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All I want for Christmas… is You

Skip Beat! Weihnachtsgeschichte
von

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Departure

Ren und Yashiro kamen am Folgetag pünktlich eineinhalb Stunden vor der Abflugzeit am Narita-Flughafen an. Sie checkten wie auch sonst über den VIP-Zugang ein, gaben ihr Gepäck auf und betraten anschließend den mit Milchglas blickdicht abgetrennten Wartebereich.

Zu Yashiros Überraschung waren die beiden Frauen, mit denen sie diese Reise antreten würden, auch bereits dort. Ren hingegen hatte sogar fest damit gerechnet, dass sie nicht die Ersten sein würden. Er hatte Kyoko nach ihrer Unterhaltung mit Takarada-san gestern Morgen und einem anschließenden, von seiner Seite aus nicht ganz freiwilligen, Frühstück in LMEs eigener Cafeteria L.A.-Hearts angeboten, sie und Kotonami-san auf seinem Rückweg von dem Fotoshooting, das als vorerst letzter Termin in seinem Kalender stand, abzuholen und mit zum Flughafen zu nehmen. Allerdings hatten die beiden jungen Damen sein Angebot abgelehnt.

Zum einen, da Takarada-san bereits angekündigt hatte, Sebastian damit zu beauftragen sie abzuholen und zum anderen, weil sein Terminplan in Kyokos Vorstellung nicht genug Zeit beinhaltete, um einen solchen Umweg in Kauf zu nehmen. Ren hätte dagegen gerne protestiert, aber letztendlich musste er sich eingestehen, dass sie Recht hatte. Er hätte noch einmal durch die halbe Innenstadt Tokyos fahren müssen, um sie abzuholen, und bei der geplanten Dauer des Shootings hätte das zeittechnisch durchaus knapp werden können… Bei dem Shooting lief aber Gott sei Dank alles glatt, ebenso wie bei seinen vorherigen Terminen, daher waren sie heute sehr gut im Zeitplan.

Und in der letzten Nacht hatte der Starschauspieler sogar mal etwas Schlaf bekommen. Zwar nicht so viel, wie er brauchen würde, um sein noch bestehendes Schlafdefizit auszugleichen, aber die vollen drei Stunden waren dennoch genug, um sich eine Ecke besser zu fühlen, als in den letzten beiden Tagen.
 

Ren zog sich mit der linken Hand die Basecap vom Kopf, die ihm schon einige Male ermöglicht hatte unbehelligt das Flughafengelände zu passieren, verstaute sie in dem schlichten Rucksack, den er als Handgepäck bei sich trug und ging gemeinsam mit seinem Manager nun zielstrebig auf die beiden jungen Damen zu.

Bei ihnen angekommen, wurden die üblichen Begrüßungen ausgetauscht, direkt gefolgt von angenehmem Smalltalk. Sie hatten noch einiges an Zeit, bis sie aufgerufen werden würden und das Flugzeug betreten konnten. Diese Zeit galt es nun zu überbrücken.
 


 

~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~
 

Während die Vierergruppe in ihre Gespräche vertieft war, verging die Zeit wie im Fluge. Als Ren das nächste Mal auf seine Handyuhr blickte, waren es lediglich noch vierzig Minuten bis zur geplanten Abflugzeit. Sprich in spätestens zwanzig Minuten würden sie aufgerufen werden, um das Flugzeug zu betreten. Obwohl er es die letzten Stunden bewusst verdrängt hatte, machte sich langsam aber sicher doch ein etwas mulmiges Gefühl im Magen des Einundzwanzigjährigen breit. Auch wenn sie genau genommen noch locker zehn Stunden hatten, bis er seinen Eltern in Kanada gegenüber stehen würde, stellte das Betreten des Flugzeuges dennoch einen entscheidenden Moment dar. Sobald er an Board war, gab es definitiv kein Zurück mehr… Wobei er aktuell allerdings auch nicht mehr wirklich eine Wahl hatte… Genau genommen hatte er die von Anfang an nicht gehabt, das hatte Takarada-san gestern mehr als deutlich gemacht. Er würde sich dieser Sache also stellen müssen, ob er wollte oder nicht…
 

Ren warf erneut einen flüchtigen Blick auf die Digitalanzeige seines Handys, die gerade mal eine Minute weiter gesprungen war, als er aufgrund einer Stimme in seinem Rücken überrascht herumfuhr.
 

