Zum Inhalt der Seite

Watching your Footsteps

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

A Fool´s only Tear

Seung-Hyun wurde am nächsten Morgen durch ein sanftes Rütteln an seiner Schulter geweckt. Ji-Yong war im Schlaf nicht von seiner Seite gewichen. Das Gesicht des Jüngeren war fest in seine Halsbeuge gepresst und dessen linker Arm lag noch immer über seiner Brust.

Es war Young-Bae, der zu ihnen ins Zimmer geschlichen war, um den Ältesten zu wecken. Bei dieser Tat beschlich ihn regelrecht ein schlechtes Gewissen, da seine beiden Freunde unsagbar friedlich zusammen aussahen. Aber sie hatten wichtige Dinge zu besprechen.

Der eben Geweckte löste sich so vorsichtig wie möglich und er hatte Glück. Ji-Yong schlief derart tief und selig, dass ihn nichts zu wecken vermochte. Und sie entschieden sich, ihn in diesem Zustand verweilen zu lassen.
 

Erst als sie sich zu viert in der Küche eingefunden hatten, begannen sie wieder zu sprechen. Young-Bae machte den Anfang, indem er den Brief auf den Tisch legte, der den Albtraum der letzten Nacht verursacht hatte.
 

"Leider haben wir das Kärtchen mit den Blumen zusammen weggeworfen, aber ich denke dies und unsere Aussagen werden reichen, um klar zu machen, wie ernst es ist."
 

"Mal ganz abgesehen von Ji-Yong Hyungs...Zustand...", setzte Dae-Sung zurückhaltend nach und rief sich unweigerlich dessen Erscheinung in Erinnerung. Er hatte grauenvoll ausgesehen. Mit hängendem Kopf, zitternd, auf wackeligen Beinen. Selten hatte ihn etwas derartig in Schrecken versetzt.
 

"Wie geht es ihm jetzt, Hyung?"

Seung-Ri wandte sich an Seung-Hyun. In seiner Stimme schwang die Angst um ihren Leader mit. Natürlich, Ji-Yong war das Vorbild ihres Jüngsten, das wusste jeder von ihnen. Doch was tat man, wenn das eigene Vorbild plötzlich in sich zusammenbrach?
 

"Den Umständen entsprechend gut. Er hat die Nacht durchgeschlafen und ist auch nicht aufgewacht, als ich aufgestanden bin", informierte Seung-Hyun sie so knapp wie möglich. Sie mussten nicht wissen, wie ihr Leader sich in der Nacht an ihn geklammert hatte. Nichts von den unruhigen Phasen, in denen er gewirkt hatte, als würde er in seinen Träumen von den schlimmsten Monstern verfolgt, die man sich nur vorstellen konnte.

Dae-Sung nickte.
 

"Das ist gut."
 

"Und was machen wir jetzt? Ich meine, wir können die Geschichte nicht einfach so auf sich beruhen lassen."
 

Young-Bae nickte und drehte dabei irgend etwas Kleines nervös in der Hand, das er soeben vom Tisch aufgelesen hatte.
 

"Also", begann er schließlich und man merkte, dass ihm dieser Schritt nicht sehr leicht fiel, "es wurde zwar noch niemand verletzt, aber ich denke der Brief ist Drohung genug. Wir sollten zum Boss gehen. Oder zur Polizei. Seung-Hyun hatte das schon nach dem Auftauchen des Blumenstraußes verlangt und ich denke, es war ein großes Versäumnis, dass wir nicht auf ihn gehört haben. Das sollten wir jetzt nachholen."
 

"Ji-Yong wird das aber gar nicht schmecken", warf Seung-Ri ein und sprach damit aus, was allen auf dem Herzen lag. Dann nahm er Young-Bae den kleinen Gegenstand aus der Hand und legte ihn zurück auf den Tisch. Es war nur ein Feuerzeug.
 

"Hör auf damit, du machst mich nervös!"
 

Seung-Hyun atmete tief ein, dann schaltete auch er sich wieder in das Gespräch ein.
 

"Wir müssen einfach sehen, was wichtiger ist. Ji-Yongs Stolz oder seine Sicherheit. Ich glaube, das müssen wir gar nicht lange diskutieren. Wir müssen das weiterleiten, so schnell wir können, bevor noch etwas wirklich Schlimmes passiert. Und ich denke, Ji-Yong wird das auch so sehen."

Er sprach mit einer derartigen Überzeugung, die er tief aus seinem Herzen schöpfte, dass die anderen gar nicht anders konnten, als zu lächelnd zu nicken.

Endlich konnte wieder etwas Ruhe in ihre Gemüter einkehren. Jetzt, da ihr Ältester entschieden hatte, was zu tun sei, erschien es, als seien sie auf dem besten Wege, das Problem zu lösen.
 

"Seung-Hyun, ich denke, du solltest noch einmal mit ihm darüber reden. Er wird auf dich hören. Davon bin ich überzeugt."

In Young-Baes Tonfall mischte sich tiefer Ernst.
 

"Ich hoffe, du behältst recht", erwiderte er, doch hielt Seung-Hyun sofort inne. Alle Vier merkten auf.
 

"Habt ihr das auch gehört?"
 


 

Ji-Yong erwachte und war allein. Eine seltsame Last lag auf seinem Brustkorb und er benötigte einige Zeit, um zu begreifen, was ihm fehlte. Seung-Hyun war bereits fort.

Die Sonne schien fahl durch die geschlossenen Vorhänge und erhellte den Raum mit sanftem Licht. Am Tage wirkte die Bedrohung, welche er gespürt hatte, nicht mehr derart groß. Langsam manifestierten sich die Bilder der Nacht vor seinem inneren Auge. Seung-Hyun, der ihn anschrie, der kalte Wind auf dem Dach, die Arme seines Freundes...es war doch völlig natürlich, dass er sich an ihn klammerte, wenn er sich derart hilflos fühlte. Warum stieg ihm dann aber die Hitze ins Gesicht, wenn er daran dachte?
 

"Verdammt...", gab er von sich und drückte sich sein Kopfkissen ins Gesicht. Von einem unverständlichen Gefühl der Nervosität gepackt, rollte er sich auf dem Bett hin und her, nicht darauf achtend, wie nah er dem Rand kam. Mit einem leisen Aufschrei des Erschreckens purzelte er darüber hinweg und landete auf dem Parkettboden.

