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You Always Meet Twice A Lifetime

Final Fantasy VII
von

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Highwind Takes To The Sky... Not

"Melde mich zurück, Kommandant!", sagte Ajig mit lauter Stimme und nahm Haltung an, genauso wie die beiden Männer hinter ihm.
 

"Die Formalitäten kannst du lassen, Ajig", meinte Mishima gelangweilt. Er hatte dem untergebenem SOLDAT den Rücken zugewendet und blickte wie bei der Konferenz zuvor aus dem Fenster des Saals, die Hände dabei in den Taschen seines Mantels versenkt.
 

"Ganz wie du willst." Ajig nahm darauf hin eine etwas lockere Haltung an, seine beiden Begleiter jedoch nicht. Sie wussten, dass die Aufforderung nicht ihnen gegolten hatte.
 

"Und?", wollte Mishima wissen.
 

"Die Mission ist erfolgreich verlaufen. Der Doc hat gefunden, was er gesucht hatte."
 

"Sehr gut. Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?"
 

Ajig verzog verärgert das Gesicht. "Zwei Verletzte. Hawksha wurde der Kiefer gebrochen und Shinua liegt im Koma. Sein Schädel hat ordentlich was abbekommen..."
 

Mishima fuhr überrascht herum. "Wie konnte denn das passieren?" Im selben Moment bemerkte der Kommandant das große, reich verzierte und scheinbar aus Kristall gefertigte Schwert, das Ajig in den Händen hielt. "Und was bitte ist das?"
 

"Um deine erste Frage zu beantworten, Xeros: Ein Störenfried hat sich Zutritt zur Villa verschafft und dabei unsere Männer verletzt. Aber keine Sorge, er wurde außer Gefecht gesetzt. Zu deiner zweiten Frage... " Der Kämpfer warf Mishima die Waffe zu, der sie locker auffing und gleich begann sie zu betrachten. "Dieses Schwert hatte er bei sich. Ich dachte mir, es gefällt dir vielleicht. War mir etwas zu schade, um es in den Händen eines Hinterwäldlers zu lassen."
 

Mishima antwortete darauf nicht, sondern prüfte die Waffe noch einige Zeit schweigsam, dann schwang er sie ein paar mal durch die Luft.
 

"Ganz schön leicht", meinte er schließlich nachdenklich.
 

"Dachte ich mir auch."
 

"Irgendwoher...", murmelte der Kommandant leise, dann flackerten seine Augen auf, als er sich erinnerte. Langsam sah er auf. "Wie sah der Kerl aus, dem du die Waffe abgenommen hast", fragte Mishima und klang dabei plötzlich todernst. "War er blond?"
 

Ajig überlegte einen kurzen Moment. "Ja, war er. War noch ein halbes Kind, Anfang bis Mitte Zwanzig vielleicht. Etwas kleiner als du."
 

"Seine Augen?!", rief Mishima ungeduldig. "Hatte er Makoaugen?"
 

"Äh... keine Ahnung! Glaubst du, das war ein anderer SOLDAT?"
 

"Wie, 'keine Ahnung'?"
 

Ajig schluckte kurz, begann dann aber voller Selbstvertrauen zu sprechen. "Hör zu, ich hab ihn so schnell wie möglich erledigt. Entschuldige also, wenn ich mir nicht die Zeit genommen habe ihm in die Augen zu sehen."
 

"Ähm... Sir?", meldete sich einer der Männer hinter Ajig zu Wort. Es war derjenige, den Cloud einen Schlag in den Magen verpasst hatte.
 

"Was ist?", fragte Mishima deutlich gereizt.
 

"Ich habe seine Augen gesehen, Sir. Er... er hatte Makoaugen."
 

"VERDAMMT!", schrie der Grauhaarige und schlug mit seiner freien Hand zornig gegen die Glasscheibe, was dort einen deutlichen Sprung hinterließ. "Das war Strife! Da bin ich mir sicher."
 

"Wer?", fragte Ajig verwirrt.
 

Mishima warf ihm einen wütenden Blick zu, dann richtete er Ultima auf den anderen SOLDAT. "Allein dafür sollte ich dir schon etwas antun. Ich hab euch schon X-mal erklärt, wer Strife ist."
 

Ajig verzog einen Moment nachdenklich das Gesicht, dann schien es ihm jedoch einzufallen. "Strife, Strife... war das nicht dieser Pseudo-SOLDAT bei Avalanche, mit dem die Firma soviel Ärger hatte?"
 

"Ja genau den meine ich. Was hast du mit ihm angestellt? Hast du ihn getötet?"
 

"Nun... nicht direkt."
 

"Kannst du das auch deutlicher formulieren", knurrte Mishima wütend und hielt immer noch das Schwert vor Ajigs Gesicht.
 

"Ich hab ihn gefesselt und in einen Sarg gesperrt. Entweder er erstickt oder verdurstet."
 

Mishima nahm die Waffe runter und blickte seinen Untergebenen einen Augenblick ungläubig an, dann drehte er sich herum und blickte wieder zum Fenster hinaus.
 

"Es sind diese Momente, Ajig, wo ich ernsthaft an dir zweifle." Er sah sich noch einmal kurz um. "Aber zum Glück weiß ich, dass man sich wenigstens, wenn's hart auf hart kommt, auf dich verlassen kann."
 

"Xeros, ich wusste wirklich nicht, dass es Strife war", entschuldigte sich der SOLDAT. "Ich dachte, es sei einfach dummer Bauer aus dem Dorf und..."
 

"Ihr beide seid entlassen!"
 

"Ja, Sir!", riefen die beiden Männer einstimmig und verließen den Raum, Ajig hingegen blieb zurück.
 

"Ajig, wenn du noch einmal irgend etwas so verbockst, kannst du dich auf was gefasst machen! Verstanden!?"
 

Der andere SOLDAT schluckte kurz und nahm Haltung an, bevor er antwortete. "Ja, Sir!"
 

"Besorg dir ein Foto von Strife", fuhr Mishima etwas ruhiger fort. "Verteil es an alle, und ich meine 'alle', Posten. Wenn er irgendwo gesichtet wird, will ich unverzüglich informiert werden."
 

"Aber er ist doch..."
 

"Würde es dich aufhalten, gefesselt in einem Sarg zu liegen, Ajig?"
 

Der Kämpfer dachte kurz nach. "Nein, aber..."
 

"Du kannst gehen."
 

Ajig zögerte noch einen Moment und war im Begriff noch etwas zu sagen, dann wandte er sich jedoch zum Gehen. "Ja, Sir!"
 

