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You Always Meet Twice A Lifetime

Final Fantasy VII
von

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Turkish Delight

"Xeros Mishima...", meinte Sephiroth nachdenklich.
 

"Du kennst ihn?"
 

"Allerdings!", antwortete der Krieger harsch, wurde dann aber wieder ruhiger. "Nur ist es ziemlich lange her, dass ich von ihm gehört habe. Ich dachte, er sei tot."
 

"Vielleicht ist es ein anderer Mishima, den Elena getroffen hat", meinte Aeris, doch der grauhaarige Krieger schüttelte den Kopf.
 

"Die Beschreibung trifft genau auf ihn zu."
 

"Vielleicht...", begann das Mädchen, brach den Satz allerdings wieder ab. Eine Zeitlang herrschte Stille und die beiden Verstorbenen beobachteten einfach nur die Welt der Sterblichen.
 

"Wir sollten Mishima beobachten", meinte Sephiroth schließlich. "Das hat mehr Sinn als Clouds kleine Freundin und das Turkmädel bei ihrem Kaffeeklatsch zu belauschen."
 

"Du glaubst auch, er hat mit dieser Sache noch mehr zu tun?"
 

"Hatte ich die Vorahnung, oder du?"
 

Aeris seufzte leise und senkte den Kopf. "Ich sagte bereits, es war nur so etwas wie ein ungutes Gefühl, mehr nicht. Ich bin keine Hellseherin! ...Sonst wäre ich wohl auch noch am Leben", fügte sie leise hinzu.
 

Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Kriegers.
 

"Sieh an, die Märtyrerin ist wohl nicht ganz so glücklich mit ihrem Opfer, was?"
 

Aeris hob ihren Kopf wieder und blickte Sephiroth mit ernsten Augen an.
 

"Wenn du zwischen Leben und Tod wählen könntest, was würdest du tun?", fragte sie ihn mit ungewohnt harter Stimme. Als er nicht antwortete, fuhr sie fort. "Ich wusste, dass es gefährlich war allein loszuziehen, aber ich wollte nicht, dass den anderen etwas passiert. Ich hatte Holy beschworen, um dich und Jenova aufzuhalten, so dass wir alle in Frieden weiterleben konnten. Glaubst du ich bin freiwillig in den Tod gegangen?"
 

"Bist du fertig", fragte er ungerührt. "Wenn du das Leben so vermisst, warum bist dann nicht schon wieder dort?"
 

Er zeigte auf das wasserähnliche Fenster. Aeris folgte seiner Hand und blickte ebenfalls dorthin.
 

"Du weißt, warum", sagte sie schließlich. "Aus einem ähnlichen Grund wie du. Bin ich erst einmal wieder dort, dann werde ich das alles hier vergessen haben und kann ihnen nicht mehr helfen."
 

"Hmm... So uneigennützig wie du dich immer gibst, bist du gar nicht", stellte Sephiroth fest, dann wechselte er das Thema. "Was machen wir jetzt? Versuchen wir herauszufinden, wie Mishima in der Sache drin steckt?"
 

"Wir können ihn nicht beobachten, wenn wir nicht wissen, wo er sich aufhält", meinte Aeris. "Außerdem wissen wir ja nicht mal, ob er wirklich etwas mit Jenova zu tun hat, oder nicht. Aber du hältst ihn für gefährlich?"
 

"Ich halte ihn nicht dafür, ich weiß, dass er gefährlich ist."
 

"Woher kennst du ihn?"
 

"Das wirst du noch früh genug erfahren", grinste Sephiroth süffisant.
 

* * *
 

~Junon~
 

>>>>> Nervös überprüfte sie zum mindestens zehnten Mal in dieser Nacht, ob ihre Waffe wirklich geladen war - natürlich war sie es. Sie schob die Pistole zurück in den Halfter und verfluchte ihre eigene Unsicherheit, denn schließlich hatte sie schon mehr als eine gefährliche Situation überstanden, aber dennoch hatte sie Angst. Von den ehemaligen Mitgliedern von Avalanche war Valentine mit Sicherheit einer der fähigsten und gefährlichsten Kämpfer.
 

Sie hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht ihn zu finden und die Vorbereitung dieses Hinterhalts hatte sie eine weitere Woche gekostet. Die anderen Kopfgeldjäger hatten so gut wie nichts über seine Gewohnheiten oder seinen genauen Aufenthaltsort gewusst. Vincent Valentine war ein großes Rätsel.
 

Durch etwas Glück - sowie viel Bestechungsgeld und endloses herumfragen - war es ihr gelungen wenigstens heraus zu finden, wo er wohnte. Nach ein paar Tagen Observation hatte sie schließlich aufgegeben, auf eine passende Gelegenheit für einen Hinterhalt zu warten und selbst gehandelt. Sie hatte ihm eine anonyme Nachricht zukommen lassen - aus Mangel an besseren Ideen - und ihn hier herbestellt.
 

Elena sah sich um. Die alte Lagerhalle schrie zwar förmlich nach Mafiafilmklischee, war aber für ihre Zwecke wie geschaffen. Die Halle hatte irgendeiner Firma gehört, die mittlerweile bankrott war, und wartete nun darauf von einem neuen Besitzer irgendwann wieder in Betrieb genommen zu werden. Mehrere große Container, dazu unzählige Holzkisten und Fässer stapelten sich fast bis unter das Dach der Halle und boten ihr genug Deckung um aus dem Hinterhalt zuzuschlagen.
 

Sie saß etwa zwei Meter über dem Boden zwischen zwei Kisten eingeklemmt und beobachtete den von einem "Notausgang"-Schild beleuchteten Hintereingang der Lagerhalle. Sie war sich praktisch sicher, dass er die Halle nur auf diesen Weg betreten konnte. Das Haupttor war verriegelt und die Lüftungsschächte so eng, dass selbst Elena - die deutlich kleiner war als ihr Ziel - dort unmöglich durchpasste.
 

Das einzige Problem war nur noch: Valentine musste auch kommen. Elena müsste sich schon sehr in ihm täuschen, wenn er einfach gutgläubig hier auftauchte, ohne die Vermutung auf einen Hinterhalt oder etwas ähnliches zu erwarten.
 

Sie warf einen Blick auf die Uhr. Für Ein Uhr nachts hatte sie ihn herbestellt; es war kurz davor. Er würde bald hier sein - hoffentlich. Sie streckte ihre Glieder von sich und lockerte ihre Muskeln, wie sie es die letzten zwei Stunden immer wieder getan hatte. Würde es wirklich zum Kampf mit Valentine kommen, dann musste sie dafür bereit sein und durfte nicht mit steifen Gliedern dastehen. Die Turk verspürte den Drang ein weiteres Mal ihre Waffe zu überprüfen, ließ dann aber doch bleiben. Sie hatte das Ding heute wirklich schon oft genug kontrolliert.
 