"Fuck!", fluchte der Leader und setzte sich stöhnend und seinen Rücken reibend wieder auf. Der Schmerz hatte allerdings wenig Zeit auf ihn zu wirken, denn ihm blieb beinahe das Herz stehen, als die Tür aufflog und vier aufgeregte junge Männer in sein Zimmer stürmten und sich dabei gegenseitig fast über den Haufen rannten. Allen voran Seung-Hyun, der sich sofort neben seinen Freund auf den Boden kniete und ihn besorgt betrachtete.
 

"Alles in Ordnung, Ji-Yonga?"

Er hatte Angst, dass sein Freund vielleicht zusammengebrochen war, als er versucht hatte aufzustehen. Dass seine Beine ihn nicht mehr hatten tragen können oder... aber Ji-Yong grinste nur.
 

"Alles in Ordnung! Ich hoffe, ihr habt noch nicht den Krankenwagen gerufen, ich bin nur aus dem Bett gefallen."

Er rieb sich das Knie, welches unsanft mit dem harten Dielenboden Bekanntschaft gemacht hatte.

"Guckt doch nicht so, es ist wirklich alles okay!", fügte er hinzu, als er die ungläubigen Blicke seiner Freunde auf sich spürte.
 

Seung-Hyuns Mund stand offen, als würde er etwas sagen wollen, aber es schwammen nur inhaltslose Gedanken durch seinen Kopf, derart unwirklich kam ihm dies vor. Sie waren aufgesprungen in dem Glauben, es sei wieder etwas passiert und dann saß ihr Leader in seinem Zimmer in seine Decke gewickelt auf dem Fußboden und grinste, als wäre alles wieder in bester Ordnung. Ein warmes Gefühl durchströmte Seung-Hyun und er konnte nicht anders, als die Arme um seinen Freund zu legen.
 

Eine Viertelstunde später saßen sie - nun vollzählig - wieder um den Küchentisch. Young-Bae hatte vorgeschlagen, dass Seung-Hyun sich zuerst unter vier Augen mit Ji-Yong beratschlagen sollte, doch dies hatte ihr Leader abgelehnt und darauf bestanden, dass alle dabei waren.

Im Moment sprach niemand ein Wort, weil keiner von ihnen wirklich wusste, wie er das Gespräch beginnen sollte. Doch schließlich fasste sich Seung-Hyun ein Herz.
 

"Ji-Yonga, wir müssen jemanden einschalten. Die ganze Sache ist zu heiß. Du weißt, wir hatten solche Probleme noch nie, und wissen nicht, wie wir richtig mit ihnen umgehen müssen, also sollten wir lieber zu vorsichtig sein, bevor hinterher jemand... bevor du verletzt wirst. Wir haben es mit einem Verrückten zu tun!"
 

Der Jüngere reagierte mit einem bedachten Nicken. Er sah die Dinge nun klarer. Genau aus diesem Grund hatte er sich entschieden, mit allen gemeinsam zu sprechen.
 

"Du hast recht. Ihr habt alle recht. Und ich wollte mich entschuldigen."

Demütig stützte er seine Hände auf seinen Knien ab und neigte den Kopf weit nach unten, um ihnen zu beweisen, dass er es nun wirklich verstanden hatte.

"Ich bin mir nun im Klaren darüber, dass diese Sache nicht nur für mich sondern auch für euch gefährlich werden kann. Das habe ich vorher nicht bedacht... eigentlich habe ich überhaupt nicht nachgedacht. Bitte verzeiht mir, dass ich euch in Gefahr gebracht habe."

In seiner geneigten Haltung verharrend erwartete er eine Antwort, doch das, was ihn zu allererst erreichte, war ein Klaps auf den Hinterkopf. Mit verdutztem Gesicht suchte er nach dem Übeltäter. Young-Bae hatte sich über den Tisch gebeugt und betrachtete ihn vorwurfsvoll.
 

"Ya! Seit wann sprichst du mit uns so förmlich?"
 

"Aber-"
 

"Hyung, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wichtig ist, dass wir nun das Richtige tun.", unterbrach ihn Dae-Sung und lächelte sein glückliches Lächeln, welches auch Ji-Yongs Mundwinkel dazu brachte, sich wieder etwas heben.
 

"Danke."

Dieser Dank ging an jeden von ihnen. Jedoch hatte er das Bedürfnis für eine Person im Raum noch ein klein wenig mehr zu tun. Allerdings würde er sich dies für einen späteren Zeitpunkt aufheben müssen.
 


 

"Ja, vielen Dank, das wird eine große Hilfe sein. Ja. Auf Wiederhören."
 

Seung-Hyun hängte den Hörer wieder ein und drehte sich zu seinen Freunden um, welche ihn während des Telefonats, in dem er ausführlich die ungewöhnlichen Vorkommnisse geschildert hatte, aufmerksam betrachtet hatten.

Sie hatten beschlossen, als erstes ihren Manager zu informieren, dieser sollte alles weitere mit dem Entertainment abklären.
 

"Und, was ist nun, was hat er gesagt?", drängte Dae-Sung auf gute Neuigkeiten.
 

"Also", begann Seung-Hyun und setzte sich zu seinen Freunden, "wir bekommen auf jeden Fall verstärkte Security, wenn wir unterwegs sind und es wird sofort ein Wachmann vor dem Gebäude postiert. Sollten wir noch einen Vorfall bemerken, sollen wir ihm unverzüglich bescheid geben. Er macht sich große Sorgen um Ji-Yong. Zudem ist er froh, dass wir ihm davon erzählt haben. Es sei sehr unvorsichtig von uns gewesen, das auf die leichte Schulter zu nehmen."

Der letzte Satz war nicht als Seitenhieb auf Ji-Yong gedacht, doch Seung-Hyun bemerkte, wie sein Freund neben ihm den Blick senkte und wieder beschämt in seinen Schoß starrte. Von allen anderen unbemerkt wanderte Seung-Hyuns Hand auf den Rücken des Unglücklichen und streichtelte ihn sanft, um ihn wieder aufzumuntern. Er war froh, dass auch Ji-Yong die Nähe genoss, die er so freudig geben wollte.
 

Ihr Ältester hatte wirklich ein Talent dafür, dies in die Hand zu nehmen. Er hörte sich gefasst und sachlich an, als er das Telefonat führte. Ji-Yong war sich sicher, dass er es niemals fertig gebracht hätte, darüber zu sprechen. Natürlich, es betraf ihn direkt und doch...es war seine Schuld, dass es erst soweit kommen konnte.

