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Angriff ist die beste Verteidigung

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Teil 1 - Kapitel 1

Hallo Leute!
 

Ich habe euch eine neue Finder Story versprochen und hier ist sie! Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben hatte. Ich werde jeden Tag ein Kapitel hochladen. Der erste Teil hat 8 Kapitel, der zweite und der dritte jeweils 6 Kapitel. Viel Spaß!
 

Angriff ist die beste Verteidigung
 

by CarpeDiem
 

Anmerkungen:
 

Ich habe mir einen Charakter aus Kizuna geliehen: Roy Carsten Tashiro und ein Charakter aus Love Mode haben noch einen kleinen Gastauftritt. Ich setze allerdings nichts voraus und es ist kein Problem, wenn man die Charaktere nicht kennt.
 

Roy Carsten Tashiro stammt aus Amerika und ist von seinem Großvater, der Japaner war, aufgezogen worden. Als er starb, vermachte er sein Grundstück der Kirche, die darauf ein Waisenhaus errichtete, indem Roy sich um die Kinder kümmerte. Mit 20 Jahren traf er dort Jack B. Neeson, einen amerikanischen Auftragskiller, der dort in die Kirche kam, um Vergebung für seine Taten zu finden und Geld für die Kinder zu spenden. Als ein Mädchen aus dem Waisenhaus vergewaltigt wurde, schwor Roy Rache. Er wurde jedoch von Jack aufgehalten, der ihn davor bewahrte bei dem Versuch die Vergewaltiger für ihre Taten bezahlen zu lassen umgebracht zu werden. Jack eröffnete Roy, dass er Auftragskiller ist und Roy bat ihn daraufhin ihm beizubringen wie man tötet. Als er jedoch nach seinem Training seine Rache an den Vergewaltigern nehmen wollte, musste er erkennen, wie schwer es tatsächlich ist eine Waffe auf jemanden zu richtigen und abzudrücken. Jack rettete ihn erneut und sie verbrachten eine gemeinsame Nacht zusammen. Am nächsten Morgen verließ Jack ihn, weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte einen unschuldigen Jungen zu einem Mörder ausgebildet zu haben. Das hielt Roy jedoch nicht davon ab, dennoch als Auftragskiller zu arbeiten, erst recht, da er hofft, Jack, in den er sich verliebt hat, eines Tages wieder zu treffen.
 

Mir gehört weder Kizuna noch Finder, noch Love Mode (leider, die Jungs sind so süß *schmacht*) und ich verdiene hiermit kein Geld. Mir gehört folglich nichts außer meinem Plot.
 

Zeitlicher Rahmen:
 

Nach Finder Band 5
 

(Achtung Spoiler: Akihito wurde von Asami gerettet, auf eine Insel verschleppt, um sich wieder etwas zu erholen und es wurde begonnen das Tattoo mit einer Laserbehandlung zu entfernen.)
 

Nach Kizuna Band 6 und vor Kizuna Band 9 (also dazwischen ^^)
 

Inhaltsangabe:
 

Nachdem Akihito von Feilong entführt wurde, ist nichts mehr wie es einmal war. Zwar hat Asami ihn gerettet, aber es gelingt ihm nicht in sein altes Leben zurückzufinden. Als er durch Zufall auf den Auftragskiller Roy Tashiro trifft, sieht er einen Weg sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, denn Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung.
 


 

Teil 1
 

Say "I am wonderful"
 

The person that you were has died.
 

You've lost the sparkle in your eyes.
 

You fell for life - into its traps,
 

Now you want to bridge the gaps,
 

Now you want that person back.
 

If what you've lost cannot be found,
 

And the weight of the world weighs you down.
 

No longer with the will to fly
 

You stop to let it pass you by.
 

Don't stop to let it pass you by
 

You've got to look yourself in the eye
 

And say "I am wonderful".
 


 

Say "I am wonderful"
 

by CarpeDiem
 

1
 

Die Lichter des dunkelblauen Kleinbusses, der zwischen mehreren anderen Fahrzeugen auf dem großen Parkplatz stand, blinkten kurz auf, als Akihito den kleinen Knopf auf dem Zündschlüssel drückte, um aufzusperren. Während er den Schlüsselbund umsichtig in die Tasche seiner dicken Jacke gleiten ließ, konnte er es nicht verhindern, dass er dem glänzenden Fahrzeug einen neidischen Blick zuwarf. Der Bus war bestimmt noch kein Jahr alt und gehörte zu der Sorte von Fahrzeugen, die sich Akihito niemals im Leben würde leisten können.
 