Ein leises Klappern ließ sie zusammenfahren. Mit angehaltenem Atem lauschte Elena in die Stille der verlassenen Halle, hörte allerdings nichts mehr. Was sie besonders erschreckte war die Tatsache, dass das Geräusch aus dem Inneren der Halle stammte. Aber eigentlich sollte sich niemand außer ihr hier befinden, das hatte sie überprüft. Und der einzige offene Eingang hatte sich die ganze Zeit in ihrem Sichtfeld befunden.
 

Hatte sich irgendein Tier hier drin versteckt? Oder ein Obdachloser, den sie übersehen hatte? Oder war es Valentine?
 

Sie warf einen weiteren Blick auf ihre Uhr; eine Minute nach Eins. Was sollte sie jetzt tun? Hier sitzen bleiben und das Geräusch ignorieren, in der Hoffnung, dass Valentine jeden Moment durch die Tür spazierte, war eine Möglichkeit, aber was immer sich in der Halle befand konnte sich dann vielleicht an sie heran schleichen.
 

Elenas Blick wanderte zu der Tür des Hintereingangs, dann zurück zu ihrer Uhr. Sie fluchte innerlich. Es war sowieso naiv von ihr gewesen, anzunehmen, ihr Gegner würde einfach so in ihre Falle tappen.
 

Vorsichtig kletterte sie aus ihrem Versteck zwischen den Kisten auf den Hallenboden zurück und begann dann leicht gebückt durch die finstere Halle zu schleichen - ihre Augen hatten sich glücklicherweise bereits an die Dunkelheit gewöhnt. Auch wenn die Kisten und Fässer nicht willkürlich, sondern mit System gestapelt waren, kam es Elena vor als würde sie sich durch ein riesiges, dunkles Labyrinth bewegen.
 

Langsam glitt ihre Hand in eine ihrer Taschen und umfasste die Puderdose die sich darin befand, das Kernstück ihres Plans. Sie hatte das Halluzinationen hervorrufende Nervengift gegen ein schnell wirkendes Schlafmittel ersetzt, das - einmal eingeatmet - lange anhielt. Wenn sie es schaffte Valentine damit zu betäuben, waren alle ihre Probleme Vergangenheit.
 

Nur galt es ihn damit erst einmal zu erwischen.
 

Schließlich hatte sie die Stelle erreicht, an der, ihrer Vermutung nach, der Eindringling das Geräusch verursachte hatte. Zu ihrem Entsetzen musste sie erkennen, dass sie offensichtlich einen weiteren Eingang in die Halle übersehen hatte. Bei dem Geräusch hatte es sich um ein metallisches Gitter, das über den Hallenboden geschoben worden war, gehandelt. Und dieses Gitter hatte den Zugang zur Kanalisation oder einer anderen Art von unterirdischem Tunnel verdeckt.
 

Erschrocken wich sich zuerst zurück und sah sich dann panisch um. Sie war sich jetzt ziemlich sicher, dass Valentine sich in der Halle befand und nicht etwa nur ein streunender Hund.
 

Noch bevor sie Recht wusste, was sie jetzt unternehmen sollte, spürte sie einen leichten Windhauch hinter sich und drehte sich um. Gleich darauf stolperte Elena zurück und stieß einen erschrockenen Schrei aus.
 

Ohne dass sie es bemerkt hatte, war jemand hinter sie getreten. Nun stand er da, fast zwei Köpfe größer als sie, in ein dunkelrotes Cape gehüllt, die langen schwarzen Haaren von einem ebenso roten Stirnband gezähmt und starrte sie mit seinen unnatürlich roten Augen an.
 

"Warst du es, die mich herbestellt hat?", fragte er mit ruhiger aber bedrohlicher Stimme.
 

Elena wich einen weiteren Schritt zurück und stotterte ein paar unverständliche Worte. Dann, mehr instinktiv als kontrolliert, schoss ihre Hand in ihre Tasche und zog die Puderdose heraus. Sie hatte geplant, ihm den gesamten Inhalt ins Gesicht zu schleudern, allerdings kam es dazu nicht. Vincent hatte mit einer für Elena nicht mehr nachvollziehbaren Schnelligkeit ihr Handgelenk gepackt und ihr keine Sekunde später mit seiner Klaue die Dose aus der Hand geschlagen. Irgendwo in der Dunkelheit hörte Elena das Kernstück ihres Planes in tausend Scherben bersten.
 

Mit einer kraftvollen Bewegung stieß Vincent sie gegen eine Kiste und trat anschließend auf sie zu.
 

"Was willst du?", fragte er, dann verrieten seine Augen, dass er sie erkannt hatte. "Du bist eine von den Turks."
 

"E... El... Elena", stotterte sie, wobei sich nicht mal genau wusste, warum sie sich verpflichtet fühlte, ihm ihren Namen zu sagen.
 

"Was willst du?", wiederholte er sich. Vincent schlug mit seiner flachen Hand knapp neben Elenas Kopf auf das Holz, während er sein Gesicht bedrohlich nahe an das ihre brachte. "Haben die Überreste von ShinRa einen kleinen Rachefeldzug begonnen?"
 

"N... Nein. Das i... ist es nicht", stammelte die blonde Turk und schloss die Augen. Das hier lief keinesfalls so, wie geplant. Sie ballte ihre Hände kurz zu Fäusten und tat ihr Möglichstes, ihre Angst und Nervosität hinunter zu schlucken.
 

"Was dann?"
 

Elena öffnete ihr Augen wieder. "Ich möchte, dass du mich begleitest. Jemand wünscht dich zu sehen."
 

Elena fasste wieder etwas Mut. Auf die Idee, Valentine einfach zu bitten, sie zu Mishima zu begleiten war sie bisher noch gar nicht gekommen. Es konnte ja sein, dass er tatsächlich mitkam. Als Vincent seine Hand zurück zog, sich wieder zu voller Größe aufrichtete und seinen Augen sich zu misstrauischen Schlitzen verengten, schwanden ihren naiven Hoffnungen allerdings wieder dahin.
 

"Wer?"
 

Sie schüttelte leicht den Kopf. "Das erfährst du erst, wenn wir ihn treffen." Sie hielt es irgendwie für klüger, ihm den Namen ihres Auftraggebers nicht zu verraten.
 

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, machte Vincent kehrt und marschierte davon. "Verkriech wieder dorthin, wo du die letzten Jahre verbracht hast und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten."
 

Elena lehnte immer noch gegen die Holzkiste und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie zitterte am ganzen Körper, aber nicht mehr nur aus Furcht oder Nervosität. Die Art wie Valentine sie einfach stehen ließ, machte sie unglaublich wütend. Für den großgewachsenen Kämpfer war sie scheinbar nichts weiter als kleines Mädchen - harmlos und irrelevant.
 

Sie würde ihm zeigen, wie harmlos sie sein konnte!
 

Elena zog ihre Waffe und richtete sie auf Vincents Rücken.
 

"Also schön, Valentine", sagte sie mit - sogar für sie selbst -überraschend selbstsicherer Stimme und entsicherte die Pistole mit einem lauten Klicken. "Dann formuliere ich das Ganze mal nicht als Bitte: Du wirst mich begleiten! Und zwar ohne dich groß zu wehren, sonst werde ich böse."
 

