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Sonate

Fortsetzung von Serenade
von

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Scherben des Herzens

Die nächsten Tage waren für Kuroi und Jasmine sehr anstrengend. Nicht nur, weil Letzterer gemeinsam mit Hizaki das extra entworfene Ballkleid für sie fertig nähen musste. Auch die Vorbereitungen für das Ritual verlangten den Beiden einiges ab. Zwar gelang es Jasmine, die zwischenzeitlich eingetroffenen Kräuter unbemerkt in Kamijos Villa zu schmuggeln, jedoch konnten diese nur unter bestimmten Bedingungen aufgewahrt werden, da sie sonst ihre Wirkung verlieren würden. Für zwölf Stunden mutierte Jasmine regelrecht zum Erfinder und es gelang ihm, ein Gefäß zu konstruieren, das wirklich allen Faktoren gerecht wurde. Jenes versteckten sie schließlich, zusammen mit den Kerzen und der Milch in Kurois Zimmer. Das junge Mädchen versuchte währenddessen, die Formeln für das Ritual aus dem Buch auswendig zu lernen, was sich als sehr kompliziert erwies, da alles in Latein verfasst war. Hinzu kam, das die Schrift teilweise unleserlich war, was zweifelsohne im Alter des Buches begründet lag. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach dem exakten Alter dieses mystischen Werkes zu forschen

Es dauerte ganze zwei Nächte, ehe der Bassist eine halbwegs brauchbare Abschrift anfertigen konnte. Außerdem musste alles unter dem Deckmantel der Unauffälligkeit geschehen, dennoch Kuroi spürte zuweilen Akakus skeptische Blicke im Nacken, welche sie erschauern ließen. Konnte sie ihrer Schwester und Freundin wirklich etwas vormachen? Ihr einziger Lichtblick war, dass das Fest bald stattfinden sollte und damit auch die Vollmondnacht.

Jasmine klopfte an besagtem Abend an Kurois Zimmertür. „Dann wollen wir das Gesicht des Herrn Hayashi mal blass vor Schreck werden lassen“ kicherte er spitzbübisch und führte die Dunkelhaarige in sein Zimmer. An dem riesigen, begehbaren Kleiderschrank hing ein aufwendiges, in blassem Blau gehaltenes Rokokogewand aus kostbarer Seide mit kunstvollem Blumenmuster überdimensionalen Ärmeln aus antiker, weißer Spitze und einem reifrockähnlichem Unterbau. Im ersten Moment verschlug es Kuroi die Sprache. „Ist…ist das für mich…?“, stotterte sie und schaute Jasmine aus tellergroßen Augen an. „Ja, ist es“, mischte sich Hizaki ein, welcher jetzt ebenfalls im Zimmer stand, „und wehe, du trägst es nicht! Dieses Muster aufzusticken war eine richtige Folter!“ Unsicher nahm Kuroi das Gewand und fuhr mit der Hand über den schweren Stoff nach dem Preis für die Stoffe wollte sie nicht fragen. Nach dem Aufwand und den Mühen, welche die beiden Musiker investiert hatten, erst recht nicht. Wie hätte sie dieses Geschenk ablehnen können, also nickte die Beschenkte schließlich und nach zwanzig Minuten war es soweit; sie drehte sich vor dem Spiegel, verzaubert vom eigenen Anblick. „Das ist wunderschön“, rief sie aus und umarmte beide Meisterschneider gleichzeitig. „Vielen Dank!“ „Keine Ursache.“, erwiderte der Gitarrist, bevor er im Nebenzimmer verschwand, um den passenden Haarschmuck zu suchen.

Eine geschlagene Viertelstunde frisierten die beiden Männer an Kurois blauschwarzen Haaren herum, ehe das “Kunstwerk“ vollkommen war und eine romantische Hochsteckfrisur, aus der einige sinnlich gelockte Strähnen um ihren Hals fielen, ihr Haupt krönte.. Kaum hatten sie ihre Arbeit beendet, betrat Kamijo das Zimmer. Auch der Leader war im barocken Stil gekleidet. Als er jedoch Kuroi erblickte, weiteten sich seine Augen. „Das Kleid steht dir ausgezeichnet!“, stellte er lächelnd fest. „Seid ihr soweit?“ Die Frage richtete sich an alle drei und ein motiviertes Nicken war die Antwort. „Ja, lasst uns gehen.“, sagte Jasmine. Unten im Ballsaal waren die Gäste bereits versammelt; die übrigen Mitglieder von Yoshikis Nebenprojekt S.K.I.N., einige, wenige Geschäftspartner von Kamijo und nicht zuletzt der X Japan-Leader selbst. Als dieser Kuroi in dem prachtvollen Kleid - welches einer Königin zweifelsohne würdig war - erblickte, wie sie stolz erhobenen Hauptes den Saal betrat, stockte ihm der Atem und er musste zu Boden schauen, um seine erröteten Wangen zu verbergen. Sein Herz schlug Purzelbäume, jeder einzelne Schlag brannte wie Feuer. Das japanische Buffet, die dezente, klassische Musik, die anregenden Gespräche…all das rückte in den Hintergrund angesichts dieser, für ihn in diesem Moment noch viel unerreichbareren, Schönheit.

Auch Kuroi selbst entdeckte ihren Angebeteten, sofort und in diesem Moment wurde ihr Herz schwerer als ein Stein. Es gelang ihr jedoch unter größter Anstrengung, die Fassung zu bewahren. Der Pianist räusperte sich und kämpfte ebenfalls um Haltung. Yoshiki konnte sich schließlich dazu durchringen, das junge Mädchen zu grüßen und ihr einen Handkuss zu geben. „Du bist bildschön.“ Seine Worte brachen fast mitten im Satz und die Pein, welche in seinen Augen lag, war sogar durch die dunkle Sonnenbrille , die er wie üblich trug, erkennbar. „Danke“, entgegnete Kuroi leise. Ihr ging es nicht viel besser. Herz und Seele zogen sich so schmerzhaft in ihrem Körper zusammen, als würde eine eiskalte Hand um ihre Kehle legen. Doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sich alles bald ändern könnte,. „Warte nur noch ein bisschen“, flehte Kuroi innerlich.

