Zum Inhalt der Seite

Zimt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weiße Wände

„Stehen bleiben!“, schrie eine Stimme aus der Meute schießwütiger Banditenmitglieder. Gamma bemühte sich, noch etwas schneller zu rennen. Schlecht gezielte Pistolenkugeln flogen ihm um die Ohren und in die weiß geputzten Wände. Glücklicherweise waren sie weit hinter ihm und keines der Geschosse traf ihn. Er bog um eine Ecke der scheinbar endlosen Korridore – und erkannte, dass er in eine Sackgasse gerannt war.

„Scheiße!“ Hektisch sah Gamma sich um, doch nirgendwo gab es eine Fluchtmöglichkeit. Die Wände schienen ihn in ihrer Fenster- und Türenlosigkeit auszulachen.

„Welcher Idiot hat hier eine Mauer hingestellt?!“ Könnten Blicke töten wäre die tote Mauer vermutlich noch... töter.

Das Krachen einiger verirrter Pistolenkugeln hinter ihm richtete seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf seine Verfolger, die sich, nach dem Fußgetrappel zu urteilen, in einem eiligen Tempo näherten.

Endlich einsehend, dass es keinen Ausweg gab, schmiss Gamma sein Kettensägenschwert an. Das Knattern echote mit einer brutalen Lautstärke durch die akustisch nicht vorteilhaft designten Korridore.

Bereit, dem ersten Unglückseligen den Kopf abzuschlagen, der um die Ecke kommen sollte, wartete Gamma.

Und wartete.

Und wartete.

Und niemand kam.

Probeweise steckte er seinen Kopf um die Ecke, um zu sehen, was seine Opfer da trieben. Sofort zog er ihn wieder zurück und drei weitere Kugelkrater gesellten sich zu ihren Kollegen an der Wand, genau auf der Höhe, auf der sein Kopf gerade eben gewesen war.

„Sag mal, spinnst du?“, brüllte er von seinem sicheren Gang aus.

„Sorry.“ Das dämliche Grinsen ließ sich schon praktisch an der Stimme heraushören.

„'Türlich... Jetzt mal echt, was schießt du auf deinen eigenen Partner?“

„Du bist doch ausgewichen“, kam die unschuldig klingende Antwort.

„Und was, wenn ich es nicht getan hätte?“

Smith kam gerade rechtzeitig um die Wandecke, dass Gamma sehen konnte, wie das Grinsen einem ernsten Gesichtsausdruck wich.

„Dann wärst du nicht mein Partner.“

Gamma legte den Kopf schief. „Okay, logisch. Aber-HEY, hör mir gefälligst zu!“

Smith war an ihm vorbeigegangen und begann nun systematisch die Wand abzutasten.

Prüfend klopfte er gegen den Putz und machte ein zufriedenes Gesicht, als er zur Antwort ein für eine massive Wand unüblich hohles Geräusch erklang.

„Hohl, würde ich sagen“, sagte er mit einem Gesichtsausdruck, als würde er die Erfindung des Jahrhunderts präsentieren.

„Wahnsinn.“ Der Sarkasmus troff nur so aus Gammas Stimme.

„Och, Gamma, nun zeig doch mal etwas mehr Begeisterung.“

Gammas böser Blick prallte wirkungslos an Smiths unschuldiger-Engel-Gesicht ab.

Smith fing an, in seiner Aktentasche herumzukramen. Zutage förderte er einen merkwürdig aussehenden Kasten mit einer Menge Drähte, Knöpfchen und anderem Schnickschnack daran.

„Was ist das?“, fragte Gamma misstrauisch. Es war von Smith, also konnte es nur irgendetwas merkwürdiges und vermutlich gefährliches sein.

Smith drückte einen der Knöpfe und das zuvor matte Display, das Gamma unter dem ganzen Kabelgewirr nicht bemerkt hatte, erwachte zum Leben und ließ beunruhigen schnell herunterlaufende Zahlen im roten Licht erscheinen.

Smith stand auf und rannte los. „Das ist eine Bombe!“, rief er noch über die Schulter, da war er auch schon um die Ecke verschwunden. Gamma warf einen kurzen Blick auf das Display: Die eckigen Zahlen passierten gerade die 5 Sekunden Marke.

Mit drei großen Schritten war er an der Ecke und schmiss sich bäuchlings zur Seite auf den Boden des abzweigenden Ganges, Hände auf beide Ohren pressend. Die Sekunden verstrichen, doch keine markerschütternde Explosion ließ das Gebäude in seinen Grundfesten erbeben.

Als auch nach einer Viertelminute nichts passiert war, nahm Gamma vorsichtig die Hände von den Ohren und richtete sich auf.

Smith löste sich von der Wand, an die er sich mit dem Rücken gepresst hatte und tat einige zögerliche Schritte in Richtung des Bombenkorridors.

Gamma folgte ihm und zusammen linsten sie um die Ecke. Die Bombe lag unschuldig auf dem Boden, genau dort wo Smith sie gelassen hatte, das Display wieder matt und zahlenlos wie vorher.

„Tja, Fehlzündung würde ich mal sagen“, sagte Smith fröhlich. Gamma fragte sich, ob es überhaupt möglich war, irgendwelche anderen Emotionen bei ihm zu beobachten. Wenn man mal von den gelegentlichen Lichtblicken in Form von Ernsthaftigkeit absah.