„Ren-sama!“, rief eine quirlige Kinderstimme plötzlich und nur Sekundenbruchteile später sprang dem Starschauspieler ein kleines Bündel mit welligen langen blonden Haaren in die Arme. Sie drückte ihn einmal fest, nur um ihn direkt wieder loszulassen und das gleiche Prozedere mit einem fröhlichen „Onee-sama!“ auf den Lippen bei Kyoko zu wiederholen. Irritiert sah Ren die Neunjährige an und auch bei Kyoko, Kanae und Yashiro war ein wenig Verwirrung in den Gesichtern zu erkennen.
 

„Maria-chan? Was machst du denn hier?“, fragte Kyoko ihre kleine Schwester auch direkt, worauf das junge Mädchen sie mit vor Freude glänzenden Augen anlächelte: „Ich fliege in den Urlaub!“
 

„Allein?“, kam sofort die Gegenfrage der Siebzehnjährigen und Ren spürte bereits, wie sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube einnistete…
 

„Natürlich nicht, Mogami-kun! Ich kann meine Enkelin in ihrem Alter doch nicht alleine verreisen lassen! Wirke ich wie ein so schlechter Großvater?“, ertönte nun in dramatischem Tonfall die nur allzu vertraute Stimme von Rory Takarada hinter ihnen. Ren schloss für einen kurzen Moment innerlich fluchend seine Augen. Das konnte doch nicht wahr sein… Yashiro und Kotonami-san schienen bereits eine ähnliche Befürchtung zu haben, wie er selbst. Nur Kyoko war, ihrer Naivität sei dank, noch nicht hinter die Bedeutung dieses „zufälligen“ Treffens hier am Flughafen gekommen…
 

„Natürlich nicht, Takarada-sachou!“, antwortete sie augenblicklich mit steifer Körperhaltung, ehe sie ihre Schultern allmählich wieder entspannen ließ, „Darf ich fragen, wo Sie hinfliegen?“
 

„Ich will übermorgen meinen Papa in den USA besuchen, weil doch mein Geburtstag ist und er letztes Jahr extra nach Tokyo gekommen ist!“, klingte Maria sich nun wieder freudig ins Gespräch ein, „Und außerdem hat Kuu-sama Opa eingeladen! Ihn besuchen wir daher zuerst.“
 

Nun schien die Erkenntnis auch bei Kyoko zu sacken und Ren fragte sich für einen kurzen Moment, wie wohl ihre Reaktion ausfallen würde. Jeder normale Mensch hätte sicher genauso wenig Interesse wie er selbst, sein Manager und Kotonami-san an einem neun Stunden andauernden Flug nach Kanada in der Begleitung des Präsidenten von LME, der sogar hier am Flughafen über ein Detektiv-Cosplay noch Aufmerksamkeit auf sich zog, geschweige den auf einen mehrtägigen Urlaub in Begleitung dieses Mannes... Aber die Siebzehnjährige war nicht wie jede normale Person, was sich auch schnell wieder in ihrer Reaktion bestätigte.
 

„Dann fliegen wir ja zusammen!“, stellte Kyoko im nächsten Augenblick freudig quiekend fest. Das neunjährige Mädchen stimmte sofort in ihren Freudentanz mit ein und ehe Ren sich versah waren sie in ein Gespräch darüber vertieft, wie sie sich Kanada vorstellten, wie der Schnee dort aussehen würde und wie die Menschen in Nordamerika wohl gekleidet waren...
 