Er war erst vor ein paar Minuten mit seinem Roller vor der großen Halle angekommen, und obwohl es während der Fahrt eiskalt gewesen war, war er froh, dass er zumindest einen fahrbaren Untersatz hatte - obwohl dieses Teil Unmengen an Benzin verschlang. Früher war das immer ein großes Problem gewesen und nur aus Gewohnheit hatte Akihito während der ganzen Fahrt hier her genau auf die Tankanzeige gesehen, obwohl er eigentlich keinen Grund mehr dazu hatte.
 

Als freischaffender Fotograf war es immer fraglich, ob man es schaffte seine Miete zu bezahlen, aber mit seinem neuen Job musste er sich darüber keine Sorgen mehr machen. Eigentlich hätte das eine willkommene Abwechslung sein sollen, aber der schale Beigeschmack, den diese Änderung in seinem Leben hinterlassen hatte, wollte einfach nicht verschwinden.
 

Asami hatte ihm diesen Job verschafft.
 

Es hatte Asami vermutlich nicht mehr als zwei Anrufe und die Einforderung eines Gefallens gekostet, ihn bei dieser Fotoagentur unterzubringen, aber dennoch war Akihito dadurch von ihm abhängig und das war im Moment das Letzte, was er wollte.
 

Zuerst hatte er versucht sich dagegen zu wehren, aber Asami hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass er nicht wollte, dass Akihito weiterhin Fotos für die Zeitungen machte. Das Ende vom Lied war schließlich gewesen, dass alle Zeitung - vermutlich in ganz Japan - sich weigerten Akihitos Fotos zu kaufen, sobald er seinen Namen gesagt hatte. Früher hätte er sich mit Händen und Füßen gegen diese Art Bevormundung gewehrt und Asami gesagt, er könne sich seine Drohungen sonst wohin stecken, aber dieses Mal hatte sich Akihito notgedrungen für den Weg des geringsten Widerstandes entschieden.
 

Er hatte versucht sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, aber das war leichter gesagt, als getan und ohne einen Job war es vollkommen unmöglich. Während er in Hong Kong gewesen war, hatte Asami die Miete für sein Apartment bezahlt, was der einzige Grund dafür war, dass Akihito überhaupt noch ein Apartment hatte, und da er Asami weder um Geld bitten, noch bei ihm einzuziehen wollte, hatte er lieber diesen Job angenommen. Zwar sagte ihm sein Gewissen, dass das in etwa auf das Selbe hinaus kam, aber zumindest konnte er sich auf diese Art und Weise sein Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen, bis er bereit war, wieder auf eigenen Füßen zu stehen.
 

Akihito zog die seitliche Schiebetür des Kleinbusses auf und kletterte hinein. Im Inneren des Busses war es auch nicht wärmer als draußen und Akihito zog den Reißverschluss seiner Jacke ganz zu.
 

Er war schon halb in der Halle, in der heute das Fotoshooting für ein bekanntes Modemagazin stattfinden sollte, gewesen als er seiner Chefin in die Arme gelaufen war. Reika Ayumu war die Fotografin, der Akihito als Assistent zugeteilt worden war, und obwohl sich das Wort Assistent in Akihitos Ohren beim ersten Mal entsetzlich langweilig angehört hatte, war überraschenderweise genau das Gegenteil der Fall gewesen. Er musste nicht halb so oft Sachen durch die Gegend schleppen, wie er befürchtet hatte und er bekam öfter die Gelegenheit tatsächlich Fotos zu machen, als er gedacht hätte.
 

Reika Ayumu war eine ältere Frau um die 50 Jahre mit stachligen, blonden Haaren, die es geschafft hatte erstaunlich jung und energiegeladen zu bleiben. Obwohl sie, was manche Dinge anging, definitiv eine sehr spezielle Meinung vertrat und ihr Modegeschmack sich auf weite Kleider mit vielen Schals, Armreifen und Ketten beschränkte, bewegte sie sich in der Modewelt mit Eleganz und Sicherheit und Akihito konnte nicht umhin sie dafür zu bewundern. Erst nachdem er bereits einige Wochen für sie gearbeitet hatte, war ihm zu Ohren gekommen, dass er ihr nicht zufällig zugeteilt worden war, sondern, dass er von Reika Ayumu als ihr neuer Assistent ausgesucht worden war. Sie hatte einige Fotos von ihm gesehen und hielt ihn für talentiert, was Akihito allerdings nicht für einen Zufall hielt, denn irgendjemand musste ihr diese Fotos immerhin gegeben haben und dieser Jemand war unzweifelhaft Asami gewesen. Zwar war Akihito von dieser Einschätzung sehr geschmeichelt, aber er hatte trotzdem nicht vor, sich jemals in der Modewelt einen Namen als Fotograf zu machen. Sein Traum war es immer schon gewesen irgendwann eine Anstellung bei Magnum Photos zu bekommen, einer berühmten, unabhängigen Fotojournalismus-Agentur, die von den Krisenherden dieser Welt und den entlegensten Regionen der Erde Bericht erstattete.
 