Vincent wandte seinen Kopf ein kleines bisschen zu ihr um und schenkte ihr einen ungerührten Blick.
 

"Närrin."
 

Mit einem Mal ging alles ganz schnell. Vincent wirbelte herum, wobei sein Cape hoch flatterte, ging gleichzeitig in die Knie und zog seine eigene Waffe. Elena feuerte instinktiv einen Schuss ab, der jedoch weit daneben ging, und hechtete anschließend zur Seite weg. Keine Sekunde später zerrissen zwei Schuss aus Vincents Todesstrafe die Holzkiste, vor der sie eben noch gestanden hatte.
 

Die Turk rappelte sich auf, und sprintete in eine Seitengasse zwischen zwei großen Containern, während drei weitere Kugeln an ihr vorbei sausten.
 

Sie lugte kurz hinter einem der Container hervor und gab zwei Schuss in die Richtung ab, wo Valentine gerade noch gestanden hatte. Ihr Ziel war jedoch nirgendwo mehr zu sehen und die beiden Kugeln flogen ins Leere. Sie zog sich wieder in ihre Deckung zurück.
 

"Verdammt!", schrie sie in die Halle. "Ich will dich nicht umbringen. Du sollst nur mitkommen!"
 

"Pech für dich, dass ich nicht will", erschallte die Antwort, Elena konnte jedoch nicht ausmachen, wo Valentine sich befand. "Du hast noch eine Chance zu verschwinden, Mädchen, danach werde ich dich nicht mehr verschonen!"
 

Für einen kleinen Augenblick zog Elena es tatsächlich in Erwägung sich zurückzuziehen, allerdings war sie sich ziemlich sicher, dass sie Valentine nicht so schnell wieder so nahe käme.
 

"Vergiss es!"
 

"Dann hoffe ich für dich, dass du dein Testament gemacht hast!"
 

Diesmal hörte Elena, woher seine Stimme erschallte, was ihr jedoch nur einen weiteren Schock verpasste. Vincent stand auf einem Stapel aus Holzkisten und hatte ungehinderten Blick in die Gasse, in der sie sich befand.
 

Die blonde Turk überlegte nicht, sondern begann zu rennen, während sich die Luft um sie herum mit Blei füllte. Sie rannte allerdings nicht davon - so wäre sie nur ein leichteres Ziel in der engen Gasse geworden -, sondern sprintete auf den Kistenstapel zu und versuchte so in den toten Winkel von Vincents Schussfeld zu kommen. Währenddessen feuerte sie immer wieder einzelne zögerliche Schüsse auf ihren Gegner ab. Elena hatte tatsächlich kein Interesse daran ihn zu töten, aber im Rennen auf seine Beine zu zielen erwies sich fast als unmöglich, deshalb versuchte sie Vincent mit ein paar unkoordinierten Schüssen wenigstens aus dem Konzept zu bringen.
 

Schließlich erreichte sie den Stapel und schleuderte sich mit aller Wucht dagegen, was dazu führte, dass die Kisten ins Wanken gerieten, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie Elena sich das erwünscht hatte. Ohne sich lange darüber zu ärgern, riss sie ihre Pistole nach oben und wartete darauf, dass Valentine über den Kistenrand spähte.
 

Allerdings geschah nichts der dergleichen. Stattdessen nahm sie plötzlich neben ihr eine Bewegung wahr. Sie hechtete davon, wieder keine Sekunde zu spät, denn gleich darauf zerfetzten Vincents Kugeln mehr von den Holzkisten.
 

Elena versuchte ebenfalls ein paar Schüsse auf Vincent abzugeben, fand jedoch keine Gelegenheit dazu. Ihr Gegner hielt sie fast die ganze Zeit unter Beschuss und zwang sie so dazu in Deckung zu bleiben. Und wenn er sein Feuer einmal unterbrach, war er wieder verschwunden, so dass Elena kein Ziel mehr hatte. Und meistens attackierte er dann aus einer völlig anderen Richtung.
 

Mit dieser Taktik hetzte der Kopfgeldjäger Elena durch die Lagerhalle. Schließlich warf sie sich hinter einem alten Gabelstapler in Deckung und sank zu Boden, während die Kugeln aus der großkalibrigen Waffe ihres Gegners gegen das rostige Fahrzeug schlugen. Sie atmete schwer und der Schweiß lief ihr in Strömen übers Gesicht. Es war zum Verzweifeln! Von Valentines Schnelligkeit und seiner Art zu kämpfen trennten sie Welten. In Gedanken war sie froh darüber, dass sie früher nie gegen ihn angetreten war. Und langsam verstand sie auch, warum Mishima es wohl vorgezogen hatte, keine eigenen Männer auf Valentine anzusetzen.
 

Sollte sie verschwinden?
 

Sie war in der Nähe des Haupttores, allerdings musste sie dorthin einen größeren Bereich ohne Deckung überqueren und anschließend versuchen das Schloss aufzubekommen. Das Tor war also keine Option zur Flucht, sondern blanker Selbstmord. Vielleicht konnte sie sich ja zum Hintereingang durchschlagen, aber das bezweifelte sie. Valentine trieb sie praktisch durch die Halle, wodurch sie wenig Einfluss darauf hatte, wohin sie floh. Und er würde sie auch ganz sicher nicht einfach gehen lassen.
 

Sie lugte kurz aus ihrer Deckung hervor, als Vincent das Feuer kurzzeitig einstellte. Sie saß praktisch in der Falle. Rechts von ihr befand sich ein großes, mit Kartons und verschiedenen Kleinkram gefülltes Regal, das ihr den Weg in diese Richtung ziemlich effektiv versperrte. Links von ihr befand sich wieder eine Ansammlung mehrerer Kisten, allerdings trennten sie mehr als zehn Meter davon. Um dorthin zu kommen, müsste sie die ganze Strecke durchs Offene laufen. Das würde sie ganz sicher nicht wagen.
 

Elena zog sich gerade rechtzeitig wieder hinter das Fahrzeug zurück, als etwas vor ihr in der Dunkelheit aufblitzte. Drei weitere Kugeln schlugen in das geplagte Fahrzeug ein, dann verstummte das Feuer abermals. Elena dachte zuerst, Vincent würde wieder seine Stellung wechseln, dann jedoch hörte sie laut und deutlich wie ein neues Magazin in eine Waffe gerammt wurde.
 

Valentine war am Nachladen!
 

Ohne lang zu zögern sprang die Turk auf und begann auf die Ansammlung von Kisten und Fässern zu schießen, hinter der sie Valentine vermutete.
 

Ob sie ihn nur verletzte oder tötete, war ihr mittlerweile egal. Ein paar Million Gil hin oder her, sie wollte nur noch raus aus dieser Halle. Und das lebendig!
 

Sie feuerte Schuss um Schuss in Valentines Richtung bis ein lautes Klicken ihr verkündete, dass sie ihre Waffe leer geschossen hatte. Dann ließ sie sich blitzartig wieder in hinter ihre Deckung fallen und nur Bruchteile einer Sekunde später sausten zwei Kugeln über ihren Kopf davon und prallten gegen die Wand der Halle.
 