Der Einundzwanzigjährige sah kurz zu Takarada-san auf, der ihm ein amüsiertes Lächeln zeigte. Klar… wie konnte er auch annehmen, dass der Boss sich sein erstes Treffen nach über sechs Jahren mit seinen Eltern entgehen lassen würde. Selbst wenn dieses Treffen nur als Tsuruga Ren stattfand.

Seinen Vater hatte er ja letztes Jahr bereits kurzzeitig gesehen, als Kuu zur Vermarktung seines neuen Kinofilms nach Japan kam, und er hatte ihm damals sogar eine Videobotschaft für seine Mutter Hizuri Juliella mitgegeben. Genau diese stellte nun aber eine viel größere Herausforderung dar… Es war nicht so, dass er nicht darin vertraute, dass es seiner Mutter gelingen würde ihn vor den anderen als Tsuruga Ren zu betrachten und nicht als Hizuri Kuon. Auch wenn sie Hauptberuflich Model und Designerin war, hatte sie bereits in einigen Filmproduktionen ihr schauspielerisches Können bewiesen. Was ihn beunruhigte war etwas anderes…

Er war damals weggegangen, ohne sich zu verabschieden… Als Takarada-san vor ihm stand und ihm anbot, ihn mit nach Japan zu nehmen, damit er sich in diesem fernen Land ein neues Leben und seine eigene Karriere, ohne den Einfluss des Namens seiner Eltern, aufbauen konnte, hatte er keine Sekunde gezögert. Er hatte sich seinen Pass genommen und war dem damals noch größeren Mann gefolgt. Er hörte noch, wie sein Vater, der ihm Wohnzimmer gewartet hatte, nach ihnen rief, versuchte ihn umzustimmen oder zumindest noch solange zu warten, bis seine Mutter von ihrer damaligen Modeshow in Paris zurückkehren würde. Aber er konnte es nicht… Er musste weg… weg von seiner Familie, weg von diesem Haus und diesem Land, in dem es ihm einfach nicht möglich war auch nur die kleinsten positiven Erinnerungen zu schaffen. Die einzigen schönen Kindheitserinnerungen, die er hatte, waren von seinem Urlaub in Kyoto, der ehemaligen Kaiserstadt Japans. Vielleicht lag es an Rorys Argument, das Japan das Heimatland seines Vaters war, vielleicht aber auch an eben diesen Erinnerungen, dass er sich partout keinen anderen Ort für einen Neuanfang vorstellen konnte, als Japan.

Er hatte sich dafür geschämt, dass er es zuhause nicht mehr aushielt… dass er seinen Eltern schon die Jahre zuvor Unmengen an Sorgen bereitet hatte, obwohl sie sich alle Mühe mit ihm gaben und ihm soviel Liebe schenkten, wie es ihnen bei ihren vollen Terminkalendern möglich war. Und er hatte sich dafür geschämt, dass er ohne ein Wort des Abschieds gegangen war… dazu kam die Arbeit, die damit verbunden war, sich ein Leben in Japan aufzubauen. Er lernte die Sprache, die Schrift, die Höflichkeitsformen… alles was notwendig war, um vollends zu Tsuruga Ren zu werden.

Ehe er sich versah, war im Nu ein Jahr vergangen, ohne, dass er sich zuhause gemeldet hatte… und es folgte ein zweites, ein drittes… Wäre sein Vater nicht letztes Jahr nach Tokyo gekommen, hätte er sicher auch in diesem Jahr keinen weiteren Kontakt mit seinen Eltern gehabt. Und nun saß er hier, über sechs Jahre nachdem er von seinem Zuhause in Californien fort gegangen war und nicht einmal mehr zehn Stunden von einem Wiedersehen mit seinen Eltern entfernt.
 