Schließlich blieb Mishima wieder alleine in dem Konferenzsaal zurück. Eine Weile betrachtete er Clouds Schwert ausgiebig und ließ einen Finger über die Klinge gleiten, dann legte er die Waffe beiseite und verschränkte die Arme. Nach kurzer Zeit breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Strife..."
 

* * *
 

~Am nächsten Morgen.~
 

Es war noch gut eine halbe Stunde bis zum Sonnenaufgang, doch Cloud war bereits wach und so gut wie reisefertig. Kia lag immer noch im Bett und schlief - er würde sie allerdings auch nicht wecken.
 

Vor ihm auf dem Tisch lag seine alte Waffe - Zacks Meisterschwert. Es würde ihn auf dieser Reise begleiten müssen, da er nicht ohne Waffe reisen wollte, die Fremden aber Ultima entwendet hatten. Ein Verlust der ihn immer noch schmerzte, aber es gab nichts was er im Moment unternehmen konnte.
 

Zum Glück hatte er die Waffe all die Jahre gepflegt und in gutem Zustand erhalten, auch wenn er sie nie benutzt hatte. Trotzdem war es nur ein 'normales' Schwert; Es konnte stumpf werden, Risse bekommen oder gar zerbrechen. Ultima hatte all die Jahre keinerlei Abnutzungserscheinungen gezeigt. Die Klinge der mächtigen Waffen war immer so scharf gewesen wie am ersten Tag.
 

Es kam noch dazu, dass Cloud sich zu sehr an das Gewicht von Ultima gewöhnt hatte - Zacks Schwert war fast doppelt so schwer. Er konnte es zwar heben und auch führen, aber eine Umstellung war es trotzdem.
 

Aber sich zu beklagen brachte ihn nicht weiter.
 

Cloud wechselte die Verbände an seinen Händen, die dank seiner durch Mako verbesserten Konstitution gut und rasch verheilten, dann verstaute er das Schwert in seiner Scheide und schnallte es sich auf den Rücken, nachdem er sich seinen Mantel umgelegt hatte.
 

Er blickte sich ein letztes Mal um und überprüfte, ob etwas vergessen haben könnte, was jedoch nicht der Fall war - Geld und Proviant für die Reise hatte er.
 

Mit gemischten Gefühlen verließ Cloud sein Haus. Irgendwie war er froh, mal wieder einen Grund zu haben Nibelheim zu verlassen, allerdings machte er sich doch ernsthafte Sorgen um Vincent. Was auch immer die Fremden mit ihm anstellen wollte, er hoffte, dass er noch rechtzeitig kam, um es zu verhindern.
 

Mittlerweile hatte er fest beschlossen seine Suche in Junon zu beginnen - einen anderen Anhaltspunkt hatte er nicht. Da er jedoch keine Zeit verlieren wollte, würde er sich den langen Weg zur Costa de Sol sparen. Anstatt von dort aus per Schiff zu reisen, war es schneller das Nibelgebirge zu überqueren und sich nach Rocket-Town durchzuschlagen. Von dort aus konnte er den Luftweg benutzen.
 

Cloud eilte durch die verlassenen Straßen zum einzigen Chocobostall des Dorfes. Es gab nicht sehr viele der majestätischen Rennvögel in Nibelheim, gerade mal fünf Stück. Noch dazu waren die meisten nicht unbedingt Prachtexemplare, eher kümmerliche Vertreter ihr Art - verglichen mit den kräftigen und gut gepflegten Vögeln die man in der Gold Saucer zu Gesicht bekam. Nur sein eigener Chocobo, Cesku, war eine Ausnahme. Das gute Tier war stattlich gebaut, gesund und hatte ein sauberes Gefieder. Für Rennen war Cesku allerdings bereits zu alt.
 

Die Tiere schliefen noch alle, als Cloud den Stall betrat. So leise wie möglich näherte er sich der Box, in der Cesku schlief, und weckte den gelbgefiederten Vogel vorsichtig. Der Chocobo schlug die Augen auf und begrüßte ihn zu erst mit einem überraschten, dann, als er seinen Herrn erkannte, mit einem fröhlichen 'Wark'.
 

"Morgen, alter Junge", sagte Cloud leise. Er fütterte den Chocobo mit einigen Rüben und kraulte ihn liebevoll am Kopf. Als der Vogel dann damit beschäftigt war zu fressen, machte sich Cloud daran ihn zu satteln.
 

"Es wird mal wieder Zeit für einen Ausritt. Aber keine Sorge: Weit musst du nicht laufen, nur über die Berge."
 

"Wark!"
 

"Ja, genau... Wark."
 

Es begann bereits zu dämmern, als Cloud seinen Chocobo nach draußen führte. Er schloss den Stall wieder ab und stieg auf. Er gab Cesku ein Signal und ritt los. An der Stadtgrenze machte er noch einmal halt und warf einen letzten Blick auf Nibelheim.
 

Vor gut neun Jahren hatten hier ein großes Abenteuer und die wahrscheinlich größte Krise seines Lebens ihren Anfang genommen. Er hoffte wirklich, dass es diesmal nicht so war.
 

Cloud atmete ein letztes Mal durch und blies seinen Atem in die eiskalte Luft, dann trieb er Cesku zum Weiterreiten an und verschwand im kalten Gebirge von Nibelheim.
 

* * *
 

Das Erste was Elena wahrnahm, als sie erwachte, war der leider nur allzu vertraut gewordene Geschmack von Blut in ihrem Mund. Davon jedoch abgesehen fühlte sie sich irgendwie... gut.
 

Sie hatte keine Schmerzen mehr und auch das Pulsieren in ihrer Schulter und ihrem Arm war verschwunden. Sie hatte den Anfall von letzter Nacht nicht vergessen und auch nicht wie schlecht sie sich danach gefühlt hatte. War das vielleicht alles nur ein Traum gewesen? Aber warum der Geschmack von Blut?
 

Elena hörte den leisen Atem einer anderen Person und bemerkte, dass sich ihr Kopfkissen nicht wirklich wie ein Kopfkissen anfühlte, woraufhin sie die Augen aufschlug und in Tifas müdes Gesicht blickte. Sie lag auf der Couch, war in eine warme Decke gewickelt, und hatte ihren Kopf auf Tifas Beine gebettet, die über Elena gebeugt auf der Couch saß.
 

"Hey", grüßte die andere sie mit einem müden Lächeln.
 

"Hey."
 

Die beiden Frauen blickten sich einige Zeit wortlos an, bevor Elena wieder das Wort ergriff.
 