Das Streicheln, das von Seung-Hyun kam, ließ ihn wieder aufsehen, genau in dessen Augen und er spürte, wie diese Berührung ihm Kraft gab. Tief atmete er ein und aus. Endlich konnte ihn Erleichterung durchfließen.
 

"Gut, dann werden wir heute Abend zu Präsident Yang gehen und ihn noch einmal persönlich in Kenntnis setzen. Mit dem Brief."

Young-Bae nahm das Papier an sich, welches die gesamte Zeit auf der Tischplatte gelegen und Ji-Yong in seinen Gedanken dreckig angelacht hatte. Er war froh, als es aus seiner Sicht verschwand. Da Young-Bae nichts Besseres einfiel, steckte er es in eine verschließbare Plastiktüte, gerade wie ein Beweisstück.

Nun hieß es für sie den Abend abzuwarten.
 

Ji-Yong war nervös. Sie betraten das Gebäude des Entertainments unter Aufsicht und fuhren mit dem Fahrstuhl ins oberste Stockwerk. Den gesamten Tag über hatte der Leader sich gut gehalten. An der Seite von Seung-Hyun war es ihm möglich gewesen, den Termin, den sie nun antraten, zu vergessen.

Doch jetzt knetete er seine Hände unruhig und schien gar nicht mehr damit aufhören zu können. Nur ungern wollte er dem Präsidenten in die Augen sehen und von allem berichten.

Nachdem sie in sein Büro getreten waren, erhob sich ihr Vorgesetzter und Ziehvater Yang Hyun-Seok sofort von seinem Schreibtisch und kam auf die Gruppe zu.
 

"Da seid ihr ja. Wie geht es euch? Ji-Yong, ist alles soweit in Ordnung?"

Er legte dem Leader, welcher zwischen den anderen stand, beide Hände auf die Schultern und sah ihn besorgt an. Der Präsident hatte sich wirklich immer gut um sie gekümmert, schoss es Ji-Yong durch den Kopf. Gerade deshalb fühlte er sich schlecht dabei, das Problem verheimlicht zu haben.

Der Angesprochene räusperte sich und nickte.
 

"Ja, es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut."
 

"Das erleichtert mich. Aber es war wirklich dumm von euch, euch nicht sofort mit der Security in Verbindung zu setzen. Schon beim ersten Vorfall hättet ihr das tun müssen."
 

"Nein, bitte, das war meine Schuld. Die anderen haben nichts damit zu tun", räumte Ji-Yong hastig ein und hob abwehrend die Hände. Sie alle konnten nicht für seinen Fehler verantwortlich gemacht werden.
 

Der Präsident nickte und ließ das Thema der Schuld fürs Erste auf sich beruhen.
 

"Bitte setzt euch doch", bat er und deutete auf eine mehrteilige, mit schwarzem Leder bezogene Couchgarnitur, die auf einer Seite des Büros stand.

Yang selbst setzte sich in einen Sessel, während die Jungs sich auf dem gewinkelten Sofa niederließen. Jeder von ihnen saß gerade und mit in den Schoß gelegten Händen da, darauf bedacht einen möglichst guten Eindruck zu machen.
 

"Nun, euer Manager hat mir schon in den Grundzügen berichtet, was geschehen ist, aber er hatte wirklich nicht viel Zeit, deswegen würde ich euch bitten, mir nochmal alles zu erzählen, damit wir die geeigneten Maßnahmen einleiten können"
 

Ji-Yong wollte ansetzen zu berichten, aber Seung-Hyun, der bemerkte, wie bedrückt und nervös dieser war, nahm ihm zumindest den ersten Teil der Erläuterung ab und vermied dabei wohlweißlich zu erwähnen, was er zu dem Zeitpunkt schon geraten hatte und wie unverantwortlich ihr Leader mit der Situation umgegangen war. Dankbare, braune Augen zwinkerten ihm von der Seite zu, doch dann war schließlich der Zeitpunkt erreicht, an dem Seung-Hyun nicht mehr weiterwusste.
 

"Ji-Yong,", sprach Yang noch einmal die Hauptperson des Falls an. Sie mussten nun zu den wirklich wichtigen Fragen kommen. "Ich bitte dich, genau darüber nachzudenken. Ist dir jemand aufgefallen, der öfter in deiner Nähe zu sein schien? Jemand, der sich seltsam verhalten hat? Wenn er oder sie in eure Garderobe eindringen und das Päckchen liefern sowie den Brief in deine Tasche stecken konnte, könnte es sogar einer unserer Mitarbeiter sein."
 

Der Leader merkte auf und ließ sich diese Frage durch den Kopf gehen. Seine Augen wanderten an der gegenüberliegenden Wand hinauf, während er versuchte sich jedes Ereignis der letzten Wochen in sein Gedächtnis zu rufen. Dann schüttelte er den Kopf.
 

"Nein. Ich kann mich an niemanden erinnern. G-glauben sie wirklich, dass es jemand vom Staff sein könnte?", hakte er mit einem Zittern in der Stimme nach. Dieser Gedanke bereitete ihm noch weitaus mehr Unbehagen. Wenn dies so wäre, könnte derjenige ohne großes Aufsehen in ihre Nähe kommen und ihm überall hin folgen. Ji-Yongs Haltung verkrampfte sich und ihr Boss seufzte.
 

"Ja, leider muss ich zugeben, dass ich davon fast überzeugt bin. Natürlich gibt es keinen Beweis, aber wir sollten auf jeden Fall alle Mitarbeiter, die regelmäßig mit euch zusammen sind, überprüfen. Macht euch keine Sorgen, ich werde das anordnen. Und ihr seid von jetzt an vorsichtiger. Geht nirgends mehr allein hin und versucht auch eventuell für eine Weile nicht auszugehen. Ich weiß, das wird anstrengend, aber es ist nur zu eurem Besten."
 

Sie nickten, um zu signalisieren, dass sie die Anordnung verstanden hatten. Dies würde nun eine schwere Zeit für sie werden, aber sie würden es überstehen.

Sie hofften es alle, als sie sich tief verneigten und sich vom Präsidenten verabschiedeten.
 

