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Revue of Dreams

Takarazuka
von

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Kapitel 1

„Haruno! Steh endlich auf!!“

Die Stimme drang nur schwach durch den Strudel an bunten Luftballons und sprechenden Briefkästen von denen sie gerade träumte, an Harunos Ohr.

„Hmgmm..Jun..was ist denn..?“

Im Halbdunkel des Zimmers sah sie das Gesicht ihrer besten Freundin Jun über sich.

„Mann, hast du Alzheimer?! Heute ist unser letzter Tag! Ab morgen heißt es nie wieder morgens um vier zum Putzen aufstehen! Ab Morgen heißt es nie wieder diese blöde Uniform tragen! Ab morgen bricht endlich unser zweites Jahr an!! Haruno, wach endlich auf!!“

Haruno öffnete langsam ihre Augen. Hatte sie sich wirklich der Illusion hingegeben, sie könne ausschlafen? Nein..die Ferien begannen erst morgen..heute war ihr letzter Tag..?

Das erste Jahr war wirklich schon um? Morgen war die Abschlusszeremonie?

Sie konnte es nicht glauben und richtete sich langsam auf.

Jun war schon fertig angezogen, band sich gerade die Haare zu einem Zopf zurück und pfiff dabei ein Lied aus der aktuellen Revue.

Wie konnte Jun nur schon so früh am Morgen so eine Energie haben?

Das hatte sie sich im Laufe des letzten Jahres so oft gefragt..in diesem Jar in dem sie beide zu unzertrennlichen Freundinnen geworden waren..

Plötzlich riss sie die Stimme ihrer Freundin wieder aus ihren Tagträumereien.

„Du solltest dich langsam beeilen!“, mit missbilligendem Blick sah Jun sie an und strich den langen Rock ihres grauen Kleides glatt. „Ist ja gut..“, Haruno rieb sich über die Augen und sah auf die Uhr. „Ah! Schon 4:30h!!! Warum hast du mich nicht geweckt?!“ Panisch sprang sie auf und kramte ihre Sachen zusammen, verfing sich in ihren Socken und zog ihr Kleid auf links an. Jun stand an der Tür und lachte. „Du hast tief und fest geschlafen und vor dich hingemurmelt! Komm schon, ist doch sowieso unser letzter Tag!“

Zehn Minuten später knieten die Mädchen nebeneinander im großen Tanzraum und polierten das Parkett. Es war Tradition an der Takarazuka Music School, dass die Erstklässlerinnen jeden Tag in aller Frühe aufstanden und die Räumlichkeiten der Schule putzten.

So auch Jun und Haruno heute morgen, allerdings zum letzten Mal. Denn ihr erstes Jahr war nun vorüber und nach den Ferien würden sie beide in die zweite Klasse aufsteigen und ihr letztes Ausbildungsjahr an der Schule beginnen. Es würde sich entscheiden ob sie Otokoyaku oder Musumeyaku, also Männer- oder Frauendarstellerinnen werden würden und dementsprechend würde sich ihre Uniform und in gewisser Weise ihr Leben ändern.

„Ist Wao schon hier?“, fragte Haruno ihre Freundin und rieb feste über eine raue Stelle auf dem Parkett.

„Keine Ahnung..eben hat sie noch den Flur geputzt. Hey, Hikaru! Wo ist Wao?“

Das angesprochene Mädchen sah schlecht gelaunt auf und murmelte. „Weiß nicht. Vielleicht ist sie wieder bei Mari.“

Jun zwinkerte Haruno zu und wippte vielsagend mit den Augenbrauen.

„Hast du gehört? Sie ist wohl wieder bei Mari.“

Haruno verdrehte die Augen. „Ach komm schon, sie sind nur Freundinnen.“

Jun grinste in sich hinein. „Ich weiß nicht..ich finde sie passen ganz wunderbar zusammen. Wenn die beiden nicht das nächste Traumpaar werden, weiß ich auch nicht.“

Haruno sah ihre Freundin empört an. Warum war Jun nur so locker mit solchen Themen?

„Jun! Nur weil sie aussehen wie Mann und Frau?! Das heißt noch lange nichts..“

Jun seufzte. „Du bist so verklemmt. Und du willst Otokoyaku werden?“

Haruno sah sie an und überlegte was sie sagen sollte. „Da ist noch was!“, sagte sie leise und deutete auf den Boden, drehte sich dann weg.

Wenn Jun wüsste..

Wenn sie wüsste, dass sie sich noch nie weiblich gefühlt hatte...

Dass sie wohl niemals für ihre Familie die erfolgreiche Tochter sein würde die ihrer Familie Ehre brachte..

Dass sie niemals vor hatte nach ihrer Takarazuka-Karriere zu heiraten und Kinder zu bekommen..