Elena lehnte sich wieder gegen den Gabelstapler und lud ihre Waffe nach. Es herrschte wieder Stille. Ob das allerdings bedeutete, dass Valentine sich wieder aus einer anderen Richtung anschlich oder nur darauf lauerte, dass sie sich wieder aus ihrer Deckung wagte, wusste Elena nicht.
 

"Okay! Du hast gewonnen. Lass mich verschwinden und du hörst nie wieder von mir", rief sie und versuchte so wehleidig wie möglich zu klingen.
 

"Du hattest deine Chance, Mädchen. Und die hast du vergeben", erschallte die Antwort, nach langem Schweigen.
 

Sie hatte ohnehin nicht daran geglaubt, dass sie auf diese billige Masche davonkommen würde, aber nun wusste Elena wenigstens, dass Valentine immer noch hinter den Kisten vor ihr lauerte. Sie wusste, dass er ein exzellenter Schütze war, also wahr anzunehmen, dass er darauf lauerte sie mit einem gezielten Schuss zu erledigen, sobald sie sich auch nur ein kleines bisschen aus ihrer Deckung wagte.
 

Und wenn sie sich ihm tatsächlich nicht mehr zeigte würde er wahrscheinlich irgendwann von links oder rechts angreifen und sie endgültig erledigen.
 

Elena seufzte laut und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ihre Situation war hoffnungslos. Um fliehen zu können, müsste sie Valentine in Deckung zwingen, doch dazu müsste sie auf ihn feuern können, was aber voraus setzte ihre Deckung zu verlassen. Und das wäre ihr sicherer Tod.
 

Dann plötzlich erinnerte sie sich an ihre letzte Trumpfkarte. Oder besser gesagt: Ihre letzten drei Trumpfkarten. Elenas Hand verschwand in der Tasche ihrer Weste und zog die drei Handgranaten hervor, die sie für Notfälle eingesteckt hatte. Die kleinen Sprengkörper waren vielleicht ihre Rettung.
 

Sie ließ eine der Granaten zurück in ihre Tasche fallen, dann schloss sie kurz die Augen und atmete ein letztes Mal ruhig durch. Nachdem sie sich etwas beruhig hatte, entsicherte sie die erste Handgranate und schleuderte sie blindlings in Valentines Richtung. Einen Treffer erwartete sie zwar nicht, aber die Granate diente auch nur dazu ihren Belagerer abzulenken und hoffentlich für einen Moment seine Zielgenauigkeit herabzusetzen.
 

Kurz nach der Detonation sprang sie auf. Valentines Schuss verfehlte sie tatsächlich, wenn auch nur knapp, jedoch hatte ihr das Mündungsfeuer verraten, wo er sich aufhielt. Sie begann wild ihre Pistole abzufeuern, während sie mit ihrer rechten Hand die zweite Granate entsicherte. Sie glaubte zwar nicht das ihre Schüsse auch nur in Valentines Nähe gingen, allerdings sorgte das Sperrfeuer dafür, dass er nicht dazu kam einen weiteren Schuss abzufeuern.
 

Die Turk schleuderte die zweite Granate mit ihrer oft trainierten Genauigkeit genau zwischen die Kisten und Fässer, hinter denen sich ihr Gegner befand. Danach zögerte sie nicht lange, sondern sprintete unablässig feuernd in genau diese Richtung. Valentine reagierte genau wie sie es wartet hätte. Er sprang weg von der Granate aus seiner Deckung und eröffnetet ebenfalls das Feuer.
 

Schuss um Schuss abgebend stürmten die beiden ehemaligen Turks aufeinander zu. Dann explodierte die zweite Granate mit einem lauten Knall und zerfetzte mehrere Holzkisten, so dass ein Gemisch aus Rauch, Staub und Holzsplittern die Umgebung einhüllte. Die Schüsse verstummten daraufhin ebenfalls.
 

Als der Staub sich wieder lichtete, standen sich Elena und Vincent gegenüber und starrten einander in die Augen. Ihre Pistole gegen seinen Hals gepresste, während er auf ihre Stirn zielte. Es herrschte wieder ein eisiges Schweigen in der Halle.
 

"Sieht für mich nach einem Patt aus", sagte Elena schließlich beherrscht, obwohl es in ihrem Inneren schrie und tobte.
 

"Nicht ganz", meinte Vincent schließlich und senkte seinen Blick einen kurzen Moment nach unten. Elena folgte seinem Blick und erschauderte als sie ihre Waffe ansah: Der Ladeschlitten war zurück gesprungen. Sie hatte ihr komplettes Magazin verschossen.
 

"Ich habe noch drei Schuss", sagte er unberührt. "Taktische Kampfanweisung für Turks, Paragraph fünf, dritter Absatz."
 

"Wenn möglich immer mitzählen wie oft man geschossen hat", antwortete eine kreidebleiche Elena, während die Waffe ihr aus der zittrigen Hand fiel und klappernd am Boden aufschlug.
 

"Das war's dann wohl", meinte Vincent mit emotionsloser Stimme.
 

"Bitte... nicht...", wimmerte Elena und schloss die Augen.
 

Dann zeriss ein Schuss die Stille der dunklen Lagerhalle. <<<<<
 

* * *
 

"Vincent hat dir also in den Kopf geschossen?", fragte Tifa misstrauisch und unternahm keine besondere Anstrengung den Sarkasmus in ihrer Stimme zu verbergen. Sie hatte Elenas Bericht von ihrem Kampf gegen Vincent bisher wortlos gelauscht, allerdings bezweifelte sie langsam die Glaubwürdigkeit der Erzählung, vor allem gegen Ende hin. Sie hatte selbst erlebt wie Elena kämpfte und wusste, dass die junge Turk durchaus in der Lage war sich zu wehren, allerdings wusste Tifa auch wie Vincent kämpfte.
 

Ihr alter Kampfgefährte besaß Fähigkeiten, welche die von Elena bei weitem übertrafen. Sie gestand sich außerdem ein, dass auch sie selbst und - insbesondere bei einer Schießerei - auch Cloud kaum mit Vincent mithalten konnten. Wenn sich die Ereignisse wirklich so zugetragen hatten, wie Elena erzählt hatte, dann hatte Vincent die Turk nicht wirklich ernst genommen - oder sie hatte einfach nur riesiges Glück gehabt.
 

"Das habe auch nicht gesagt", entgegnete Elena fast schon beleidigt.
 

"Für mich hat sich das aber gerade ebenso angehört", meinte die Dunkelhaarige immer noch ungläubig. "Aber da dein Kopf noch recht heil war, als ich dich gefunden habe, erwartest du scheinbar von mir, dass ich glaube du seist Vincents Schuss mit absolut übermenschlichen Reflexen im letzten Moment ausgewichen..."
 

