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Die große Leere

von

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Begegnung mit der Seejungfrau

XXIV. Begegnung mit der Seejungfrau
 

Im Loft erwartete sie ein wütend blinkender Anrufbeantworter. Justin verkrümelte sich mit dem nach der langen Fahrt etwas dösigen Gus in Richtung Badezimmer. Brian konnte entfernt verfolgen, wie der Nachwuchs den geduldigen Justin mit den Worten „selber machen!“ zunehmend an den Rand der Verzweiflung trieb. Mmm, das sollte er ja eigentlich von ihm schon gewöhnt sein…
 

Schicksalsergeben drückte Brian auf den Wiedergabeknopf. Zunächst kamen ein paar belanglose Nachrichten: Michael, der ihn in falscher Sicherheit wiegen wollte, indem er ihm etwas von einem „Familienausflug“ erzählte… Cythia, die ihm nur sagen wollte, dass bei Kinnetic alles in Ordnung war… sein Steuerprüfer, der mit ihm einen Termin für die Jahresendabrechnung ausmachen wollte… und dann kam es.
 

„Kinney!“ hörte er die harte Stimme der Frau, die Lindsay auf die Welt gebracht hatte, „wir warten immer noch auf den monatlichen Besuch unseres Enkelsohnes! Oder haben sie auch noch vor, gegen dieses Recht zu verstoßen? Ich erwarte ihren Rückruf!“
 

Brian seufzte. Für eine kurze Weile hatte er in Justins Armen und im Nachrauschen ihrer Nacht vergessen können, was sie daheim erwartete. Jetzt hieß es, schnell zu handeln. Er durfte nicht zulassen, dass diese Frau Munition gegen sie bekam.
 

Kurzentschlossen drückte er die Wählknöpfe.
 

„Peterson?“
 

Volltreffer. Das Objekt seiner Träume war am Apparat…
 

„Kinney hier“, meldete er sich so neutral wie möglich.
 

Am anderen Ende der Leitung blieb es still, obgleich Brian die plötzliche Verspannung der Frau förmlich spüren konnte.
 

„Guten Tag, Mrs. Peterson“, würgte er so höflich wie möglich heraus – er würde sich garantiert zu nichts hinreißen lassen, mochte die blöde Pute daran ersticken – „ich würde gerne einen Besuchstermin für Gus mit Ihnen ausmachen. Wann würde es Ihnen denn passen?“
 

„Immer“, versetzte sie fest.
 

Brian ging nicht darauf ein: „Soll ich ihn morgen früh bei Ihnen vorbei bringen?“ Er schluckte seinen Widerwillen herunter, Gus so bald schon wieder aus den Augen lassen zu müssen. Aber wenn sie es vor dem Anhörungstermin hinter sich bringen konnten, um so besser.
 

„Der Vaterschaft so schnell schon überdrüssig? Morgen ist wunderbar. Gus soll einen schönen Tag erleben, der ihn von den Umständen ablenkt. Bringen Sie ihn gegen 8 Uhr vorbei.“
 

Brian hätte am liebsten mit den Zähnen geknirscht, zwang sich aber zu völliger Ruhe: „Natürlich, Mrs. Peterson, wie Sie wünschen. Ich hole ihn um 20:00 zur Nacht wieder ab. Wir werden ihn sehr vermissen.“ Nimm das, du Schlange!
 

„Nun gut“, antwortete sie harsch, „bis Morgen früh, Mr. Kinney.“
 

Sie legte auf, ohne auf seine Abschiedsworte zu warten. Die, die ihm auf der Zunge langen, hätte sie auch besser nicht zu Gehör bekommen.
 

Justin war es inzwischen gelungen, Gus im gereinigten Zustand in einen Pyjama zu stopfen. Hoch erhobenen Hauptes dackelte er vor seinem jungen Erziehungsberechtigten her und präsentierte sich stolz: „Schau mal Papa, hab ich alles selber gemacht! Justin hat nur geschaut!“ Justins Mundwinkel zuckte nur etwas, aber er nickte innständig.
 

