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Farbenblind

Zwischen Hell und Dunkel
von

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Blau

„Kommst du nun? Der Chef wartet!“, zwitscherte Tetsu in den Raum. Es war kurz nach Neujahr und man hatte für ihre Firma einen Neujahrsempfang organisiert. Alle waren eingeladen, auch Yuuki und sein Kumpel Tetsu. Sie waren nur kleine Lichter, ganz unten in der Nahrungskette, doch sie konnten von Glück reden dass sie überhaupt in einer so großen Immobilienfirma arbeiten durften. Sie waren nur für Botengänge zuständig, verteilten Post und durften Kaffee kochen. Mehr traute man den merkwürdigen Jungen, mit den blondierte und gar verschnittenen Haaren zu. Dabei waren sie nicht dumm. Vielleicht ein wenig rebellisch, was das Aussehen betraf. Man wollte sich schließlich von der Masse abheben. Die Masse jedoch sah es nicht allzu gerne. Es war schon schwer unter solchen Umständen einen Job zu bekommen, wenn man nicht unbedingt als Host oder Kellner enden wollte. Doch sie hatten Glück gehabt und arbeiteten nun in dieser Firma. Erfüllend war es nicht, aber Yuuki wusste sowieso nicht wirklich was er machen wollte. Tetsu hingegen hatte seine Bestimmung gefunden. Er wollte in einer Band spielen, womit er dem Blonden immer in den Ohren lag. Dieser ignorierte diese Träumerei immer. Ein farbloser Traum, also bedeutungslos.

Obwohl er ihm nie wirklich zuhörte, blieb Tetsu hartnäckig. Sie hatten sich erst auf der Arbeit kennengelernt, aber es hatte sich so etwas wie Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Natürlich mehr von der Seite des Kleineren, denn Yuuki war zu unmotiviert auch nur irgendetwas für eine weitere Freundschaft zu machen, was Tetsu jedoch ziemlich schnuppe war. Dann redete er eben mit einem Gefühlstoten. Das war immer noch besser als mit einer Wand zu quatschen.

Man merkte Tetsu seine Vorfreude richtig an. Immer wieder hüpfte er im Personalraum auf und ab, schlich wie eine Katze um seinen neuen Kumpel herum, nur damit dieser sich ein bisschen mehr beeilte. Dieses Jahr hatten ihre Chefs nicht gegeizt und ein riesiges Buffet aufbauen lassen. An den Getränken wurde genauso wenig gespart. Der Empfang selbst sollte in dem größten ihrer Konferenzräume stattfinden, den man mit zwei weiteren verbunden hatte, da sie nur durch verstellbare Trennwände abgesondert waren. Alles in allem eine nette Feier unter Kollegen, was prinzipiell nicht schlecht war, wäre man nur nicht so ein Partymuffel wie Yuuki. Trotz einem mehr als nur nervenden Tetsu ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und richtete gelassen den Kragen an seinem locker fallenden Hemd. Sie hatten sich von zu Hause ihre Alltagskleidung mitgenommen. Keiner der Angestellten hatte Lust mit ihrer Arbeitskleidung auf die Feier zu gehen, auch wenn diese nicht unbedingt hässlich war. In ihrer Firma wurde die Kleidung gestellt, ein schwarzer Anzug, sowohl für Männer, als auch für Frauen (denen stand dazu noch ein Kostüm zu) mit der dazu passenden Krawatte oder Tuch, die in den Farben des Firmenlogos gehalten waren. Praxistauglich, nur für Feiern unangebracht, schließlich wollte man nicht aussehen wie jedermann.

„Bin fertig“, murmelte der mit gebleichte, während er seinen Spind mit einem Tritt schloss und die Kettenglieder ineinander verhakte, sodass nun ein netter Anhänger seinen schlanken Hals zierte. Sogleich ergriff Tetsu sein Handgelenk und zerrte ihn aus dem Raum, hinaus in den Flur, von wo man schon das Stimmengewirr ihrer Kollegen hören konnte. Eine Ecke weiter war schon das erste Grüppchen Sekretärinnen, denen Tetsu ein verschmitztes Lächeln zuwarf, was die jungen Damen zum kichern brachte. Yuuki rollte nur mit den Augen. Dumme Hühner, die man mit einer wippenden Augenbraue zum kreischen bringen konnte, nur weil sie keinen Kerl abbekamen. Kein Wunder, wenn man sich immer auf den Nächstbesten einließ, die es wie Tetsu einfach ausnutzten. „Na das wird ja leicht heute Abend!“, meinte der Schwarzhaarige und betrat nun den Raum, wo ein Großteil ihrer Kollegen standen und das erste Glas Sekt genossen. Yuuki folgte ihm auf dem Fuße und griff nach den schon befüllten Gläsern, um den faden Geschmack der Gleichgültigkeit herunterzuspülen. Der war leider fest verankert und blieb bestehen, egal was er trank. Allerdings erleichtere es das Überstehen der langen Reden, die die Chefs schwangen. Was nutzte ihm das viele Gerede über Bilanzen und Handelspartnern, wovon er keine Ahnung hatte und auch niemals haben wollte. Sie brachten einfach keine Farbe in sein Leben. Wieso also sollte er sich damit beschäftigen?