Der Abend verlief, nach gesellschaftlichen Maßstäben, normal und weitestgehend auf höflicher Basis, auch wenn der Drummer sich gerade damit am meisten quälte. Seinen Kummer versuchte er in Rotwein zu ertränken. Als Jasmine sah beobachtete, wie Yoshiki ein Glas in der Hand hielt, gab er Kuroi ein unauffälliges Zeichen. Diese nickte kaum merklich und bündelte ihre ganze Konzentration. Sie fühlte ganz deutlich, wie das weiche Material unter ihrem imaginären Griff zu vibrieren begann. Zum Glück waren die anderen Gäste zu sehr beschäftigt, um ihre Anspannung zu bemerken. Ehe die Blaubekleidete sich versah, zersprang das Glas in Yoshikis Hand mit einem dumpfen, Klirren. Allerdings hielt das Schadensausmaß sich in Grenzen, es war für Außenstehende durchaus denkbar, das er selbst einfach nur zu fest zugedrückt hatte Ohne sich etwas anmerken zu lassen, eilte Kuroi sofort mit gespieltem Schrecken zu ihm hin. „Was ist passiert? Du blutest ja!“ Sofort nahm sie ein vorbereitetes Tuch zur Hand, um die Blutung eines einzigen, feinen Schnittes an seinem Zeigefinger] zu stoppen. Trotz anfänglichen Widerstandes seitens Yoshiki, lotste sie ihn in die angrenzende Küche, um die Wunde zu reinigen und anständiges Verbandszeug zu suchen. Nachdem sie schnell das Passende gefunden hatte, wickelte sie es fachkundig um Yoshikis Finger „So müsste es gehen“, sagte sie sanft lächelnd und ließ das Tuch [mit den benötigten Blutstropfen unbemerkt in ihrem Dekollete verschwinden.

Als sie beide zur Feierlichkeit zurückkehrten, signalisierte Kuroi Jasmine durch Blicke, das planmäßig verlaufen war. Yoshiki zog während dessen ein Gesicht wie auf einem Trauerzug. Ihn hatte es tief geschmerzt, wieder mit Kuroi alleine zu sein. Seine gewünschte Distanz war durch ihre Fürsorge und Hilfsbereitschaft schwer aufrecht zu erhalten, von den Gefühlen ganz zu schweigen. Denn auch wenn Yoshiki es nicht zugeben wollte; sein Herz machte jedes Mal Luftsprünge.

Der Bassist musste sich zusammenreißen, um keinen Freudentanz aufzuführen, das lief ja alles wie am Schnürchen! Trotz der ruhigen Atmosphäre des Abends wurde Yoshiki mit jeder Sekunde nervöser, die er in der Gegenwart dieser Frau verbrachte. Seine von sich selbst verbotenen und definitiv nicht gewollten Empfindungen, drückten gegen seine ohnehin schon gemarterte Seele. Schließlich hielt der Drummer es nicht mehr aus und verließ den Raum, er brauchte Ablenkung und zwar dringend. Sehnsüchtig blickte Kuroi ihm nach, sie konnte sehr gut verstehen, was in ihm vorging. Doch ihm zu folgen, schien mehr als unklug. Schließlich wollte sie ihn nicht noch mehr leiden lassen.

Yoshiki betrat unterdessen einen Raum, welcher in Vergessenheit geraten zu sein schien. Die spärlichen Möbel waren mit weißen Tüchern abgedeckt. Spinnenweben und große Staubflusen überzogen den Teppich. Die Fotos an den Wänden waren teilweise verblasst. Dennoch schillerten an einigen Stellen noch die bunten Farben durch, welche diesen Raum als einen Teil von Kamijos Vergangenheit offenbarten; die Fotos zeigten seine ehemalige Band Lareine. Auch der Flügel stammte noch aus dieser Zeit, an ihm wurde das Balladen-Album aufgenommen. Trotzdem wusste Yoshiki, das dieser regelmäßig gestimmt wurde. Er setzte sich an das Instrument und spielte mit voller Hingabe seinen Song „Longing“. Die Liebe floss regelrecht aus ihm heraus und die Klavierseiten schrieen voller Qual. Auch den anderen Gästen entging der Klang des Flügels aus dem Nebenzimmer nicht. Irritiertes Gemurmel breitete sich aus, denn nur wenige kannten den Grund für das Klavierspiel. Kuroi zerriss es fast das Herz, denn der Schmerz, welchen Yoshikis Spiel widerspiegelte, war stärker denn je. Sie ertrug es nur schwer und wusste, heute Nacht würde sie alles riskieren müssen. Jasmine warf ihr einen eindringlichen Blick zu. „Geh ihm nach.“, sagte er auffordernd. Es klang fast wie ein Befehl. Kuroi erwiderte den ernsten Blick, nickte und entgegen ihres ursprünglichen Vorhabens stand sie langsam auf und verließ ebenfalls den Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Empress-Aiyo
2014-04-15T22:50:08+00:00 16.04.2014 00:50
Am Anfang konnte es dir alles nicht schnell genug gehen und nun ziehst du es quälend in die Länge. Also das hast du wahrlich drauf, Schatz!
Von: abgemeldet
2011-12-02T11:10:42+00:00 02.12.2011 12:10
Oh mann, mache es doch nicht immer so spannend ^^"


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