Der Starschauspieler fuhr sich kurz mit einer Hand durch sein braun gefärbtes Haar, das er sich nach Beendigung der Dreharbeiten als Cain Heel wieder etwas kürzer geschnitten hatte. Er fühlte sich alles andere als bereit zu diesem Schritt… Wieso um Himmels Willen hatte er sich nur hierauf eingelassen??
 


 

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Fünfundzwanzig Minuten vor Abflug wurden sie schließlich aufgerufen, um das Flugzeug zu betreten. Rory Takarada hielt die Boardkarten in seinen Händen und wollte sie eigentlich nach seiner eigenen Vorstellung verteilen, allerdings machte seine Enkelin ihm prompt einen Strich durch die Rechnung… Die Neunjährige zog ihm rasch zwei Karten aus der Hand und stellte zufrieden fest, dass es die Plätze der mittleren, von drei gebuchten Reihen waren. Sie drückte ihrer „großen Schwester“ die Karte für den Fensterplatz in die Hand und führte sie dann auch schnurstracks zu dem besagten Platz im erste Klasse Abteil des Flugzeugs.

Kotonami-san, die den beiden misstrauisch gefolgt war, gab sich überraschenderweise ohne Widerspruch mit der Sitzsituation ihrer Love-Me-Kollegin ab und nahm auf dem Fensterplatz in der Reihe vor ihrer besten Freundin Platz. Takarada-san hatte den Platz hinter Kyoko in Beschlag genommen und so blieben nur noch Yashiro und Ren selbst übrig. Für einen kurzen Moment überlegte Ren sich zu Kotonami-san zu setzen, allerdings befürchtete er, dass es kein angenehmer Flug für ihn sein würde, wenn er ab und an mal einen Blick hinter sich zu Kyoko werfen würde… daher entschied er sich für die zweite Möglichkeit, auch wenn diese nicht unbedingt angenehmer ausfallen würde, und nahm neben Takarada-san Platz. Yashiro folgte der Entscheidung seines Schützlings und setzte sich, wenn auch etwas zaghaft, neben die zweite Love-Me-Praktikantin. Ren war sich nicht ganz sicher, aber er war der Meinung für einen winzigen Moment einen leichten Rosaschimmer an den Ohren seines Managers ausmachen zu können, als dieser Kotonami-san danach fragte, ob er sich neben sie setzen durfte.

Gerne hätte Ren dieses Phänomen weiter beobachtet, denn es bot ihm eine überaus seltene Gelegenheit mal etwas Material zu sammeln, um dem Blondhaarigen die Sticheleien über ihn und Kyoko, denen er regelmäßig ausgesetzt war, auf gleiche Weise heimzuzahlen… Aber dazu kam er nicht, da Takarada-san den noch allgemein im Flugzeug herrschenden Tumult und Lärm dazu nutze ihn zu diesem besonderen Thema anzusprechen.
 

„Bist du nervös?“, lautete die knappe Frage, bei der der Tonfall des Präsidenten von LME unnatürlich ernst klang.
 

„Wer wäre das nicht in meiner Situation?“, stellte Ren lediglich eine Gegenfrage, worauf Takarada-san anfing leicht zu schmunzeln.
 

„Da hast du Recht“, begann er nun wieder, „Mach dir keine Gedanken. Es wird alles gut gehen. Und vielleicht hilft dir diese Reise ja dieses andere Problem, das du seit deiner Rolle als BJ hast, zu lösen.“
 

„Vielleicht…“, erwiderte Ren wenig überzeugt. Er konnte sich aktuell nicht wirklich vorstellen, dass ihm ein Treffen mit seinen Eltern dabei helfen würde die Wesenszüge von „Kuon“, die während der Dreharbeiten als Cain Heel freigebrochen waren, wieder in seinem Innen, bzw. hinter der Persönlichkeit von Tsuruga Ren, zu verschließen… wahrscheinlicher war da viel eher das Gegenteil…