"Hast du die ganze Nacht so da gesessen?"
 

"Fast", meinte Tifa. "Erst nachdem ich das Bad sauber gemacht habe."
 

"Du siehst nicht so aus, als hättest du viel geschlafen."
 

"Eine halbe Stunde vielleicht", meinte Tifa und bestätigte das mit einem anschließenden Gähnen. "Meine Beine sind auch schon ganz taub."
 

Elena schlug die Decke beiseite, setzte sich hastig auf und schwang die Beine von der Couch, dann warf sie einen Blick auf Tifa. "Entschuldige!"
 

Diese winkte ab. "Mach dir um mich keine Sorgen. Wie geht's dir?"
 

Die Turk sah an sich herab. Sie trug immer noch den alten - mittlerweile teilweise zerfetzten - Pyjama, den Tifa ihr geliehen hatte. Das matte Grün war an vielen Stellen von getrocknetem Blut verdeckt. Sie schob den recht Ärmel zurück. Die roten Äderchen waren immer noch dort. Enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht verdeckte sie die Stelle wieder.
 

"Hmm...", meinte sie schließlich. "Du wirst es mir zwar nicht glauben, aber irgendwie geht es mir gut. Verglichen mit gestern Nacht sogar hervorragend."
 

Tifa verzog misstrauisch das Gesicht. "Du hast Recht: Ich glaub dir nicht." Die braunhaarige Frau deutete auf Elenas Kleidung. "Jemandem, der soviel Blut verloren hat, kann es gar nicht gut gehen."
 

"Tut es aber!"
 

"Elena..."
 

"Mir geht es gut! Okay!?", sagte die Turk etwas lauter, wurde dann aber wieder ruhiger und senkte ihren Blick. "Im Moment jedenfalls."
 

Ein weiteres Mal kehrte eine kurze Zeit des Schweigens ein. Tifa sah Elena noch einen Moment an, dann wandte auch sie ihren Blick ab und starrte auf ihre nackten Beine.
 

"Entschuldige", sagte die Turk schließlich leise, ohne den Kopf zu heben.
 

"Wofür?", fragte Tifa und lugte irritiert zu Elena hinüber.
 

"Für alles."
 

"Schon okay..."
 

"Nichts ist okay!", rief Elena so plötzlich, dass die andere Frau erschrocken zusammen zuckte. "Ich habe eine halbe Wohnung demoliert und deine Klamotten zerfetzt! Ich hab alles hier mit Blut besudelt und dich beinahe umgebracht! Ich..." Sie wurde wieder ruhiger. "Ich sollte verschwinden."
 

Bevor Elena aufstehen konnte, legte Tifa ihr eine Hand auf die Schulter und zwang sie dazu sitzen zu bleiben.
 

"Und wo willst du hin?"
 

"Costa del Sol", meinte Elena nach kurzem Nachdenken. "Sehen was von meinem Leben noch zu gebrauchen ist."
 

"Und diese... Sache? Willst du das einfach ignorieren?"
 

"Was soll ich deiner Meinung nach denn sonst machen?"
 

Tifa zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich weiß es auch nicht." Sie lehnte sich zurück und blickte zur Decke. "Vielleicht ist ein Krankenhaus..."
 

"Das hatten wir doch schon einmal", meinte Elena giftig. "Ich will das nicht."
 

"Hmm...", überlegte Tifa. "Und was ist mit deinen alten ShinRa-Bekanntschaften? Darunter waren doch sicher einige Wissenschaftler. Kannst von denen niemanden kontaktieren?"
 

Die blonde Frau stieß ein fast amüsiert klingendes Schnauben aus. "Ja, schon, aber darunter war niemand dem ich mein Leben anvertrauen würde."
 

"Dann..."
 

"Lass es, Tifa", unterbrach Elena sie und stand auf. "Es ist mein Problem, nicht deines. Ich werde noch kurz duschen, dann verschwinde ich. Vergiss das Ganze einfach."
 

"Das werde ich nicht tun!", sagte die Brünette mit nachdrücklicher Stimme. "Und du wirst schön hier bleiben!"
 

Elena dreht sich um und sah Tifa, die ebenfalls aufstand, fragend an. "Warum willst du dir das antun? Du und ich, wir sind..."
 

"Alte Feinde, ich weiß", meinte Tifa und blickte die Turk mit ernstem Gesichtsausdruck an. "Du hast für den Konzern gearbeitet, der viele meiner Freunde auf dem Gewissen hat, der skrupellos Mensch und Natur ausgebeutet hat und beinahe den Planeten vernichtet hätte. Ja, wir waren Feinde, Elena." Tifa senkte ihren Blick und schüttelte leicht den Kopf, dann sah sie wieder auf und ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Trotz alledem hätte ich wohl für den Rest meines Lebens ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn ich dich einfach gehen ließe."
 

Elena stand eine Zeitlang nur da und wusste nicht was sie darauf antworten sollte. Dann schließlich streckte sie Tifa ihre Hand entgegen.
 

"Entschuldige", meinte die Turk abermals, "aber diesmal für alles was dir und dem Rest von Avalanche jemals angetan habe."
 

Tifa zögerte nicht lange, sondern akzeptierte den Handschlag. "Angenommen." Anschließend breitete sich ein hämisches Grinsen über ihrem Gesicht aus. "Du kannst jedoch Buße tun und Frühstück machen. Ich brauch nämlich erst mal eine heiße Dusche. Ich bin halb erfroren."
 

"Geht klar!", meinte Elena mit einem Grinsen und blickte an Tifa, die außer ihrer Unterwäsche und einem zwei Nummern zu großem Hemd nichts anhatte, herab. "Mich würde auch frieren, wenn ich so herumlaufen würde."
 

* * *
 

"Morgen", grüßte der rotblonde Mann mit Vollbart die andere Person im Zimmer, während er in einen weißen Laborkittel schlüpfte.
 

"Guten Morgen, Beruga", antwortete der andere Mann, der ebenfalls in einen weißen Kittel gekleidet war und an einem kleinen Tisch saß, der mit einem üppigen Frühstück gedeckt war.
 

Der als Beruga angesprochene schob seine Brille zurecht und ließ sich gegenüber des anderen nieder.
 

"Nun, Sarcone, gibt es nicht etwas zu berichten?", meinte er schließlich und begann sich ein Brot mit Butter zu beschmieren. "Ich habe gehört, die Mission war ein voller Erfolg. Sie haben ihn also gefunden."
 

"Jupp, Valentine ist unser."
 

