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Starlight Express: Rusty und Caseys Abentuer 2

Das zweite Lehrjahr
von

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Die zweite Herausforderung

Sorry, das es so lange gedauert hat, aber ich hatte im letzten halben Jahr zu viel um die Ohren und Probleme. Aber jetzt geht es endlich weiter.
 

2. Die zweite Herausforderung
 

Schließlich war es wieder soweit. Die zweite große Lehrreise stand an.

Die letzten Wochen hatte Casey einen groben Reiseplan erstellt über die Zielbahnhöfe und Länder, die er diesmal mit Rusty und Co. besuchen wollte. Zuerst würde es zurück nach Torrone gehen, um es noch einmal gegen Espresso zu versuchen. Selbst Rusty war damit einverstanden.

"Und Du hast keine Angst, nachdem was letztes Jahr passiert ist?"

"Etwas mulmig ist mir schon, doch ich will es noch mal probieren."

"Alles klar. Espresso und Cappuchina werden sich sicher freuen, uns wiederzusehen."
 

Doch wegen Dinahs Begleitung gab es ein Problem.

"Zwei unserer Speisewaggons müssen überholt und aufgearbeitet werden. Da kann ich Dinah hier nicht entbehren. Tut mir leid, Casey, ich hatte ganz vergessen, das die Termine bereits so früh anstehen. Und ich dachte, Du brichst erst nächsten Monat auf."

"Natürlich Sir, ich verstehe das." meinte Casey und versuchte, nicht zu enttäuscht auszusehen.

"Aber ich schlage Dir folgendes vor. In zwei Monaten könnte ich Dinah mit dem Reisezug nach Pretonia schicken, der regelmäßig im Frühjahr und Sommer dorthin fährt. Ihr trefft euch dann in Heringsburg, der Endstation."

"Hey, prima! Bis dahin kommen ich, Rusty und Dustin alleine klar. Na ja...wir könnten auch ganz ohne sie...aber Dinah ist ne tolle Köchin und sie hat eine Schlafkabine. Und unsere beste Freundin."

"Haha, natürlich. So ein Speisewaggon ist schon bequemer auf einer Reise. Also einverstanden. Ich werde mich melden, wenn Dinah zu euch stoßen kann."

"Und ich werde meine Reisetermine so abstimmen, das wir in ca. 3 Monaten in Pretonia sind."
 

"Dann stößt Dinah also erst später zu euch." bemerkte Digger, als Casey ihm und Francis die Sachlage erklärt hatte.

"Ist kein Problem. Ich bin ja jetzt alt genug und kann auf mich selber aufpassen."

Als Casey jedoch die skeptischen Blicke seiner Kollegen bemerkte, verdrehte er die Augen.

"Was denn? Glaubt ihr mir etwa nicht?" maulte er. "Ich brauch kein Kindermädchen!"

Die beiden Lokführer lachten.

"Casey, wir haben nur Spaß gemacht. Natürlich bist Du schon recht selbstständig. Aber suche trotzdem den Rat von Erwachsenen, falls nötig."

"Natürlich, Francis."
 

Auch diesmal gab es wieder eine herzliche Verabschiedung. Mit Casey brach diesmal auch ein zweiter Lehrling auf. Er war zwar so alt wie Casey, aber erst im ersten Lehrjahr. Marty hatte einen älteren Diesel als Lehrlok. Der alte Barnaby war eine ältere Baureihe und hatte bisher nur auf dem Güterbahnhof seinen Dienst verrichtet.
 

Keiner ahnte, das von einem Hügel aus zwei dunkle Augenpaare die Abreisevorbereitungen beobachteten.

"So so. Es geht also wieder los. Wurde auch langsam Zeit!" knurrte Red Caboose. Er war es langsam leid, sich immer verstecken zu müssen und nur Däumchen zu drehen.
 

Nach der üblichen stürmischen Umarmung von Buffy und den Glückwünschen der Anderen konnte es endlich losgehen.

"Bis bald, Dinah! Wir sehen uns in Heringsburg!" rief Casey und winkte.

"Pass auf dich auf, kleiner Lehrling!"

"Arch, sie nennt mich noch immer kleiner Lehrling!"

"Weil Du es eben noch bist." bemerkte Rusty.

"Bin ich nicht! Die anderen..."

"Schon gut. Konzentriere dich lieber auf die Strecke vor Dir."

Als die Luft rein war, machte sich auch Red Caboose auf den Weg. Er schlug die Strecke ein, die Casey genommen hatte. Um nicht zu sehr aufzufallen, hatte er seine Verkleidung mit brauner Farbe überstrichen. Schließlich suchte man nach einem roten, streunenden Bremswaggon und nicht nach einem braunen. Aber er musste trotzdem auf der Hut sein.
 

Mit der Zeit merkte Red Caboose das er diesen Weg schon einmal gefahren war. Und er war ihm in keiner guter Erinnerung geblieben.

"Oh nein! Schon wieder diese Sümpfe! Hier wäre ich letztes Jahr beinahe abgesoffen! Müssen die gerade wieder diesen Weg nehmen? Ich hoffe, diese Wasserbiester erkennen mich nicht."

Langsam rollte er weiter auf dem Gleis, hielt sich aber wohlweislich vom Ufer fern.
 

"Du hast ja sehr viel Mut, dich noch einmal hierher zu wagen!"

Der Bremswaggon zuckte zusammen.

"Was? Wer spricht da?"

Dann entdeckte er die beiden Sumpfkobolde auf ihren Kröten.

"Ihr schon wieder!"

"Glaubst Du, wir haben dich und deine Tat vergessen? Da nützt es Dir auch nichts, wenn Du jetzt deine Verkleidung braun bepinselt hast! Wir erkennen dich immer wieder!" rief Gloob.

Plötzlich sprangen drei Sumpfpanther auf die Gleise und knurrten drohend.

"Wieder diese Biester!"

"Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen! Das Delta ist für dich auf immer tabu! Denn wenn der Flussvater dich hier noch einmal erwischt, läßt er dich nicht mehr auftauchen!" rief Plitsch.

Das ließ sich Red nicht zwei Mal sagen. Er machte kehrt und rollte so schnell ihn seine Räder trugen, davon.
 

Rusty und Casey ahnten davon nichts. Der Lokführerlehrling sah die ganze Zeit verträumt auf das Delta hinaus, während er am Fenster des Führerhauses lehnte und die Landschaft an sich vorbeiziehen ließ. Er dachte an sein Abenteuer vom letztem Jahr, als das große Hochwasser die Freunde eingeschlossen hatte.