Akihitos Vater war auch Fotograf gewesen und er hatte ihm bereits früh beigebracht, wie man mit einer Kamera umzugehen hatte. Während seiner Schulzeit hatte er bereits selbst Fotos gemacht und bevor es ihm richtig bewusst gewesen war, hatte er mit kleinen Fotoaufträgen sein eigenes Geld verdient. Nach seinem Abschluss hatte ihm sein Vater eine Stelle als Lehrling bei einem befreundeten Fotografen verschafft und dieser hatte Akihito auf eine Ausstellung von Magnum Photos mitgenommen.
 

Schwarz-weiß Aufnahmen von Kindern aus Kriegsgebieten, Bilder von Naturkatstrophen auf der anderen Seite der Welt, Fotos von Sportlern aus fernen Ländern, die ihre Siege feierten - jedes dieser Bilder hatte Akihito tief berührt und sein großes Ziel war es seitdem, eines Tages auch solche Bilder zu machen - Bilder, die die Menschen berührten. Von diesem Tag an hatte Akihito sich dem Journalismus verschrieben und angefangen interessanten Geschichten nachzujagen.
 

Wenn er genug Geld hatte, um sich seinen Lebensunterhalt wieder selbst zu finanzieren, würde er auf der Stelle bei der Fotoagentur kündigen, so viel stand fest. Er würde schon einen Weg finden, wie er seine Fotos verkaufen konnte, auch wenn Asami versuchte das zu verhindern. Dieser Job hier war nur eine Überganslösung, aber obwohl Akihito sich das immer wieder sagte, fehlte ihm im Moment einfach der innere Wille jetzt schon etwas zu ändern.
 

Akihito öffnete eine große, schwarze Kiste, die unter der Sitzbank des Kleinbusses stand, und holte einen Strahler samt Stativ heraus. Reika hatte ihn draußen vor dem großen Gebäude abgefangen und wieder auf den Parkplatz geschickt, um einen stärkeren Scheinwerfer zu holen, weil ihr die Lichtverhältnisse in der Halle nicht gefielen.
 

Mit dem unhandlichen Scheinwerfer unter dem Arm, zog Akihito die Tür des Kleinbusses wieder zu und schloss anschließend ab. Dann machte er sich auf den Weg zurück zur Halle.
 

Was genau das Thema dieses Fotoshootings war, wusste Akihito nicht, aber er hatte Reika irgendetwas von dem Kontrast zwischen starrem, kaltem Metall und modernen, knalligen Farben sagen hören. Der junge, aufstrebende Designer, dem die Kollektion gehörte, wollte sich heute seinen Platz in der Modewelt sichern. Die große Halle, in der das Fotoshooting stattfinden sollte, war eines von mehreren Studios, in denen regelmäßig Aufnahmen für Modemagazine gemacht wurden. Ansonsten fanden hier kleinere Konzerte und Veranstaltungen statt. Ein externes Studio bedeutete allerdings immer einiges mehr Aufwand. Akihito würde vermutlich den ganzen Tag damit verbringen irgendwelche Sachen zu holen - wie diesen Scheinwerfer - denn dieses Shooting war zu wichtig und die Gagen der Models zu hoch, als dass Reika ihn an eine Kamera lassen würde.
 

Akihito überlegte sich gerade, wie er mit dem Scheinwerfer in der Hand die Tür der Halle öffnen sollte, ohne ihn dabei abstellen zu müssen, als die Tür von innen geöffnet wurde. Die junge Frau, die hinaus ins Freie trat, war eines der Models. Sie trug einen dicken Pelzmantel über ihrem kurzen, roten Lacklederkleid und ihre Haren waren mit Lockenwicklern fixiert. Als sie Akihito die Tür aufhielt, sah er die Schachtel Zigaretten in ihrer Hand - es waren Dunhill.
 