"Nein, ich will nichts dergleichen!", gab Elena patzig zurück. "Wenn du, anstatt mich zu unterbrechen, mich einfach ausreden ließest, hätte ich dir schon längst erzählt was als nächstes passiert ist."
 

"Dann erzähl!", sagte Tifa und beäugte die ihr Gegenübersitzende immer noch misstrauisch, während sie einen weiteren Schluck Kaffee nahm.
 

* * *
 

>>>>> Der Schuss war noch nicht einmal verhallt, da sank Elena schon kreidebleich auf die zittrigen Knie. Während sie sich davon überzeugte, dass die Flüssigkeit in ihrem Gesicht nur ihr eigener kalter Schweiß und kein Blut war, schlug in Vincents Waffe in einiger Entfernung mit einem lauten Klappern auf dem Boden auf.
 

Vincent würdigte der vor ihm knienden Elena nur einen kurzen Blick, dann wandte er sich nach rechts und betrachtete schweigsam den Neuankömmling, der ihm die Waffe aus der Hand geschossen hatte.
 

"Elena, Elena, was soll nur mit dir werden?", erklang eine spöttische Stimme, die der blonden Turk nur allzu bekannt vorkam. "Ständig muss man dich retten."
 

"RENO!?"
 

Der Schock, den das beinahe erschossen werden bei ihr verursacht hatte, verschwand fast augenblicklich, als die Stimme ihres alten Turkkollegen erkannte. Sie folgte Valentines Blick zur Seite und erblickte ihn schließlich, wie mit einem triumphierenden Grinsen auf einer Kiste stand. Er war von oben bis unten in schwarze Klamotten gehüllt und trug sein wildes, rotes Haar immer noch zu einem schlampigen Zopf zusammen gebunden. In der einen Hand hielt er eine Pistole, die andere steckte lässig in einer Tasche seiner Lederjacke.
 

"Sieh an, du erkennst deinen alten Kollegen also noch", sagte der Rotschopf und sprang von der Kiste.
 

"Was bitte tust du hier?", fragte Elena verwirrt und immer noch am Boden kniend, wäre langsam wieder Farbe in ihr Gesicht zurückkehrte.
 

"Bild dir jedenfalls nicht ein, dass ich hier bin um deine Haut zu retten. Das gerade eben, war nur ein kleiner Gefallen, der alten Kameradschaft wegen", erklärte ihr Reno trocken, dann wies er mit seiner Pistole auf Vincent. "Ich bin wegen unserem düsteren Freund dort drüben hier."
 

Elenas Blick fiel wieder Valentine. Der ehemalige Turk hatte der ganzen Szene schweigsam und mit gleichgültiger Mimik beigewohnt. Er hatte nicht einmal versucht seine Todesstrafe wieder zu bekommen, was aber wohl daran lag das Renos Pistole auf ihn gerichtet war. Elena stand auf, während ihr Blick mehrmals zwischen Vincent und Reno hin- und herwechselte, dann plötzlich ging ihr ein Licht auf. Mit unerfreutem Gesichtsausdruck wandte sie sich wieder an Reno.
 

"Moment mal! Jetzt weiß ich was hier läuft!", schnauzte sie Reno an und stemmte ihre Fäuste in die Hüfte. "Du arbeitest auch für Mishima. Aber keine Chance, Freundchen! Ich habe ihn monatelang gesucht. Und ich habe ihn schließlich auch gefunden, also bekomme auch ich das Kopfgeld!"
 

Reno lachte kurz amüsiert. "Für wen ich arbeite, kann dir eigentlich egal sein, Elena, allerdings wird Mister Valentine mich begleiten."
 

Bevor Elena darauf etwas antworten konnte ging ein Ruck durch Vincent und er stellte sich in eine kampfbereite Pose.
 

"Ich muss euch leider beide enttäuschen. Ich werde keinen von euch begleiten."
 

"Aber, aber", witzelte Reno. "Warum so unkooperativ, Kumpel? Es ist nur zu deinem Besten."
 

"Das erklärt wohl auch die Pistole in deiner Hand", antwortete Vincent sarkastisch.
 

"Sagen wir einfach, es ist auch zum Besten von vielen anderen und wenn du nicht freiwillig mitkommen willst, dann muss ich halt ungemütlich werden. Mein Boss meinte zwar, ich sollte dich möglichst am Leben lassen." Reno ließ seine Pistole in einer Jackentasche verschwinden und holte dafür etwas aus seiner anderen. Das kleine Objekt entpuppte sich als sein altbewährter Schockstab, den er mit einem schnellen Handgriff ausfuhr und dann mit einem Knistern aktivierte. "Aber wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann lässt es sich halt nicht vermeiden."
 

"Stop, Reno!", schrie Elena. "Du kannst ihn nicht umbringen! Weißt du was er lebendig wert ist?!"
 

"Elena, seit wann bist du nur so auf's Geld fixiert?"
 

"Und seit wann ist es dir so egal?"
 

"Ist es nicht", sagte Reno und lehnte seinen Stab über die Schulter. "Ich werde gut genug für das hier bezahlt."
 

"Bevor ich euch über die Belohnung Gedanken macht", meinte Vincent und riss eine Pistole hervor, die hinter seinem Rücken getragen hatte, "solltet ihr euch erst mal um mich sorgen."
 

Mit einem "Oh Shit!" hechtete Reno sich in Deckung.
 

Mit einer beinahe beiläufigen Geste verpasste Vincent Elena einen Schlag mit der Rückseite seiner Klaue und schleudert sie durch die Halle. Allein der Treffer hatte ihr beinahe schon das Bewusstsein geraubt, und die Tatsache, dass sie hart gegen den alten Gabelstapler, der vorher noch ihre Deckung gewesen war, prallte, trug auch nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden bei. Trotzdem schaffte sie es bei Bewusstsein zu bleiben.
 

Nach knapp einer Minute gelang es ihr wieder aufzustehen, auch wenn ihr ganzer Körper schmerzte.
 

*Und das nur nach einem einzigen Treffer von diesem Monster*, dachte sie entsetzt. Von Minute zu Minute kam sie immer mehr zu der Überzeugung, dass es die größte Dummheit in ihrem Leben gewesen war, diesen Auftrag anzunehmen.
 

Unweit von ihr entfernt lieferten sich Reno und Valentine ein erbittertes Feuergefecht. Ab und zu bekam sie die Mündungsfeuer zu Gesicht, aber erkennen konnte sie keinen der beiden. Dann wurde es mit einem Mal wieder gespenstisch ruhig. Elena horchte nach Schritten der beiden Kontrahenten, bekam aber außer ihrem eigenen Atem nichts zu Gehör.
 

Langsam, und weiterhin lauschend, schlich sie langsam zu der Stelle, wo sie ihre Pistole fallengelassen hatte, während sie ein neues Magazin aus der Tasche zog.
 

Sie wollte sich gerade nach der Waffe bücken, als vor ihr ein Schuss auf den Boden prallte, woraufhin sie erschrocken zurücksprang.
 

"Liegen lassen!"
 