Schließlich wurde es wieder Abend und die kleine Gruppe schlug ihr Lager auf einer kleinen Landzunge auf, die vom Bahndamm in einen der unzähligen Flussarme ragte. Aber diesmal hielt sich Casey vom Wasser fern. Er wollte nicht noch einmal die Bekanntschaft mit Blutegeln machen und dem daraus resultierenden Sumpffieber.

"Seltsam..."

"Was, Casey?"

"Die Mücken. Es ist warm und ich habe sie über dem Schilf schwirren sehen. Doch sie kommen nicht zu meiner Lampe oder der Mückenlampe, die ich letztes Jahr in Udiana bekommen habe. Selbst wenn ich zum Schilf gehe, weichen sie zurück."

"Ich glaube, die große Flussmutter hat den Mücken gesagt, das sie uns in Ruhe lassen sollen. Schließlich hast Du damals die kleine Wassernymphe gerettet. meinte Dustin.

"Stimmt, ich habe schon an sie gedacht. Wo sie jetzt wohl ist und wie es ihr geht?"

Casey erhob sich und schlenderte zum Ufer hinunter. Tatächlich machte keine der Mücken Anstalten, sich auf ihn niederzulassen oder ihn zu umschwirren. Schweigend blickte in die Abenddämmerung mit der untergehenden Sonne und dann auf das blaue Armband, welches er ständig an seinem rechten Handgelenk trug.

Plötzlich tönte ein wunderschöner Gesang über das Wasser, ein leichte Brise kam auf. Gleichzeitig begannen die blauen Steine des Armbandes zu leuchten.

Auch Rusty und Dustin hoben ihre Köpfe.

"Wie schön das klingt...so kann nur eine Wassernymphe singen."

"Lau....ob sie das ist?"

Als das Lied geendet hatte, ertönte ein helles Lachen.
 

"Casey! Du bist wieder zurück!"

Aus dem Wasser tauchte ein Kopf auf, der Körper darunter schien mit dem Wasser zu verschwimmen. Über dem Kopf des Wesens schwebte ein winziges helles Licht.

"Lau?" fragte Casey zaghaft.

"Du erinnerst dich also noch an mich!"

"Wie könnte ich dich vergessen. Aber Du bist so...groß geworden! Und das nach nur ein paar Monaten. Und Du sprichst bereits perfekt."

"Wir Wassergeister wachsen schnell. Es ist schön, das Du hier wieder vorbeisiehst."

"Das ergibt sich auch nur, weil es letztes Jahr mit dem Lokrennen gegen Espresso nicht geklappt hat."

"Lokrennen? Erzähl mir mehr davon!"

Und Casey berichtete, was sich letztes Jahr in Via Coronna zugetragen hatte und wie Rusty dabei beinahe sein Augenlicht verloren hätte.

"Du liebe Zeit! Ihr erlebt wirklich aufregende Abenteuer auf euren Reisen! Erzähl mir bitte mehr, ich höre gerne Geschichten."

Als Casey von Red Caboose erzählte, erinnerte sich das Wasserwesen an etwas.

"Wisst Ihr was? Ich habe von meinem Papa gehört, das dieser miese Bremswaggon vor vier Tagen an der Grenze unseres Deltas gesichtet worden ist, doch drei Sumpfpanther haben ihn davon abgehalten unser Reich wieder zu betreten."

"Red Caboose? Hast Du gehört, Rusty? Der Kerl hat sich uns schon wieder an die Fersen geheftet!"

"Scheint so. Wir müssen wachsam sein!" nickte die Dampflok.

"Auf jeden Fall hat der Kerl ganz schön Fersengeld gegeben, hat Plitsch mir erzählt." kicherte Lau.

"Auf jeden Fall wird er euch nicht ärgern, während Ihr in Via Coronna seid. Ein Umweg dorthin dauert einige Tage. Und so lange er sich im Bereich des Deltas aufhält, steht er ständig unter Beobachtung."

"Das ist prima. Aber wenn Caboose uns noch mal in die Quere kommt, lernt er uns kennen!" knurrte Dustin.

"An dich traut sich dieser Kerl bestimmt nicht ran, Dustin. Du bist sicher sehr stark." lächelte Lau.

Daraufhin wurde der Tende ganz verlegen und kratzte sich hinter dem Kopf.

"Na ja ich bin schon stark, aber nicht so helle wie Rusty."

"Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Dustin." grinste Casey.
 

So verging die Zeit, bis Lau plötzlich den Kopf hob.

"Oh, meine Eltern rufen nach mir. Es ist schon spät. Auf wiedersehen, Casey. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder."

"Das wäre schön. Von meinen ganzen Freunden bist Du die Ungewöhnlichste. Grüß deine Eltern von mir."

"Mach ich! Und viel Glück bei eurem Lokrennen. Ich hoffe, Du gewinnst diesmal, Rusty!" lächelte Lau und winkte den Dreien zu, bevor sie langsam auf den Fluss hinausglitt und mit der Dunkelheit verschwamm. Eine kleine Weile war noch der goldene Lichtpunkt zu sehen, bis dieser ebenfalls in der hereingebrochenen Nacht verschwand.
 

In dieser Nacht schlief Casey mit einem zufriedenen Lächeln ein. Ob er wohl noch mehr solchen wundersamen Wesen hier begegnen würde?
 

In Udiana gab es ein großes Hallo, als Casey mit Rusty in den kleinen Bahnhof einfuhr. Man hatte die mutige Tag des Lehrlings nicht vergessen.

"Hört alle her! Unser Held ist wieder da!" rief Remus. Casey wurde ein wenig verlegen, als der Bahnhofsvorsteher ihn auf diese Weise titulierte.

Wie ein Lauffeuer sprach sich die Neuigkeit in dem kleinen Ort herum. Die Dorfbewohner hatten Caseys Tat nicht vergessen, als die Insel fast gänzlich überschwemmt worden war. Es wurde sogar ein kleines Fest zu Ehren der beiden Helden gefeiert und mit noch besserer Laune traten die Freunde ihre Weiterreise nach Via Coronna an.
 

Einige Kilometer vom Rand des großen Deltas hockte Red Caboose missmutig auf einem Felsen.

"Bremssand und Schmieröl! Dieser Bengel hat die ganzen Deltabewohner auf seiner Seite! Und ein Umweg würde Tage dauern! Das fängt ja gut an! So werde ich sie wieder aus den Augen verlieren!" knurrte er. Aber es half alles nichts. Er musste den langen Weg nehmen und hoffen, später wieder auf die Spur von Rusty und seinen Freunden zu stoßen.
 

Auch in Via Coronna gab es ein großes Hallo, als der kleine Zug wieder in das Depot einfuhr.

"Espresso! Espresso! Sie sind wieder da!" rief Cappuchina aufgeregt und kam ein die große Lokhalle gerollt.

