteren Teil dieses Komplexes. Lass Dir aber zuerst dein Frühstück schmecken und komm dann mit deinem Zug vorbei.“

„Alles klar.“
 

Volta hatte für Rusty einen Vorrat an Kohle bringen lassen, die an einem speziellen Platz in der Lokhalle bereitstand. Die kleine Dampflok bediente sich ausgiebig, bis Ihr Tender wieder gefüllt war. Nebenher plauderten beide über Ihre Erlebnisse auf der Insel der Drachen. Natürlich verschwieg Rusty, das er zuerst einen Mords-Schiss gehabt hatte, die Höhle zu betreten.

Nach einem kurzen Telefongespräch mit Francis begaben sich Casey und seine Freunde gemeinsam in das große Ausbesserungswerk.

„Wow! Eine so modern ausgestattete Werkstatt habe ich noch nie gesehen! Diese vielen Monitore und Computer…“ staunte der Lehrling.

„Damit können wir jede Lok und jeden Waggon genau unter die Lupe nehmen. Egal wie alt oder wie neu.“ erklärte Mr. Remus.

„Könnten Sie auch bitte meine Räder nachsehen, Sir? In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz gleichmäßig laufen!“ bemerkte Dinah.

„Natürlich. Komm mit. Das wird meine Kollegin Vicky am Laufcomputer testen. Er zeigt jede Ungereimtheit während des Probelaufs an.“

„Kollegin? In den Werkstätten arbeiten weibliche Mechaniker eigentlich selten.“

„Nicht bei uns. Frauen sind in technischen Berufen bei uns genauso willkommen wie männliche, wenn sie dafür geeignet sind.“
 

Den Rest des Tages verbrachten Casey, Rusty, Dustin und Dinah im Ausbesserungswerk des großen Depots. Meister Remus war ein erfahrener und geduldiger Lehrmeister, der Casey gerne hilfreich unter die Arme griff und auf alle Fragen eine Antwort wusste. Da er sich auch um Elias kümmerte, kannte er sich gut mit Dampfloks aus. Er entdeckte auch eine undichte Stelle in der Außenverkleidung am linken Bein von Rusty und schweißte sie wieder zusammen.

„Jetzt setz dich mal hier her.“ erklärte der Meister. “Okay. Jetzt das beschädigte Bein hier hochlegen und stillhalten.“

Die kleine Dampflok zuckte zusammen, als eine blaue Flamme aus der Öffnung der Schweißpistole zischte.

„Keine Angst. Solche Arbeiten sind doch bestimmt schon öfters bei Dir gemacht worden.“ lächelte Meister Remus und brachte die Flamme an die beschädigte Stelle.

„Auuu!“ klagte Rusty und biß die Zähne zusammen.

„Tut Ihm das weh?“ fragte Casey besorgt.

„Keine Sorge. Normalerweise macht es den Loks gar nichts aus. Genauso wie das Rostabschleifen. Aber dein Kleiner hier ist etwas empfindlich.“ lächelte Meister Remus, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. “Eines Tages musst Du solche Arbeiten auch selbst ausführen können, besonders, wenn ein lebenswichtiges System undicht werden sollte.“

„Oh Mann! Ich hasse Schweißarbeiten!“ knurrte Rusty, der Mühe hatte, stillzusitzen. “Und ich hasse es, wenn mich alle immer „Kleiner“ nennen!“

Meister Remus sah auf und lachte.

„Lass das mal nicht den alten Elias hören! Der macht keinen Mucks, wenn es ans Schweißen geht.“

„Hey, gibt es etwas, was Du nicht hasst?“ fragte Casey lächelnd. “Kein Wunder, das Greaseball und die anderen dich immer gehänselt haben!“

„Hah, es ist schlimm, wenn an einem immer so viel repariert werden muss! Dauernd verliere ich eine Schraube oder eine Mutter oder ein anderes Stück von mir!“

„Aber es ist schon wesentlich besser geworden! Denk an die neue Rauchkammertür, die Du im Betriebswerk von Kommoran bekommen hast!“

„Schon gut, ich sag nix mehr.“ knurrte Rusty.

Langsam ging die Sonne über Technopolis unter und tauchte die weißen Türme der Gebäude in ein rötliches Licht.

„Endlich fertig!“ seufzte Rusty, als er aus der großen Halle ins Freie rollte. Dabei bemerkte er nicht die rote Gestalt, die schnell hinter einer Mauer in Deckung huschte.