Ren lehnte seinen Kopf zurück und lauschte etwas der angeregten Unterhaltung zwischen Maria und Kyoko in der Sitzreihe vor sich, in die auch Kotonami-san und Yashiro immer wieder miteinbezogen wurden. Wie gerne würde er jetzt einfach die Augen schließen und die nächsten Stunden über schlafen… Aber er wollte nicht riskieren hier im Flugzeug vor all diesen Leuten einem seiner Alpträume aus den letzten Wochen ausgesetzt zu sein. Also würde er wohl wach bleiben müssen…
 


 

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„Papa hat Opa schon vor ein paar Wochen gefragt, ob wir dieses Jahr wieder eine ‚Greatful’-Party machen, weil er sein Flugticket buchen wollte. Aber Opa hat ihm geantwortet, dass bisher noch nichts dazu mit uns abgesprochen ist. Ich bin froh darüber, denn ohne dich und Ren-sama hätte die Feier keinen Spaß gemacht“, erzählte Maria, während sie und Kyoko gemeinsam an zwei kleinen Puppen bastelten. Das Flugzeug war mit knapp zehn Minuten Verspätung gestartet und hatte inzwischen längst seine Flughöhe erreicht.
 

„Tut mir leid, Maria-chan. Aber ich hätte das Angebot ganz bestimmt nicht angenommen, wenn wir schon mit den Vorbereitungen für die Feier begonnen hätten!“
 

„Ich weiß“, antwortete die Neunjährige mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen, „Aber so ist es besser. Opa meinte, dass du und auch Ren-sama dringend mal etwas Urlaub gebrauchen könntet. Und ich kann so meinen Papa in den USA besuchen! Er hat mir neulich Bilder von seiner Wohnung geschickt. Sie ist richtig schön! Man kann über die ganze Stadt schaun! Und vor seinem Haus ist auf der anderen Seite ein riiiiesiger Park, in dem man spazieren gehen und spielen kann!“
 

Kyoko beobachtete mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen, wie das junge Mädchen von dieser Reise und dem Treffen mit ihrem Vater schwärmte. Sie hatte schon befürchtet, dass Maria es ihnen übel nehmen würde, dass sie über ihren Geburtstag verreisten… Sie hatte darauf auch Takarada-san am gestrigen Tag angesprochen, aber dieser hatte ihr versichert, dass das kein Problem sei und in dem Gespräch bereits angedeutet, dass er und seine Enkelin auch bereits Pläne für die Feiertage hatten. Wie genau diese aussahen, hatte sie allerdings erst heute erfahren.

Während die Siebzehnjährige dem blonden Mädchen weiterhin zuhörte, setzte sie die letzten perfektionierenden Stiche an der kleinen Tsuruga-Ren-Puppe, um die Maria sie gebeten hatte. Sie trug das Outfit, dass der richtige Tsuruga Ren letztes Jahr auf ihrer Feier am 24.12. getragen hatte. Weil es so ein besonderer Tag war, hatte sich das junge Mädchen diese Puppe als diesjähriges Geburtstagsgeschenk gewünscht. Bei sämtlichen Farb- und Stoffwahlen hatte Kyoko sie miteinbezogen, damit ihr die Puppe auch sicher gefiel. Nun war sie endgültig fertig. Bis Maria sie bekommen würde, würde es aber noch dauern. Man konnte ein Geburtstagsgeschenk schließlich nicht schon vor dem Geburtstag übergeben.
 

Als Kyoko einen Blick nach vorne warf, stellte sie fest, dass ihre beste Freundin Kotonami Kanae ein Kissen zwischen ihren Kopf und die Außenwand des Flugzeuges geklemmt hatte und augenscheinlich schlief. Yashiro hingegen hatte den Tisch vom vorderen Sitz hinunter geklappt und einige Zettel, sowie den Terminkalender seines Schützlings vor sich ausgebreitet. Er hatte zwar einiges an Arbeit an das drei-Personen-Team, das Takarada-san extra für die Reorganisierung von Rens Terminen zusammengestellt hatte, übergeben, aber was die Grundstrukturierung des Terminplans anging, die wollte er lieber selbst machen. Immerhin ging es nicht nur darum einfach neue Termine abzusprechen… sondern diese auch mit den Terminen einer gewissen anderen Person abzustimmen, damit zumindest gelegentlich Treffen zum Mittagessen in LME oder private Abendessen bei seinem Schützling zuhause möglich waren.