"Wer Cara mia?"

"Rusty und seine Freunde!"

"Bei Cyrills Taten! Sie haben Ihr Versprechen gehalten! Komm, gehen wir sie begrüßen!"

"Hast Du gehört, Giovanni?" sprach Vittorio, Espressos Lokführer.

"Los, folgen wir Ihnen."
 

Es folgten mehrere herzliche Umarmungen und Schulterklopfen.

"Gut siehst Du aus, Rusty! Und hey, dein Anstrich...beim letzten Mal hat noch an manchen Stellen was gefehlt. Aber jetzt bist Du komplett." lächelte Espresso.

"Das ist alles Caseys Werk."

"Und hast Du weiter trainiert, wie ich es Dir gesagt habe?"

"Ja, wenn mich keiner gesehen hat. Aber was glaubst Du, was mir einmal passiert ist..." erklärte Rusty und erzählte von dem Zwischenfall mit dem Baumstamm.

"Mama Mia! Du hast das Ding durchgehauen? Das musst Du mir an einer Schwelle vorführen!"

"Äh, ich weiß nicht, ob das nochmal klappt. Das war eine reine Reflexhandlung."

"Wir werden es aber trotzdem versuchen."

"Hätt ich bloß nichts gesagt.." dachte Rusty. Er wusste, das er damals irgendwie nicht er selbst gewesen war...

"Wo ist Dinah? Ist sie diesmal nicht mitgekommen?" fragte Cappuchina.

"Nein, sie wird zu Hause gebraucht. Aber wir treffen uns in drei Monaten in Heringsburg."antwortete Casey.

"Aaah, die Cote d´Or!" seufzte Espresso. "Ich freue mich schon darauf, wenn ich wieder den Urlaubsexpress dorthinziehen darf!"

"Aber sag mal, das ist nicht dein Helm, den ich letzes Mal repariert habe. Was ist mit Ihm passiert?"fragte Giovanni.

"Habt ihr den Bericht über die Entdeckung von Cyrills Grabmal gesehen?" fragte Rusty.

"Und ob! Ganz Torrone war aus dem Häuschen! In den letzten Monaten pilgern immer wieder tausende Leute nach Technopolis, um ihm mit ihrem Besuch zu ehren." nickte der Werkstattleiter.

"Na ja, wir haben das Grabmal entdeckt." antwortete Casey etwas verlegen.

"IHR wart das?" Vittorio fiel fast die Kinnlade herunter.

"Ja, ein ziemlich verrückter Zufall. Aber es soll nicht jeder davon erfahren, sonst haben wir vor Reportern keine Ruhe mehr."

"Versteh ich gut. Erzählt doch mal, wir halten dicht."

Also berichteten Casey und Rusty von ihrer großen Entdeckung auf der Heimreise von Torrone.

"Mama mia!" staunten die Anwesenden.

"Und so bin ich zu Cyrills Helm gekommen." erklärte Rusty.

"Beim Starlight! Das ist eine große Ehre! Du bist wirklich etwas Besonderes, sonst hätte er sich Dir nicht gezeigt." nickte Espresso anerkennend.
 

Nachdem sich Casey und sein Zug sich eingerichtet hatten, suchte der Lehrling den Stationsvorsteher auf.

"Casey Jones! Wie geht es Dir? Ho, Du bist aber gewachsen!"

"Guten Tag, Signore Andretti! Ich freue mich wieder hierzusein. Und ich und Rusty haben uns entschieden, nocheinmal Espresso herauszufordern."

"Ihr wollt es also noch einmal versuchen. Das ist wirklich mutig."

"Ja, Sir. Ich weiß, das letztes Jahr hätte böse enden können, aber Rusty war sehr tapfer."

"Das war der kleine Neri in der Tat."

"Und er hat fleißig trainiert."

"Diesmal werdet Ihr alleine gegen Espresso antreten. Es hat sich kein anderer Herausforderer eingefunden. Auf jeden Fall freue ich mich, das Rustys Augen wieder völlig in Ordnung sind."

"Dr. Franco hat damals auch vorbildliche Arbeit geleistet. Nicht zu vergessen, Dr. Sammer. Er hat Rusty bereits zwei Mal gerettet."

"Ich habe gehört, der Dottore wird in den nächsten Wochen in Technopolis mit einem Ehrenpreis für seine Arbeit ausgezeichnet."

"Das hat er auch wirklich verdient."
 

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, kehrte Casey ins Depot zurück. Er und Signore Andretti hatten ausgemacht, das das Rennen diesmal in drei Tagen, am Sonntag stattfinden würde.
 

Rusty und Espresso standen vor einem Stapel alter Schwellen, umringt von Dustin, Cappuchina und dem gutmütigen Gallo.

"Das klappt doch nie..." murmelte Rusty. "Es wird nicht gehen...."

"Versuch es doch einfach. Wir werden auch nicht lachen. Sonst verärgern wir noch den ehrenwerten Cyrill."

Rusty seufzte. Er wusste, das Espresso im Rennen keine Nachsicht zeigen würde, auch wenn sie Freunde waren. Also konzentrierte er sich, nahm einen sicheren Stand ein, holte mit seinem rechten Arm aus und ließ seine Faust mit aller Kraft auf die Schwelle krachen!

Es knackte einmal laut.

Ein "oooohhhh" ging durch die Anwesenden.

"Na bitte. Sie ist nicht durch." meinte Rusty geknickt und schüttelte seine schmerzenden Finger.

"Aber fast. Sieh Dir das an! Letztes Jahr konntest Du noch nicht mal fest zuschlagen. Du hast gute Fortschritte gemacht. Mal sehen, wie Du dich am Sonntag schlägst."

Als die kleine Gruppe sich zerstreuen wollte, um wieder Ihren Arbeiten nachzugehen, ließ ein lautes Knacken alle herumfahren. Espresso und die anderen konnten gerade noch sehen, wie die Schwelle, jetzt in zwei Teile zerbrochen, zu Boden polterte.

"Beim edlen Cyrill! Du hast sie doch durchgehauen!" staunte Gallo.

Rusty konnte nur sprachlos starren. Hatte der Starlight Express etwa heimlich nachgeholfen?
 

Schneller als gedacht, waren die drei Tage vorrüber, die Rusty mit trainieren und sich vorbereiten verbracht hatte. Tatsächlich fand sich kein zweiter Herausforderer, so das es diesmal wohl keine herumfliegenden Teile geben würde, dem Starlight sei dank.

Schon nachdem Casey sich bei Mr. Adretti angemeldet hatte, hingen bald darauf überall in und in der nähe des Bahnhofs und auch bald in den Waggons der Züge Plakate die das Rennen ankündigten.