Beruga biss von seinem Brot ab und kaute einige Zeit nachdenklich darauf herum. "Dann können wir also bald mit der Hauptversuchsreihe anfangen?"
 

"Können wir, können wir, werter Kollege", meinte Sarcone und nahm einen hastigen Schluck Kaffee. "Allerdings möchte ich ihn vorher noch einmal gründlich untersuchen. Er ist schließlich Hojos Prunkstück. Mit ihm und den verbliebenen Aufzeichnungen können wir hoffentlich endlich vernünftige Ergebnisse erzielen. Wenn wir uns reinhängen, können wir alles in einer Woche schaffen."
 

"Warum auf einmal die Eile?", fragte der Bartträger und schenkte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein. "Wir haben doch keinerlei zeitliche Beschränkung von unserem Sponsor. Oder hat sich das geändert?"
 

"Nein, dass nicht." Der braunhaarigen Wissenschaftler beugte sich vor und begann zu flüstern. "Aber kein Mensch hat ewig Geduld, und wer weiß, was sein Spitzel ihm ständig berichtet. Ich traue dem Kerl nicht." Sarcone setzte sich wieder aufrecht hin und räusperte sich kurz, Berugas besorgter Gesichtsausdruck entging ihm dabei. "Allerdings glaube ich, dass wir anhand von Valentine binnen einer oder zwei Wochen in der Lage sein werden, das Serum zu rekonstruieren."
 

"Wie schön", meinte Beruga mit einem etwas desinteressiertem Ton. "Und was soll aus unserem entlaufenen Problem werden?"
 

"Miss Devon? Ich habe Mishima beauftragt sie mit Hilfe seiner SOLDAT-Truppe wieder zu besorgen."
 

Beruga setzte einen überraschten Blick auf. "Ist das nicht ein etwas übertriebener Aufwand? Es ist ja nicht so, dass sie eine große Gefahr darstellt, oder?"
 

Sarcone leerte seine Tasse, bevor er antwortete. "Natürlich nicht, aber ich möchte sie gerne wieder haben. Immerhin haben wir bei ihr mit der Umwandlung begonnen, also sollten wir auch fortfahren. Je weniger 'Versuchstiere' wir uns besorgen müssen, desto besser. Sonst ziehen wir am Ende noch unnötige Aufmerksamkeit auf uns."
 

Beruga wollte etwas erwidern, aber sein Kollege kam ihm zuvor. "Außerdem war die SOLDAT-Truppe bisher nicht mehr als eine überbezahlte Leibwächter- und Botentruppe. Sollen sie doch endlich etwas für ihr Geld tun."
 

"Dann sollten sie sich aber beeilen", meinte der andere Wissenschaftler. "Wir wissen nicht, wie ihr Körper ohne das Serum auf die Umwandlung reagiert."
 

"Was glauben Sie, könnte passieren, Beruga?"
 

"Einfach alles mögliche. Schlimmstenfalls könnte sich ihr Körper einfach von den Fremdzellen befreien oder sie könnte eines schmerzvollen Todes sterben, ich weiß es nicht. Hojos Aufzeichnungen waren alles andere als aussagekräftig in dieser Hinsicht."
 

Sarcone nickte zustimmend. "Ja, der gute Professor war ein Genie, aber nicht sehr sorgfältig was die Dokumentation seiner Arbeiten betraf." Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr, dann stand er auf. "Na ja, uns beiden wird es schon gelingen. Ich erwarte Sie dann in einer halben Stunde im Labor, Beruga."
 

"Mhm, gut..."
 

"Sie sollten etwas enthusiastischer sein", lachte Sarcone und bewegte die Hände ausschweifend. "Bald können wir Krieger erschaffen, die das gesamte SOLDAT-Projekt in den Schatten stellen. Sämtliche Regierungen dieser Welt werden ein Vermögen dafür bezahlen. Wir werden steinreich!" Mit einem zufriedenen Gelächter marschierte der Wissenschaftler aus dem Raum.
 

"Steinreich... hmm... hoffentlich", meinte Beruga leise zu sich selbst, dann kramte er eine kleine Dose mit weißen Pillen aus seiner Tasche und legte sich zwei davon in den Mund. Anschließend setzte er seine Kaffeetasse an die Lippen.
 

* * *
 

~Ein paar Stunden später...~
 

Verglichen mit dem Vortag, war Tifas Laune heute deutlich besser. Sie war zwar abermals mit zwei Kartons voller Flaschen unter den Armen unterwegs, aber im Gegensatz zum letzten Mal regnete es nicht mehr - wenigstens im Moment nicht. Der Himmel war immer noch mit dicken, grauen Wolken verhangen, aber Tifa nahm an, dass sie bis nach Hause schaffen würde, bevor es wieder zu regnen begann.
 

Die Tatsache, dass es ihr gelungen war einen neuen Lieferanten aufzutreiben, der sie ab nächsten Monat versorgen würde, hatte ihrer Laune auch einen positiven Schub verschafft. Er war zwar etwas teuerer als ihr letzter, aber das war nichts, was sie nicht verkraften konnte. Außerdem machte er einen zuverlässigeren Eindruck.
 

Die einzigen Sorgen, die ihr im Moment noch im Kopf herumgingen, betrafen allesamt Elena.
 

In Tifas Augen nahm die Turk ihren Zustand viel zu leicht. Sie weigerte sich vehement ein Krankenhaus oder nur einen Arzt aufzusuchen und behauptete, dass es ihr gut ginge. Die letzten Stunden hatte sie zwar wirklich sehr gesund gewirkt, aber Tifa glaubte absolut nicht daran, dass es sich bei Elenas Problem um etwas handelte, dass man über Nacht auskurieren konnte.
 

Aber was konnten sie sonst groß unternehmen?
 

Der für Elenas Zustand Verantwortliche, Mishimas Boss, war wohl so ziemlich der Einzige, der wusste worum genau es sich handelte und wie man es wieder loswurde - falls es überhaupt möglich war, diese Mutation wieder los zu werden.
 

Um wen es sich bei Mishimas Boss wohl handelte? Um einen Wissenschaftler höchst wahrscheinlich. Aber davon hatte es zu ShinRas Zeiten verdammt viele gegeben. Jetzt, da der einstige Konzern mit seiner Monopol-Stellung nicht mehr existierte und die Vielzahl von neuen Firmen und Regierungen alle eigene Forschungseinrichtungen unterhielten, hatte sich ihre Zahl wahrscheinlich verdoppelt. Sie konnten wohl schlecht bei allen Labors anklopfen und fragen, ob dort jemand zufällig Experimente an Menschen durchführte.
 