Auf dem gesamten Weg zurück zu ihrem Apartement sprach die Gruppe kaum ein Wort miteinander. Seung-Ri beobachtete Ji-Yong von der Seite her und es hatte den Anschein, als ob dieser vor Erschöpfung nicht einmal mehr denken konnte. Seine Augen waren halb geschlossen und stumpf. Er wollte ihn gern fragen, ob er etwas bräuchte, doch eigentlich war dies offensichtlich. Daher hielt der Jüngste sich zurück und schwieg.
 

Allerdings lag Seung-Ri falsch mit seiner Vermutung. Ji-Yong konnte noch denken und er dachte viel. Die Warnung des Präsidenten zog Kreise in seinem Kopf und ließ ihm keine Ruhe. Die Nervosität, die ihn seit Tagen festhielt, wurde schlimmer. Wenn jeder es sein könnte, wie war es dann möglich, den Sicherheitsleuten zu vertrauen? Durften sie in diesem Fall überhaupt noch jemandem Vertrauen schenken?
 

Seung-Hyun streckte ihm seine Hand entgegen, um ihm aus dem Wagen zu helfen, als sie angekommen waren. Und er hielt sie noch während sie durch den Regen - das Wetter war am Abend umgeschlagen - bis zum Haupteingang rannten. Ji-Yong hatte den Verdacht, dass dies das Einzige war, was ihn dazu bringen konnte, weiterzulaufen.

Und dieser Verdacht sollte zur Wahrheit werden.

Kaum, dass sich die Tür ihres Apartments hinter ihm schloss und der Ältere sich wieder von ihm entfernte, begann sich die Welt um ihn zu drehen. Er verstand nicht ganz, was geschah, doch als er die Rufe seiner Freunde aus der Ferne hörte, ahnte er, dass es irgendetwas Schlimmes sein musste. Dann wurde es dunkel um ihn.
 

Seung-Hyun hatte sich abgewendet, um sich aus seiner nassen Jacke zu schälen und war dann kurz in die Küche verschwunden, um Teewasser aufzusetzen. Sie waren zwar nur ein paar Meter durch den Regen gelaufen und doch schienen sie bis auf die Knochen durchnässt.

Die sorgenvolle Stimme Seung-Ris erschallte hinter ihm und dieser erschien Türrahmen.
 

"Hyung, schnell! Ji-Yong er ist..."
 

Doch das genügte schon. Seung-Hyun drängte sich an dem Jüngeren vorbei und erreichte nach ein paar großen Schritten die Stelle, an der Ji-Yong vor zwei Minuten noch gestanden hatte. Jetzt lag er halb, lehnte halb an der Wand, den Kopf auf die eigene Schulter gebettet. Seine Aguen waren leer und seine Wangen leichenblass. Neben ihm kniete Dae-Sung, die Augen vor Schock weit aufgerissen und schien nicht zu wissen, wie er mit der Situation umgehen sollte.

Seung-Hyun ließ sich neben seinem Freund auf den Boden fallen und zog ihn sanft in die Arme. Während er ihm zärtlich über das glühend heißte Gesicht schreichelte, drehte er sich zu Dae-Sung um und zischte ihm mit solcher Eindringlichkeit zu, dass er beinahe Angst bekam:
 

"Geh endlich ein Glas Wasser holen! Siehst du nicht, dass Ji-Yong ohnmächtig ist?!"

Dann wandte er sich wieder seinem Freund zu, und sofort wurde sein Blick wieder sanft.

"Ji-Yonga...", wisperte er und beugte sich tief über ihn. "Ji-Yonga, wach auf. Es ist alles in Ordnung..."
 

Neben ihnen standen Young-Bae und Seung-Ri. Sie wollten helfen, irgendetwas tun können, doch in diesem Moment würde ihr Ältester die beste Medizin sein. In Young-Baes Brust breitete sich erneut ein Gefühl der Hilflosigkeit aus und in Seung-Ris Gesicht konnte man etwas sehr ähnliches lesen, gepaart mit der Angst, ihren Leader zu verlieren.

Endlich öffnete Ji-Yong die Augen. Doch es war, als würde er nichts von seiner Umgebung wahrnehmen. Seine Augen blickten ins Leere und sein Mund war leicht geöffnet. In diesem Moment kam Dae-Sung mit dem Glas und Seung-Hyun riss es ihm beinahe aus der Hand.

Ohne jegliche Anstrengung stemmte er den zerbrechlichen Körper seines Freundes hoch, sodass er in fast aufrechter Position an seiner Schulter lehnte und hielt ihm das Glas an die Lippen.
 

"Trink einen Schluck, das ist wichtig. Du warst ohnmächtig"
 

Ji-Yong schien nicht zu hören, doch als Seung-Hyun das Glas ein wenig ankippte, trank er begierig einige Schlucke.

Danach stellte der Ältere es beiseite und drehte sich zu seinen Freunden um.
 

"Ich würde ihn gern in sein Bett tragen, aber ich bekomme ihn nicht alleine hoch, ohne ihm wehzutun, kann mir bitte jemand helfen?", bat er und Young-Bae trat sofort nach vorn.
 

"Schon gut ich...", kam es mit brüchiger Stimme aus dem Häufchen Elend in Seung-Hyuns Armen. "Ich kann schon alleine gehen..."
 

"Nein, kannst du nicht. Young-Bae und ich werden dich jetzt tragen!"
 

Ji-Yong fühlte kaum noch etwas. Als er in Seung-Hyuns Armen wieder zu sich kam, wusste er nicht einmal, ob er lag oder stand. Und auch das plötzliche Fieber, das ihn überkam, hatte der Jüngere nicht kommen gespürt.

Das kühle Wasser in seiner Kehle gab ihm die Fähigkeit zu sprechen, doch seine Worte waren nicht viel Wert, deshalb fügte er sich. Ihm fehlte die Kraft, sich zu wehren. Sein Körper war wie tot.

Young-Bae hatte die dünnen Beine ihres Leaders ergriffen. Ihn wunderte es nicht, dass dieser zusammengebrochen war. Vorsichtig brachten sie ihn in ihr Zimmer und legten ihm auf seinem Bett ab. Der Jüngere sah grauenvoll aus.
 

"Ich werde noch etwas zu trinken holen", kündigte er mit gedämpfter Stimme an und zog Ji-Yong dabei seine Schuhe aus, um sie mitzunehmen. Dann verschwand er in der Küche, wobei er an Dae-Sung und Seung-Ri im Flur ein paar Aufgaben verteilte, um sie zu beschäftigen. Beide waren ihm mehr als dankbar dafür.
 