Wenn sie wüsste..dass sie vor allem auf die Takarazuka Music School hatte gehen wollen weil das für sie die einzige Möglichkeit war, hier im intoleranten Japan in eine Traumwelt zu flüchten in der sie sich nicht für ihre Persönlichkeit schämen musste..
 

Nachdem die Mädchen mit dem Putzen der Räume fertig waren, nahm der Tag seinen Lauf. Nur waren alle Schülerinnen heute gelöster und fröhlicher, überall wurde gelacht und der Duft der Zukunft lag in der Luft. Nach dem Frühstück gingen Haruno und Jun zu der großen Tafel an der die Namen der jenigen standen die heute die Türöffner für die Seniors sein mussten.

Jun stöhnte gequält auf. „Oh nein!! Wir sind wieder mal dran!“

Während sie in den Westflügel der Schule gingen wo die ‚Upper Class’ probte, dass waren die Takarasienne die schon mit der Ausbildung fertig waren und in richtigen Stücken spielten, fluchte Jun unaufhörlich vor sich hin. „Wieso müssen wir eigentlich immer da rüber und denen die Türen aufmachen? Dürfen sich wohl nicht ihre talentierten Händchen überanstrengen..“

Haruno lächelte. „Jun! Halt dich zurück oder willst du Ärger mit den Seniors?“

Jun grummelte vor sich hin. Sie war zu temperamentvoll und jähzornig. Während des ersten Jahres hatte sie sich noch zurückgehalten aber Haruno fürchtete, dass die Tatsache dass sie nun ein Jahr weiter sein würde und wenn sie dann auch noch Otokoyaku werden würde, ihren Rebbelionsgeist zu sehr steigern würde.

Auf dem Flur trafen sie schließlich Wao. „Ohayou!“, grüßten sich die Mädchen und stellten sich zusammen an die Tür des großen Spiegelsaals.

„Wo warst du heute Morgen, Wao?“, fragte Haruno und lehnte sich an die Wand.

Wao kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Äh..ich war mit Mari unterwegs..hat jemand nach mir gefragt?“

Jun grinste. „Nee, keiner hat was gemerkt. Was habt ihr denn gemacht?“

Wao grinste wieder. „Äh..nur so geredet halt.“

Haruno sah Jun mahnend an aber noch bevor Jun irgendetwas sagen konnte, wurde die verglaste Tür des Spiegelsaals aufgerissen und – sie stand vor ihnen:

Sei Matubo!

Gerade zur Top Star-Otokoyaku der Hanagumi geworden, sie spielte seit einem Jahr alle männlichen Hauptrollen in jedem Stück der Gruppe, sie hatte vor eineinhalb Jahren einen richtigen Vertrag mit der Takarazuka-Company abgeschlossen und war schon seit acht Jahren fest angestellt in der Company, sie war umwerfend maskulin: Groß, schlank, mit breiten Schultern und harten Gesichtszügen, ihr eiskalter Blick ließ jeden sofort im Boden versinken – kurz: Vor ihr hatte man Respekt zu haben.

Wütend funkelte sie die Noch-Erstklässlerinnen an.

„Hey, seit ihr blind?! Ich wollte zufällig rausgehen?!! Steht hier gefälligst nicht rum und redet sondern erfüllt eure Pflichten, ihr Nichtsnutze!!“, fauchte sie die Mädchen an.

Haruno senkte eingeschüchtert den Blick aber Jun wollte aufmucken. Noch bevor sie einen Ton sagen konnte, stieß Haruno sie in die Seite und verbeugte sich tief. „Gomen nasai, Todoroki-san. Es tut uns sehr leid und es wird nicht wieder vorkommen.”

Wao verbeugte sich ebenfalls und nach einigen zornigen Zögern erniedrigte sich auch Jun vor der Älteren.

Erst als die Otokoyaku, nicht ohne die Mädchen noch einmal zu beleidigen, vorbei gegangen war, richteten sich die Mädchen wieder auf. Jun sah Haruno wütend an.

„Haruno! Warum machst du das immer mit?! Sie haben nicht das Recht so mit uns zu reden! Nur weil sie Senior sind?! Wann wehrst du dich endlich mal gegen die?!!“

Haruno seufzte. „Jun, so ist es eben. Solang wir noch Schülerinnen sind, müssen wir das eben aushalten. Wir müssen ihnen Respekt erweisen. Sie haben es geschafft. Sie sind richtige Takarasienne! Als sie noch so alt waren wie wir, mussten sie den Älteren auch Respekt erweisen und wenn du einmal ‚Lower Class’ oder ‚Upper Class’ bist, wird man vor dir auch Respekt haben.“

Jun fluchte weiter. „Ich werde ganz bestimmt ‚Upper Class’ werden und dann werde ich nicht so asozial sein, das kannst du mir glauben!“ Wütend funkelte Jun der Otokoyaku nach. „Booaa, ich hasse die!“

Wao gab Haruno recht. „Jun, halt dich zurück. Es wird immer so sein. Außerdem gibt es Schlimmeres.“

„Aber..“

„Sssht!“, zischte Haruno und öffnete die Tür, als eine anmutige Musumeyaku den Raum verließ. „Ohayou gozaimass!“ Und die drei Mädchen verbeugten sich tief.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen wachte Haruno früh auf und konnte nicht mehr einschlafen.

Ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass es 4:00 Uhr war aber heute musste sie nicht aufstehen und nicht putzen. Heute würden keine Proben stattfinden.

Heute war die Abschlusszeremonie der Erstklässlerinnen und sie würden endlich Zweitklässlerinnen werden. Es würde sich endlich entscheiden!

Haruno stand leise auf, vergewisserte sich kurz, dass Jun noch schlief, zog sich schnell an und trat leise hinaus auf den Gang. Sie suchte nach ihren Schuhen, die zwischen den anderen vor der Tür des Schlafsaales aufgereiht waren und schlüpfte hinein.

Sie wollte zu dem kleinen hauseigenen Schrein gehen und beten. Sie wollte beten, dass sie Otokoyaku werden würde, sie wollte beten, dass ihre Eltern zu der Zeremonie kommen würden und stolz auf sie sein würden und sie wollte um Glück und Talent bitten, damit sie ihren Traum verwirklichen konnte.

Die Schule war noch dunkel, heute nahm alles einen anderen Rhythmus. Durch die Fenster fiel das Mondlicht herein und ließ das stille Gebäude blau schimmern.

Haruno kniete sich vor den kleinen Schrein und zündete ein Räucherstäbchen an, klatschte dann leise in die Hände. „Bitte seit mir wohl gesonnen, liebe Götter. Lasst diese Hallen zu meinem zweiten Zu Hause werden, bitte lasst mich Otokoyaku werden, lasst mich Glück finden...und Liebe.“ Ganz versunken in ihr Gebet hörte Haruno nicht, wie sich eine schmale Gestalt näherte. Erst als das Mädchen ganz dicht neben ihr stand und ebenfalls ein Räucherstäbchen anzündete, sah Haruno auf – und ihr stockte der Atem.

Neben ihr kniete ein so hübsches und anmutiges Mädchen wie sie sie noch nie gesehen hatte.

Das schwarze lange Haar, dass im Mondlicht blau leuchtete, fiel ihr über die schmalen Schultern und reichte ihr bis an die Schultern. Haruno betrachtete völlig fassungslos ihr schönes Profil: ein kleines Kinn, ein anmutig geschwungener Mund, eine hübsche gerade Nase und geschlossene Mandelaugen die von langen dichten Wimpern bedeckt wurden. Ihr Körper war schmal und zierlich aber wunderschön weiblich geformt und ihre langen schlanken Finger hatte sie zum Gebet zusammen gelegt. Haruno starrte sie völlig weggetreten an. Warum hatte sie dieses hübsche Wesen nur noch nie gesehen? Sie trug die Uniform der Erstklässlerinnen..sie war zweifellos in ihrem Jahrgang..warum war sie ihr in dem vergangenen Jahr noch kein einziges Mal aufgefallen? So ein hübsches..anmutiges..perfektes Mädchen... Sie musste zweifellos ein großes Talent sein..

Haruno konnte nicht aufhören sie anzuschauen, ihr Gebet hatte sie vollkommen vergessen, war völlig vertieft in de Anblick des Mädchens.

Plötzlich öffnete das Mädchen die Augen und sah sie an. Haruno zuckte ertappt zusammen und wandte den Blick ab, schloss die Augen schnell wieder, betete weiter und wartete angespannt bis das Mädchen nach einigen Augenblicken leise aufstand und sich entfernte. Erleichtert atmete Haruno auf aber ihr Herz klopfte wild und ließ sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie dachte nur noch an das hübsche Mädchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Momotaro
2010-12-06T17:11:20+00:00 06.12.2010 18:11
Perfekt, ein Takarasienne-Shojo-Ai! ^^ Gut, dass du den geschrieben hast, ein vielversprechender Anfang. *.* Bin gespannt, wer die Lichtgestalt des letzten Absatzes sein wird. *abonnier*
Hoff, es geht bald weiter!
Wah, fast vergessen! Matobu Sei ist gar nicht Todoroki, ich glaub, du meinst Todoroki, denn die ist echt kantig im Gesicht... << Oder ich hab den Absatz falsch verstanden. Das kann auch sein... ^^° Dann sorry!


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