So würden sie nie zu einer Lösung kommen.
 

Als Tifa um die letzte Ecke bog, war sie immer noch so in ihre Gedanken vertieft, dass sie die Gestalt die ebenfalls gerade um die Ecke bog, komplett übersah. Das unvermeidliche Ergebnis war, dass die beiden ineinander rannten.
 

Tifa schaffte es jedoch das Gleichgewicht zu behalten und ihre Flaschen nicht ein zweites Mal zu verlieren.
 

"Mach die gefälligst die Augen auf, Flittchen!", fuhr die andere Person sie an, die der Stimme nach auch eindeutig weiblich war.
 

"Flittchen?!" Grimmig sah Tifa auf und starrte die andere Frau an. Zwei violette, böse funkelnde Augen starrten sie aus einem mageren Gesicht an, das von langen weißen Haaren eingerahmt wurde. "Pass gefälligst selber auf, alte Schachtel!"
 

Die Augen der Weißhaarigen verengten sich kurz zu aggressiven Schlitzen, dann jedoch schob sie Tifa mit mehr Kraft, als die ihr zugetraut hatte, beiseite und marschierte an ihr vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

"Für Kindereien hab ich keine Zeit."
 

"Dein Glück!", murmelte Tifa zornig und machte sich dann ebenfalls wieder auf den Weg.
 

Die restliche Strecke zu ihrer Bar kühlte ihr Temperament jedoch wieder ab und sie vergaß den Vorfall recht schnell.
 

* * *
 

~Abermals später...~
 

"Das wäre dann alles, Raika", meinte Mishima und wandte seine Aufmerksamkeit wieder einer Akte zu die auf dem Tisch vor ihm lag. "Du kannst gehen."
 

Das Mädchen nickte kurz. "Ja, Kommandant." Nach einem kurzen Zögern fügte sie noch hinzu: "Entschuldigung."
 

Der Grauhaarige sah wieder auf und blickte Raika etwas unschlüssig an.
 

"Wofür?"
 

"Weil... weil ich sie nicht gefunden habe", meinte die Rothaarige und senkte den Blick zu Boden.
 

"Schon okay", meinte Mishima und wandte seinen Blick wieder ab. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie jemand bereits während der ersten Schicht findet. Von den anderen hat sie bisher ja auch keiner gefunden."
 

Die Gesichtszüge des Mädchens hellten sich etwas auf, und sie wandte sich daraufhin zum Gehen.
 

"Raika", sagte der ältere SOLDAT.
 

Sie drehte sich wieder zu ihm um. "Ja, Kommandant?"
 

"Mach erst mal drei Stunden Pause, dann suchst du weiter."
 

Raikas Gesicht verhärtete sich abrupt, während sie mit ihrem ganzen Körper eine aufrechtere Haltung annahm.
 

"Kommandant, machen die anderen auch Pause?"
 

"Ja", sagte Mishima kurz angebunden und musterte das Mädchen. "Zwei Stunden", fügte er einen Moment später noch hinzu.
 

"Kommandant, ich bin genau so ein Mitglied von SOLDAT wie die anderen. Ich mache auch nur zwei Stunden Pause."
 

Ohne eine Antwort Mishimas abzuwarten machte Raika kehrt und marschierte aus dem Raum. Das anerkennende Grinsen, das über das Gesicht ihres Kommandanten huschte entging ihr dabei.
 

Sie schloss die Tür hinter sich und erlaubte sich ein ausgiebiges Gähnen. Auch wenn sie es vor dem Kommandanten niemals zugegeben hätte, sie war wirklich erschöpft. Zwei Stunden waren nicht viel, aber es musste reichen.
 

Raika streifte sich ihren Rucksack über eine Schulter und klemmte ihren Helm unter den anderen Arm - beides hatte sie vor der Tür liegen lassen. Dann entfernte sie sich von der großen Doppeltür des gemieteten Konferenzsaals, den Mishima zu seinem Büro umfunktioniert hatte, und stapfte müde durch die verzierten und mit Teppichboden ausgelegten Gänge des Hotels. Das 'Sky Fire', in dem die Truppe eingemietet war, war zwar nicht das luxuriöseste oder bekannteste Hotel in Midgar, aber es war durchaus komfortabel und bot bei weitem bessere Quartiere als das derzeitige Hauptquartier.
 

Sie freute sich wirklich auf ihr Bett.
 

Raika blieb vor der Tür des Fahrstuhls stehen und schüttelte ärgerlich den Kopf. Sie war bei SOLDAT! Schlaf war ein notwendiges Übel, nichts worauf sie sich freuen sollte.
 

Sie griff nach dem Rufknopf, doch in diesem Moment ertönte ein 'Ping' und die Fahrstuhltüren glitten auseinander. Etwas überrascht sah Raika zu der im Fahrstuhl stehenden Person auf.
 

Jinuas finsterer Blick traf auf den ihrigen.
 

"Geh mir aus dem Weg, Kleine! Ich hab's eilig", zischte die ältere Frau zornig.
 

Raika hatte den Vorfall mit dem Blitzzauber nicht vergessen - alles andere als das. Sie konnte Jinua und die Art, wie die Weißhaarige sie behandelte, auf den Tod nicht ausstehen. Noch dazu wusste sie nicht einmal, was genau Jinua eigentlich gegen sie hatte.
 

Im Moment war sie jedoch nicht in der Stimmung, mit ihrem üblichen Trotz zu reagieren. Raika zwang sich ein versöhnliches Lächeln auf die Lippen und trat einen Schritt zur Seite.
 

"Hast du sie gefunden?", fragte sie, als Jinua mit schnellen Schritten und wallender Robe an ihr vorbei eilte.
 

Die Weißhaarige blieb abrupt stehen, wandte ihren Kopf um und funkelte das Mädchen mit einem bösen Blick an.
 

"Muss ich seit neuestem dir, anstelle dem Kommandanten Bericht erstatten?"
 

"Ich meinte nur..."
 

"Verschwinde in die Heia, Kleine", sagte Jinua mit scharfem Tonfall und eilte in Richtung Konferenzsaal. "Und bleib am besten dort!"
 

Raika ballte verärgert ihre Fäuste und starrte zähneknirschend hinter der Weißhaarigen her.
 

"Ein Dreck werde ich tun", sagte sie schließlich als sich die Fahrstuhltür wieder schloss.
 

* * *
 

"Herein!", antwortete Mishima auf das Klopfen an der Tür, welche gleich darauf geöffnet wurde.
 