Orientierungslos bewegte sich Ji-Yongs Kopf von einer auf die andere Seite, während sich seine Augen durch den Raum tasteten. Endlich realisierte er, dass sie sich jetzt in ihrem Zimmer befanden.

Neben ihm bewegte sich etwas. Durch den Schleier vor seinen Pupillen erkannte er die Umrisse seines Freundes. Ji-Yong versuchte seinen Oberkörper anzuheben, um ihm näher zu kommen.

Er hatte ihm doch danken wollen.

Er musste es doch wieder gut machen.
 

"Hyung...", krächzte er, doch es war kaum ein Flüstern, das seinen Mund verließ. Trotzdem strengte der Jüngere sich weiter an. Auch als er kaum noch Luft bekam.

Seine Finger erreichten das Oberteil des Älteren und krallten sich daran fest. Ji-Yong lächelte. Seine Augen waren glasig. Aber das Gesicht Seung-Hyuns war direkt vor ihm.

"Hyung, ich ....muss dir....noch....danken....für...für..."

Ein Zittern erfasste seinen gesamten Körper und schnitt ihm das Wort ab. Der Jüngere wusste nicht, wie ihm geschah, als ihn ein heftiger Schüttelfrost überkam, der ihm jegliches Sprechen versagte. Ihm war plötzlich eiskalt.
 

"Psssst, du darfst jetzt nicht sprechen!", befahl Seung-Hyun sanft doch bestimmt und legte wieder die Arme um den zitternden Freund.
 

"Aber..." wisperte Ji-Yong, doch dann erstarb seine Stimme vollends.
 

Seung-Hyun versuchte ihm so viel Wärme zu spenden, wie es ihm möglich war, doch er konnte den ungehemmten Zitteranfall nicht stoppen.
 

"Young-Bae!", rief er so laut er es sich getraute und sofort kam der Jüngere ins Zimmer gelaufen, in der Hand eine Flasche Mineralwasser und zwei Plastikbecher.
 

"Gibt mir die Decke aus meinem Bett und sieh zu, dass du im Wohnzimmer noch welche auftreiben kannst. Und sag den Kleinen, dass sie eine Wärmflasche machen sollen. Ji-Yong hat Schüttelfrost."
 

Young-Bae nickte und war sofort wieder aus dem Zimmer verschwunden.
 

Beide Gestalten saßen einfach nur da, ineinander verschlungen. Einer zitternd wie Espenlaub und mit aller verbliebenen Kraft erneute Tränen unterdrückend, der andere mit sorgenvollem Blick, so gut er konnte die starke Schulter bietend, die Ji-Yong so dringend zu benötigen schien.

Erst, als er seinen Freund in weitere zwei Decken eingepackt und ihm eine Wärmflasche unter diese gesteckt hatte, begann das unkontrollierte Zittern sich zu legen und seine Augen fielen langsam zu. Als Seung-Hyun sich sicher war, dass der andere schlief, bettete er ihn vorsichtig auf sein Kissen und stand auf, um sich selbst umzuziehen. Er bemerkte, wie Ji-Yong wieder unruhig wurde, sobald er vom Bett aufgestanden war und versuchte, sich zu beeilen. Doch er kam nicht umhin, noch einen Abstecher in die Küche zu machen und noch ein paar Worte mit dem Rest der Gruppe zu wechseln.
 

"Ji-Yong ist eingeschlafen", informierte er die drei neuierigen Augenpaare, die sich ihm sofort zugewandt hatten, sobald er die Küche betrat.

"Young-Bae", wandte er sich dann an ebenjenen, "ich weiß, du hast schon in der letzten Nacht nicht in deinem Bett geschlafen, aber würde es dir etwas ausmachen, auch heute...?"

Seung-Hyun kam sich ein wenig unverschämt vor, so etwas zu fordern, aber es war schließlich zu Ji-Yongs Bestem.

Young-Bae stimmte sofort zu.
 

"Natürlich. Ich konnte letzte Nacht bei Seung-Ri schlafen, vielleicht lässt er mich ja wieder. Ansonsten schlafe ich im Wohnzimmer."
 

"Nein, kein Problem, schlaf ruhig bei mir."

Seung-Ri nickte und einen Moment fragte Seung-Hyun sich, ob er da einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen entdeckt hatte. Doch er hatte gerade nicht die Muße sich mit etwas derartigem auseinanderzusetzen. Er wollte so schnell wie möglich wieder zu Ji-Yong, bevor dieser noch aufwachte. Und er würde die ganze Nacht wachbleiben, wenn es sein musste.
 

"Danke!" er verbeugte sich leicht, schnappte sich eine Packung Schokoriegel aus dem fast leeren Vorratsschrank und verschwand wieder in sein Zimmer.
 

Es war tatsächlich schon spät, als Seung-Hyun endlich einschlief, den einen Arm unter Ji-Yongs Halsbeuge, den anderen um seine Hüfte gelegt. Sein Freund war noch immer blass, aber er zitterte nicht mehr und die unruhigen Bewegungen, die er am Anfang gezeigt hatte, waren nun auch fast gänzlich verschwunden.
 

"Ach Ji-Yong, was machst du nur immer wieder für Sachen", flüsterte er, dann schlief auch er ein.
 

Traumlos ging diese Nacht an ihnen vorbei. Seung-Hyuns Anwesenheit machte Ji-Yong ihm möglich, einen totengleichen Schlaf zu durchleben. Ein Schlaf, der es ihm erlaubte, sich von den Dingen zu lösen, die ihn beinahe von innen zerfressen hätten.
 

Das Erste, was der Jüngere früh am nächsten Morgen verspürte, war Hitze. Schweiß stand ihm auf der Stirn und lief an seinen Schläfen herunter. Dies weckte ihn gänzlich. Seine Sicht schärfte sich innerhalb weniger Sekunden und auch sein Denken verlief wieder in normalen Bahnen. An den gestrigen Abend konnte er sich kaum erinnern. Was war geschehen im Büro vom Präsidenten? Sie waren doch dort gewesen.

Alles von diesem Punkt an hätte auch nur Teil eines Traumes sein können.

Ein sanfter Luftzug streichelte sein linkes Ohr. Er war angenehm kühl und ließ ihn aufatmen. Ji-Yong wollte sich umdrehen, doch seine Bewegungsfähigkeit war durch mehrere Decken eingeschränkt worden. Er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, warum er derart einschnürt war, aber es gelang ihm nicht. Mit etwas Kraft brachte der Leader es fertig, die Decken zu lösen und sich herumzurollen.