"Habt ihr gelesen? Der kleine Neri aus Kommoran ist wieder da und will es nochmal gegen Espresso versuchen!" redeten die Loks und Waggons aufgeregt durcheinander.

"Ich bin gespannt, ob Rusty es diesmal schafft."

"Endlich gibt es wieder mal ein Wettrennen! Beim letzten vor zwei Monaten hat unser Espresso ja dem Diesel aus Politanien eine herbe Schlappe erteilt!"

"War ja auch klar. Der Bursche hatte auch erst vier Plaketten! Hat sich zu viel vorgenommen."

"Auf jeden Fall hat der kleine Neri sicher mehr drauf. Bei bereits sechs Siegen."

"Aber obs für einen Siebten reicht?"

"Jedenfalls macht er einen besseren Einduck als letztes Jahr. Er scheint stärker geworden zu sein. Hast Du seine Arme gesehen? Sie sind nicht mehr so schmächtig." bemerkte Gallo.
 

Am Samstag Nachmittag vor dem Rennen telefonierte Casey noch einmal mit Francis.

"Und-soweit alles klar mit euch? Ist Rusty sehr nervös oder hat er Angst?"

"Nervös ist er schon. Aber er versucht es zu überspielen."

"Casey.." Logheads Stimme wurde auf einmal ernst." Da ist noch etwas was ich euch sagen muss. Lead ist auf dem Weg nach Pretonia."

"Was ? Seit wann?"

"Er ist vor zwei Tagen mit einem Güterzug aufgebrochen. Das heißt, er könnte jeder Zeit bei euch im Depot aufkreuzen, bevor er mit seiner neuen Fracht nach Kommoran zurückkehrt! Ich und Pop haben Mr. Corell davon abgeraten und gesagt er sollte irgend eine andere Lok einteilen, doch es ging nicht anders. Ich weiß nicht, ob Lead es wagen wird, Ärger zu machen, aber seid trotzdem auf der Hut!"

"Wir halten die Augen offen!" nickte Casey.
 

"Oh mann, das wird Rusty gar nicht gefallen...einer von Grease Brüdern ist hier..."

Und so war es auch.

"WAS? Ausgerechnet Lead? Der hat mich in Kommoran schon mal in die Schlackegrube geschubst!"

"Keine Angst, Rusty, ich halte die Augen offen!" versuchte Casey seinen Lokpartner zu beruhigen.

"Hey, konzentirere dich Morgen ganz auf dein Rennen gegen Espresso! Ich und die anderen Kumpels werden auch die Augen offen halten. Wenn der nur eine falsche Bewegung macht, hängen wir ihn kopfüber in die Schlackegrube da vorne!" rief Gallo.
 

Den ganzen restlichen Tag hielten Casey und die Anderen immer wieder ausschau nach dem mattsilbernen Diesel, doch Lead tauchte nicht auf. Ob er im Güterbahnhof von Via Coronna geblieben war?
 

Spät in der Nacht rollte eine dunkle Gestallt so leise wie möglich in das stille Depot. Bei einem Signalmast an der Rennstrecke blieb sie stehen, verhielt dort einige Zeit und rollte dann weiter, bis sie in hinter der großen Lokhalle zum Stehen kam und transformierte. Ein silbrig matter Diesel gab ein erleichtertes Seufzen von sich, ehe er einschlief.
 

Der große Tag war da. Wieder strömten die Menschenmassen zur Arena oder wurden mit Sonderzügen aus der Hauptstadt hergefahren.

"Und?" fragte Casey Gallo und Espresso.

Beide schüttelten Ihre Köpfe.

"Ich habe am Güterbahnhof nachgefragt. Ein Diesel mit Namen Lead ist gestern dort eingetroffen aber seit heute Morgen hat ihn keiner mehr gesehen. Bestimmt ist er auf dem Weg hierher."

"Hörte ich da gerade meinen Namen?"

Casey fuhr herum. Lead kam langsam auf die kleine Gruppe zugerollt.

"Was für ein glücklicher Zufall, das ich heute das erste Mal den kleinen Rusty gegen einen Oberligisten rennen sehen kann! Das wird sicher sehr interessant. Sein zweiter Versuch, was?"

"Ich rate Dir, Lead, keine Tricks!" knurrte Casey.

"Tricks? Hey, ich bin hierhergekommen, um mich etwas zu amüsieren! Glaubst Du ich kann vor so vielen Menschen und Loks ein krummes Ding drehen?! Ich bin nicht so wie ein gewisser Caboose!" rief Lead entrüstet.
 

"Da ist er!" zischte Rusty, der das ganze vom Lokschuppen aus beobachtete.

"Das ist einer von Greaseballs Brüdern?" fragte Espresso.

"Ja, Lead!"

"Keine Sorge, er wird nicht dazu kommen, igendetwas auszuhecken!-In Ordnung. Wir müssen uns fertig machen! Signore Andretti betritt gerade die Empore. Hast Du deinen Helm, Rusty?"

Die Dampflok nickte und hob ihn hoch.
 

Der Bahnhofsvorsteher begrüßte die Zuschauer

"Der kleine Neri Rusty aus Kommoran will es dieses Jahr noch einmal versuchen, nachdem er letztes Jahr ja diesen schrecklichen Unfall hatte. Aber Cyrill und dem Starlight Express sei dank, ist er wieder vollständig einsatzbereit. Begrüßen sie mit mir den Herausforderer Rusty aus Kommoran!"

Donnernder Applaus brandete auf. Nach seinen schwehren Unfall war Rusty den Bürgern von Via Coronna sehr ans Herz gewachsen und alle freuten sich, das es der kleinen Dampflok wieder gut ging. Na ja, bis auf eine Ausnahme....

"Wie im letzten Jahr ist Dustin sein Waggonpartner. Vielleicht wird es Ihnen heute gelingen, eine Plakette zu gewinnen und damit der Oberliga noch näher zu kommen?"
 

Lead hatte sich auf einen Platz zwischen den anderen Loks und Waggons zurückgezogen.

"Na, da bin ich ja mal gespannt, was der Blecheimer zustande bringt..."

"Und hier ist unser allseits beliebter Favorit, Espresso! Mit dabei wie immer seine bezaubernde Partnerin Cappuchina!"

Wieder brandete donnernder Applaus auf. Espresso rollte mit seinem Waggonmädchen zur Startlinie, wo bereits Rusty und Dustin warteten.

"Hals-und Beinbruch, Rusty. Wir sind zwar Freunde, aber beim Rennen werde ich wieder alle Register ziehen."