Auch sein Freund wurde immer nervöser, schließlich stand in unmittelbarer Nähe das wohl größte Buffet, was er je gesehen hatte und er wollte es plündern. Yuukis Interesse galt wie immer: nichts und niemandem! Endlich eröffnete der erste Vorsitzende das Festessen, woraufhin Tetsu nicht mehr zu halten war. Die bekannte Schlacht am Buffet blieb aus, der Rest der Mitarbeiter stand brav an und mussten mitansehen, wie Tetsu sich gleich zwei Teller voll schaufelte. Auch Yuuki stellte sich brav an, ein bisschen essen wollte er auch.

Somit begann der nette Abend. Es wurde viel gegessen, getrunken und gelacht bis in die späten Stunden hinein. Die Stimmung war ausgelassen, nur einer hatte sich in die hinterste Ecke verkrochen und betrachtete das Geschehen. Es langweilte ihn einfach.

Es war schon fast Mitternacht, als aus einem der vielen Büros eine Karaokeanlage geholt wurde. Allein der Gedanke bereitet ihm Kopfschmerzen. Das machten nur Idioten, das Nachsingen, was diese schlecht eingestellte Maschine Musik nannte. „Yuuuuuuuuuuuki!“ Tetsu wankte zu dem Angeschrienen und hing sich an dessen Schulter. „Lassuns s...s...singn!“, nuschelte er und versuchte den Größeren und damit auch Kräfte mäßig überlegenen zu der Karaokemaschine zu schieben. Eher weniger erfolgreich, denn Yuuki bewegte sich keinen Zentimeter. „Sei kein Frosch!“ Das Gemaule hörte einfach nicht auf und der blonde ahnte, es würde nicht enden ehe er nachgab. Letzteres tat er schließlich, damit Tetsu nicht noch seine ätzende Fiepstimme einsetzte. Die konnte er absolut nicht ertragen und umging sie wenn möglich. Also musst er jetzt in den sauren Apfel beißen, um verschont zu bleiben. Irgendwie schaffte er es seinen sogenannten Freund zu dem Gerät zu hieven, denn er wollte unbedingt mit ihm singen. Sollte er doch, geteiltes Leid ist halbes Leid. Blöd nur, dass Tetsu unbedingt den Song auswählen wollte und ehe er es sich versah tönten schon Gackt's Vanilla durch den Raum.

Yuuki war nie besonders gläubig gewesen, aber just in diesem Moment schickte er tausende Gebete an die Götter, damit er vom Blitz getroffen und ins Jenseits geschickt wurde. „Nun mach schon midd!“ So sehr es ihn auch anbiederte, er sang.

Es war nicht die Musik die er mochte, aber auf einmal war da etwas.

Weder Schwarz, noch weiß.

Etwas anderes.

Etwas neues.

Blau.
 

~*~
 

Zu allererst: Entschuldigung!

Yuuki einen Song von Gackt singen zu lassen ist wohl ein Schwerverbrechen.

Zu meiner Verteidugung: mir ist einfach nichts anderes eingefallen. Mit japanischen Pop kenn ich mich nun mal nicht so gut aus und schon gar nicht, was da so in den Karaokemaschinen steckt!

Das Kapitel selbst ist ein bisschen knapp, aber das steigert sich im Laufe der Geschichte, wenn ein bisschen mehr Farbe ins Leben kommt.

Zum Kapitel "Blau" möchte ich noch einige Dinge sagen. Blau steht für Harmonie und Zufriedenheit, eine neue Eigenschaft von Yuuki. Es bezieht sich NICHT auf Vanilla, sondern einfach nur auf die Musik allgemein.

In den nächsten Kapitel werden einige Farben folgen.

Hoffe es trifft auf Zustimmung!
 

FouF



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rays
2011-02-26T12:01:30+00:00 26.02.2011 13:01
OMFG!!!
Vanilla??? xD
*lach*
Super Einfall ey~ xD

Das Kapitel find ich auch gut ^^
Vor allem wegen Tetsu |D
Wie er um Yuuki rumspringt stell ich mir sehr süß vor!
Und dein Schreibstil ist gut zu lesen :3
Schreibfehler hab ich jetzt keine gefunden oder so xD
(liegt vielleicht daran, dass ich gerade mal eine Stunde wach bin oder so keine Ahnung |D)


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