Wenige Zentimeter vor ihm, tief in das Kopfkissen gedrückt, befand sich das Gesicht Seung-Hyuns. Seine schönen Augen waren von seinen Lidern verdeckt und sein flacher Atem verriet Ji-Yong, dass er noch immer im Land der Träume schwebte.
 

"Wieder eine Nacht, in der du mich gerettet hast.", wisperte er. Wie oft würde dies noch passieren? Wie tief würde er am Ende in des Älteren Schuld stehen?

Vorsichtig richtete er sich auf und beugte sich über seinen Freund. Ohne zu zögern näherten sich seine heißen Lippen dessen Wange und er drückte einen zarten Kuss darauf. Es war viel zu wenig, das er geben konnte.

Als Ji-Yong seinen Kopf wieder anhob, wobei er gegen einen aufkommenden Schwindel ankämpfen musste, bemerkte er nicht das Zucken von Seung-Hyuns Augenlidern. Er hatte ihn unbeabsichtigt geweckt.
 

Nicht allzu weit entfernt befand sich Seung-Ri in seinem Bett und hatte seine wachenden Augen auf Young-Baes schlafendes Gesicht gelegt. Er war bereits seit einer Stunde dem Schlaf entkommen und hatte sich seither nur dieser Beschäftigung hingegeben. Einer Beschäftigung, der er sich den gesamten Tag widmen könnte, wenn er nicht gezwungen wäre, in die reale Welt zurück zu kehren. Die Sorgen um ihren Leader waren nicht verflogen, aber es genügte ihm, diesen Menschen so nah bei sich zu haben, um ihm Ruhe und Zuversicht zu geben.
 

Seung-Hyun öffnete langsam die Augen und blickte in das schwach lächelnde Gesicht seines besten Freundes. Er konnte nicht genau sagen, was ihn geweckt hatte, aber er fühlte die Schmetterlinge in seinem Bauch und ein Glücksgefühl in seiner Brust, welches nichts mehr mit den sorgvollen Stunden des letzten Abends gemein hatte. Es war, als wären mit der Dunkelheit auch die Angst und die Unsicherheit gegangen. Sie würden dies zusammen durchstehen, davon war er überzeugt.
 

"Guten Morgen, Ji-Yonga", gähnte er und vergrub das Gesicht nochmal in den Kissen, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Dann schaffte er es endlich, sich aufzurappeln. Er stützte seinen Kopf in die Hand und betrachtete seinen Freund eine Weile.

"Na, geht es dir wieder besser?" Fast hätte er 'Schatz' angehängt, aber er biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Das hätte ein wenig peinlich werden können.
 

Ji-Yong nickte und lächelte.
 

"Ja, mir ist noch ein bisschen schwindelig, aber es geht wieder. Dank deiner Hilfe!"
 

Es war ein wunderschönes Gefühl hier neben Ji-Yong zu liegen. Zu sehen, dass es ihm gut ging, Seine Wärme zu spüren. Seung-Hyun fühlte, dass der Fuß seines Freundes sanft sein Schienbein streifte, als dieser sich zu ihm umdrehte und ein wohliger Schauer jagte über seinen Körper. Wie schon viele Male zuvor musste er mit aller Kraft den Drang niederkämpfen, ihn zu küssen.
 

Im Nebenzimmer, in dem Dae-Sung noch friedlich schnarchte, hatten zwei andere es aufgegeben, gegen diesen Drang anzukämpfen. Die Sonne schien genau auf das Bett, in dem Young-Bae und Seung-Ri geschlafen hatten und es war, als würde sie die beiden Liebenden wohlwollend betrachten.

Seung-Ri spürte die Schmetterlinge in seinem Bauch Achterbahn fahren und er hatte den Eindruck, als sei die frische Winterluft von Engelsgesang und Glockengeläut erfüllt(XD). Kichernd ließ der Jüngere sich auf den Rücken fallen und zog den Älteren mit sich. Er konnte nicht recht glauben, was gerade passierte. Es war so unwirklich und gleichzeitig wunderschön, sodass er noch nicht überzeugt war, dass es wahr sein konnte.
 


 

"Hast du da auch gerade jemanden kichern hören?", durchbrach Seung-Hyun die Stille und horchte angestrengt auf die Geräusche aus dem Nebenzimmer.

Ji-Yong ließ sich wieder in sein Kissen sinken, doch merkte er sofort auf, als der Ältere etwas von einem Kichern erzählte. Er spitzte seine Ohren und tatsächlich, ein leises Lachen erklang von nebenan. Der Jüngere wandte sich wieder Seung-Hyun zu und zuckte mit den Schultern, so gut es ihm im Liegen möglich war.
 

"Vielleicht hat Seung-Ri einen schönen Traum, wer weiß...wo ist eigentlich Young-Bae?"

Er stützte sich auf seiner Matratze ab und drehte sich auf die andere Seite, um das Bett ihres Freundes leer und unangetastet vorzufinden. Ein Umstand, der ihm schon früher aufgefallen war. Dann drehte er den Kopf nach hinten, um Seung-Hyun wieder ins Gesicht zu sehen.

"Hat er meinetwegen woanders... geschlafen?"

Bedrückung spiegelte sich in seinen Zügen wieder.
 

Seung-Hyun hob erstaunt die Augenbrauen, als ihm diese Frage gestellt wurde und im gleichen Zug kam ihm eine Idee, was Seung-Ri in diesen frühen Morgenstunden einen derartigen Spaß bereiten könnte. Allerdings hielt ihn der Ausdruck in den Augen des Jüngeren davon ab, etwas in jene Richtung zu erwähnen.
 

"Ja schon, aber es war besser so. Außerdem macht es ihm wirklich nichts aus. Also keine Sorge..."

Seine Hand fand sich im schweißfeuchten Haar Ji-Yongs wieder und wanderte dann tiefer, um dessen Temperatur zu erfühlen. Sie war noch immer zu hoch, jedoch sah sein Freund bereits um einges besser aus.
 

"Hyung..."
 

"Mh?"
 

"Wir waren gestern Abend beim Boss, oder?...O-oder war das ein Traum?"
 