"Ich erwarte auch nichts anderes von Dir. Wenn ich gewinne, dann will ich es mir ehrlich erkämpft haben."

"Das ist der richtige Geist! Cyrill kann stolz auf dich sein!"
 

Bevor Rusty seinen Helm aufsetzte, schickte er noch ein kurzes Stoßgebet zum Himmel.

"Cyrill..... Starlight Express....bitte wacht über uns und sorgt dafür, das es keinen Unfall gibt."

"Hast Du Angst, Kumpel? Die Strecke weckt schließlich böse Erinnerungen..." raunte Dustin.

"Ich habe keine Angst. Sonst könnte ich hier gar nicht starten. Aber ich bin nervös. Und Casey ist es sicher auch."
 

Viele hundert Kilometer entfernt, auf einer Strecke in Ruthia, drückte Dinah im Gedanken beide Daumen.

"Jetzt müssten sie jeden Moment starten....Rusty, Dustin...ich wünsch euch Glück!" murmelte sie. Und nicht nur sie war im Gedanken bei der kleinen Dampflok und Ihren Waggonpartner...
 

"Alle Loks bereitmachen, setzt eure Helme auf!-Fünf, vier, drei, zwei, eins-START!" rief Signore Andretti und beide Loks sputeten los! Espresso übernahm sofort die Führung. Rusty wollte seine Kräfte schonen, er würde sie noch dringend in der Finalrunde brauchen. So blieb er in der ersten Runde ein ganzes Stück hinter Espresso.

"Er traut sich nicht her." meinte Cappuchina.

"Das wird er schon noch, Cara mia. Er will seine Kräfte für die entscheidende Runde sparen. Und jetzt hat er keinen anderen Gegner, an dem er zuerst vorbei muss.

So blieb die erste Runde ohne nennenswerte Ereignisse. In der zweiten Runde näherte sich Rusty langsam immer mehr der gegnerischen Lok. Er wusste, an Espresso ohne blaue Flecken vorbeizukommen, würde schwierig werden.

Plötzlich verlangsamte Espresso in der zweiten Runde drastisch sein Tempo, bis er auf gleicher Höhe mit Rusty lief.

"He, kleiner Neri, es wird langweilig! Los, mach Dampf! Das ist ein Rennen und keine Spazierfahrt!" rief der Favorit und versetzte ihm einen ordentlichen Klaps auf die Schulter! "Hast Du etwa Angst vor mir?"

"Hab ich nicht!"

"Dann zeig was Du kannst! Den Zuschauern wird sonst langweilig! Du läufst hier gegen einen Oberligisten, da muss man schon mehr bieten, schon während der ersten Runden, nicht erst am Schluss!"

"Also gut!" nickte die kleine Dampflok und beschleunigte.

"Na also, warum nicht gleich so!" grinste Espresso und heftete sich Rusty an die Fersen.

"Oh nein, Espresso hat Rusty angestachelt, Gas zu geben! Hoffentlich hält er das durch und verarusgabt sich nicht!" meinte Casey besorgt.

"In der Oberliga ist Durchhaltevermögen auch sehr wichtig. Es ist schließlich ein Wettrennen und kein Hintereinanderherfahren." erklärte Giovanni. "Ab der siebten Plakette werden die Rennstrecken auch länger."
 

"Ja, genau so! Lass deine Kolben pumpen!" feuerte Espresso seinen Gegner an. Beide liefen ein kurzes Stück nebeneinander, dann salutierte Espresso grinsend und zog an Rusty vorbei.

"Ich darf keine Angst mehr davor haben, verletzt zu werden! Ich muss lernen, einstecken zu können! Ich kann das!" knurrte Rusty und erhöhte sein Tempo.

So bestand die zweite Runde größtenteils im Austausch von Attacken. Bald standen Rustys Haare in alle Richtungen ab, aufgrund von Espressos wohl dosierten Stromschlägen.

"Elektrische Attacken steckt er ja ganz gut weg." meinte Cappuchina.

"Dampfloks sind bekannt für Ihre "dicke Hülle". Die können wenn sie wollen, ganz schön einstecken. Du weißt doch, was man über Cyrills letzte Schlacht überliefert hat. Eine Dampflok kann man nicht so einfach niederringen, so lange man nicht das Feuer oder gar die Lebensflamme erstickt."
 

Ein Glockensignal läutete die dritte und letzte Runde ein, die Signale sprangen von gelb auf grün. Dabei bemerkte niemand, das das grüne Licht über Espressos Gleis etwas zu flackern begann...

"Jetzt gehts um die Wurscht!" dachte sich Rusty. "Oh man und mir tut jedes Gelenk weh! Aber ich muss da durch! Das würde auch Cyrill sagen!"

Er atmete zwei Mal tief durch, schickte ein Stoßgebet zum Starlight Express und ging auf Höchstgeschwindigkeit. "Ich krieg dich, Espresso!"

"Er holt auf! Jetzt will er es wissen!" rief Cappuchina.
 

"Espresso und Rusty laufen jetzt auf gleicher Höhe!-Oh, da hat der kleine Neri wieder einen schmerzhaften Stromschlag einstecken müssen!" kommentierte Mr. Andretti.

Knurrend rieb sich Rusty seine schmerzende Seite.

"Ob ich mal eine Feuerattacke versuchen soll? Aber ich kann keine Richtige! Egal, irgendwann muss ich das doch hinkriegen!" dachte er "Feuerball!"

Pop hatte ihm oft gezeigt, wie man als Dampflok diese Standart-Feuerattacke ausführte. Doch bei Rusty kam nur eine Schwarze runde Rauchwolke aus dem Mund.

"Was sollte das denn werden?" lachte Espresso."Kannst Du keine Feuerattacken, kleiner Neri?"

"Mist!" fluchte Rusty und ballte seine Fäuste. "Aber ich kann das!"

Und schon hatte Espresso einen Schwall Wasser im Gesicht. Prustend schüttelte er sich.

"Danke für die Erfrischung!" grinste er.
 

"Nur noch dreihundert Meter bis zum Ziel! Wird der kleine Neri es schaffen?" kommentierte Signore Andretti.

"Komm schon, Rusty! Zeigs Ihm!" rief Casey und hielt die Fäuste geballt.

"Los, Kumpel, lass knacken!" feuerte Dustin seinen Lokpartner an.

"Bei mir knacken schon alle Gelenke!" dachte sich die kleine Dampflolk ironisch.
 