Brian lächelte und hob ihn hoch: „Himmel, was bist du schon für ein großer Junge! Einen Pyjama anzuziehen – das habe selbst ich jahrelang nicht hinbekommen! Du musst sehr, sehr klug sein! Und geschickt!“
 

Gus kiekste entzückt über dieses Lob und schlang Brian die Hände um den Hals. „Und du sehr, sehr dämlich! Und ungeschickt!“ versetzte er jauchzend. Justin lachte laut heraus angesichts Brians belämmerten Gesichtsausdrucks. „Das mit dem ungeschickt kann ich bestätigen, zumindest was heimwerkerliche Fähigkeiten angeht. Wenn du versuchst, einen Nagel einzuschlagen, kann man sich nicht sicher sein, wer von euch beiden in der Wand landet!“
 

„Oh, jetzt kränkst du mich! Ich war immer so stolz auf meine Begabung zum Nageln!“ schlug Brian mit hochgezogener Augenbraue zurück. Justin legte den Kopf in den Nacken: „Touchée! Stimmt, mit nageln kennst du dich wirklich gut aus…“
 

„Und mit hämmern… bohren…“
 

„Du Heimwerkerkönig…“
 

„Sag einfach, wenn du Hilfe Brauchst! Ich unterstütze dich gerne bei allen Dingen, bei denen man etwas in etwas versenkt…“
 

„Dann versenk Gus doch Mal in seinem Bettchen!“
 

„Ich bin aber noch nicht müde!“ protestierte Gus. Er hatte ja den größten Teil der Fahrt verschlafen, kein Wunder.
 

Brian fiel das Telefonat wieder ein. „Gus, magst du Morgen Oma und Opa Peterson besuchen?“
 

„Oma? Opa? Au ja!“ Wie konnte Gus in Hinblick auf diese Personen so euphorisch reagieren? Wahrscheinlich, weil sie Gus liebten – aber seinen Anhang für einen Auswurf der Dante‘schen Hölle hielten.
 

„Dann brauchst du aber noch eine Mütze Schlaf, bevor es losgeht, oder?“ lockte Brian.
 

„Nö, ich bin noch nicht müde“, antwortete Gus und wippte mit den Füßen, dass Brians Bandscheibe krachte. Der Kleine war gar nicht mehr so klein…
 

„Wir können ja fernsehen“, beschloss Gus gnädig.
 

Schicksalsergeben sahen Brian und Justin sich an. Dann fragte Justin: „Was möchtest du denn sehen?“
 

„Jeff Stryker!“, „Ariel die Seejungfrau!“ schallte ihm entgegen.
 

„Dann entscheidet wohl Justin“, stellte Gus mit einem instinktiven Gespür für Mehrheitsverhältnisse fest.
 

„Äh“, sagte Justin, „also Ariel hört sich echt toll an…“
 

„Juhu“, jubelte Gus. „Juhu – schade, dass ich das nicht auf Band hab‘“, grinste Brian.
 

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Neunzig Minuten später war Brian kurz davor, Fisch zu seinem Hauptlebensmittel zu küren. Gus sang begeistert das Schlusslied mit und hatte Justin dazu genötigt, es ihm nachzutun. Fast tat Justin ihm leid. Aber nur fast, dachte er, in Hinblick auf die Qual, die er in seinen Ohren verspürte.
 

Dann gähnte Gus ausgiebig. „Das war super!“ stellte er fest. Brian sah endlose Nächte volle Disney-Filme auf sich zu kommen. Aber immerhin besser als Hetenpornos. Oder Filme mit Tom Cruise.
 

„Uuuahhh“, gähnte Justin, „jetzt bin ich voll müde!“
 

„Ich auch!“ pflichtete ihm Gus, die Geste imitierend, bei. Raffiniert, Sonnenschein…
 

Gus kroch vom Sofa und baute sich vor ihnen auf. „Ich gehe jetzt ins Bett!“ verkündete er.
 

„Soll ich dich nicht ins Bett bringen?“ fragte Brian überrascht.
 

