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Der Nachtigall Tod.

von

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Intermezzo # 1: Gemsilica

Sie schrie.

Schrie, bis sie das Gefühl hatte, ihre Kehle würde bluten, ihre Stimmbänder wären gerissen und sie könnte nichts mehr weiter tun. Es war ihr egal, ob die Diener, die es hörten, tot zu Boden stürzten. Es war ihr egal, ob die Menschen um sie herum Schmerzen litten, nein, vielmehr wollte sie, dass sie litten. Damit sie einen Teil ihrer Schmerzen wahrnehmen konnten, an denen sie alle Schuld trugen.

Weil sie das Monster, das sie war, nur geworden war, damit sie jemanden hatten, zu dem sie aufsehen konnten.

Damit ihr Bruder... Fast hätte sie schon wieder Luft geholt, aber sie verstummte. Sank auf dem Thron zusammen, der immer noch kalt und unbequem war wie am ersten Tag, als würde er sie selbst abstoßen und starrte auf den Boden zu ihren Füßen.

Wenn sie sich anstrengte, dann konnte sie immer noch die Toten sehen, die durch seine Hand und ihren Wunsch gefallen waren. Manchmal half das, aber heute... heute half es nicht. Sie quälten immer noch die Alpträume, die Vorwürfe, die Zweifel und allem voran der schleichende Wahnsinn, der sich aus den Tiefen ihres Hirns nach oben arbeitete und alles auffraß, was sie jemals ausgemacht hatte.

Er hatte ihr gesagt er würde sie lieben.

Er hatte ihr versprochen, er würde immer bei ihr bleiben.

Alles war nichts weiter als eine Lüge gewesen. Er hatte ihr diesen grauenvollen Körper aufgezwungen, weil er ihn selber nie hatte haben wollen, hatte sie an diesen Palast gefesselt und zog nun selbst draußen herum. Sicher, auf ihren Befehl, aber er hätte auch hier bleiben können. Jetzt und hier hätte sie gewollt, dass er neben ihr sitzen musste. Wie sie selbst nicht mehr als eine Puppe, bewegungslos, bis sie ihm erlaubte, etwas für sie zu tun, weil er ihr gehörte.

Weil sie die Königin war und ihr Wort war Gesetz.

Sollte er ruhig glauben, dass er damit davon kommen konnte. Sollte er die Zeit genießen, die ihm noch blieb. Sie würde immer wissen, wo er war. Sie würde immer wissen, wer mit ihm reiste. Und sobald er den geringsten Fehler machte, würde sie ihn dafür bestrafen lassen.

Was sie wollte, war ihn am Boden sehen. Er würde zerbrechen unter ihren Füßen, er würde sich in Qual winden, die er sich in diesem Moment nicht im geringsten vorstellen konnte. Das, was er ihr angetan hatte, würde sie ihm tausendfach zurückzahlen. Alles, was er liebte, würde sie zertrümmern und ihm ein Schloss daraus bauen, in dem er den Rest seines wertlosen Lebens würde verbringen dürfen. Niemals mehr würde er es wagen, Hand an sie zu legen.

Niemals mehr würde er es wagen, sie zu verletzen.

Niemals mehr.
 

|| Fin Intermezzo # 1: Gemsilica » Intermezzo # 2: Morion.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Gilraen
2011-05-09T11:49:03+00:00 09.05.2011 13:49
....und ohne große Anstrengung schaffst du es in den wahrscheinlich kompliziertesten Charakter des Mangas hineinzuschlüpfen und aus ihrer Perspektive Rutils Flucht glaubwürdig darzustellen.
Me is impressed.
Stil ist wie immer mehr als gut, es ist kurz, aber nicht zu kurz und ich habe langsam das Gefühl, ich sollte mich auch mal hinsetzen und schreiben, damit ich mit deinem Fleiß mitkomme.^^
Von:  Eleinia
2011-05-08T15:39:02+00:00 08.05.2011 17:39
Kurz aber bündig und gut rüber gebracht, gefällt mir gut!
Freue mich schon auf das Kommende
^-^
Von:  YooMiJoo
2011-05-05T16:16:36+00:00 05.05.2011 18:16
Man bekommt ein gutes Gefühl für ihre Verzweiflung und den Wahnsinn, der sie befällt. Gewohnt gut geschrieben. Ich bin schon gespannt auf die nächsten beiden Intermezzi. Also halt dich ran *grins*
<3


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