Valentine stand wieder vor ihr, seine Pistole auf sie gerichtet. Anscheinend war Reno bei seinem Duell etwas erfolgreicher gewesen, als sie selbst. Valentine hatte einen blutigen Kratzer am rechten Oberarm, wo ihn scheinbar eine Kugel gestreift hatte, ansonsten schien der unheimliche Kämpfer jedoch unverletzt zu sein.
 

Bevor sich Elena überhaupt Gedanken über Renos Verbleib machen konnte, sprang der andere Turk mit einem zornigen Schrei aus der Dunkelheit und fuhr seinen Schockstab aus. Reno schien es wirklich gelungen zu sein, seinen Gegner zu überraschen, denn er schaffte es ihm mit seinem Stab die Waffe aus der Hand zu schlagen und ihm anschließend noch zwei Schläge mit der Faust zu verpassen. Die Treffer schienen Valentine jedoch nicht viel auszumachen, denn er konterte sofort - ebenfalls mit Faustschlägen.
 

Reno kümmerte sich nicht darum auszuweichen, sondern nahm die - sicherlich schmerzhaften - Treffer hin und rammte Vincent seinen Schockstab in den Bauch, woraufhin dieser, von dem elektrischen Schock benommen, zurück taumelte. Valentine erholte sich jedoch schon eine Sekunde später wieder - Elena nahm an, dass Reno seinen Stab nur auf die unterste Stufe gestellt hatte, allerdings war es trotzdem unheimlich, wie leicht Valentine die Wirkung abschüttelte.
 

"Dachtest wohl, ich sei schon erledigt", fragte Reno triumphierend grinsend. Erst jetzt bemerkte Elena das Einschussloch, das seine Jacke zierte. Valentine hatte ihn also tatsächlich erwischt. Sie musste jedoch nicht lange rätseln, was Reno das Leben gerettet hatte.
 

"Eine Schutzweste." Valentine teilte offensichtlich Elenas Erkenntnis.
 

"Überrascht?", grinste Reno. "Die Leute unterschätzen mich gerne mal, was sich meistens als Fehler rausstellt. Und jetzt?" Er hob seinen Stab und deutete auf den Schwarzhaarigen. "Keine Waffen mehr, was, Valentine?"
 

"Ich bin nie unbewaffnet." Vincent hob demonstrativ seine Klaue und bewegte die einzelnen Finger.
 

"Nahkampf dann, hm?" Reno kreiselte seinen Schockstab kurz in der Hand, dann ging er in Angriffsposition. "Ist mir ganz recht."
 

Valentine antwortete nicht, sondern machte sich ebenfalls angriffsbereit, dann stürmten die Beiden aufeinander los und begannen einen wilden Abtausch von Schlägen und Angriffen mit ihren Waffen.
 

Elena wich zurück bis sie mit dem Rücken wieder an den Gabelstapler stieß und beobachtete den Kampf, da ihr augenblicklich nicht einfiel, was sie sonst tun hätte können.
 

Auf den ersten Blick schien das Duell recht ausgeglichen zu sein, Reno schlug sich besser, als sie es ihm zugetraut hätte - und vor allem sehr viel besser als Elena sich selbst zugetraut hätte. Dennoch bemerkte sie, dass Valentine der bessere Kämpfer war. Er war schneller, landete mehr Treffer als Reno und wich insbesondere der gefährlichen Waffe seines Kontrahenten geschickt aus. Wenn ihr alter Turkkollege nicht noch einen Trick aus dem Ärmel zog, war es absehbar, wer aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen würde.
 

Bei dem Gedanken ein weiteres Mal allein gegen Valentine antreten zu müssen lief Elena ein kalter Schauer über dem Rücken, also musste sie irgendwie verhindern, dass er Reno umbrachte.
 

Sollte sie ihre Pistole holen und versuchen mit einem Schuss Valentine - nicht tödlich - zu verletzen? Sie verwarf den Gedanken gleich. In dem Handgemenge einen gezielten Schuss zu landen war praktisch unmöglich und außerdem konnte sie so Reno treffen. Es widerstrebte ihr irgendwie auf ihn zu feuern. Allerdings würde andere Turk sich wahrscheinlich nicht für die eventuelle Hilfe bedanken, sondern mit Valentine als Beute davon marschieren. Das wollte Elena ebenfalls nicht.
 

Sie musste einen Weg finden, beide außer Gefecht zu setzen, ohne sie gleich zu töten. Elenas Hand wanderte wieder in ihre Tasche. Sie hatte immer noch eine ihrer Granaten. Sie zog den kleinen Sprengkörper hervor und betrachtete ihn. Ein ungefährliches Manöver war der Einsatz dieses Dings nicht unbedingt - für die beiden Kämpfenden natürlich -, aber sie hatte nicht viel andere Optionen übrig. Es musste einfach klappen.
 

Die Turk warf noch einmal einen kurzen Blick auf die beiden Duelllisten, die sie scheinbar vollkommen vergessen hatten, dann zog sie den Stift aus der Granate, wartete kurz, dann schleuderte sie sie in Richtung Reno und Valentine.
 

Die Granate sprang zweimal kurz auf, kullerte dann über den Boden und rollte praktisch zwischen die Füße der beiden, die gerade wieder aufeinander zu stürmen wollten. Sowohl Reno als auch Valentine erkannten sofort, worum es sich bei dem kleinen Objekt handelte und versuchten ihr Möglichstes davon Abstand zu gewinnen.
 

Dann erfolgte die Explosion und die beiden wurden von der Druckwelle in unterschiedliche Richtungen geschleudert. Reno schlug gegen eine Kiste und fiel dann zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. Vincent, der der Explosion näher gewesen war, dagegen wurde in das große Regal geschleudert. Ein kurzes Ächzen war zu hören, dann stürzte die gesamte Konstruktion mit einem lauten Krachen über ihm zusammen.
 

Elena, die gerade noch von dem Regal weggesprungen war, wandte sich ab und schütze ihr Gesicht vor dem Jahre alten Staub, der aufgewirbelte worden war. Nach etwa einer Minute hob sie wieder den Kopf und blicke sich um. Die Luft war staubgefüllt, Reno lag immer noch regungslos da und von Valentine war gar nichts mehr zu sehen.
 

"Ups" war das erste was ihr über die Lippen kam, dann stieß sie jedoch einen erleichterten Seufzer aus. Sie hatte mit ihrer Taktik weit mehr Erfolg gehabt, als sie angenommen hatte - zum Teil auch durch Glück.
 

Zufrieden klopfte sie sich den Staub von den Klamotten und hob anschließend ihre Pistole auf und lud sie nach. Sie warf einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Reno, der jedoch immer noch keine Anzeichen zeigte wieder wach zu werden, dann marschierte sie auf den Schutthaufen zu, unter dem Valentine begraben war.
 

Sie musste ihn nur ausbuddeln - sie nahm an, er hatte überlebt -, fesseln und ruhig stellen und dann schnellst möglich Mishima kontaktieren. Und schon war sie ein reiches Mädchen.
 