Beide Züge liefen Kopf an Kopf auf das Ziel zu. Der Boden vibirierte unter sechzehn Räderpaaren. Auch der Signalmast, der neben Espressos Bahn stand. Er markierte das Ziel. Doch plötzlich neigte sich der Signalmast knarrend nach vorne, das grüne Licht flackerte wieder, diesmal stärker-und erlosch plötzlich! Und das Stahlgebilde stürzte auf die Gleise zu, bereit, die Kontrahenden unter sich zu begraben! Zuerst schien es, als würden die Kabel der Signalleuchten den Stahlmast vor dem Kippen bewahren, doch mit einem knisternden Funkenregen rissen die beiden Leitungen, das Stahlgerüst war einfach zu schwer.

"Vorsicht!"

Ein Aufschrei ging durch die Menge!

"BREMSEN! BREMSEN!!" brüllte der Streckenposten, welcher dem kippenden Mast zuerst fallen sah und schwenkte wie wild eine rote Warnflagge.

"Das schaffen Sie nicht mehr, selbst mit einer Vollbremsung kommen beide nicht mehr rechtzeitig zum Stehen!" rief Vittorio. "Und auch nicht unten durch!"

"RUSTY! OH NEIN!"

Casey schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Mehrere Warnschreie ertönten.

"Kumpel! Da!" rief Dustin. "Der Signalmast! Er kippt auf die Gleise! Bremsen!!"

"Nicht schon wieder! VER-DAMMT!" fluchte Rusty wütend.
 

Rusty und Espresso traten trotzdem auf die Notbremse -doch das Unglück schien unausweichlich. Beide würden mit dem unstürzenden Mast kollieren.

Fast wie in Zeitlupe sah Rusty den Mast vor sich auf die Gleise zukippen. Selbst wenn er beschleunigen würde, würde er es warscheinlich nicht rechtzeitig schaffen vorbeizukommen, bevor der Mast auf die Schienen stürzen würde. Er und Espresso mussten bremsen-aber das bedeutete, das beide Züge mit dem Stahlmast kollidieren würden oder er würde auf sie stürzen-wie jener Brükenpfeiler damals.

Schon schlitterten sie mit kreischenden Bremsen und stiebenden Funken unter dem herabkippenden Mast hindurch, der Espresso bereits erreicht haben müsste-plötzlich ein Schrei-ein lauten Knall-und den Signalmast schwang wieder zurück, brach völlig aus der Verankerung und krachte neben den Gleisen auf den Sandigen Boden, eine Staubwolke wirbelte auf.

In diesem Moment hätte man in der Arena eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Totenstille herschte auf den Rängen, als Rusty und Espresso mit Ihren Waggons zum Stehen kamen-unverletzt. Und beide hatten das Ziel durchfahren.
 

Signore Andretti erwachte als erster wieder aus der Starre.

"Hat die Zielkamera das aufgezeichnet?!" rief er.

"Si!"

"Ich will sofort die Aufnahmen sehen! Es ging alles so schnell! Wie haben die es geschafft, den Signalmast aus dem Weg zu stoßen?"

Die Arena war erfüllt von aufgeregten Murmeln und Rufen. Würde dieser Lauf gewertet werden?
 

Als Vittorio und Giovanni den umgestürzten Mast erreichten, waren bereits zwei Streckenposten anwesend und diskutierten aufgeregt miteinander.

"Vittorio! Sieh mal!"

"Das metall ist im Bodenbereich teilweise zerfressen! Hier, genau an den zwei Streben die in Richtung der Gleise stehen! Und die Vibrationen bei der Geschwindigkeit-Es wird ja nur bei Rennen mit Höchstgeschwindigkeit gefahren.-es war klar, das der Mast instabil wurde und umgeknickt ist!"

"Säure! Sie muss irgendwann ausgelaufen sein-aber von was?"

"Oder jemand hat mit Absicht.."murmelte Vittorio.

"WAS? Sabotage?!" rief einer der Streckenposten. "Das hat es ja noch nie gegeben!"

"Wird schlecht nachzuweisen sein. In den Akkumulatoren vieler Loks befindet sich hochkonzentrierte Säure, das kann wer weiß wann passiert sein...."
 

Kurz darauf verfolgten der Bahnofsvorsteher und einige seiner Mitarbeiter atemlos den Zieleinlauf.

"Da-sehen sie! Espresso dreht sich herum, um Cappuchina vor dem Zusammenprall zu schützen-der Mast berührt Ihn fast schon am Rücken-und der kleine Neri-"

"-er macht einen Pufferschlag-und haut den Mast mit seinem Arm wieder zurück!" staunte einer der Streckenposten. "Das ging so schnell-man kann es nur in der Zeitlupe richtig sehen!"
 

Als Espresso und Rusty nebst Anhang bei dem umgestürzten Signalmast ankamen, standen bereits etliche Bahnbedienstete aufgeregt und lautstarkt diskutierend an der Stelle.

"Euch ist nichts passiert? Ich dachte schon, ich müsste wieder jemanden zusammenflicken!" stöhnte Giovanni erleichtert. "

"Nein-wir sind unverletzt."

"An alle Anwesenden! Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!" drang plötzlich Signore Andrettis Stimme aus den Lautsprechern. Sofort wurde es still in der Arena.

"Die Auswertung der Zielaufnahmen belegt, das Rusty, der kleine Neri, geistesgegenwärtig im entscheidenden Moment den kippenden Mast mit einem Pufferschlag aus dem Weg geräumt hat! Er hat somit sich und Espesso vor großen Schaden bewahrt!"
 

Im nächsten Moment brandete ohrenbetäubender Jubel auf. Die Zuschauer erhoben sich von Ihren Plätzen, jubelten und applaudierten und stimmten Sprechchöre mit "Rusty, Rusty, Rusty!" an.

"Rusty! Hast Du wirklich-" staunte Casey.

"Ich-ich weiß nicht...das ging alles so schnell...." schluckte die Dampflok.

"Ich habe nur einen fuchtbaren Knall gehört, dachte schon, jetzt kracht er auf meinen Rücken-aber nichts war." murmelte Espresso.

"Ich kann es nicht glauben...aber wir haben den Mast zurückkippen und zu Boden gehen gesehen!"

"Los, ich will mir auch die Zielaufnahme ansehen!" rief Espresso und die Freunde schlossen sich Ihm an. Dann folgte noch eine Durchsage.

"Und das Foto Finish zeigt, das Rusty knapp als Erster die Ziellinie passiert hat! -Ob allerdings dieser Lauf gewertet werden kann, müssen wir erst mit der Rennkommision klären! Aber für uns alle ist Rusty eindeutig der Sieger-oder?"

Signore Andrettis Worte fanden lautstark Zustimmung bei den Zuschauern.
 

"Da vorne ist der Überwachungsraum!" rief Giovanni.