„Und was machen wir jetzt mit dem Ding?“, fragte Gamma.

„Also, es kann sein, dass wenn es sich bewegt, es dann hochgeht...“ Smith tippte sich mit einem Finger gegen das Kinn.

„Aber sonst geht’s dir noch gut!?“

„In der Tat, danke der Nachfrage.“

Gamma seufzte. Bedacht darauf, einen großen Bogen um die Bombe zu machen ging er zu der vermuteten Fakewand.

„Was genau hast du vor?“, fragte Smith interessiert.

Gamma atmete einmal ruhig durch und versuchte, Smiths Geplapper so gut wie möglich auszublenden.

Sich nur noch auf die richtigen Bewegungen und Gewichtsverlagerung konzentrierend holte er mit dem Metallarm so weit wie möglich aus und schlug ihn in die Mitte der Wand.

Diese gab nach wie dünnes Glas und zerbröckelte.

„So geht’s natürlich auch“, meinte Smith und betrachtete das knapp mannshohe Loch, das nun die Wand zierte.

Gamma war kurz davor, einen passende Antwort zu geben, besann sich dann aber eines besseren und kletterte ohne weitere Wörter zu verschwenden durch den neuen Durchgang, Smith an seinen Fersen.

Hinter dem Loch lag ein Korridor, der dem davor zum verwechseln ähnlich sah, bis auf die Tatsache, dass an seinem Ende eine massive Stahltür eingebaut war.

„Der Innenarchitekt gehört gesteinigt“, grummelte Gamma. „Ist es eigentlich okay, die ganzen Leute da liegen zu lassen?“ Mit dem Daumen deutete er hinter sich, wo hinter dem Loch und der Ecke immer noch die Bandenmitglieder herumlagen.

„Keine Sorge, die sind alle tot.“

„Hör auf, zu grinsen wenn du so etwas sagst; das ist ja gruselig.“

„Kannst du die Tür da auch auf bekommen?“

„Mal probieren.“

Gamma nahm im Gehen das Kettensägenschwert wieder von der Halterung auf seinem Rücken und zog an der Leine.

Die rotierenden Zähne rieben funkensprühend gegen das Metall, fassten dann jedoch halt und schnitten durch den Stahl – wenn auch mit einiger Mühe.

Alsbald hatte Gamma eine türförmige Öffnung geschaffen.

Das ausgeschnittene Stück kippte nach hinten und knallte mit einem sehr Lauten krachen zu Boden bevor Smith oder Gamma es davon abhalten konnten.

„DAS war mal wieder unauffällig.“

Der Schwertträger lugte in den hinter der Tür liegenden Raum und sah... nichts. Ging auch schlecht, denn es war stockfinster.

„Hast du vielleicht eine...“ Das Wort Lampe blieb ihm im Halse stecken, denn Smith hatte bereits eine klobige, echt elektrische Taschenlampe aus seiner Aktentasche hervorgezaubert.

„Weshalb wundert mich das schon gar nicht mehr?“

Zwecks Licht ließ er also dem Lampenträger den Vortritt.

Im Kegel ungesund blassen Lichts offenbarte sich vor ihnen ein weiträumiger Raum, vollgestellt mit allerlei Zeugs.

Bei näherem Hinsehen entdeckte Gamma Destillationsapparate, zahlreiche Reagenzgläser und Kolben, gefüllt mit verschiedenen Flüssigkeiten und Stoffen sowie technische Geräte en masse.

„Sucht ihr etwas bestimmtes?“

Erschrocken fuhren beide Partner herum, genau in demselben Moment in dem grelles Neonlicht den Raum flutete.

Ein junger Mann lehnte am Rahmen einer Tür, die eine Hand noch am Lichtschalter.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  genek
2011-12-10T20:34:16+00:00 10.12.2011 21:34
So, jetzt komme ich auch endlich mal zum Kommentieren... so viel Stress zur Zeit!
Zwei kleine Vertippser sind drin:

Das Krachen einiger verirrter Pistolenkugeln hinter ihm richtete seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf seine Verfolgung, die sich, nach dem Fußgetrappel zu urteilen, in einem eiligen Tempo näherten.

Endlich einsehen, dass es keinen Ausweg gab,


Ansonsten ist das Kapitel erste Klasse. Die Art und Weise, wie Smith random Sachen herbei zaubert und sowieso total respektlos gegenüber allem und jedem ist, wie man hier auf den großen Knall wartet, aber nur eine Fehlzündung bekommt, wie du hier die Aussage aus Kapitel... vier? aufgreifst, dass sie nicht Partner wären, wenn sie einander nicht überleben würden (eine sehr ungesunde Einstellung im Übrigen) und natürlich das spannende Ende, dass den geneigten Leser mit der Frage zurücklässt, in was sie sich da nun wieder reinmanövriert haben. Wenn ich so an Rainwater Calder denke, bin ich versucht zu sagen: nichts Gutes.
Abgesehen davon ist natürlich auch der Humor wieder schön trocken und die Atmosphäre zwischen den Beiden stimmt haargenau (ob Gamma wohl angefressen ist, dass Smith ihn mir nichts dir nichts duzt? :'D) und ich freue mich schon wirklich auf das nächste Kapitel :)

Sincerely, genek.


Zurück