"Ah, Jinua", meinte der Kommandant und legte die Papiere, die er gerade studiert hatte, wieder beiseite. "Der nächste ergebnislose Bericht, nehme ich an."
 

"Nicht ganz." Das weibliche SOLDAT-Mitglied schubste die Tür zu, welche sich jedoch nicht ganz schloss, und trat vor den großen Tisch. "Bin ich die letzte?"
 

"Okita ist noch unterwegs und von Shishima erwarte ich nicht, dass er sich bei mir zurückmeldet, ansonsten haben sich bereits alle zurückgemeldet." Der grauhaarige SOLDAT setzte sich aufrechter in seinen Stuhl. "Also, was meintest du mit 'Nicht ganz'?"
 

"Nun", meinte Jinua und verschränkte zufrieden grinsend die Arme, "Jemand hat mir von einer Blondine erzählt, die er gestern um Mittag rum am Bahnhof von Sektor 3 gesehen hat. Mein Informant hat sie für einen Junkie gehalten, weil sie völlig abwesend rumgetorkelt ist."
 

Mishima zog eine Augenbraue in die Höhe. "Und? Was ist aus dieser Blondine geworden."
 

"Sie scheint sich mit einigen Punks angelegt zu haben, jedenfalls hatte sie angeblich plötzlich eine kleine Gruppe davon am Hals, die sie mitgeschleppt haben."
 

"Hmm, etwas vage das Ganze. Sie könnte außerdem schon tot sein," meinte Mishima nachdenklich, "Aber ein erster Anhaltspunkt ist es wenigstens."
 

"Was sollen wir jetzt tun, Kommandant?", fragte Jinua.
 

"Du machst deine Pause, wie die anderen auch. Ich werde währenddessen ein Paar von den Männern nach Sektor 3 beordern. Ich will, dass diese Punks aufgespürt werden."
 

Jinua nickte zustimmend. "Sonst noch etwas?"
 

Mishima dachte einen Augenblick nach, dann begann er zu grinsen. "Ja. Sag Ajig, was du heraus gefunden hast. Vielleicht muss er seinem Hobby nachgehen, wenn wir die Punks finden und sie sich als etwas unkooperativ herausstellen."
 

"Zu Befehl, Kommandant!", antwortete Jinua und begann ebenfalls zu grinsen.
 

Keiner von Beiden bemerkte die Gestalt draußen vor der Tür, die sich in diesem Moment wieder davonschlich.
 

* * *
 

"Sektor 3 also", murmelte Raika, während sie sehr viel schneller als zuvor durch die Gänge eilte, jedoch war nicht ihr Schlafquartier ihr Ziel.
 

Ihre Müdigkeit von vorhin war durch den plötzlichen Adrenalinschub wie weggefegt. Endlich, endlich hatte sie die Möglichkeit zu beweisen, dass sie ein vollwertiges Mitglied der Truppe war. Es musste ihr nur gelingen, Elena als erste zu finden.
 

Sie ließ den Aufzug links liegen und eilte statt dessen durch das Treppenhaus hinab in die Tiefgarage des Hotels. Von den anderen benutzte fast nie jemand diesen Weg. Und im Moment wollte sie keinem der anderen SOLDATs über den Weg laufen.
 

Unten angekommen schwang sich Raika auf ihr Motorrad und wollte gerade ihren Helm aufsetzen, als sich eine große, schlanke Gestalt vor ihr aufbaute.
 

"Wo soll's denn hingehen? Deine Schicht ist doch mit Sicherheit gerade erst zu Ende, oder?"
 

"Okita?", rief das Mädchen überrascht und druckste kurz unsicher herum. "Ja... schon, aber... ich muss noch schnell etwas besorgen."
 

"Ach ja, was denn?", fragte der blonde SOLDAT und schälte sich aus seinem dunkelblauen Mantel.
 

"Ähm..." Raika rang nach einer Ausrede, dann huschte ein Grinsen über ihr Gesicht. "Tampons."
 

"Was?"
 

"Tampons. Du weißt schon, weibliche Hygieneprodukte", meinte Raika immer noch grinsend und setzte sich ihren Helm auf. "Du wirst ja wohl kaum welche für mich haben, oder?"
 

Okita verzog angewidert das Gesicht. "Nein, natürlich nicht, aber..."
 

"Also dann!", unterbrach ihn die Rothaarige und klappte ihr Visier zu. Anschließend startete sie ihr Motorrad und brauste lautstark an dem etwas perplexen Okita vorbei.
 

Kaum auf der Straße breitete sich Raikas zuversichtliches Grinsen immer weiter aus. Endlich war ihre Stunde gekommen. Sie würde der ganzen Truppe beweisen, dass sie ein vollwertiger SOLDAT war.
 

* * *
 

Cloud genoss die warme Brise, die ihm ins Gesicht und durch Haare wehte, während er durch die weite und ebene Landschaft ritt. Cesku und er hatten die kalten Berge seit ungefähr zwei Stunden hinter sich gelassen, und sehr schnell hatte sich ein wärmeres Klima eingestellt. Das Nordwestterritorium - wie die Gegend um Rocket-Town genannt wurde - war zwar eine noch windigere Gegend als Nibelheim, aber die Meereswinde sorgten jedenfalls dafür, dass der Herbst noch etwas länger andauerte als im Gebirge, wo längst der Winter hereingebrochen war. Allerdings würde nach Sonnenuntergang, der bald bevorstand, die Temperaturen ebenfalls sinken.
 

In nicht mehr allzu weiter Entfernung konnte Cloud bereits die Häuser von Rocket-Town ausmachen. Die Stadt, die größte Siedlung der ganzen Umgebung, war in den letzten Jahren nicht sonderlich gewachsen. Das Nordwestterritorium gehörte zwar zum Hoheitsgebiet von Midgar, allerdings benötigte die Regierung fast alle Gelder für eigene Zwecke, deshalb mussten die Ortschaften hier ohne größere Subventionen auskommen.
 

Das namensgebende Objekt von Rocket-Town - die große Rakete, ShinRa 26 - war nun auch seit über vier Jahren verschwunden. Dafür hatte ein anderes großes Bauwerk diesen Platz eingenommen: Ein gewaltiger Hangar, der nur eines beherbergte, nämlich das größte und schnellste Flugzeug der Welt.
 

Die Highwind.
 