„Nicht nötig“, sagte Gus würdevoll, „dass kann ich allein!“
 

Er trabte unter ihrem wachsamen Blick zu seiner Schlafstätte, kletterte hinein und deckte sich demonstrativ zu.
 

„Okay….?“ sagte Brian.
 

„Selber machen“, kommentierte Justin nur.
 

…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..
 

Brian hatte sich nicht damit begnügt, auf der Couch zu knutschen, seit er ein Teenager gewesen war. Und genauso fühlte er sich gerade: Wie ein dämlich verknallter Teenager. Aber es war egal, Justin ging es nicht besser – und der war Gottseidank ja auch kein Teenager mehr. Und rumgeknutscht hatte er damals auch nicht. Er war ratzfatz flachgelegt worden, die Knutscherei überspringend, von ihm, Brian. Und Brian Kinney vögelte seine Tricks, fertig, Ende. Auch wenn es ständig derselbe gewesen war…
 

Der Mann, den er jetzt küsste, mal hauchzart, mal bis zu den Mandeln, war schon lange kein Trick mehr. Oder sein unkonventioneller Freund. Er war sein verschissener Ehemann. Er konnte das schlanke Plantinband an Justins Finger spüren, wenn er ihn streichelte. Justin gab diese merkwürdig gurrend-schnurrenden Laute von sich, die Brian fast den Verstand raubten. Am liebsten hätte er ihn an seinem goldenen Schopf gepackt, in seine Fickhöhle geschleift und ihm gezeigt, was es bedeutete, mit Brian Kinney verheiratet zu sein… Sie hatten es bare back getrieben…. Oh mein Gott! Oh mein Gott!... unbeschreiblich!... und Justin hatte ihn gefickt… und es war – zum ersten Mal überhaupt – richtig, wirklich geil gewesen, als er es zuließ. Wer hätte das gedacht. Er wollte es wieder, beides, Justin unter ihm, Justin auf ihm, er in Justin, Justin in ihm, kein Kondom… es war scheißegal! Hauptsache es geschah!
 

Aber mit Gus‘ unschuldigem Schlummer nur ein paar Meter neben ihnen konnten sie das getrost vergessen.
 

„Oh Goooootttt!“ stöhnte Justin gedämpfter Stimme, während Brian sich mit der Zunge den sensiblen Punkten seines Halses und Nackens widmete.
 

„Psssst, Gemach, Sonnenschein“, wisperte Brian zurück.
 

„Wir sollten dringend über unsere Wohnsituation nachdenken“, ächzte Justin hervor.
 

„Wie sieht deine Planung für Morgen aus?“ fragte Brian und widmete sich Justins Ohrmuschel.
 

„Ich… ahhhh… muss mich um die Galerieverkäufe kümmern und um… uhhh… die Miete für New York…“
 

„Das dauert nicht den ganzen Tag…“ Brian seufzte, als Justin die Liebkosung erwiderte.
 

„Was ist mit dir?“ hauchte Justin.
 

„Ich muss zu Kinnetic…. mmmhhhhh…. und den Sackratten dort in den Hintern treten... Du kannst mich mittags abholen, dann fahren wir raus zum Haus…“
 

„Und dann fickst du mich über dem Küchentresen?“ fragte Justin hoffnungsvoll.
 

„Wenn du darauf bestehst… Aber wir sollten uns die Bude anschauen und überlegen, was wir daraus machen wollen. Mrs. Lennox schläft nicht. Und wir auch nicht besonders gut, wenn wir nicht bald ein separates Schlafzimmer bekommen…“
 

„Das eine schließt das andere ja nicht aus“, murmelte Justin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  brandzess
2011-08-16T18:34:00+00:00 16.08.2011 20:34
bin mal gespannt wie viel herzattacken Linds Mutter bekommt wenn Gus ihr morgen verkündet das Papa und Justin geheiratet haben :D *freu*
is eigentlich egal wer es ihr sagt hauptsache sie regt sich richtig schön auf!


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