Sobald er genau das erledigt hatte, würde er dem Team seine Grundstruktur per E-Mail zuschicken und die Kollegen konnten dann die genauen Terminabsprachen mit den Produzenten und Unternehmen durchführen, um die von ihm vorbereiteten Lücken zu schließen.
 

Kyoko und Maria setzten ihre kleine Bastelstunde noch etwa eine halbe Stunde fort, ehe der Siebzehnjährigen auffiel, wie die Augen ihrer jungen Sitznachbarin immer schwerer wurden. Sie legte ihre Nähutensilien auf ihrem Schoß ab, ehe sie das junge Mädchen ansprach:

„Bist du müde, Maria-chan?“
 

Maria sah etwas beschämt zu ihrer selbsternannten großen Schwester auf und ließ ihre Schultern dabei etwas hängen.
 

„Ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen… Ich weiß, dass Opa mich extra mehrmals gefragt hat, ob das Fliegen mit dem Flugzeug in Ordnung ist und ich will es ja auch, aber…“, die Kleine stockte und begann nebenher mit ihren Händen nervös an dem Rock ihres hellblauen Winterkleides zu spielen. Kyoko legte ihr darauf beruhigend eine Hand auf den Kopf und begann liebevoll durch das lange blonde Haar des Mädchens zu streicheln.
 

„Du hattest Angst, wegen dem Unfall deiner Mutter, nicht wahr, Maria-chan? Das ist okay. Ich habe auch etwas Angst. Aber uns passiert nichts und du wirst in zwei Tagen gesund und munter deinem Papa gegenüberstehen! Schließlich ist das genau das, wofür du die ganze letzte Nacht gebetet hast, nicht wahr?“
 

Dem jungen Mädchen schlich sich ein scheues Lächeln auf die Lippen. In solchen Situationen zeigte sich immer wieder, warum sie Kyoko als ihre Onee-sama betrachtete. Niemand hatte sie bisher so gut verstanden, wie sie. Selbst ihr Opa, Ren-sama und auch ihr eigener Papa nicht. Aber Kyoko wusste immer genau was sie dachte und sie schaffte es alleine durch das Ansprechen ihrer Sorgen bereits, diese beiseite zu fegen.

Kyoko beobachtete aufmerksam das Mimikspiel des blonden Mädchens und begann schließlich zufrieden zu lächeln. Sie nahm der Neunjährigen nun gezielt das Nähmaterial aus der Hand, mit dem sich Maria an ihrer ersten eigenen Puppe versuchte.
 

„Moko-san und dein Opa schlafen schon eine ganze Weile und selbst Yashiro-san hat sich eben noch ein Kissen und eine Decke geben lassen. Also lass uns jetzt auch erstmal ein bisschen schlafen, Maria-chan!“, schlug die Siebzehnjährige vor. Unerwarteter weise erhielt sie allerdings lediglich ein Kichern von dem jungen Mädchen neben sich als Antwort.
 