"Doch, waren wir. Es lief alles sehr gut und du hast dich tapfer gehalten", antwortete Seung-Hyun lächelnd. Er zögerte einen kurzen Augenblick, bevor er fortfuhr, denn er ahnte, dass es diese Information gewesen war, die Ji-Yong dermaßen aus der Bahn geworfen hatte. Aber es totzuschweigen, würde auch keinen Sinn machen.
 

"Er hat vermutet, dass einer aus dem Staff für das alles verantwortlich ist."

Er hielt kurz die Luft an, als wartete er auf einen erneuten Zusammenbruch Ji-Yongs, doch dieser nickte nur leicht.
 

"Ja, das liegt... nahe... Es macht die Sache nicht einfacher, aber irgendwie kommen wir schon damit klar."

Es war als wollte er sagen: Ich komme schon damit klar, solange ich dich habe.

Wieder lächelten sie sich einfach nur an, doch plötzlich würde die Ruhe von einem leisen Stöhnen und einem darauffolgenden Lachen durchbrochen.
 


 

Young-Bae wusste selbst nicht, was in ihn gefahren war. Alles, was ihm klar wurde, als er erwachte und Seung-Ri in die überraschten Augen sah, war, dass er zutiefst verliebt war. Sobald jener Gedanke sich vollkommen in seinem Kopf ausgebreitet hatte, hatte er einfach gehandelt. Der Ältere hatte genügend Vertrauen in seine Menschenkenntnis, um sich sicher sein zu können, dass sein Freund ihn nicht hassen würde. Und er wurde nicht entäuscht.

Nun lag er mit von Glück erfüllter Brust auf ihm und verging sich an seinem schlanken Hals, während er genüsslich Seung-Ris leisem Kichern lauschte.
 

"Haha, Hyung pass auf, sonst wecken wir noch Dae-Sung auf", flüsterte Seung-Ri gegen das strubbelige Haar des anderen und musste sich sehr zurückhalten, nicht in lautes, albernes Lachen auszubrechen.

Doch Young-Bae ignorierte ihn vollkommen und platzierte seine Küsse ein wenig tiefer. Und noch ein wenig tiefer. Ließ seine Zunge über das Schlüsselbein des anderen fahren. Schmeckte salzigen Schweiß. Er wollte ihn. Wollte ihn mehr als alles andere auf der Welt und nur noch davon war sein Denken eingenommen.
 


 

Seung-Hyun mochte überhaupt nicht daran denken, was die beiden im Nebenzimmer trieben. Allein der Gedanke an den Gedanken trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht. Er war nicht prüde, Gott bewahre. Aber dieses Kichern klang ganz eindeutig nach etwas Unanständigem.
 

"Ji-Yonga, sag doch, hast du schön geträumt?", versuchte er die eindeutigen Geräusche aus dem benachbarten Raum zu übertönen, doch er stotterte dabei ein wenig.
 

"Hyung, was ist denn auf einmal los, du glühst ja wie eine Tomate", stellte Ji-Yong leicht besorgt fest und legte dem Älteren eine Hand auf die Stirn.

"Nicht, dass ich dich angesteckt habe!"
 

"Äh nein, es geht mir gut", versicherte Seung-Hyun und konnte sich nicht davon abhalten weiter auf die Laute aus dem Nebenzimmer zu lauschen. Hatte er da etwa eine voyeuristische Ader an sich entdeckt? Er ließ sich wieder in die Kissen sinken und drehte sich so auf die Seite, dass er seinem Freund in die Augen sehen konnte.
 

"Ich freue mich, dass es dir wieder besser geht. Ich hab mir wirklich große Sorgen gemacht"
 

Ji-Yong wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, doch große Hände zerzausten ihm das Haar.
 

"Wage es ja nicht, dich zu entschuldigen", lachte Seung-Hyun, als hätte er die Gedanken des Jüngeren gelesen.

"Ich glaube, jeder in deiner Situation hätte so reagiert."
 


 

Das plötzliche Stöhnen hatte Seung-Ri nicht zurückhalten können. Young-Bae hatte seine Zunge überraschend tief in seinen Bauchnabel gepresst und diese obszöne Berührung jagte einen Stromschlag durch seinen empfindlichen Körper.

Als er es geschafft hatte, dem Jüngeren noch andere Laute als dessen Lachen zu entlocken, war der Ältere bereits sehr befriedigt, doch leider mussten sie ihrem Spiel nun ein Ende setzte. Dae-Sung regte sich gefährlich stark in seinem Bett und schien langsam aber sicher zu erwachen. Enttäuscht bemerkte Seung-Ri, wie sein Freund von ihm abließ und wieder höher rutschte. Er zog sein T-shirt zurecht und legte seinen Kopf entspannt auf dessen Brust. Aber sein Mund blieb verschlossen. Der Jüngere wagte es nicht, alles zu zerstören, indem er etwas Falsches von sich gab.
 


 

"Hey, hör auf!", lachte Ji-Yong und versuchte sich vergeblich den Händen des Älteren zu entziehen. All dies tat so gut. Jede Berührung war seine Medizin. Und während Seung-Hyun wieder von ihm abließ und sie noch einige Minuten einfach nebeneinander lagen und sich ansahen, dachte er, dass ihre Beziehung sehr besonders war. Er schloss noch einmal die Augen und genoss es, dass sein Freund begann, seinen Rücken zu streicheln, was ihm ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberte. Beinahe hätte der Schlaf Ji-Yong erneut eingeholt. Er spürte, wie die Müdigkeit über ihn herfiel und seinen Atem wieder erflachen ließ. Doch bevor dies vollständig geschah, zwang er sich, wieder zu erwachen und stemmte sich aus den Kissen. Seine Kleidung war vollkommen durchgeschwitzt. Er musste dringend unter die Dusche. Entschlossen schwang er die Beine aus seinem Bett.
 

Seung-Hyun erschrack über das abruppte Aufstehen des Jüngeren und erhob sich selbst.
 

"Ji-Yonga, was tust du? Sei vorsichtig."
 

"Ganz ruhig, Hyung. Ich will nur ins Bad."

Mit dieser Erklärung kam er auf die Beine, taumelte leicht und fand letztlich sein Gleichgewicht. Zwei Hände griffen stützend seinen Arm, aber er wies sie von sich.

"Ich schaffe das schon.", versprach er so zuversichtlich wie nur möglich und sah Seung-Hyun bittend in die Augen. Dieser ließ nur ungern von ihm ab, hatte aber keine andere Wahl.
 