Akihitos Blick blieb für einen Moment lang an der Zigarettenschachtel hängen und er hatte augenblicklich das vertraute Aroma des Rauchs im Mund. Asamis Zunge schmeckte immer danach, wenn er ihn küsste, nachdem er eine Zigarette geraucht hatte.
 

Seine Gedanken wanderten zu Asami, ohne dass Akihito sie aufhalten konnte. Seit er wieder aus Hong Kong zurück war, hatte sich zwischen ihnen einiges geändert. Akihito hatte sich eingestanden, dass er durchaus Gefühle für Asami hatte, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, was das auf lange Zeit gesehen bedeuten sollte. Was er jedoch wusste war, dass er sich in Asamis Gegenwart sicher fühlte und er vermied es darüber nachzudenken, warum das so war. Er brauchte dieses Gefühl der Sicherheit im Moment wie die Luft zum Atmen und er hatte Angst davor, dass er unangenehme Antworten auf seine unzähligen Fragen finden würde, wenn er begann die Dinge genauer zu betrachten.
 

Akihito zwang er sich den Blick wieder abzuwenden und bedankte sich knapp bei dem Model, bevor er die Halle betrat. Er folgte einem schmalen Korridor und bahnte sich dabei einen Weg durch zahlreiche Kleiderständer, einige Models und Makeup-Artists, die kurz vor Beginn des Fotoshootings alle wie aufgescheuchte Ameisen durcheinander liefen, was Akihito regelmäßig ziemlich lustig fand. Schon aus diesem Grund wollte er nicht Modefotograf werden - alle diese Leute hatten eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank.
 

Mit mehreren Entschuldigungen erreichte er schließlich das Ende des Ganges und bog nach rechts in die eigentliche Halle ein. Er ließ seinen Blick über das Set huschen, um nach Reika Ausschau zu halten und sie zu fragen, wohin er den Strahler stellen sollte, doch als er den Aufbau vor der großen, schwarzen Fotoleinwand sah, blieb er nach einigen Schritten wie erstarrt stehen.
 

Inmitten mehrerer Scheinwerfer stand ein etwa eineinhalb Meter hoher, quadratischer Käfig mit dicken, silbernen Eisenstäben. Akihitos Finger klammerten sich um den Griff des Scheinwerfers und ihm wurde mit einem Mal eiskalt. Er hörte Reikas Stimme, die ihm von der anderen Seite der Halle aus zurief, wo er den Strahler hinstellen sollte, aber sein Körper weigerte sich ihm zu gehorchen.
 

Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr und einen Moment darauf ging das erste Model an ihm vorbei. Die junge Frau auf den hohen, schwarzen Stilettos trug ein gelbes Ballonkleid aus Lackleder und ihre braunen Haare waren mit mehreren bunten Strähnen zu einer zerzausten Föhnfrisur auf toupiert worden. Auf Reikas Anweisungen hin, stieg sie durch eine kleine Tür an der Seite in den Käfig. Erst jetzt bemerkte Akihito die Ketten, die von der Decke des Käfigs hinunter hingen. Ein Mann, der zusammen mit dem Model den Käfig betreten hatte, schloss die Eisenschellen um ihre Handgelenke und weitere Ketten am Boden des Käfigs um ihre Fußknöchel. Reika gab erneut eine Anweisung und die junge Frau klammerte sich daraufhin an die Gitterstäbe und drückte sich mit einem verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht dagegen.
 

Akihito wurde mit einem Mal schlecht. Hastig stellte er den Strahler, der beinahe umgefallen wäre als er ihn losließ, auf den Boden, bevor er fluchtartig aus der Halle rannte. Hinter ihm hörte er noch wie Reika ihm etwas nachrief, doch er konnte nicht verstehen, was sie sagte, und es war ihm auch vollkommen egal. Er rannte durch den Korridor und rempelte dabei mehrere Leute an, doch ihre erbosten Rufe hörte er kaum. Dann stieß er die Toilettentür auf, stürzte in den Raum und übergab sich in eines der weißen Waschbecken.
 

Nachdem Akihito sich von seinem Frühstück verabschiedet hatte, drehte er den Wasserhahn auf, um sich den Mund mit kaltem Wasser auszuwaschen, bevor er sich mit den Händen auf der Porzellanzeile abstützte und den Kopf hob.
 

