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Reminisce about the Ferris Wheel

[Crow x Seto]
von

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1. Farewell and Recurrence

Immer weiter entfernte sich Seto von dem Ort neu gewonnener Erinnerungen. Seine Taschenlampe leuchtete ihm den Weg zurück in die Einsamkeit. Das Licht streifte über das morsche Holz kaputter Bänke, über mit Moos bewachsene, schief stehende Strommäste, über rostende Autos mit eingeschlagenen Fensterscheiben und platten Reifen, über zwei vor langer Zeit an einer Bushaltestelle vergessene Fahrräder, über den aufgerissenen Asphaltboden und es reflektierte sich sogar manchmal in den auf dem Boden verstreuten Glasscherben, oder in vereinzelten Pfützen.
 

Und wenn Seto nach links und rechts blickte, reihten sich dort nur noch die Reste ehemaliger Familienhäuser aneinander. Der allgegenwärtige Verfall hatte auch vor ihnen nicht Halt gemacht und der mittlerweile graue und abblätternde Putz schien bizarre Muster und Bilder an die Wände malen zu wollen. Oft fehlten den Gebäuden die Fenster und Türen, und er fühlte sich ein wenig so, als würden die gähnenden Löcher ihn wie schwarze Augen anschauen und ihn auf Schritt und Tritt mit ihren gierigen Blicken verfolgen.
 

Wenn er sich allerdings umdrehte, konnte er noch immer die kaputte Achterbahn vor dem blau-violetten Nachthimmel sehen, das Riesenrad vor dem großen Halbmond und die Umrisse der anderen Gebäude des alten Freizeitparks, die sich um die beiden riesigen Attraktionen vergangener Zeiten reihten. Weit war er also noch nicht gekommen.

Die Achterbahn erinnerte Seto an das Gerippe einer toten Schlange. Sie nur von weitem zu sehen, machte ihm schon Angst. Noch vor ein paar Stunden war er dort oben herumgeklettert und hatte um sein Leben fürchten müssen, als er vorsichtig einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte und der Boden unter ihm jeden Moment hätte wegbrechen können. Er war auf der Suche nach Crow gewesen, der seinen kostbarsten Besitz, ein Medaillon gefüllt mit kleinen Erinnerungsstücken, entwendet hatte.

Seto hatte schreckliche Angst gehabt.

Doch er hätte auch niemals ohne sein Medaillon weiterreisen können. Würde er den Brief des alten Mannes verlieren, der sich darin befand, dann würde es nicht lange dauern, und ihm würden all seine Erinnerungen an ihn wie Sand durch die Finger gleiten und sich vom Wind davon tragen lassen. Das durfte er nicht zulassen.

Was hatte er denn schon in dieser zerstörten Welt, außer seinen Erinnerungen? Außerdem hatte es den alten Herrn viel Überwindung gekostet, für ihn diese Worte auf Papier zu bringen – Seto war es ihm irgendwie schuldig, diesen Brief nicht zu verlieren.
 

Mit jedem Schritt, den Seto tat, entfernte er sich weiter von dem Park. Und ständig ergriff ihn das Gefühl, dass es falsch war, zu gehen. Er hatte zum ersten Mal seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten, einen weiteren Überlebenden in der sonst menschenleeren Welt getroffen; Crow.

Seitdem sich ihre Wege auf dem Rummelplatz vor dem Riesenrad getrennt hatten, war ihm dieser schwarzhaarige, große Junge nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Seine Gedanken zogen einige weite Kreise, doch früher oder später kehrten sie immer wieder zu diesem Thema zurück.

Sicher, der Krähenjunge hatte ihm viel Ärger bereitet und sich ständig über ihn lustig gemacht und war zu Anfang alles andere als freundlich gewesen, aber zuletzt hatte er sich für alles entschuldigt und nun waren sie... beste Freunde. Das hatte Crow jedenfalls gesagt.
 

Seto seufzte.

Er verlangsamte seine Schritte und blieb schließlich an der heruntergekommenen Bushaltestelle stehen. Das Licht seiner Lampe zeigte ihm, dass er dort auf einem der verdreckten Plastikstühle Platz nehmen konnte. Die Stühle wirkten noch nicht so kaputt, als dass sie unter seinem Gewicht zusammenbrechen würden, also setzte er sich. Er legte die Taschenlampe auf seinen Schoß und nahm sein Medaillon in die Hände. Mit einem leisen klick-Geräusch öffnete er die Schatulle und achtete darauf, dass die Schraube von PC nicht auf den Boden fiel. Er brauchte nicht lange, um zu finden, wonach er suchte: Crow´s Ring.

Dieser Ring bewies doch, dass er ihm wirklich begegnet war und dass er sich nicht wieder bloß eingebildet hatte, jemanden zu treffen, der eigentlich gar nicht existierte. Denn das war ihm schon viel zu oft passiert, und zuletzt musste er sich immer wieder schmerzlich eingestehen, dass er doch alleine war.