"Da seid Ihr ja. Ich bin froh, das euch nichts passiert ist! Und Du Rusty....mama mia, wie hast Du nur so schnell reagieren können?" sprach Signore Andretti, der gerade die Tür öffnete.

"Nun-äh..." begann die kleine Damplok unsicher.

"Dürfte ich mir die Zielaufnahme auch einmal ansehen?" drängelte sich Casey vor.

"Aber natürlich. Kommt mit."

Casey und seine Freunde folgten dem Stationsvorsteher zu einem Monitor.

Staunend verfolgten alle den Zieleinlauf auf dem Schirm.

"Unglaublich, nicht?"

"Wie bei den Baumstämmen damals..." murmelte die kleine Dampflok.

"Du hast uns vor schlimmen Schäden bewahrt! Mama Mia! Cyrill kann stolz auf dich sein!" rief Cappuchina und fiel Rusty um den Hals.

"Genau! Ich hab schon den Mast kurz auf meinem Rücken gespürt, doch bevor er richtig getroffen hat, war er schon wieder weg!" nickte Espresso. "Auf jeden Fall hat der kleine Neri geistesgegenwärtig gehandelt! Er ist wirklich besser geworden! Und ich gönne Ihn auf jedenfall den Sieg, sollte der Lauf gültig sein."

"Wir werden unsere Loks alle auf dem Prüfstand schicken und sehen, ob eine eine undichte Stelle hat. Aber das hätten sie normalerweise von selbst gemerkt und sofort gemeldet! Und ich hatte keinen Fall von ausgelaufener Säure in den letzten Stunden oder Tagen." erklräte Giovanni.

"Also wohl doch Sabotage!"

"Das wäre eine unglaubliche Schweinerei!" knurrte der andere Streckenposten."So etwas hat es hier in Torrone noch niemals gegeben!"
 

Zur gleichen Zeit, in einer dunklen Ecke der Arena...

Lead fluchte leise vor sich hin.

"So ein Mist! Es hätte fast geklappt und er wäre mit dem Mast kollidiert!" dachte er sich."Wieso ist dieser Dampfeimer auf einmal so stark?! Besser ich verschwinde von hier...aber noch nicht ganz, sonst ist es zu offensichtich das ich was damit zu tun gehabt habe! Es steht ja noch aus, ob der Lauf gewertet wird...wenn nicht, wars wenigstens ein Teilerfolg..."
 

"Bis wann wissen wir, ob der Lauf und der Sieg Rustys gültig sind?" fragte Casey unterdessen. Er saß mit Gallo und allen anderen anwesenden Loks in einer Ecke der Tribühne zusammen. Vittorio hatte sich auf den Weg gemacht, um auf Caseys Wunsch sich nach dem Aufenthalt von Lead zu erkundigen. Auch zwei Waggonmädchen hatten sich bereiterklärt, sich umzusehen.

"Signore Andretti setzt sich gerade mit den Mitgliedern der Rennkommision von Torrone zusammen. Die brauchen warscheinlich eine Stunde, vielleicht gehts auch schneller, bis sie eine Einigung gefunden haben. Jedes größere Land hat so eine Kommision, meist in der Hauptstadt, die in solchen Fällen wie heute das letzte Wort hat." erklärte Giovanni. Draußen auf dem Betriebsgelände wurde gerade der beschädigte Signalmast geborgen und zur weiteren Untersuchung in die Werkstatt gebracht. Der Werkstattmeister und seine Leute wollten sich den Schaden später genauer ansehen.

"Die sehen, was ich gemacht habe?" schluchte Rusty.

"Ja und? Sollen sie deine Heldentat ruhig sehen. Schließlich gehts um unseren Einzug in die Oberliga!" meinte Casey. "Ist Dir das etwa peinlich?"

"Na ja....zu viel Bekanntheit ist mir auch nicht ganz geheuer. Grease findet das ja ganz toll, wenn er überall erkannt und angehimmelt wird, aber ich möchte lieber nicht so bekannt wie ein bunter Hund werden."

"Nun...aber das wird sich mit der Zeit wohl nicht vermeiden lassen. Bleib einfach wie Du bist und Du wirst die Annerkennung kriegen, die Du verdienst. Und hab einfach mehr Selbstvertrauen. Einen Anfang hast Du schon gemacht."
 

Endlich, vierzig Minuten später, betrat Signore Andretti wieder den Überwachungsraum. Die Zuschauer hatten ausgeharrt, jeder wollte nun wissen, wie die Rennkommision entschieden hatte.

"Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit! Die Rennkommision hat sich beraten und eine Entscheidung getroffen! Das heutige Rennen wird für gültig erklärt! Der Sieger heißt somit Rusty aus Kommoran!"

Tosender Beifall und Jubel brandete auf.
 

"Verdammt!" fluchte Lead, der die Nachricht über die Lautsprecher auf dem Hauptbahnhof mitgehört hatte."Das gibt einen Rüffel von Grease!"
 

"YEAH! Hast Du das gehört, Rusty? Wir haben es geschafft!" jubelte Casey.

"Toll, Kumpel!"

"Ich bitte den Neri Rusty und seinen Lokführer zur Siegerehrung auf das Podium!"

"Kommt, Ihr Beiden!" rief Casey und Espresso musste erst mit einem Schubs nachhelfen, damit Rusty sich in Bewegung setzte.

"Ach, ich wünschte, Dinah wäre jetzt hier..." seufzte Dustin.

"Ich auch..." murmelte Rusty.
 

Zur gleichen Zeit in Kommoran...

"Woo-woooo! Ja, das ist mein Junge!" jubelte Pop und vollführte einen Freudentanz, als er das Ergebnis im Radio gehört hatte.

"Ho, langsam alter Junge! Bring den Lokschuppen nicht zum Einsturz." grinste Pop.

"Sie haben es geschafft! Sie sind endlich in der Oberliga!" rief Dinah und die Waggonmädchen Buffy, Ashley und Lizzy, ein zweite-Klasse Waggon kreischten und jauchzten vor Freude.

"Gut gemacht, Rusty und Dustin. Gratuliere, Casey." lächelte Francis.
 

Ganz anders war die Stimmung bei den Dieseln im Lokschuppen am anderen Ende des Bahnhofs.

"Verflucht! Jetzt kann der Dampfeiner gegen Oberligisten antreten! Sogar gegen mich!" knuurte Grease und hieb mit seiner Faust gegen die nächstgelegene Wand, sodaß der Putz herabbröckelte.

"Die Sache mit dem Signalmast geht sicher auf Leads Konto und es hätte fast geklappt! Wie schafft dieser Dampfeimer das nur?" fluchte Steel.

"Und wo steckt bloß dieser Red Caboose? Von dieser roten Ratte hört man gar nichts mehr!" bemerkte Copper.