Nur das Fesseln von Valentine könnte sich noch als problematisch herausstellen. Sie hatte zwar zwei Paar Handschellen dabei, aber ob die reichten oder überhaupt um seinen Klauenarm passten? Geschweige denn, ob die Dinger überhaupt stark genug waren oder er sie mit seiner Klaue einfach zerreißen konnte?
 

*Vielleicht kann man das Ding ja abnehmen..."
 

Bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, hörte sie ein Klicken, dann zerriss ein weiterer Schuss die Stille.
 

Das nächste was Elena fühlte, war ein höllischer Schmerz der durch ihren ganzen Körper jagte, als eine Kugel ihr linkes Knie zerschmetterte. Einen lauten Schmerzensschrei ausstoßend stürzte sie zu Boden.
 

Heulend vor Schmerzen presste sie ihr verkrampftes Gesicht auf den Boden, während sie mit beiden Händen, die bald blutüberströmt waren, ihr verletztes Knie hielt. Plötzlich packte sie jemand an den Haaren und zog ihren Kopf hoch. Mit tränenden Augen blickte sie in Renos zorniges Gesicht.
 

"Du hast eine Granate nach mir geworfen. FINDEST DU DAS ETWA WITZIG?!", schrie er sie an, dann ließ Reno sie los und ihr Kopf sackte zurück auf den Boden.
 

"I... Ich..."
 

"Eigentlich hätte dich dafür töten sollen. Du kannst es als weiteren Freundschaftsdienst werten, dass ich es nicht getan hab." Er entfernte sich von ihr und ging auf den Schutthaufen zu. "Valentine jedenfalls gehört mir."
 

"W... Warum?", schluchzte Elena und blickte Reno an. "Wir war doch mal Freunde, Reno. Wir hätten uns das Geld doch einfach teilen können."
 

Der Rothaarige ließ sich mit der Antwort etwas Zeit, währenddessen ließ Elena ihren Kopf wieder zu Boden sinken. Der höllische Schmerz in ihrem Knie war mit nichts zu vergleichen, was sie bisher erlebt hatte und raubte ihr beinahe das Bewusstsein.
 

"Freunde, hm? Ja, waren wir wohl", sagte Reno schließlich. "Allerdings standen wir da noch auf der selben Seite. Du hast dich ja selbst dafür entschieden für Mishima zu arbeiten."
 

"Und f... für wen arbeitest du?"
 

"Ich würde dir jetzt ja gerne alles lang und breit erklären, Elena-Schätzchen, aber ich..."
 

Reno brach mit im Satz ab und schreckte herum als ein kräftiger Ruck durch den Schutthaufen ging und einige Überreste des Regals wegschleuderte. Elena blickte ebenfalls wieder auf. Auch wenn sie an fast nichts anderes als den Schmerz denken konnte, bemerkte sie, dass hier etwas nicht stimmte. Es kam ihr sogar so vor, als würde der Boden leicht vibrieren.
 

"Was zum...?", stieß Reno aus und wich einen Schritt zurück als plötzlich ein unheimliches Knurren die Halle erfüllte. Einen Moment später barsten zwei gewaltige rote Flügel aus dem Schutthaufen hervor.
 

"Ach du Scheiße!"
 

Reno wich weiter zurück, als sich schließlich ein unheimliches Monstrum mit dunkelvioletter Haut erhob und sich zu voller Größe aufrichtete.
 

Genau wie Reno, konnte Elena nur mit offenen Mund auf das Ungetüm starren, das die beiden Turks mit wütenden roten Augen musterte und ein bedrohliches Knurren vernehmen ließ. Elena konnte sich nicht erklären, was das war oder wo es hergekommen war, aber anscheinend hatte es Valentines Platz eingenommen.
 

Das Monster stieß ein lautes Gebrüll aus, das das gesamte Gebäude erzittern ließ, dann stürzte es vorwärts und verpasste Reno einen harten Schlag. Der Turk, vom blitzschnellen Angriff komplett überrascht, wurde durch die Luft geschleudert und verschwand aus Elenas Blickfeld in der Dunkelheit, wo er mit einem Krachen aufschlug.
 

Anstatt ihn jedoch zu verfolgen, fixierte das Monster nun Elena mit seinen unheimlichen Augen und stapfte langsam auf sie zu.
 

"N... Nein!"
 

Ihre Verletzung ignorierend setzte die Turk sich auf und robbte so gut es ging davon, dabei nahm sie ihren Blick keine Sekunde lang von dem Ungetüm. Das Biest fletschte kurz seine Zähne und stürzte sich dann knurrend auf sie.
 

"NEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIN!!!" <<<<<
 

* * *
 

"An sehr viel mehr... kann ich mich nicht erinnern."
 

Elena senkte ihren Blick und starrte verstört auf den Tisch. Tifa war nicht entgangen, dass Turk wieder zu zittern begonnen hatte. Das Erlebte setzte ihr immer noch zu.
 

"Weißt du was aus Reno wurde", fragte sie.
 

Elena schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung. Vielleicht ist er tot, aber vielleicht hat er sich aus dem Staub gemacht... und hat mich zurück gelassen."
 

Tifa schlug daraufhin mit beiden Händen auf den Tisch, so dass Elena erschrocken zusammen zuckte.
 

"W... Was?"
 

"Dieses Arschloch!", fluchte die Brünette wütend. "Das würde zu ihm passen."
 

Von all ihren ehemaligen Feinden war Reno einer derjenigen, die Tifa am abgrundtief hasste. Er war es gewesen, der den Hauptträger von Sektor 7 in die Luft gejagt und damit mehrere tausend Menschen in den Tod geschickt hatte - darunter etliche ihrer besten Freunde. Und das Schlimmste war, dass er dafür bis zum heutigen Tag noch nicht bestraft worden war. Tifa bereute es immer noch, dass sie Reno bei ihrem letzten Zusammentreffen dafür nicht zur Rechenschaft gezogen hatte. Aber damals hatten sie es eilig gehabt und der Kampf hätte sie nur aufgehalten. Außerdem hatten auch die Turks wenig Interesse an einem Kampf gezeigt.
 

Von Tifas Wutausbruch immer noch überrascht, schwieg Elena eine Zeitlang, bis sie schließlich das Thema wechselte. "Dass sich Valentine verwandelt hat, scheint dich nicht zu überraschen."
 

Tifa stutzte kurz, dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Als Vincent an unserer Seite gekämpft hat, hat er sich auch zweimal in Chaos verwandelt."
 

"Chaos?"
 

"So nennt er... dieses... seine andere Form."
 

Tifa erinnerte sich, wie geschockt sie selbst gewesen war, als Vincent sich das erste Mal vor ihren Augen verwandelt hatte. Das ganze passierte bei ihrem Kampf gegen Hojo am äußeren Kontrollpult der 'Sister Ray'. Der wahnsinnige Wissenschaftler hatte mit Hilfe von Jenovazellen nicht nur eine ganze Horde von gefährlichen Monstern geschaffen, nein, er hatte sich auch selbst in eines verwandelt
 

Der Kampf hatte ihnen allen einiges abverlangt und eine Zeitlang waren sie kurz davor gewesen zu verlieren, aber dann hatte Vincent sich unter wütendem Gebrüll verwandelt. Tifa rief sich das Bild von Chaos in Erinnerung. Ein Paar gigantische, rote Schwingen, eine unnatürliche, dunkle Haut, ein vor Kraft pulsierender Körper, monströse Klauen, ein Maul mit raubtierhaften Zähnen und rote Augen, in denen nur eines zu sehen war: Wut.
 