Oder zumindest das, was von dem stolzen Schiff übrig geblieben war. Die Highwind hatte bei ihrer Flucht aus dem Nordkrater einiges abbekommen. Alle Mitglieder von Avalanche hatten jedoch anschließend einen Großteil ihres gesammelten Vermögens eingesetzt, um das Wrack nach Rocket-Town schaffen zu lassen und eine vollständige Reparatur des Schiffs zu ermöglichen. Seit damals war Cid damit beschäftigt, passende Bauteile zu suchen und die Highwind Stück für Stück wieder zusammenzubauen.
 

Als Cloud um die Stadt herumritt und sich dem Hangar näherte, stellte er jedoch mit zufriedenem Lächeln fest, dass Cids Mühen sich offenbar ausgezahlt hatten: Die Highwind sah wie neu aus.
 

Und als wollte jemand diese Tatsache unter Beweis stellen, wurden in diesem Moment die Motoren der Highwind mit einem lauten Brummen angeworfen, und kurz darauf begannen die kräftigen Rotoren sich zu drehen - aber nur für kurze Zeit. Dann gab es zweite laute Knaller und das Brummen verstummte, während dunkler Rauch durch das geöffnete Dach des Hangars aufstieg.
 

"Verdammter Dreck!!! Was zur Hölle noch mal ist jetzt wieder kaputt!?"
 

Cloud konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er von Cesku abstieg und den Chocobo an einem Baum in der Nähe des Hangars festband. Die Frage, ob Cid zu Hause und bei bester Gesundheit war, hatte sich soeben beantwortet. Nachdem er sich versichert hatte, dass sein Tier gut angebunden war, schlenderte Cloud langsam zu der großen Halle hinüber.
 

"Sie ist immer noch zu schwer, Käpt'n. Die Motoren schaffen das einfach nicht."
 

"Papperlapapp! Von wegen 'zu schwer'! Diese Drecksmotoren sind zu schwach!"
 

"Aber..."
 

"Ich will heute kein 'aber' mehr hören! Wir machen Schluss für heute. Macht die Klappe zu und verschwindet nach Hause!"
 

"Wie du willst, Käpt'n."
 

Cloud wartete am unteren Ende der Rampe der Highwind und betrachtete amüsiert den brummigen Piloten, der diese hinabstapfte und sich gerade eine Zigarette anzünden wollte, ohne auf seine Umgebung acht zu geben.
 

"Na, Feierabend für heute, Käpt'n?"
 

Cid sah erstaunt auf, als er die vertraute Stimme erkannte, daraufhin verwandelte sich sein Erstaunen in Grinsen. Er packte sein Feuerzeug weg und eilte mit schnellen Schritten die Rampe herunter, während er sich die öligen Finger an seinem Overall abwischte.
 

"Cloud! Sieht man dich auch mal wieder? Ist je eine gottverdammte Ewigkeit her."
 

Der Pilot ignorierte die Tatsache, dass seine Hände immer noch dreckig waren, und begrüßte Cloud mit einem kräftigen Händedruck und einem Klopfer auf die Schulter.
 

"Wie geht's dir?", wollte Cid wissen.
 

"Ganz gut, und dir?" Cloud warf einen Blick über Cids Schulter auf die Highwind. "Das gute Stück fliegt wohl immer noch nicht?"
 

Cid drehte sich ebenfalls zu dem Luftschiff um, zog dann abermals sein Feuerzeug aus der Tasche und zündete seine Zigarette an.
 

"Leider nein", meinte er nach dem ersten Zug. "Eigentlich hätte sie schon vor zwei Monaten fliegen sollen."
 

"Woran liegt es?"
 

"Sie ist zu schwer. Die Motoren laufen sich kaputt, bevor sie überhaupt die Kraft aufbringen die Highwind vom Boden zu bringen, und das obwohl wir schon an Gewicht gespart haben, wo es nur ging."
 

"Aber früher ist sie doch auch geflogen. Warum klappt es dann jetzt nicht mehr?"
 

"Ich bräuchte kräftigere Motoren. Aber finde heute mal jemanden, der dir die richtigen Teile für einen vernünftigen Preis verkauft." Cid zog ein weiteres Mal an seiner Zigarette. "Über die Dreckskerle von ShinRa kann man sagen, was man will, aber die wussten wenigstens wie man ordentliche Motoren baut."
 

"Trotzdem ist es gut, dass sie weg sind", meinte Cloud nachdenklich.
 

"Natürlich ist es das!" Cid stieß eine Wolke aus Rauch aus und blickte Cloud an. "Und? Was führt dich hierher, Kleiner? Du wirst ja wohl kaum hier sein, um dir mein Geschwafel über Motoren anzuhören, oder?"
 

Der Schwertkämpfer schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich wäre froh, wenn's so wäre."
 

"Was Ernstes?", fragte der Pilot besorgt.
 

"Ja. Das heißt, ich weiß es nicht genau. Jedenfalls hatte ich gehofft, die Highwind wäre schon wieder flugbereit."
 

"Glaubst du, ich hätte nicht bei euch allen Bescheid gesagt, wenn der Vogel wieder flugbereit wäre?", meinte Cid vorwurfsvoll, dann begann er zu grinsen. "Ich wette, du kannst eine ordentliche Mahlzeit vertragen, nicht wahr? Reden wir drinnen weiter."
 

"Da sag ich nicht nein", sagte Cloud ebenfalls mit einem Grinsen.
 

Cloud band Cesku wieder los und führte ihn mit sich, dann marschierten sie beiden Männer in Richtung Cids Haus, das ohnehin sehr nahe am Hangar lag. Der Chocobo wurde abermals festgebunden, dann betraten die Beiden Cids bescheidene Bleibe.
 

"Shera! Wir haben einen Gast!", brüllte Cid zur Begrüßung seiner Lebensgefährtin. "Kümmere dich um ihn. Ich geh mich schnell waschen."
 

Cid drehte sich kurz zu Cloud um. "Setz dich einfach, ich bin gleich wieder da." Daraufhin verschwand er in Richtung Badezimmer.
 

Der Schwertkämpfer musste lächeln. Manche Dinge änderten sich wohl einfach nie. Er wollte sich gerade einen Stuhl heran ziehen, als eine andere Person das Zimmer betrat.
 

"Cloud? Schön dich zu sehen." Cids Langzeitfreundin lächelte freundlich und umarmte ihn kurz zu Begrüßung. Anstatt eines Technikerkittels wie bei ihrem ersten Treffen, trug sie eine weiße Bluse und einen langen, grünen Rock.
 

"Hallo, Shera", begrüßte Cloud sie ebenfalls und löste sich wieder aus der Umarmung. "Ich hoffe, ich mache dir nicht allzu viele Umstände."
 