„Ha! Dacht ich´s mir doch, das der Bengel hierherkommen will, um diese neue Lok herauszufordern!“ dachte Red Caboose. „Ich hab zwar damals geholfen, euch aus der Mine rauszuhauen, doch das ändert nichts daran, das ich weiter verhindern werde, das Ihr eure zwölf Plaketten nicht bekommt! Und es wäre besser, wenn Du dich nicht immer in Alles und Jenes einmischen würdest, Bengel!“
 

„Oh, schaut doch mal! Ist das nicht wunderschön?“ fragte Dinah und wies auf die im Abendrot leuchtenden Gebäude. Alle hoben Ihre Köpfe und sahen zum Himmel. So bemerkte keiner, wie sich Red Caboose hinter Ihren Rücken langsam und leise davonmachte. Reds Anstrich war zwar immer noch tomatenrot, doch nun besaß er nicht mehr das Emblem von Kommoran, sondern eine gefälschte Registriernummer und das Abzeichen der Eisenbahngesellschaft von Technopolis auf seinem Gehäuse. Doch er wusste, das Rusty und Co. sein Gesicht jeder Zeit wiedererkennen würden.
 

Kurze Zeit später traf er in einem etwas abseits stehenden, leeren Lagerhalle mit drei vermummten Gestalten zusammen. Alle hatten sich in die dunkelste Ecke gedrückt und tuschelten miteinander. Neben den Männern standen zwei schwarze Aktenkoffer.

„Wie siehts aus?“ fragte einer der Fremden.

„Alles ruhig da draußen. Keiner schöpft Verdacht. Und es macht auch kein Gequatsche von kleptomanischen Agenten die Runde!“

„Gut. Und Du willst uns wirklich bei der Sache helfen?“

„Na klar! Was glaubt Ihr, warum ich in euer Land gekommen bin! Damit kann ich dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Ihr kriegt Electra für euer Land Kleptomanien und nebenbei löst er auch noch mein Problem.“ grinste der rote Bremswagen. „Dieser Rosteimer und sein Lehrling von dem ich euch erzählt habe, werden bestimmt wieder versuchen, sich einzumischen, aber gegen Electra hat der Dampfer keine Chance!“

„Du bist ein ziemlich hinterhältiger Gauner!“ entgegnete ein anderer der drei Vermummten.

„Dafür bin ich berühmt! Und Industriespionage ist mal etwas ganz neues für mich! War doch ein guter Trick, mich als Technopolis-Bremswaggon getarnt, zusammen mit den Güterwaggons in die Anlieferung des Labors miteinzuschmuggeln, um die Baupläne für Electra aus dem Computer herunterzuladen! Wer weiß, ob Ihr einen der heimischen Waggons hättet bestechen können! Aber ich helfe euch umsonst, weil die ganze Sache auch gut in meine Pläne passt!“

„Na, wie dem auch sei: Du weißt, was Du zu tun hast! Nullfünfzehn hat Dir genau erklärt, wo Du den Chip einsetzen musst! Gewinne Electras Vertrauen und schlage dann im rechten Moment zu!“

„Kein Problem. Ich habe da so meine Tricks...”

Die beiden Agenten sahen sich an und grinsten hinterhältig zu, als Caboose gerade nicht hinsah. „Wir aber auch…“ raunte Einer und griff in seine Manteltasche.

„Hey, Roter. Warte noch.“ hielt Ihn einer der Agenten zurück.

„Was gibt’s denn?“

„Dieses Halsband hat ein Funkgerät und einen Peilsender, damit wir in Verbindung bleiben, falls es Ärger gibt oder deine Tarnung auffliegt. Dann kommen wir und holen dich da raus. Ehrenwort.“
 

Einer der Männer hielt ein rotes dünnes Metallband in der Hand, das sich Red ohne Widerstand umlegen ließ.

„Okay. Und jetzt schnappe ich mir diesen Punk-Heini!“ grinste der Bremswaggon und rollte langsam aus dem Versteck.

Die beiden Männer warteten, bis Red Caboose einige Meter entfernt war, dann betätigte Einer der Beiden die Enter-Taste an seinem Laptop, den er in seinem aufgeklappten Aktenkoffer auf einem Regal stehen hatte.

„Programm iniziiert.“ erschien mit roter Umrandung auf dem Monitor.
 

Red Caboose blieb plötzlich stehen, riss weit die Augen auf –dann sackte sein Kinn auf seinen Brustkasten. Im nächsten Augenblick hob er wieder den Kopf, doch diesmal zierte ein bösartiges Grinsen sein Gesicht.

„Jetzt wird sich zeigen, was diese verbotene Erfindung aus dem geheimen Regierungslabor der Elektanier kann. Der Rote ist die ideale Testperson! Er wird genau das tun, was wir Ihm per Computer übermitteln. Während er die Pläne heruntergeladen hat, haben wir uns im Safe etwas bedient.“ erklärte einer der Agenten. „Nullsechzehn, Nullachtzehn, halten wir uns bereit.“

„Genau. Und dein Befehl lautet: Bring die neueste Baureihe in deine Gewalt-und halte jeden auf, der sich Dir dabei in den Weg stellt!“ grinste der Mann am Computer.
 

Fortsetzung folgt…



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