Er drehte den Ring zwischen seinen Fingern und nach einer Weile versuchte er, ihn über zu streifen. An welcher Hand hatte Crow ihn eigentlich getragen? Und an welchem Finger? Seto wusste es schon nicht mehr. Er bemerkte nur, dass ihm der Ring nicht mal am Daumen passte. Hatte Crow wirklich so große Hände gehabt? Oder lag das vielleicht daran, dass er den Ring noch über seinen Handschuhen getragen hatte? Und warum hatte er ihm ausgerechnet diesen Ring gegeben? War er etwas sehr besonderes für Crow gewesen? Oder wollte er ihm nur etwas geben, das in sein Medaillon passte?

Seto lehnte seinen Kopf an die Glasscheibe hinter ihm.

„Wie gerne würde ich zurückgehen und ihn all das fragen... .“

Er seufzte abermals und schaute in den sternenbesetzten Nachthimmel. Seine Augen wanderten zum Riesenrad hinüber und er fühlte ein Stechen in seiner Brust. Er hätte bei ihm bleiben sollen!
 

Er hatte die Gesellschaft einer reellen Person gegen die blasse Vision eines fremden Mädchens eingetauscht.

Letztlich konnte er nicht einmal wissen, ob er sie tatsächlich jemals finden würde. Und er konnte auch nicht genau sagen, ob sie nicht vielleicht doch nur eine Halluzination gewesen war und er nun einem Hirngespinst hinterherjagte. Aber er hatte sie singen gehört, und als er ihre Wange berührt hatte, war sie warm gewesen... Er wollte einfach fest daran glauben, dass er sie wiedersehen konnte, und dann... dann könnten sie doch sicher auch Freunde werden, so wie er und Crow?

Seto spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen kroch. Wie er und Crow? Ja, die beiden waren jetzt beste Freunde, aber das hatten sie nicht bloß mit Worten, sondern auch mit einem Kuss besiegelt. Setos Herz klopfte etwas schneller als sonst, als er an diesen sonderbaren Moment zurückdachte. Crow hatte ihm einfach so, ohne Vorwarnung, ohne zu fragen und ohne Rücksicht auf Setos Gefühle zu nehmen, einen Kuss gegeben.

Seto war mächtig überrascht gewesen! Und auch jetzt noch war er viel zu durcheinander, um dieses Ereignis in irgendeiner Form klar einordnen zu können. Er konnte nicht einmal sagen, ob ihm das Ganze nun gefallen hatte oder nicht. Er war auch nicht wirklich wütend auf Crow, das einzige, was ihn ärgerte, war, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, sobald er daran dachte. Dann wurde ihm nämlich ganz heiß und sein Herz schlug viel schneller als sonst, das... das war ihm natürlich aufgefallen. Aber sonst? Er hatte doch gar keine Erfahrung mit solchen, ...solchen zwischenmenschlichen Dingen!

Der alte Mann, mit dem er zusammengelebt hatte, hatte ihm ein paar Mal liebevoll durch die Haare gewuschelt, und wann immer Seto geweint hatte, hatte er ihn in den Arm genommen und ihm über den Rücken gestreichelt. Mit anderen Dingen kannte sich Seto einfach nicht aus.
 

Damals hatte er einmal in einem Buch der alten Bibliothek der Sternwarte über eine Frau gelesen, die durch den liebevollen Kuss eines Prinzen aus einem langen, langen Schlaf erwacht war. Aber die Geschichte wäre bloß eine erfundene Geschichte gewesen, ein Märchen, hatte ihm der alte Mann erklärt.

„Zu einem Kuss kommt es nur dann, wenn zwei sich lieben, also starke Gefühle füreinander empfinden. Mit Zauberei hat das nichts zu tun. Eines Tages wirst du vielleicht mal ein süßes Mädchen treffen und dann wirst du wissen, was ich meine“, sagte er und klang dabei ein wenig verbittert.

Er war nicht sonderlich gesprächig gewesen und hatte Aufzeichnungen über den Sternenhimmel in sein vergilbtes Büchlein eingetragen, und so blieb es dabei, dass Seto nie mehr über dieses Thema erfuhr. Außerdem hatte er an der Tonlage des Mannes erkannt, dass er nach etwas gefragt hatte, worüber der alte Mann nur sehr ungern sprach.
 

Für Seto hatte ein Kuss also etwas mit Liebe zu tun, für Crow war es ein Freundschaftsbeweis.

Ob er ihm das hätte sagen sollen? Wusste Crow überhaupt etwas über Liebe?

Seto schüttelte den Kopf und senkte den Blick, drehte den Ring weiter in seinen Händen hin und her. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er ja selbst nicht, was es mit diesem großen Gefühl, mit „Liebe“, auf sich hatte.

Und außerdem schien Crow einen Großteil seines Wissens doch nur aus dieser kurzen Piraten Geschichte zu haben. Seto musste schmunzeln. Crow hatte die Sätze des kleinen Piraten wohl auswendig gelernt und deshalb zu Anfang so mit ihm gesprochen. Irgendwie hatten sie dadurch eine kleine Gemeinsamkeit. Auch Seto war ungeübt darin, mit anderen Menschen zu reden, eine Konversation zu führen. Außerdem hatte auch er sein Wissen überwiegend aus Büchern. Aus Büchern, die von Dingen handelten, die in Setos Gegenwart verstaubt, zerstört und verschwunden waren. Diese fröhliche, bunte Welt, die sich Seto immer vorstellen konnte, wenn er in den Büchern von ihr las, manchmal auch nur zwischen den Zeilen, war zu dem geworden, was er nun um sich herum sehen konnte, Tag für Tag: Ein trauriger, einsamer Ort.

Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Die Einsamkeit war ein schreckliches Gefühl und machte einen so verwundbar.

Konnte es nicht sogar sein, dass Crow viel länger allein gewesen war als er? Ob er die Einsamkeit wohl auch so verabscheute? Der Krähenjunge konnte sich ja nicht einmal an seine Kindheit erinnern, hatte er gesagt! Allein das sprach doch dafür, dass er ganz furchtbar einsam sein musste!
 

Seto ärgerte sich sehr über sich selbst. Er war es gewesen, der gesagt hatte, dass er nun gehen würde. Er war Schuld, dass sich ihre Wege wieder getrennt hatten.

Wieso hatte er das nur getan?! Bisher hatte er noch jeden aus den Augen verloren oder sterben sehen, den er in dieser verlassenen Welt getroffen hatte. Er sollte dafür sorgen, dass das nicht nochmal geschah!

Seto biss sich auf die Unterlippe und ballte die Hände zu Fäusten.

„Ich bin wirklich ein Idiot, wie Crow gesagt hat.“

Mit diesen Worten stand er auf, nachdem er seine kleinen Kostbarkeiten wieder sicher in dem Medaillon verstaut hatte, und mit immer schneller werdenden Schritten ging er den Weg zurück, den er gekommen war.

An dem lauten Klackern seiner Habseligkeiten und an dem wild vor ihm tanzenden Licht seiner Taschenlampe merkte er schließlich, dass er den restlichen Weg zurück zum Freizeitpark rannte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Aka-chan94
2012-01-02T11:14:41+00:00 02.01.2012 12:14
Hallöchen^o^

Wollt zwar für ein Jahr nix mehr,was mit dem Spiel zu tun hat,anschauen,aber naja...ich musste das einfach lesen XD

Erstmal muss ich sagen,dass ich diese FF jetzt schon liebe *o*
Du hast die Gegend und alles wirklich toll beschrieben und auch wie Seto da so rumgrübelt...putzig der Kleine(und dabei ist er größer als ich) XD

Und jaaaa,Seto soll sich schön wieder zum Park machen und dieses Mädchen für immer vergessen >:D
Ich weiß,klingt gemein,aber als Yaoi Fan kann man einfach nicht anders :3

Naja,jedenfalls freu ich mich schon auf´s nächste Kap^-^....falls du weiterschreiben solltest xD
Und hoffentlich ist Crow dann auch noch da,wenn Seto ankommt >:D

Im Spiel fand ich es nämlich auch total doof,dass die sich plötzlich verabschiedet haben...Hab gehofft er begleitet ihn :´(
Und nach dem Kuss,wo ich eh zum totalen Crow und Seto x Crow Fan mutiert bin,hab ich ungelogen nochmal den gesamten Park nach ihm abgesucht(sogar auf der Achterbahn) XD
Und als ich später nochmal wegen dem Mond da war,ebenfalls XD
Aber er war nie da...nur sein beleidigendes Geschmiere :´(

Naja,ich schweife ab^^"
Dieses Kap hast du wirklich super hinbekommen.War auch nicht zu kurz...aber auch nicht zu lang...Also genau richtig für so nen Lesemuffel wie mich XD
Hab auch nix dran auszusetzen...Zumindest fällt mir grad nichts ein XD
Hoffentlich schreibst du weiter *dich mit Bonbons besticht*

glg,
Jenny-chan

Von:  Rejah
2011-10-04T16:42:03+00:00 04.10.2011 18:42
Yo, San-chan! :3

Aaaalso~ ich weiß gar nicht was du hast, ich find deine FF toll ^___^

Du warst schon immer gut in Beschreibungen, auch diesmal hast du es geschafft, dass ich ohne die Serie zu kennen, mir bildhaft vorstellen konnte, wie diese Welt aussieht. Praktischerweise passt diese auch zu Setos (awwh <3) Stimmung, sie ist genauso wie die düstere, einsame Atmosphäre, die du beschreibst =)

Seto erinnert mich sehr an Emil *höhö* Er ist ja so ein Uke ... war ganz überrascht zu sehen, dass die FF noch nicht abgeschlossen ist, man darf sich also auf mehr freuen? *hrhr* Ich bin schonmal gespannt, wie du Crow darstellst :3

Hmmm kritikmäßig hab ich vielleicht zu sagen, dass abgesehen von Setos Gedanken nicht viel in diesem Kapitel passiert. Aber das ist agesichts der Kürze auch nicht schlimm ;) Musst nur zusehen, dass was im nächsten Kapitel passiert ^__^

Also los, pflanz dich an die Tastatur °>___<°

Hdl,
Vivi


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