Sie schüttelte lächelnd den Kopf und schob ihre Brille zurecht. "Nein, keineswegs. Alte Freunde sind doch immer willkommen. Außerdem habe ich eh noch nicht mit dem Kochen begonnen. Ich mache also einfach mehr. Setz dich einfach hin. Cid dürfte gleich kommen, im Bad braucht er nie sonderlich lange."
 

"Gut, danke", meinte Cloud, schnappte sich den Stuhl von vorhin und ließ sich nieder.
 

"Was zu trinken? Tee? Bier?"
 

"Bier klingt gut."
 

Shera eilte zum Kühlschrank, um Cloud sein Getränk zu bringen. In diesem Moment betrat auch Cid wieder das Zimmer. Mit gewaschenen Händen, frischen Klamotten und nassen Haaren ließ er sich gegenüber seines Gastes nieder. "So da bin ich wieder."
 

"Das nenn ich Schnell-Duschen", meinte Cloud erstaunt.
 

"'Duschen' kann man das auch nicht nennen", lachte Shera als sie zwei Flaschen mit Bier auf den Tisch stellte. "Er hält einfach nur kurz den Kopf unter die Wasserleitung."
 

"Soll ich etwa wie du eine verdammte halbe Ewigkeit im Bad rumtun und den Kleinen so lange warten lassen."
 

"Nein, natürlich nicht", meinte Shera immer noch lächelnd und ging zurück zur Kochnische.
 

"Gut", brummte Cid, anschließend lehnte er sich zurück und zündete sich eine weitere Zigarette an, dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. "Also, Cloud, was gibt's? Wofür hättest du die Highwind gebraucht?"
 

"Ich muss nach Junon - so schnell wie irgendwie möglich."
 

"Warum das?"
 

Cloud berichtete Cid von Vincent und dem Aufeinandertreffen mit den mysteriösen Fremden in Nibelheim. Als er die Erzählung beendet hatte, wartete er auf eine Reaktion des Piloten. Cid nahm ein paar letzte Züge von seiner Zigarette, dann setzte er sich aufrecht hin und drückte sie in einem Aschenbecher aus.
 

"Das klingt nicht gut", meinte er schließlich. "Der gute Vincent hat sich scheinbar ein paar Feinde gemacht, und jetzt steckt er wohl in der Klemme."
 

"Ich glaube, da steckt noch mehr dahinter."
 

"Du denkst also, sie haben ihn nach Junon gebracht?"
 

"Wie gesagt: Die Hubschrauber waren Modelle aus Junon, und einen anderen Anhaltspunkt haben wir nicht."
 

"Tja, dann müssen wir wohl nach Junon." Cid hob eine Hand und unterbrach Cloud, bevor der überhaupt etwas sagen konnte. "Die Highwind fliegt zwar nicht, aber die Bronco ist in hervorragendem Zustand. Nur noch einmal kurz durchchecken und auftanken, dann können wir morgen früh aufbrechen."
 

Clouds Gesicht hellte auf. "Du bringst mich also nach Junon?"
 

"Ich bring dich nicht nur hin, Kleiner, ich helf dir auch den alten Vincent aus der Patsche zu ziehen."
 

"Danke vielmals, Cid."
 

"Keine Ursache, Kleiner." Cid lehnte sich wieder zurück und holte kurz Luft. "Shera! Cloud bleibt über Nacht. Mach ihm ein Gästebett bereit!"
 

"Bitte!", fügte Cloud noch hinzu.
 

"Sicher doch", rief Shera aus der Küche. "Kein Problem."
 

"Und Shera", fuhr Cid fort, "ich verschwinde morgen für ein paar Tage."
 

---------- Ende Kapitel 6 ----------
 

Anmerkungen des Autors:
 

Gibt's diesmal groß was zu sagen? Cid mischt jetzt auch mit, er und Cloud brechen nach Junon auf, die SOLDATs (irgendwie liest sich das dumm... ich hätte vielleicht doch SOLDIER nehmen sollen) suchen nach Elena. Der Plot zieht sich zusammen (und nimmt teilweise eine ganze andere Entwicklung als ich zu Beginn gedacht hatte *g*). Eigentlich wollte ich ja zB jedes Kapitel mit Sephiroth und Aeris einleiten, aber mir sind schon beim vorherigen Mal die Ideen ausgegangen, über was die beiden ständig labern könnten.
 

Der Name "Nordwestterritorium" für die Gegend um Rocket-Town ist natürlich nur ausgedacht (und aus "Risiko" abgekupfert), aber die Region brauchte meiner Ansicht nach einen besseren Namen als "Rocket-Region", und da sie so schön nordwestlich liegt... *g*
 

Ich hoffe die SOLDAT-Truppe ist mir schön facettenreich gelungen. Sehr neu ist die Idee mit der Gruppe aus lauter Spezialisten natürlich nicht (Meine Vorlagen sind hauptsächlich "FoxHound" aus "Metal Gear Solid", die Truppe aus Ronin, Oceans Eleven, die "Jupongatana" bzw. die "Oniwa Banshu" aus "Kenshin", uvm.). Ich hoffe, ihr verzeiht mir das, aber so etwas in der Art wollte ich halt schon immer mal schreiben *g*
 

So, brav Kommentare schreiben, dann gibt's auch bald das nächste Kapitel ;P
 

Nguyen Tran Loc (NguyenTranLoc@gmx.de)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Leviath
2004-01-24T12:56:47+00:00 24.01.2004 13:56
*tuff*
Was für ne Ausrede mit den Tampons ^^
*mich wechrofl*
Irgendwie hab ich den Eindruck, dass dein Betaleser ziemlich schlampige Arbeit leistet...
Statt weniger Fehler werden das mehr.. irgendwas stimmt da nicht.
Ich stolper stänig über wiederholungen und doppelte Wörter, zuviel oder zu wenig Buchstaben....
Hiermit bewerbe ich mich um den Posten des Betalesers um den Fehlern den Krieg zu erklären! *salutier*
Von: abgemeldet
2003-08-28T19:53:21+00:00 28.08.2003 21:53
ich freue mich schon auf die fortsetzung!!!!! Bin sehr begeistert!!!!!
Von:  Vavarolf
2003-06-03T19:35:13+00:00 03.06.2003 21:35
hmm vor allem "tampons" *g+
als ich gelesen habe "ich muss mir noch etwas besorgen." dachte ich auch an Tampons.
Hmm! Ja! Was soll ich noch sagen? Wie jedes Kapitel einfach nur gut und schöner Schreibstil!!!


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