Sie erinnerte sich, dass sie vor Angst praktisch erstarrt war, als das Monster vor ihr gestanden hatte und diese Angst war auch nicht gewichen, als ihr langsam klar geworden war, dass Vincent immer noch auf ihrer Seite stand.
 

Chaos hatte sich sofort auf Hojo gestürzt und begonnen den Professor in Stücke zu reißen, während der Rest von Avalanche sich um die anderen Geschöpfe Jenovas gekümmert hatte. Nachdem Hojo sein Ende gefunden hatte, schien es einen Augenblick so, als wollte sich Vincent gegen sie wenden, doch dann hatte er sich zurück verwandelt.
 

Die zweite Verwandlung hatte sie in den Tiefen des Nordkrater miterlebt, kurz vor ihrer letzten Konfrontation mit Sephiroth und Jenova. Eine ganze Horde von Monstern war ihnen auf den Fersen gewesen, um ihren Meister zu schützen. Vincent hatte beschlossen ihnen den Rücken freizuhalten, sich dann verwandelt und der Monsterhorde entgegengestellt.
 

Er hatte sich immer geweigert über seine Verwandlung zu sprechen und recht schnell hatten sie alle begriffen, dass es das Beste war nicht zu versuchen ihn darüber auszufragen.
 

"Mit 'es' meintest du vorhin Chaos, nicht wahr?", fragte Tifa schließlich. "Es hat dir diese ganzen Schnittwunden zu gefügt."
 

Elena nickte nur stumm als Antwort.
 

"Aber wer hat dich angeschossen?", fragte sie weiter. "Wer hat dein Bein durch eine Prothese ersetzt und wer hat das mit dir angestellt." Tifa deute auf Elenas rechten Arm. "Wer ist 'er'?"
 

"Mishima", sagte die Turk nach einem kurzen Zögern. "Oder besser: Mishimas Auftraggeber. Zu erst dachte ich, es sei jemand, der einen Groll gegen Valentine hegt oder etwas ähnliches. Aber mittlerweile glaube ich, er braucht ihn für etwas anderes." So zog den Ärmel ihres rechten Armes zurück und legte das rot durchzogene Gewebe frei. "Etwas, das auf so etwas hier hinausläuft."
 

"Dir ist nie der Gedanke gekommen, dass etwas mehr als Rache dahinter stecken könnte, wenn du mehrere Millionen Gil angeboten bekommst?", fragte Tifa kritisch, während Elena ihren Ärmel wieder zurecht zupfte.
 

"Ich sagte doch, ich war in Geldnot", antwortete die Turk gereizt, dann senkte sie wieder Blick und fuhr betrübt fort. "Jetzt seh' ich auch ein, dass das ziemlich dumm war. Du siehst ja, was mit mir passiert ist."
 

Tifa verzichtete darauf, Elena noch mehr Vorwürfe zu machen. Die junge Frau war in ihren Augen schon gestraft genug.
 

"Wie bist du ihm entkommen?"
 

Erneut schüttelte Elena den Kopf. "Ich weiß nicht mehr genau. Nachdem ich in der Lagerhalle das Bewusstsein verloren hatte, sind alle meine Erinnerungen nur noch ein verschwommenes Gemisch aus Stimmen, Licht, Dunkelheit und Schmerzen." Die Turk erzitterte. "Vielen Schmerzen."
 

"Hmm..." Tifa wusste nicht Recht was sie darauf antworten sollte, dann fiel ihr Blick auf ihre Wanduhr und plötzlich erinnerte sie sich, dass es auch noch andere Dinge zu tun gab.
 

"So spät schon?!", rief sie und sprang auf. "Ich muss noch sauber machen, mich umziehen und den Laden demnächst mal aufsperren."
 

Die Turk blickte sie einen Augenblick lang verwirrt an, dann jedoch begriff sie, was Tifa meinte. "Wieder die glückliche Besitzerin einer Bar?"
 

"Das 'glücklich' hält sich teilweise in Grenzen", antwortete Tifa und marschierte aus der Küche, worauf ihr Elena ebenfalls aufstand und ihr hinterher trottete. "Aber ich kann es gut, und die meiste Zeit macht es auch Spaß."
 

"Brauchst du vielleicht Hilfe?"
 

"Nein, danke", meinte die Brünette, während sie in ihr Schlafzimmer eilte und sich hastig umzog. "Außerdem solltest du dich hinlegen und dich etwas erholen. Du siehst immer noch gar nicht gut aus. Wenn dir die Couch zu unbequem ist, kannst dich von mir aus auch in mein Bett legen."
 

"Schon okay, die Couch ist gut genug", antwortete Elena und ließ sich auf genanntem Möbelstück nieder.
 

"Auch gut." Tifa nahm sich eine halbe Minute Zeit ihre Haare kurz durchzukämmen und trug etwas Make-Up auf.
 

"Wenn du Hunger hast, im Kühlschrank findest du sicher was und der Fernseher ist auch funktionstüchtig - falls du Unterhaltung brauchst."
 

"Danke, aber ich glaube, schlafen ist jetzt gar nicht so falsch", gähnte Elena und legte sich hin.
 

"Gut, dann bis später." Tifa wollte gerade ihre Wohnung verlassen, als sie in der Tür inne hielt und frustriert gegen den Türstock schlug. "Verdammt!"
 

"Was?" Die erschöpfte Turk fuhr überrascht wieder hoch.
 

"Nichts weiter. Mir sind nur gerade zwei Kisten Whisky eingefallen, die der Regen mittlerweile wahrscheinlich schon komplett in die Kanalisation gespült hat."
 

---------- Ende Kapitel 3 ----------
 

Anmerkungen des Autors:
 

Hmm... gibt nicht viel zu sagen diesmal. Die Kampfszene ist länger geworden als ich vorgehabt hatte, aber streichen wollte ich irgendwie auch nichts mehr. Na ja, ich hoffe den Actionfans hat's gefallen und die Nicht-Actionfans sind beim nächsten Kapitel trotzdem noch dabei.
 

Also dann. Bis zum nächsten Kapitel
 

Nguyen Tran Loc (NguyenTranLoc@gmx.de)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Leviath
2004-01-23T23:53:08+00:00 24.01.2004 00:53
Also, ich steh auf Action ^^ Ich bin ja zu blöd sowas gescheit zu beschreiben ohne, dass man dabei hinterher einschläft *ggg*
Von:  Vavarolf
2003-04-15T18:18:30+00:00 15.04.2003 20:18
hmm auch super kapitel :)
die kampfszene find ich net zu lang ist super!


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