„Aber du bist doch gar nicht müde, Onee-sama! Ich kann auch alleine schlafen. Und ich weiß etwas, damit dir nicht langweilig wird, weil wir uns nicht mehr unterhalten können!“, mit diesen Worten stand die Neunjährige von ihrem Sitzplatz auf und griff nach ihrer kleinen, schwarz-weißen Handtasche in Form eines Pandakopfes, die sie neben sich auf der Sitzfläche abgestellt hatte. Kyoko beobachtete etwas irritiert, wie ihre kleine Freundin in Richtung der Sitzreihen hinter ihnen verschwand. Es stimmte zwar, dass sie nicht müde war, genau genommen war sie innerlich zu aufgedreht und zu sehr voller Vorfreude, um auch nur ansatzweise an Schlaf zu denken, aber es stellte doch trotzdem kein Problem dar, es sich mit Maria-chan etwas gemütlich zu machen…

Die Siebzehnjährige richtete sich neugierig darauf zu erfahren, wie diese Idee von Maria wohl aussah, in ihrem Sitz auf und spähte zwischen den beiden Sitzlehnen hindurch zu der Sitzreihe hinter sich. Maria stand mit ihrem Täschchen in den Händen vor Tsuruga Ren und wartete geduldig, bis dieser von dem Handy in seiner rechten Hand zu ihr aufsah.
 

„Ren-sama, können wir die Plätze tauschen?“, kam prompt die Frage, ohne das Ren eine Chance hatte zuvor etwas zu dem Mädchen zu sagen. Überrascht sah er sie einen Moment an und ließ seine Augen anschließend für einen Sekundenbruchteil zu der angehenden Schauspielerin wandern, die durch die Sitzlehnen hindurch zu ihm sah. Er meinte während diesem kurzen Augenblick sogar einen leicht rötlichen Schimmer auf den Wangen der Rothaarigen ausmachen zu können, tat diesen Gedanken aber eilig als Wunschdenken ab. Wieso sollte Kyoko auf diese Weise reagieren, bloß weil ihm gerade von Maria der Sitzplatz neben ihr angeboten wurde?
 

Ren wandte sich schnell wieder dem jungen Mädchen zu und nickte einverstanden: „Natürlich können wir das.“
 

Der über ein Meter neunzig große Mann richtete sich zu seiner vollen Größe auf und trat so auf den Gang hinaus, dass Maria problemlos an ihm vorbeischlüpfen konnte. Die Neunjährige sprang direkt auf die warme Sitzfläche, auf der ihr Lieblinsschauspieler zuvor gesessen hatte, legte ihre Handtasche ordentlich neben sich ab und klappte die Armlehne zum Nachbarsitz ihres Opas nach oben.

Ren hatte inzwischen ein Kissen und eine dünne Wolldecke hervorgeholt, die vor etwa einer halben Stunde durch die Stewardessen verteilt wurden. Er reichte Maria das Kissen, die sich damit direkt auf den Schoß ihres Opas kuschelte. Der Starschauspieler deckte die Neunjährige liebevoll zu und schmunzelte leicht, als er bereits ihre Augen zufallen sah. Ganz sachte zog er dem jungen Mädchen noch ihre blau-silbernen Ballerinas von den Füßen, ehe er sich daran machte seinen neuen Platz einzunehmen.
 


 

Fortsetzung folgt...
 

Heyho :)
 

Ich hoffe euch gefällt das zweite Kapitel dieser Weihnachtsfanfiction (auch wenn längst nicht mehr Weihnachten ist). Ich habe am 27.01. endlich mein Diplom erhalten und bin jetzt seit dem 01.02.12 im Arbeitsleben angelangt. ^^

Aktuell ist es teilweise noch etwas stressig, da es noch viel aus der Praxis heraus zu lernen gibt, aber ich hoffe, dass ich bald wieder deutlich mehr Luft habe und zeitiger weiterschreiben kann.
 

Vielen Dank für die Kommentare zum ersten Kapitel! Ich würde mich freuen, auch zu diesem Kapi einige Feedbacks zu lesen. :)
 

Liebe Grüße

Kuon



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kyoko-Hizuri
2012-04-24T13:14:23+00:00 24.04.2012 15:14
ein schönes Kap^^
bin mal gespannt was zwischen den beiden (Ren und Kyoko) noch passiert, während des Flugs
hoffe ein baldiges erscheinen des nächsten Kap *grins*
Kyo-hizu


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