Der junge Mann, der ihm von der breiten Spiegelfront entgegenblickte, sah grauenvoll aus. Seine Haut wirkte im kalten Neonlicht der Strahler über dem Spiegel noch bleicher als sonst; an die dunklen Ringe unter seinen Augen hatte er sich mittlerweile gewöhnt, immerhin sah er sein Gesicht jeden Morgen im Spiegel. Er hatte schon seit einer Ewigkeit keine Nacht mehr durchgeschlafen - seit zwei Monaten, um genau zu sein.
 

Akihito kämmte sich mit den Fingern durch seine dunkelblonden Haare und bemerkte dabei wie seine Hand zitterte. Er versuchte es unter Kontrolle zu bekommen, doch es gelang ihm nicht und schließlich klammerte er sich an den Rand des Waschbeckens und versuchte tief durchzuatmen. Das Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, aber langsam beruhigte er sich wieder etwas.
 

Er wusste, warum er überreagiert hatte und gleichzeitig wusste er auch, dass seine Reaktion vollkommen irrational und dumm gewesen war.
 

Alles war aus dem Gleichgewicht geraten. Sein Leben ging scheinbar normal weiter, so als ob nichts gewesen wäre, doch er kam sich die meiste Zeit vor, wie ein Zuschauer. Bis auf die Momente, in denen irgendeine Kleinigkeit der Auslöser dafür war, dass er die Kontrolle verlor. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie instabil sein Zustand war, aber er konnte nicht verhindern, dass vollkommen unbedeutende Kleinigkeiten ihn aus der Bahn warfen. Er war wie eine tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen konnte.
 

Noch immer sah er die junge Frau vor sich, die mit den Handschellen gefesselt in dem Käfig gefangen war. Die Szene hatte die Erinnerungen an seine Entführung wieder an die Oberfläche kommen lassen. Er spürte beinahe das kalte Metall um seinen Knöchel herum und er kämpfte gegen die erneut aufsteigende Übelkeit an, als er sich an den kleinen Käfig erinnerte, in dem man ihn nach Hong Kong gebracht hatte.
 

Als er dort gefangen gewesen war, hatte er irgendwann einen Punkt erreicht, an dem er angefangen hatte zu glauben, was Feilong ihm erzählt hatte. Er war davon überzeugt gewesen, dass er nie wieder zurück nach Japan kommen würde und dass er nicht damit rechnen konnte, dass Asami kam, um ihn zu retten. Feilongs Worte hatte ihn glauben lassen, dass er für Asami nichts weiter als ein amüsantes Spielzeug war, und als er begonnen hatte sein Selbstwertgefühl zu verlieren, war etwas in ihm zerbrochen.
 

Seit er wieder zurück war, war alles seltsam taub. Doch das schlimmste war die Hilflosigkeit, die ihn immer wieder überkam. Er hasste dieses Gefühl zu tiefst. Er war immer stark gewesen und es hatte nichts gegeben mit dem er nicht fertig geworden war, aber jetzt war alles anders. Er versuchte die Zeit in Hong Kong zu vergessen, aber so sehr er sich auch bemühte, er schaffte es nicht. Die Erinnerungen kamen immer wieder hoch und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Feilong hatte ihm seine Stärke und seine Selbstsicherheit genommen und er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Wunden verheilen würden. Langsam aber sicher zweifelte er jedoch daran, dass das überhaupt möglich war.
 

Akihito löste die Finger seiner rechten Hand von der Kante des Waschbeckens und hielt sie einige Zentimeter über das weiße Porzellan. Das Zittern hatte kaum nachgelassen und Akihito ballte seine Hand zu einer Faust.
 

Er würde sich nicht von diesen Erinnerungen überwältigen lassen! Es waren nur Erinnerungen und sie konnte unmöglich eine so große Macht über ihn haben, dass sie sein ganzes Leben beeinflussten! Er würde dagegen ankämpfen, auch wenn er kaum noch Kraft dazu hatte, aber er musste es versuchen. Sein Kampfgeist mochte erloschen sein, aber er war immer noch da und Akihito würde sich nicht unterkriegen lassen. Er musste sich nur noch etwas mehr Zeit geben, das war alles.
 

Der leere Ausdruck in seinen Augen wich einer gewissen Entschlossenheit und Akihito nahm seine ganze Stärke zusammen und zwang sich wieder zurück ans Set zu gehen. Er würde einfach sagen, er habe etwas Falsches gegessen und ihm wäre schlecht geworden.
 

Mit einem letzten Blick auf sein Spiegelbild, wandte er sich ab und verließ anschließend die Toilette. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und das Geräusch hallte laut an den weißen Fliesen wider.
 

tbc.



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