"Erwähne bloß nicht diesen Versager! Der soll bleiben, wo der Pfeffer wächst!" grollte Greaseball. "Schalt den Kasten ab, ich will den Quatsch mit der Siegerehrung gar nicht mehr hören!"
 

"Ich danke euch allen!" rief Rusty glücklich und hob die Plakette hoch. "Vor allem danke ich euch, meine Freunde."

"Nein, wir haben zu danken! Du hast Espresso und Cappuchina vor Schaden bewahrt." bemerkte Gallo.

"Du bist der Größte, Rusty!" rief Espresso und stieß seine Faust in die Luft.
 

"Nanu, Lead? Freust Du dich nicht, das Rusty gewonnen hat? Schließlich ist er doch eine Lok aus deinem Bahnhof." bemerkte Vittorio, als er den silbernen Diesel entdeckt hatte.

"Ph, der schafft es doch nie, so gut wie mein Bruder Grease zu werden!"brummte dieser.

"Wenn Du dich da mal nicht täuscht..."

Lead begann zu lachen.

"Das soll wohl ein Witz sein? Rusty ist ne alte Damplok! Wenn er so schnell wie mein Bruder wird, fällt er auseinander! Oder sein Kessel explodiert! Hahaha! Irgendwann stößt er an seine Grenzen und dann wird er einsehen müssen, das der ganze Quatsch mit dem Rennen verlorene Liebesmüh war! Grease ist zwanzig Mal stärker, der stampft Ihn ungespitzt in den Boden!"

"Wenn Du meinst....wir werden ja sehen, wer Recht hat." meinte Vittorio."Sag mal...mit Dir ist doch alles in Ordnung, oder? Kein Leck in deinem Akkumulator?"

"Eh? Wieso fragen Sie? Ich bin in bester Ordnung!"

"Na ja..irgendeine Lok muss Säure verloren haben, Du hast ja sicher mitbekommen, was während des Rennens passiert ist."

"Wollen Sie etwa behaupten, das ICH-"

"Ich behaupte gar nichts. Aber aus Sicherheitsgründen werden alle Loks mit Akkumulatoren morgen einem Schnellcheck unterzogen."

"Meinetwegen. Aber ich muss morgen früh wieder zurück. Meine Fracht ist verderblich und duldet keinen Aufschub!"
 

"Und?" fragte Casey am anderen Tag.

"Wir haben alle Loks überprüft. Lead zuerst, weil er früh wieder zurück musste. Wir konnten nichts verdächtiges bemerken. Der Säurestand seines Akkus war okay. Und kein Hinweis darauf, das in letzter Zeit Säure ausgelaufen ist." erklärte Giovanni und breitete resigniert die Arme aus.

"Mist! Dann muss er es anders gemacht haben! Lead war es! Da verwette ich meine Taschenuhr!" knurrte Casey.

"Und wenn schon. Er hat damit sein Ziel nicht erreicht. Du hast deine siebte Plakette gewonnen. Mit der Achten werdet Ihr dann ebenfalls Oberligisten." erklärte Espresso.

"Und wohin wird euch eure Reise nun als nächstes führen?" fragte Vittorio.

"Nach Pretonia. Wir wollen uns dort mit Dinah treffen Es dauert noch fünf Wochen, bis sie nach Heringsburg kommt.

" Euer Weg führt euch durch Conrail. Ich habe gehört, das es dort Unruhen gegenben hat, als fast alle Bremswagen dort außer Dienst gestellt wurden. Und Bremswaggons die man vernachlässigt, können ziemlich übellaunig werden." erklärte Vittorio.

"Das haben wir schon an Red Caboose bemerkt. Aber Conrail kann doch seine Bremswagen nicht einem ungewissen Schicksal überlassen."

"Man sucht auch gerade nach anderen Ländern oder Bahnstationen, die welche aufnehmen könnten. Die Umstellung und Modernisierung ging dort ein wenig zu schnell von statten. Und wegen dem großen Güterverkehr dort waren entsprechend viele Bremswaggons in Betrieb."

"Ich verstehe. Wir werden wachsam sein." nickte Casey.
 

Am nächsten Morgen war alles für die Weiterreise bereit.

"Rusty, Du und deine Freunde werdet uns hier immer willkommen sein."

"Ich danke Dir, Espresso." lächelte die kleine Dampflok.

"Und grüßt Dinah von uns." bemerkte Cappuchina.

"Das werden wir. Ich soll euch übrigends schöne Grüße von Ihr ausrichten. Wir haben gestern noch mit Kommoran telefoniert. Alle waren natürlich in heller Aufregung, als sie das mit dem Mast gehört haben, aber auch überrascht und erleichtert, das das Schlimmste verhindert werden konnte." antwortete Casey.

"Also dann, Gute Reise!" wünschten Giovanni und Vittorio. Rusty und Dustin transformierten und Casey bestieg das Führerhaus.

"Machts gut und vielen Dank für die leckeren Vorräte!"

Zufrieden dampfte Rusty aus dem großen Betriebsgelände und ließ zum Abschied seine Pfeife ertönen.

"Auf Wiedersehen, Gallo!" rief Casey als sie unterwegs dem Diesel begegneten.

"Alles Gute, euch Beiden ! Und möge Cyrill euch beschützen!"

"Also auf zu neuen Abenteuern!" lachte Casey und ließ sich den Fahrtwind um die Nase wehen.

"Aber ohne Red Caboose bitte!" brummte die kleine Dampflok.

"Ob das wohl klappen wird?"

„Hoffentlich ist der Kerl da wo der Pfeffer wächst!“

Immer weiter blieben Via Coronna und die große Arena in der Ferne zurück, bis der Rundbau hinter dem Horizont verschwand. Und Casey wusste bereits, wer der Nächste Gegner sein würde, als er sein Informationsbuch zur Rennliga, in das er einen Blick hineingeworfen hatte, wieder zuklappte.
 

Fortsetzung folgt....



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Festung-CookieCorner
2015-02-25T14:50:43+00:00 25.02.2015 15:50
Ich kann mich Venka nur anschließen, ich liebe diese FF einfach nur und frei mich schon darauf was als nächstes passiert. Nicht zuletzt auch was Caboose angeht. ^^
Von:  Venka
2011-11-23T18:35:05+00:00 23.11.2011 19:35
Noch kein Kommi?

Schade. - Ähm habe ich schon mal erwähnt dass mir Greases Brüder quer vorm Magenausgang liegen? - Nein? - Dann tu ich es jetzt.

Das Rennen war wieder klasse beschrieben und ich lechze nach mehr. ^^

Ich hoffe du schreibst weiter.

Greetings

Venka


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