"Aber wenn etwas ist dann-"
 

"Ich werde sofort um Hilfe rufen", verkündete der Jüngere und setzte sich in Bewegung. Zwar fühlte er sich schwach und als würde er über schwankenden Boden laufen, aber wenn er an Seung-Hyuns große Sorge dachte, breitete sich ein warmes Gefühl in ihm aus.
 

...Ich will dich doch nur beschützen...
 

Dieser Satz war für die Ewigkeit in sein Gedächtnis eingebrannt. Nie würde er ihn vergessen können.
 

Seung-Hyun blieb noch eine Weile im Bett sitzen, eine Decke über die Beine gebreitet und an die Wand gelehnt, die zum Bad abschloss. Erst als er das Wasser rauschen und Ji-Yong leise vor sich hinträllern hörte, konnte er aufhören, sich Sorgen zu machen. So lange sein Freund noch unter der Dusche sang, war alles in Ordnung. Er registrierte außerdem, dass die obszönen Töne aus dem Zimmer auf der anderen Seite aufgehört hatten und dass stattdessen Dae-Sung laut und ungebremst irgendetwas erzählte. Was genau, konnte er durch die Wände nicht verstehen.

Endlich erhob auch Seung-Hyun sich endgültig und schlenderte in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Auf seinem Weg dorthin klopfte er ein paar Mal fest gegen die Tür des Nebenzimmers.
 

"Los Jungs, aufstehen, ich werde das Frühstück sicher nicht alleine machen!"
 


 

"Wie ich sehe, geht es dir wieder besser", stelle Seung-Ri fest, der als letzter zum Frühstück erschien, einen großen Handtuchturban um den Kopf gewickelt und in einem feuchten T-Shirt Ji-Yong von hinten umarmend.
 

"Ja!", nickte dieser und grinste über die Schulter ihrem Jüngsten ins Gesicht.
 

Seung-Hyun kam es vor wie Weihnachten und Geburtstag an einem Tag. Das ständige Lächeln auf den Lippen seines Freundes beobachten und seit einer gefühlten Ewigkeit endlich mal wieder kräftig zulangen zu können war herrlich. Und auch Ji-Yong aß wie ein Scheunendrescher.
 

Dieser Morgen erweckte den Anschein, sie hätten die Krise schon längst überwunden. Während der Leader kauend seinen Blick über ihre Gesichter wandern ließ und den Gesprächen lauschte, welche nun entspannt und ausgelassen waren, begann in ihm die Sicherheit zu wachsen, dass keine Macht der Welt ihren Frieden stören könnte. Allerdings, sollte dies jemand versuchen, würden sie ihm sehr genau klar machen, was sie von dieser Idee hielten.

Hier und jetzt war er wirklich glücklich.
 

"Sag mal Seung-Ri, was hast du eigentlich Schönes geträumt?"
 

Der Jüngere verschluckte sich an einem Stück Toast und hustete, wobei Young-Bae heimlich zu grinsen begann.
 

"W-was meinst du?", fragte er innerlich betend dass ihm die Wahrheit nicht ins Gesicht geschrieben stand. Ji-Yong kam dies etwas komisch vor, aber er konnte nicht ahnen, dass Young-Bae die Nacht bei ihrem Jüngesten verbracht hatte.
 

"Dein Lachen war nicht zu überhören. Oder hat Dae-Sung eine komödiantische Morgeneinlage gebracht?"
 

"Das war wohl eher Young-Bae Hyung", fiel Dae-Sung ein, bevor ihn jemand davon abhalten konnte. Der Erwähnte zuckte leicht zusammen und fühlte sich ertappt, begann dann aber zu lachen.
 

"Warum lacht ihr?", fragte Ji-Yong.
 

"Young-Bae hat heute Nacht bei Seung-Ri und Dae-Sung geschlafen...wahrscheinlich hat er ihn geärgert", antwortete Seung-Hyun beschwichtigend, um das Gespräch nicht in die falsche Richtung laufen zu lassen. Es wäre den beiden sicher mehr als peinlich, jetzt über ihr Bettgeflüster sprechen müssen. Ji-Yong allerdings war etwas entrüstet.
 

"Was? Warum hast du mir das nicht schon vorher erzählt?"
 

"D-das ist doch nicht so wichtig. Bist du fertig, wenn ja, dann räumen wir ab. Du musst ins Bett."
 

Der Jüngere war nicht zurfrieden mit dieser Antwort, doch ließ ihm sein Freund keine Wahl und scheuchte ihn zurück ihn ihr Zimmer, damit er sich wieder hinlegte.
 


 

Der Tag verlief sehr ruhig und entspannt, obwohl Seung-Hyun seine liebe Mühe hatte, ihren Leader dazu zu bewegen im Bett zu bleiben.
 

"Aber Hyuuu~ung!", jammerte er immer wieder. "Ich bin überhaupt nicht müde und mir geht es doch schon viel besser!"
 

Und es stimmte, Ji-Yongs Temperatur hatte sich fast wieder normalisiert und auch sein ueberschwängliches Gemüt war zurückgekehrt. Doch Seung-Hyun blieb erbarmungslos.
 

"Nichts da, du warst ohnmächtig und hattest Fieber, du bleibst heute brav liegen!"

Und um dies zu gewährleisten, blieb er den gesamten Tag bei seinem Freund und versuchte ihn so gut es ging zu beschäftigen.
 

Auch die anderen gesellten sich von Zeit zu Zeit zu ihnen und ihre Gespräche waren so ausgelassen wie eh und je.

Nach dem Frühstück hatte Seung-Hyun einen weiteren Anruf bei ihrem Manager getätigt und dieser hatte ihnen allen einen weiteren Tag frei gegeben und sogar angeordnet, dass Ji-Yong sich auch in den folgenden Tagen weitestgehend schonen sollte. Ein kranker Leader war schon schlimm genug, aber ein Leader, der sich nicht auskurieren konnte, war für das Entertainment nicht haltbar und so war Ji-Yong zumindest für die Termine der nächsten Tage freigestellt.

Doch wie Seung-Hyun schon erwartet hatte, war jener davon alles andere als begeistert.
 

"So ein Quatsch, ich bin doch nicht totkrank. Und hier langweile ich mich nur zu Tode", hatte er gesagt und sein Mund zu einem sehr niedlichen Schmollen verzogen.
 

Seung-Hyun hatte nur nachsichtig gelächelt.
 

"Wir werden sehen!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück